Wohnen in Berlin wird teurer

Begonnen von Kater, 21:59:50 Fr. 03.November 2006

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Kater

ZitatWohnen wird teurer
Im kommenden Jahr steigen Mieten / Höhere Grund- und Mehrwertsteuer wirkt sich auch aus
30.10.2006

Die Kosten für das Wohnen werden im kommenden Jahr so stark steigen wie lange nicht. Dazu trägt zum einen die Erhöhung der Grundsteuer bei, die nach dem Willen der Senatsfinanzverwaltung bereits im Jahr 2007 wirksam werden soll, zum anderen die deutschlandweite Mehrwertsteuererhöhung. Darüber hinaus planen einige landeseigene Wohnungsunternehmen auch noch die Erhöhung der Kaltmiete. Und vielleicht werden sogar noch die Wasserpreise raufgesetzt.

Wie stark die Anhebung der Mehrwertsteuer die Wohnkosten nach oben treibt, war bislang vielen nicht bewusst. Mieter wähnten sich vor einem Preisauftrieb weitgehend in Sicherheit, weil auf die Kaltmiete keine Mehrwertsteuer erhoben wird. Da aber für Strom, Gartenpflege, Hausreinigung, Schneebeseitigung und Hauswarttätigkeiten durch Fremdfirmen jeweils Mehrwertsteuer bezahlt werden muss, steigen die Nebenkosten an. Und die können von den Vermietern auf die Kaltmiete umgelegt und den Mietern in Rechnung gestellt werden. Den Vermietern selbst bleibt von den durchlaufenden Kosten nicht ein Cent.

"Das tut irgendwann weh"

Insgesamt sind 70 Prozent der Betriebskosten mehrwertsteuerpflichtig, hat die Wohnungsbaugesellschaft Mitte (WBM) für ihre Wohnungen errechnet. Für jede WBM-Wohnung erhöhen sich die Betriebskosten durch die Mehrwertsteueranhebung um rund 29 Euro jährlich, sagt WBM-Sprecherin Steffi Pianka. Das Problem: Genau so viel kommt schon durch die Erhöhung der Grundsteuer auf die Mieter zu. "Das tut irgendwann weh", sagt Pianka. Sie befürchtet, dass sich Mieter mit wenig Geld deswegen nach kleineren, preiswerteren Wohnungen umsehen.

Berlinweit erhöhen sich die Wohnkosten durch die Mehrwertsteuer für eine durchschnittlich 62 Quadratmeter große Wohnung jährlich um etwa 24 bis 30 Euro, hat der Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU) errechnet.

Manche Mieter müssen sogar noch mit anziehenden Kaltmieten rechnen. Zum Beispiel Bewohner im Märkischen Viertel. Die Wohnungsbaugesellschaft Gesobau will dort bei 1 860 Wohnungen zum 1. Januar 2007 die Mieten erhöhen. Laut Gesobau-Sprecher Matthias Gaenzer soll die Kaltmiete von derzeit 3,43 bis 4,08 Euro je Quadratmeter Wohnfläche monatlich auf 3,99 bis 4,44 Euro erhöht werden. Damit liege die Gesobau noch immer unter den erzielbaren Werten des Berliner Mietspiegels, sagt Gaenzer. Für Mieter einer 80 Quadratmeter großen Wohnung, die 1967 gebaut wurde, erhöht sich die Miete um 53 Euro pro Monat - weitere 5,60 Euro fallen durch die Erhöhung der Betriebskosten durch Grundsteuer und Mehrwertsteuer an.

Degewo: Mehr für Top-Lagen

Die anderen landeseigenen Wohnungsunternehmen planen teilweise Mieterhöhungen, aber nicht im gleichen Umfang wie die Gesobau im Märkischen Viertel. Die Degewo will lediglich für "einen geringen Teil der Wohnungen in innerstädtischen Top-Lagen" Mieterhöhungen aussprechen, sagte Pressesprecherin Erika Kröber. Die Gewobag erklärte, sie wolle die Mieten an den Mietspiegel anpassen, machte aber keine Angaben über die Zahl der betroffenen Wohnungen. Die Wohnungsbaugesellschaft Stadt und Land sowie die Wohnungsbaugesellschaft Hohenschönhausen (Howoge) erklärten, Mieterhöhungen seien nicht vorgesehen. Die Wohnungsbaugesellschaft Mitte teilte mit, es sei "nichts Größeres" geplant.

Der Berliner Mieterverein (BMV) warnte die landeseigenen Wohnungsunternehmen angesichts steigender Nebenkosten davor, weiter an der Mietschraube zu drehen. BMV-Hauptgeschäftsführer Hartmann Vetter sagte in diesem Zusammenhang, die Unternehmen müssten "Maß halten", um ihrem Auftrag gerecht zu werden, bezahlbaren Wohnraum zur Verfügung zu stellen.

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Die Preistreiber

Die Mehrwertsteuer wird zum Januar 2007 auf Beschluss der Regierung um drei Prozent erhöht. Die Mietnebenkosten steigen deswegen um etwa drei bis vier Cent je Quadratmeter Wohnfläche monatlich. Die Mieter bekommen dies in der Regel erst mit der nächsten Betriebskostenabrechnung zu spüren.

Die Grundsteuer soll nach einem Beschluss der rot-roten Koalition in Berlin um 22,7 Prozent steigen. Dadurch erhöhen sich die Nebenkosten nach Angaben der Senatsfinanzverwaltung für Mietwohngrundstücke zwischen etwa 40 und 60 Cent je Quadratmeter Wohnfläche jährlich. Die Erhöhung der Grundsteuer soll noch 2007 in Kraft treten. Dazu reicht es, wenn die Neuregelung bis Ende Juni 2007 verabschiedet wird. Sie kann dann rückwirkend zum 1. Januar wirksam werden.

Die Mieten bei der Wohnungsbaugesellschaft Gesobau werden für 1 860 Wohnungen im Märkischen Viertel zum 1. Januar 2007 angehoben. Andere landeseigene Wohnungsunternehmen planen keine oder nur geringe Mieterhöhungen. Die Degewo beispielsweise will nur für einen geringen Teil der Wohnungen in Top-Lagen höhere Mieten verlangen. Die Stadt und Land und die Howoge planen keine Erhöhungen.

Die Wasserpreise ziehen möglicherweise ebenfalls an. Zwar gebe es zurzeit noch "keine Entscheidung", sagte ein Sprecher der Wasserbetriebe. "Wir können sie aber auch nicht ausschließen." Sollten die Wasserpreise im bisherigen Rahmen um zwei Prozent steigen, würden sich die Kosten für Trinkwasser und Abwasser im Jahr pro Kopf um 4,04 Euro erhöhen.

http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2006/1030/lokales/0026/index.html

Kater

ZitatDas Millionenspiel
Die Mieterorganisationen beklagen, dass der neue Mietspiegel hohe Preissteigerungen möglich macht
Ulrich Paul

Der in der kommenden Woche erscheinende neue Mietspiegel bietet den Vermietern nach Angaben mehrerer Mieterverbände unnötig hohe Spielräume für zusätzliche Mieterhöhungen. Der Hauptgeschäftsführer des Berliner Mietervereins (BMV), Hartmann Vetter, sagte gestern, es gehe dabei um einen zusätzlichen Betrag von insgesamt 114 Millionen Euro im Jahr. Weil die Mieterverbände einen Mietspiegel mit solchen Erhöhungsmöglichkeiten nicht mittragen wollen, hätten sie den Mietspiegelarbeitskreis verlassen und würden den neuen Mietspiegel nicht anerkennen.

In dem Arbeitskreis haben Vertreter der Vermieter, der Mieterorganisationen und der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung über den Mietspiegel beraten. Nach Wunsch der rot-roten Koalition sollte der Mietspiegel eigentlich von Mietern und Vermietern unterschrieben werden. Dazu kommt es jetzt nicht. Nun soll er am kommenden Mittwoch ohne Unterschrift der Mieterorganisationen in Kraft treten - festgesetzt von Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD).

Der Mietspiegel gibt Auskunft über die ortsübliche Miete von Wohnungen je nach Lage, Größe, Baualter und Ausstattung. Die Daten für den Mietspiegel beruhen auf den bestehenden Mietverhältnissen und werden bei einer repräsentativen Befragung ermittelt. Üblich ist es, dabei einen bestimmten Anteil besonders hoher und niedriger Mieten auszusortieren, um das Bild nicht zu verfälschen. Die Mieterverbände bemängeln, dass bei der Ermittlung des Mietspiegels zu viele hohe Mieten einfließen. Sie würden gerne ein Sechstel aller hohen und niedrigen Mietwerte wegfallen lassen. Der neue Mietspiegel sieht dagegen vor, dass teilweise nur ein Zehntel der Werte wegfallen.

Dies führe zu zusätzlichen Mieterhöhungsspielräumen von bis zu 1,02 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche, bemängeln die Mieterorganisationen. Betroffen davon seien mehr als 80 Prozent aller freifinanzierten Wohnungen - insgesamt rund 900 000 Wohnungen in Berlin. Für knapp 20 Prozent aller Wohnungen steige der Spielraum für Mieterhöhungen um mehr als 25 Cent pro Quadratmeter. Besonders betroffen von den zusätzlichen Spielräumen für Mieterhöhungen seien modernisierte Altbauwohnungen bis zum Baujahr 1918. Der Mieterhöhungsspielraum wachse hier um bis zu 61 Cent je Quadratmeter Wohnfläche.

Die Spielräume für Mieterhöhungen würden von den Vermietern in der Regel genutzt, wodurch die Werte für den nächsten Mietspiegel hochgetrieben würden, kritisierten die Mietervertreter. In Hamburg und Leipzig gebe es Mietspiegel mit einer weniger breiten Spanne von Mietwerten. Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung hatte, wie berichtet, darauf verwiesen, dass der Mietspiegel eine Fortschreibung der bisherigen Mietspiegel sei und die Methodik deswegen beibehalten wurde.

http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/print/berlin/667380.html?keywords=Millionenspiel

Kater

ZitatWohnen in Berlin wird immer teurer
Mietspiegel gewährt Raum für weitere Erhöhungen - Kritik von Vereinen
ddp

Die Mieten in Berlin sind in den vergangenen zwei Jahren weiter gestiegen. Vor allem das Wohnen in sanierten Altbauten in guter Wohnlage ist überdurchschnittlich teurer geworden. Hingegen sind die Mieten in Neubauten relativ stabil geblieben oder gesunken, wie aus dem am Mittwoch vorgestellten Mietspiegel 2007 hervorgeht. Die Mietervereine lehnen das Papier wegen der zu großen Spanne der berücksichtigten Mieten ab. Dadurch seien den Vermietern nun Spielräume für Erhöhungen eröffnet. Diese werden nach Ansicht des Verbandes Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU) von den Vermietern jedoch zur Modernisierung der Bestände verwandt und so die Betriebskosten senken.

Im Vergleich zum Mietspiegel 2005 seien die Preise pro Quadratmeter Wohnraum im Durchschnitt um 5,8 Prozent gestiegen, sagte Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) am Mittwoch in Berlin. Der Mittelwert pendele zwischen 2,71 und 7,64 Euro. Durchschnittlich koste die Miete in Berlin derzeit 4,75 Euro pro Quadratmeter (2005: 4,49 Euro). Damit sei die Situation in der Hauptstadt im Vergleich zu anderen deutschen Großstädten immer noch moderat. In München koste der Quadratmeter Wohnfläche über neun Euro, in Hamburg mehr als sechs Euro. Die günstigen Mieten in Berlin seien daher auch ein wirtschaftlicher Standortvorteil, sagte die Senatorin.

