Unruhige Krankenhäuser?

Begonnen von , 03:45:04 Di. 31.Dezember 2002

⏪ vorheriges - nächstes ⏩

Fritz Linow

Eindrucksvolle Demo und Streik gerade bei Charite/Vivantes (Filmchen):
https://twitter.com/RNSeba/status/1430477417857142790

Kuddel

Wow! Wahrlich beeindruckend!

ZitatHat der Berliner Senat, der durchaus über Profis verfügt, nicht erkannt, dass in und um die Krankenhäuser längst eine Bewegung entstanden ist, die keine Landesregierung mehr los wird?
https://www.tagesspiegel.de/politik/streik-an-charite-und-vivantes-kliniken-berlins-pflegekraefte-setzen-ultimatum-und-rot-rot-gruen-macht-drei-monate-nichts/27545344.html

"Wir rufen alle Berliner*innen auf sich solidarisch zu zeigen - hängt Transparente auf, kommt vorbei oder werdet kreativ!"
-Berliner Bündnis Gesundheit statt Profite-



Ich befürchte, daß Verdi die Bewegung unheimlich wird, wenn sie die Kontrolle darüber verliert. Dann wird der Kampf mit Lob überschüttet, man würgt ihn ab oder läßt ihn allmählich auslaufen.

So macht man das beim DGB.


Fritz Linow

Zitat6.9.21
Im Tarifkonflikt an den Kliniken von #Charité & #Vivantes sowie bei den Vivantes-Tochtergesellschaften hat sich die überwältigende Mehrheit der ver.di-Mitglieder in einer Urabstimmung für einen unbefristeten Arbeitskampf ausgesprochen.
https://twitter.com/_verdi/status/1434805738438860801

Kuddel

💥 Unbefristeter Streik - Mehr Personal und den TVöD für alle, JETZT! 💥

📢 Streik- Demo: Wir für euch, ihr für uns!

📆 Donnerstag 10:30 Uhr


📍Senatsverwaltung für Finanzen

Morgen beginnt unser unbefristeter Streik. Seit 119 Tagen warten wir darauf, dass die Klinikchefs und die Politik sich bewegen. Jetzt reicht es. ❗️

Wir streiken nicht gerne, aber es ist unser letztes Mittel im Kampf  für die Würde unserer Patienten und die Gesundheit unserer Kolleg*innen.

Kommt morgen mit uns auf die Straße. Teilt die Nachricht mit euren Freund*innen und Kolleg*innen, damit wir richtig viele werden.  🔥

🏃‍♀️✨ So könnt ihr uns in den Streiktagen unterstützen:

👉 Freitag, 11 Uhr: Kundgebung vor dem Labor Berlin (Sylter Str. 3)

👉 Samstag, 9-12 Uhr: Flyer & Wahlkampf-Aktionen, überall in der Stadt.

📍Die genauen Treffpunkte folgen hier


👉 Dienstag, 16 Uhr:
🌊Große Demo -  Berlin steht zusammen für seine Krankenhausbeschäftigten.🌊
📍Robert-Koch-Platz

💥 Jeden Tag: Streikposten ab 5:30 Uhr, vor jeder Klinik.

Fritz Linow

ZitatDie Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft ver.di ruft alle Beschäftigten der Service GmbH des Städtischen Klinikum Kiel vom 09.09.2021, 05:00 Uhr bis zum 10.09.2021, 21:30 Uhr in einen zweitägigen Warnstreik. Auch der Nachtdienst wird in der Nachtschicht vom 09. auf den 10. September zum Streik aufgerufen. Der Streik wird zu erheblichen Einschränkungen im Krankenhausbetrieb führen.

Die Tarifverhandlungen für die ca. 200 Beschäftigten der Service GmbH am Städtischen Krankenhaus Kiel verlaufen zäh, nach dem der Arbeitgeber am 02.09.2021 ein völlig unzureichendes Angebot vorgelegt hat.

