Gibt es Menschen die prädestiniert für Mobbing sind?

Begonnen von Carinchen, 23:42:51 Di. 31.Oktober 2006

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Carinchen

Hallo,

mich würde mal eure Meinung zum Thema Mobbing interessieren: Glaubt ihr, dass es Menschen gibt, die prädestiniert dafür sind um als Mobbingopfer herzuhalten? Also, ich meine das so: Dass diese Menschen immer wieder in die "Mobbingfalle" tappen und das ganz ungewollt.

An welchen Merkmalen würdet ihr so etwas festmachen und was könnte man dagegen tun?

Wann fängt für euch eigentlich Mobbing an und was würdet ihr noch als "Unachtsamkeit" der Kollegen deuten?

Ich glaube nämlich, dass ich leider zu dieser Sorte von Mensch gehöre.

LG
Carinchen
Thank god it's Wednesday.

Bobtail

Hallo Carinchen,

ich denke schon, dass es Menschen gibt, die leichter zu Mobbingopfern werden als andere. Es sind meiner Erfahrung nach die sensiblen, ruhigen und introvertierten Zeitgenossen. Dies ist meiner Meinung nach überhaupt kein Makel, im Gegenteil!
Mobbing entsteht durch Konkurrenzkampf am Arbeitsplatz. Dies ist von der neoliberalen Ideologie so gewollt. Die Menschen sollen gegeneinander konkurrieren, Angst beherrscht den Arbeitsalltag. ,,Wer fliegt als nächstes, ich oder sie?" ,,Wer ist besser, schneller und wird deshalb vom Chef bevorzugt?"
Mobbing zeigt sich dadurch, dass jemand ignoriert wird, man ihm wichtige Informationen vorenthält, man denunziert wird nach dem Motto: ,,Die surft die ganze Zeit", ,,Die geht so oft aufs Klo" usw.

Ich hoffe, dass es bei Dir nicht so weit ist. Es gibt Selbsthilfegruppen und Beratungsstellen zu diesem Thema.
Eine Krise kann jeder Idiot haben, was uns zu schaffen macht, ist der Alltag.
(A. Tschechow)

Felix2006

ZitatOriginal von Carinchen
Hallo,

mich würde mal eure Meinung zum Thema Mobbing interessieren: Glaubt ihr, dass es Menschen gibt, die prädestiniert dafür sind um als Mobbingopfer herzuhalten? Also, ich meine das so: Dass diese Menschen immer wieder in die "Mobbingfalle" tappen und das ganz ungewollt.

An welchen Merkmalen würdet ihr so etwas festmachen und was könnte man dagegen tun?

Wann fängt für euch eigentlich Mobbing an und was würdet ihr noch als "Unachtsamkeit" der Kollegen deuten?

Ich glaube nämlich, dass ich leider zu dieser Sorte von Mensch gehöre.

LG
Carinchen

Hallo Carinchen,
da glaub ich können wir uns die Hand reichen ;(

Das schlimmste an der Sache ist, dass die betroffene Person erst dann verteht das Sie "gemobbt" wird wenn es schon zu spät ist.