Für den neuen Mietspiegel sind den Angaben zufolge zudem auch einige Wohnlagen neu bewertet worden. Insgesamt habe es mehr als 10 000 Anpassungen gegeben. Vergeben werden die Attribute einfach, mittel und gut. Vor allem in der Gegend Unter den Linden im Bezirk Mitte, in Teilen Prenzlauer Bergs und Karlshorsts und in der Kreuzberger Bergmannstraße sei die Wohnlage heraufgestuft worden. In Wedding und Neukölln habe es dagegen Abwertungen gegeben.

Mit dem Mietspiegel 2007 verfügten sowohl Mieter als auch Vermieter über ein "sicheres und gerichtsfestes Instrumentarium" zur Ermittlung der ortsüblichen Vergleichsmiete. Die Übersicht ist Junge-Reyer zufolge ein ?realistisches Abbild? des Wohnungsmarktes. Für den Mietspiegel wurden Daten von 8000 Wohnungen erhoben. Insgesamt gelte er für 1,2 der 1,8 Millionen Wohnungen in der Hauptstadt. Im Schnitt stehen nach Angaben der Senatorin 100 000 Wohnungen in der Hauptstadt leer.

Die Berliner Mietervereine wiesen daraufhin, dass in mehr als 75 Prozent der Mietspiegelfelder der Mittelwert im Vergleich zum Spiegel 2005 gestiegen sei. Der Verkauf von 150 000 Wohnungen in den vergangenen zehn Jahren habe zu teilweise "kräftigen Mietsteigerungen geführt".

Damit seien die befürchteten Folgen der Privatisierungen eingetreten, kritisierte der Hauptgeschäftsführer des Berliner Mietervereins, Hartmann Vetter. Bei Altbauten würde die Steigerung mitunter mehr als neun Prozent betragen. Die Anstiege sind Vetter zufolge auf eine größere Spanne der berücksichtigten Mieten zurückzuführen. Aus diesem Grund hatten die Vereine die Mitarbeit am Mietspiegel abgebrochen.

Nach Ansicht des BBU-Vorstandsmitglied Ludwig Burkardt zeigt der neue Mietspiegel, dass Berlins Wohnungsmarkt sehr dynamisch sei. Die "in einigen Segementen steigenden Mieten" spiegelten den wirtschaftlichen Aufschwung der Stadt wider. Allerdings würden die hohen Energie- und Müllentsorgungskosten in Berlin "das Mietwohnen wirklich verteuern".

http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/print/berlin/669069.html

Kater

ZitatNEUER MIETSPIEGEL
Kleine Wohnungen sind besonders gefragt

Das Wohnen in Berlin verteuert sich weiter. Aber nicht überall. Während begehrte Altbauten nach Modernisierungen im Preis anziehen, sinken die Mieten von Neuquartieren.
Ulrich Paul

BERLIN. Berlins Mieter zahlen für ihre Wohnung heute durchschnittlich 5,8 Prozent mehr Miete als vor zwei Jahren. Das geht aus dem Mietspiegel 2007 hervor, den Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) gestern vorlegte. Die durchschnittliche Miete ohne Nebenkosten kletterte demnach von 4,49 Euro im Jahr 2005 auf 4,75 Euro je Quadratmeter Wohnfläche monatlich im Jahr 2007. Jährlich haben sich die Mieten damit im Schnitt um 13 Cent je Quadratmeter erhöht. Die Mietsteigerungen bleiben damit auf einem konstant hohen Niveau. Bereits vor zwei Jahren hatten sich die Mieten gegenüber 2003 um 5,9 Prozent erhöht. Die Preise für das Wohnen liegen damit deutlich über der normalen Inflationsrate, die im Jahr 2005 bei zwei Prozent und im Jahr 2006 bei 1,7 Prozent lag.

Wohnen im Osten wird teurer

Überdurchschnittlich stark gestiegen sind die Mieten von sehr kleinen Wohnungen unter 40 Quadratmetern, die in Berlin besonders stark gefragt sind: hier zogen die Preise um 10,2 Prozent auf durchschnittlich 5,14 Euro je Quadratmeter an. Überdurchschnittlich hohe Steigerungen gab es ferner bei den 1956 bis 1964 errichteten Wohnungen, die sich von 4,26 Euro auf 4,68 Euro je Quadratmeter verteuerten. Das entspricht einer Steigerung von 9,9 Prozent. Bei den Altbauwohnungen, die zwischen 1919 und 1949 gebaut wurden, machen sich verstärkt modernisierungsbedingte Preissteigerungen bemerkbar: In dieser Kategorie kletterten die Mieten um 8,6 Prozent auf 4,58 Euro je Quadratmeter monatlich.

Deutlich gestiegen sind in den östlichen Bezirken die Preise für Wohnungen, die von 1973 bis 1990 errichtet wurden: Mit 4,79 Euro liegen die Quadratmeterpreise dort jedoch im Schnitt noch unter den Mieten für vergleichbare Wohnungen in den westlichen Bezirken, wo von 1973 bis 1983 errichtete Unterkünfte 6,12 Euro kosten und von 1984 bis 1990 gebaute Wohnungen mit 6,76 Euro zu Buche schlagen. Rückgänge bei den Mieten gab es bei vielen Neubauwohnungen, die seit 1991 entstanden sind. Hier sanken die Preise um durchschnittlich 3,7 Prozent auf 6,58 Euro je Quadratmeter. Grund: Das Angebot dieser relativ teuren Wohnungen übersteigt die Nachfrage. Zusammen mit dem Mietspiegel veröffentlichte die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung auch eine Übersicht über die gezahlten Betriebskosten in Berlin. Sie liegen im Schnitt bei 2,19 Euro je Quadratmeter Wohnfläche monatlich (inklusive Heizung und Warmwasser).

Junge-Reyer verteidigte den Mietspiegel gestern mit den Worten, er bilde die Berliner Mietenlandschaft realistisch ab. Sie sei sich sicher, dass er die Mieter vor ungerechtfertigten Mietsteigerungen schützen werde. Mieterverbände hatten wie berichtet kritisiert, dass der neue Mietspiegel zu vermieterfreundlich sei und große Spielräume für weitere Mieterhöhungen biete.

http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/print/tagesthema/669082.html

ZitatErhöhung bis zu 20 Prozent

Der neue Mietspiegel für Berlin liegt vor. Er gibt Auskunft über die ortsübliche Miete einer Wohnung je nach Größe, Lage, Ausstattung und Alter. Vermieter können den Mietspiegel nutzen, um Mieterhöhungen zu begründen. Mieter können ihn einsetzen, um zu kontrollieren, ob die Mieterhöhung berechtigt ist. Der Hauptgeschäftsführer des Berliner Mietervereins, Hartmann Vetter, erklärt, worauf Mieter achten müssen.

Wenn man weniger Miete zahlt, als nach dem Mietspiegel zulässig ist, darf dann der Vermieter die Miete erhöhen?

Das geht nur unter bestimmten Bedingungen. Dazu zählt, dass die Miete seit einem Jahr, von Betriebskostenerhöhungen abgesehen, unverändert gewesen sein muss. Sie darf maximal bis zur ortsüblichen Vergleichsmiete erhöht werden. Darüber hinaus ist zu beachten, dass sie innerhalb von drei Jahren nur um 20 Prozent steigen darf.

Wie errechnet sich der Erhöhungsbetrag für drei Jahre?

Bei einer Mieterhöhung zum 1. September 2007 wird die Kaltmiete vom 1. September 2004 zu Grunde gelegt. Darauf werden 20 Prozent mehr Miete berechnet. Dann steht fest, welcher Betrag nicht überschritten werden darf. Ein Beispiel: Für eine Wohnung wurden am 1. September 2004 500 Euro Miete gezahlt; zwanzig Prozent sind 100 Euro. Die neue Miete am 1. September 2007 darf also nicht höher als 600 Euro sein. Zugleich darf aber die ortsübliche Miete nicht überschritten sein.

Kann man die Miete senken, wenn man feststellt, dass die gezahlte Miete zu hoch ist?

Der Berliner Wohnungsmarkt gilt als entspannt, so dass eine Mietpreisüberhöhung nicht mehr zu einem Anspruch auf Mietsenkung führt. Der Mieter kann nur unter Androhung einer Kündigung den Vermieter um Senkung der Miete bitten. Der vernünftige Vermieter wird auf dieses Ansinnen eingehen, um den Mieter nicht zu verlieren. Hier gilt es, Marktmacht auch einmal vom Mieter zu nutzen.

Erstmals können nach dem Mietspiegel Abschläge vorgenommen werden, wenn ein Badezimmer kein Fenster hat. Kann ich eine Verringerung der Miete verlangen, wenn ich so ein Badezimmer habe?

Nein, dieses Sondermerkmal führt nur dazu, dass die ortsübliche Miete um diesen Betrag niedriger ausfällt.

Was ist, wenn der Mieter auf eigene Kosten eine Heizung oder ein Badezimmer eingebaut hat? Kann der Vermieter trotzdem mehr Miete verlangen?

Nein. Ausstattung, die der Mieter bezahlt hat, gilt mietpreislich als nicht vorhanden.

http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/print/tagesthema/669084.html

Kater

ZitatKaum ist der Urlaub vorbei, wird die Miete teurer
Die ersten Hausbesitzer nutzen schon den neuen Mietspiegel und setzen die Preise für ihre Wohnungen rauf
Ulrich Paul

Der 44-jährige Wilfried Schrader* aus Prenzlauer Berg hatte die schlechte Nachricht bereits im Briefkasten. Wenige Wochen, nachdem der neue Mietspiegel in Kraft getreten ist, hat er eine Mieterhöhung für seine Wohnung bekommen. Monatlich rund 30 Euro mehr Miete verlangt sein Vermieter für die 80 Quadratmeter große Drei-Zimmer-Wohnung. "Es sieht so aus, als hätte der Vermieter nur auf den neuen Mietspiegel gewartet", sagt Schrader. Der 44-Jährige ist nicht der Einzige, der die Auswirkungen des neuen Mietspiegels zu spüren bekommt. Die Wohnungsbaugesellschaft Hohenschönhausen (Howoge) räumte gestern ein, dass sie 22 Mietern im Gensinger Viertel ebenfalls eine Erhöhung zugeschickt habe.

"Für viele Vermieter sind die Ferien in diesem Jahr offenbar schon vorbei", sagt der Hauptgeschäftsführer des Berliner Mietervereins (BMV), Hartmann Vetter. "Sie nutzen die Mieterhöhungsmöglichkeiten aus, die der neue Mietspiegel bietet." Die "große Welle" von Mieterhöhungen stehe den Berliner Haushalten aber erst noch bevor. Denn die meisten Eigentümer rechneten derzeit noch aus, um welche Beträge sie die Preise erhöhen können. "Bis zum Jahresende müssen wahrscheinlich mehrere tausend Mieter mit einer Mieterhöhung rechnen", sagt Vetter.

