Gewerkschaften

Begonnen von GotthilfFischer, 18:50:13 Mi. 12.Februar 2003

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Rudolf Rocker

Zitat von: dagobert am 17:39:15 Do. 20.Dezember 2018
Danke.
Jetzt passt zwar der Link, aber der Hoffman hat immer noch keine Ahnung. Sitzt der eigentlich schon im Kerker?

Wurde grade eingeliefert. Zelle 111.

ManOfConstantSorrow

Die asozialen Verhältnisse fliegen uns gerade um die Ohren.
ZitatDie Kluft zwischen arm und reich hat der Organisation Oxfam zufolge im vergangenen Jahr weltweit gefährlich zugenommen.

Nach einer Studie der Hilfsorganisation stiegen die Vermögen der Milliardäre um 12 Prozent, während die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung elf Prozent verloren hat. Die Geschäftsführerin von Oxfam International, Byanyima, sagte, die soziale Ungleichheit sei politisch gewollt. Sie betonte, die Armen würden doppelt benachteiligt. Sie müssten zum einen eine relativ höhere Steuerlast tragen, zum anderen würden sie unter den Auswirkungen der zunehmenden Unterfinanzierung der staatlichen Dienstleistungen, wie Gesundheit oder Bildung, leiden.
https://www.deutschlandfunk.de/oxfam-soziale-ungleichheit-nimmt-zu.2932.de.html?drn:news_id=968625

Die Mehrheit der Bevölkerung wird schrittweise enteignet durch die Reichen.

Eine wirkungsvolle Gegenwehr wird nur dann möglich sein, wenn man den Kampf auch in den Betrieben führt. Dort ist alles noch von dem (schwindenden) Einfluß des DGB dominiert. Die Kollegen sind oftmals stinksauer und verzweifelt ob der Rolle dieser Gewerkschaften, die nicht bereit sind die notwendigen Kämpfe im Betrieb und auf der Straße zu führen. Es gibt aber bisher kaum eine brauchbare Diskussion, wie Kämpfe ohne die DGB Strukturen geführt werden können. Bisher preschen hauptsächlich faschistische "Arbeiterführer" in das entstandene Vakuum und versprechen das Blaue vom Himmel ("Generalstreik gegen Leiharbeit"), also Kämpfe, die sie nicht führen wollen und nicht führen werden. Wenn wir uns nicht bald um dieses Kampffeld kümmern, werden wir verdammt alt aussehen!
Arbeitsscheu und chronisch schlecht gelaunt!

ManOfConstantSorrow

Ein hilfreicher Blick in die Geschichte:

Zitat 1919: Frieden mit Stinnes
Aus Angst vor dem revolutionären Umsturz führt Deutschland den Achtstundentag ein. Industrielle und Gewerkschaften haben dabei wenig Probleme miteinander

...
Da in vielen großen Städten Arbeiter- und Soldatenräte auftauchten, fürchteten beide Seiten einen revolutionären Umsturz, der zu einer Entmachtung der Industriellen wie auch der reformistischen Gewerkschaften führen konnte. Also sondierte man zügig, ohne staatliche Institutionen oder Parteien einzubeziehen. Dabei war der Achtstundentag für die Gewerkschaften von existenziellem Wert. Man wollte nicht nur einer Urforderung der Arbeiter genügen, sondern radikalen Kräften wie der Spartakusgruppe den Wind aus den Segeln nehmen. Aus Sicht der am 1. Januar 1919 gegründeten KPD waren die Mehrheitsgewerkschaften dennoch Verräter der Revolution, weil sie nicht auf einer Sozialisierung der Produktionsmittel beharrten.
...
In Kiel hatten sich die Matrosen gegen die Admiralität erhoben, und binnen wenigen Tagen brach eine nationale Massenbewegung aus, die sich zunächst gegen die Monarchie richtete. Was darauf folgte, blieb ungewiss, eine parlamentarische oder Räterepublik schien denkbar. Und falls sich nicht Spartakus und die Sozialisten aus der USPD, sondern die Mehrheitssozialdemokraten um Ebert und Scheidemann durchsetzen sollten, drohten zumindest (Teil-)Sozialisierungen. Als dann auch noch der Rat der Volksbeauftragten am 11. November mit SPD- und USPD-Führern besetzt wurde, knickten die Arbeitgeber ein.
...
Das ZAG-Abkommen hatte vor allem dazu gedient, die Arbeiterschaft zu besänftigen. Es sicherte das Eigentum der Unternehmer in der brisanten Lage von 1918/19 und langfristig ihren politischen Einfluss, der sich rasant ausbauen ließ.
https://www.freitag.de/autoren/benmen/1919-frieden-mit-stinnes

Die Gewerkschaften handeln Kompromisse aus, um die Macht des Kapitals zu erhalten.
So sieht sozialdemokratische- und Gewerksachaftspolitik bis zum heutigen Tag aus.
Arbeitsscheu und chronisch schlecht gelaunt!

