Arbeitsklima im Einzelhandel

Begonnen von ManOfConstantSorrow, 00:16:13 Di. 30.März 2004

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ManOfConstantSorrow

Das Arbeitsklima im Einzelhandel ist mit den knappen Worten Unsicherheit & Angst zu beschreiben.

Folgende Meldung spiegelt genau das wieder:
ZitatOriginal von kn-online

Verband: Krankenstand im Groß- und Außenhandel auf Rekordtief

Hamburg (dpa/lno) - Der Krankenstand im norddeutschen Groß- und Außenhandel ist 2003 auf ein Rekordtief gesunken. Wie der Unternehmensverband AGA am Sonntag in Hamburg mittelte, waren die Beschäftigten im vergangenen Jahr durchschnittlich an 9,3 Arbeitstagen krank; im Jahr 2000 hätten die Mitarbeiter noch an rund elf Tagen gefehlt. Das sei das Ergebnis der jüngsten "Fehlzeitenerhebung", die der Verband in den Küstenländern vorgenommen hat.

dpa/regioline vom 28.03.2004
Arbeitsscheu und chronisch schlecht gelaunt!

Kuddel

Ein Anruf, den ich gerade von ner Freundin aus Berlin bekam, paßt wirklich gut in diese Rubrik.

Sie hat (u.a.) eine Ausbildung im IT-Bereich, wo sowieso nix zu finden ist. Also begab sie sich zurück nach ganz unten und bewarb sich für Kellner- und Verkäuferinnenjobs.

Die einzige Rückmeldung kam von einem Klamottenladen. Die bieten einer Verkäuferin den sagenhaften Stundenlohn von 6,50 EUR. Vorraussetzung für die Einstellung: 2 Wochen unbezahltes Arbeiten.

Sie wird diesen Job wohl annehmen angesichts ihrer finanziellen Situation und mangels Alternative.

Diese Pest der Praktika, also schlicht und ergreifend unbezahlte Arbeit sollte in diesem Forum mehr thematisiert werden.

ManOfConstantSorrow

Arbeitsscheu und chronisch schlecht gelaunt!

LinksDenker

Nach durchlesen diese Berichtes verstärkt sich mein Eindruck, das die Verantworlichen dieser Firmen und ihre Familien alle mal Nachts Besuch bekommen sollten, der ihnen Wirkung und Verwendungsmöglichkeiten Amerikanischer Ballsportgerätschaften demonstriert. Den Sie lassen sich es ja auch nicht nehmen, unsere Familien ihre Lebenseinstellung näher zu bringen. Und nacht is es halt günstiger, weil es keine Arbeitszeit kostet...

Carsten König


pagix

ZitatOriginal von Kuddel


Die einzige Rückmeldung kam von einem Klamottenladen. Die bieten einer Verkäuferin den sagenhaften Stundenlohn von 6,50 EUR. Vorraussetzung für die Einstellung: 2 Wochen unbezahltes Arbeiten.
Und danach auf wiedersehen oder wie?! Ich kann es nicht oft genug sagen - DAFÜR GIBT ES DIE PROBEZEIT

ZitatDiese Pest der Praktika, also schlicht und ergreifend unbezahlte Arbeit sollte in diesem Forum mehr thematisiert werden.
Du bist Deutschland,
Du bist Bananenrepublik ...

Salle.de

ZitatOriginal von Kuddel
 [...] Also begab sie sich zurück nach ganz unten und bewarb sich für Kellner- und Verkäuferinnenjobs. [...]

Entschuldige bitte Kuddel, aber Deine oben zitierte Äusserung ist ein Schlag ins Gesicht eines jeden Verkäufers/-in bzw. Kellners/-in. Deine Bekannte hat den Beruf der Verkäuferin ja nicht erlernt, somit ist sie eine Hilfskraft und ein Stundenlohn von 6,50 € durchaus angemessen.

Ansonsten stimme ich Deinen Ausführungen durchaus zu.

Carsten König

ZitatOriginal von Salle.de
. Deine Bekannte hat den Beruf der Verkäuferin ja nicht erlernt, somit ist sie eine Hilfskraft und ein Stundenlohn von 6,50 € durchaus angemessen.

Einspruch, dieser Stundenlohn angemessen?

Davon kann keiner leben. Der Stundenlohn hat sich an der Wertschöpfung zu messen und da leisten diese Kräfte viel mehr. Ein Mindestlohn von 10 Euro ist IMHO für jede Tätigkeit angemessen.

geishapunk

ZitatOriginal von Carsten König
ZitatOriginal von Salle.de
. Deine Bekannte hat den Beruf der Verkäuferin ja nicht erlernt, somit ist sie eine Hilfskraft und ein Stundenlohn von 6,50 € durchaus angemessen.

Einspruch, dieser Stundenlohn angemessen?

Davon kann keiner leben. Der Stundenlohn hat sich an der Wertschöpfung zu messen und da leisten diese Kräfte viel mehr. Ein Mindestlohn von 10 Euro ist IMHO für jede Tätigkeit angemessen.