Maximal 20 Prozent mehr Miete können die Eigentümer in drei Jahren nehmen, sofern die Haushalte weniger als die ortsübliche Miete laut Mietspiegel bezahlen. Vetter sagt, Vermieter würden versuchen, diese 20 Prozent auch zu kassieren. Weil die Mieterhöhungsschreiben oft fehlerhaft seien, lohne es, sie von Mietrechtsexperten prüfen zu lassen. Einer der häufigsten Fehler sei, dass Vermieter die Unterschrift vergessen und dass bei elektronisch erstellten Mieterhöhungen nur die Funktion des Unterzeichners, aber nicht der Name stehe.

Der Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU) rechnet im Gegensatz zum Mieterverein nicht mit einer Welle von Mieterhöhungen. BBU-Sprecher David Eberhart sagte, er erwarte, dass sich die Preise für das Wohnen wie bislang jährlich um 2,5 bis 3 Prozent in Berlin erhöhen. Im Rahmen der wirtschaftlichen Erholung eröffneten sich allerdings schon "größere Mieterhöhungsspielräume". Dies gelte aber nur für besonders gefragte Wohnungen, so der BBU-Sprecher. Das seien vor allem kleine bis mittelgroße, gut ausgestattete Altbauwohnungen in attraktiven Stadtlagen wie Mitte, Prenzlauer Berg, Charlottenburg, Wilmersdorf und Friedrichshain. Hier gehören die Mieten oftmals zu den teuersten in Berlin. Nach wie vor gebe es aber auch noch in allen Bezirken Wohnungen mit Mieten unterhalb des Berliner Durchschnitts von 4,75 Euro pro Quadratmeter monatlich, sagt der BBU-Sprecher. In weniger gefragten Wohngebieten lassen Vermieter sogar mögliche Steigerungen ungenutzt. "Denn wer befürchten muss, dass die Leute ausziehen, wird die Miete nicht erhöhen", sagt der Fachanwalt für Mietrecht, Mathias Bröring.

*Name von der Redaktion geändert

http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/print/berlin/677953.html

ZitatDas Recht der Mieter
Der Mietspiegel gibt Auskunft über die ortsübliche Miete einer Wohnung je nach Größe, Lage, Ausstattung und Alter. Vermieter können den Mietspiegel nutzen, um Mieterhöhungen zu begründen. Mieter können ihn einsetzen, um zu kontrollieren, ob eine Mieterhöhung berechtigt ist. Der neue Mietspiegel ist am 11. Juli in Kraft getreten.

Vermieter dürfen die Miete nur unter bestimmten Bedingungen erhöhen. Dazu zählt, dass die Miete seit einem Jahr unverändert gewesen sein muss, von Betriebskostenerhöhungen abgesehen. Und sie darf maximal bis zur ortsüblichen Vergleichsmiete erhöht werden. Darüber hinaus ist zu beachten, dass die Miete innerhalb von drei Jahren nur um 20 Prozent steigen darf.

Zu den häufigen Fehlern in Mieterhöhungsschreiben gehört, dass Vermieter die 20-prozentige Erhöhung für drei Jahre falsch berechnen. Sie wird nämlich nicht für die Zukunft berechnet, sondern rückblickend. Bei einer Mieterhöhung zum 1. Oktober 2007 wird also die Kaltmiete vom 1. Oktober 2004 zugrunde gelegt. Darauf werden 20 Prozent mehr Miete berechnet. Dann steht fest, welcher Betrag nicht überschritten werden darf. Beispiel: Für eine Wohnung wurden am 1. Oktober 2004 insgesamt 500 Euro Miete gezahlt; zwanzig Prozent sind 100 Euro. Die neue Miete am 1. Oktober 2007 darf also nicht höher als 600 Euro sein.

http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/print/berlin/677947.html

Kater

ZitatFast jeder Zweite zahlt zu viel
Erste Ergebnisse der Aktion Mietpreisüberprüfung
Ulrich Paul

Viele Berliner zahlen für ihre Wohnung eine überhöhte Miete. Das ist das Ergebnis einer ersten Stichprobe der Aktion Mietpreisüberprüfung, die der Berliner Mieterverein (BMV) Ende Oktober gestartet hat. BMV-Hauptgeschäftsführer Hartmann Vetter sagte der Berliner Zeitung, dass bislang 500 Mieter Angaben zu ihrer Miete gemacht haben. "Bei der Auswertung der ersten 100 Einsendungen haben wir festgestellt, dass in 48 Fällen die gezahlte Miete über den Werten des Mietspiegels liegt", sagte Vetter.

Besonders betroffen von hohen Mieten sind die begehrten Wohnquartiere in der Innenstadt. Die größte Abweichung vom Mietspiegel sei bei einer Wohnung in der Straße Wilhelmsaue in Wilmersdorf festgestellt worden. Dort liege die gezahlte monatliche Miete 233,72 Euro über dem Mietspiegelwert. Das entspreche einer Überschreitung von 32,91 Prozent. Bei einer Wohnung in der Linienstraße in Mitte zahle ein Mieter pro Monat 97,85 Euro mehr - der Wert des Mietspiegels wird in diesem Fall um 17,21 Prozent übertroffen.

Tipp: Mit Kündigung drohen

Vetter sagte, die Haushalte, die überhöhte Mieten bezahlen, sollten versuchen, ihre Miete mit Hilfe des neuen Mietspiegels zu verringern. Noch gebe es in Berlin mehr als 100 000 leer stehende Wohnungen. In absehbarer Zeit werde es mit großer Wahrscheinlichkeit aber anders aussehen. Die Mieter würden sich marktgerecht verhalten, wenn sie überteuerte Wohnungen kündigen und eine Wohnung gleichen Standards zu niedrigeren Preisen anmieten - vorausgesetzt, sie sind mobil genug, so Vetter. "Wohnungen, die im Jahr 2003 pro Quadratmeter noch zwölf Euro kosteten, sind heute für sieben Euro pro Quadratmeter oder weniger zu haben." Oftmals lohne es auch schon, gegenüber dem Vermieter mit dem Auszug zu drohen. Die Erfahrung zeige, dass Vermieter dann häufig einlenken und die Miete senken.

Zu überhöhten Mieten kommt es vor allem bei der Neuvermietung von Wohnungen. Grund: die Vermieter sind bei Vertragsabschluss nicht an den Mietspiegel gebunden, sondern können höhere Mieten vereinbaren. Ist der Vertrag unterschrieben, ist der Mieter daran gebunden. Vetter rief die Berliner auf, sich an der Mietpreisüberprüfung zu beteiligen. Sie sei kostenlos. Mieter von Sozialbauwohnungen können sich jedoch nicht beteiligen.

Mehr zum Thema im Internet unter

//www.berliner-mieterverein.de

http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/print/berlin/701608.html

Kater

ZitatWohnkosten in Berlin steigen mäßig
GSW erfasst erstmals Mieten nach Postleitzahlen
Ruprecht Hammerschmidt

Die Wohnungsmieten in Berlin ziehen leicht an. Wer im zweiten Halbjahr 2007 eine Wohnung in der Hauptstadt gemietet hatte, musste im Schnitt 1,7 Prozent mehr bezahlen als in den ersten sechs Monaten des Jahres. Dies ergab der Wohnmarktreport, den die GSW zusammen mit der Immobilienberatung Jones Lang LaSalle erstellt hat. Danach betrug die durchschnittliche Nettokaltmiete 5,90 Euro pro Quadratmeter im Monat. Im ersten Halbjahr 2007 seien es noch 5,80 Euro gewesen, hieß es. In den Bezirken gebe es jedoch unterschiedliche Entwicklungen. Während Lichtenberg mit einem Plus von 7,6 Prozent die größte Preissteigerung verzeichnete, sanken die Preise in Mitte um fünf Prozent am stärksten.

Gleichzeitig wurde erstmals der Berliner Wohnkostenatlas vorgestellt. Darin wurden die Kaltmieten nach Postleitzahlen untersucht. Wenig verwundert, dass die Mieten Unter den Linden mit fast 11 Euro pro Quadratmeter am teuersten sind. Der Atlas gibt aber auch Auskunft darüber, wie viel Prozent des durchschnittlichen Einkommens die Haushalte in den Lagen für ihre Miete aufbringen müssen. Und danach sind die Mieter Unter den Linden bereit, fast die Hälfte ihres Haushaltseinkommens für ihre Wohnung zu zahlen. Im Schnitt zahlen die Berliner Haushalte lediglich ein Viertel ihres Einkommens.

Anders als der Berliner Mietspiegel, der die Mieten im Bestand erfasst, berücksichtigen Wohnkostenatlas und Report nur Neuvermietungen. Die Durchschnittsmiete laut Mietspiegel beträgt derzeit 4,47 Euro pro Quadratmeter.

http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/print/berlin/731175.html

den Berliner Wohnmarktreport findet man hier:

http://www.gsw.de/de/unternehmen/pressezentrum/aktueller_wohnmarktreport-1/GSW-WohnmarktReport.jsp

Kater

ZitatBerlin: Teure Mieten verdrängen Alteingesessene

Bei Neuvermietungen steigen Wohnkosten auf bis zu 50 Prozent des Einkommens der Haushalte
Ulrich Paul

Wer in Berlin eine neue Wohnung anmietet, muss dafür im Durchschnitt ein Drittel seines Einkommens bezahlen. Das geht aus einem Wohnkostenatlas der Wohnungsbaugesellschaft GSW und der Immobilienberatung Jones Lang LaSalle hervor.

Im Durchschnitt ist eine angebotene Wohnung in Berlin danach 73,3 Quadratmeter groß und kostet 596 Euro Warmmiete monatlich. Das Haushaltsnettoeinkommen liegt im Schnitt bei 1 808 Euro. Vor allem Wohnungen in der City werden jedoch für viele Interessenten fast unbezahlbar. Der Berliner Mieterverein (BMV) schlägt deswegen Alarm: ,,In vielen Gebieten droht die Verdrängung der alteingesessenen Mieter", sagt BMV-Hauptgeschäftsführer Hartmann Vetter.

Um eine neue Wohnung in Mitte anzumieten, müssen die dortigen Bewohner im Schnitt eine Warmmiete von 641 Euro aufbringen. Das entspricht 41,5 Prozent ihres Nettoeinkommens. Zu den preislichen Spitzenreitern gehören Wohnungen im Gebiet Unter den Linden/Friedrichstraße. Sie sind im Schnitt 101,7 Quadratmeter groß und kosten pro Monat 2 210 Euro Warmmiete. Dies entspricht einem Anteil von 58,9 Prozent der Einkommen in diesem Gebiet. Wer dort lebt, kann sich also eine der neuen angebotenen Wohnungen kaum leisten.

Zu den begehrten und immer teurer werdenden Wohngebieten gehört auch der Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf. Eine neue Wohnung kostet hier im Schnitt 771 Euro Warmmiete – 38,9 Prozent der Einkommen. Preisliche Spitzenreiter sind Wohnungen rund um Kurfürstendamm, Lietzenburger Straße und Olivaer Platz. Für deren Warmmiete müssten die dortigen Bewohner im Schnitt 50,9 Prozent ihres monatlichen Haushaltsnettoeinkommens bezahlen. Die angebotenen Wohnungen sind im Schnitt 103,9 Quadratmeter groß und kosten pro Monat 2 066 Euro warm.