So ging es mir: Hab mich in ein neues Aufgabengebiet einarbeiten müssen. Da ich nur halbtags in dieser Anstellung tätig war, wurde mir versichert, dass die Fr.M.. immer zu diesen Zeiten anwesend sein wird um mir alles beizubringen.
Das war wenn überhaupt nur einmal in der Woche der Fall! Es wurde immer mehr von mir erwartet, dass ich aber nicht bringen bzw. erfüllen konnte.
Nach einem guten halben Jahr gleich nachdem die Probezeit vorbei war bin ich mit einem Nervenzusammenbruch von einer Kollegin die in einem anderen Bereich arbeitet zum Betriebsrat gebracht worden.
Ich war total verunsichert ... hab aber alles gesagt.... was.. wie ... wann..warumm...u.s.w. die ganze Paltette! Sogar Gespräche mit der damaligen Chefin brachten  uns nicht weiter. Es hat sich rausgestellt dass Frau M. sogar privat für meine Chefin gearbeitet hatte und dass sie sich in keinem Bereich in die Karten schauen lassen wollte!
Ich war für Frau M.. schon bei der Einstellung wieder auf der Abschußliste.
Ich wurde damals sogar auf anraten des Betriebsrates zum Arzt geschickt! Der hat mich damals so lange krank geschrieben bis mir eine neue Stelle in einem anderen Bereich angeboten wurde. War damals ein halbes Jahr krankgeschrieben..
Ich bin im öffentlichen Dienst. Bin jetzt seit 3Jahren in einer Abteilung wo mich wirklich jeder darum beneidet, dass ich nur halbtags tätig bin. Es vergeht kein Tag an den nicht einer zu mir sagt:" So schön möcht ich´s auch mal haben." oder "gehst schon wieder" ....
Die tatsache das ich ein Kind habe ist denen völlig egal. Du muß nur  richtig funktionieren. Es war sogar schon so, dass ich für den Arbeitsbereich für den ich arbeite Verbesserungsvorschläge gemacht habe die sogar vom Chef umgesetzt wurden. Dadurch wurde in diesem Bereich das Arbeiten sogar um einiges leichter. Das ist bei den Mitarbeitern nich gut angekommen. Die Idee stammt ja von mir und nicht von denen....
Ein Lob kommt da nicht..! Nein da kommen Vorwürfe! Ich soll mich nicht in Dinge einmischen die mich nichts angehen.
Oder : Da ich gleiten kann, bin ich meist erst ab 9.00 Uhr in der Arbeit!
Wir befinden uns alle auf einem Gang und sehen uns meist nur wenn einer mal gerade die Tür auf hat oder wegen eines Ordners zufällig in mei Zimmer geht. Zwischenmenschlich läuft da nichts ab.
Anfangs bin ich, da ich ja doch so spät komme, immer durch die Zimmer  und hab "guten Morgen" gesagt! Ja da mußte ich mir von einer Kollegin einmal anhören:... Felix... kann es sein, dass Sie Minderwertigkeitskomlexe haben?  X( Darauhin ich total perplex:  8o Wie kommen Sie auf so etwas bitte?
Antwort: Sie kommen hier jeden Tag um 9.00 Uhr erst rein und spielen sich auf als wären Sie hier der Chef. Frau ... lege darauf keinen Wert.. u.s.w.  :(
Ich hab mir in dem Moment nur gedacht was geht da jetzt schon wieder ab.....  ?(
Also schreib doch mal was Du so erlebst in Deinem Job.
Gruß Felix2006


suboptional

Hi Carinchen,

ja die gibt es! Es sind meistens die, die sich für Belange oder Interessen der schwächeren einsetzen. In Firmen sind solche Leute nicht gerne gesehen. Die Mitarbeiter vom Schlag: Nach oben kriechen - Nach unten treten sind da schon eher gefragt. Ich selber habe schon in Betrieben gearbeitet wo letzteres quasi zur Arbeitsmoral gehörte. Wer nicht mitmachen wollte und das auch sagte, viel auf der Beliebtheitsskala fast ganz nach unten, und wurde so selber Ziel von Mobbing-Attacken. Ist klar, da ist keiner scharf drauf, deshalb wird das Spiel weitergehen.

Wer so wie ich nicht mitmacht, der wird entsorgt und findet sich im erneuten Kampf mit ARGE und ignoranten Mitmenschen wieder.

Machs wie Du willst - Es wird falsch sein!
Grüße Suboptional

Grundgesetz § 1: Die Würde des Menschen ist vom Einkommen abhängig !!!

Regenwurm

mobbing kommt ja aus dem englischen:
Der aus dem englischen Sprachraum stammende, rechtlich bis in die allerjüngste Zeit nicht klar umrissener Begriff Mobbing steht für eine Vielzahl von gezielt gegen eine Person gerichteten, andauernden und wiederholt erfolgenden böswilligen Handlungen durch eine oder mehrere Personen am Arbeitsplatz. Der Begriff Mobbing wurde in der Bundesrepublik Deutschland zum ersten Mal 1990 öffentlich gemacht. Die skandinavische Forschung beschäftigt sich mit dem Phänomen des Mobbings bereits seit 1982. Untersuchungen in Schweden ergaben im Jahre 1990, dass sich 3,5 Prozent der arbeitenden Bevölkerung in einer Mobbingphase befinden. 10 Prozent bis 20 Prozent der Mobbingopfer erkranken in der Folge. Für Deutschland liegt seit Juni 2002 erstmals eine repräsentative Mobbingstudie vor. Von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin in Auftrag gegeben, weist sie rd. 800 000 Arbeitnehmer (= 2,7 % der abhängig Beschäftigten) als aktuell von Mobbing betroffen aus (Untersuchungszeitraum 2001).