,,Die Löhne der Beschäftigten in der Service-GmbH liegen sittenwidrig niedrig und teilweise unter dem aktuellen gesetzlichen Mindestlohn. Während die anderen Beschäftigten des Krankenhauses nach dem Tarifvertrag TVÖD bezahlt werden, liegen die Löhne im Servicebereich ca. 800 Euro unter dem TVÖD. Eine Vollzeitbeschäftigte verdient ca. 1.800 Euro brutto (1.300 Euro netto). Der Arbeitgeber bietet eine Lohnerhöhung von 2 Prozent pro Jahr an; das bedeutet eine monatliche Steigerung von ca. 35 Euro und eine Steigerung des Stundenlohns um 0,22 Cent. Das Angebot des Arbeitgebers ist nicht nur komplett ver-handlungsunfähig und unzureichend, es zementiert auch die derzeitigen Armutslöhne und produziert zukünftige Altersarmut. Deshalb streiken wir", sagte ver.di-Verhandlungsführer Steffen Kühhirt.

Die Gewerkschaft ver.di fordert die Angleichung der Löhne an das Entgeltniveau des Tarifvertrages TVÖD und damit die Gleichbehandlung aller Beschäf-tigten am Städtischen Krankenhaus Kiel.

,,Gerade die Corona-Krise hat gezeigt, wie wichtig die medizinische Versorgung ist und welche systemrelevanten Arbeiten die Beschäftigten täglich erledigen. Das gilt auch für den Servicebereich. Es ist schlicht nicht mehr akzeptabel, die Beschäftigen der Servicebereiche mit Armutslöhnen abzuspeisen", so Kühhirt weiter.

Die Verhandlungen gehen am 13.09.2021 weiter. Die Gewerkschaft erwartet in allen Punkten ein stark verbessertes und vor allem verhandlungsfähiges Angebot.
https://gesundheit-soziales-nord.verdi.de/mein-arbeitsplatz/krankenhaeuser/++co++38e7c808-0fd5-11ec-aaa0-001a4a160100

Diese Ausgliederungen sind eine Pest.



Nikita


Fritz Linow

Die Servicekräfte in Nürnberg bekommen wieder TVöD:

Zitat(...) Die politisch Verantwortlichen der Stadt haben nach langem Zögern den Weg zurück in den TVöD finanziell möglich gemacht. Wir sind sehr stolz auf diesen großen Erfolg", sagt Karin Reinfelder, Betriebsratsvorsitzende der KNSG und Mitglied der ver.di Tarifkommission.(...)
https://gesundheit-soziales-bayern.verdi.de/presse/pressemitteilungen/++co++82c0832e-f375-11eb-96a2-001a4a160119

In Kiel gibt es eine vergleichbare Forderung am Städtischen Krankenhaus, bloß da ist es ein Drama. Die Beschäftigten werden von den Parteien beklatscht und hingehalten. Sie sagen, man könne nicht in die Tarifautonomie eingreifen, die Krankenhausfinanzierung müsse generell verbessert werden und man könne eigentlich nichts machen. Es geht um 2.5 Millionen. Anscheinend geht es aber doch, wie das Beispiel aus Nürnberg zeigt. Gleichzeitig werden Millionen in fragwürdige Projekte verpulvert. Das geht natürlich.

Heute gab es eine aktuelle Stunde im Rathaus, wo auch Servicekräfte anwesend waren. Totale Verarschung und eigentlich gehört der Sitzungssaal zerlegt.

counselor

In Nürnberg war es ein Wahlversprechen von OB König (CSU). Die Stadtspitze konnte also gar nicht anders auf den Streik der KNSG-Mitarbeiter reagieren.
Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

Fritz Linow

So ein Versprechen für einen Fahrplan zurück in den TVöD gibt es in Kiel auch schon länger. Tatsächlich ist bisher nichts geschehen. Halt klassisches Aussitzen und Vertrösten. Außerdem scheint der Fachbereich von verdi nicht so plietsch zu sein.

Kuddel



Krankenhausstreik Berlin

"Du gehst nach Hause, du heulst. Weil du nicht mehr kannst."

Tolle Interviews in den 15 min Video:
https://de.labournet.tv/krankenhausstreik-berlin





ManOfConstantSorrow

Arbeitsscheu und chronisch schlecht gelaunt!

Kuddel

Hamburg: ,,Von der Elbe bis zur Spree, TVöD!!!" Heute haben sich vor der Uniklinik Beschäftigte und Unterstützerinnen versammelt. Grüße gehen raus an die Streikenden in Berlin!



Das hat wirklich was von einer echten Arbeiter:innenbewegung und unterscheidet sich von den DGB Ritualen.