Im Bezirk Pankow sind Wohnungen zwar im Schnitt für 33,8 Prozent des Einkommens und für eine Warmmiete von 601 Euro zu bekommen. Wer in den trendigen Stadtteil Prenzlauer Berg ziehen will, muss jedoch deutlich mehr zahlen. Im Gebiet nordöstlich des Senefelderplatzes müssen die Bewohner bereits 54,4 Prozent der Einkommen ausgeben, um eine neue Wohnung zu beziehen.

Günstige Wohnungen gibt es vor allem in Außenbezirken wie in Marzahn-Hellersdorf. Hier sind die angebotenen Wohnungen für 28,4 Prozent der Einkommen zu haben. Im Durchschnitt kosten sie 501 Euro warm. Unter dem Berliner Schnitt von 596 Euro Warmmiete liegen ferner Wohnungen in Neukölln (501 Euro), Lichtenberg (532 Euro), Reinickendorf (585 Euro), Spandau (524 Euro) und Treptow-Köpenick (568 Euro). Teurer als der Durchschnitt sind Wohnungen in Friedrichshain-Kreuzberg (610 Euro), Tempelhof-Schöneberg (663 Euro) und Steglitz-Zehlendorf (681 Euro).

Mietervereinschef Hartmann Vetter fordert: ,,Der Senat muss wohnungspolitisch Einfluss nehmen, um die Preissteigerungen zu begrenzen. Zum Beispiel über die landeseigenen Wohnungsunternehmen."

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Mehr als 40 000 Angebote ausgewertet

Der Wohnkostenatlas der Wohnungsbaugesellschaft GSW und der Immobilienberatung Jones Lang LaSalle gibt Auskunft darüber, wie hoch der Anteil der Wohnkosten gemessen am Haushaltsnettoeinkommen ist. Für den Atlas wurden die Angaben von 44 491 Mietangeboten aus dem Jahr 2007 ausgewertet und den Postleitzahlengebieten zugeordnet.
Besonders teuer sind die angebotenen Wohnungen für Mieter in Mitte, Prenzlauer Berg und Charlottenburg. Aber auch im Märkischen Viertel und in Marienfelde, wie die dunkle Einfärbung zeigt. Günstig sind Wohnungen dagegen in weiten Teilen von Marzahn-Hellersdorf. Im Norden Marzahns überfordern allerdings auch preiswerte Mieten viele Haushalte, weil die Einkommen dort sehr gering sind. In guten Wohngegenden wie Zehlendorf und Steglitz stehen hohen Mieten hohe Einkommen der Bewohner gegenüber. Der Anteil der Wohnkosten ist deswegen dort gemessen am Einkommen gering.

http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/berlin/107186/index.php

Kater

ZitatBegehrt und teuer

Neuer Report: Mieten steigen besonders stark in der Innenstadt und im Südwesten Berlins
von Ulrich Paul

Wer in Berlin eine neue Wohnung anmietet, muss immer mehr bezahlen. Im Vergleich zum zweiten Halbjahr 2007 stiegen die Preise der angebotenen Wohnungen in den ersten sechs Monaten dieses Jahres von durchschnittlich 5,90 auf 6,05 Euro Kaltmiete pro Monat je Quadratmeter. Das geht aus einer Untersuchung der Immobilienberatungsfirma Jones Lang LaSalle (JLL) hervor, die gestern präsentiert wurde.

Besonders teuer sind Wohnungen in Charlottenburg-Wilmersdorf, in Steglitz-Zehlendorf und in Mitte. Dort verlangen die Vermieter in vielen Gebieten Quadratmeter-Mieten über sieben Euro. Stark gestiegen seien die Preise der Wohnungen vor allem in Mitte, sagte JLL-Experte Roman Heidrich. Im Vergleich zum zweiten Halbjahr 2007 zogen sie durchschnittlich um 60 Cent je Quadratmeter an. Deutlich verteuert haben sich die Mieten aber auch in Charlottenburg-Wilmersdorf und in Friedrichshain-Kreuzberg, wo sie um je 35 Cent je Quadratmeter nach oben gingen.

In Friedrichshain-Kreuzberg sei eine Entwicklung zu beobachten, die vor Jahren der Prenzlauer Berg durchlebt habe, sagte Heidrich. Die kulturelle Szene habe viele Investoren aufmerksam gemacht, die ihr Geld in die Sanierung von Altbauten gesteckt hätten und nun höhere Mieten verlangten. Dies führe dazu, dass einige Bewohner in preisgünstigere Nachbarbezirke abwandern.

In Neukölln, Lichtenberg und Tempelhof-Schöneberg werden gleichbleibende Mieten oder sogar niedrigere Preise verlangt. Am geringsten sind die Mieten in Marzahn-Hellersdorf. Dort kosten freie Wohnungen im Schnitt 4,80 Euro je Quadratmeter.

In den kommenden Monaten wird sich nach Einschätzung der Experten das Tempo der Mietsteigerungen generell etwas verringern. Weil Wohnungen in Charlottenburg-Wilmersdorf und in Friedrichshain-Kreuzberg besonders begehrt sind, sei dort zwar noch mit einem "beschleunigten Mietpreiswachstum" zu rechnen. In Mitte und Pankow sei aber nach den starken Preissteigerungen eher ein "verlangsamtes Mietpreiswachstum" zu erwarten.

Der Trend zur kleinen Wohnung hält in Berlin weiter an, weil die Zahl der Single-Haushalte wachse, sagte Heidrich. Von den 1,9 Millionen Haushalten in Berlin ist derzeit mehr als jeder zweite ein Single-Haushalt (50,7 Prozent). Die große Nachfrage nach kleinen Wohnungen führt dazu, dass diese besonders teuer sind. Für eine Wohnung unter 45 Quadratmetern verlangen die Vermieter im Schnitt eine Miete von 6,65 Euro je Quadratmeter. Mittelgroße Wohnungen von 45 bis zu 90 Quadratmeter werden für 5,90 Euro je Quadratmeter angeboten, größere für 6,25 Euro.

Jones Lang LaSalle trägt Informationen über Wohn-Immobilien zusammen, um damit seine Kunden, unter anderem Banken und Großinvestoren, zu beliefern. Will jemand wissen, welche Mieten in der Nachbarschaft einer seiner Wohnungen verlangt werden, kann er dies von JLL erfahren.

Der Hauptgeschäftsführer des Berliner Mietervereins, Hartmann Vetter, erklärte gestern: Der sogenannte Mietermarkt, bei dem die Wohnungssuchenden angesichts vieler leerstehender Wohnungen, den Mietpreis mitbestimmen könnten, sei "offenkundig eine Illusion". Und Vetter warnte: Mieter seien an die mit dem Vermieter ausgehandelte Miete gebunden - auch wenn diese über den Werten des Mietspiegels liege. Die Mieter könnten nicht hinterher eine Preissenkung fordern.

http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/berlin/108333/index.php

Senor_Ding-Dong

"Luxus-Komfort-Sicherheit" - In x-berg entstehen bis Jahresende schicke Car-Lofts in den Paul-Lincke-Höfen. Mit einem Autoaufzug kann das eigene Luxus-Auto in allen Stockwerken direkt vor dem Wohnzimmer abgestellt werden. Die Car-Lofts samt widerlichem Inhalt werden zukünftig Tag und Nacht durch Security-Personal bewacht.

Selbst die letzten Ost-Berliner Drecksecken werden traurigerweise nach und nach knapp 20 Jahre nach Mauerfall zugepflastert. Am Falkplatz vis-à-vis der Max-Schmeling-Halle in der Gleimstraße 50 entsteht gerade ein kuscheliges Luxus-Glasquartier mit 37 Wohnungen und 2 Gewerbeeinheiten.

Am "Verlorenen Weg", der heutigen Schwedter Straße in Prenzlauer Berg, gründete ein Pastor 1854 eine Mägde-Herberge, später Marthashof genannt, um Dienstmädchen vor "verdorbenen Schlafstellen" und den "verlockenden Ratschlägen böser Menschen" zu schützen. 1943 zerstörten Bomben die Gebäude. Bis vor kurzem standen auf dem weitläufigen Areal noch Verwaltungsbaracken aus DDR-Zeiten. Die sind jetzt weg und das Münchner Unternehmer-Ehepaar Ludwig Maximilian Stoffel und Giovanna Stefanel-Stoffel läßt ein halböffentliches "Urban Village - Marthashof" mit insgesamt 130 Wohneinheiten inklusive Wachschutz für solvente Kleinfamilien mitten im ehemaligen Arbeiterbezirk entstehen.

Stofanel zeigt sich auch für einen im Bau befindlichen Betonklotz mit Raumhöhen von sieben Metern am Rosa-Luxemburg-Platz in Mitte verantwortlich. Später sollen hier Kunstsammler zusammen mit ihren geliebten Kunstgegenständen einziehen.

Auf dem Gelände einer ehemaligen Brotfabrik entlang der Zehdenicker und Choriner Straße in Mitte werden bald die "Choriner-Höfe" (nur von draußen natürlich) zu bestaunen sein und jeder weiß dann, was unter "Fine Art of Living" zu verstehen ist.

Mario Nette

ZitatDie Reichenberger Str. 114 (schräg gegenüber vom Carloft) wird am 14.10.2008 um 9:00
Uhr im Saal I/144, Möckernstraße 130 zwangsversteigert. Das Haus besteht
aus Vorderhaus, Frauen-Seitenflügel und Hinterhaus-Fabrik.

Potentielle Käufer haben in den letzten Tagen bei Besichtigungen ein
"Modernisierungspotential" ausgemacht. Gerade im Hinterhaus, wo viele
Menschen seit Jahren mit günstigen Pauschalmietverträgen leben, könnten
großräumige Loftwohnungen zur Vermietung entstehen.
 http://www.berliner-mieterverein.de/magazin/online/mm0106/010612a.htm
Voll Ätzend!

Das Haus befindet sich wegen Verschuldung des Eigentümers Atze Brauner
in Zwangsverwaltung. Das gibt uns Zeit, Ideen für unser zukünftiges
Zusammenleben zu entwickeln, da wir unsere Miete derzeit keinem
Eigentümer schulden. Wir wollen möglichen Neueigentümern und Spekulanten
klar machen, wer hier wohnt und auch bleibt!!!

Bitte kommt zur Versteigerung und leitet den Termin mit solidarischen
Grüssen weiter.
(Quelle: http://de.indymedia.org/2008/09/227175.shtml Beitrag von franzl   23.09.2008 - 15:34)


Falls euch noch mehr Artikel zur generellen Wohnlage in Berlin interessieren, hier wird auch gesammelt :)

Mario Nette

Kater

Luxuswohnungen in Berlin...

ZitatReich, aber unsexy
Von Jenny Hoch

Luxus statt lausig: Berlins Immobilienbranche will mit protzigen Design-Domizilen den internationalen Jetset in die Hauptstadt locken. SPIEGEL ONLINE hat die neuen Paläste an der Spree besichtigt - und bekam neureiche 08/15-Noblesse zu sehen.

http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,555831,00.html

Kater

ZitatWie gerüchteweise heute zu vernehmen war planen auch 'Gewinner' am morgigen Mittwoch, den 15.10. eine PR-Party am umstrittenen 'Carloft' in der LiegnitzerStr Ecke Reichenbergerstrasse in Kreuzberg.

Details zum Carloft u.a. unter:
http://de.indymedia.org/2008/09/227175.shtml

wie bereits bei einer vergangenen PR-Party wird auch diesmal damit
gerechnet, dass viele NachbarInnen ihrem Unmut Ausdruck verleihen.
Das offizielle Programm, so berichten gut informierte Quellen soll bis
2 Uhr Nachts andauern.