ein link unter nachschauen
auch die suchfunktion, oben bei chefduzen nutzen, dort mobbing eingeben , gibt dort massig Einträge, also wie die anderen hier alle feststellen, es ist kein Versehen sondern gezielt ein Angriff auf dich und deine Person.

Hier ein Link für dich und andere Betroffene:
LINK
Das System macht keine Fehler, es ist der Fehler.

Carinchen

Hallo zusammen,

bei mir ist es so: Ich habe jetzt dreimal innerhalb von 1,5 Jahren meinen Arbeitgeber gewechselt. Ich habe immer selbst gekündigt (sonst würde ich wohl gar nichts mehr finden).

Und ich finde immer dieselbe Konstellation vor: Eigentlich komme ich mit allen Kollegen gut aus. Bis auf einen. Diese gewisse Person hat aber immer einen besonders guten Draht zum Chef und macht mich dort schlecht. Das Ergebnis ist, dass mich der Chef rügt und dann in logischer Folge auch die anderen Kollegen von mir Abstand halten.

Bei einem meiner letzten Arbeitgeber ging es soweit, dass mir sogar physische Gewalt angedroht wurde. Ich wurde vor allen Kollegen angeschrien und kritisiert. Meistens sind es "Pseudo-Kritiken", die bei näherem Hinterfragen nicht standhalten. Aber man ist dann doch in der unterlegenen Position und darf sich nicht so "wehren" wie man gerne möchte.

Ich kann aber eure Aussagen bestätigen: Meistens sind es die typischen "Fahrradfahrer", die besonders beliebt sind bei den Chefs und dann natürlich auch beruflich weiterkommen.

Ich habe aber auch keine Lust mehr mir einen neuen Job zu suchen. Denn diese frustrierenden Bewerbungen, Vorstellungsgespräche und letztendlich doofen Absagen nerven mich extrem.

Ich bin inzwischen psychisch ziemlich verletzbar geworden. Das ist das Ergebnis meiner bisherigen "Karrierebilanz".

MIch macht es total traurig, dass es noch sovielen Anderen auch so ergeht wie mir :-(

Liebe Grüße
Carinchen
Thank god it's Wednesday.

Regenwurm

ZitatBei einem meiner letzten Arbeitgeber ging es soweit, dass mir sogar physische Gewalt angedroht wurde.

drüber reden ist schon ein Anfang.

ich würde mir das alles mal aufschreiben, name , wann, was ist dir angedroht worden

quasi tagebuch-für jeden tag

ist gut für dich und falls mal zum prozeß kommt, sind solche sache verwendbar und zwar in deinem sinne, vieleicht solltest du in dem fall ein paar tage krank machen damit sie dich nicht krankmachen, alleine machen sie dich ein, du fragst dich schon ob du schuld hast, dann haben sie dich fast geknackt, NEIN aber bitte nicht allein...
Das System macht keine Fehler, es ist der Fehler.

Carinchen

Hallo Regenwurm,

wenn einem aber irgendwie ständig dasselbe passiert, dann fragt man sich schon, ob man nicht doch selbst schuld daran hat. Oder ist es halt einfach nur Pech?

Auf jeden Fall muss man darüber reden. Denn wenn man solche Themen totschweigt, unterstützt man nur diejenigen die sowieso treten.

Viele Grüße
Carinchen
Thank god it's Wednesday.

wotse

@ Threaderstellerin

Diesesmal habe ich Antworten nur überflogen, es wurde fast einhellig das gleiche geschrieben.

Meine Antwort ist eine andere. Es gibt Mobber.

Mobbingopfer gibt es nur in einer geistig armen und geistig kranken Gesellschaft.

