Der Pharmamarkt zum Bazar verkommen

Begonnen von ManOfConstantSorrow, 02:03:35 Mo. 12.Juni 2006

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ManOfConstantSorrow

Nachdem der Pharmakonzern Merck im Kampf um die Übernahme von Schering das Rennen gegen Bayer verloren hatte, kauft er große Mengen Schering-Aktien auf. Bayer hat bisher 40,19 Prozent erworben, strebt jedoch 75 Prozent an. Merck besitzt 10,1 Prozent. Es ist bisher unklar, ob Merck die Übernahme von Bayer torpedieren will oder danach strebt, den Preis für die Schering-Aktien in die Höhe zu treiben, um seinem Konkurrenten Bayer zu schaden und selber Kasse zu machen.
Arbeitsscheu und chronisch schlecht gelaunt!

ManOfConstantSorrow

ZitatMerck versucht, Bayers Übernahmepläne für den Berliner Pharmakonzern Schering zu durchkreuzen. Ein Gefecht um die frei gehandelten Anteile ist entbrannt. Die Schering-Mitarbeiter befürchten nun, die Leidtragenden dieser Entwicklung zu sein.

http://www.handelsblatt.com/pshb?fn=tt&sfn=go&id=1255990
Arbeitsscheu und chronisch schlecht gelaunt!

scalpell

Die Pharma-Lobby

 Der Mut zur Überdosis Macht Gruppen zur Interessensvertretung jenseits der Institutionen der demokratischen Republik gibt es in allen Schattierungen. Greenpeace etwa formiert eine Umweltlobby, die zu ihren besten Tagen Großkonzerne zum Erzittern brachte. Die Lobbies der Erdöl- und der Rüstungsindustrie dagegen bringen regelmäßig uns alle zum Erzittern, wenn sie wieder einmal am Steuerrad der Weltpolitik drehen, um ihre Rohstoffquellen abzusichern oder für Nachschubbedarf an ihren teuren Zerstörungsmaschinen zu sorgen.

Allen ist gemeinsam, dass sie ihr Repertoire erweitert haben. Neben der intransparenten direkten Einflussnahme auf Politik und wirtschaftliche Rahmenbedingungen gehört die Steuerung der öffentlichen Meinung in der Informationsgesellschaft zu den zentralen Werkzeugen der großen Lobbies. Die Pharma-Industrie hat diese Lektionen gut verarbeitet und führt den Krieg um die Köpfe mit der Schlagkraft einer modernen Armee und allen Tricks zur Manipulation der Öffentlichkeit, die Geheimdienste seit Jahrhunderten entwickelt haben. Auch noch nach dem Ende des Industriezeitalters mit seinem mechanistischen Weltbild von den Körperfunktionen, mitten in der Informationsgesellschaft mit ihrem gesicherten Wissen über die Komplexität des menschlichen Organismus gelingt es ihr scheinbar mühelos, den Menschen der reichen Staaten chemische Rezepturen nun halt gentechnisch verfeinert als Lösung ihrer Gesundheitsprobleme anzudrehen und dabei auch noch zu den profitabelsten Industriesparten zu gehören. Ein Kunststück, das zu näheren Betrachtungen herausfordert.

Der Preis des Fortschrittes Mit der massiven Einflussnahme auf Denken und Handeln der Medizinerzunft hat die chemische Industrie in rund einem Jahrhundert fast alle anderen Forschungsrichtungen und Denkansätze in der medizinischen Forschung an den Rand gedrängt. Da mag die Psycho-Neuro-Immunologie noch so eindrucksvoll belegen, wie stark die psychische Verfassung das Immunsystem und damit die Prozesse der Erkrankung und Gesundung steuert, da mag die Epidemiologie noch so genau nachvollziehbar machen, wie sehr Lebensbedingungen über Gesundheit oder Krankheit entscheiden, der gesamte Medizinbetrieb bleibt in seinem röhrenförmigen Denken und den ritualisierten Handlungen verhaftet: Einer "Diagnose" genannten mechanischen Zuordnung von Beschwerden zu ein, zwei Körperfunktionen folgt eine "Therapie" genannte Verabreichung von ebenso vielen Chemikalien. Ein teures Ritual: In Deutschland sind die jährlichen Ausgaben der Krankenkassen für Arzneimittel heute mit 23 Milliarden Euro mehr als doppelt so hoch wie noch im Jahr 1990. Schon seit einigen Jahren wird für die Chemiecocktails gegen Krankheiten und Risikofaktoren mehr ausgegeben als für alle 120.000 niedergelassenen Ärzte zusammen - ein Missverhältnis, dass alleine schon als Impuls für eine Totalreform ausreichen müsste.

Schuld an den explosionsartig steigenden Arzneikosten sind nicht noch mehr ärztliche Verordnungen - die lassen sich angesichts der Tatsache, dass ein 65jähriger Bürger heute durchschnittlich täglich sechs Arzneimittel schluckt, kaum vermehren. Die enormen Kostensteigerungen - alleine von 2001 auf 2002 waren es 11,2 Prozent - entstehen ausschließlich durch den Ersatz vorhandener durch immer teurere neue Präparate, die von den Konzernen auf den Markt gepusht werden - angeblich zum Nutzen der Patienten. Arnold Relman und Marcia Angell, zwei ehemalige Chefredakteur des "New England Journal of Medicine", haben die Behauptung überprüft und die Neuerungen gründlich analysiert.

Das ernüchternde Ergebnis: Nur 15 Prozent der seit 1990 neu zugelassenen 1000 Präparate enthalten Wirkstoffe, die den Patienten tatsächlich nachweisbar mehr nützen als ihre Vorgänger. Der Fortschritt der überwiegend auf Arzneitherapie reduzierten Medizin ist in der Tat insgesamt bescheiden: bis heute ist gegen die großen Killer Herztod und Krebs ebenso kein Kraut gewachsen wie gegen den großen Quälgeist Rheuma, und das rasche Ansteigen der Allergien, Demenzen und Stoffwechselkrankheiten wird schlicht ratlos beobachtet und mit einer Fülle von wenig wirksamen Mitteln zur Symptomlinderung begleitet. Und dennoch gelingt es der Arzneimittelindustrie, den gegenteiligen Eindruck nachhaltig zu erwecken.

 Mit einem gut ausgefeilten Repertoire an Steuerungsmaßnahmen hämmern die Marketingstrategen in den Konzernen erfolgreich das Bild vom wachsenden Segen der immer teureren Arzneien in die Köpfe der Arzte und Bürger. Medizin für Aktionäre Es beginnt bei der Entscheidung, wonach überhaupt geforscht wird, und endet bei der Entscheidung, wer über die Veröffentlichung der Forschungsergebnisse entscheidet. Bei der Entscheidung nach der Forschungsrichtung spielt die Industrie die Hauptrolle - nur noch weniger als zehn Prozent der Forschungsmittel werden in den nach Rückgang des staatlichen Einflusses lechzenden OECD-Staaten öffentlich bereitgestellt.

Ursachenforschung findet so praktisch nicht mehr statt. Und auch bei der Auswahl der Krankheiten, zu denen Arzneien gefunden werden sollen, ist der Handlungsspielraum der Pharma-Manager begrenzt: Nur "Blockbuster" - Top-Bestseller, die während der Patentzeit sündteuer einem möglichst breiten Publikum verkauft werden können - sorgen für die für die eigene Existenzsicherung nötigen Aktienkurse. Seltenere Erkrankungen scheiden da wegen der begrenzten Absatzmöglichkeiten ebenso aus wie solche, die überwiegend mittellose Menschen befallen - mit ein Grund, warum Malaria bis heute nicht wirksam behandelt werden kann. Wenn der Wert eines Weltkonzern am Erfolg eines einzigen Produktes hängt - Bayers Absturz nach der "Lipobay"-Affäre zeigt das - dann ist jedes Forscherwort zu diesem Produkt bedeutsam. Deshalb wird es auf die Goldwaage gelegt. Die Top-Wissenschaftler aller Staaten in den Gebieten Biotechnologie, Pharmakologie und Medizin stehen fast ausnahmslos auf der Payroll der Pharma- Riesen. Ohne deren Forschungsgelder und Einfluss geht überhaupt nichts mehr in der Medizinfor- schung.

Die Dimensionen hat Mitte September 2001 ein gemeinsames Editorial der Herausgeber von zwölf der weltweit angesehensten Medizinjournale deutlich gemacht, Darin wird in eindringlichen Worten ein Trend beschrieben, der die unabhängige Forschung an den Rand des Abgrunds zu bringen droht. Immer häufiger seien die Leiter von Studien nur noch bezahlte Strohmänner, heißt es hier sinngemäß, die sich einkaufen lassen, um einer von den Herstellern durchgeführten Untersuchung den Anschein wissenschaftlicher Seriosität und Unabhängigkeit zu verleihen. "Sie selbst haben dabei keinerlei Einfluss auf das Design der Studie, keinen Zugang zu den Rohdaten und nur geringe Möglichkeiten, die Ergebnisse selbst zu interpretieren", schreiben die versammelten Chefredakteure und Herausgeber. "Für Wissenschaftler, die sich selbst respektieren, sind diese Bedingungen ein Schlag ins Gesicht, Trotzdem machen sie es, weil sie wissen, dass der Sponsor der Studie spielend jemand anderen findet, der dazu bereit wäre." Große Geschenke erhalten die Freundschaft An der Angel der Pharmaindustrie hängen jedoch nicht nur die direkt von ihr beauftragten For- scher. In Wahrheit ist Marketing, die Erforschung der Märkte, das eigentliche Kerngeschäft der Pharmabranche. Gut ein Drittel aller Erlöse werden dafür eingesetzt, dem gesamten Medizinbetrieb einen prägenden Stempel aufzudrücken

Nahezu jeder Mediziner wird vom Studium bis zum Ruhestand heftigst umworben. Ein Autor der Zeitschrift der Amerikanischen Ärztevereinigung hat berechnet, dass durchschnittlich für einen einzigen Arzt pro Jahr 10.000 Euro aufgewendet werden, um sein Verschreibungsverhalten zu beeinflussen. 15.000 Pharmareferenten sorgen alleine in Deutschland dafür, dass ein Durchschnittsmediziner 170mal pro Jahr besucht und mit Informationen über die Vorteile der tollsten Neuheiten bearbeitet wird - das ist weit mehr, als ein gewöhnlicher Vertriebsapparat in jeder andern Branche. "Begleitforschung" nennt sich eine weitere subtile Form der Beeinflussung.

Bayer etwa organisierte Zirkeltreffen für Ärzte, die "mündliche Berichte über fünf Therapiefälle" mit dem Anti-Diabetikum Glucobay abgeben sollten. 350 Euro Beraterhonorar für diese aufwändige Leistung sorgten für entsprechende Stimmung, "Wir haben ein unkonventionelles Angebot für Sie: Sie behandeln zunächst 20 Patienten mit Teveten und teilen uns Ihre Erfahrungen auf diesen Fragebögen mit. Dann laden wir Sie zu einem Auswertungsseminar ein, mit Anreise, Theaterbesuch und Unterbringung im First-Ciass-Hotel zu unseren Kosten. Für zwei Personen. Dann sehen wir weiter." Solche Angebote wurden Deutschen Ärzten 1998 hundertfach gemacht.

 Um sein neues Mittel gegen Bluthochdruck auf dem Markt zu platzieren, war dem englischen Pharmakonzern SmithKlineBeecham nichts zu teuer. Er hatte Ärzte zum verlängerten Sommerwochenende nach Paris eingeladen. Und solche Geschenke zeigen Wirkung. Wissenschaftler untersuchten, wie sich ein luxuriöses Symposium an einem tollen, exotischen Ort auf die Verschreibungslaune der eingeladenen Mediziner auswirkt. Dazu überprüften sie, wie häufig die Teilnehmer zwei Medikamente des Fernreiseanbieters ein Jahr vor und ein Jahr nach dem Luxustrip auf ihren Rezeptblöcken notierten. Es zeigte sich eine glatte Verdreifachung der Verschreibungen. Und das, obwohl alle befragten Ärzte der festen Meinung waren, dass solche Verlockungen auf ihre streng wissenschaftliche Therapieplanung nicht den geringsten Einfluss hätten. Ähnlich die Zustände in der ärztlichen Fortbildung. Zwei von drei Veranstaltungen werden -oft ohne dass dies ersichtlich - wäre von Pharma-Firmen finanziert und inhaltlich prägend mit gestaltet. Ähnlich geht es in vielen "Fachgesellschaften" zu. Im Leitungsgremium der "Deutschen Hochdruckliga" etwa sitzen Vertreter von zehn Pharma-Unternehmen.

"Habilitierte Pharma-Referenten" werden jene Vertreter der Mediziner-Zunft genannt, die allzeit bereit sind, aufkommende Kritik oder auch Studienergebnisse, die gegen den breiten Einsatz bestimmter Präparate sprechen, schön zu reden oder zu schreiben. Auch die Einführung überfälliger, von unabhängigen Forschungsergebnissen geleiteter Qualitätsstandards und damit von simpler Rationalität in der Therapie wird regelmäßig von der Pharma-Lobby und ihren Vasallen im Arztkittel als "Eingriff in die Therapiefreiheit" gebremst oder zu Fall gebracht. Der schleppende Verlauf der Einführung der "Disease Management Programme", mit denen die Regierung die Betreuung chronisch Kranker wie Diabetiker, Herz-Kreislaufpatienten und Asthmatiker auf eine wissenschaftliche Basis stellen will, zeigt den Einfluss der Lobbyisten:

Mal schießt eine Fachgesellschaft, dann wieder eine der vielen von der Industrie ebenso großzügig gesponserten "Selbsthilfe"-Gruppen der Patienten quer, dann wieder die Kassenärztliche Vereinigung. Die Therapie der öffentlichen Meinung Dass die Medien der Mediziner auch dank weit überzogener Anzeigentarife fest in der Hand der Industrie sind, mag nicht überraschen. Die meisten Studien durchlaufen heute ein wohlgeöltes System der Nachrichtenaufbereitung. Und wegen des Werbeverbots für verschreibungspflichtige Medikamente hat das Medizinkartell hundert Wege gefunden, seine Inhalte getarnt an die Konsumenten zu bringen. Die Journalisten spielen meist bereitwillig mit.

So wurden in einem Versuch Wissenschaftsjournalisten mit zwei verschiedenen Informationen zu einem neu entwickelten Medikament beliefert. Eine war der reine lobhudelnde Pressetext über den Erfolg der letzten Studienreihe. Die zweite war eine kritische Darstellung möglicher Risiken des Medikaments. Exakt die Hälfte der Journalisten schrieb nur über die positive Seite. Die anderen 50 Prozent erwähnten zumindest auch die kritischen Fakten. Ausschließlich kritische Informationen bot kein einziger Journalist seinen Lesern. Auch die Journalisten werden inzwischen ähnlich akribisch und aufwändig betreut wie die Mei- nungsbildner unter den Medizinern.

Auch ihre Kongressreisen werden von stillen Gönnern der Herstellerfirmen finanziert. Und angesichts schwindender Werbeeinnahmen gehört bei Artikeln zum Thema Arzneimitteln der sorgenvolle Blick des Chefredakteurs auf die Liste der Inserenten des Heftes fast schon zum Alltag. Noch intransparenter - und gewichtiger - ist die inzwischen auch in öffentlichrechtlichen TV-Anstalten gängige Praxis, Sendungen mit gesundheitsbezogenem Inhalt von verdeckten Sponsoren finanzieren zu lassen. Dass es dann landauf landab ständig um "neue Arznei-Therapien bei..." geht, wenn über Gesundheit und Krankheit die Rede sein sollte, kann nur den verwundern, der diese intransparenten Praktiken nicht kennt.

Der Markt steuert die Politik

All diese Praktiken sind seit gut 25 Jahren bekannt und ebenso Thema öffentlicher Debatten, wie die permanente Hochpreispolitik der Konzerne, was nichts daran ändert, dass ebenso lange all diese teuren Maßnahmen zur Beeinflussung der Ärzte und der Öffentlichkeit über den Arzneimittelpreis auch noch von der Allgemeinheit finanziert wurden und werden. Die Politik hat daran nichts geändert im Bezug auf die Pharmaindustrie ist evident, dass nicht die Politik den Markt reguliert, sondern umgekehrt die Industrie die Politik. Dabei bedürfte der Arzneimittelmarkt in ganz besonderer Form der Regulierung - denn er weist Besonderheiten auf, die entscheidende Marktmechanismen außer Kraft setzen und die Gegenmacht der Konsumenten drastisch schwächen:

Die Entscheidung über den Kauf fällt nicht der Konsument (der darf über den Kassenbeitrag nur bezahlen), sondern der verordnende Arzt, der selbst in keiner Form negativ an hohen Preisen zu leiden hat (gelegentlich profitiert er sogar über besondere Vergünstigungen der Hersteller). Nur ausgleichende Rahmenbedingungen könnten dieses Ungleichgewicht egalisieren. Dass nun schon deutlich mehr für Arzneimittel ausgegeben wird als für die Allgemeinärzte und Fachärzte gemeinsam, zeugt von einem krassen Missverhältnis und zeigt, dass die Pharma-Lobby dafür sorgen konnte, dass die Politik fast nichts davon zu Wege gebracht hat. Ein Lehrbeispiel dafür zeigte die deutsche Pharmalobby im November 2001.

Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt wollte eine Preissenkung von vier Prozent bei den patentgeschützten Arzneimitteln durchsetzen. Damit hätten die Krankenkassen in den beiden Folgejahren ihre angespannten Budgets um fast 500 Millionen Euro entlasten können. Doch drei Vertreter großer Konzerne intervenierten bei Bundeskanzler Schröder, und dieser sorgte flugs für die Halbierung dieser Preissenkung. Wenn es um die Rahmenbedingungen für die chemische Industrie geht, dann steht die deutsche Politik der US-Politik kaum nach. Dort sind es die Finanziers der Wahlkämpfe, die für entsprechende Blickwinkel bei den Gewählten sorgen, in der inzwischen auf der Verliererstraße trotzig dahinschleichenden ehemaligen "Apotheke der Welt" sind es Gewerkschaften ebenso wie Landespolitiker


Ein Bericht der "Zeit" über die Lobby-Politik von BAYER & Co hat präzise nachgezeichnet, woran die Einführung der Positiv-Liste für Arzneien unter dem Gesundheitsminister Horst Seehofer (CSU) schon in den 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts gescheitert ist. Die Arznei-Industrie hatte sich vehement gegen diese Liste gewehrt, welche die Pillen-Flut eindämmen und nur noch für nachweislich wirksame Medikamente die Krankenkassen zur Kostenerstattung verpflichten wollte. Dabei setzte die Industrie darauf, das Gesetzes-Werk im Bundesrat zu Fall zu bringen und ging arbeitsteilig vor.

BAYER setzte den damaligen NRW-Politiker Wolfgang Clement unter Druck, HOECHST den Hessen Hans Eichel und WELLCOME den damaligen niedersächsischen Ministerpräsident Gerhard Schröder. Alle drei stimmten schließlich gegen den Entwurf, was das Aus für die Positiv-Liste bedeutete. Beim Geburtstag des Verbandspräsidenten der Pharmaindustrie, Hans-Rüdiger Vogel, kam es zu einer einmaligen Geste der Unterwerfung: Der Staatssekretär des Gesundheitsministers, Baldur Wagner, übergab dem Pharmapräsidenten die Positivliste in zerschreddertem Zustand. Papierschnipsel, das war von ihr übrig geblieben.

Die Pharmaindustrie hatte einen triumphalen Sieg gegen die Bemühungen errungen, den von immer größeren Defiziten bedrohten Kassen wissenschaftlich fundierte Instrumente zur Qualitätssicherung und Kostendämpfung in die Hand zu geben. Dem sollten weitere folgen. Zuletzt im Juli 2003 scheiterte der ohnehin schon minimalistisch verwässerte Versuch von Gesundheitsministerin Ulla Schmidt, die Zahl der verschreibungswürdigen Arzneien von 40.000 auf 20.000 zu reduzieren, am Einspruch des nunmehr CDU-dominierten Bundesrates. Dem waren vergleichbare Interventionen der deutschen Pharma-Konzerne vorangegangen.

Für das Wohl der amerikanischen Konkurrenz Pfizer & Co intervenierte ohnehin schon seit einiger Zeit der US-Botschafter persönlich beim Kanzler. Dass die derart zur Bewegungslosigkeit zusammengestauchte deutsche Politik an der eigentlichen Geldmaschine der Pillendreher, der Patentfrist, nichts ändert, verwundert da kaum. Die Zeit aufrechter Patente für einen "Blockbuster" gleicht einer Lizenz zum Gelddrucken. Die Preise für Pro- dukte, deren Herstellung Bruch teile eines Cents kostet, werden fast beliebig auf 10, 30, ja 50 Euro pro Tagesdosis festgesetzt. Es ist wohl der historisch gewachsenen Verquickung der Regionalpolitik mit den großen Chemiekonzernen zu verdanken, dass in Deutschland die Pharma-Lobby noch stärker ihre Interessen durchsetzen kann als im übrigen Europa und auch dort diktiert sie die Struktur des Medizinbe- triebes, die Ausgabenentwicklung und hat über ihre Schwester Biotech auch die Zukunft im Griff.