Kuddel

In Portugal ist scheinbar Leben ins Gewerkschaftsgefüge gekommen:

ZitatStreiks in Portugal
Die Macht der neuen Gewerkschaften

Beschäftigte des öffentliche Dienstes streiken heute in Portugal. Die Regierung muss sich mit neu gegründeten Gewerkschaften auseinandersetzen, die ihren Arbeitskampf über Crowdfunding finanzieren. Besonders schmerzhaft sind die Streiks der OP-Schwestern und – Pfleger in den Krankenhäusern.

ZitatDoch kein Streik hat eine so große Wirkung erzielt wie der Arbeitskampf in den Krankenhäusern. Und das ist durchaus so gewollt, sagt der Krankenpfleger Vitor Marques, der den wilden Streik in den Operationssälen zusammen mit einigen Kolleginnen und Kollegen geplant hat:
Zwei neue Gewerkschaften

,,Die konventionellen Streiks in den Krankenhäusern haben keinerlei Wirkung erzielt. Wir haben gestreikt und dabei einen Teil unseres Gehaltes verloren, und es hat trotzdem nichts gebracht. Unser Streik in den Operationssälen ist viel öffentlichkeitswirksamer und hat direkte soziale und politische Folgen."

Ende Januar waren die Verhandlungen zwischen Krankenpflegern und dem Gesundheitsministerium erneut gescheitert, weil die Regierung einer Erhöhung des Einstiegsgehalts um 30 Prozent nicht zustimmen will. Bis Ende Februar streiken nun Krankenpflegerinnen und Krankenpfleger in den Operationssälen. Unterstützt wird der Streik von zwei neuen Gewerkschaften. Sie seien gegründet worden , weil sich viele Mitglieder von den großen Arbeitnehmerverbänden nicht mehr ausreichend repräsentiert fühlten

Zitat,,Eine der größten, alt eingesessenen Gewerkschaften der Krankenpfleger gehört zum kommunistisch beeinflussten Dachverband CGTP. Die waren immer die Stimme der Arbeiter. Doch jetzt geht es nur noch um Politik. Sie setzen sich nicht mehr für unsere Forderungen ein. Die Kommunisten unterstützen ja die sozialistische Minderheitsregierung. Und deshalb haben sie eine politische Agenda zu verteidigen."

Der komplette Artikel: https://www.deutschlandfunk.de/streiks-in-portugal-die-macht-der-neuen-gewerkschaften.795.de.html?dram:article_id=441025


Kuddel

Rumpelt es nun selbst an der deutschen Gewerkschaftsbasis?

Es sieht ganz so aus. Die Beschäftigten der Flughafen-Security lehnten den von Verdi abgeschlossenen Tarifvertrag ab:

https://forum.chefduzen.de/index.php/topic,21592.msg345754.html#msg345754

Kuddel

Die DGB Gewerkschaften beweisen Tag für Tag ihre Unfähigkeit als Interessenvertretung der ArbeiterInnen.
Es ist im Grunde keine "Unfähigkeit", sondern sie positionieren sich auf Seiten des Kapitals.


DGB-Chef Reiner Hoffmann (l.) mit Arbeitsminister Hubertus Heil (M.) und Ingo Kramer, Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA)

Der Streik von DHL Fahrern wurde in der Vorwehnachtszeit von Verdi abgebrochen, weil er Gefahr lief, den notwendigen wirttschaftlichen Druck zu erzeugen. Die IGBCE hatte damals den Streik prekärer ArbeiterInnen bei Neupack sabottiert und die Wiederaufnahme der Arbeit ("Flexistreik") durchgesetzt. Inzwischen organisieren sie Demos für RWE und gegen die Hambacher Forst-Besetzer. Die IG Metall organisierte "Stahl Proteste" gemeinsam mit Unternehmern und Politikern, um gegen zu hohe Umweltauflagen und die chinesische Konkurrenz zu demonstrieren.