Kuddel

ZitatKiel: Rat diskutiert Schicksal der Servicekräfte am Städtischen Krankenhaus

Draußen Demo, drinnen Debatte: Das Schicksal der 200 Beschäftigten bei der ausgelagerten Service GmbH am Städtischen Krankenhaus Kiel hat am Donnerstag einmal mehr die Kieler Ratsversammlung beschäftigt. Die Stadtverwaltung und die Krankenhausleitung gerieten unter Druck.
https://www.kn-online.de/Kiel/Kiel-Rat-diskutiert-Loehne-der-Servicekraefte-am-Staedtischen-Krankenhaus

Und wie ist das ausgegangen?

Fritz Linow

ZitatUnd wie ist das ausgegangen?

Mitte Mai 2020 gab es einen Beschluss, dass die Stadt einen Stufenplan zur Eingliederung in den TVöD erarbeiten soll. Das hat sie einfach nicht gemacht. Nun wurde gesagt, dass dieser Plan nächsten Monat vorgelegt werden soll, vielleicht aber auch später. Kann man glauben oder aber auch sein lassen. Für verdi wäre ein Erfolg nicht unwichtig, da sie beim Servicebereich des UKSH nichts zu melden haben. Bessere Arbeitsbedingungen werden aber nicht in Ratsversammlungen erkämpft.

Kuddel

ZitatStreik bei Vivantes-Töchtern wird wieder aufgenommen

Gespräche unterbrochen: Keine Annäherung im Tarifstreit zwischen den Tochtergesellschaften des landeseigenen Klinikkonzerns Vivantes und der Gewerkschaft Verdi.
https://www.berliner-zeitung.de/news/berlin-verdi-streik-bei-vivantes-toechtern-wird-wieder-aufgenommen-li.183749

Kuddel

Wichtig!

ZitatNach Streikverbot durch die Regierung nun wilde Streiks der Pflegekräfte in Dänemark

Die Streiks der Krankenpfleger in Dänemark dauern nun über 10 Wochen. Während der Sommerferien waren die Streiks in den Medien im Land fast unbemerkt. Das hat sich mit dem Gesetzeseingrif der sozialdemokratischen Staatsministerin Mette Frederiksen rasant geändert. Die Regierung will den Streikenden die Bedingungen aufzwingen, die diese zweimal bei Urabstimmung abgewiesen haben. Jetzt kommt es in den Städten Herlev, Aalborg, Aarhus, Kopenhagen zu wilden Streiks in den Krankenhäusern. Jeden Morgen legen die Krankenschwestern ihre Arbeit für eine Stunde nieder, um sich außerhalb deren Arbeitsplätze zu treffen und zu demonstrieren. Immer mehr Sympathisanten anderer Berufsgruppen besuchen die Protestkundgebungen.
https://www.labournet.de/?p=193513

Uuups, danke für den Hinweis, Dagobert. Link korrigiert.

dagobert

Der Text hinter dem Link ist nicht uninteressant, passt aber nicht zum Zitat.
"Sie haben die unglaubwürdige Kühnheit, sich mit Deutschland zu verwechseln! Wo doch vielleicht der Augenblick nicht fern ist, da dem deutschen Volke das Letzte daran gelegen sein wird, nicht mit ihnen verwechselt zu werden."
Thomas Mann, 1936

Nikita

"Hier noch einer zur Pflege-Apokalypse: Bei der Uniklinik in Marburg haben die nicht gestreikt sondern gekündigt.
Die Uniklinik in Marburg wird derzeit von einer Kündigungswelle eingeholt. Auf einer Station warfen 15 von 16 Pflegekräften auf einmal hin - wegen schlechter Arbeitsbedingungen. Die Klinikleitung beschwichtigt.
15 von 16! Holla!
Fast die ganze Station wechselt geschlossen an das Evangelische Krankenhaus in Gießen.
Überlegt euch mal, was das über das Evangelische Krankenhaus in Gießen sagt, wenn die mal eben 15 Pflegekräfte einstellen können, weil sie so viele unbesetzte Plätze haben.
Ach wisst ihr was, das muss man sich gar nicht vorstellen:

Wie hart umkämpft der Markt inzwischen ist, zeigt auch, dass das EV seit 2018 eine Einstellungsprämie von 1.000 Euro zahlt. Dietrich betont aber: Es habe keine gezielte Abwerbeaktion stattgefunden.
SO KRASS ist die Lage, dass die Einstellungsprämie zahlen. Wie beim Stromanbieterwechsel!
Die Pflegerin bemerkt in letzter Zeit vermehrt, dass Patientinnen und Patienten nicht mehr klingeln, um dem offensichtlich gestressten Personal nicht zur Last zu fallen. Die Folge: Notfälle würden zu spät bemerkt oder Menschen hätten zu lange Schmerzen.
Ach du Kacke!
Man vergleiche mal den Aufwand, den der Staat für "Geldwäschebekämpfung" auf sich nimmt, und vergleiche das mit den Zuständen, die sie in Krankenhäusern durchgehen lassen. (Danke, Ulrich)"

https://blog.fefe.de/?ts=9f9eedcb

Nikita

"Noch ein Leserbrief zum Pflegenotstand:
vielleicht um den Ernst der Lage sich mal vor Augen zu führen: Die sind nicht nur seit 4 Wochen am Streiken, Vivantis will die am langen Arm verhungern lassen. Die Streikkasse ist gut gefüllt aber Gewerkschaften zahlen nur einen Teil des Lohns als Streikgeld aus (bei Verdi sind es 80%). Jeder kann sich jetzt mal die letzte Lohnzahlung nehmen und 20% davon abziehen. Und sich dann überlegen was es bedeutet =https://www.betterplace.me/solidaritaet-mit-den-streiks-im-krankenhauswenn die Streikenden zu Spenden aufrufen.
Faktisch ist es noch schlimmer, die Gehälter sind niedrig, werden aber durch Schichtzulagen erhöht. Jedenfalls für die, die Nacht-/Wochenendschichten machen können, auch eine Ungerechtigkeit aber anderes Thema. Verdi zahlt natürlich nur 80% vom Basisgehalt ohne Zulagen. In dem Zusammenhang darf man es bewerten, dass sie bei der Charite "nur" mit mehr Neueinstellungen zufrieden waren.

Vivantes hat übrigens alles versucht um den Streik zu verhindern. Nein, nicht durch Vorlage eines vernünftigen Angebots sondern indem sie der Notdienstvereinbarung nicht zustimmten und einen Besetzungsschlüssel forderten der dem normalen Dienstplan entspricht. Damit konnten sie noch eine einstweilige Verfügung erwirken, sind dann aber vor Gericht gescheitert. Danach drohten sie den Pflegenden die sich am Streik beteiligen mit Kündigung.

Demnächst gesellen sich drei Kliniken von Asklepios in Brandenburg zu den Bestreikten, da hat Verdi über 90% bei der Urabstimmung für einen unbefristeten Streik abgeholt.

Für die Notfälle in Berlin bedeutet das: Nach Brandenburg rausfahren is dann nicht mehr. Ich seh da ein großes Pulverfass was demnächst hochgehen wird, wenn wir als Öffentlichkeit weiter wegschauen und die Politik den Markt regeln lässt. Und die Lunte brennt...

Haha und wir haben uns über das verkackte System der Amis lustig gemacht!"

https://blog.fefe.de/?ts=9f9edead

Kuddel

Ich war gerade in Berlin. Ein Gewerkschaftslinker, mit dem ich quatschte, kam aus dem Schwärmen nicht mehr raus über die aktuelle Krankenhausbewegung. Er sieht da eine hochpolitische Bewegung, die nicht nur die Verbesserung der Arbeitsbedingungen fordert, sondern sich gegen die Privatisierung von Krankenhäusern und gegen die Fallpauschalen/Ökonomisierung des Gesundheitwesens wendet. Er beschrieb sie als Initiative von unten, alles, was da passiert, kommt von den Beschäftigten selbst, auch wenn zwischendurch Funktionäre dort redeten. Eine betriebliche Bewegung mit einer solchen Dynamik hätte er seit Jahrzehnten nicht erlebt.

Ich bin gespannt wie es weitergeht.
Ob man diese Bewegung ins Leere laufen lassen, abspeisen oder abwürgen kann...