Noch einflussreicher sind die Lobbyisten der Arzneimittelhersteller nur in den USA. Die Ausgaben der einzelnen Volkswirtschaften für das Gesundheitswesen demonstrieren die Konsequenzen des Lobbyismus: Die USA haben mit Abstand das teuerste Gesundheitswesen, gefolgt von Deutschland, wo bereits jeder zehnte verdiente Euro für den Medizinbetrieb draufgeht. Staaten mit Positivlisten und einer vernünftigen Regulierung des medizinischen Angebotes wie Finnland und die Niederlande kommen mit rund einem Drittel weniger Geld aus, ohne dass dies irgend einen messbaren Nachteil für die Versicherten und Patienten hätte, stellte unlängst die Bertelsmann Stiftung in einer Vergleichstudie fest.
Quelle:
http://www.system-debitismus.de/Wirtschaft/Lobby.pdf


Wer glaubt dass Politiker gegen diese Leute auch nur irgend einen Finger rühren können bzw. wollen den müssen sie entweder zu heiß gebadet haben oder er leidet an Wahnvorstellungen. Aus diesen Gründen ist es in Deutschland fast unmöglich einen Arzt vor Gericht zu zerren da diese Missgeburten hinter ihnen stehen.
Scalpell
(voller Misstrauen) gegen diese Bagage
Die Plutokraten haben das Ruder in die Hand genommen
Die "Politiker" sind ihre Stimme

Hartzhetzer

Das beste wäre wenn jeder, der von uns zum Arzt oder der Krankenkasse muss sich diesen Beitrag ausdruckt, mitnimmt und dort anderen zum lesen gibt.
Ich für meinen Teil werde das machen.
Dank dieser Sch... Praxisgebühr kann ich mir keinen Zahnarzt mehr leisten, muss Erkältungen zu Hause aussitzen und ich muss für das Krankenhaus dreifach zahlen.
http://www.chefduzen.de/thread.php?threadid=9300

Obwohl, die Menschen sind ja selbst Schuld wenn sie krank werden, sie zwingt ja niemand dazu. Manche haben halt blöde Hobbys, Gallensteine sammeln, Magengeschwüre züchten, Erkältungen einfangen unsw., das muss mit Geldbuße geahndet werden.


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Erwerbsarbeit und Arbeitslosigkeit ist wie Medizin, sie muss bitter schmecken damit sie wirkt.
Die Nazis vollzogen auf ihre Weise, was die Sozialdemokratie sich immer erträumt hatte: eine »ordentliche Revolution«, in der alles ganz anders wird, damit alles so bleiben kann, wie es ist.

Zitat Schwarzbuch Kapitalismus Seite 278

scalpell

@hartzhetzer
Das beste wäre wenn jeder, der von uns zum Arzt oder der Krankenkasse muss sich diesen Beitrag ausdruckt, mitnimmt und dort anderen zum lesen gibt. Das ist eine gute Idee man müsste das in Arztpraxen auslegen. Ein paarmal ausdrucken und mitnehmen, denn ich denke dass viele nicht die geringste Ahnung haben was das für ein Verein ist. Die sind schlimmer als die Syntologen das kann ich dir flüstern. Wenn ich mir vorstelle daß die Fa. Grünenthal der Hersteller von Contergan heute wieder gut im Geschäft ist und dass Contergan in der Dritten Welt weiterhin als Lepramittel veräußert wird dann wird mir speiübel. Diese nette Fa. Grünenthal hat auc h die Ausstrahlung  eines  Fernsehfilms "Nur eine Tablette" durch das Gericht stoppen lassen.
http://www.presstext.de/cms/index/opm/4502.html

Hier einige Links zu dieser Industrie die alles und jeden kauft der ihnen nützlich sein kann.
http://www.tierversuchsgegner.org/Contergan/contergan-folgen.html
http://www.3sat.de/3sat.php?http://www.3sat.de/nano/bstuecke/63016/index.html
http://www.free.de/WiLa/Arbeitsschutz/stawschd.htm
http://www.welt.de/print-welt/article437586/Big_Pharma_vs._Menschenleben.html

Ich werde jedenfalls keine Produkte dieser Fa. erwerben.
scalpell
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Die "Politiker" sind ihre Stimme

Hartzhetzer

@scalpell
Ich habe mir alle Links durchgelesen, sehr gute Arbeit!!!
Mich macht so etwas verdammt traurig, es wird Zeit zum handeln, wie denkst du darüber?


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Erwerbsarbeit und Arbeitslosigkeit ist wie Medizin, sie muss bitter schmecken damit sie wirkt.
Die Nazis vollzogen auf ihre Weise, was die Sozialdemokratie sich immer erträumt hatte: eine »ordentliche Revolution«, in der alles ganz anders wird, damit alles so bleiben kann, wie es ist.

Zitat Schwarzbuch Kapitalismus Seite 278

scalpell

@ hartzhetzer
Mich macht so etwas verdammt traurig, es wird Zeit zum handeln, wie denkst du darüber? Ich mache ja schon etwas indem ich erstens jedem von diesen netten Herren auf die Nüsse gehe und ich bin der erste der es geschafft hat einen solchen Arzt vor Gericht zu schleppen und nicht gleich in der ersten Instanz sang und klanglos untergegangen zu sein. Mein Fachanwalt ist auf Zack und nun wurde die Sache auf unbestimmte Zeit verschoben. Die werden jetzt suchen um in irgendeine Lücke zu stoßen um mich an der Wand zu zermalmen. Und wer verhindert denn all dies? Das sind doch diese Giftmischer die bei uns an allen Ecken und Enden durch Korruption und Manipulation aus schwarz weiß werden lassen.

Ich werde mir das jedenfalls nicht gefallen lassen ich werde wenn nötig bis vor den Europäischen Gerichtshof ziehen, denn ich habe nicht 35 Jahre bewerkelt um mir nun von diesen Verbrechern auch noch den Genickschuss verpassen zu lassen. Habe schon meine Eigentumswohnung verkauft denn ich muss ja von irgend etwas leben. Anspruch habe ich auf nichts. Mein EWU Rentenantrag wurde in erster Instanz verworfen und nun habe ich über den VDK Berufung beim Landessozialgericht einreichen müssen. Ich bin 60% schwerbehindert durch diese jahrzehntelange Überlassung von Psychopillen und  bin mit   54 Jahren zu alt um noch einen Job zu bekommen dem ich gesundheitlich auch gerecht werden könnte.  Mit 60 Jahren also in 6 Jahren kann ich ohnehin in vorgezogenen Ruhestand gehen. Bin mal gespannt mit wieviel ich dann bis zum Lebensende auskommen muß?? Das Geld für die Eigentumswohnung wird bis dahin ziemlich aufgebraucht sein. Für was habe mich also all die Jahre angestrengt um mir für das Alter was zurückzulegen. Der Arzt ist letztes Jahr in Ruhestand gegangen hat ein riesen Haus (was ich ihm gönne) aber ich will wenigstens Gerechtigkeit und das müsste in einem Land wie Deutschland möglich sein. Leider haben aber die Pharmalobbyisten etwas dagegen wenn auch nur ein Arzt wegen sowas verurteilt wird dann zieht das eine ganze Lawine nach sich und das würde ihre Einnahmen beträchtlich minimieren und sie werden alles tun damit dem Arzt geholfen wird da kannste Gift drauf nehmen.

Siehe den Film Nur eine Tablette. Diese Mistköter haben es glatt geschafft dass die Klage Erfolg hatte. Ob und wer da wohl geschmiert worden ist würde mich brennend interessieren. In diesem Sinne
Scalpell
Die Plutokraten haben das Ruder in die Hand genommen
Die "Politiker" sind ihre Stimme

retope

ZitatOriginal von scalpell
Wer glaubt dass Politiker gegen diese Leute auch nur irgend einen Finger rühren können bzw. wollen den müssen sie entweder zu heiß gebadet haben oder er leidet an Wahnvorstellungen.
Zustimmung. Leider ist es so, daß der Einfluß der Pharmaindustrie inkl. der daran hängenden Schulmedizin auf das weitestgehend unaufgeklärte Volk immer noch sehr groß ist. Die Leute sind einfach zu naiv um sich vorzustellen, daß Lobbyisten, Politiker, Ärzte und Forscher an einem Strang ziehen, um ihre Pfründe zu bewahren und Profit zu maximieren. Sie denken doch tatsächlich, es geht um sie, ihre Gesundheit. Erzählt man ihnen, daß genau das nicht der Fall ist, wie vormedizinisch-quacksalberisch die Schulmedizin in weiten Bereichen ist, verantwortlich für chronische Krankheiten und Tote am laufenden Band (in den Statistiken sind natürlich immer irgendwelche Krankheiten schuld), schütteln sie nur mit dem Kopf. Das ist nicht ihre Schuld, sondern eines Systems, welches die Unwissenheit züchtet, um Überleben zu können, ganz normaler Kapitalismus also. Deshalb ist Aufklärung angebracht.

Zitat»Ein überflüssiger Berufsstand«

Viele Ärzte lassen sich zu Handlangern der Pharmaindustrie machen

...
Pharmavertreter gehören einem der überflüssigsten Berufsstände an. Ob ein Verbot von Vertreterbesuchen durchsetzbar ist, da habe ich angesichts der Pharmalobby meine Zweifel.

Quelle und vollständiger Text: www.jungewelt.de
ZitatDie Medizin-Mafia
Saint-Pierre Lanctot Ghislaine

"Die Gesundheit der Bürger ist eine Ware, die gekauft und verkauft wird." Francois Mitte

Das Geschäft mit der Krankheit ist ein gigantischer Milliardenmarkt. Je mehr Patienten es gibt, desto öfter sind sie krank. Je länger sie krank sind, desto mehr Geld bringt es! Die Medizin-Mafia ist allmächtig. Der Wettbewerb wird eliminiert. Forscher werden umorientiert. Andersdenkende werden ins Gefängnis gesperrt, oder zum Schweigen gebracht. Alternative Produkte werden dank der Gesetzgebung des Kodex der Weltgesundheitsorganisation von multinationalen Konzernen unterdrückt.

"Das Buch entlarvt eine Gesundheitspolitik, die nur noch Krankheit verwaltet und dabei Milliarden kostet, plastisch dargestellt am Umgang mit Impfungen, AIDS und Krebs. Eine schonungslose Offenlegung der Vorgehensweisen, Strukturen und Verstrickungen von Schulmedizin, Pharmaindustrie und Politik bei der ?Heilung? von Krankheit. Das Buch ist auch ein Ratgeber, der Hoffnung macht und zeigt, wie man seine Gesundheit selbst in die Hand nehmen kann, statt nur Symptome mit Medikamenten zu ?kurieren?, deren Nebenwirkungen mit weiteren Mitteln unterdrückt werden müssen." Harz Kurier

"Die Vertuschung der Heilung von Krebs ist Amerikas Holocaust." Barry Lines

ManOfConstantSorrow

Arzneimittel-Kontrolle als "Profit-Center" der Pharma-Industrie?


Gelsenkirchen, 17.03.07: Weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit hat das Bundeskabinett kurz vor Weihnachten einen brisanten Gesetz-Entwurf verabschiedet: Mit der Gründung der DAMA-Behörde soll die Arzneimittelkontrolle in Deutschland nach kommerziellen Gesichtspunkten umorganisiert werden. Mit der "stärker marktorientierten Ausrichtung" sollen für die Pharmaindustrie bessere Rahmenbedingungen geschaffen werden, um neue profitträchtige Medikamente auf den Markt zu bringen. Nach Meinung von Kritikern soll die neue Behörde "zu einer Art Dienstleistungszentrum der Pharmaindustrie" ausgebaut werden. Eine "Abwärtsspirale bei der Arzneimittelsicherheit" sei damit vorprogrammiert (Rundbrief der BUKO-Pharma 1/07).

Wenn die Arzneimittelsicherheit noch weiter den Profitinteressen der Pharma-Monopole untergeordnet wird, dann werden die Konsequenzen nicht auf sich warten lassen. Zigtausende wurden in den letzten Jahren bereits das Opfer von zu wenig geprüften "innovativen Arzneimitteln" wie dem Fettsenker Lipobay, dem Rheumamittel Vioxx oder unkritisch verordneten Hormon-Präparaten für die Wechseljahre der Frau. Für den künftigen Vorstand der DAMA-Behörde wird nicht nur wissenschaftlicher, sondern auch "ökonomischer Sachverstand" gefordert. Klar, dass dann im Vorstand auch ehemalige Pharma-Manager mit "leistungsbezogener Bezahlung" sitzen könnten.

Eine massive Propaganda-Maschinerie ist von den Pharma-Monopolen unter dem Motto "Forschung ist die beste Medizin" in Gang gesetzt worden. Hunderte von Pharma-Lobbyisten sind ständig in der Berliner Regierungszentrale damit beschäftigt, die Monopolinteressen vor Ort durchzusetzen. Nach der "Bordeau-Runde" von Ex-Kanzler Schröder mit der Pharmaindustrie wurde dort bereits vor Jahren eine "Task-Force" mit  Pharma-Vertretern eingerichtet. Wenn diese Einflussnahme inzwischen sogar offen im Gesetzentwurf erwähnt wird, so zeigt das, wie weitgehend und direkt die "demokratische Meinungsbildung" und Gesetzgebung von Monopolinteressen gesteuert werden. In der Diskussion um die neue "Gesundheitsreform" muss darüber aufgeklärt und diesem Gesetzentwurf eine klare Absage erteilt werden!

(rf-news)
Arbeitsscheu und chronisch schlecht gelaunt!

Randalinsky

Menschen sind mit einer Großen Koalition konfrontiert, die offensichtlich die Republik mit einem Metzgerladen verwechselt, in dem so tief ins soziale Fleisch geschnitten wird, dass das Blut nur so spritzt.
"H.Geißler"
http://infokrieg.tv/index.html

scalpell

Hier noch ein kleiiner Nachtrag zu Pharmamafia von Frontal 21    http://www.myvideo.de/watch/182266

Hierzu passt auch dieser Beitrag:

Konspiration des Schweigens
Carl Wiemer
Du – ein Arzt! An einem einzigen Patienten wärst
du zugrunde gegangen. Weh dir, wenn du ihn
nicht gerettet hättest!
(Elias Canetti: Das Geheimherz der Uhr)
Nach vorsichtigen Schätzungen werden Jahr für Jahr in den Krankenhäusern und Arztpraxen der Bundesrepublik ca. 100.000 Patienten versehrt. Angesichts dieser bemerkenswerten Statistik, die diese Einrichtungen mit zu den gefährlichsten Aufenthaltsorten im Land stempelt, wundert man sich, dass man nicht mehr hört über Fahrlässigkeit und Stümperei, über Geldgier und schlimmstenfalls auch Sadismus, denen alljährlich so viele zum Opfer fallen. Ein ehernes Tabu scheint über den Machenschaften eines ganzen Berufsstandes zu liegen. Sofern diese doch einmal zum Gegenstand der Debatte gemacht werden, geschieht dies in einer Sprache, die ihr Thema euphemistisch verfehlt, der Pfusch wird als 'Kunstfehler' sanktioniert. Der Gestaltungsweise eines Kunstwerks angenähert, bedeutete allerdings jeder chirurgische Eingriff ein Desaster, weswegen sich die besten Chirurgen als Handwerker begreifen.

Als fahrlässige geraten die Schlampereien von Ärzten selten, als vorsätzliche gar nicht in den Blick. Schon terminologisch bleiben die Verheerungen, die fehlgeschlagene Behandlungen zur Folge haben, in der Sphäre des tragischen Einzelfalls, der einem Ereignis höherer Gewalt angenähert wird. Wenn jedoch, nach Aussagen von Ärzten [ 1 ], etwa achtzig Prozent der in der Bundesrepublik praktizierenden Mediziner an ihren Kunden Behandlungen vornehmen, für die es keine ausreichende Begründung gibt, wenn gesunde Patienten aus Geldgier operiert und therapiert werden, dann ist die Grenze zur Fahrlässigkeit überschritten und statt des durch Fahrlässigkeit hervorgerufenen Kunstfehlers dreht es sich um vorsätzliche und mit unter schwere Körperverletzung.

Es ist ein dringendes Gebot, dass diese Praxis vieler Ärzte aus dem Zwielicht terminologischer Verpuppung gerückt und unter klaren begrifflichen Bestimmungen besehen wird. Diese Bestimmungen müssen auch kriminalistischer Art sein. Nicht weniger verlangt das Heer der Versehrten, das deutsche Ärzte in juristisch sanktionierter Unverantwortlichkeit produzieren. Es ist das Recht eines jeden dieser Versehrten, nicht länger als bedauerlicher Einzelfall rubriziert, sondern als Exempel einer systematischen Produktion von Opfern betrachtet zu werden. Erst dieser Status machte seinen Fall zum Politikum.

Er zeitigte daneben auch juridische Konsequenzen, indem er ihm eine Entschädigung für erlittene Versehrungen ebenso garantierte wie eine wirkungsvolle Bestrafung des Täters. Solange jedoch in der öffentlichen Diskussion das Märchen vom 'Kunstfehler' nachgebetet wird, solange also die Imago des Arztes unter den Bedingungen des bestehenden Gesundheitssystems nicht angetastet wird, wird die Diskussion wie immer bisher im Sande verlaufen. Unter diesen Umständen bleibt dem Versehrten die Abgeltung seiner zivil- und strafrechtlichen Ansprüche gegenüber dem Täter verwehrt. Neu ist nicht das Dilemma, dass Patienten oft Opfer ärztlicher Geldgier und Stümperei werden, aber neu muss die Perspektive sein, unter der dieses Dilemma betrachtet wird. Dabei ist es ein Ziel, die Verantwortlichkeit der Täter für ihr Tun herzustellen, wenn nötig, ihnen diese mit allen Mitteln beizubringen. Denn selbst im Fall einer zivilrechtlichen Entschädigung des Opfers kommt der Arzt strafrechtlich fast immer ungeschoren davon.

Die Forderung, dass es mit der juristischen Toleranz gegenüber furchtbaren Ärzten ein Ende haben muss, ist alt. Aber ein Missstand, wie schreiend er auch immer sei, muss nur lange genug existieren, um die Weihen des Ehrwürdigen und der Tradition zu empfangen. Bisher scheiterte jeder Versuch, wirksame Kontrollmechanismen im Gesundheitswesen einzuführen – nicht nur auf dem Sektor der Abrechnung ärztlicher Leistungen, sondern auch auf dem Feld des medizinisch Gebotenen – am Widerstand der beteiligten Lobbies von Ärzteverbänden und Pharmaindustrie, welche allesamt ein Interesse an der Aufrechterhaltung des status quo haben.

Das Krankenhaus ist in Deutschland ein hermetischer Raum, aus dem nichts herausdringt. Grund dafür ist die Konspiration des Schweigens, auf die sich der in ihm tätige Ärztestand geeinigt hat. Das racketförmige Verhalten funktioniert in ihm nach Maßgabe der Mechanismen, die Horkheimer geschildert hat. "Der ins Racket Aufgenommene ist gesichert, aber er ist ihm unbedingt verpflichtet. Hingegen hat er nach außen hin kein Gewissen und keine Verantwortung. Wehe ihm, wenn er die Regeln des Rackets bricht." (14/340) Das Soziotop der Ärzte signalisiert bereits nach außen seinen unverbrüchlichen Zusammenhalt. Die Insignien des Rackets sind weithin sichtbare Erkennungszeichen und sichern die Exklusivität der Clique,
auf die der Korpsgeist niemals verzichten kann.

Seine Elemente sind etwa die eigene Sprache (pseudowissenschaftliche Phraseologie), uniformiertes Auftreten (weißer Kittel) und der Name, zu dessen Bestandteil der Doktortitel wird. All das sind Bausteine der undurchdringlichen Wand, gegen die zunächst einmal jeder Patient rennt, der in einem Krankenhaus versehrt worden ist. Diese Erfahrung ist wie nichts sonst dazu angetan, den Versehrten resignieren zu lassen. Die opaken Strukturen des Medizinbetriebs und die innige Verbundenheit von Ärzten sowie den ständischen Organisationen, in denen diese zusammengefasst sind (Ärztekammern, Kassenärztliche Vereinigung, Hartmannbund), verleihen diesen den Status von geheimbündlerischen Vereinigungen. Beschweigen von Pfusch, Verschwindenlassen von belastendem Material, Erstellen von Gefälligkeitsgutachten haben Ärzte und die an den Ärztekammern damit befassten Gutachterkommissionen nur zu oft zum Komment ihrer Zunft gemacht. Jeder Angriff gegen ein einzelnes Racketmitglied wird als Anschlag auf den gesamten Clan gewertet. Nur so ist es möglich, dass das massenhafte Fälschen von Abrechnungen und die geläufige Durchführung von überflüssigen Behandlungen sowie die Verstümmelungen durch fehlgeschlagene Operationen so selten ans Licht der Öffentlichkeit gelangen. Das Komplott des Kartells treibt manchmal seltsame Blüten, die, sobald sie auftreten, Gegenstand allgemeiner Belustigung sind und doch nur die quasi-kriminellen Praktiken des Syndikats bloßlegen.