Verdi ist ein weiterer Coup gegen Arbeiterrechte gelungen: Unter dem sowieso erbärmlichen deutschen Streikrecht dürfen die Beschäftigten einmal im Jahr im Rahmen von Tarifauseinandersetzungen streiken. Mit den neuerdings bei Verdi üblichen Tarifverträgen über drei Jahre wurden den Beschäftigten 2/3 ihrer Streikmöglichkeiten geklaut. Arbeiter stören wohl zu sehr bei den sozialpartnerschaftlichen Aktivitäten.

Prekäre Arbeit ist für die DGB Gewerkschaften sowieso kein Kampffeld.
Sie haben nichteinmal eine Ahnung, wie es da aussieht.

Es sind eher Autobahnbullen, die zumindest hin und wieder die Einhaltung des Arbeitsrechts der Berufskraftfahrer überprüfen und durchsetzen. Weitgehendes Schweigen von Gewerkschaftsseite. Auch auf dem Bau ist es eher der Zoll, der gegen die Ausbeutung osteuropäischer Kollegen vorgeht, als daß es ein organisiertes gewerkschaftliches Vorgehen gibt.

Das gewaltige Vacuum, das die Gewerkschaften im Sektor der prekären Arbeit hinterlassen, kann bisher von den in dem Bereich aktiven Organisationen und Einzelkämpfern nicht gefüllt werden.

Es sind Leute aus dem kirchlichen Bereich, die sich für Osteuropäische Wanderarbeiter einsetzen, für Leiharbeiter und Werkvertragler, der Fleischindustrie, auf dem Bau und den Werften oder für Beschäftigte der Paketdienste. Es sind Teilweise NGOs oder ähnliche Organisationen, die sich in dem Bereich engagieren (z.B Arbeitsunrecht), gegen den Fleischfabrikanten Tönnies in Kellinghusen ist es eine lokale Bürgerinitiative, unterstützt von Jour Fixe der Gewerkschaftslinken Hamburg. Der Name letzterer ist Irreführend. Es handelt sich um eine gewerkschaftunabhängige Initiative, auch wenn die Großteil Aktivisten Mitglied einer Gewerkschaft sind.

Im Bereich der Paketfahrer haben kritische Journalisten eine gute Arbeit geleistet. Die kriminellen Zustände in der Branche sind inzwischen so bekannt, daß sich die Politik gezwungen sah, zu reagieren. Der Bundesarbeitsminister Hubertus Heil will in der Paketbranche die sogenannte Nachunternehmerhaftung einführen, dass der eigentliche Auftraggeber für die Arbeitsbedingungen bei allen Subunternehmern verantwortlich ist. Ob diesen Worten auch Taten folgen, bleibt abzuwarten.

Wir sollten nicht darüber rumheulen, daß die DGB Gewerkschaften so scheiße sind, wie sie sind, wir sollten uns selbst dieser Thematik annehmen und dafür sorgen, daß kontinuierlich arbeitende Strukturen entstehen.

Rudolf Rocker

ZitatEs sind eher Autobahnbullen, die zumindest hin und wieder die Einhaltung des Arbeitsrechts der Berufskraftfahrer überprüfen und durchsetzen. Weitgehendes Schweigen von Gewerkschaftsseite. Auch auf dem Bau ist es eher der Zoll, der gegen die Ausbeutung osteuropäischer Kollegen vorgeht, als daß es ein organisiertes gewerkschaftliches Vorgehen gibt.
Naja, die Gewerkschaft hat keine Befugnisse, die Papiere der Leute zu kontrollieren.

ZitatEs sind Leute aus dem kirchlichen Bereich, die sich für Osteuropäische Wanderarbeiter einsetzen,...
Bin ich auch nicht so ganz einverstanden. Da gibt es z.B. den EVM, europäischer Verein für Wanderarbeiterfragen, der auf initinative der IG BAU ins Leben gerufen wurde.
http://www.emwu.org/

Aber im Großen und Ganzen ist es natürlich schon so, das da wesentlich mehr getan werden müsste!

Kuddel

Zitat von: Rudolf Rocker am 13:33:43 Do. 14.März 2019
Naja, die Gewerkschaft hat keine Befugnisse, die Papiere der Leute zu kontrollieren.