ManOfConstantSorrow

Arbeitsscheu und chronisch schlecht gelaunt!

dagobert

Zitat von: Kuddel am 11:35:13 Sa. 09.Oktober 2021Er sieht da eine hochpolitische Bewegung, die nicht nur die Verbesserung der Arbeitsbedingungen fordert, sondern sich gegen die Privatisierung von Krankenhäusern und gegen die Fallpauschalen/Ökonomisierung des Gesundheitwesens wendet.
So optimistisch bin ich da nicht.
Es könnte zwar sein, dass sich da noch was draus entwickelt, aber bis jetzt geht es nach meiner Einschätzung in erster Linie um die Arbeitsbedingungen. Der "Rest" ist nur Beiwerk.
"Sie haben die unglaubwürdige Kühnheit, sich mit Deutschland zu verwechseln! Wo doch vielleicht der Augenblick nicht fern ist, da dem deutschen Volke das Letzte daran gelegen sein wird, nicht mit ihnen verwechselt zu werden."
Thomas Mann, 1936

Kuddel

Der Druck geht in eine gute Richtung.


Ich sehe es auch so, daß diese Auseinandersetzung die Fallpauschalen noch nicht zu Fall bringt.
Und doch ist es ein Kampf, der weitgehender und politischer ist, als die üblichen ritualisierten gewerkschaftlichen Auseinandersetzungen.

Der Druck von der Basis und die Solidarität von außen (also von potentiellen Patienten) ist für Deutschland ungewöhnlich.

NachbarArsch

Zitat von: Fritz Linow am 19:06:48 Fr. 17.September 2021
ZitatUnd wie ist das ausgegangen?

Mitte Mai 2020 gab es einen Beschluss, dass die Stadt einen Stufenplan zur Eingliederung in den TVöD erarbeiten soll. Das hat sie einfach nicht gemacht. Nun wurde gesagt, dass dieser Plan nächsten Monat vorgelegt werden soll, vielleicht aber auch später. Kann man glauben oder aber auch sein lassen. Für verdi wäre ein Erfolg nicht unwichtig, da sie beim Servicebereich des UKSH nichts zu melden haben. Bessere Arbeitsbedingungen werden aber nicht in Ratsversammlungen erkämpft.

Ja und nun...

ZitatServicekräfte am Krankenhaus: SPD Kiel liest Gerwin Stöcken die Leviten:

Die SPD in Kiel knöpft sich ihren Stadtrat Gerwin Stöcken vor. Sie widerspricht seiner Absage an eine Eingliederung der Servicekräfte am Städtischen Krankenhaus in den Tarifvertrag im Öffentlichen Dienst. Linke und SSW stoßen ins selbe Horn. Der DGB nennt Stöcken verantwortungs- und respektlos.

