Eine Ausbeutungstrategie, genannt "Gesundheits"-reform

Begonnen von Klassenkampf, 08:15:13 Mi. 29.März 2006

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Klassenkampf

Für Viele schon jetzt schwer finanzierbar, stehen sie nun vor einer ungewissen, angsterfüllten Zukunft:

ZitatUnion und SPD wollen offenbar die Praxisgebühr erhöhen. Einem Zeitungsbericht zufolge ist im Gespräch, die Gebühr ab nächstes Jahr von zenn auf 20 Euro zu erhöhen. Auch die Zuzahlung bei Medikamenten solle steigen, der Mindestbetrag von fünf auf zehn Euro und der Höchstbetrag auf 20 Euro. Führende Politiker von Union und SPD kommen am Abend zusammen, um über die Gesundheitsreform zu beraten. Die Koalition will sich bis zum Sommer einigen.

Entschwoben sind sie schon lange, derzeit verlassen sie den Erdorbit: Keine Hemmungen mehr, Mehrwertsteuererhöhung hier, Sozialleistungskürzung dort, nebenher Zuzahlungsgrenzen erhöht - fehlt nur noch die Privatrentenpflicht, daran wird gearbeitet.

Vielen ist es heute schon Bange, wenn sie krank werden und plötzlich eine gesalzene "Rechnung" erhalten; chronisch Kranke sind schon gar nicht mehr überrascht, sie wissen ob ihrer Finanznot in Sachen Gesundheit.

Zudem: Sicher darf man sich sein, daß die jährliche Zuzahlungsgrenze von zwei Prozent (ein Prozent bei schwerer chronischer Erkrankung, festzustellen vom Medizinischen Dienst der Krankenkassen) nach Oben geschraubt wird. Hätte doch sonst die Erhöhung der Zuzahlungen und der Praxisgebühr nur mäßig Sinn.

Die kurzzeitige Erfahrung zeigt: Chronisch Kranke, die Arbeitlosengeld II beziehen, erreichen in der Regel die jährliche Zuzahlungsgrenze, gleichgültig ob ein oder zwei Prozent. Für das verbleibende Restjahr werden sie beitragsfrei gestellt: So würden also bei erhöhter Zuzahlung, diese Gesellschaftsschicht noch schneller in Beitragsbefreiung rutschen.
Man darf davon ausgehen, daß dies nicht das Ziel des Vorhabens ist, weswegen man durchaus mit der nächsten Hiobsbotschaft rechnen muß.

Der Verfasser dieser Zeilen, chronisch krank, kann sich nur schwer mit dieser Art der Ausbeutung anfreunden, um nicht darzulegen, daß er schier cholerisch darauf reagiert. Schon jetzt muß er sich daher damit anfreunden, seine wirkungsvollen Medikamente abzusetzen: Es erzürnt, mehr aber dem verletzten Gerechtigkeitsgefühl wegen, als den eintretenden Schmerzen. Und vom Pessimismus des Augenblicks geleitet: Möge ich doch vor die Hunde gehen, was kümmerts mich...

Quelle
,,Diese Verhältnisse sind nicht die von Individuum zu Individuum, sondern die von Arbeiter zu Kapitalist... Streicht diese Verhältnisse, und ihr habt die ganze Gesellschaft aufgehoben."
--- Karl Marx, "Das Elend der Philosophie" ---

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