Der oder die Mobber haben zwar das Prädikat sich Mensch nennen zu dürfen, aber das sind nur begrenzte Menschen. Arme seelisch kleingebliebene und verkrüppelte, die sich auf Kosten der geistigen Gesundheit anderer gesundstossen wollen.

Diese Mobber haben ein grundlegendes Prinzip bis dato noch nicht erkannt, dieses Prinzip nennt sich "mein Gegenüber ist auch wichtig. Genauso wichtig wie ich".

Mobber sind ganz arme kleingeistige Wesen, die nichts anderes beherrschen als nach unten zu treten und nach oben zu buckeln.

Jaybird

Richtig Wotse - ich würde die Ausgangsfrage gar nicht so stellen, weil sie ja implizert dass es Menschen gibt die irgendetwas an sich haben, womit sie sich Mobbing "verdient" haben.

Ich sehe es andersherum: es gibt Leute die aus einer individuellen Mischung von Dummheit, Grausamkeit, Dumpfheit, Machtgeilheit und Frust Leute zum Mobben suchen.

Dass die widerum ihr "Beuteschema" haben, in das mancher mehr oder weniger hineinpasst, klar.

Auslösend für die Sauerei namens Mobbing ist das aber nicht - sondern der kranke Impuls beim Täter.

"Selbst schuld" hilft einem da nicht weiter. Sicher ist es gut, zu gucken was einen vielleicht für diese Saubande interessant macht, und zumindest temporär dieses Angebot zu streichen (zB sich verwirren lassen, sich Schuld einreden lassen, klein beigeben, sich überfordern, usw.)

Aber die Verantwortung sollte man schon da lassen wor sie hingehört: Beim Täter.

Ratrace

Sicherlich gibt es Charakter- oder Persönlichkeitsmerkmale, die andere Menschen zu Mobbingopfern werden lassen - dies hat aber nichts mit Schuld zu tun. Wer nur wenig Selbstbewußtsein hat oder introvertiert ist oder sonstwie "anders" ist, hat sich diese Eigenschaften nicht ausgesucht.

Leute, die auf vermeintlich Schwächere einprügeln, um sich selbst (im Beruf) ins rechte Licht zu rücken, sind das Letzte. Leider ist dieses Ränkespiel um Hackordnungen schon im Kindergarten zu beobachten. In der Schule wird es dann zementiert, denn wer "anders" ist, hat zu leiden. Aber ich will hier nicht durch fragwürdige Biologismen ("Rudelverhalten" und so ein Quatsch - wir haben alle die theoretische Möglichkeit zur Reflektion) den Mobbern die Absolution erteilen. Sie sind, was sie sind: Unreflektierte, kleingeistige, schwache Arschlöcher.
Das einzig Freie im Westen sind die Märkte.

Wilddieb Stuelpner

arbeitsrecht.de: Neue Antidiskriminierungsstelle des Bundes eingerichtet - Hilfe auch für Mobbing-Opfer

Mit Inkrafttreten des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes (AGG) hat das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gemäß § 25 Abs. 1 AGG die Antidiskriminierungsstelle des Bundes eingerichtet. An diese kann sich jede Person wenden, die der Ansicht ist, aus Gründen der Rasse, der ethnischen Herkunft, des Geschlechts, der Religion oder Weltanschauung, einer Behinderung, des Alters oder der sexuellen Identität benachteiligt worden zu sein.

Nach Aussage der Antidiskriminierungsstelle können sich auch Mobbing-Opfer im Rahmen des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes an die neu errichtete Stelle wenden. Wie dem Berliner Informationsnetzwerk zum Thema Mobbing "mobbing-web.de" auf Anfrage mitgeteilt wurde, "erstreckt sich der Schutz natürlich auch auf unmittelbare und mittelbare Benachteiligen, aber auch auf Belästigungen, sexuelle Belästigungen und Anweisungen zur Benachteiligung (§ 3 AGG)." Mobbing könne im Einzelfall eine Belästigung im Sinne von § 3 Abs. 3 AGG sein, sofern diese Belästigung im Zusammenhang mit einem der oben genannten Gründe stehe.