Wer soll denn in der Gastro solche Stundenlöhne bezahlen können?  :rolleyes:

Carsten König

Mal die Bierpreise gesehen? 1,50 Euro für 0,2 l... 5 Leute * 8 Bier * 1,50 ... 60 Euros + Frikkos ... und das sind keine Einzelfälle.
Ich bezweifel, dass das Geld nicht da ist. 8o

besorgter bürger

ZitatMal die Bierpreise gesehen?

ok. teuer aber:
gerade im gastrogewerbe treffen einige ungünstige faktoren zusammen.
die mieten in den innenstädten sind exorbitant hoch.
eine kneipe mit küche verbraucht unmengen strom und gas
im verhältniss zum umsatz benötigt man relativ viele angestellte.
und dann fehlende kundschaft weil das bier an der tanke billiger ist.
Viele Menschen würden eher sterben als denken. Und in der Tat: Sie tun es.

geishapunk

ZitatOriginal von Carsten König
Mal die Bierpreise gesehen? 1,50 Euro für 0,2 l... 5 Leute * 8 Bier * 1,50 ... 60 Euros + Frikkos ... und das sind keine Einzelfälle.
Ich bezweifel, dass das Geld nicht da ist. 8o

Wenn man mal keine Ahnung hat...

Was ist denn das bitte für eine Rechnung?  :rolleyes:

Salle.de

Wo bitte werden denn solche Pfützen ausgeschenkt? ;-)

Hier im wilden Süden kosten 0,5 Liter im Schnitt 3,-€, das ist für eine Kneipe eigentlich okay, schliesslich ist die Atmosphäre ja auch inklusive.

Aus meinem Bekanntenkreis kenne ich jetzt keine Bedienung, die über die Stundenlöhne stöhnt. Wenn man zu den Gästen nett ist, gibt es hin und wieder sogar ein schönes Trinkgeld.

BGS

Im kargen Norden gibt es so gut wie kein Trinkgeld. Und außerhalb der Kieler Woche haben immer weniger Leute Geld, um Bier in Lokalen zu bezahlen, so daß die Tankstellen inzwischen ein Riesensortiment an Getränken führen.

Ein allgemeiner Mindestlohn von 10,- wäre bei den heutigen Lebenshaltungskosten absolut angemessen!
"Ceterum censeo, Berolinensis esse delendam"

https://forum.chefduzen.de/index.php/topic,21713.1020.html#lastPost
(:DAS SINKENDE SCHIFF DEUTSCHLAND ENDGÜLTIG VERLASSEN!)

geishapunk

ZitatOriginal von BGS
Im kargen Norden gibt es so gut wie kein Trinkgeld. Und außerhalb der Kieler Woche haben immer weniger Leute Geld, um Bier in Lokalen zu bezahlen, so daß die Tankstellen inzwischen ein Riesensortiment an Getränken führen.

Ein allgemeiner Mindestlohn von 10,- wäre bei den heutigen Lebenshaltungskosten absolut angemessen!

Nur wer kann den bezahlen?

Carsten König

ZitatOriginal von Salle.de
Wo bitte werden denn solche Pfützen ausgeschenkt? ;-)

Im wilden Rheinland ... ist aber in der Regel in einem Schluck wech  ;(

BGS

Zitat"Nur, wer kann den bezahlen?"

Es ist durchaus mehr als genug Geld vorhanden! Die Verteilung ist oberfaul, wobei denen, die haben, mit jedem Jahr noch mehr gegeben wird, scheissegal, ob Schröder oder Ferkel.
"Ceterum censeo, Berolinensis esse delendam"

https://forum.chefduzen.de/index.php/topic,21713.1020.html#lastPost
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geishapunk

ZitatOriginal von BGS
Zitat"Nur, wer kann den bezahlen?"

Es ist durchaus mehr als genug Geld vorhanden! Die Verteilung ist oberfaul, wobei denen, die haben, mit jedem Jahr noch mehr gegeben wird, scheissegal, ob Schröder oder Ferkel.

Ok, wenn wir von der gesamten Geldmenge ausgehen mag das stimmen. Wenn aber ein Gastronom aus den Umsätzen einen Stundenlohn von 10 Euro bezahlen soll beantwortest Du damit diese Frage nicht!

BGS

Kann der Gastronom das nicht, ist sein Geschäftskonzept völlig witzlos und er kann die Arbeit selbst (!) machen oder den Laden zu.
"Ceterum censeo, Berolinensis esse delendam"

https://forum.chefduzen.de/index.php/topic,21713.1020.html#lastPost
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Carsten König

ZitatOriginal von geishapunk
Ok, wenn wir von der gesamten Geldmenge ausgehen mag das stimmen. Wenn aber ein Gastronom aus den Umsätzen einen Stundenlohn von 10 Euro bezahlen soll beantwortest Du damit diese Frage nicht!