Freikarten gibts keine.

Senor_Ding-Dong

Was sind 'Gewinner'? Ne Bänd?

Kater

ZitatJung, ledig, einkommensstark

Eine Studie belegt, dass sich die Bevölkerung in SO 36 geändert hat. Kreuzberger nehmen neue Projekte nicht ohne Protest hin
Sabine Rennefanz

Wenn Johannes Kauka gewusst hätte, was auf ihn zukommt, dann hätte er vielleicht nicht in der Reichenberger Straße gebaut, einer grauen Wohnstraße in Kreuzberg. Er hat 2002 mit den Planungen angefangen, da gab es noch keinen McDonald's im Kiez und keine O2-Arena am Spreeufer. Wer jung war und Geld hatte, zog in den Prenzlauer Berg. "Ich habe immer an Kreuzberg geglaubt", sagt Kauka.

Der Unternehmer steht vor der Baustelle in der Reichenberger Straße, Ecke Liegnitzer Straße. Es ist eine triste Ecke, ein Großteil der Bewohner hat auch tagsüber Zeit, im Telecafé zu sitzen. Viele Frauen tragen Kopftuch, bevorzugtes Verkehrsmittel ist das Fahrrad. Johannes Kauka hat eine Anlage gebaut, deren Lofts zwischen einer halben Million Euro und 1,6 Millionen Euro kosten. Sie sind für Leute gedacht, die vor dem Schlafengehen noch mal über die Motorhaube ihres Wagens streicheln wollen. Der Clou: Man muss das Auto nicht auf der Straße parken, sondern fährt damit dank einem Fahrstuhl bis zur Wohnungstür. Das Auto wird daneben auf einer Art Balkon geparkt.

Gutverdienende Singels

Carloft nennen Kauka und sein Partner, der Architekt Manfred Dick, das Konzept, es ist weltweit einzigartig. Es war außerdem günstiger als eine Tiefgarage. Die Resonanz sei irre, sagt Kauka. Aus dem Ausland jedenfalls. Sieben der elf Wohnungen in der Reichenberger Straße seien verkauft, an Engländer, Japaner, Deutsche, darunter an eine vierköpfige Familie. Sie sollen Anfang nächsten Jahres einziehen.

Die Baustelle von Carloft ist das sichtbarste Zeichen dafür, dass sich im Kiez was verändert. Ein paar Schritte weiter bauen die Stararchitekten Graft die ehemalige Schraubenfabrik an der Ecke zur Glogauer Straße zu luxuriösen Lofts "im New Yorker Stil" um, wie es heißt. Die Firma wirbt mit der "besonderen Dynamik des Viertels", in dem sich Werbeagenturen, Modelabels und Musikfirmen ansiedelten und preist die Nähe zu Szene-Klubs.

So wurde vor fünfzehn Jahren über Mitte geredet. Doch anders als in Mitte gibt es in Kreuzberg eine Tradition, Veränderungen nicht einfach hinzunehmen. Baustellen werden beschmiert und beschädigt. Vor ein paar Wochen versammelten sich ein paar Dutzend Demonstranten vor Carloft und riefen, dass man "solche Nachbarn" nicht wolle, Loft-Bewohner, Besitzer teurer Autos. Solche und ähnliche Reaktionen gibt es bei allen Neuansiedlungen amerikanischen Ursprungs im alten Postbezirk SO 36, ob McDonald's oder O2-Arena. Der Protest folgt immer demselben Muster, Ärger in den ersten Wochen. Wenn der Betrieb läuft, zieht der Protest weiter. Derzeit steht offenbar gerade der neue Sandwich-Laden Subway auf der Liste, dort sieht man regelmäßig Löcher im Fensterglas.

"Eine eingeschlagene Scheibe ist nicht so schlimm wie eine Zwangsräumung armer Menschen", sagt ein Sprecher der Spreepiraten, einer autonomen AG der Initiative "Mediaspree versenken". Jetzt haben die Spreepiraten den Reichenberger Kiez als Aktionsgebiet entdeckt.

Dass sich der Kreuzberger Osten verändert, das belegt eine bisher unveröffentlichte Studie des Planungsbüro Topos für den Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg, die regelmäßig im Rahmen des Milieuschutzes angefertigt wird. In den vergangenen drei Jahren sind vor allem junge, einkommensstarke Singles in den Kiez gezogen, heißt es darin. Spitzenreiter seien der Reichenberger Kiez und der Lausitzer Platz. Die Neumieter verdienen im Schnitt 1 500 Euro, ein Drittel mehr als die Altmieter. Seit die Mietpreisbindung aufgehoben wurde, steigen auch die Mieten in der Gegend. Der Bezirk ist dagegen machtlos. Milieuschutz bedeutet lediglich, dass Luxussanierungen genehmigt werden müssen.

"Es gibt das Gefühl, dass billige Wohnungen knapp werden", sagt Andreas Müller. Er sitzt im Café Jenseits und raucht selbst gerollte Zigaretten. Er ist 32 Jahre alt, Krankenpfleger von Beruf und Sprecher der Spreepiraten. Er kam vor 15 Jahren aus Süddeutschland nach Berlin, er wohnte erst in Prenzlauer Berg, dann in Friedrichshain, jetzt in einer günstigen Mietwohnung in Kreuzberg, die Route des Sanierungsvertriebenen.

Für ihn sind Projekte wie Carloft ein Zeichen dafür, dass eine Verdrängung im Kiez stattfindet, die vor allem die Armen trifft. Wenn man ihm zuhört, hat man das Gefühl, als wäre SO 36 früher ein Paradies gewesen. Er schimpft auf den rot-roten Senat, der die Armut in der Stadt verschärfen würde, für ihn sind Politiker nur Handlanger der Investoren. Die Genehmigung des umstrittenen Projekts Carloft wurde von einem PDS-Mann im Bezirk durchgesetzt, der an "das innovative Konzept" glaubte, gegen den Willen des grünen Baustadtrats.

Die Spreepiraten wollen in den nächsten Monaten ihren Protest verschärfen. Ende November soll eine Demonstration gegen Mieterhöhungen stattfinden. Sie beginnt am Schlesischen Tor und soll auch zu den Carlofts führen. "Wer dorthin zieht, soll keinen Spaß haben, sagt Müller."

Er, der Zugezogene aus Süddeutschland, wehrt sich gegen den Wandel, während der Unternehmer Kauka, gebürtiger Reinickendorfer, ihn fördert. Er vermeidet das Wort Luxus, wenn er durch das Haus führt und redet immerzu davon, wie praktisch seine Anlage für Elektroautos wäre, bei denen man die Brennstoffzelle direkt in der Steckdose im Wohnzimmer aufladen kann. Kauka hat drei Kinder, ein Haus am Stadtrand und fährt einen alten Mercedes-Kombi, keinen Porsche, wie er betont. "Kreuzberg schreibt sich zu, tolerant und offen zu sein", sagt er. Es klingt durch, dass er inzwischen daran zweifelt.

Seine Firma will sich erst mal aufs Ausland konzentrieren, demnächst sollen Carlofts in Brüssel und St. Petersburg gebaut werden. Wenn er noch mal einen Standort für Carloft aussuchen müsste, sagt Kauka, würde er nicht Kreuzberg wählen, sondern "eine Seitenstraße des Kudamms oder in der Nähe des Gendarmenmarkts". Kreuzberg mag sich wandeln, aber die Porsche-Revolution findet hier nicht statt.

http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2008/1104/berlin/0006/index.html

Candide

Die GSW etwa (in Besitz von Cerberus*, denen auch Chrysler gehört, und einem Fonds von Goldman Sachs) wirbt aktuell mit 3 Jahre lang eingefrorenen Mieten. Gut, bei ausgewählten Wohnungen. Aber immerhin sind das dieselben, die vor ein paar Jahren Fantasiestudien im Eigeninteresse über die Mietentwicklung in Berlin veröffentlicht haben...

Hier (http://blog.rbb-online.de/roller/abendschaublog/entry/us_finanzkrise_erreicht_berliner_wohnungsmarkt) geht es um einen anderen Finanzinvestor in Immobilien... der jetzt pleite ist. Vielleicht ergibt sich ja die Chance für die Städte die privatisierten Wohnungsbestände jetzt günstig zurückzukaufen - sozusagen als Gegenleistung für die div. Rettungspakete.

Gibt es hier noch jemand?

LG Candide

Kater

ZitatHOP HOP HOP – MIETEN STOP!

Aufruf zur Demonstration gegen steigende Mieten, Stadtumstrukturierung und Verdrängung in Kreuzberg 36, Nord-Neukölln und überall

SAMSTAG, 29.11.08, 14 Uhr FALCKENSTEINSTRASSE (U-BAHN SCHLESISCHE STRASSE) Seit Jahren steigen in der Berliner Innenstadt die Mieten. Besonders betroffen sind hiervon Menschen, die wenig Geld haben, die zu Armutslöhnen ausgebeutet werden oder staatliche Unterstützung beziehen. Viele von uns müssen einen immer größeren Teil ihrer Einkommen für Miete ausgeben, oder können sich die Mieten überhaupt nicht mehr leisten und müssen ihr Stadtviertel verlassen. Denn während die Mieten rasant steigen, gibt es gleichzeitig immer mehr Menschen, die in Armut oder von sehr kleinen Einkommen leben.

Diese Entwicklung von steigenden Mieten und Verdrängung der Menschen mit geringen Einkommen aus der Innenstadt, auch Gentrification genannt, ist etwa in Mitte und Prenzlauer Berg schon fast abgeschlossen. Aber auch andere Viertel sind betroffen: aktuell etwa sehr stark Kreuzberg 36 und Nord-Neukölln. Hier, wo traditionell Menschen mit migrantischem Hintergrund, Arbeiterinnen und Arbeiter, Studentinnen und Studenten leben, schnellen seit einigen Jahren die Mieten dramatisch in die Höhe. Damit verändert sich die Zusammensetzung der Bevölkerung: aus dem Kiez der Migrant_innen, Arbeiter_innen, Arbeitslosen und Student_innen wird innerhalb weniger Jahre ein Kiez derjenigen, die es geschafft haben, sich im kapitalistischen Konkurrenzsystem durchzusetzen und gute Einkommen zu erzielen.

Die Menschen, die einen immer größeren Teil ihrer kleinen Einkommen für die Miete aufbringen müssen und irgendwann ihren Kiez ganz verlassen müssen, sind die Verliererinnen und Verlierer dieser Entwicklung. Aber Gewinnerinnen und Gewinner dieser Entwicklung gibt es natürlich auch: diejenigen, denen die Häuser gehören und die von den steigenden Mieten kräftig profitieren. Während etwa im Reichenberger Kiez in Kreuzberg 36 in den letzten Jahren arme Menschen flächendeckend durch die steigenden Mieten verdrängt werden, schießen gleichzeitig Luxuswohnugen aus dem Boden, wie etwa die sogenannten ,,Auto-Lofts" mit ihrem Motto ,,Luxus, Komfort und Sicherheit" in der Reichenberger Straße.