Hin und wieder geschieht es, dass sich ein Hauptmann von Köpenick den weißen Kittel überstreift, einige Zeugnisse fälscht und so ohne jede medizinische Ausbildung in Amt und Würden eines Arztes gelangt. Sofern ihm dies einmal gelungen ist, ist er für Jahre vor Entdeckung sicher. Was in keiner anderen Branche auf Dauer gut gehen könnte, funktioniert im Medizinbetrieb sehr wohl, denn Inkompetenz und Stümperei sind hier weniger als anderswo ein Hindernis für die Karriere. Zudem ist der Zusammenhalt derer, die einmal den Initiationsritus durchlaufen haben, derart unverbrüchlich, dass sich ein Arzt kaum je finden wird, der sich über die Unkenntnis eines Kollegen empörte. Das verbietet schon die Strenge des Verhaltenskodex, der innerhalb des Rackets kollegiales Einvernehmen fordert. So sind es meistens dumme Zufälle, die den Hochstapler im Arztkittel auffliegen lassen, niemals Proteste der Kollegen. Denn diese wissen, dass der Unterschied zwischen einem Nachtwächter, der den Arzt spielt, und einem Arzt, der allenfalls zum Nachtwächter taugt, so groß nicht ist.

In der Diskussion, die alle Jahre wieder in Presse und TV geführt wird, ist fast ausschließlich von den ökonomischen Verheerungen ärztlicher Abrechnungsvirtuosität die Rede. Als ledigliche Abrechnungsbetrüger sind Ärzte nicht besser oder schlechter als andere Diebe auch. Erst indem sie die körperliche Unversehrtheit ihrer Patienten in Mitleidenschaft ziehen, werden aus Trickbetrügern mehr als Kleinkriminelle. Jedermann weiß inzwischen, dass die deutschen Ärzte es durch den routinemäßig betriebenen Abrechnungsbetrug geschafft haben, das Gesundheitssystem zum Kollabieren zu bringen. Den Schaden ihrer Unersättlichkeit tragen aber weniger sie selbst als ihre Patienten. Das ökonomische Paradox, das auf deren Rücken ausgetragen wird, lautet: Was sich betriebswirtschaftlich rechnet, stellt volkswirtschaftlich und medizinisch eine Katastrophe dar.

Das deutsche Krankenversicherungssystem entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als gigantisches Ausbeutungssystem gegenüber den Versicherten, indem es dem besinnungslosen und blindwütigen Therapieren und Operieren Vorschub leistet. Für jeden Versicherten ist dieses System ein Gesundheitsrisiko, denn gesund ist schließlich nur ein Mensch, der nicht ausreichend untersucht wurde. Die Sicherheit, in der sich der Beitragszahler vor Versehrung geschützt wähnt, ist trügerisch. Die Chance, im Laufe seines Lebens als Versicherter selbst Opfer einer ärztlichen Fehldiagnose, einer Stümperei, eines Behandlungsfehlers zu werden, grenzt an Wahrscheinlichkeit, denn die Medizin neigt dazu, alles, was sie untersucht, zu pathologisieren. Und wenn ein Großteil der Behandlungen nicht indiziert ist, ebenso wie so manche Computertomographie und Röntgenaufnahme (nach Aussage der Deutschen Röntgengesellschaft ist gut die Hälfte der hierzulande vorgenommenen Röntgenuntersuchungen überflüssig. Laut einem Bericht der Süddeutschen Zeitung vom 3. 8. 2000 ist die Strahlenbelastung der Bevölkerung in den vergangenen Jahren um ein Viertel gestiegen und damit deutlich höher als in den europäischen Nachbarländern, schätzungsweise würden bis zu 50.000 Menschen jährlich an Krebs erkranken, weil sie Jahre zuvor durch medizinische Untersuchungen mit Röntgenstrahlen belastet wurden. Strahlenschützer werfen Ärzten vor, sie gefährdeten die Gesundheit ihrer Kunden, indem sie der Amortisierung der Diagnosegeräte Vorrang einräumten.), so mutet man seinem Körper einiges zu, um in den Genuss von Leistungen zu kommen, die einem als eifrigem Beitragszahler und Mitglied der Versichertengemeinschaft zustehen.

Die Lage des Patienten ist in ökonomischer Hinsicht betrüblich, in medizinischer gefährlich und in juristischer aussichtslos. Dass die bis zu ihrem Ende gegen Krankheit Versicherten nicht nur die Zeche des gängigen Abrechnungsbetrugs zu zahlen haben, sondern auch noch im Fall ihrer von Ärzten begangenen Versehrung de facto der Rechtlosigkeit preisgegeben sind, ist ein Skandal, den keine Rechtsordnung verschmerzen kann, ohne an ihrem Begriff zu freveln. Die Versichertengemeinschaft, also eine Allgemeinheit, auszubeuten, mag hingenommen werden, da alle gleichermaßen geschädigt werden, was bereits eine Form von höherer Gerechtigkeit bezeichnet. So erlaubt die Gemeinschaft der Versicherten das wohlige Gefühl des kollektiven Betrogenseins. Als Betrogene wenigstens sind die Versicherten einander Brüder. Als Patienten, die bis zu ihrer Versehrung behandelt werden, sind sie Opfer. Opfer sind aber immer nur Einzelne. Es gibt kein Kollektiv von Opfern. Nur Einzelne, wie viele diese auch immer sein mögen, zahlen den höchsten Preis mit ihrer Gesundheit, ihrer Unversehrtheit, manchmal mit ihrem Leben. Als Opfer werden sie aus dem Kollektiv der Betrogenen ausgeschlossen.

Das Kollektiv der betrogenen Versicherten ist die Gemeinschaft derer, die noch einmal mit ihrer Gesundheit davongekommen sind und mit ihren Zahlungen zum Fortbestand des korrupten Gesundheitswesens beitragen. Das merkt das Opfer dann, wenn das Unheil es ereilt hat. Es gerät in ein undurchdringliches Gestrüpp ärztlicher Kumpanei und Kameraderie – in der philiströsen Kategorie des 'Kollegen' meldet sich bereits der mafiose Klüngel der pressure-group an. Wiederkehrend etwa in der Formel 'Mit kollegialen Grüßen", die unter Ärzten gebräuchlich ist – und oft macht es zum ersten mal jene Erfahrung, die der macht, welcher als Einzelner einer gesetzwidrigen Vereinigung gegenübersteht, nämlich die Erfahrung der Ohnmacht und Hilflosigkeit gegenüber einem mächtigen Syndikat, dessen Mitglieder sich gegenseitig decken. Das Opfer wird aber nicht nur von den Versicherten und den Versicherungen im Stich gelassen, sondern auch von den Rechtsorganen des Staates, die in der Bundesrepublik lächerlich geringe Beträge für den Fall eines nachgewiesenen Behandlungsfehlers vorsehen. Im Normalfall kann das Opfer jedoch nicht einmal diese unangemessene Entschädigung von einem Zivilprozess erwarten. Dass der Staat es durch seine Rechtsorgane zulässt, dass der einzelne Versehrte, dessen Gesundheit oft unwiderruflich geschädigt ist, der Schutzlosigkeit preisgegeben wird, ist eine Niederträchtigkeit, der gegenüber der volkswirtschaftlich angerichtete Schaden eine vernachlässigbare Größe darstellt.

aus: Carl Wiemer, Krankheit und Kriminalität: Max Horkheimer und das Racket der Ärzte, Freiburg (ça ira-Verlag) 2001.
Anmerkungen
[ 1 ] Vgl. dazu das aufschlußreiche, anonym verfaßte Bekenntnisbuch Patient Nebensache. Aus dem Tagebuch eines Kassenarztes, München 1997. Darin findet sich auch Horkheimers Beschreibung des Ärzterackets als "Clique von Kriminellen" wieder. Vgl. ebd., S. 36.

Quelle: http://www.ca-ira.net/verlag/leseproben/wiemer-krankheit_lp.html


scalpell
Die Plutokraten haben das Ruder in die Hand genommen
Die "Politiker" sind ihre Stimme

scalpell

Hier noch einige 100 interessante Beiträge zu diesem Thema findet ihr in diesem Link http://www.adfd.org/forum/archive/diskussion-15/

Hoffentlich wird niemandem Übel bei dem ganzen Elend was man dort lesen kann.
Scalpell 8o
Die Plutokraten haben das Ruder in die Hand genommen
Die "Politiker" sind ihre Stimme

Hartzhetzer

Ich habe auch noch eine Interessante Seite für dich @scalpel. Habe mal einen Beitrag von dort als Zitat eingefügt. Bei Interesse kann man dort sogar Kontakt mit den Opfern aufnehmen.

ZitatNarkosefehler - Tod einer 14 Jährigen

Man hatte ihr für Donnerstags den Termin beim Zahnarzt gegeben. Weil das Mädchen fürchterliche Angst vor den Behandlungen hatte sollte eine Vollnarkose gemacht werden. Es sollte eine Sanierung der Zähne erfolgen. Die Eltern begleiteten das Kind. Die Mutter hatte vorher den Allergiepass abgegeben, da das Kind eine Allergie auf eine Narkose hat.
Sie warteten schon über eine Stunde auf den Narkosearzt. Als sie nachfragten wo er denn sei sollten sie sich noch etwas gedulden. Als er dann endlich kam ging alles schnell. Das Kind ging in den Behandlungsraum, die Eltern warteten. Nach ca. 20 Min. kam der Zahnarzt zu den Eltern und gab Bescheid das die Behandlung fertig war. Die Eltern konnten zu ihrem Kind.

Als sie das Behandlungszimmer betraten hatte das Kind den Beatmungsschlauch noch im Mund. Der Narkosearzt entfernte diesen und auf einmal fing das Kind an zu würgen. Es kam schaumiges rotes Blut aus ihren Mund. Das Mädchen hatte Erstickungserscheinungen, fing an mit den Beinen zu strampeln. Es kam Panik auf. Der Narkosearzt versuchte den Beatmungsschlauch wieder einzuführen, doch das gelang nicht weil das Kind krampfte. Es wurde wieder etwas gespritzt. Nun mußten die Eltern aus dem Zimmer und vor der Türe warten.
Nach ca. 40 Min. wurde dann endlich der Krankenwagen gerufen. Das Kind wurde ein Paar mal reanimiert und kam dann auf die Intensivstation des Städt. Krankenhauses.

Das Mädchen starb in der Nacht zum Samstag. Sie wurde nur 14 Jahre alt.

Die Kripo "beschlagnahmte" das Kind. Sie wurde obduziert mit dem Ergebnis "Verdacht auf Narkosefehler". Der Narkosearzt hatte wohl nicht auf den Allergiepass geschaut.
Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft laufen noch und es soll noch ein Gutachter angehört werden.

Ergänzender Hinweis zum obigen Fall:

Als wir die Eltern ins Behandlungszimmer kamen sollte sie langsam wach werden. Sie fing an sich zu bewegen und würgte dann sofort. Als dieses die Assistentin vom Zahnarzt mitbekam teilte sie es dem Narkosearzt mit. Daraufhin zog er den Beatmungsschlauch, sie spuckte schaumiges Blut aus dem Mund. Darauf hin versuchten die beiden Ärzte ihr erst mal das Blut abzusaugen und es wurden ihr einige Spritzen verabreicht um den Spuckreiz zu unterbinden. Als dieses nicht gelang versuchten die Ärzte ihr den Schlauch wieder zu zufügen das aber nicht gelang weil sie krampfte. Darauf hin wurde ihr eine weitere Spritze gegeben und wir mussten den Raum verlassen. Wir warteten vor den Raum und sahen wie sie bei ihr versuchten, sie zu reanimieren - man konnte sehen das beide Beine von ihr gleichzeitig hochgingen.
Dieses hatte sehr lange gedauert, circa 40 Minuten, erst dann wurde ein Rettungswagen gerufen. Der wahr ziemlich schnell da. Von da an wurde sie weiter reanimiert und ins Krankenhaus gebracht wo sie 2 Tage danach am 17.09.05 verstarb.
Wir hatten das Gefühl, dass bei unserer kleinen Maus nicht mit der richtigen Sorgfalt gearbeitet wurde. Der Narkosearzt kam viel zu spät zum vereinbarten Termin, war sehr gestresst, sagte das er lange im Stau gestanden habe.

Wir, die Eltern danken ihnen das sie die Umstände des Todes unserer kleinen Maus auf Ihrer Seite veröffentlichen, uns damit unterstützen,

vielen Dank.

Wenn Du mehr von solchen Sauereien lesen willst, dann schaue hier nach:
Quelle

So eine Quacksalberei ist echt das allerletzte !!! X(
Die Nazis vollzogen auf ihre Weise, was die Sozialdemokratie sich immer erträumt hatte: eine »ordentliche Revolution«, in der alles ganz anders wird, damit alles so bleiben kann, wie es ist.

Zitat Schwarzbuch Kapitalismus Seite 278

ManOfConstantSorrow

Die Medien sagen, wg. der demographischen Entwicklung geht das Gesundheitwesen in die Knie. Die Wirklichkeit sieht jedoch anders aus:
Nach Angaben von Georg Braun, Geschäftsführer der Deutschen Krankenhausgesellschaft, haben die Kliniken in diesem Jahr 15.000 Stellen gestrichen. Schon 2006 wurden 4.000 Kräfte weniger eingesetzt, vor allem in der Pflege.
Arbeitsscheu und chronisch schlecht gelaunt!

Eivisskat

ZitatWarnung vor Versorgungsnotstand
Berlin. Die Krankenhäuser sehen wegen Geldnot zunehmend die Versorgung der Patienten in Gefahr. Der »Mangel an Zuwendung« sei am Krankenbett längst zu spüren und nun drohe »eine neue Lücke der Unterfinanzierung in Milliardenhöhe«, warnte der Präsident der Deutsche Krankenhausgesellschaft, Rudolf Kösters, am Donnerstag in Berlin.
 »Nach den drastischen Einschnitten durch die Gesundheitsreform wird das Jahr 2008 zum Katastrophenjahr.« Kösters verwies auf explodierende Energie- und Sachkosten und die zu erwartenden Tarifsteigerungen. »Es wäre naiv zu glauben, die fehlenden Mittel hätten keine Auswirkung auf die Patientenversorgung.« Binnen zehn Jahren seien 90000 Stellen in den rund 2100 Kliniken abgebaut worden. Nun herrsche »maximale Arbeitsverdichtung«, weitere Reserven gebe es nicht. »Der bloße Hinweis der Politik auf Wirtschaftlichkeitsreserven in den Kliniken grenzt an Sarkasmus«, meinte Kösters. (AP/jW)

http://www.jungewelt.de/2008/01-25/043.php


Zitat»Die Privatfirmen haben uns schon unterwandert«
In der Uniklinik Frankfurt/Main hat die Politik der hessischen CDU zu chaotischen Zuständen geführt.

Interview: Elke Kreiss ist Personalrätin beim Uniklinikum Frankfurt/Main und ver.di-Vertrauensfrau

Sie haben sich als Interessenvertreterin der 3500 Beschäftigten in der Frankfurter Uniklinik in einem offenen Brief an den hessischen Ministerpräsident Roland Koch (CDU) über die Arbeitsbedingungen beschwert. Ist der Druck auf Pflegekräfte, Reinigungspersonal und Verwaltungsangestellte so groß?

Durch immer schlechter werdende Arbeitsbedingungen haben wir eine hohe Fluktuation. Kaum jemand möchte zu den jetzigen Bedingungen noch arbeiten. Deshalb kommen viele neue Kräfte nur vorübergehend, sie suchen sich umgehend eine bessere Arbeit. Das ist für ein Krankenhaus fatal. Denn es bedeutet für uns: Kaum ist jemand eingearbeitet, dreht er sich auf dem Absatz um und geht. Folge: Die Beschäftigten sind durch den ständigen Personalmangel und die daraus folgende permanente physische und psychische Überlastung entnervt.

 Außerdem geht das an Fallpauschalen orientierte und nach betriebswirtschaftlichen Kriterien berechnete neue System auch gegen unsere Berufsethik. Wir müssen Patienten schneller entlassen. Die Dienstleistungen, die wir ihnen zukommen lassen dürfen, sind genau vorgeschrieben. Manche Patienten erleiden Rückfälle, weil sie sich nicht richtig auskurieren konnten.

Im Brief an den Ministerpräsidenten beklagen Sie, daß für die Beschäftigten eine Drei-Klassen-Gesellschaft besteht. Das Land Hessen als Träger der Uniklinik sei verantwortlich, daß auf diese Weise so zialer Unfrieden entsteht. Wie sieht das aus?

weiter > http://www.jungewelt.de/2008/01-25/061.php


scalpell

Der Mut zur Überdosis Macht. Die Pharmalobby
Lest euch mal das durch dann wird euch noch schlechter als es jetzt schon ist


http://www.system-debitismus.de/Wirtschaft/Lobby.pdf

Also mir ist das Lachen fast vergangen dennn solche skrupellosen Typen gibt es nicht mehr zu überbieten


Guss scalpello
Die Plutokraten haben das Ruder in die Hand genommen
Die "Politiker" sind ihre Stimme

ManOfConstantSorrow

An der Unterschriftenkampagne "Uns reicht's!" gegen Stellenabbau und unzumutbare Arbeitsbedingungen im Pflegebereich haben sich innerhalb von zweieinhalb Monaten über 100.000 Pflegekräfte beteiligt. Getragen wird die Kampagne vom Berufsverband für Pflegeberufe, der Gewerkschaft Verdi und dem Deutschen Pflegerat. Zwischen 1995 und 2005 wurden allein in den Krankenhäusern 50.000 Stellen vernichtet. (//www.pflege-uns-reichts.de)
Arbeitsscheu und chronisch schlecht gelaunt!

Regenwurm

ZitatBayer  
  Schering-Medikamente treiben das Geschäft des Pharma- und Chemiekonzerns Bayer. 2007 war das bislang beste Jahr in der Unternehmensgeschichte.
 

  Erstmals erzielte der Multi aus Leverkusen einen Umsatz von mehr als 32 Milliarden Euro. Das waren zwölf Prozent mehr als im Vorjahr.

    Mit 4,7 Milliarden Euro hat der Konzern sogar rund dreimal so viel verdient wie 2006 – wenngleich das Ergebnis durch Verkäufe von Konzernteilen aufgebläht ist. Die Schulden wurden um mehr als fünf Milliarden Euro auf 12,2 Milliarden Euro verringert. Und die Aktionäre können sich über eine Dividende freuen, die um 35 Prozent auf 1,35 Euro steigt.

Anders als BMW und Henkel plant Wenning keinen nennenswerten Personalabbau. Der Konzern beschäftigt weltweit 106 200 Menschen, in Deutschland 39 100. Dabei soll es nicht nur 2008 bleiben. Wenning sieht hinsichtlich des Beschäftigungsniveaus auch für 2009 ,,aus heutiger Sicht keine wesentlichen Änderungen".

Quelle
Das System macht keine Fehler, es ist der Fehler.

scalpell

Offener Brief an Bundesrat Pascale Couchepin

Pandemie-Impfstoff gegen "Vogelgrippe"

Siat, 23.November 2006

Bon jour Monsieur le Conseil !

Mais, ça suffit alors - gaht's no ?
Ihr Vorhaben für eine weitere Beschaffung von acht Millionen Impfdosen für das Schweizer Volk gegen eine Krankheit, die es gar nicht gibt, ist inakzeptabel! Jeder Schüler weiss, dass die "Vogelgrippe" ein amerikanischer "Fake" ist, wenn er nur zwei Worte bei Google abfrägt, nämlich: >Vogelgrippe, Fake< (66'400 Hinweise!)

Haben Sie sich als Verantwortlicher im Bundesrat für die Gesundheit der Bevölkerung jemals bemüht, etwas über die Hintergründe der "Vogelgrippe" zu erfahren? Oder stützen Sie sich allein auf die Direktiven der Bilderberger- Konferenz, wo nur die Interessen der anglo-amerikanischen Medizinalindustrie vertreten werden - niemals aber die Interessen der Bevölkerung?

