Siemens: Nirgends sicher

Begonnen von Sparky, 22:01:07 Mi. 29.Januar 2003

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Sparky

Leute von Siemens fühlten sich mal als Elite der Facharbeiter in Town.

Aber nicht nur anderswo geht´s Leuten an den Kragen. Teile des Betriebs wurden unlängst mitsamt Personal ausgegliedert und es kommt auch mal vor daß Siemens-Leute an andere Betriebe ausgeliehen werden. Dann sind sie immerhin die Elite der Leiharbeiter.

Aktive Gewerkschafterin wegen ihres Engagements fristlos gekündigt
Seit mehr als einem Jahr wehrt sich die Siemens-Belegschaft in München gegen Personalreduzierung und Entlassungen. Der Konzern will den Widerstand brechen. Deshalb ist jetzt der aktiven Gewerkschafterin Inken Wanzek fristlos gekündigt worden.
Im Jahr 2002 hat der Siemens Konzern beschlossen, 23.000 Arbeitsplätze in seiner Kommunikationssparte für Festnetze (Information and Communication Networks - ICN) zu streichen. Die weltweit verteilte ICN-Belegschaft soll von 57.000 auf 34.000 Beschäftigte reduziert werden. Allein in der Zentrale in München sollte von den 7.300 Beschäftigten fast jeder Dritte seinen Job verlieren; 2.300 Arbeitsplätze sollten innerhalb von sechs Wochen gestrichen werden.

Durch die heftige Gegenwehr von Beschäftigten, Betriebsrat und Gewerkschaft IG Metall wurde der (für die Sommerferienzeit) geplante "Blitz"-Personalabbau verhindert und ein Kompromiss erreicht. Der "Arbeitnehmeraufstand bei Siemens" (DER SPIEGEL) verhinderte 1.200 Kündigungen.

Der Widerstand hält bis heute an. Nahezu alle Gekündigten klagen vor dem Arbeitsgericht gegen ihre Kündigung. Mit Erfolg. Siemens wurde verpflichtet, die Gekündigten weiterzubeschäftigen.

Im November 2002 gründeten Mitarbeiter ein Mitarbeiternetz NCI (Network, Communication, Initiative), um sich gemeinsam gegen den Stellenabbau zu wehren und um ihre Rechte zu kämpfen. Dieses Mitarbeiternetzwerk gab und gibt dem Widerstand den langen Atem. Das Unternehmen separiert die Gekündigten zwar in eigenen Bereichen und Gebäuden, die Betroffenen aber bewahren ihre Solidarität und Nähe zum Betriebsgeschehen durch ihr lebendiges Leben im Mitarbeiternetz (Internet), das voll von Betriebsrat und IG Metall unterstützt wird.

Inken Wanzek ist Mitinitiatorin dieses Mitarbeiternetzwerkes und engagiertes Mitglied der Gewerkschaft IG Metall. Mit der Kündigung von Inken Wanzek will Siemens ein Exempel statuieren. Die Mitarbeiter sollen eingeschüchtert und vereinzelt, der Widerstand soll gebrochen werden. Die Kündigung von Inken Wanzek ist ein Angriff auf das Grundrecht auf gewerkschaftliche Betätigung und auf die im Grundgesetz verankerte Meinungsfreiheit. Siemens muss die Kündigung zurücknehmen!


ZitatDemo: Übergabe der Kündigungsschutzklage
Ca. 200 Leute versammelten sich vor dem Münchner Arbeitsgericht, um ihre Kollegin Inken Wanzek bei der Übergabe Ihrer Kündigungsschutzklage gegen die fristlose Kündigung durch Siemens zu unterstützen. Die KollegenInnen, die meisten aus dem Mitarbeiternetz NCI, hielten demonstrativ die Plakate der Abendzeitung hoch mit der Schlagzeile: "Raue Sitten bei Siemens - Wegen E-Mail fristlos gekündigt". Die Demonstration war vom Mitarbeiternetzwerk NCI veranstaltet worden, um die Solidarität mit Inken Wanzek auszudrücken.