Von einigen Ausnahmen abgesehen halte ich es für realistisch, dass die Besitzer über die Kohle verfügen, denn 1:1 Anpassung DM/Euro spricht schon für sich. Aber wer gibt schon gerne ab? X(

geishapunk

ZitatOriginal von BGS
Kann der Gastronom das nicht, ist sein Geschäftskonzept völlig witzlos und er kann die Arbeit selbst (!) machen oder den Laden zu.

 :rolleyes:
Das ist so Realtitätsfern, da sag ich gar nix zu...

geishapunk

ZitatOriginal von Carsten König
ZitatOriginal von geishapunk
Ok, wenn wir von der gesamten Geldmenge ausgehen mag das stimmen. Wenn aber ein Gastronom aus den Umsätzen einen Stundenlohn von 10 Euro bezahlen soll beantwortest Du damit diese Frage nicht!

Von einigen Ausnahmen abgesehen halte ich es für realistisch, dass die Besitzer über die Kohle verfügen, denn 1:1 Anpassung DM/Euro spricht schon für sich. Aber wer gibt schon gerne ab? X(

Tja, so kann man sich täuschen. Mag ja sein das Du für realistisch hälst, mit der Realität hat das aber weniger zu tun!

Eine 1:1 Anpassung DM/Euro hat es in der Gastro in Kiel, und dort wo ich bisher war, übrigens (fast) nirgends gegeben! Einige haben korrekt umgerechnet, und nur kaufmännisch gerundet, und viele Andere haben etwas draufgeschlagen.

Da sind bspw. Friseure um einiges schlimmer, oder das Cinemaxx Kiel... oder McDoof....

Aber was erzähl ich das, bei solchen Expertenmeinungen ist ja bekanntlich Hopfen und Malz verloren!

Jau, und wenn der Gastronom dann am Ende des ersten Monats angelangt ist kauft er sich gleich nen Bugatti, weil er an den 1,50 Euro für ein 0,2 Bier sich dumm und dusselig verdient hat... *rofl*  8) :rolleyes:

ManOfConstantSorrow

Arbeit im Supermarkt
Die Storno-Queen

Anna Sam hat ein Diplom in der Tasche, war lange auf erfolgloser Jobsuche und hielt sich als Kassiererin über Wasser. Jetzt hat sie einen Bestseller über diese Arbeit geschrieben.

ZitatMadame C. zeigt mit dem Finger auf Anna Sam und sagt zu ihrem Kind: "Wenn du in der Schule nicht fleißig lernst, dann wirst du einmal Kassiererin wie diese Frau da."
http://www.sueddeutsche.de/jobkarriere/623/456292/text/


Zitat

Barbara E., 50, bis vor einem Jahr Kassiererin bei Kaiser's in Berlin:

"Ich bin 13 Jahre lang mit vollem Herzblut Kassiererin gewesen. Zwischen 250 und 450 Kunden kamen am Tag an meine Kasse, und ich glaube behaupten zu können, dass ich alle mit Namen kannte. Die meisten bezahlen ja mit Karte, da habe ich mir die Namen eingeprägt. Das ist ein super Gedächtnistraining! Wenn ich die Kunden dann mit Namen angesprochen oder so was wie 'Na, heute gar keine Milch?' gesagt habe, sind sie manchmal richtig erschrocken.

Leider habe ich nach 31 Jahren Betriebszugehörigkeit meinen Job verloren, weil ich einen Pfandbon für 1,30 Euro unterschlagen haben soll. Ich glaube aber, man wollte mich loswerden, weil ich bei uns in der Filiale Streiks mitorganisiert habe. Gegen meine Entlassung habe ich geklagt. Ich will meinen Traumberuf unbedingt zurück!"
http://www.sueddeutsche.de/,tt6l1/jobkarriere/610/456279/bilder/?img=2.0

ZitatFrauen und Niedriglöhne
Spitze nach unten

Frauen sind spitze. Jedenfalls wenn es um Niedriglohnjobs geht, um Teilzeitarbeit, um wenig lukrative Betätigungen in Kleinstbetrieben, um Chancenlosigkeit beim Aufstieg in besser bezahlte Erwerbstätigkeit.


Aber dass sich in der Arbeitswelt ganz unten auch jede Menge qualifizierte Frauen in Teilzeitjobs tummeln, nur weil sie keine anständige Betreuung für ihre Kinder finden, ist schon skandalös. Jedenfalls für die größte Wirtschaftsnation in Europa mit einer Frau in politischer Top-Führungsposition. Dass da auch die EU-Kommission scheel gen Deutschland blickt und eins ums andere Mal die generelle Lohndiskriminierung von Frauen moniert, wirkt langsam peinlich.

Deutschland mit durchschnittlich 22 Prozent weniger Frauenlohn in einer Reihe mit Zypern, Estland und der Slowakei! Studien über diese Form von Diskriminierung gibt es inzwischen wie Sand am Meer, und jede für sich stellt der EU-Lokomotive Deutschland erneut ein Armutszeugnis aus. Der Studien aber sind genug gewechselt, wann sind endlich Taten zu sehen?
http://www.sueddeutsche.de/jobkarriere/37/444774/text/

Arbeitsscheu und chronisch schlecht gelaunt!

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