Schade, dass Ihre Ratskolleginnen und Ratskollegen die Gelegenheit nicht benutzt haben, Ihrer Rücktrittsdrohung Folge zu leisten!
Mit Ihrer Erpressung vor der Finanzkommission, dem Antrag von 74,5 Millionen zur Beschaffung von weiterem Pandemie-Impfstoff von GlaxoSmithKline zuzustimmen oder zurückzutreten, zeigen Sie uns ihre schamlose Rücksichtslosigkeit.

Während Sie mit Ihren Machenschaften das Gesundheitswesen zu einem bald unbezahlbaren Krankenwesen umdisponierten, missbrauchen Sie auch noch dringendst benötigte Steuergelder für eine Krankheit, die gar nicht existiert. Herr Couchepin, schämen Sie sich denn eigentlich nicht?

Seit einem Jahr gibt es eine DVD über die Vogelgrippe, auf der unabhängige Biologen und Ärzte zu Wort kommen und sachlich über die ganze "Vogelgrippe"-Hysterie aufklären, ein "Fake" aus den Reihen der Bush-Regierung, die vor allem zwei Ziele verfolgt:

1. Die Reduzierung der Menschheit auf 10 Prozent, egal mit welchen Mitteln, um die Restbewohner unseres wunderbaren Planeten besser beherrschen und versklaven zu können.
Die DVD können Sie gratis (gegen eine Spende) anfordern bei: //www.kent-depesche.com

Ich will hier nicht noch viel weiter ausholen, aber dass Sie den Trend unterstützen, die Existenzgrundlage unabhängiger Therapeuten zu ruinieren und auch nichts unternehmen gegen die parasitären Machenschaften des EMR ("Erfahrungsmedizinisches Register" - Unterabteilung einer Aktiengesellschaft der Pharma), ist nicht nur fahrlässig, sondern eigentlich kriminell, weil Sie dafür mitverantwortlich sind, dass einerseits sehr viele Menschen durch die Methoden der Schulmedizin unheilbar krank werden und andererseits den selbständigen TherapeutInnen "verboten ist, Kranke zu heilen".
Siehe zum Beispiel das hervorragende Buch von Kurt G. Blüchel: "Heilen verboten, töten erlaubt" - Die organisierte Kriminalität im Gesundheitswesen. Erhältlich bei //www.kopp-verlag.de (Best. Nr. 7111)
Aus dem Inhalt: "Wollen ärztliche Spitzenfunktionäre und das Pharma-Kartell alle Gesunden zu Kranken machen, damit auch künftig Milliarden fliessen? In Deutschland regiert medizinische Anarchie: Die Goldgrube Gesundheitswesen wird gnadenlos von einem kriminellen Ärztesyndikat geplündert; internationale Pharmakonzerne missbrauchen Hunderttausende Patienten zu Arzneimittel-Experimenten;" usw.)
Wir aufgeklärte Leute aus dem Schweizer Volk müssen den Eindruck gewinnen, dass Sie voll auf der Schiene der Pharma-Lobby fahren und die Interessen der Bush-Administration vertreten.
Treten Sie zurück, Herr Couchepin! Sie sind für uns untragbar - machen Sie einer Volksvertreterin oder einem Volksvertreter Platz, die oder der diesen Namen auch verdient!


Thyl Steinemann, Siat
Nachtrag: Der amerikanische Verteidigungsminister Donald Rumsfeld ist Mehrheitsaktionär und ehemaliger Vorstands-Vorsitzender der amerikanischen Firma Gilead Science, welche die Rechte an Tamiflu hält (nicht GlaxoSmithKline). Mittlerweile warten weltweit über 180 Pharmaunternehmen darauf, Tamiflu in Lizenz herstellen zu dürfen.

Da sieht man mal wieder wer die wahren Herrscher auf diesem beschissenen Planeten sind

Quelle: http://www.pfui.ch/01a9c2929a1126301/01a9c2929a119643a/01a9c2929a119713d/5346009887116ef01.html
Scalpell  :aggressiv>
Die Plutokraten haben das Ruder in die Hand genommen
Die "Politiker" sind ihre Stimme

unkraut

Hi Scalpell  ... Deine Beiträge sind immer recht spannend und hochinteressant zu lesen .
Ich kenne 2 Pharma-Vertreter von GlaxoSmithKline . Die haben ab und an auch mal aus dem Nähkästchen geplaudert .
MfG
Noch Fragen Hauser ? Ja Kienzle , wer ist eigentlich Unkraut ?

Wir wagen es nicht weil es schwierig ist sondern es ist schwierig weil wir es nicht wagen .

Mein Buchtip als Gastautor :  Fleißig , billig , schutzlos - Leiharbeiter in Deutschland  > ISBN-10: 3771643945

Eivisskat

Die Propagandamache und Großaktion, die hier in D. z.ZT. zugunsten der Impfung junger Mädchen/Frauen gegen Gebärmutterhalskrebs läuft ist ebenso ganz übel. :rolleyes:

LG

scalpell

Medikamente – ein Milliarden Geschäft

Die Umsätze der Pharmaindustrie weltweit bewegen sich im Multi-Milliarden-Bereich – kein Wunder, dass ethische oder soziale Belange nach Meinung vieler Kritiker oft zu kurz kommen. Häufig bleibt dabei das Informationsbedürfnis vieler Patienten unberücksichtigt. Über Medikamente und deren unerwünschte Nebenwirkungen informieren die Pharmafirmen oft zu spät und nicht umfassend. Hinzu kommt die Schwierigkeit der Materie selbst, denn Pharmakologie und Medizin bedienen sich oft einer Art Geheimsprache, die dem Laien nur wenig sagt.

Viel Geld im Spiel

Der Umsatz der wichtigsten zehn Pharmakonzerne der Welt betrug im Jahre 2007 zusammengenommen 263,493 Milliarden US-Dollar. Umgerechnet sind das 166,672 Milliarden Euro, das entspricht etwas mehr als der Hälfte des Bundesetats oder dem Sozialetat und dem Schuldendienst zusammen, den beiden größten Posten auf der Ausgabenliste des Bundes. Der Gewinn aus diesem Umsatz lag zusammen bei 66,45 Milliarden US-Dollar. Dies bedeutet eine Umsatzrendite von über 25 Prozent! Von einem solchen Umsatz-Gewinn-Verhältnis träumen so gut wie alle Industriezweige, der Einzelhandel etwa lebt von gut 2 Prozent Rendite.


    Top 10 Pharmafirmen der Welt nach Umsatz 2006
    Pfizer 45,083 Milliarden US-Dollar
    GlaxoSmithKline 37,003 Milliarden US-Dollar
    Sanofi-Aventis 35,643 Milliarden US-Dollar
    AstraZeneca 25,741 Milliarden US-Dollar
    Novartis 23,532 Milliarden US-Dollar
    Merck 23,425 Milliarden US-Dollar
    Johnson & Johnson 23,267 Milliarden US-Dollar
    Roche 19,300 Milliarden US-Dollar
    Wyeth 15,683 Milliarden US-Dollar
    Eli Lilly & Co. 14,816 Milliarden US -Dollar
    Quelle: contractpharma.com/IMS Health [/list]

    In der marktwirtschaftlichen Logik könnte man nun sagen: Umsatz und Gewinn sind das eine, und es wäre auch gar nichts gegen eine gut verdienende Industrie zu sagen, wenn denn die Produkte gut und der Preis gerecht wären. Aber leider meinen Kritiker, dass noch nicht einmal das stimmt. Wolfgang Becker-Brüser von der industrieunabhängigen Publikation Arznei-Telegramm in Berlin schätzt, dass die Ausgaben für das Marketing der Pharmaindustrie doppelt so hoch sind wie die Ausgaben für die Forschung an neuen Wirkstoffen. Studien in den USA bestätigten dies vor Kurzem. Und das Ergebnis sei dementsprechend.

    Es gibt Kritiker wie Professor Peter Sawicki vom staatlich finanzierten Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit( IQWIG) in Köln, die sagen, Gesundheit sei ein so hohes Gut, dass in diesem Bereich nicht nur nach marktwirtschaftlichen Kriterien entwickelt und verteilt werden sollte. Wichtig sollte sein, dass es den Menschen besser geht, und zwar überall. Dass also nicht nur Präparate entwickelt werden sollten, die einen hohen Umsatz versprächen, sondern auch Medikamente für seltene Krankheiten oder arme Länder. Das aber könne man so heute nicht von den Aktiengesellschaften der Pharmaindustrie verlangen, meint er. Heute seien diese den Renditeerwartungen der Aktionäre verpflichtet. Wenn man das ändern wolle, dann müsse ,,man", also der Bürger oder der Gesetzgeber, die Medizinindustrie auf bestimmte Ziele verpflichten oder sie finanziell belohnen. In den USA geschieht das zum Beispiel über verlängerte Patentlaufzeiten für Mittel gegen seltene Krankheiten, die nur in geringer Zahl verkauft werden.

    Umsatz kontra Information

    Die Marketingmethoden der Pharmaindustrie haben leider auch wenig mit Information zu tun. Da bekommen Ärzte regelmäßig lieben Besuch von Pharmareferenten, die die Vorteile ihrer Produkte anpreisen und in Zehn-Minuten-Gesprächen die Ergebnisse ,,jahrelanger positiver Studien" an neuen Präparaten darstellen. Welcher Arzt oder welche Ärztin nimmt sich danach noch die Zeit, um die wissenschaftliche Haltbarkeit solcher von der Pharmaindustrie veröffentlichter Studien nachzuprüfen? Und oft hätten sie auch gar keine Chance: Jüngste Studien belegen, dass sehr häufig die negativ ausfallenden Ergebnisse zu einem neuen Medikament entweder nicht, an entlegenen Stellen oder grob falsch zusammengefasst veröffentlicht werden. Das war bei Antidepressiva für Jugendliche der Fall, das trifft für die Bewertung der Hormonersatztherapie für Frauen in den Wechseljahren zu, und das war so bei den verspäteten Rücknahmen von Lipobay, Vioxx und Trasylol.

    Ärzte werden für sogenannte ,,Anwendungsbeobachtungen" bezahlt: eigentlich ein keineswegs schlechtes Instrument, um Erfahrungen aus Arztsicht mit einem Medikament zu sammeln. Aber wieso werden so oft neue Medikamente ,,beobachtet", und wieso bekommt der Arzt Geld dafür, seine Patienten auf dieses neue Medikament umzustellen? Und noch immer gibt es dubiose Fortbildungsveranstaltungen für Ärzte mit Alibivorträgen in Nobelhotels, die edlen Kaffeefahrten ähneln. Geschickt ist auch der Umweg über die von der Industrie gesponsorten vorgeblichen Patienten-Selbsthilfe- organisationen, die dann den Bedarf an einem neuen, ,,besser wirksamen, leider teuren" Mittel öffentlichkeitswirksam vertreten.

    Ein Beispiel dafür waren einige Organisationen, die im Konflikt über die Erstattung der ,,schnellwirksamen" Analog-Insuline auftraten. Am geschicktesten aber scheint die Lobbyarbeit der Pharmaindustrie in der Politik zu funktionieren: So warten wir seit sechs Jahren gespannt auf eine Studie zu kombinierten Schmerzmitteln. Die unerwünschten Nebenwirkungen sind stark, und das zu höheren Preisen als für die Einzelwirkstoffe. So viel scheint dennoch so gut wie klar: Sicher beweisen könnte das nur eine breite Studie, es würde Geld gespart und Menschen geholfen. Doch der Auftrag dafür kommt von keiner staatlichen Institution. Geprüft und untersucht wird in erster Linie, was die Pharmaindustrie prüfen lassen will, denn unabhängige Forschung und Analyse gibt es kaum.

    Informationsbeschaffung – schwierig und mühsam

    Die schwächsten Mitspieler in diesem Multi-Milliardenspiel sind die Patienten. Ihre Informationsmöglichkeiten sind schlecht, dem Arzt und Apotheker müssen sie weitgehend vertrauen. Das können sie auch oft, selten wird ihnen jemand bewusst die Unwahrheit sagen. Das liegt auch an der Datenbasis: Die Info-Software der Apotheker wird alle 14 Tage, die der Ärzte nur einmal im Quartal aktualisiert. Darüber hinausgehende umfassende aktuelle Fachinformationen müssen auch die Ärzte extra bezahlen. Und bei den Patienten kann und will sich nicht jeder so weit medizinisch oder pharmakologisch einarbeiten, um alles zu verstehen. Tatsächlich ist die medizinisch und pharmakologisch korrekte Beschreibung von Medikamenten keine einfache Sache, aber das ist kein Grund aufzugeben.

    Was das Internet an Information bietet

    Es gibt ein paar Tipps, wie Sie als Patient informiert sein können, auch zu Ihrer eigenen Sicherheit: Das Bundesamt für Arzneimittelsicherheit und Medizinprodukte in Bonn (BfArM) listet auf seiner Webseite unter dem Stichwort ,,Pharmakovigilanz" (also ,,Arzneimittelüberwachung") aktuelle Rückrufaktionen auf. Hinzu kommen Informationen zu den Medikamenten und über die beanstandeten Wirkungen. Auf der BfArM-Seite zu finden sind auch die ,,Rote-Hand-Briefe" der Pharmaindustrie zu vielen Rückrufen, die eigentlich an Fachkreise gerichtet sind.

    Die europäische Zulassungsbehörde EMEA bietet unter dem Stichwort ,,EPARS" (,,European Public Assessment Reports" = ,,Europäische öffentliche Beurteilungsberichte") die öffentlichen Beurteilungsberichte zu allen in der EU zugelassenen Arzneimitteln. Trotz der englischen Seitenführung liegt die ,,Summary for the public" (,,Zusammenfassung für die Öffentlichkeit") für jedes Mittel auf Deutsch vor. Das gibt Ihnen schon einmal eine unabhängige Grundinformation zu einem Präparat.
    Die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft verschickt auf Anfrage einen Newsletter über aktuelle Rückrufe und Warnmeldungen.

    Nicht zu empfehlen ist die Recherche über PharmNet.Bund – die Seite ist umständlich aufgebaut. Die eigentlichen Informationen sind oft wenig tiefgehend oder ohne Fachwissen schwer einzuordnen, dazu kosten sie noch Geld. Das ist besonders ärgerlich, weil es sich um Informationen aus großteils mit Steuergeldern bezahlten Institutionen handelt, wie dem Bundesministerium für Gesundheit oder dem BfArM.

    http://www.wdr.de/tv/servicezeit/gesundheit/sendungsbeitraege/2008/0414/02_geschaeft_medikament.jsp

    scalpell Der Patient ist nur noch Mittel zum Zweck.  Wichtig  für diese Leute sind ausschliesslich  nur noch ihre Profitgeier an der  Börse deshalb lieber   //www.mezis.de
    Die Plutokraten haben das Ruder in die Hand genommen
    Die "Politiker" sind ihre Stimme

    antonov

    mal was aus dem schönen österreich

    auszug von soned.at

    AMS = ArbeitsMarktService ( Arbeitsamt Österreich )

    Zitat"... Schön langsam glaube ich nicht mehr an Zufälle, das passt alles so nahtlos aneinander ! Je mehr ich hier über AMS Mobbing und psych. Gewalt lese, umso klarer wird es.
                                                   
    Vor über einem Jahr berichtete der ORF über die Anzahl der stetig steigenden depressiv Kranken. Und genau dazu wird man in diesem System konsequent und erbarmungslos gemacht. All der Psychoterror, Bestrafung, Schüren der Angst, der Armut, Wegfall der Lebensgrundlage, die Teuerungswelle, der sektenähnlichen Pyscho-Erziehung etc.
                                               
    Und das beste ist : Bartensteins´s Lannacher stellt AntiDepressiva / Psychopharmaka her !!!
                                                   
    Auch Generika, um gute Geschäfte mit den Krankenkassen sicherzustellen, die ÖVP verlangt ja den verstärkten Einsatz von Generika - Freunderlwirtschaft mit Amtsmißbrauch ? Sollte das nicht juristisch geklärt werden ?! Ein gutes Geschäft - die 100 Mio E Stiftung muss ja weiter wachsen.                         Deshalb kann ich den vor Monaten gelesenen Rat \"Boykottiert Bartenstein Produkte \" voll zustimmen.
                                     
    Die Frage ist, wer hat mehr Vorteile davon ? Macht das AMS mit ihren Kursen die Menschen depressiv um Bartensteins´s Antidepressiva verkaufen zu können ? Oder macht das Antidepressiva willenlos, um die Botschaften der \"Coaches\" besser ins Gehirn bringen zu können ? Auszug aus \"Trotz ärztlicher Bescheinigung zum gleichen Kurs\" :
                                                 
    Ich bekomme XXXXX (Starkes Antidepressiva) und XXXXX (das ist ein Serotonin Hemmer) Und bin von den Tabletten mehr als beeinträchtigt in dem ich extrem müde werde und mich mit nichts wachhalten kann.
                                           
    Anmerkung: Sollten sie Recht haben und greifen die Zahnräder, auch was Krankheitsverursacher und Heilmittelhersteller betrifft, so perfekt ineinander, dann bekommt das Horrorniveau eine zusätzliche, "nicht" für möglich gehaltene, Ebene! ..."
    http://www.soned.at/eabee7776023c33e91262f1a0018f233.html#Antidepressiva

    scalpell

    Der Pharmamarkt? Ein Bazar!

    23. September 2008
     T-R-A-M-A-D-O-L-O-R. Petra Herrmann tippt den Namen des Schmerzmittels in die Suchmaske ihres Software-Programms. Bei welcher Kasse ist der Patient versichert? Die Inhaberin einer Apotheke aus Düsseldorf schaut noch einmal auf das Rezept. B-E-K. Enter. Ein rotes Signal erscheint. "Grün" würde bedeuten, ich kann das Medikament aushändigen, das auf dem Rezept steht", sagt Herrmann. Rot aber heißt: Die Krankenkasse hat für das Mittel einen Rabattvertrag mit bestimmten Herstellern abgeschlossen. In diesem Fall ist es die Barmer Ersatzkasse, die gleich mit drei Unternehmen eine Vereinbarung getroffen hat, und nur deren Produkte darf Herrmann herausrücken. Laut Listenpreis würde eines davon regulär 10,58 Euro kosten, die anderen 10,60 Euro und 10,63 Euro. Aber wie viel Rabatt auf welches Mittel die Kasse wirklich bekommt, weiß Petra Herrmann nicht. "Ich brauchte eigentlich gar nicht mehr auf den Preis zu schauen", sagt sie.
     
    ]Mit Inkrafttreten der jüngsten Gesundheitsreform ist Chaos auf dem deutschen Arzneimittelmarkt eingekehrt: Seit
    1. April 2007 ist die neue Regelung in Kraft, und die Apotheker sind per Gesetz dazu verpflichtet, nur noch die  Packungen der Rabattpartner der jeweiligen Kasse abzugeben, sofern der Arzt diesen Austausch nicht ausdrücklich ausgeschlossen hat. Um die Marktanteile in Deutschland - Europas größtem Medikamentenmarkt und Experimentierfeld für die Preisgestaltung - ist ein erbitterter Kampf entbrannt.

    Beschwerden beim Kartellamt
    Dass Krankenkassen überhaupt mit über Preise verhandeln können, liegt schlicht daran, dass es meist mehrere konkurrierende Unternehmen gibt, die Generika anbieten, also Nachahmerpräparate mit den gleichen Wirkstoffen. Die AOK machte den Anfang und startete im Frühjahr 2007 die erste Ausschreibung. Die großen Generika-Hersteller ratiopharm, Stada und Hexal boten nicht mit, dafür kamen andere zum Zuge. Der israelische Pharmakonzern Teva etwa, bis dahin kaum auf dem deutschen Markt vertreten, unterschrieb einen Vertrag mit Deutschlands größter Kasse. Das zahlte sich aus: Teva gewann enorme Marktanteile und verkauft beispielsweise statt bislang 500 Packungen Bisoprolol plötzlich übers Jahr gerechnet 60 000 Packungen des Blutdrucksenkers.

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    Während die ehemaligen Marktführer starke Umsatzeinbußen hinnehmen mussten, freute sich die Krankenkasse: "Wir knacken das Preiskartell bei den Generika", prophezeit Christopher Hermann, stellvertretender Vorsitzender des AOK-Landesverbands Baden-Württemberg. Er ist mit dem Aushandeln der bundesweiten Rabatte betraut. Noch geht aber sein Plan nicht auf, die AOK musste in diesem Frühjahr einige Teilverträge wieder auf Eis legen. Denn etliche Unternehmen, die keinen Zuschlag erhalten hatten, gingen vor Gericht und legten beim Bundeskartellamt Beschwerde ein. Schließlich konnten mit 30 Herstellern doch noch Verträge ausgehandelt werden. Aber nur für 22 Wirkstoffe statt der gewünschten 83. So lassen sich für den Zeitraum 2008/2009 auch nicht bis zu eine Milliarde Euro Beitragsgelder einsparen, sondern nur 175 Millionen, schätzen die AOK-Verantwortlichen.