Diese Entwicklung von steigenden Mieten, Verdrängung und Stadtumstrukturierung ist nicht vom Himmel gefallen, sondern Teil ganz normaler kapitalistischer Prozesse. Wenn wir uns jetzt nicht entschlossen zur Wehr setzen, droht in Berlin das, was etwa in München, London und Paris schon lange Normalität ist: die fast vollkommene Verdrängung armer Menschen aus der Innenstadt in die Vorstädte. Private Hausbesitzer haben nur ein einziges Interesse: so viel Profit aus dem Mietshaus zu holen wie möglich. Wir haben das Interesse an guten Wohnungen zu billigen Mieten. Wenn wir unsere Vereinzelung überwinden und uns zusammenschließen, werden wir das erkämpfen, was wir wollen, und nicht mehr durch überhöhte Mieten die Profite der Hausbesitzer_innen ins Ungeheure treiben, während wir selbst oft nicht wissen, wovon wir Essen und Kleidung, BVG und Kino bezahlen sollen!

Deswegen: Kommt alle zur Demonstation: Hop Hop Hop – Mieten stop!

Billige Mieten für alle in Kreuzberg 36, Neukölln und überall – Wohnen ist Menschenrecht!

Mieterhöhungen boykottieren – Zwangsumzüge stoppen - Verdrängung angreifen!

Keine weitere Privatisierung – die Häuser denen, die drin wohnen!

Luxuswohnungen verhindern - alternative Projekte verteidigen – sinnlosen Leerstand besetzen!

Gegen rassistische Polizeikontrollen, Ordnungsamtschikanen, Kameraüberwachung!
http://www.kreuzberg-info.de/pirati/texte1/miete_aufruf.html

Mario Nette

Eine Beteiligung aller Betroffenen (Berliner) bei der folgenden, kurzzeitigen und drängenden Unterschriftenaktion ist wünschenswert. Bitte auch weiterverbreiten, wenn es in eurem Interesse ist: http://www.berliner-arbeitslosenzentrum.de/Unterschriften/menschenwuerdiges-wohnen.php

edit:
ZitatMach mit!: Gutes Wohnen für alle!

Unterschriftensammlung für bessere "Ausführungsvorschriften Wohnen" bei
Hartz IV in Berlin


Exkurs: Was ist die AV Wohnen

Die AV Wohnen schreibt u. a. vor, wie hoch die Kosten der Unterkunft für
Bezieher von Sozialleistungen in Berlin sein dürfen und welche
Sonderregelungen bei der Bemessung der Höhe es gibt. Die aktuell noch
gültige Version findest du hier:


http://www.berlin.de/imperia/md/content/sen-soziales/sicherung/umsetzung_sgb_ii/neufassung_av_wohnen_stand__nderungsav_vom_30__mai_2006.pdf


Momentan wird in Berlin die AV Wohnen zwischen Finanzsenator Thilo Sarrazin
(SPD) und Sozialsenatorin Heid Knake-Werner (Linke) besprochen. Der Landes-
und danach der Bundesrechnungshof haben Anstoß dazu gegeben, weil sie
meinen, Berlin verschwende für die Wohnkosten der Hartz-Betroffenen zu viel
Geld. Und daran sei die AV Wohnen schuld, weil sie nicht gesetzestreu sei.
Zugegeben, die AV Wohnen hat genügend Ecken und Kanten. Aber sie ist in
anderen Punkten den Regelungen im Rest Deutschlands voraus. Nicht nur diese
Punkte gilt zu verteidigen, sondern die gesamte AV Wohnen zu verbessern.

Es liegt ein Entwurf einer neuen, sozialen AV Wohnen vor, den diverse
Experten und Betroffene in den letzten Monaten ausgearbeitet haben. Zu
vermuten ist, dass der Berliner Sparwahn dazu führt, dass im Senat eine AV
Wohnen beschlossen werden soll, die für alle Hartz-Betroffenen enorme
Einschnitte mit sich bringen wird. Mit dem sozialen Entwurf der AV Wohnen
soll dem entgegen gewirkt werden.

Kurz zusammengefasst findest du die Forderungen auf der folgenden Seite:
http://www.berliner-arbeitslosenzentrum.de/Unterschriften/menschenwuerdiges-wohnen.php
Dort kannst du auch deine Stimme abgeben und weitere Informationen beziehen.

Schon in der nächsten Woche will der Senat entscheiden. Bis dahin werden
viele, viele Unterschriften und damit Unterstützer benötigt. Beteilige auch
du dich, gib deine Stimme ab und leite diese Nachricht an alle Menschen im
Umkreis weiter, die ein Interesse haben könnten. Du kannst auch selbst
Unterschriftenlisten führen - die angegebene Seite hält diese bereit. Das
ist vor allem dann sinnvoll, wenn du Leute erreichen kannst, die über keinen
Zugang zum Internet verfügen.


Weiterführend

Ab 01.01.2009 soll der Druck auf Hartz-Betroffene noch erhöht werden,
Stichwort: Gesetz zur Neuausrichtung der arbeitsmarktpolitischen
Instrumente. Kommt es hart auf hart, haben wir BerlinerInnen zusätzlich mit
der vom Senat angestrebten AV Wohnen eine enorme Last zu schultern. Das muss
nicht sein! Schluss mit der Beschneidung der Rechte der Hartz-Betroffenen!
Schluss mit der Verdrängung! Erhebe jetzt deine Stimme!

Mario Nette

Kater

ZitatSenat kommt Hausbesitzern entgegen
Verzicht auf Mietobergrenzen, weil es in der ganzen Stadt genug günstige Wohnungen gibt
Ulrich Paul

Die Entwicklung der Mieten auf dem freien Wohnungsmarkt macht nach Ansicht von Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) derzeit kein Eingreifen der Politik nötig. "Selbstverständlich beobachten wir ganz genau, wie sich der Berliner Mietmarkt entwickelt", sagte Junge-Reyer gestern anlässlich einer Veranstaltung zum Berliner Wohnungsmarkt. Bisher sei aber nur "eine moderate Steigerung der Mieten" festzustellen.

Junge-Reyer räumte ein, dass die hohe Nachfrage nach Wohnungen in Prenzlauer Berg, Friedrichshain und Kreuzberg dazu führe, dass dort die Mieten nach oben getrieben werden. Dies sei aber ein Normalisierungsprozess des Marktes. Wohnungen mit einer guten Ausstattung in einer gefragten Lage hätten eben ihren Preis. Keiner könne und niemand müsse Wohnungssuchenden garantieren, dass sie eine sanierte Stuckaltbauwohnung in Ia-Lage in Wilmersdorf oder Prenzlauer Berg für unter fünf Euro Kaltmiete den Quadratmeter finden, sagte Junge-Reyer. Die Wahrheit sei, dass es nicht gelingen werde, überall Wohnungen für jeden Geldbeutel zur Verfügung zu haben. Jeder könne aber eine bezahlbare Wohnung finden. In Berlin stehen nach Angaben der Senatorin 108 000 Wohnungen länger als sechs Monate leer.

Laut Mietspiegel von 2007 zahlen die Berliner im Durchschnitt für eine der 1,2 Millionen Wohnungen des freien Marktes eine Kaltmiete von 4,75 Euro pro Quadratmeter monatlich, sagte Junge-Reyer. Berlin liege damit unter dem Durchschnitt der vergleichbaren Mieten in Deutschland, der 5,91 Euro beträgt.

Mehrere Studien aus der Wohnungswirtschaft und von Maklerunternehmen waren in den vergangenen Wochen zu dem Ergebnis gekommen, dass die Preise bei neu vermieteten Wohnungen in Berlin stark steigen. Nach Angaben des Verbandes Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen lagen die Mieten 2007 bei neu vereinbarten Verträgen im Schnitt 21,1 Prozent über dem Mietspiegeldurchschnitt von 4,75 Euro je Quadratmeter.

Von den Grünen, aus Kreisen der SPD und vom Mieterverein wurden danach Forderungen nach einer Begrenzung der Mieten laut. Der Mieterverein verlangt, dass die Mieten beim Neuabschluss eines Mietvertrages maximal 20 Prozent über dem Mietspiegel liegen dürfen. Der stellvertretende Hauptgeschäftsführer des Mietervereins, Reiner Wild, sprach sich gestern zudem dafür aus, dass die Mieten innerhalb von drei Jahren künftig nur noch um 15 Prozent steigen dürfen. Bislang können Vermieter die Miete alle drei Jahre um 20 Prozent anheben, sofern die ortsübliche Miete noch nicht überschritten wird.

Ein Bündnis verschiedener Initiativen ruft für Sonnabend zu einer Demonstration gegen steigende Mieten und Verdrängung einkommensschwacher Menschen auf. Die Protestveranstaltung beginnt um 14 Uhr an der Falckensteinstraße/Ecke Schlesische Straße in Kreuzberg.

http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2008/1127/berlin/0059/index.html

Kater

ZitatMisstrauen gegen den Mietspiegel
Viele Mieter lehnen Befragungen für die nächste Preisübersicht ab / Jetzt werden sie umworben
Ulrich Paul

Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) hat ein Problem. Im Sommer kommenden Jahres soll der nächste Mietspiegel erscheinen, der auf den Preisangaben von Mietern und Vermietern beruht. Doch Berlins Mieter verweigern sich. Viele Haushalte, die für die repräsentative Befragung durch das Gewos-Institut ausgewählt wurden, geben schlicht keine Auskunft. "Es läuft nicht gut", sagte gestern die Sprecherin der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Manuela Damianakis. "Bis jetzt ist der Rücklauf mau."

weiter:

http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2008/1205/berlin/0024/index.html

Kater

ZitatMieten steigen schneller als die Löhne
Investitionsbank legt Bericht über Wohnungsmarkt der Hauptstadt vor / Eingreifen gefordert
Ulrich Paul

Die Mieten in Berlin steigen schneller als die Einkommen. Während die Wohnkosten ohne Ausgaben für Heizung und Warmwasser zwischen dem Jahr 2000 und 2007 um insgesamt elf Prozent anzogen, erhöhten sich die Nettoeinkommen im gleichen Zeitraum lediglich um rund fünf Prozent. Das geht aus dem gestern vorgestellten Wohnungsmarktbericht 2008 der Investitionsbank Berlin (IBB) hervor.

Folge der Entwicklung: Die Wohnkostenbelastung der Mieter steigt drastisch. Während Haushalte im Jahr 2002 noch 26 Prozent ihres Einkommens für das Wohnen ausgaben, waren es im Jahr 2006 schon 28 Prozent. Einpersonenhaushalte mussten sogar 32 Prozent aufbringen. In Friedrichshain-Kreuzberg hat sich die Mietentwicklung dem Bericht zufolge bereits von der Entwicklung der Einkommen abgekoppelt. Hier stiegen die Bruttokaltmieten von 1998 bis 2006 um 25 Prozent, die Einkommen hingegen nur um rund elf Prozent. Zwar steht Berlin mit einer durchschnittlichen Kaltmiete von 6,35 Euro je Quadratmeter (Stand: 2006) im Vergleich zu Großstädten wie Hamburg, München oder Köln günstig da, doch die Einkommen in der Hauptstadt liegen auch unter denen dieser Städte. Das verfügbare Pro-Kopf-Einkommen in Berlin entspricht sogar nur 83 Prozent des Bundesdurchschnitts. Die niedrigen Einkommen stellen laut dem IBB-Bericht das Hauptproblem am Wohnungsmarkt dar. Eine erwartete Verknappung der preiswerten Wohnungen sei deswegen als Warnsignal zu sehen, heißt es in dem Bericht.