Die gemeinsame Übergabe von Kündigungsschutzklagen hat schon Tradition im NCI. Im Januar 2002 wurden die Kündigungsschutzklage von ca. 200 Siemens Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Standorts Hofmannstraße gemeinsam vor dem Münchner Arbeitsgericht übergeben, im Sommer 2003, dann die der zweiten Kündigungswelle am gleichen Standort. Und heute am 11.11.03, dem Jahrestag der Gründung des Mitarbeiternetzwerks NCI, folgte die fristlose von Inken Wanzek, die dieses Netzwerk mitbegründet hat und sich mit großem Einsatz für ihre vom Stellenabbau bedrohten Kolleginnen und Kollegen engagiert.

Erster Redner war Leo Mayer, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender am Standort Siemens München Hofmannstraße, der in seiner Funktion als Vertrauenskörperleiter der IG Metall dieses Standort sprach. Er forderte in seiner Rede mehrfach, dass diese Kündigung von Inken zurückgenommen wird, da sie gegen das Recht auf freie Meinungsäußerung und freie gewerkschaftliche Tätigkeit verstößt. Inken selbst ist in der Vertrauenskörperleitung des Siemensstandorts München Martinstraße/Grillparzerstraße/Airport.

Danach sprach Inken selbst, um ihren Kolleginnen und Kollegen, den Kündigungsgrund bekannt zu geben. In ihrer Rede äußerte sie schwere Bedenken darüber, dass es nicht (mehr) möglich sei, Beiträge und Newsletter namentlich zu unterzeichnen, da ansonsten Repressalien durch Siemens zu befürchten sind. Ihre Kündigung ist ein anschauliches Beispiel dafür. Inken sagte: "Ich werde auch jetzt nicht schweigen, auch nicht unter der Drohung der Existenzvernichtung".

Anschließend sprach ihr Anwalt Rüdiger Helm und äußerte ebenfalls Bedenken gegen den Versuch von Siemens auf diese Weise Meinungsfreiheit und gewerkschaftliche Täigkeit zu unterdrücken. Die Kündigung richte sich gegen Inken, weil Siemens hoffe, auf durch Beseitigung vermeintlicher "Rädelsführer" das Mitarbeiternetz NCI zu zerschlagen. Er wies darauf hin, dass die Email, die dieser Kündigung zugrunde liegt von ihr nicht unterzeichnet ist.

Anschließend wurde von einem Betriebsrat von Siemens Fujitsu die Solidaritätserklärungen vom Mitarbeiternetz MAN Salzgitter und einer Betriebsratsfraktion von PSE Wien vorgelesen. "Auch vor den Werkstoren von Siemens Perlach" macht die Solidarität nicht halt", sagte er in einer engagierten Rede.

Auch die indische Gewerkschaft sprach ihre Solidarität mit Inken Wanzek aus.

ManOfConstantSorrow

Siemens-Azubis protestieren gegen Ausbildungspolitik des Konzerns

Hamburg (dpa/lno) - Mehrere hundert Siemens-Auszubildende haben am Donnerstag in Hamburg gegen die Ausbildungspolitik des Elektrokonzerns protestiert. Delegationen aus ganz Deutschland demonstrierten nach Angaben der IG Metall Küste vor dem Hamburger Standort gegen Pläne des Konzerns, seine Ausbildung in Deutschland auf wenige Standorte konzentrieren zu wollen. Die Situation in einigen norddeutschen Standorten würde sich dramatisch verschlechtern, warnte ein Sprecher der IG Metall.

dpa/regioline vom 18.03.2004
Arbeitsscheu und chronisch schlecht gelaunt!

ManOfConstantSorrow

Laut IG Metall mehr als 10 000 Siemens-Arbeitsplätze bedroht

München (dpa) - Bei Siemens sind nach Angaben der IG Metall mehr als 10 000 Arbeitsplätze in Deutschland akut von einer Verlagerung ins Ausland bedroht. Neben der Mobilfunk-Sparte ICM seien auch die Automatisierungstechnik, die Energieübertragung, die Verkehrstechnik und die Festnetz-Sparte ICN betroffen, teilte die Gewerkschaft mit. Dies gehe aus Siemens-Planungen hervor, die den Betriebsräten in den vergangenen Wochen vorgestellt worden seien.

dpa/online vom 22.03.2004
Arbeitsscheu und chronisch schlecht gelaunt!