    Die neue Macht der Kassen
    Inzwischen sind fast alle anderen deutschen Krankenkassen dem Beispiel der AOK gefolgt. Wenn ein Hersteller ihnen Rabatte bei Arzneimitteln gewährt, sichern sie ihm im Gegenzug ein Monopol zu. Das verleiht den Kassen eine neue Macht, und der Laie verliert den Überblick: Nach Angaben des Branchenverbandes Pro Generika haben bis Juni 2008 bereits mehr als 240 Krankenkassen mit 93 Herstellern von Nachahmermedikamenten insgesamt 3596 Verträge abgeschlossen. "Wenn allerdings jede Kasse mit jedem Hersteller Rabatte aushandelt, führt das das ganze System ad absurdum", sagt Sven Detlefs, Geschäftsführer der Teva.

    Den Streit der Kassen und Konzerne um die Kosten bekamen die Versicherten bereits zu spüren. Denn einige Generika-Unternehmen konnten monatelang nicht liefern - die veränderten Marktbedingungen überforderten die spezialisierten Lohnhersteller, bei denen sie ihre Pillen, Dragees und Zäpfchen fertigen lassen; auch der Großhandel hatte mit Schwierigkeiten zu kämpfen. "Ich habe dann oft auf ein anderes Präparat ausweichen müssen", sagt die Düsseldorfer Apothekerin Petra Herrmann. Patienten mussten sich damit abfinden, mit jedem neuen Rezept zwar eine wirkstoffgleiche Tablette, aber eben eine andere Tablette zu bekommen. "Die Kunden haben das nicht verstanden. Besonders die älteren waren verunsichert."

    Solche Probleme will die AOK jetzt mit einer längeren Vorlaufzeit vermeiden. Bis zum 6. Oktober sollen Hersteller nun ihre Angebote fürs kommende Jahr abgeben. Der Verband Pro Generika rechnet dennoch mit Komplikationen. Und abgesehen von Lieferengpässen und dem bürokratischen Aufwand in den Apotheken sei die Therapietreue der Patienten durch den ständigen Wechsel der Arzneimittel gefährdet, erklärt Thomas Preis vom Apothekerverband Nordrhein. Zur Kritik am Rabattsystem gesellt sich prompt eine Panne. Erst vor einigen Tagen stellte die AOK fest, dass sie Pharma-Herstellern falsche Bedarfszahlen genannt hatte. Die Ausschreibungsfrist wurde nun um einen Monat verlängert, und so verschiebt sich der Start der neuen Rabattverträge vermutlich auf den 1. März 2009.

    Verspätete Reaktionen
    Probleme entstehen auch an anderer Stelle: Geärgert hat sich etwa der Kunde einer Apotheke in Niedersachsen, dessen Blutdrucksenkungsmittel bisher keine Zuzahlung erforderte, weil es 30 Prozent weniger als der Festpreis kostete. "Ich musste ihm aber ein anderes Medikament geben, nämlich das, für das seine Kasse einen Rabatt ausgehandelt hat", berichtet sein Apotheker. Dieses war in Wahrheit sogar teurer und lag über dem Festpreis, der Patient musste folglich 10 Euro zuzahlen. Auf Nachfrage erklärte die AOK Niedersachsen dem pharmakritischen Newsletter arznei-telegramm im Juni diesen Jahres, der betreffende Hersteller habe "seine Preise nicht angepasst". Als das bekannt wurde, habe man sofort reagiert und den Vertrag gekündigt. Drei Monate lang ist der Kasse demnach eine Preissteigerung von 76,53 Euro auf 106,83 Euro nicht aufgefallen. Drei Monate lang haben Versicherte zuzahlen müssen, obwohl mehrere zuzahlungsfreie Alternativen im Handel waren.

    Dieser Fall wirft Fragen auf: Darf ein Hersteller bei einem bestehenden Rabattvertrag nachträglich die Preise verändern. Und: Handelte es sich nur um einen Einzelfall? Einen Überblick hat da kaum noch jemand. Apothekerin Petra Herrmann erhält täglich Anrufe von Ärzten, die wissen möchten, ob ein bestimmtes Präparat noch zuzahlungsfrei ist. "Das ist ja auch so ein Witz", erklärt Herrmann. "Die Rahmenbedingungen ändern sich fast täglich. Unsere Software wird alle zwei Wochen aktualisiert, die der Ärzte nur einmal im Quartal." Für Verwirrung können zudem verschiedene Darreichungsformen von Medikamenten sorgen: Manches Herzmittel muss in Wasser gelöst werden, den gleichen Wirkstoff verpackt ein anderer Hersteller wiederum in Kapselform. Das verträgt nicht jeder Patient gleich gut, und so kann der Wechsel zu einem vertraglich vorgeschriebenes Präparat andere Reaktionen auslösen.

    Einsparpotentiale gegen Null gehend?
    Bis heute steht nicht einmal fest, ob sich der ganze Aufwand überhaupt rentiert. Branchenkenner vermuten, dass sich die erwarteten Einsparpotentiale gegen Null entwickeln könnten. Doch die Beteiligten schweigen sich nach wie vor über die Höhe der Rabatte aus. "Wenn wir das verraten, wäre das System ja tot", sagt der AOK-Verhandler Christopher Hermann.
    Krankenkassen wie auch Gesetzgeber versuchen seit langem, die Kosten für Arzneimittel in den Griff zu bekommen. 27,76 Milliarden Euro gaben die Krankenkassen dafür allein im Jahr 2007 aus. Vor allem die sehr teuren Krebsmedikamente der jüngsten Generation schlagen dabei zu Buche. Wie viel darf es kosten, das Leben eines Krebspatienten um wenige Monate zu verlängern? Das britische National Institute for Clinical Excellence hat vor einigen Tagen entschieden - 2100 bis 3700 Euro pro Mensch und Monat sind zu viel. Vier Krebsmedikamente für Patienten mit fortgeschrittenem Nierentumor soll das Gesundheitssystem künftig nicht mehr bezahlen: Avastin von Roche, Nexavar von Bayer, Sutent von Pfizer und Torisel von Wyeth. Eine ähnliche Diskussion entbrannte in Deutschland, als das Unternehmen Novartis Anfang 2007 sein Medikament Lucentis zur Bekämpfung der altersbedingten [ur=http://www.onmeda.de/krankheiten/makuladegeneration.htmll]Makuladegeneration[/url] auf den Markt brachte. Eine Injektion des Antikörper-Präparats kostet 1500 Euro.

    Preisgestaltung auf dem Pharmamarkt
    Warum sind Arzneimittel überhaupt so teuer? Weil Forschung und Entwicklung sehr viel Geld verschlingen, lautet die einhellige Antwort der Pharmahersteller. Mit den Gewinnen aus dem Verkauf eines Medikaments müsse ja alles andere finanziert werden. Zwischen 600 und 800 Millionen Dollar kostet es, einen neuen Arzneistoff zur Marktreife zu bringen. Auch die vielen Fehlversuche, die nötig sind, wollen bezahlt sein. Von 500 Kandidaten schaffe es nur ein einziges Mittel auf den Markt, sagt Rolf Fricker, Geschäftsführer bei Booz & Company, einer Pharma-Beratungsagentur. Immer höhere Hürden seien zu überwinden, seitens der Behörden würden sehr viel mehr Studien verlangt als noch vor ein paar Jahren.

    Wie die Preisbildung eines Medikamentes genau erfolgt, ist ein streng gehütetes Geheimnis. "Fragen Sie doch beimVerband forschender Arzneimittelhersteller nach", heißt es etwa auf Anfrage bei Novartis. Auch bei Bayer verweist man auf den Branchenverband, den VFA. "Das ist Hoheitsgebiet der Hersteller, da können wir nichts zu sagen", erklären wiederum die VFA-Vertreter. In ihrem Buch Der Pharma-Bluff" hat die Harvard-Professorin Marcia Angell, frühere Herausgeberin der renommierten Fachzeitschrift New England Journal of Medicine, einmal nachgerechnet. Das Ergebnis ihrer Recherchen wich doch erheblich von den Angaben der Hersteller ab und sorgte im Jahr 2004 sogar für hitzige Debatten im amerikanischen Wahlkampf.

    Falsche Behauptungen über Entwicklungskosten?
    Marcia Angell zufolge geben die Konzerne nur ein Achtel von dem für die Entwicklung eines neuen Medikaments aus, was sie behaupten. Statt 600 Millionen Euro wären das beispielsweise nur 80 Millionen. Der Rest fließe in Marketing, Verwaltung und Vertrieb. Doch das gebe kein Pharmakonzern gern zu. Berücksichtigen müssen die Unternehmen ebenfalls ihre Aktionäre, denn auch die wollen an den Medikamenten verdienen. Alle Pharmariesen, ob Merck, Novartis, Pfizer oder GlaxoSmithKline, sind heute börsennotierte Unternehmen. Für ihre Entwicklungen prognostizieren Analysten ebenso Gewinnchancen wie für Gold oder Getreide. ,,Unterschätzen Sie nicht den europäischen Markt für Krebsmedikamente", riet im Juli die US-Bank JP Morgan etwa interessierten Anlegern in einer Analyse des Produktportfolios von Roche. ,,50 Prozent der Umsatzsteigerung bei Avastin von 2007 bis 2012 wird Roche über Brustkrebs machen", schrieben die Analysten. Solche Prognosen beeinflussen den Börsenkurs eines Unternehmens massiv, und der Druck, den Erwartungen zu entsprechen, ist groß. Eine Katastrophe wäre es, sollten die Medikamente doch nicht halten, was sie versprechen.

    Avastin zum Beispiel gilt als vielversprechende Innovation. Entwickelt wurde das Medikament für Patienten mit fortgeschrittenem Brust- oder Darmkrebs. Die grundlegende Idee: Das Präparat schneidet den wachsenden Tumor von seiner Blutversorgung ab, er wird gleichsam ausgehungert. Die Entdeckung von Antikörpern wie Avastin kam einer Sensation gleich, das Mittel wurde weltweit schnell zum Krebsmittel der Wahl - und das ungeachtet seines Preises. Während es sich bei einer Makuladegeneration inzwischen als günstige Alternativtherapie erweist, kommen bei einer Brustkrebsbehandlung durchaus 60 000 Euro im Jahr zusammen. Das intravenös verabreichte Mittel ist so rund 20mal teurer als die Standardtherapien. Im Jahr 2007 machte Roche mit Avastin insgesamt einen Umsatz von rund 2,6 Milliarden Euro.

    Nun zeigen neuere Studien, veröffentlicht im New England Journal of Medicine oder präsentiert auf dem Kongress der American Society of Clinical Oncology im Juni, dass Avastin bei Brustkrebs wohl weniger effektiv ist, als es Studien zuvor annehmen ließen. In den jüngsten Untersuchungen verlängerte der Wirkstoff zwar ebenfalls das ,,progressfreie Überleben", stoppte also das Fortschreiten der Erkrankung, der Wert sank aber im Vergleich zu der ersten zulassungsrelevanten Studie von 5,4 Monaten auf 0,8 Monate. Die Patientinnen lebten im Durchschnitt kaum länger.

    Ungeachtet dieser wenig hoffnungsvollen Daten bietet Roche den Krankenkassen jetzt eine ,,Cost-Sharing-Initiative" bei der Behandlung von Brustkrebs mit Avastin an. Der Konzern übernimmt den Anteil der Mehrkosten, die anfallen, da die im Rahmen einer Studie verordnete Gesamtdosis von Avastin höher liegt als die bisherige. ,,Es geht doch nur darum, bei der Brustkrebs-Therapie Marktanteile in Bereichen zu gewinnen, die starker Konkurrenz ausgesetzt sind", sagt dazu Wolf-Dieter Ludwig, Vorsitzender der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ). Es handele sich nicht um einen Fortschritt, sondern um eine sehr teure Therapiestrategie, deren Überlegenheit hinsichtlich Nutzen und Sicherheit im Vergleich zu etablierten medikamentösen Behandlungsformen beim Brustkrebs nicht bewiesen ist, schreibt die AdkÄ auch in einer Stellungnahme vom 8. Mai 2008.

    Die Rolle der ärztlichen Experten
    Den Markt haben Pharmakonzerne von Anfang an im Blick. Vor Einführung eines neuen Medikaments laden sie zum Beispiel verschiedene Mediziner und Experten zu sogenannten Advisory-boards ein. Bis zu zehn opinion leader" eines Landes kommen dann in einem Hotel zusammen, um in angenehmer Atmosphäre darüber zu sprechen, welche Chancen und Einsatzgebiete sie für das neue Mittel auf dem Markt sehen. ,,Das ist ein unausweichlicher Weg. Die Pharmakonzerne leben davon, dass es Mediziner gibt, die sich dafür bereitstellen", sagt Pharmaberater Rolf Fricker von Booz. Die weltweit agierenden Unternehmen könnten nicht die Besonderheiten jedes Landes kennen und brauchten die Einschätzung der Experten.

    Darüber, was ein solcher ,,opinion-leader" für seine Beratung erhält, schweigen sich die Beteiligten aus. ,,Tagessätze von mehr als 2000 Euro sind üblich", behauptet Peter Schönhöfer, Pharmakologe und Mitherausgeber des arznei-telegramms. Es gebe Ärzte, die regelmäßig und langfristig für einen Pharmakonzern arbeiten, sagt Schönhöfer. Deren Beraterverträge beliefen sich auf 20 000 bis 200 000 Euro im Jahr. Die Überlegungen zum ,,Pricing", wie es in der Branche heißt, also zur Preisbildung eines Medikamentes, beginnen schon sehr früh. ,,Wie lässt sich das Produkt am besten auf dem Markt plazieren. Wo sind interessante Eckpunkte?", nennt Fricker die Ausgangsfragen.

    Mit den Rabattverträgen, die seit 2007 in Deutschland möglich sind, bekommen die Pharmakonzerne nun ganz neue Möglichkeiten, ihre Preise zu gestalten. Nicht nur bei Generika, sondern auch beim Verkauf patentgeschützter Originalpräparate. So gewährt die Firma Eli Lilly seit November 2007 mehreren Kassen Rabatte auf das Antipsychotikum Zyprexa. Bei GlaxoSmithKline kann man sich zwar noch nicht vorstellen, den Kassen Rabatte anzubieten, stattdessen wird aber über ,,Mehrwertansätze" verhandelt: Patientenschulungen oder Ernährungsberatungen für chronisch Kranke.

    Mangelnde Transparenz auf dem deutschen Markt

    ,,Deutschland ist im Moment der kreativste Pharmamarkt der Welt", sagt Simone Seiter, Leiterin der Consultingsparte von IMS Health, einem internationalen Pharma-Informationsdienst. Bei Medizinern hält sich die Begeisterung darüber in Grenzen. Viele beklagen einen Mangel an Transparenz. ,,Dass die Krankenkassen derartige Wege gehen, hat auch damit zu tun, dass man sich angesichts des ab 2009 geltenden Einheitstarifs Wettbewerbsvorteile verspricht", erklärt Peter Schönhöfer. Man könne sich dann damit rühmen, seinen Versicherten den Zugang zu den neuesten Arzneimitteln zu sichern.

    In dieses Bild passt ein neues Vertragsmodell, dessen Konzept sonst eher aus der Werbung für verdauungsfördernde Joghurts bekannt ist: die Geld-zurück-Garantie bei Unzufriedenheit. Der Pharmakonzern Novartis hat einen entsprechenden Deal mit der Deutschen Angestellten-Krankenkasse (DAK) und der Barmer Ersatzkasse vereinbart. Sollte sich eine Patientin, die an Osteoporose leidet und das neue Präparat Aclasta gespritzt bekommt, innerhalb eines Jahres einen Knochen brechen, erstattet Novartis die Kosten zurück. Solche ,,Risk-Share"-Verträge mögen bei manchen ein Unbehagen auslösen; die DAK sieht darin ein ,,innovatives Vertragskonzept", das grundsätzlich neue Perspektiven eröffne.

    Ähnlich argumentiert Barmer-Sprecher Thorsten Jakob: ,,Novartis gibt der Barmer und ihren Versicherten eine Art Qualitätsgarantie. Zudem hoffen wir, dass sich die Folgekosten der Osteoporose senken lassen - vor allem durch die Vermeidung von stationären Behandlungen nach Knochenbrüchen." Zu Details der Vereinbarung will sich keiner der Beteiligten äußern. ,,Für Aclasta fehlen vergleichende Studien, die eine verbesserte Wirksamkeit gegenüber der Standardtherapie belegen", sagt hingegen Wolf-Dieter Ludwig von der AkdÄ. Medizinisch und ethisch sei es fragwürdig, Patientinnen in den Wechseljahren eine Erfolgsgarantie gegen Knochenbruch zu versprechen. Bei Novartis weist man die Vorwürfe zurück.
    Was bleibt in dieser Situation den Patienten? Sie können nur hoffen, dass ihre Versicherung gut verhandelt, akzeptable Vereinbarungen für alle benötigten Medikamenten trifft - oder vielleicht gegebenenfalls die Kasse wechseln. QUELLE

    Scalpell ?(
    Die Plutokraten haben das Ruder in die Hand genommen
    Die "Politiker" sind ihre Stimme

    Pinnswin

    Dat is kein Bazar, dat iss russisch´ Roulett´, danke Ulla.
    Das Ende Der Welt brach Anno Domini 1420 doch nicht herein.
    Obwohl vieles darauf hin deutete, das es kaeme... A. Sapkowski

    scalpell

    28.09.2008 · 16:30 Uhr
    Medikamente sollten erst nach eingehenden und gründlichen Tests auf den Markt gelangen.


    Im doppelblinden Vertrauen  Die Alibi-Studien der Pharma-Industrie

    Von Sven Preger

    Es ist ein Milliardengeschäft: Medikamente. Vor allem, wenn es um die großen Volkserkrankungen geht wie Arterienverkalkung, Diabetes oder Krebs. Arzneimittel werden umfassend erforscht, damit sie auch wirklich helfen. Alles ist wissenschaftlich abgesichert und überprüft. Doch ein genauer Blick auf die Studien zeigt: Sie sind oftmals schlecht geplant, unzureichend durchgeführt, fantasievoll interpretiert und manchmal sollen sie gar nichts über das Medikament herausfinden. Das ganze System steht auf einem wackeligen Fundament!

    "Ich war gestern gerade da und hab 5 3/4-Stunden am Tropf gehangen."

    Heegewaldt steckt mitten in einer Chemotherapie. Es ist seine fünfte.

    "Das war mit Schwierigkeiten verbunden, weil ich Schüttelfrost kriegte, aber das ist sehr schnell abgestellt worden, nech."


    Er hat Leukämie, Blutkrebs. Diese Krankheit hat dazu geführt, dass Klaus Heegewaldt an einer klinischen Studie teilgenommen hat.

    "Und es wurde auch gesagt: es ist schon ausprobiert worden und wir machen das jetzt nur in höheren Dosen. An Ihnen."

    Es sind etwa 100.000 Menschen in Deutschland, die zurzeit an einer klinischen Studie teilnehmen. So ganz genau kann man das nicht sagen. Es gibt zwar Datenbanken, doch die sind entweder nicht öffentlich oder nicht ganz komplett. Der Kölner Klaus Heegewaldt ist einer von diesen 100.000. Und so richtig viel weiß er nicht über seine Studie. Heegewaldt:

    "Eigentlich wenig. Teilweise ist das auch fachchinesisch, was da gebracht wird. Da muss man einfach vertrauen. Also mir ging es früher mal so schlecht und in der Uniklinik Köln haben sie mir geholfen und denen vertraue ich einfach: Wenn die mir was anbieten, dann mache ich das auch mit"


    Seit 20 Jahren lebt der 73-jährige Bauingenieur Klaus Heegewaldt mit der Diagnose: chronisch lymphatische Leukämie, eine dauerhafte Form des Blutkrebses. Immer wieder bricht die Leukämie aus - schubweise. Und immer wieder ist auch das Immunsystem geschwächt. Infektionen können sich ausbreiten. Der Körper hat den Erregern nichts entgegenzusetzen. Das ist Klaus Heegewaldt auch diesen Sommer wieder so gegangen:

    "Ich hatte dauernd erhöhte Temperaturen und im Krankenhaus wird ja erst ab 38 Grad gezählt. Aber das zehrt auch, wenn Sie abends 37,9 haben und merken: Sie lesen und haben einen heißen Kopf. Und dann war es eben so: Diese Grenze ist überschritten worden und dann bin ich gleich rein. Und dann haben die mich da behalten und dann bin ich gründlich untersucht worden und da ist festgestellt worden, dass ich in der Lunge Pilze habe."