Gewerkschaften brauchen auch nicht mit den gleichen Mitteln zu arbeiten, wie Polizeibehörden.
Gespräche mit Kollegen würden reichen, denn die haben auch keinen Bock mit gefährlichem Arbeitsmaterial (abgefahrene Reifen, defekte Bremsen)  zu arbeiten oder eine 90-Arbeitsstundenwoche zu haben. Sie finden es auch nicht lustig, weniger als den Mindestlohn zu beziehen. Sie würde mehrheitlich Klartext reden, wenn für sie damit klar ist, daß sie keine eigenen Nachteile durch die Aussagen haben.

Rudolf Rocker

Ja, da hast du recht. Dazu bräuchte man aber nicht mal die Gewerkschaft, sondern einfach nur Gespräche unter Kollegen. Da kommen dann aber wieder Sprachbarrieren ins Spiel und die Unsitte das Menschen offenbar nicht mehr miteinander sprechen!

Kuddel

Genau. Ich wollte nur sagen, wenn man will, kann man auch.
Viele Fahrer gehen den Osteuropäischen Kollegen aus dem Weg (aus diversen komischen Gründen) und andere haben keine Berührungsängste und kriegen es hin, sich notfalls mit Händen und Füßen zu verständigen.
Gewerkschafter sind auch schon auf Rastplätzen gemeinsam mit Dolmetschern aufgetaucht, um den Kontakt zu den unbekannten Wesen aus dem Osten zu suchen. Für solche Organisationen eigentlich ein Klacks.
Das waren gute Aktionen, aber Verdi hat sogar kaum Kontakte zu deutschen Fahrern und bemüht sich auch nicht darum. Das beschreibt die Situation an der Front recht gut.

ManOfConstantSorrow

ZitatVerdi unterschreibt Knebelvertrag für Länderbeschäftigte:
Streikverzicht bis Herbst 2021

Am späten Samstagabend haben sich die Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL) und die Vereinigte Dienstleistungsgewerkschaft (Verdi) auf einen Tarifvertrag für die rund 800.000 Tarifbeschäftigten der Länder geeinigt. Zentral ist die lange Laufzeit von 33 Monaten, die den Landesregierungen einen Streikverzicht bis zum Herbst 2021 beschert. Die Löhne und Gehälter steigen in drei Stufen um wenig mehr als die Inflationsrate.


Bsirske erklärte: ,,Das ist ein Erfolg für beide: Gewerkschaften und Arbeitgeber." Man möchte hinzufügen, aber nicht für die Beschäftigen.

Denn für die große Mehrheit der Landesbeschäftigten, die in den Warnstreiks ihre Kampfbereitschaft gezeigt haben, ist der Vertrag eine Zwangsjacke. Inflation und Mietsteigerungen sind weit höher als die Lohnzugeständnisse.

Das sehen auch viele Mitglieder von Verdi und GEW so. Auf Facebook reagierten die meisten wütend. Dafür sei man nicht auf die Straße gegangen, schrieben viele in ihren ersten Reaktionen.
https://www.wsws.org/de/articles/2019/03/04/tvol-m04.html

ZitatGewerkschafts-Mitglieder protestieren gegen Abschluss im öffentlichen Dienst der Länder

Der Vereinigten Dienstleistungsgewerkschaft (Verdi) und der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) schlägt wegen ihres Abschlusses für die Beschäftigten im öffentlichen Dienst der Länder enorme Wut entgegen, die sich unter anderem auf Facebook entlädt. Vor allem die lange Laufzeit empört die Mitglieder.

Wolfgang Bauer fragt: ,,Was soll das? Wie kann man das als gutes Ergebnis verkaufen? Was haben die Arbeitgeber Verdi dafür gegeben? Das ist Verarschung aller ehrlichen Arbeitnehmer." Es sei kein Wunder, ,,dass das Vertrauen in die Staatsgewerkschaft immer mehr verloren geht". Verdi trage mit solchen Abschlüssen dazu bei, ,,dass Arbeit und der Mensch immer weniger Wert wird". Das sei: ,,Beschämend!"

Steve S. sagt: ,,Danke für nichts." Man spürt sein Kopfschütteln beim Lesen seines Posts. ,,Eine Reallohnsteigerung über 3 Jahre von 1 %. Geil. Und das dann noch als Sieg verkaufen..."
https://www.wsws.org/de/articles/2019/03/06/tvod-m06.html
Arbeitsscheu und chronisch schlecht gelaunt!