Aufstand gegen Gerwin Stöcken: SPD, Linke, SSW und DGB widersprechen der Absage des Kieler Gesundheitsdezernenten an eine Eingliederung der Servicekräfte am Städtischen Krankenhaus in den Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes (TVöD). Insbesondere die SPD schießt aus allen Rohren. Pikant: Stöcken gehört selbst der SPD an. ,,Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Service GmbH müssen eine angemessene Bezahlung erhalten", sagt die Kieler SPD-Vorsitzende Gesine Stück. ,,Wer in der Pandemie systemrelevant die Stellung gehalten hat, hat das mehr als verdient!" SPD-Chefin Gesine Stück fordert ,,ein Haus, ein Tarif": Stück beschwört den Grundsatz: ,,Ein Haus, ein Tarif!" Dem hatte Stöcken zuvor ausdrücklich widersprochen. Der Grundsatz gelte am Städtischen Krankenhaus schon lange nicht mehr, so Stöcken – schon deshalb nicht, weil die Ärztinnen und Ärzte nach eigenem Tarif bezahlt würden. Die SPD fordert ,,in einem ersten Schritt, in den laufenden Tarifverhandlungen die Löhne in der Service GmbH auf den voraussichtlichen Mindestlohn von zwölf Euro zu erhöhen". Danach müsse ,,schnellstmöglich die Wiedereingliederung der Service GmbH in die Gesellschaft des Städtischen Krankenhauses umgesetzt werden" – einschließlich TVöD. Die Stadt müsse als Trägerin des Krankenhauses jetzt ,,in Vorleistung gehen", fordert Stück, ,,auch wenn dadurch das Risiko für ein zusätzliches Defizit im städtischen Haushalt steigt". Zugleich hält die SPD-Chefin an der Forderung ihrer Partei fest, dass Länder und Bund ,,unbedingt die Krankenhausfinanzierung reformieren" müssten. Stück will ,,weg von den Fallpauschalen". Afa verlangt unverzügliche Auflösung der Service GmbH: Die SPD-Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen (Afa) geht noch weiter als die Kreispartei. Sie fordert unumwunden, ,,die ausgegliederte Service GmbH aufzulösen und die Servicekräfte wieder bei der Städtischen Krankenhaus GmbH anzustellen – und zwar zu den Lohnbedingungen des TVöD." SPD-Ratsherr Matthias Treu: ,,Menschen an der Armutsgrenze": Auch die Ratsfraktion der SPD hat ihr Herz für die Servicekräfte wiederentdeckt. Diese Menschen befänden sich ,,in der Nähe der Armutsgrenze, die oft in Altersarmut mündet", sagt ihr arbeitspolitischer Sprecher Matthias Treu. Der Ratsherr fordert für sie im ersten Schritt ,,einen großen Schluck aus der Pulle". Der Sozialdemokrat räumt ein: ,,Das Outsourcen der Service GmbH 2004 ist aus heutiger Sicht ein Fehler gewesen." Treu erinnert die Stadt Kiel an ihre Verantwortung als öffentlich-rechtlicher Arbeitgeber und an ihre Fürsorgepflicht für die Beschäftigten. Treu: ,,Die Argumentation eines entstehenden Defizits darf nicht dazu führen, unsere Beschäftigten weiter schlecht zu entlohnen." Lesen Sie auch Absage der Stadt Kiel an die Servicekräfte des Städtischen Krankenhauses Servicekräfte am Städtischen Krankenhaus Kiel: Druck auf Stöcken steigt Kiel: Rat diskutiert Löhne der Servicekräfte am Städtischen Krankenhaus Kommentar: Servicekräfte am Städtischen Krankenhaus Kiel sind verraten und verkauft Die SPD-Fraktion hat den Geschäftsführer des Städtischen Krankenhauses und seiner Tochtergesellschaft, Roland Ventzke, zur Sitzung des Hauptausschusses am kommenden Mittwoch einbestellt. Dort wolle die Fraktion ,,noch einmal die Auffassung der Selbstverwaltung untermauern". Treu an Ventzke: ,,Wir wollen nicht nur darüber reden, was alles nicht geht." SSW und Linke fordern TVÖD ohne Wenn und Aber: Die Ratsfraktion des SSW nennt die Auslagerung der Service GmbH 2004 einen Fehler, ,,für den die Mitarbeitenden seit Jahren die Zeche zahlen". Fraktionschef Marcel Schmidt findet es ,,nicht akzeptabel, wenn Kiel als Arbeitgeber in diesem Bereich seit Jahren ungerechte Löhne zahlt und dies auch noch mehrere Jahre zu tun gedenkt". Zuvor hat bereits die Linke ohne Wenn und Aber den TVöD für die Servicekräfte gefordert. DGB-Chef Frank Hornschu: ,,Die Stadt zeigt ihr wahres Gesicht": Am heftigsten reagiert der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) auf die Mitteilung von Stöcken. ,,Mit dieser Vorlage zeigt die Stadt ihr wahres Gesicht", sagt der Vorsitzende des DGB in der Kiel-Region, Frank Hornschu (SPD). Sie verhalte sich ,,verantwortungslos und respektlos" und verabschiede sich von ihrem Leitbild der Sozialen Stadt. Der DGB habe der Verwaltung und der Selbstverwaltung Kompromisslinien und Lösungswege aufgezeigt, versichert Hornschu. Die Stadt habe die Vorschläge stets begrüßt, aber nie umgesetzt. ,,Stattdessen wird den Servicekräften nun eine Absage erteilt." Hornschu fordert die Stadt auf, ,,ihren destruktiven Weg zu verlassen".

https://www.kn-online.de/Kiel/Servicekraefte-am-Krankenhaus-SPD-Kiel-liest-Gerwin-Stoecken-die-Leviten

Fritz Linow

Zitat von: NachbarArsch am 14:03:48 Mo. 18.Oktober 2021
(...)
Ja und nun...
(...)