    Für Leukämie-Patienten eine lebensbedrohende Infektion. Behandelt wird so ein Pilz häufig mit dem Wirkstoff Caspofungin der Pharma-Firma MSD. Das Mittel gilt als gut verträglich. Normalerweise bekommen Patienten eine Tagesdosis von 50 Milligramm. Stellt sich die Frage: was passiert, wenn man diese Dosis erhöht? Etwa auf das Doppelte, Dreifache oder sogar Vierfache? Treten auf einmal neue Nebenwirkungen auf? Das wollten Kölner Mediziner herausfinden. Und bildeten 4-Patienten-Gruppen. Klaus Heegewaldt kam in die letzte, die Gruppe mit der vierfachen Dosis.

    Es ist nur eine Studie von etwa 1600, die zurzeit in Deutschland laufen. Sie sind eine Art Alibi der Pharma-Konzerne. Die entscheidende Frage: Wie verschafft man sich dieses Alibi. Dazu gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder belegen die Studien tatsächlich, dass ein Medikament wirkt, welche Nebenwirkungen auftreten und welche Dosis die richtige ist. Dann sind sie ein echter Beweis. Oder es wird komplizierter. Nämlich dann, wenn die Studien nicht das gewünschte Ergebnis liefern. Dann werden Daten auch schon mal gefälscht oder Informationen zurückgehalten. Wie bei dem Medikament "Trasylol" von Bayer. Das Unternehmen soll starke Nebenwirkungen wie Nierenversagen verschwiegen haben. Das wurde jedoch erst nach Jahren bekannt. Das Resultat: Bayer hat das Blutgerinnungsmittel im Mai 2008 vom Markt genommen.

    Doch es muss nicht immer gleich um Betrug gehen. Einfacher und ungefährlicher ist es, eine Studie so zu gestalten, dass sie direkt zum gewünschten Ergebnis führt. Das kann durch das Studien-Design erreicht werden. Denn: Studie ist nicht gleich Studie. Sie laufen unterschiedlich lang, haben unterschiedlich viele Patienten und unterscheiden sich in der Durchführung. Das Studiendesign bietet Gestaltungsspielräume.

    "Der Druck, ein neues Präparat auf den Markt zu bringen, ist auch von Seiten der Patienten, die sich mit dem bisherigen Präparat nicht ausreichend behandelt fühlen, natürlich sehr groß. Und es ist dann immer die Balance zu finden zwischen dem berechtigten Zweifel an der Wirksamkeit und der Hoffnung der Patienten."


    Christian Steffen leitet das Fachgebiet Klinische Prüfungen beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, kurz BfArM, der Behörde, die für die Zulassung von Medikamenten in Deutschland zuständig ist. Und das ist ein kompliziertes Geschäft: Die Reinheit der Arznei wird getestet, die exakte Zubereitung überprüft und natürlich untersucht, wie giftig das neue Mittel ist. Steffen:

    "Und dann der entscheidende Punkt: Die Wirksamkeit. Und das geschieht durch die Prüfung des Arzneimittels am Menschen."


    Spätestens hier beginnt das Problem mit dem Studiendesign. Seit 2004 müssen klinische Studien zwar fachlich genehmigt werden, eben vom BfArM. Doch es sind genügend Schwachstellen geblieben: Eigentlich sollte jede klinische Prüfung ein klares Ziel haben. Mediziner nennen das Endpunkte. Eine Studie sollte etwa fragen, ob ein Mittel das Leben eines Patienten verlängert. Der Endpunkt wäre der Tod. Steffen:

    "Das ist natürlich nicht durchzuführen für eine Arzneimittelzulassung, wenn ich 20 Jahre warten will auf ein Arzneimittel. Dann muss ich zu anderen Dingen greifen. Also beispielsweise eben nicht Tod durch Schlaganfall, Tod durch Herzinfarkt, sondern die Veränderung der Arteriosklerose oder noch eher: Vielleicht die Senkung der Lipide im Blut."


    Oft wird also ein Ersatz für einen echten Endpunkt benutzt. Mediziner nennen das dann Surrogatparameter. Steffen:

    "Das kann aber auch in die Irre führen, weil die Senkung der Lipide nicht unbedingt bedeutet, dass auch weniger Herzinfarkte entstehen."

    Ein Beispiel: Der Cholesterinsenker Ezetimib. Ein Produkt von MSD und Essex Pharma. Es wird im Jahr 2002 unter dem Namen "Ezetrol" in Deutschland eingeführt. Ezetimib wirkt anders als die bisherigen Cholesterinsenker, die Statine. Um beide Wirkungsweisen zu nutzen, ist im April 2004 auch das Kombinationsmedikament "Inegy" auf den Markt gekommen. Das Problem bei Studien zu Cholesterinsenkern: Da man auf den Tod oder Herzinfarkt eines Patienten nicht warten will, folgt man folgender Argumentations-Kette: Cholesterin sorgt für Arteriosklerose sorgt für Herzinfarkt. Und da Cholesterin ein Lipid ist, kontrolliert man, wie ein Mittel den Lipidwert senkt. Das kann ein Surrogatparameter sein. Umfangreiche Studien haben nun gezeigt: Das Kombinationspräparat "Inegy" senkt zwar den Cholesterinspiegel, hält aber nicht die Arteriosklerose auf. Außerdem treten möglicherweise als Nebenwirkung vermehrt Krebsfälle auf. Steffen:

    "Und hier muss ich bei Surrogatparametern sehr, sehr vorsichtig sein."

    Wer also auf den richtigen Surrogatparameter setzt, bekommt scheinbar positive Ergebnisse. Das bedeutet aber nicht immer, dass ein Medikament auch tatsächlich so wirkt, wie es soll. Erreicht eine Studie mal nicht das angestrebte Ergebnis, so ist das auch noch kein Problem. Denn Studien-Ergebnisse müssen nicht publiziert werden. Die Firmen können also sorgfältig auswählen, was bekannt wird und was nicht, erzählt Christian Steffen vom BfArM.

    "Das hat auch etwas damit zu tun, dass es naheliegt, Studien, die mein Präparat schlecht da stehen lassen, erst einmal negativ zu bewerten und vielleicht auch zu versuchen, die Publikation zu verhindern."

    Für Zulassungs-Studien ist das mittlerweile etwas besser. Denn alle Studienergebnisse müssen der Zulassungsstelle mitgeteilt werden. Zumindest das BfArM oder die europäische Zulassungsbehörde Emea sind so über alles informiert. Und können bei Bedarf einschreiten. Außerdem gibt es seit dem Jahr 2004 in Deutschland die "Verordnung über die Anwendung der Guten Klinischen Praxis". Darin ist verbindlich geregelt, wie eine klinische Studie ablaufen muss. Und damit gibt es auch Kriterien für eine Kontrolle. Steffen:

    "Das heißt: Wir überprüfen die Durchführung der Studie: Existierten die Patienten überhaupt? Sind die Laborwerte einigermaßen ordentlich erhoben worden? Und sind hinterher die Ergebnisse auch nach den Regeln der Kunst ausgewertet worden?"


    Besonders häufig kann die Behörde nicht kontrollieren, dazu fehlt ihr das Personal. Dabei gibt es zahlreiche klinische Studien zu kontrollieren. Denn vor einer Zulassung muss ein wahrer Studien-Marathon absolviert werden. In insgesamt vier Phasen:

    Phase 1: Es ist die Zeit, in der das Medikament zum ersten Mal am Menschen ausprobiert wird. Deshalb nehmen auch nur wenige Probanden teil. Häufig gesunde Männer. Es ist ein heikler Zeitpunkt. Denn selbst, wenn die vorherigen Tierversuche keine Auffälligkeiten zeigten, ist das keine Garantie. Im März 2006 kam es in London bei einer Antikörper-Studie zu einer Katastrophe. Bei den sechs Probanden versagten Organe! Die Teilnehmer überlebten nur knapp.

    Phase 2: In dieser Phase wird die richtige Dosis des Medikaments gesucht. Es nehmen bis zu 200 Probanden teil, häufig zum ersten Mal auch echte Patienten. Diese Studien können einige Wochen oder Monate dauern.

    Phase 3: Für die Zulassung eines Medikaments sind dies die entscheidenden Studien. In dieser Phase muss die Wirkung an mehreren Tausend Patienten nachgewiesen werden. Sie werden tatsächlich mit dem neuen Mittel behandelt. Die Phase 3 kann Jahre dauern. Erst wenn die Wirkung tatsächlich belegt ist, sollte die Zulassung erfolgen.

    Und Phase 4: Auch nach der Zulassung wird weiter geforscht. Denn seltene Nebenwirkungen erkennt man erst, wenn man möglichst viele Patienten damit behandelt hat. Je nach Krankheit und Laufzeit kann das Medikament so an Millionen von Patienten getestet werden. Die angenehme Nebenwirkung für das Pharma-Unternehmen: Das Medikament wird häufig verschrieben - auch nach Ende der Studie.

    Im Juli 2008 wird Klaus Heegewaldt in die Kölner Uniklinik eingeliefert. Er hat einen Pilz in der Lunge. Eine schwere Erkrankung. An der Phase-2-Studie nimmt er jedoch auch aus ganz pragmatischen Gründen teil. Heegewaldt:

    "Ja, das war vor meiner Urlaubszeit und ich hatte eigentlich Zeitnot, weil wir uns verabredet hatten mit der Familie an der Ostsee und dann wurde mir angeboten, das zu behandeln auf eine oder andere Art. Und eine dieser Behandlungen war eine Studie, wo gesagt wurde: Ja, das können wir machen und das geht viel schneller."

    Grund genug für Klaus Heegewaldt. Das Design seiner Studie: In den vier Gruppen sind jeweils acht Patienten. Von Gruppe zu Gruppe wird die Tagesdosis Caspofungin langsam gesteigert. Von 70 über 100 und 150 bis 200 Milligramm. Es hört sich ein wenig nach Versuchskaninchen an. Heegewaldt:

    "Versuchskaninchen ist ein bisschen viel gesagt. Man kann es ja abstellen. Also irgendwann kann man ja auch Schluss machen oder irgendwas. Also: wenn, dann mache ich es auch mit und will was von dem Ergebnis haben. Ich bin Techniker. Und Techniker wollen schwarz auf weiß sehen, ob es ist und nicht ist. Ganz einfach!"


    Es hörte sich sehr positiv an. Eigentlich wurden Östrogene, Gestagene und andere Hormone eingesetzt, um die typischen Beschwerden von Frauen in den Wechseljahren zu lindern, wie Hitzewallungen und Nachtschweiß. Mitte der 90er Jahre legten Studien nahe, dass die Hormone auch vor Knochenschwund, Herzinfarkt und verminderter Hirnleistung schützen würden. Die Zahl der Patientinnen stieg in Deutschland bis ins Jahr 1999 auf mehr als drei Millionen. Doch das Ganze war offenbar ein Irrtum. Tatsächlich senkt die Hormontherapie nicht das Risiko, einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall zu bekommen, sondern steigert es leicht. Das ist aber erst Ende der 90er Jahre bekannt geworden. 2007 wurden immer noch 1,4 Millionen Frauen in Deutschland mit einer Hormontherapie behandelt.

    Das Problem: Man hatte sich auf reine Beobachtungs-Studien verlassen, also lediglich Patientinnen in die Studie einbezogen, die tatsächlich mit Hormonen behandelt wurden. Man hatte allerdings keine Patientinnen untersucht, die keine Hormontherapie bekommen haben. Oder etwas einfacher ausgedrückt: Es fehlte die Kontrollgruppe.

    "Und wenn Sie keine Kontrollgruppe haben, dann haben Sie eigentlich immer positive Ergebnisse",

    sagt Christian Steffen vom BfArM. Denn ein paar positive Zufallstreffer gibt es immer. Das sagt noch nichts darüber aus, ob ein Mittel tatsächlich wirkt.

    "Also man hat weltweit Millionen von Frauen geschadet, dadurch, dass man sich auf unzuverlässige Studien-Ergebnisse verlassen hat",

    sagt Peter Sawicki. Er leitet das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen, kurz IQWiG. Und hier hat man sich lange Gedanken über das richtige Studien-Design gemacht. Als bester Standard gilt für das IQWiG eine Untersuchung, bei der es Kontrollgruppen gibt. Außerdem müssen die Teilnehmer einer Studie den verschiedenen Gruppen auch noch zufällig zugewiesen werden. Fachleute nennen das eine Randomisierung. Der große Vorteil: Dadurch werden alle anderen Einflussfaktoren gleich verteilt und spielen statistisch keine Rolle mehr. Also etwa Alter, Geschlecht oder Sympathien für die Ärzte. Nur so kann nachgewiesen werden, dass das Medikament tatsächlich wirkt. Wird ein neues Mittel getestet, kann man es also zum Beispiel zwei Gruppen geben. Die eine Gruppe wird mit dem neuen Mittel behandelt, die andere nicht. Sie erhält ein Placebo, also eine Tablette oder Flüssigkeit, die zwar genauso aussieht, aber nicht den Wirkstoff enthält. Bei diesem Design spricht man von einer randomisierten kontrollierten Studie. In Fachkreisen englisch ausgesprochen: Randomized Controlled Trial, kurz RCT. Doppelblind heißt die Studie dann noch, wenn weder Arzt noch Teilnehmer wissen, zu welcher Gruppe der Proband gehört, ob er also das neue Mittel bekommt oder ein Placebo. Der Haken: Damit das statistisch alles klappt, müssen genügend Menschen an einer solchen Studie teilnehmen. Das macht sie aufwändig und teuer. Zu Lasten der Pharma-Unternehmen, die diese Studien finanzieren müssen. Deshalb möchten die Firmen auch gerne andere Studien gelten lassen. Und nicht nur RCTs, erklärt Steffen Wahler. Er ist Geschäftsführer für Gesundheitsökonomie beim Verband Forschender Arzneimittelhersteller. Ein Verein, zu dem unter anderem Bayer, Pfizer, Lilly, Sanofi-Aventis, Glaxo Smith Kline und Novartis gehören.

    "Es gibt natürlich auch eine Menge Situationen, wo ein RCT nicht so einfach durchführbar ist. Zum Beispiel diese Verblindung kann ein Problem sein. Einfach dann, wenn ein Medikament so offensichtlich anders wirkt als das, was da ist. Beziehungsweise wenn ein Arzt oder Patient schon ein Wissen haben, was die bessere Medikation ist."

    Tatsächlich kann die Verblindung schwierig sein. Wenn ein Medikament besonders schmeckt oder riecht oder unmittelbar wirkt, kann nur schwer ein Placebo verabreicht werden. Der Teilnehmer einer Studie würde wissen, dass er nicht den Wirkstoff erhalten hat. Doch das ist aus Wahlers Sicht nicht das einzige Problem mit den RCTs. Wahler:

    "Das im Rahmen eines RCTs nachzuweisen, so wie es im wirklichen Leben ist, funktioniert eben auch nicht, weil ein RCT, also eine Studiensituation für den Patienten ja doch immer eine besondere Situation ist, die mit dem Alltag so nicht vergleichbar ist. Also von daher haben die RCTs klare Grenzen. Es ist der Goldstandard, aber es ist kein Allheilmittel für das Gewinnen von medizinischer Erkenntnis."


    Die Argumente lässt Peter Sawicki vom IQWiG zwar gelten. Doch er betont, dass gerade die Pharma-Industrie ansonsten sehr viel Wert auf ein optimales Studiendesign legt. Wer die Studie kurz genug durchführt, erfährt nichts über langfristige Nebenwirkungen. Wer das eigene Medikament besser wirken lassen will als ein anderes, nimmt einfach eine höhere Dosis. Und auch die Auswahl der Patienten kann das Ergebnis positiv beeinflussen. Experten gehen davon aus, dass rund drei Viertel aller Studien ein solch optimiertes Design haben. Sawicki:

    "Weil natürlich die Pharmaindustrie auf keinen Fall irgendeinen versteckten, auch noch so kleinen Nutzen übersehen möchte. Und die Überprüfung unter Praxisbedingungen würde eine Reduktion dieses Nutzens bewirken. Also das ist ein Vorwurf, den sich der Verband Forschender Arzneimittelhersteller hinter das eigene Ohr schreiben müsste: Lass uns doch mal Studien machen, die doch tatsächlich den Praxisbedingungen entsprechen."

    Wahler:

    "Natürlich würde man auch gerne haben, dass das, was man in der Studie sieht, gleich der Alltagserfahrung ist. Aber Sie können entweder dieses künstliche Setting des RCTs haben. Und sie haben dann unter ganz kontrollierten Umständen perfekte Daten oder Sie schauen halt, wie die Anwendungswirklichkeit ist. Aber dann müssen Sie eben Abstriche machen, weil eben all diese Urteile über ein Verfahren im Arzt und Patienten mit drin sind, was zu einer gewissen Unschärfe führt."

    Ein Streit, bei dem kein Kompromiss möglich scheint. Ist also gar nicht zu entscheiden, welches Studien-Design gut und welches schlecht ist?

    "Um einen Effekt wirklich reproduzierbar darzustellen, müssen wir das Modell der klinischen Studie haben, sonst haben wir nicht die Möglichkeit, zu entscheiden, was ist nun tatsächlich durch das neue Mittel bedingt oder was ist etwa durch eine gute ärztliche Betreuung bedingt, also der Placebo-Faktor",


    sagt Ulrich Schwabe. Er ist emeritierter Professor am Pharmakologischen Institut der Universität Heidelberg und bringt jedes Jahr den Arzneiverordnungsreport heraus. Das Standard-Werk, das zeigt, wie viel die gesetzlichen Krankenkassen für welches Medikament ausgeben. Schwabe hat mit seinem Werk den Markt transparent gemacht, und die Pharma-Branche liebt ihn dafür nicht gerade. Denn Schwabe nimmt kein Blatt vor den Mund und erklärt an einem Beispiel, warum die Wirkung eines Medikaments nur unter kontrollierten Bedingungen zu erkennen ist. Schwabe:

    "Als Beispiel nur die modernen Antidepressiva, da haben wir Placebo-Faktoren von 30 oder sogar 40 Prozent. Und der Arzneimittelfaktor ist nur zusätzlich 20 Prozent. Und wenn man dann sagt, das Mittel hat 60 Prozent klinische Wirkung, weil man den Placebo-Faktor unter nicht kontrollierten Bedingungen eben nicht gemessen hat, dann ist es natürlich eine Überschätzung der Arzneitherapie."


    Mit einer randomisierten kontrollierten Studie würde das nicht passieren. Das Ganze wirkt ein wenig verwirrend: Einerseits haben die Pharma-Unternehmen also ein großes Interesse an den künstlich optimierten Studien, um auch jede noch so kleine Wirkung eines Mittels zu erkennen. Gleichzeitig verteidigen sie die Studien unter Alltagsbedingungen. Ein Widerspruch? Nein. Denn die aufwändigen klinischen Studien werden zur Zulassung eines neuen Medikamentes durchgeführt. Studien unter Alltagsbedingungen widmen sich dagegen häufig Medikamenten, die bereits auf dem Markt sind. Die Patienten wissen dann oftmals überhaupt nicht, dass sie an einer solchen Studie teilnehmen. Diese Studien müssen auch nicht genehmigt werden. Der Name: Anwendungsbeobachtungen. Wie viele dieser Untersuchungen zurzeit in Deutschland laufen, ist nicht klar. Obwohl die Pharma-Unternehmen diese Studien drei verschiedenen Stellen melden müssen: Dem Spitzenverband der Krankenkassen, der Kassenärztlichen Bundesvereinigung und dem BfArM. Doch die Angaben der drei Institutionen stimmen nicht überein. Wahrscheinlich sind es zwischen 300 und 500 Anwendungsbeobachtungen.

    Die Firma Lilly führt zurzeit mindestens zwei Anwendungsbeobachtungen zum selben Wirkstoff durch: Lispro. Ein Diabetes-Mittel. Das Medikament hat Lilly 1996 unter dem Namen "Humalog" auf den Markt gebracht. In den beiden Studien sollen in den kommenden Jahren allein in Deutschland rund 1000 Patienten beobachtet werden. Bemerkenswert ist, dass Lilly daran 180 Studienzentren beziehungsweise Arztpraxen beteiligen will - also gerade fünf bis sechs Patienten pro Praxis. Die Idee: Je mehr Ärzte an der Anwendungsbeobachtung teilnehmen, desto mehr Ärzte verschreiben möglicherweise auch in Zukunft "Humalog". Übrigens: Das Mittel ist eines der Top-Seller von Lilly mit etwa 100 Millionen Euro Umsatz im Jahr - allein in Deutschland. Nur: dieser Umsatz ist in den vergangenen Jahren gesunken. Ulrich Schwabe:

    "Wir nennen das: Damit 'kauft' der Hersteller Verordnungen beim Arzt, bezahlt sie aber nicht selbst. Sondern das wird von der gesetzlichen Krankenversicherung bezahlt."