Das AGG schützt nicht generell vor Mobbing. Dennoch sollten sich Betroffene nach Ansicht von "mobbing-web.de" ebenfalls an die neu eingerichtete Antidiskriminierungsstelle wenden, wenn auch Diskriminierungsmerkmale im Sinne des AGG vorliegen könnten.

Das AGG soll "vor unerwünschten Verhaltensweisen schützen, wenn diese bezwecken oder bewirken, dass die Würde der betreffenden Person verletzt und ein vom Einschüchterung, Anfeindungen, Erniedrigungen, Entwürdigungen oder Beleidigungen gekennzeichnetes Umfeld geschaffen wird oder vorhanden ist", so Klaus-Dieter May von "mobbing-web.de". Ein solches Verhalten könne sowohl verbaler als auch nonverbaler Art sein. Dies mache große Hoffnung, dass die Betroffenen von Mobbing durchaus bei der Antidiskriminierungsstelle Unterstützung und Hilfe erwarten könnten.

Sämtliche Kontaktdaten der Antidiskriminierungsstelle des Bundes finden Sie unter:

http://www.bmfsfj.de/Kategorien/Ministerium/antidiskriminierungsstelle.html

Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes ist wie folgt erreichbar:

Hausadresse:
Alexanderstraße 3
10178 Berlin

Postadresse:
11018 Berlin

Telefon: 03018/ 555 - 1865
Telefax: 03018/ 555 - 41865
E-Mail: ads@bmfsfj.bund.de

www.arbeitsrecht.de / www.mobbing-web.de

Ratrace

@jk
Erst einmal danke für den Link.
ZitatMit Inkrafttreten des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes (AGG) hat das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gemäß § 25 Abs. 1 AGG die Antidiskriminierungsstelle des Bundes eingerichtet. An diese kann sich jede Person wenden, die der Ansicht ist, aus Gründen der Rasse, der ethnischen Herkunft, des Geschlechts, der Religion oder Weltanschauung, einer Behinderung, des Alters oder der sexuellen Identität benachteiligt worden zu sein.
Das ist ja das Ding - meistens erfolgt Mobbing nicht aus konkreten, oben genannten Gründen (die an sich natürlich schlimm genug sind), sondern einfach aus einem diffusen "Nasenfaktor" heraus, gepaart mit jämmerlichem Konkurrenzverhalten. Es reicht in manchen Scheißfirmen einfach aus, der oder die "Neue" zu sein. Und wenn man dann noch Leistung bringt, ist der Ofen ganz aus.
Das einzig Freie im Westen sind die Märkte.

Wilddieb Stuelpner

Wenn ich helfen konnte, wars gern geschehen.

Ich bin der Auffassung, man muß nicht alles wissen, sondern nur einen guten Riecher haben, wo man was zum Thema finden könnte. Ist nicht immer einfach, wenn man erkältet ist und der Riecher deshalb nicht funktioniert. :)

Carinchen

Hallo,

ich denke mal, dass es sehr schwer wird Mobbing als solches zu beweisen. Wer wird denn für ein Mobbingopfer schon Partei ergreifen und z.B. wenn es darauf ankommt vor Gericht aussagen. Also, schon der Tatbestand Mobbing wird schwer sein nachzuweisen. Noch schwieriger wird es, meiner Meinung nach, wenn man beweisen muss, dass man aufgrund irgendwelcher Merkmale (z.B. Geschlecht) gemobbt wird.
Ich mache mir da wenig Hoffnung. Aber vielleicht schreckt das neue Gesetzt ja ab.

Viele Grüße
Carinchen
Thank god it's Wednesday.

Selena

Hallo,

über die Frage, ob es bestimmte "Mobbingopfer" gibt, habe ich mir auch schon viele Gedanken gemacht. Bis ich dann in einer Abteilung gelandet war, wo es schlimm zuging. Es gab drei Chefs - der eine schlimmer als der andere. Eigentlich waren sie auch gegeneinander, aber in einem Punkt haben sie immer gut zusammengehalten. Sie haben sich die verschiedensten Personen aus der Abteilung rausgepickt. Niemand konnte vorher sagen, wer, warum und wann als nächstes dran ist. Das Verhalten der drei änderte sich von einer Minute zur anderen, ohne konkreten Konfliktfall.