ManOfConstantSorrow

ZitatOriginal von kn-online

IG Metall wirft Siemens Missbrauch von Steuergeldern vor
Berlin (dpa) - Im Streit um den Stellenabbau bei Siemens hat die IG Metall dem Unternehmen einem Zeitungsbericht zufolge den Missbrauch von Steuergeldern vorgeworfen.

IG-Metall-Vizechef Berthold Huber kritisierte in der Tageszeitung "Die Welt", dass Siemens jetzt Tausende Arbeitsplätze ins Ausland verlagern wolle, obwohl das Unternehmen seit Jahren mit Steuergeldern gefördert werde.

"Uns ist bekannt, dass Standorte von Siemens seit 1991 mit Steuermitteln des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert werden, Laufzeit bis 2006. Bei einer Verlagerung nach Ungarn fließen wieder Steuergelder: 25 bis 37 Prozent der gesamten Investitionskosten, weil dem Land dafür EU-Fördermittel zur Verfügung stehen", sagte Huber. Der ungarische Staat zahle Siemens 30 Prozent davon direkt und stelle das Unternehmen bis 2011 steuerfrei.

"Der Gipfel ist, dass Siemens die Kosten der Verlagerung auch noch als betriebliche Aufwendung abschreiben könnte. Das bedeutet, dass die Arbeitnehmer mit ihren eigenen Steuermitteln die Verlagerung von Arbeitsplätzen finanzieren. Auch wenn das juristisch alles korrekt sein mag: Ich nenne das Missbrauch von Steuergeldern", betonte der Gewerkschafter.

Huber betonte, dass die IG Metall sinnvolle Auslandsengagements bei Siemens begrüße. Einen Stellenabbau wie aktuell in Bocholt und Kamp-Lintfort angedroht, lehne die Gewerkschaft aber ab.

dpa/ecoline vom 26.03.2004

Das Staatssäckel ist ist leer heißt es. Zumindest wenn es um Soziales geht.
Großbetriebe brauchen dank der Steuerreformen (BILD:"Steuern runter - macht Deutschland munter!") praktisch keine Steuern zu zahlen. Während die Armen jetzt noch beim Arztbesuch zahlen müssen ist genug Geld in der  Staatskasse um es Betrieben wie Siemens reinzuschieben.
Arbeitsscheu und chronisch schlecht gelaunt!

knarf

SIEMENS

Mehr arbeiten für das gleiche Geld

Siemens-Chef Heinrich von Pierer lässt in der Gehaltsfrage nicht locker. Den Abbau von rund 5000 Arbeitsplätze will er nur dann in Frage stellen, wenn Teile der Belegschaft in Deutschland auf Gehalt verzichten.

ManOfConstantSorrow

ZitatOriginal von spiegel-online

BETRIEBSRAT-HORRORVISION

Erlangen - Aktuell sind aus Sicht der IG Metall über 10.000 Stellen von der Verlagerung ins Ausland bedroht. Der Konzern selbst hat diese Rechnung stets bestritten und spricht von etwa 5000 bedrohten Jobs bei der eigentlichen Siemens AG. Durch Konzessionen etwa bei der Arbeitszeit ließe sich aber die Hälfte davon retten, so die offizielle Sicht.

Nun legt der Gesamtbetriebsrat nach - und präsentiert eine erstaunliche Zahl. In einem Positionspapier, dass die Betriebsräte in Erlangen verabschiedeten, heißt es: Durch die Verlagerung in Niedriglohnländer seien bei Siemens insgesamt 74.000 der knapp 170.000 deutschen Stellen in Gefahr. Mehr noch: Auch dies sei nur der Anfang. "In letzter Konsequenz wird der Standort Deutschland komplett in Frage gestellt."

Es ist wirklich an der Zeit, daß wir beginnen ein schwieriges Problem zu diskutieren. Wir werden zunehmend international gegeneinander ausgespielt.

Wir müssen uns einiges überlegen, wenn es mit Blick nach Osten heißt: "Die nehmen uns die Jobs weg!" oder "die kommen als Lohndrücker her!" Diese Stimmen werden bereits lauter. Diese Argumentation ist gefährlich und wenn sie sich durchsetzt, haben die Konzerne gewonnen. Grenzüberschreitende Kontakte und Aktionen wären eine angemessene Antwort. Nur leichter gesagt als getan.

Vielleicht sollte man zu dem Thema einen neuen Thread eröffnen.
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