    Steffen Wahler:

    "Dennoch: Sie lernen eine Menge darüber, welche Nebenwirkungen gibt es. Welche Patienten nehmen es überhaupt ein, welche unerwarteten Effekte gibt es, die dann auch wiederum generierend wirken können, dass Sie dann weitere Studien darüber hinaus durchführen."


    Auch Steffen Wahler räumt ein, dass es bei Anwendungsbeobachtungen nicht darum geht, Wirkungen nachzuweisen, sondern seltene Nebenwirkungen zu finden. Diese Auffassung wird von einer Auswertung der Anwendungsbeobachtungen gestützt, die vergangenes Jahr in der Zeitschrift "Klinische Forschung und Recht" erschienen ist. Doch auch hier gibt es ein Design-Problem: Die Auswertung kommt nämlich zu dem Ergebnis, dass mehr als die Hälfte der Anwendungsbeobachtungen gar kein oder kein geeignetes Studien-Design gehabt hätten. Das kritisiert auch das BfArM. Die Firmen würden zu unsystematisch die Ärzte auswählen. Und die Ärzte zu unsystematisch die Patienten. Die so gewonnenen Daten seien nutzlos. Und Anwendungsbeobachtungen seien nicht geeignet, um etwas über die Arzneimittelsicherheit zu erfahren. Besondere Nebenwirkungen müssten Ärzte ohnehin melden.

    "Ja, mit Nebenwirkungen mussten Sie rechnen, aber Angst ist immer ein schlechter Berater",


    sagt Klaus Heegewaldt. Sein Lungenpilz wurde mit Caspofungin behandelt. Bisher waren bei dem Medikament als Nebenwirkungen vor allem Fieber, Übelkeit, Erbrechen und eine akute Entzündung der Venen festgestellt worden. Bei Klaus Heegewaldt ist keine dieser Nebenwirkungen aufgetreten, trotz der vierfachen Dosis. Der Patient konnte nach knapp zwei Wochen in den Urlaub entlassen werden. Und war zufrieden mit der Behandlung. Heegewaldt:

    "Ja, ich bin sehr gut versorgt worden. Die sind immer wieder gekommen. Ich war ja in der Klinik drin und Blut wurde abgezapft und untersucht und ich kriegte meine Infusionen, die notwendig waren. Und die Versorgung war eigentlich einwandfrei."

    Für Patienten ist nicht nur wichtig, ob ein Medikament wirkt, sondern ob es auch besser wirkt als andere auf dem Markt. Dieser Frage geht seit vier Jahren das IQWiG mit ihrem Leiter Peter Sawicki nach. Sawicki:

    "Zum Beispiel fragt uns der gemeinsame Bundesausschuss, also die Dachorganisation der Ärzte und Krankenkassen, ob ein Medikament A besser ist als ein Medikament B. Und wir haben dann im Grunde drei Antworten: Entweder wir sagen: Ja, A ist besser als B. Oder wir sagen: Nein, A ist nicht besser als B. Vielleicht sogar schlechter als B. Oder wir sagen: Wir wissen es nicht, es ist nicht belegt, dass A besser als B ist, weil es zu wenig Daten gibt."


    Um die Antwort zu finden, wertet das IQWiG bereits vorhandene Untersuchungen aus. Dabei werden vor allem die aussagekräftigen RCTs in die Meta-Analyse einbezogen.

    Auch hierzu ein Beispiel: Analog-Insuline. Das sind Wirkstoffe, die chemisch nicht identisch mit dem menschlichen Insulin aus der Bauchspeicheldrüse sind. Angeblich sollen sie besser wirken als die herkömmlichen Präparate. Zu den Analog-Insulinen gehört auch "Humalog" von Lilly. Als Hauptargument für die Analog-Insuline wird oft die Verringerung des Spritz-Ess-Abstandes angeführt. Das heißt: Wer spritzt, muss nicht mehr warten, sondern kann sofort essen. Die Meta-Analysen des IQWiGs haben jedoch gezeigt: diese Behauptung lässt sich nicht beweisen. Die Analog-Insuline wirken nicht schneller. Als im Februar 2008 die Entscheidung fiel, die Analog-Insuline deshalb nicht mehr von den Kassen zahlen zu lassen, wurde das Bundesgesundheitsministerium aktiv. Für Patienten unter 18 Jahren solle diese Regelung nicht gelten. Diesen Streit müssen nun die Gerichte klären. Und so lange der Prozess läuft, zahlen die Krankenkassen die Analog-Insuline erst einmal weiter.

    "Das IQWiG hat zwei große Projekte bisher abgeschlossen, in denen wirklich bahnbrechende Entscheidungen getroffen sind, die die Versorgung der Arzneimittel in Deutschland entscheidend verändert haben",

    sagt der Herausgeber des Arzneiverordnungsreports Ulrich Schwabe. Das eine war die Meta-Analyse der Analog-Insuline, zu denen auch "Humalog" gehört. Das andere war eine Meta-Analyse der Cholesterinsenker. Schwabe:

    "Und in beiden Gebieten lag eine große Zahl von kontrollierten Studien zu den Standard-Bedingungen vor. Und das wusste man auch schon vorher aus entsprechenden Meta-Analysen, dass eben die dort beobachteten Arzneimittel keine großen Vorteile, keine sichtbaren, keine klinisch-relevanten Vorteile für die Patienten haben im Vergleich zu denen, die bisher schon auf dem Markt waren."

    Im Jahr 1997 bringt das Unternehmen Pfizer einen neuen Cholesterinsenker auf den Markt: "Sortis", ein Mittel aus der Gruppe der Statine. Es entwickelt sich schnell zu einem der umsatzstärksten Mittel der Branche. 2002 macht Pfizer damit allein in Deutschland 539 Millionen Euro Umsatz. Doch dann kommt das IQWiG und überprüft die Cholesterinsenker. Dabei kommt heraus: "Sortis" wirkt nicht besser als andere Statine. Die Folge: Die Krankenkassen führen daraufhin für "Sortis" einen Festbetrag ein, zahlen das Medikament also nur noch bis zu einer gewissen Grenze. Pfizer klagt gegen diese Entscheidung, verliert jedoch. Der Umsatz von "Sortis" bricht ein: 2007 lag er in Deutschland nur noch bei 27 Millionen Euro.

    Seit 2004 darf die Festbetrags-Regelung auch auf patentgeschützte Mittel angewandt werden. "Sortis" war eines der ersten. Für die Pharma-Unternehmen ist das nur schwer zu akzeptieren. Denn so lange der Patentschutz noch läuft, verdient das Unternehmen an dem Medikament - nach der Markteinführung etwa zehn Jahre lang. Erst danach dürfen andere Firmen das Medikament kopieren. Damit bricht in der Regel der Preis ein. Um die Festbetrags-Regelung auf noch patentgeschützte Mittel anzuwenden, muss allerdings nachgewiesen werden, dass diese Mittel nicht besser wirken als andere. Diesen Beweis hatte das IQWiG im Fall von "Sortis" erbracht. Ist ein Medikament allerdings tatsächlich besser als andere, darf die Festbetrags-Regelung nicht angewandt werden. Dann legt das Unternehmen den Preis nach der Zulassung selbst fest. Und die Krankenkassen zahlen.

    Studiendesign und Umsatz hängen also direkt miteinander zusammen.

    Wer in klinischen Studien eine Wirksamkeit nachweist, darf den Preis festsetzen.

    Und wer in Meta-Analysen besteht, darf diesen Preis behalten.

    Deshalb fürchtet die Pharma-Branche die Analysen des IQWiGs.

    Denn sie könnten sinkende Umsätze bedeuten.

    Dann hilft auch keine Anwendungsbeobachtung mehr.

    Doch noch gibt es reichlich Gewinne.

    Das zeigt der Arzneiverordnungsreport 2008, der jetzt erschienen ist.

    Daraus geht hervor, dass die gesetzlichen Krankenkassen im Jahr 2007 fast 28 Milliarden Euro für Medikamente ausgegeben haben.

    Knapp 7 Prozent mehr als 2006.

    An Geld oder Profit hat Klaus Heegewaldt übrigens nicht gedacht, als er sich entschied, an einer klinischen Studie teilzunehmen
    .

    "Für mich war eigentlich immer die Überlegung: du kannst Dir und kannst anderen Menschen helfen, wenn da wirklich was bei raus kommt."
     

    Quelle
    Die Plutokraten haben das Ruder in die Hand genommen
    Die "Politiker" sind ihre Stimme

    scalpell

    Die Tricks der Pharmaindustrie:

    Mit welchen Mitteln Pharmafirmen Profite machen
    Alte Medikamente unter neuem Namen verkauft
    PLUS: Sie machen Ärzte zu ihren Handlangern


    Sie verkaufen alte Medikamente unter neuem Namen zu ]höheren Preisen. Sie verhindern, dass preiswerte Generika teuren Arzneien Konkurrenz machen. Je knapper die Gesundheitsbudgets werden, desto brutaler pressen die Pharmakonzerne ihre Produkte in den Markt. Nun soll auch für rezeptpflichtige Arzneien locker geworben werden dürfen.

    Die Einladungen waren originell gestaltet  –   ein Gewürzpackerl von Kotanyi, versehen mit einem Kärtchen, auf dem Hauptverbands-Vizedirektorin Beate Hartinger am 21. September zum Brunch in ihre Privatwohnung in Wien bat. Bei den Adressaten handelte es sich um fünfzehn honorige Persönlichkeiten aus der Gesundheits branche , darunter Ärzte  und Vertreter der Pharmaindustrie. Das Besondere an diesem Event, der nun bereits zum fünften Mal stattfand: Beate Hartinger ist im Hauptverband der Sozialversicherungsträger für ,,Ärzte- und Medikamentenangelegenheiten" zuständig. Verschickt wurden die Einladungen zu diesem Tête-à-Tête pikanterweise von der Firma Peri Consulting , einem Unternehmen der Welldone-Gruppe. Und zwar gratis.

    Welldone-Geschäftsführer Robert Riedl, der als die Nummer eins unter den Gesundheitslobbyisten gilt, findet das erwartungsgemäß ganz normal: ,,Das kostet uns 50 Euro, liegt also unter der Grenze von 100 Euro; das ist die gesetzliche Geringfügigkeitsgrenze für verbotene  Geschenkannahmen." Und Hartinger meint perplex: ,,Was soll daran problematisch sein? Das ist eine private Einladung in meine Wohnung. Andere bringen eine Flasche Rotwein mit, und der Herr Riedl eben das." Dieses Beispiel zeigt recht schön, wie locker in der Gesundheitsbranche mit der Vermengung von beruflichen und privaten Kontakten umgegangen wird. Und vor allem, wie es die Pharmabranche geschickt versteht, Zugang zu den maßgeblichen Entscheidungsträgern zu finden. Das wird immer wichtiger  in Zeiten, in denen die Medikamenten kosten explodieren und das hochdefizitäre Gesundheitssystem die Kostenbremse ziehen muss. Das Ganze in Zahlen: Von 2003 bis 2007 stiegen die Heilmittelkosten in Österreich um 20,9 Prozent, das liegt deutlich über der allgemeinen Inflationsrate von 8,4 Prozent (siehe Grafik auf Seite 54). In den ersten sieben Monaten dieses Jahres kletterten die Medikamentenpreise um weitere  neun Prozent.

    Sämtliche Versuche der Krankenkassen, diesen Ausgabenblock in den Griff zu bekommen, scheiterten bislang. Zwar hatte der Nationalrat im Dezember 2007 beschlossen, dass die Medikamenten kosten ab 2007 nur noch um vier Prozent pro Jahr wachsen dürfen. Gesetzliche Begleitmaßnahmen zur Durchsetzung dieses Beschlusses blieben jedoch aus. Auch ein zweiter Versuch, im Rahmen des Sozialpartnerpakets zur Gesundheitsreform der Industrie Rabatte von sechs Prozent  zu diktieren, wurde zum Rohrkrepierer.

    Währenddessen arbeitet die Pharmaindustrie auf  nationaler wie internationaler  Ebene heftig daran, ihre Umsätze mit einfallsreichen Vertriebsmethoden  und dem Einsatz von viel Geld zu pushen. In den USA, wo die Bewerbung von Arzneimitteln liberaler gehandhabt wird als bei uns, sind die  Marketingausgaben  mittlerweile fast doppelt so hoch wie die Forschungskosten. Gleichzeitig hat die Industrie die Ärzteschaft fest im Griff, indem sie Forschung und Weiterbildung der Mediziner beeinflusst -siehe Kapitel ,,Am Gängelband" auf Seite 58 -  Doch die größte Aufmerksamkeit der Pillenproduzenten gilt neuerdings den Patienten und Selbsthilfegruppen. ,,Die Vertriebslandschaft ändert sich total", sagt der Präsident des Verbandes der pharmazeutischen Industrie Österreichs (Pharmig), Hubert Dreßler, ,,es wird geswitcht in Richtung teure Nischenprodukte und in Richtung Consumer."

    Ein besonders krasses Beispiel für die Methoden, mit denen die Pharmalobby ihr Geschäft auf dem Rücken der Patienten betreibt, bilden die beiden Medikamente Avastin und Lucentis. Beide Präparate werden von Genentech in den USA hergestellt, sogar im selben Labor, entwickelt vom selben Wissenschafter. Avastin ist ein Krebsmedikament, das in Europa von der Firma Roche vertrieben wird. Bald stellte sich jedoch heraus, dass geringe Mengen von Avastin, ins Auge gespritzt, auch ein wunderbares Heilmittel gegen altersbedingte Makuladegeneration (eine Augenkrankheit) darstellen. Eine solche Anwendung heißt in der Fachsprache ,,off label use ", weil das Medikament zwar zugelassen ist, aber eben nicht für diese Indikation. Rechtlich ist das nicht problematisch, solange es für diese Krankheit kein anderes zugelassenes Arzneimittel gibt.

    Doch dann veränderte  Genentech den Wirkstoff von Avastin geringfügig, taufte das neue Medikament Lucentis und beantragte dafür  eine Zulassung für die altersbedingte Makuladegeneration. Auch das wäre noch kein Problem. Allerdings kostet Lucentis rund 1200 Euro je Injektion und ist damit 30 mal so teuer wie Avastin, das nun nicht mehr verwendet werden darf, weil sonst der verschreibende Arzt für sämtliche Haftungskosten aufkommen müsste. Und weil manche Kostenträger – das Präparat kommt vorwiegend in Krankenhäusern zum Einsatz – dieses Haftungsrisiko trotzdem auf sich nehmen, verkündete Genentech im Oktober des Vorjahres, ab Jänner 2008 die Abgabe von Avastin an Augenärzte zu limitieren. ,,Der Unwille in der Branche ist enorm", sagt Claudia Wild, Direktorin des Ludwig Boltzmann Instituts für Health Technology Assessment (HTA), ,,denn hier geht es um Verteilungsgerechtigkeit, also um die Frage, ob mit den bestehenden Mitteln viele oder  wenige behandelt werden können."

    Noch dubioser wird die Angelegenheit, wenn man erfährt, dass die drei Player eng miteinander verflochten sind: Roche hält 55,9 Prozent an Genentech und hat kürzlich ein Angebot für die Aufstockung auf 100 Prozent gelegt. Novartis wiederum hält 33,3 Prozent an Roche. Kein Wunder, dass Roche unter diesen Umständen kein Interesse daran hat, für Avastin eine Zulassung im Augen bereich zu beantragen – auch wenn das von Roche-Sprecherin Nicole Gorfer mit ,,anderen strategischen Schwerpunkten" sowie ,,Sterilitätsproblemen" begründet wird, weil es bei Avastin zurzeit keine Portionierung in kleinen Dosen gibt.

    Um solchen Entwicklungen Einhalt zu gebieten, sprießen mittlerweile in ganz Europa Institute wie jenes von Claudia Wild aus dem Boden, die sich mit der gesellschaftlichen Kosten-Nutzen-Rechnung von Medikamenten befassen. In England ist das NICE, in Frankreich HAS und in Deutschland IQWiG. Auch die Insulin-Spezialistin Andrea Siebenhofer-Kroitzsch vom EBM Review Center an der Meduni Graz beschäftigt sich mit derartigen Fragen. In einer aufsehenerregenden Auftragsarbeit für das deutsche IQWiG kam Siebenhofer zu dem Schluss, dass kurzwirksame Insulin-Analoga (das sind künstlich veränderte Insuline) keineswegs bessere Resultate für die Patienten bringen als herkömmliche Insuline. ,,Solche Vorteile erwiesen sich nach Prüfung der wissenschaftlichen Da tenlage als reine Marketingstrategie der Industrie", sagt Siebenhofer.

    Für Österreich hatte diese Erkenntnis keine gravierenden Auswirkungen, weil hier die Preisunterschiede zwischen herkömmlichem Insulin und den neuen Analoga nicht mehr als fünf Prozent betragen. Doch in Deutschland, wo die Preisdifferenz 30 Prozent ausmachte, kam es zum Eklat. Die Pharmaindustrie mobilisierte Selbsthilfegruppen wie den Deutschen Diabetikerbund, der zu Unterschriftenaktionen  aufrief und mit emotionell aufgeladenen Slogans wie ,,Euthanasie auf Raten" auf die Straße ging. Vergeblich. Die deutschen Krankenkassen verweigerten die Erstattung, woraufhin die Insulin-Analoga kräftig im Preis nach unten gingen.

    Eine andere Methode, wie die Pharmaindustrie Umsätze pushen will, ist das Kreieren von neuen Krankheitsbildern. Als Vehikel dafür werden gern so genannte
    Awarenesskampagnen
    gewählt. Neben den fragwürdigen Inhalten mancher Aktionen (Beispiele siehe Kapitel ,,Morbus Simulantis" auf Seite 64) kritisieren Konsumentenschützer vor allem die mangelnde Transparenz bei einigen dieser Kampagnen. Bärbel Klepp vom Verein für Konsumenteninformation (VKI): ,,Da werden Patienten als Spielball benutzt, und es darf sich keiner drüber aufregen. Es geht ja um eine gute Sache. Aber die entscheidende Frage ist: Wer finanziert das Ganze? Und wer hat was davon?"

    Ein gutes Beispiel ist die 300.000 Euro schwere Kampagne, die Riedls Agentur Welldone kürzlich für den US-Riesen Wyeth zum Thema ,,Rheumatoide Arthritis" inszenierte. Dass Wyeth mit seinem Produkt Enbrel hinter dieser Kampagne stand, war nur für Insider ersichtlich – aus einem klein gedruckten Buchstaben-Zahlen-Code im linken unteren Eck der Plakate und Inserate. Offiziell deklarierten sich ,,Der Österreichische Patient", ein Satellit des Riedl'schen Lobbying-Imperiums (siehe Kasten auf Seite 57), sowie die Rheumaliga als ,,Absender" der Kampagne, wie es im Branchenjargon heißt. ,,Die Idee wurde an uns herangetragen, und Wyeth ist ein guter Sponsor von uns", sagt Daniela Loisl, Präsidentin der Rheumaliga, ,,und nachdem auch die Apothekerkammer, der Hauptverband und die Ärztekammer in die Kampagne involviert waren, dachten wir uns, das ist seriös." Aber warum hat sich Wyeth – außer mit einem kleinen Hinweis in einem Pressetext des ,,Österreichischen Patienten" – nicht deklariert? Wyeth-PR-Chef Michael Oberreiter: ,,Wir wollten nicht den Eindruck erwecken, für irgendetwas Werbung zu machen."

    Natürlich ging es genau darum. Denn TNFalpha-Blocker wie Enbrel, von denen es insgesamt fünf am Markt gibt, sind schweineteuer. Die Behandlung pro Patient und Jahr kostet 10.000 bis 12.000 Euro, weshalb die Kassen dieses Medikament nicht in die grüne, sondern in die gelbe Box des so genannten Erstattungskodex stellten. Damit ist das Medikament nicht frei verschreibbar, sondern kommt nur mit gewissen Auflagen zur Anwendung. 4500 der insgesamt 9000 laut Zulassung infrage kommenden Patienten haben diese Medikamente bereits. Nun will Wyeth auch leichteren Zugriff auf die restlichen 4500 Patienten, die derzeit mit billigeren Standardmedikamenten behandelt werden. Ein weiteres Motiv für die Kampagne ist die Tatsache, dass Roche im Frühjahr 2009 ein völlig neues Medikament für dieselbe Indikation auf den Markt bringen will. Pharmig-Chef Dreßler: ,,Ich hätte das nicht so gemacht. Bei dieser Kampagne geht es eigentlich um einen Wirtschaftsstreit, also darum, ob ein Medikament in die grüne oder die gelbe Box kommt. Mit der Krankheit hat das nichts zu tun."