Und nun aber:

Zitat20.10.21
Erfolg für die Servicekräfte am Städtischen Krankenhaus Kiel: Vom 1. Januar 2024 an werden sie nach dem Tarif im Öffentlichen Dienst bezahlt. Die Stadt Kiel garantiert, dass das Krankenhaus auf den Kosten nicht sitzenbleibt. Das gab Stadtrat Gerwin Stöcken im Hauptausschuss des Rats bekannt. (...)
https://www.kn-online.de/Kiel/Servicekraefte-am-Staedtischen-Krankenhaus-Kiel-jubeln-Neuer-Tarif-2024

Klingt erstmal gut, doch Sozialdemokraten sollte man nicht über den Weg trauen.

Frauenpower

In Stuttgart wurde in einen Krankenhaus eine neue Intensivstation fuer zig Millionen Euro eroeffnet. Schoen und gut - die Nahversorgung darf aber auch nicht verloren gehen. Hier Iim Ort komme ich zeitweise wegen dauerbesetzt nicht mehr telefonisch in Praxen durch.
Einen ganzen Tag lang gestern nicht.

Frauenpower

SPD - Scheele, Chef der Bundesagentur für Arbeit verkündet den Fachkärftemangel-Bericht
https://www.tagesschau.de/wirtschaft/konjunktur/arbeitskraefte-mittelstand-einwanderer-mangel-101.html
vor allem im Gesundheitswesen ...- toll - und wer kriegt es nicht gebacken?
Ich sage nur DRG - Fallpauschale ...

Fritz Linow

Zitat30.10.21
Tausende Personen demonstrieren in Bern für Pflege-Initiative

(...) Die Organisatorinnen des Bündnis' Gesundheitspersonal schätzten die Zahl auf 5000 Teilnehmende. Im Rahmen der Kundgebung berichteten Gesundheitsfachfrauen aus allen Landesteilen, wie sie im Alltag den «Notstand» in der Pflege erlebten. Derzeit seien 11'000 Stellen in der Pflege unbesetzt, was zu enormem Druck und einem für die Patienten gefährlichem Qualitätsverlust führe. (...)
https://www.srf.ch/news/abstimmungen-28-november-2021/pflege-initiative/vor-der-abstimmung-tausende-personen-demonstrieren-in-bern-fuer-pflege-initiative

Eigentlich galt die Schweiz ja immer als das Paradies für Pflegekräfte.

Fritz Linow

Des Kanzlers kleiner Bruder in Hochform:
Zitat
12.11.21
,,Dass sich die Gewerkschaft Ver.di nun ausgerechnet die Uniklinika als Streikobjekt für mehr Geld aus der Gießkanne aussucht, zeugt weder von Weitsicht für die Pflege noch von Nächstenliebe für die Patienten", sagte Jens Scholz, Vorsitzender des Verbands der Universitätsklinika Deutschlands, WELT.
(...)
https://www.welt.de/wirtschaft/article235013224/Streiks-an-Unikliniken-Das-zeugt-nicht-von-Naechstenliebe.html



Fritz Linow

Zitat13.11.21
Kann es überhaupt einen ,,richtigen" Moment geben? Streikaktionen der Pflegekräfte zwischen Notwendigkeit, Instrumentalisierung und dann auch noch ,,Nächstenliebe"

In den zurückliegenden Monaten wurde immer wieder mal über die an sich notwendige Erhöhung der Konfliktintensität bis hin zu Arbeitskampfmaßnahmen in ,,der" Pflege gesprochen, bis hin zu wohlfeilen Verweisen von Politikern, ,,die" Pflegekräfte sollten ruhig mal mehr Druck machen, damit sich beispielsweise bei der Vergütung und anderen Arbeitsbedingungen wirklich was verändert – ein Beispiel hierfür ist der nordrhein-westfälische Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU), der mit diesen Worten zitiert wird: »Ich wäre froh über einen Lokführer-Moment in der Pflege. Tarifverträge fallen nicht vom Himmel, sie müssen erkämpft werden. Die Beschäftigten in der Pflege müssen sich dringend besser gewerkschaftlich organisieren.«.
(...)
https://aktuelle-sozialpolitik.de/2021/11/13/pflegestreik-und-die-naechstenliebe/

  • Chefduzen Spendenbutton