Es traf Kollegen wie Kolleginnen, junge, ältere, Kurz-vor-dem-Ruhestand..., große, kleine, dicke, dünne... völlig egal. Nette Leute, Leute mit "Haaren auf den Zähnen", Arbeitstiere,... Wenn ich es nicht selbst miterlebt hätte, würde ich es auch nicht glauben.

Es wurden Leute entlassen, neue eingestellt. Aber den drei Chefs hat niemand auf die Finger geklopft. Weder der Betriebsrat noch die Personalabteilung. Denn die drei Chefs waren gut für die Firma - durch ihr Fachwissen, das ihnen keiner streitig machte.

Ein Personalchef hatte immerhin die Nase irgendwann voll und ist selbst gegangen, weil er dieses Drama nicht mehr mit ertragen konnte. Etliche Mitarbeiter haben unter diesem Mobbing schwere, stressbedingte Erkrankungen entwickelt. Für Stellenneubesetzungen brauchte gar nicht erst intern gesucht werden... keiner wollte in die Abteilung.

Ich bin auch aus dieser Abteilung rausgegangen. Vor einiger Zeit habe ich eine ehemalige Kollegin (aus einer anderen Abteilung) getroffen. Sie berichtete, dass sich bis heute nichts geändert hat. Das einzige, was sich ständig ändert, ist das Personal in dieser Fachabteilung. Nur die drei Chefs sind weiterhin dort...

Viele Grüße
Selena

Selena

Hallo suicides,

dann wünsche ich dir, dass du gut durchhältst und dann ab Februar durchatmen und durchstarten kannst!

Viele Grüße
Selena

Vendetta

das ist so wie es karl marx beschrieben hat das lohnarbeit im kapitalismus nur funktionieren kann mit der konkurrenz der arbeiter untereinander.
die schüren ein klima der angst jeder haut rein und versucht bei den chefs als bester dazustehen um nicht der nächste zu sein.
Dabei muss man nicht psychologie bwl oder was weis ich was studiert haben um zu sehen das zufriedene mitarbeiter die besseren sind.

Ein gemobbter mitarbeiter wird nie die leistung bringen wie ein zufriedender.
soviel auch zur fachkompetenz deiner chefs.

also was bei mobbing zu tun ist ist ein tagebuch führen aus zwei gründen.

1. du schreibst dir den frust von der seele
2. das zählt bei nem evtl prozess als beweismittel



v

Wilddieb Stuelpner

Der Vorschlag, den Werdegang des betrieblichen Mobbings durch Eigenaufzeichnungen zu dokumentieren, ist ein alter Hut. Man sollte dazu mal bei der Internetseite der Mobbing-Zentrale Hamburg nachschauen, zumal deren Hinweise u. Ratschläge weitergehen.

Lug, Betrug und Diebstahl, Mißgunst und Haß zu betreiben, gehört zum Geschäftsprinzip kapitalistischer Unternehmer ganz im Sinne der Profitmaximierung.

Ein klassisches Beispiel gefällig?

Gegenüber den Kunden keine saubere Preiskalkulationen für das Warenangebot, sondern Mondpreise mit Scheinrabatten und gleichzeitiges Terrorisieren der Belegschaften.

Zur Eingangsfrage, ob es besonders geeignete Mobbingopfer gäbe: Warum fragt man nicht gleichzeitig nach besonders geeigneten Mobbingtätern?

Unternehmer sind die prädiszinierten Mobbingverursacher, was man dann Bossing nennt.

MDR, Sendung "Umschau" vom 21.11.2006: Abzug nach Aufschlag - Rabatt-Tricks der Möbelhäuser

Jeder kennt die Prospekte der Möbelhäuser. Im Wochenrhythmus fallen sie in unsere Briefkästen und versprechen bis zu 50 Prozent Rabatt. Kann das wirklich stimmen? Die Umschau macht den Test.