    Das Herumeiern von Wyeth bei der Deklaration der eigentlichen Kampagnenziele hat allerdings auch damit zu tun, dass der Pharmaindustrie werbemäßig die Hände gebunden sind. Denn sowohl das EU-Recht als auch das Österreichische Arzneimittelgesetz untersagen die Laienwerbung für rezeptpflichtige Arzneimittel. Die Pharmalobby will nun dieses Gesetz – nach dem Vorbild USA und Neuseeland – aufweichen, indem sie spitzfindig zwischen Laienwerbung und Laieninformation unterscheidet und das Recht der Patienten auf Information trommelt. Erste Versuche in diese Richtung wurden 2002 vom EU-Parlament abgeschmettert. Doch in der Zwischenzeit hat die Pharmalobby kräftig interveniert. Noch im Oktober will die EU-Kommission einen entsprechenden Richtlinienentwurf vorlegen.

    Bis heute ist allerdings weder geklärt, wie genau zwischen Werbung und Information unterschieden wird, noch wer etwaige Verstöße ahnden soll. Dreßler: ,,Uns schwebt vor, dass eine Art Gütesiegel für Information geschaffen wird. Aber es geht sicher nicht so, dass eine Behörde Einspruchsrecht bekommt." ,,Ich halte es für eine Illusion, dass uns die Pharmaindustrie eine ausgewogene Information bieten wird, die auch auf Nebenwirkungen oder Alternativprodukte und -methoden hinweist", warnt hingegen Andrea Fried, Leiterin der Arbeitsgruppe Medizin bei Transparency International. In Österreich gibt es ohnehin bereits Schlupflöcher für dieses Verbot. Denn als die Firma GlaxoSmithKline ihren rezeptpflichtigen Hepatitisimpfstoff allzu aggressiv bewarb – mit Gutscheinaktionen an den Wiener Einfallstraßen und Werbesujets, die fälschlicherweise die Übertragung dieser Krankheit an der Straßenbahnhaltestelle suggerierten –, wollte der VKI klagen. Das Problem dabei: Der VKI untersteht dem Sozialminis terium. Und dieses wollte dem Gesundheitsministerium, das die Impfaktion unterstützte, nicht auf die Zehen treten. Fazit: Der VKI bekam rotes Licht. Kurz darauf reklamierte die damalige Gesundheitsministerin Maria Rauch-Kallat einen Passus ins Arzneimittelgesetz, demzufolge Impfkampagnen vom Verbot der Laienwerbung ausgenommen sind, wenn diese Kampagnen von Gebietskörperschaften unterstützt werden (§ 51.2 AMG). Seit 2006 dürfen deshalb rezeptpflichtige Impfstoffe in Österreich höchst offiziell mit Produktnamen beworben werden.

    Die Pharmaindustrie arbeitet jedoch auch mit subtileren Methoden. Eine davon ist der Versuch, die ärztlichen Fachgesellschaften zu beeinflussen. Zu den Aufgaben dieser Gesellschaften gehört die Erstellung so genannter Konsensusricht linien, in denen festgelegt wird, welche Therapie bei welcher Indikation ,,State of the Art" ist. ,,Bei einem Medikament, das von einer Fachgesellschaft empfohlen wird", sagt der Wiener Internist Johannes Bonelli, ,,kann die Pharmaindustrie jeden Preis diktieren. Da traut sich niemand mehr zu sagen, das ist zu teuer." Kein Wunder, dass diese Gesellschaften von der Industrie heiß umworben werden. Wie das funktioniert, zeigt das Beispiel der Fachgesellschaft für Allgemeinmedizin (ÖGAM). Laut Präsident Erwin Rebhandl hat die ÖGAM einen Vertrag mit Riedls Peri Consulting: ,,Wenn wir ein Konsensuspapier herausgeben, bekommen die Kollegen (in der ÖGAM, Anm.) eine Aufwandsentschädigung von der Peri Consulting. Pro Meeting sind das 250 Euro plus Reisespesen." Peri Consulting sucht auch Sponsoren für das Projekt und sorgt für die Publikation des Papiers. Bedenkliches kann Rebhandl in dieser Vorgangsweise nicht sehen: ,,In Österreich ist das leider nicht anders möglich, da wir weder von der öffentlichen Hand noch von den Sozialversicherungen unterstützt werden."

    Innerhalb der Kollegenschaft sei das akzeptiert. Rebhandl: ,,Nur bei unseren Pharmascreenings, bei denen wir über ein neues Produkt berichten, hinter dem ein klar definierter Sponsor steht, wird manchmal Kritik laut. Aber da sage ich, die Kollegen sind mündig und können selbst beurteilen, wie viel Einfluss der Industrie dahintersteht. Außerdem verwenden wir durchaus auch kritische Quellen wie zum Beispiel das Arzneitelegramm." Selbst für Fachleute schwer durchschaubar ist ein weiterer Trick der Pharmaindustrie – nämlich das Spiel mit absoluten und relativen Zahlen. Am Beispiel des Krebsmittels Herceptin: Laut Hersteller Roche kann dieses Medikament, das bei besonders bösartigen Brustkrebstumoren eingesetzt wird, die Chance auf ein krankheitsfreies Überleben um 30 Prozent verbessern. In absoluten Zahlen ist das allerdings nur eine Verbesserung um 1,8 Prozentpunkte (Verringerung von 5,3 auf 3,5 Prozent Todesfälle). HTA-Chefin Wild: ,,In der Praxis bedeutet das, dass 55 Patientinnen behandelt werden müssen, damit eine etwas davon hat und länger lebt. Gleichzeitig hat aber eine von diesen 55 schwere kardiotoxische Nebenwirkungen, die bis zum Tod führen können. Und die Betroffene muss nicht dieselbe sein, die länger lebt."

    Selbst Ärzte lassen sich durch diese Art der Darstellung von Daten beeinflussen, sagt Internist Bonelli: ,,Im Rahmen einer Studie zur Cholesterinsenkung wurden Ärzte zunächst mit Relativzahlen und dann mit Absolutzahlen zum selben Medikament konfrontiert. Im ersten Fall haben 77 Prozent der Ärzte das Medikament verschrieben, im zweiten Fall waren es nur 24 Prozent." Wie aber soll sich da der einfache Patient zurechtfinden? Sylvia Groth vom Grazer Frauengesundheitszentrum, die Trainings zur Interpretation medizinischer Daten für Laien anbietet: ,,Das grundsätzliche Problem beim Pharmamarketing ist, dass sich die Partner nicht auf derselben Augenhöhe befinden. Wir Konsumenten sind wie Ruderer, die sich einem Ozeandampfer gegenübersehen.
    Quelle

    Deshalb frage nach einem Arzt deines Vertrauens.   //www.mezis.de


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    Was in der Musterpackung alles drin ist
    03. Dezember 2008 
    Vor vier Jahren stellte eine Arzneimittelfirma in einer Werbekampagne für ihr Antidepressivum die rückschauende Diagnose, nach der Goethe an einer bipolaren Störung gelitten haben soll: Hätte er bereits dieses Medikament gekannt, wäre ihm schnell geholfen worden - oder in den Worten der Werbetexter: "Goethe hat wieder Hoffnung und Perspektive. Zyprexa. Damit das Leben weitergeht."

    Zumindest sollte wohl das Geschäft weitergehen. Die eher kuriose Marketingstrategie für dieses "Blockbuster"-Medikament, die der bekannte österreichische Medizinjournalist und Sachbuchautor Hans Weiss ("Bittere Pillen") vermerkt, gehört zu den harmloseren Umtrieben der Pharmaindustrie, die er in seinem neuesten Buch offenlegt. Wie einst Günter Wallraff legte er sich zur Tarnung eine neue Identität zu. Er gab sich als Pharmaberater aus und erhielt so Zutritt zu brancheninternen Symposien und Datenbanken. Auch gelang es ihm auf diese Weise, angesehene Mediziner in die von ihm gelegte Falle tappen zu lassen.

    Was Weiss bei seinen Recherchen herausgefunden hat, ist zwar zum Teil seit langem bekannt und immer wieder Stein des Anstoßes gewesen, aber nie zuvor sind so offen Ross und Reiter genannt worden. Der Anhang besteht aus einer detaillierten und ungemein hilfreichen Auflistung von Pharmafirmen, mit Angaben darüber, wie viel sie in Forschung und Marketing investieren und welcher unethischen oder gesetzeswidrigen Praktiken sie bis dato überführt oder beschuldigt wurden. Noch brisanter dürfte die Ärzteliste sein, in der die enge Verflechtung einer großen Zahl angesehener Ärzte in Deutschland, Österreich und der Schweiz mit der Pharmaindustrie minutiös nachgewiesen wird. Und was noch mehr überrascht: Größtenteils stammen diese kompromittierenden Daten aus öffentlich zugänglichen Quellen, beispielsweise Konferenzprogrammen oder "Conflicts of Interest"-Erklärungen in anglo-amerikanischen Fachzeitschriften.


    Buchshop:
    Korrupte Medizin - Ärzte als Komplizen der Konzerne von Weiss, Hans
    Weiss gibt Einblick in die Methoden der Marketingabteilungen der Branchenriesen, die einen Großteil der Gelder nicht mehr für Forschung, sondern für Werbung ausgeben. Auch erfahren wir etwas über den deprimierenden Alltag eines Pharmareferenten ("Ehrlich gesagt, ich habe mir den Job anders vorgestellt"), in dem die kostenlosen Musterpackungen der unentbehrliche Zugangsschlüssel zur Arztpraxis sind. Um die Werbetrommel für ein Arzneimittel zu rühren, scheuen die Pharmakonzerne nach Weiss auch nicht davor zurück, negative Ergebnisse klinischer Studien zu verschweigen. Schwerer wiegt, dass ein Großteil der für die Zulassung wichtigen Studien nicht unabhängig erstellt wurde. Sie werden nämlich von der Pharmaindustrie nicht nur finanziert, sondern auch zum Teil mit Hilfe von "Ghostwritern" verfasst.
    Dass dies für die beteiligten Ärzte ein gutes Geschäft ist, liegt auf der Hand. Im Unterschied zu den Vereinigten Staaten, wo eine Arbeitsgruppe der Association of American Medical Colleges (AAMC) im Frühjahr 2008 konkrete Vorschläge machte, wie man die Einflussnahme der Pharmaindustrie auf Dauer verringern kann, fehlt es in Deutschland an ähnlichen Initiativen. Immerhin existiert seit dem Jahr 2004 ein Verhaltenskodex der "Freiwilligen Selbstkontrolle für die Arzneimittelindustrie e.V.". Dieser schreibt unter anderem vor, dass Ärzte "nicht in unlauterer Form beeinflusst werden" dürfen. Auch sind Geld- und Sachspenden über einen Betrag von mehr als zehntausend Euro pro Jahr und Empfänger zu veröffentlichen.
    "Ehrenwert, aber wirkungsarm", nennt dies das Forum Gesundheitspolitik, auf dessen Webseite zahlreiche Fälle von Einflussnahme dokumentiert sind, die zum Teil ebenfalls von Weiss herangezogen werden. Dort findet sich auch der Hinweis auf eine Untersuchung, die 2008 in der Fachzeitschrift "Journal of Nervous and Mental Diseases" erschien. Analysiert wurden der Wahrheitsgehalt und die wissenschaftliche Nachvollziehbarkeit der Werbung für Psychopharmaka. Der Befund überrascht kaum: In der Kategorie "Wirksamkeit" ließ sich nur für knapp über die Hälfte der Behauptungen eine Bestätigung finden.
    Erschreckender ist noch etwas ganz anderes, das Weiss bei seinen Recherchen herausgefunden hat. Er befragte (getarnt als Pharma-Consultant) fünf renommierte Psychiater, vier in Deutschland und einen in Österreich, ob sie bereit seien, schwer depressive Patienten, bei denen bekanntlich das Suizidrisiko hoch ist, in einer klinischen Studie auch nur mit Placebo statt mit einem bewährten Antidepressivum als Vergleichsmedikament zu behandeln. Nur einer wies darauf hin, dass dies eine heikle Sache sei, da die Deklaration von Helsinki, also die ethische Richtschnur für Ärzte in aller Welt, verbietet, bei schweren Erkrankungen eine placebokontrollierte Studie durchzuführen, wenn es bereits eine Standardtherapie gibt. Die anderen hatten offenkundig keine moralischen Skrupel und bekundeten Interesse an der Durchführung solcher Forschungen.
    Die in Deutschland für die Genehmigung solcher Studien zuständigen Ethik-Kommissionen legen offensichtlich ihre Richtlinien sehr lax aus. Dabei ginge es methodisch auch anders. Aber eine placebokontrollierte Studie mit achtzig Patienten, so rechnet uns Weiss vor, kostet etwa drei Millionen Euro, eine sogenannte aktive Kontrollstudie, die ohne Placebo auskommt, benötigt achthundert Patienten und kostet zehnmal so viel. Placebo ist also nicht nur in der Therapie, sondern auch in diesem Fall erheblich billiger!
    Quelle:

    http://www.faz.net/s/RubC17179D529AB4E2BBEDB095D7C41F468/Doc~EB933289046564A6E9387CC94B5366E40~ATpl~Ecommon~Scontent.html?rss_googlefeed

    Scalpell :o
    Die Plutokraten haben das Ruder in die Hand genommen
    Die "Politiker" sind ihre Stimme

    Troll

    ZitatFrontal 21-Dokumentation
    Das Pharmakartell
    Wie wir als Patienten betrogen werden
    Bei jeder Tablette geht es weniger um die Gesundheit, als vor allem ums Geschäft. In der "Frontal 21"-Dokumentation "Das Pharmakartell - Wie wir als Patienten betrogen werden" sprechen ehemalige Manager und Mitarbeiter der Pharmaindustrie erstmals offen darüber, mit welchen brutalen Methoden die Konzerne seit Jahren Medikamente auf den Markt drücken, deren Wirkstoffe schwere Nebenwirkungen haben.

    Die "Frontal 21"-Autoren decken auf, wie Pharmaunternehmen Ärzte und Beamte bestechen, unabhängige Experten bedrohen, Politiker hofieren, Medien kaufen und Selbsthilfegruppen unterwandern. Die Autoren Christian Esser und Astrid Randerath zeigen eine erschütternde Innenansicht des Pharmakartells, die nur einen Verlierer kennt: den Patienten

    Quelle: ZDF

    ZDF Dienstag, 09.12.2008 21:00 Uhr
    Wdh. am 09.12.2008 04:00 Uhr

    Das Pharmakartell - ZDF-Mediathek


    Ein kleiner Auszug daraus:
    ZitatPolitiker versuchen seit langem die Arzneimittelkosten zu senken auch Horst Seehofer in seiner Amtszeit als Gesundheitsminister. Er wollte die sogenannte Positivliste einführen, nur noch wirksame Medikamente und Wirkstoffe sollten von den Kassen bezahlt werden. Der Pharmabranche drohten Milliardenverluste, Seehofer bekam deren Macht zu spüren. Viele Unternehmen wollten auf Seehofers Liste,
    (Zitat: Seehofer) "Es kann nicht so sein das eine Positivliste danach bestellt wird wer die Stärkste Lobby hat, sondern sie muß nach wissenschaftlich sauberen Kriterien gemacht werden und dies war in überschaubarer Zeit nicht möglich und deshalb haben wir sie dann beerdigt. Übrigens, jede Folgeregierung auch".
    (Frage an H. Seehofer) "Heißt das denn daß die Lobby wirklich so stark war dann, die Pharmalobby, gegen die Politik und sie quasi dann da zurückziehen mußten?"
    (Zitat: Seehofer) "Ja, das ist so seit 30 Jahren, bis zur Stunde"
    Politik ist der Spielraum, den die Wirtschaft ihr lässt.
    Dieter Hildebrandt
    Es ist kein Zeichen geistiger Gesundheit, gut angepasst an eine kranke Gesellschaft zu sein.
    Jiddu Krishnamurti

    scalpell

    Pharma-Industrie: Mit teuren Tricks gegen billige Pillen

    03.12.2008 | 18:28 |  KARL GAULHOFER (Die Presse)

    Die EU-Wettbewerbs-Hüter schlagen Alarm: Konzerne, deren Patente ablaufen, blockieren die Einführung von Generika. Nun drohen Klagen.

    Brüssel. Was man bei einer Razzia so alles finden kann: ,,Wir haben Möglichkeiten, wie wir zu Patenten kommen, mit dem einzigen Ziel, die Handlungsfreiheit unserer Konkurrenten einzuschränken." So steht es, schwarz auf weiß, in einem internen Memo eines großen Pharmakonzerns. Es geht um einen der Tricks, mit denen Hersteller von Originalmedikamenten die Einführung von billigen Generika verzögern, blockieren oder ganz verhindern – nachzulesen in einem aktuellen Bericht der EU-Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes.

    Im Jänner gab es eine Razzia bei Glaxo-Smithkline, Astra-Zeneca und anderen Großen der Branche, jetzt liegen Ergebnisse vor. Das Fazit: Wenn die Patente für Medikamente ablaufen, werden die Konzerne kreativ. Nur offenbar weniger in den Forschungslabors, um neue Produkte zu entwickeln, sondern mehr in den Rechtsabteilungen, um die alte ,,Cash Cow" möglichst lange zu melken. Denn wenn erst einmal preisgünstige Nachahmer-präparate auf dem Markt sind, geht es mit dem Preis des bisherigen Ertragsbringers rapide bergab – im Schnitt um 20 Prozent schon im ersten Jahr. Erfreulich für Kassen und Beitragszahler, ärgerlich für die Konzerne. Doch die wissen sich zu helfen. Sieben Monate vergehen im Normalfall vom Auslaufen eines Patents bis zur Einführung eines Generikums, oft dauert es weit länger. ,,Immergrüne Patente" lautet das Ziel im Branchenjargon. Ein raffinierter Trick ist das ,,Patentgestrüpp". Statt pro EU-Land nur ein Patent anzumelden, reichen die forschenden Firmen für dieselbe oder eine nur leicht abgewandelte Medizin jede Menge Anträge ein – in einem Fall waren es 1300. Vor allem kleinere Generikahersteller werden durch diese wundersame Patentvermehrung eingeschüchtert. Sie wissen nicht mehr, wann sie mit der Produktion starten dürfen – und lassen es oft ganz bleiben. Wie beliebt diese Methode ist, lässt sich aus den Statistiken des Patentamts ablesen: Zwischen 2000 und 2007 hat sich die Zahl der Pharmaanträge verdoppelt. An einem galoppierenden Fortschritt in der Forschung lag das nicht. Denn die meisten Anträge werden nicht am Beginn des Lebenszyklus eines Medikaments gestellt, sondern just dann, wenn es dem Ende zugeht.


    Verzögerungstaktik


    Sehr beliebt ist es auch, Generika-mitbewerber vorsorglich mit Plagiatsklagen einzudecken. 420 Mio. Euro war den Konzernen ihre Streitlust über acht Jahre wert. Auch wenn die Argumente oft nicht treffsicher sind – in 62 Prozent der Fälle siegte der Generikaproduzent – bringt dies doch eine willkommene Verzögerung von im Schnitt drei Jahren. Das gilt auch für das knappe Drittel der Fälle, in denen man sich außergerichtlich einig wurde. Zuweilen heißt es dann: Du verschiebst die Markteinführung, wir zahlen dir dafür Geld. Und alle sind glücklich – außer die Kassen-beitragszahler.

    Diesem Treiben will Brüssel Einhalt gebieten. Vorige Woche gab es eine zweite Razziarunde. Bis Jänner dauern Anhörungen, im Frühling folgt ein Schlussbericht. Am Ende könnten kartellrechtliche Klagen stehen – ein Schlachtplan, mit dem die EU schon bei der Energiewirtschaft Erfolg hatte.

    Leider lassen sich die Krankenkassen damit nicht sanieren. Das errechnete Einsparungspotenzial lag von 2000 bis 2007 bei drei Mrd. Euro. Klingt viel, aber pro Jahr und EU-Bürger macht das nicht einmal einen Euro. Unerwünschte und schädliche Nebenwirkungen sind da freilich nicht eingerechnet. Denn wo Patente de facto länger gelten als geplant, fehlt die Motivation zu Innovationen. Und der Generikamarkt leidet als Ganzes: In den USA liegt der Anteil der günstigen Ersatzprodukte bei 60 Prozent, in Europa nur bei 40.

    Die attackierten Konzerne warten vorerst gelassen ab. Sie nennen die Vorwürfe ,,übertrieben" und interpretieren Ergebnisse zu ihren Gunsten. Der Bericht zeige eben, so der Pharmaverband EFPIA, ,,die höchst kompetitive Natur der Innovation in diesem Sektor, ganz zum Wohle der Gesellschaft."

    Quelle:

    scalpell  ::)
    Die Plutokraten haben das Ruder in die Hand genommen
    Die "Politiker" sind ihre Stimme

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