Unter Druck geraten vor allem Mieter mit niedrigen Einkommen, die in einem begehrten Wohnviertel wie Prenzlauer Berg, Mitte oder Friedrichshain leben. Wenn sie umziehen, finden sie kaum noch eine bezahlbare Wohnungen in ihrem Kiez. Wohnungen rund um die Spandauer Vorstadt und Unter den Linden werden derzeit zu Preisen von neun Euro je Quadratmeter und mehr angeboten. Das sind die höchsten Mieten, die in Berlin verlangt werden. Nur das Gebiet um den Kurfürstendamm und einige Villenviertel in Dahlem und Grunewald sind genauso teuer. Überdurchschnittlich hoch sind auch Wohnungen in Prenzlauer Berg und den angrenzenden Gebieten von Mitte. Dort werden bei Neuvermietungen im Schnitt Preise zwischen sieben und acht Euro je Quadratmeter Wohnfläche verlangt. Ähnlich teuer sind Mietwohnungen in Zehlendorf, im Süden von Spandau und im nördlichen Reinickendorf. Vergleichsweise günstig sind Wohnungen in Nord-Neukölln und Wedding, die für weniger als fünf Euro je Quadratmeter zu haben sind. Viele Menschen aus Friedrichshain-Kreuzberg ziehen mittlerweile in den Norden Neuköllns.

Mieterverein will Preisbremse

Der Berliner Mieterverein sieht die Entwicklung mit Sorge. "Einer deutlich steigenden Nachfrage stehen immer weniger preisgünstige Wohnungen gegenüber", rügte der Vorsitzende Franz-Georg Rips. Er forderte den Senat auf, sich im Bund für eine gesetzliche Begrenzung der Mieten beim Abschluss neuer Verträge einzusetzen. Zudem müssten die zunehmende Zweckentfremdung von Wohnungen als Ferienappartements und der spekulative Wohnungsleerstand gestoppt werden. Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) erklärte, von einer angespannten Marktlage könne nicht gesprochen werden, da der Wohnungsmarkt durch eine insgesamt moderate Mietenentwicklung gekennzeichnet sei, die sich im Rahmen der allgemeinen Entwicklung der Verbraucherpreise bewege. Seite 18

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Zahl der Singles wächst

In Berlin gibt es rund 1,89 Millionen Wohnungen. Rund 800 000 Wohnungen zählen zu den bis 1948 errichteten Altbauten. Die übrigen Wohnungen wurden danach errichtet.

Eigentümer der Wohnungen sind überwiegend private Besitzer. Die landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften besitzen 15,8 Prozent, Genossenschaften 11,3 Prozent.

Leerstehende Wohnungen gibt es rund 107 500. Dies ist die Zahl der Wohnungen, die länger als sechs Monate nicht vermietet sind. Viele Wohnungen stehen nach Schätzungen des Senats leer, weil sie saniert werden müssen.

Die Zahl der Haushalte wächst. Im Jahr 2007 verteilte sich die gleiche Zahl an Einwohnern auf acht Prozent mehr Haushalte. Das liegt daran, dass es immer mehr Singles gibt. Ihr Anteil lag im Jahr 2007 schon bei 53 Prozent der Haushalte. In einem Haushalt in Berlin leben im Schnitt 1,75 Personen.

Lieber zur Miete als im eigenen Heim leben die Berliner. 87 Prozent bewohnen eine Mietwohnungen, der Rest eine Eigentumswohnung oder ein eigenes Haus.

http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2009/0304/berlin/0025/index.html

Kater

ZitatBrunnenviertel/Marthashof
Der "soziale Äquator" als neue Grenze
Von Anselm Weidner

Im Brunnenviertel auf der früheren Westseite im Wedding geht die Angst um, ob das Geld für eine warme Mahlzeit am Tag reicht, ob die Miete im nächsten Monat bezahlt werden kann oder Vattenfall morgen den Strom abstellt. Die Menschen auf der anderen Seite der Bernauer Straße treibt die Sorge um, wie in den Pent Houses und Town Villas des "Urban Village" Marthashof ein "Wohnen ohne Kompromisse" (so die Werbung) zu organisieren ist, ob mit einer Duschterasse aus Naturkieseln oder aus fugenlosem Feinsteinzeug in Erdtönen. Marthashof mit 133 Luxuswohnungen ist die erste im Bau befindliche der vier in Berlin geplanten "guarded cities" für die Reichen in Berlin.

Über den Todesstreifen wächst das Gras; die einst hermetische Grenze zwischen den Machtblöcken in Berlins Mitte vernarbt. Eine neue ist entstanden, auf den ersten Blick unsichtbar; und sie vertieft sich von Tag zu Tag. Die neue Grenze an der Bernauer Straße könnte belegen: Nicht von der Politik aufgezwungene ideologische Grenzen spalten die Menschen und Völker, sondern die von der Ökonomie aufgezwungenen Klassengrenzen.

http://www.dradio.de/dlf/sendungen/dasfeature/878643/

klaus72

Günter Wallraff
Unter null


© ZEIT ONLINE  4.3.2009 - 19:06 Uhr

    * Schlagworte:
    * Armut
    * Obdachlosigkeit

Wie leben Obdachlose in Deutschland? Günter Wallraff hat die Kälte in unserem Land erforscht - und hat bei minus 20 Grad auf der Straße übernachtet
Verbrachte den Dezember und Januar undercover als Obdachloser auf der Straße: Günter Wallraff

Verbrachte den Dezember und Januar undercover als Obdachloser auf der Straße: Günter Wallraff

© Thomas Rabsch

Im Winter 2008/2009 hat sich Günter Wallraff unter Menschen begeben, die alles verloren haben: Ihren Beruf, ihr Geld, ihre Bleibe, ihre Familie. Für seine Reportage "Unter null" im ZEITmagazin hat er am eigenen Leibe erfahren, wie Obdachlose in Deutschland leben. Er verbrachte die kältesten Tagen des Winters auf der Straße, bei Temperaturen bis zu minus 20 Grad - und erfuhr dabei erstaunlich viel Wärme von seinen Leidensgenossen.

Mit ZEIT ONLINE sprach Wallraff über seine Erfahrungen: "Viele haben sich auf der Straße ihre Ersatzfamilie geschaffen." Ein Obdachloser habe ihm seine Schlafstelle über einem Heizungsschacht angeboten und ihm einen Teil seines erbettelten Geldes abgegeben. "In diesem Moment war mir wirklich zum Heulen zumute."
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Dass Menschen ohne Wohnung das Leben auf der Straße einigen Obdachlosenunterkünften vorziehen, kann der Journalist inzwischen verstehen: "Es gibt Heime, die wirklich gruselig sind." Seine schlimmste Nacht habe er in einer Einrichtung in Hannover verbracht, die über Nacht abgeriegelt war, erzählt Wallraff. "Ich hatte dort einen Nachbarn, der sich - offenbar im Drogenrausch - im Nebenzimmer in Gewaltfantasien gegen mich hineinsteigerte. Da bekam ich wirklich Panik."

Er habe früher selbst Vorurteile gehabt, vor allem gegenüber jüngeren Obdachlosen, sagt Wallraff. Seit er aber wisse, welche Biografien und Schicksale dahinter stünden, habe sich seine Einstellung geändert. "Es gibt inzwischen genug Menschen, denen man ihre Obdachlosigkeit gar nicht ansieht. Sie sehen so aus, als kämen sie gerade aus dem Büro. Man erkennt es nur an kleinen Zeichen: die Haare sind ungekämmt, der Anzug ein bisschen verknittert..."

Angesichts der Wirtschaftskrise werde Obdachlosigkeit bald kein "marginales, sondern ein sehr zentrales Thema" in Deutschland werden, meint Wallraff. "Sie kann jeden von uns treffen."

Günter Wallraffs Reportage "Unter null" lesen Sie ab Donnerstag im ZEITmagazin
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ManOfConstantSorrow


Kampgne gegen steigende Mieten in Berlin


In Berlin wurde ein Bündnis für eine Kampagne ,,Steigende Mieten stoppen!" gegründet. Während eifrig Pläne geschmiedet werden, wie die Kampagne effektiv in die Öffentlichkeit hinein wirken und Druck auf die mieterfeindliche Senats- und Bundespolitik ausüben soll, wurde schon mal zur Vernetzung – na klar – ein Blog lanciert:
http://mietenstopp.blogsport.de

http://de.indymedia.org/2009/05/251405.shtml
Arbeitsscheu und chronisch schlecht gelaunt!

Kater

ZitatMieterverein fordert Preisbindung
Senat soll gegen Wohnungsnotstand vorgehen
Uwe Aulich

Der Berliner Mieterverein wirft dem Senat eine verfehlte Politik im Umgang mit leer stehenden Wohnungen in Berlin vor. Von den 108 000 Wohnungen, die nach Senatsangaben nicht vermietet sind, stünden mehr als 50 Prozent aufgrund verschiedener Mängel schon länger als zwei Jahre leer, sagte gestern Franz-Georg Rips, Vorsitzender des Mietervereins. "Die Leerstandsstatistik des Senats ist daher kein Beweis für eine nachhaltig entspannte Marktlage", sagte er. Viele Wohnungen seien unvermietbar, sie dürften nicht in der Statistik aufgeführt werden.

Der Mieterverein geht vielmehr von höchstens 50 000 leer stehenden Wohnungen aus, die wieder vermietet werden können. Wie Hauptgeschäftsführer Hartmann Vetter sagt, könne bei insgesamt 1,89 Millionen Wohnungen in Berlin daher von einem entspannten Wohnungsmarkt nicht die Rede sein. Wegen dieses Notstandes fordern Rips und Vetter vom Senat mietpreisbegrenzende Maßnahmen. Mieter hätten dann bei Neuvermietungen das Recht, überhöhte Mieten vom Eigentümer zurückzufordern, wenn die Kaltmiete 20 Prozent der ortsüblichen Vergleichsmiete übersteigt. Auch könnte die Umwandlung von Wohn- in Gewerberaum durch eine Verordnung wieder verboten werden.

Der Mieterverein stützt sich bei seiner Bewertung auf eine eigene, aber nicht repräsentative Umfrage. Demnach haben 800 Mieter im Internet oder auf Fragebögen Angaben zu leer stehenden Wohnungen in ihrem Umfeld gemacht. Erfasst wurden 1 389 Wohnungen, von denen 766 länger als zwei Jahre leer standen. Ursachen sind laut Vetter vor allem der schlechte Zustand von Häusern oder Wohnungen (18 Prozent) sowie überhöhte Mietforderungen (13,2 Prozent). Weitere Gründe für langfristigen Leerstand: unsachgemäße Sanierung, Verkauf von Häusern sowie eine schlechte Lage an Hauptverkehrsstraßen. Der Mieterverein nennt auch Beispiele. So stehen 72 unsanierte Wohnungen einer früheren US-Wohnanlage in Dahlem seit zweieinhalb Jahren leer. Als spekulativen Leerstand bezeichnet der Mieterverein ein Haus in der Richard-Sorge-Straße in Friedrichshain, dort stehen 39 Wohnungen seit drei Jahren leer. Und ein unsanierter Wohnkomplex an der Warschauer Straße (115 Wohnungen) ist seit fünf Jahren nicht bewohnbar.

Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung will trotz der Kritik des Mietervereins bei ihrer Berechnungsmethode bleiben. Eine Wohnung gilt bisher als leer stehend, wenn es für den Stromzähler keinen Vertrag gibt. "So bekommen wir lückenlose Daten", sagt Petra Rohland, Sprecherin der Senatsverwaltung. Dass unter den 108 000 Wohnungen auch nicht vermietbare sind, ist laut Rohland dem Senat klar - dabei geht es um etwa 25 000 bis 35 000 Wohnungen. "Es gibt keinen Wohnungsnotstand", sagt die Sprecherin. Allerdings könnte die Statistik ergänzt werden durch eine Ursachenforschung, indem etwa die IBB Vermieter zu den Gründen für Wohnungsleerstand befragt.
http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2009/0903/berlin/0056/index.html

Senor_Ding-Dong

Am Samstag, den 14.11.09 demonstrierten mindestens 700 Menschen gegen Bebauung des Mauerparks und zogen vom Mauerpark über Kastanienallee, Hackeschen Markt, Dircksenstraße zum Roten Rathaus.
ZitatBerlin - Mehrere hundert Menschen haben heute gegen eine Bebauung des Mauerparks in Berlin-Prenzlauer Berg demonstriert. Sie wehrten sich gegen Pläne der Stadt, Teile des Parks mit Eigentumswohnungen zu bebauen, teilte die Piratenpartei mit, die den Aufruf der Initiative «Mauerpark fertigstellen» unterstützte. Nach Polizeiangaben folgten rund 700 Demonstranten dem Aufruf. Mittes Baustadtrat Ephraim Gothe (SPD) hatte im Juli einen Entwurf vorgestellt, wonach etwa 4,5 Hektar mit mehrgeschossigen Häusern bebaut werden sollen. Der Mauerpark auf dem einstigen Todesstreifen erinnert an die Spaltung Berlins zu DDR-Zeiten.
http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/berlin/detail_dpa_23000228.php

http://www.mauerpark.info/

Kater

ZitatGrunewald ohne Wald
Wohnungsmarktbericht: Friedrichshain-Kreuzberg ist für Mieter sehr teuer geworden
Ulrich Paul

Friedrichshain-Kreuzberg ist auf dem besten Wege für Mieter genauso teuer zu werden wie Steglitz-Zehlendorf und Charlottenburg-Wilmersdorf mit den noblen Stadtteilen Dahlem, Grunewald und Wannsee. Das geht aus dem gestern vorgestellten Wohnungsmarktbericht der Investitionsbank Berlin (IBB) hervor.

Danach wurden in den vergangenen zwei Jahren im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg, der zu den ärmsten der Stadt zählt, nur noch sieben Prozent der Wohnungen zu Mietpreisen unter fünf Euro je Quadratmeter Wohnfläche (kalt) angeboten. Im Berliner Durchschnitt sind es hingegen 20 Prozent. In ganz Berlin gibt es nur noch in Charlottenburg-Wilmersdorf weniger preiswerte Mietangebote als in Friedrichshain-Kreuzberg. Selbst in Steglitz-Zehlendorf sind mehr Wohnungen zu Quadratmeter-Preisen unter fünf Euro zu haben (acht Prozent). Gut 30 Prozent der Mietwohnungen in Friedrichshain-Kreuzberg werden nach dem Bericht zu Preisen von mehr als sieben Euro offeriert. Die Erhebung basiert auf der Auswertung von rund 80 000 Wohnungsangeboten von 2008 und 2009.

Der Berliner Mieterverein (BMV) bezeichnete die Entwicklung in Friedrichshain-Kreuzberg gestern als besonders problematisch. BMV-Hauptgeschäftsführer Reiner Wild sagte: "Hier sind die günstigsten Mietangebote schon deutlich teurer als die durchschnittlichen Preise freier Wohnungen in Spandau, Neukölln und Marzahn-Hellersdorf."

Der Grund für die Entwicklung: Friedrichshain-Kreuzberg ist "in". Geschäfte, Bars, Galerien und Restaurants rund um den Boxhagener Platz, die Bergmannstraße und den Wrangelkiez locken immer mehr Besserverdiener an, die sich teure Wohnungen leisten können. Die Folge für Haushalte mit niedrigen Einkommen ist, dass sie bei einem Umzug immer seltener eine neue Wohnung in ihrem alten Kiez finden. Viele ziehen deshalb in die umliegenden Wohngebiete von Neukölln und Lichtenberg um. So verändert sich die soziale Mischung der Bewohner.

Im Durchschnitt werden in Friedrichshain-Kreuzberg Wohnungen zu einem Preis von 6,42 Euro pro Quadratmeter angeboten. Damit liegt der Bezirk deutlich über dem Berliner Durchschnitt von 5,82 Euro. Auch die Spanne der überwiegenden Mietangebote liegt mit 5,33 bis 7,55 Euro im Bezirksvergleich eher hoch. Im Berliner Durchschnitt liegen trotz der hohen Preise in Friedrichshain-Kreuzberg die Mieten bei mehr als der Hälfte der angebotenen Wohnungen unter sechs Euro je Quadratmeter. Allgemein ist der Trend festzustellen, dass die Quadratmeter-Mieten von kleinen Wohnungen deutlich teurer als bei größeren Wohnungen sind. Eine deutliche Diskrepanz gibt es bei der Entwicklung von Mieten und Einkommen. Die Mieten stiegen in den vergangenen Jahren um rund 2,1 Prozent jährlich. Die Einkommen zogen jedoch nur um durchschnittlich 1,1 Prozent an. Immerhin: Der Mietanstieg hat sich zuletzt auf 0,8 Prozent jährlich abgeschwächt. Die Zahl der Wohnungen, die länger als sechs Monate leer stehen, hat sich im vergangenen Jahr von 108 000 auf 103 000 verringert. Dies entspricht einem Anteil von 5,5 Prozent. Am größten ist der Leerstand mit 7,3 Prozent derzeit im Bezirk Mitte, sagte gestern Thomas Brand, Referatsleiter in der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung. Ein Grund dafür könne sein, dass in Mitte sehr viel teure Wohnungen frei sind, für die sich nicht so schnell Mieter finden. Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) begrüßte gestern die Ergebnisse des Wohnungsmarktberichtes. Er zeige, dass die Stadt über ein großes Angebot an Miet- und Eigentumswohnungen verfüge. Von einer angespannten Marktlage könne also nicht gesprochen werden.

Der Mieterverein kritisierte, der Senat suche nicht nach Lösungen, um den Preisanstieg bei Neuvermietungen zu begrenzen.

http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2010/0305/berlin/0026/index.html

Astronaut

Trotzdem ist das Wohnen in Berlin noch um einiges günstiger als anderswo...
Werd da wohl auch demnächst wieder hinziehen. Wohne derzeit noch in Hamburg.
Hier bezahlt man ja selbst in den Randgebieten noch einen Haufen Asche.
Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm...

Kuddel

ZitatVideo: Nackte Proteste bei Wohnungsbesichtigung in Berlin

Eine spassige Aktion haben sich da ein paar Aktivisten ausgedacht. Als Flashmob sind sie in eine Wohnungsbesichtigung gestürmt und haben dort nackt gegen die Mietpreise demonstriert.

Nackt oder in Unterwäsche sind die vermumten Leute da durch die Wohnung getanzt, "zu teuer" ist die Nachricht die den Aktivisten auf den Rücken geschrieben steht.

Und damit die Aktion nicht einfach so verpufft, haben die Leute das natürlich auf Video aufgenommen und auf YouTube gestellt, schliesslich will man mit sowas ja Reichweite schaffen.

http://www.youtube.com/watch?v=Nt1C_lvoas8&feature=player_embedded#!

Noch mehr Videos (ja, auch nackte) und Infos zu den Aktionen gibts im Blog (http://wohnungsbesichtigungsrallye.blogsport.de) der Leute, die Aktion aus dem Video in diesem Beitrag hier.
http://www.meinungs-blog.de/video-nackte-proteste-bei-wohnungsbesichtigung-in-berlin-10253

Senor_Ding-Dong

ZitatGentrifizierung
Kein Champagner in den Luxusbauten

von Stefan Strauss

Einen "Frühlingsgruß der besonderen Art" holten Bewohner von Prenzlauer Berg und Mitte vor ein paar Tagen aus ihren Briefkästen. Der Projektentwickler des Luxuswohnprojektes Choriner Höfe in der Zehdenicker Straße in Mitte, Alexander Harnisch, lade die Anwohner am kommenden Sonntag, 11 Uhr, zu einem "Frühlingsempfang mit Champagner und Überraschungen" ein, steht in dem Brief.

Er wolle sich auf diesem Wege bei den Nachbarn für ihr Verständnis für die Bauarbeiten bedanken und, so heißt es weiter, sicher freuten sich die Nachbarn über die "außergewöhnliche Architektur und die hoch qualifizierten und kaufkräftigen Eigentümer und Eigentümerinnen aus dem In- und Ausland, die ihr Viertel aufwerten". Über dem Brief steht das Logo der Choriner Höfe und der Schriftzug "The Fine Art of Living". Alles sieht echt aus und ist doch nur eine Fälschung.

Offenkundig haben Gegner der Gentrifizierung im besten Makler- und Investorendeutsch ihre Kritik an der städtebaulichen Entwicklung zusammengefasst und damit Irritationen bei den Bewohnern im Viertel ausgelöst. Beim Projektentwickler meldeten sich etwa 100 Anwohner. Manche dachten der Brief sei echt, heißt es aus dem Büro des Geschäftsführer Alexander Harnisch.. Andere schimpften auf den Inhalt und den Investor. Stand darin doch auch, "hochwertiges Wohnen brauche Edelboutiquen und hochklassige Restaurants". Auch würden neue qualifizierte Arbeitsplätze für Servicekräfte entstehen, im Bereich Security, Grünanlagenpflege und Housekeeping. Und sollten die angestammten Bewohner den "zwangsläufig entstehenden höheren Mietzins nicht mehr tragen können", würden man ihnen in Lichtenberg und Hohenschönhausen "adäquate Wohnalternativen anbieten". Auch sei ein "abgeschirmter Spielplatz" auf dem Teutoburger Platz geplant, um für die Kinder "Sicherheit vor unkontrollierten Einflüssen zu gewähren."

Harnisch schrieb eine Gegendarstellung. Er verweist darauf, dass die "irreführende Fälschung politisch motiviert zu sein scheint". Die Choriner Höfe seien auf einer brachliegenden Fläche erbaut worden und verdrängten deshalb niemanden, argumentiert er.


Möglicherweise haben die Autoren des gefälschten Briefes auf die wenige Tage zuvor gefällten mehr als hundert Jahre alten Bäume auf dem Gelände Kastanienallee 63 reagiert. Auch dort will Harnisch ein Luxus-Wohnhaus errichten. Der Bezirk Mitte wollte die Bäume sichern, der Senat erlaubte die Fällungen. Harnisch teilt nun mit, er prüfe rechtliche Schritte gegen die Autoren der Einladung. Bei einer Anzeige würde die Polizei wegen Urkundenfälschung und Verstoß gegen das Pressegesetz ermitteln. Auf Postwurfsendungen und Plakaten müsse ein Impressum stehen, sagte ein Polizeisprecher.

Am Sonntag um 11 Uhr werden Harnischs Mitarbeiter vor den Choriner Höfen ihre Gegendarstellung verteilen. Champagner wird es nicht geben. Dafür wird ein Wachschutz da sein. So wie immer.
http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/berlin/337199/337200.php

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