Unser Test

Unsere erste Station ist ein Einzelhändler. Er wirbt nicht mit Sonder-Aktionen oder hohen Rabatten. Er soll uns einen Preis für eine Küche der Firma Nobilia errechnen. Am Computer stellt der Händler die Einzelteile nach unseren Wünschen zusammen. Daraus fertigt er uns ein schriftliches Angebot: Inklusive Lieferung und Montage würde die Küche 5100 Euro kosten. Der Preis wird die Grundlage unseres Tests werden.

Wir sind beim Möbelriesen Höffner. Er wirbt mit einem Küchen-Spezial-Prospekt. Beim Durchblättern entdecken wir, dass unsere Nobilia-Küche mit 40 Prozent Rabatt angeboten wird. Außerdem sollen wir noch 750 Euro geschenkt bekommen. Die Redaktion macht sich auf die Suche nach unserer Küche. Sie ist im Sortiment. Wir bitten einen Verkäufer, uns ein Angebot zu machen. Was er nicht weiß: alle Einzelteile und Geräte entsprechen genau dem Angebot, das wir schon in der Tasche haben.

Nach einer Viertelstunde nennt uns der Verkäufer einen Preis - 7.870 Euro. Nach einigem Hin und Her können wir den Höffner-Mitarbeiter auf 6.500 Euro runterhandeln. Dennoch liegt der Preis über dem des Einzelhändlers. Und ein ausgedrucktes Angebot, also einen verbindlichen Preis, wollte uns der Verkäufer auch nicht geben. Sollten die Rabatt-Aktionen also tatsächlich nur eine Masche sein?

Wir testen weiter. Die Möbelkette Porta verspricht in ihrer aktuellen Werbung 50 Prozent Rabatt auf alle Nobilia-Küchen. Auch hier lassen wir uns ein Angebot für unsere Wunschküche machen. Die Verkäuferin nennt uns zuerst den Preis ohne Rabatt 10.793 Euro. Das ist eine ganze Menge, schließlich können wir durch Nachhaken den Preis auf 5.999 Euro drücken, das aber nur, wenn wir sofort kaufen. Also gibt es wieder kein verbindliches Angebot.

Unsere Testauswertung:

Am günstigsten war der Einzelhändler: – ohne Rabatt. Bei Höffner kostete unsere Küche zuerst 7870 Euro, zum Schluss lag sie bei 6500 Euro. Porta stieg mit 10.793 Euro ein, um dann mit diversen Rabatten Schritt für Schritt bei 5.999 Euro zu landen. Beim Möbelhaus Finke ging es mit immer noch überhöhten 5980 Euro los. Und am Ende hatten wir 5200 ausgehandelt.

Wir zeigen das Ergebnis unserem Experten, einem früheren Möbelhändler. Ihm fällt dazu ein alter Sinnspruch ein: "Rabatt, Rabatt, das lass Dir sagen, wird immer vorher draufgeschlagen."

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Es gibt dazu noch spezielle Softwareanbieter von Rabattmanipulationen für Möbelhändlern, die während der Sendung von einem Insider vorgestellt wurden. Diese Programme sind weit davon entfernt, eine betriebswirtschaftlich saubere Preiskalkulation zu sein. Damit werden Kunden vom Unternehmer mit Mondpreisen belogen, betrogen und bestohlen.

Das Allerschäfste dabei war vor Jahren der westdeutsche Unternehmensbetrüger Zick, der in Taubenheim bei Meissen in einer alten Werkhalle einer Ex-LPG ein Möbelwarenlager aufbaute und feste Anzahlungen von Kunden einkassierte, ohne je seine Rechnungen bei seinen Lieferanten bezahlt zu haben.

Auf einmal war er pleite und die Anzahlungen verschwanden in die Insolvenzmasse. Der Möbelunternehmer ward da auf einmal nicht mehr gesehen und sein Junior auch nicht. Zurück blieben geprellte AN, die seinen Monaten keinen Lohn erhielten und Kunden.

Und der Gesetzgeber - zuckte mit den Achseln. Man könnte dazu wie aus einer Operette sagen: "Das ist bei uns so Sitte ..."

Und nun zusätzlich die Kehrseite gegen die Belegschaft - Mobbing, ausgehend vom Unternehmer. Beide Seiten gehören zusammen und sind voneinander nicht zu trennen - Lidl als Vorbild läßt grüßen:

MDR, Sendung "Umschau" vom 21.11.2006: Abmahnung ist Pflicht - Mobbing bei Porta

Bespitzelt und kontrolliert, so fühlt sich Wilfried Ohlmann. Verkäufer beim Möbelhaus Porta in Hannover. Jeden Tag hat er Angst, etwas falsch zu machen. Ein Zahlendreher im Bestellformular, die Folge: Ein Kleiderschrank wurde falsch geliefert. Der Arbeitgeber schickte im dafür eine Abmahnung. Eine scharfe Waffe im Arbeitsrecht.

Auch Immo Haumann schauen wir bei der Arbeit zu. Er ist schon 13 Jahre bei Porta, hat sich, so sagt er, nie etwas zu Schulden kommen lassen. Jetzt steht er unter massivem Druck. Eines Tages verkaufte er eine Matratze zu preiswert, weil über dem Matratzenstapel ein falscher Produktname hing.

Prompt bekam er von der Geschäftsführung eine Abmahnung. Wegen fehlerhaften Verhaltens. Porta ist eine Möbelhauskette mit 20 Einrichtungshäusern in Ost- und Westdeutschland. Im Möbelhaus Hannover-Altwarmbüchen sind die Mitarbeiter in Aufruhr. Der Verdacht: systematisches Mobbing von oben.

Uns wird ein Gesprächsprotokoll der Geschäftsführerin zugespielt. Das Papier liest sich wie eine Abschuss-Liste: "Herr Ohlmann erste Abmahnung per 21.02.2006. Strenge Kontrolle der Aufträge, weitere Abmahnungen aussprechen." Eine weitere Notiz lautet: "Frau Eggers: ab sofort Abmahnung bezüglich Verhalten notwendig. Zielsetzung: Trennung per 30.09.2006." Immo Haumann findet kaum Worte für das Verhalten der Porta-Geschäftsleitung: "Das was jetzt hier abgeht, das hatten wir schon einmal."

Der Mann aus Sachsen weiß, wovon er spricht. Abmahnungen für Kleinigkeiten. Da gibt jemand einen Preisnachlass von 20 Euro. Er wird abgemahnt, weil er den Chef nicht gefragt hatte. Der Verkäufer muss dem Lieferservice eine Skizze für den Möbelaufbau mitgeben. Weil er das vergessen hat, wird auch er abgemahnt.

Detlef Fricke, Anwalt für Arbeitsrecht, sieht dafür nur einen Grund: "Abmahnungen sind so etwas wie die gelbe Karte für den Arbeitnehmer. Ziel der Abmahnung ist es, dass der Mitarbeiter ein Fehlverhalten abstellt, damit er weiter beschäftigt werden kann. Die Geschäftsführung des Möbelhauses Porta nutzte systematisch Abmahnungen, um Leute los zu werden. Das ist skandalös."

Sechs Leuten wurde schon gekündigt. Sollen bald auch Ohlmann und andere gehen? Wirtschaftlich steht das Möbelhaus gut da. Warum also so unverhältnismäßig harte Maßnahmen? Der Verdacht: Man will Leute mit alten Tarifverträgen rausdrängen. Seit die Abschussliste bekannt ist, herrscht dicke Luft. Auch viele Gewerkschaftsmitglieder sollen das Möbelhaus verlassen, so der Verdacht des zuständigen Gewerkschaftsmannes. Betriebsräte sollen entmachtet, Personalkosten drastisch gesenkt werden.

Bestätigt wird dies durch ein Porta-Papier, das uns ebenfalls vorliegt. Darin ist von der Gründung einer neuen Gesellschaft die Rede. Der Vorteil wäre, dass man damit auch einen "Neubeginn in Bezug auf Arbeitszeiten, Verträge und anderes realisieren" könne, und "um einen Betriebsrat in dieser Gesellschaft herum kommen" könne.

Eine Stellungnahme der Porta-Geschäftsführung bekommen wir nur per Fax. Das Möbelhaus findet sein Verhalten als Arbeitgeber grundsätzlich in Ordnung, will das Gesprächsprotokoll der Geschäftsführerin aber "nicht weiter kommentieren".

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