Rudolf Rocker

Zitat von: Kuddel am 17:45:02 Do. 14.März 2019
Genau. Ich wollte nur sagen, wenn man will, kann man auch.
Viele Fahrer gehen den Osteuropäischen Kollegen aus dem Weg (aus diversen komischen Gründen) und andere haben keine Berührungsängste und kriegen es hin, sich notfalls mit Händen und Füßen zu verständigen.
Gewerkschafter sind auch schon auf Rastplätzen gemeinsam mit Dolmetschern aufgetaucht, um den Kontakt zu den unbekannten Wesen aus dem Osten zu suchen. Für solche Organisationen eigentlich ein Klacks.
Das waren gute Aktionen, aber Verdi hat sogar kaum Kontakte zu deutschen Fahrern und bemüht sich auch nicht darum. Das beschreibt die Situation an der Front recht gut.
Das ist alles eine komplizierte Kiste: In der IG BAU gibt es einige unglaublich engagierte haupt- und ehrenamtliche Kolleg*innen die sich wirklich den Arsch aufreißen. Es sind aber nicht genug. Und überall können sie nicht sein.
Und auf der anderen Seite gibt es Leute, die überhaupt nichts von Gewerkschaft und Arbeitsrecht wissen wollten.
Denen ist alles scheißegal, solange die Kohle pünktlich auf dem Konto ist.
Irgendwie fehlt es an Klassenbewusstsein und Selbstvertrauen.

NachbarArsch

Zitat von: Rudolf Rocker am 19:56:44 Do. 14.März 2019
Irgendwie fehlt es an Klassenbewusstsein und Selbstvertrauen.

Klassenbewustsein und Selbstvertrauen, das is schon genau das ding. Leider arbeiten die Gewerkschaften durch Strucktur, Propaganda und Tarifverträgen oft genau dagegen.
Ich erinnere mich gerade an ein Flyeraktion bei der ich zu einen Treffen eingeladen hatte aber die Frau mich immer lauter werdend alle 2-5 sek unterbrochen hatte "da kann man nichts machen, DA KANN MAN NICHTS MACHEN!, DA KANN MAN NICHTS MACHEN!
Aber wie kann man Klassenbewusstsein und Selbstvertrauen wieder aufbauen?

Rudolf Rocker

ZitatAber wie kann man Klassenbewusstsein und Selbstvertrauen wieder aufbauen?
Das ist eine wichtige Frage!

BGS

Zitat von: Rudolf Rocker am 21:49:16 Do. 14.März 2019
ZitatAber wie kann man Klassenbewusstsein und Selbstvertrauen wieder aufbauen?
Das ist eine wichtige Frage!

Stimmt. Viele Ausgebeutete scheinen gebrochen bzw. verwirrt.

Wir brauchen endlich echte Solidarität, sollten unsere direkten und indirekten Ausbeuter endlich zum Teufel jagen! Ueber alle Grenzen hinaus.

MfG

BGs
"Ceterum censeo, Berolinensis esse delendam"

https://forum.chefduzen.de/index.php/topic,21713.1020.html#lastPost
(:DAS SINKENDE SCHIFF DEUTSCHLAND ENDGÜLTIG VERLASSEN!)

Onkel Tom

Ein möglicher Ansatz sehe ich darin, wenn die Arbeiterklasse ihre solidarische Zusammenarbeit
so gestaltet, das Gewerkschaft denen zu folgen hat, statt die Arbeiterklasse den Gewerkschaften
folgt.

Anbei würden Konflikte zu "wilden Streik" oder "Generalstreik" erwachen. Aber besser das, als sich
immer wieder von Gewerkschaftsfunktionären an der Nase herum führen zu lassen..

Lass Dich nicht verhartzen !

Kuddel

Ich finde, wir sollten das weiterdiskutieren in der Rubrik "Betriebsintervention",
https://forum.chefduzen.de/index.php/topic,24123.msg346637.html#msg346637

denn es geht hier um viele Sachen, die über das Thema "Gewerkschaften" hinausgehen.

Kuddel

ZitatHiltrud Werner
Volkswagen-Vorständin warnt vor AfD in Ostdeutschland

VW-Managerin Hiltrud Werner kommt aus Thüringen - und nennt in einem Interview die Alternative für Deutschland nun ein "zunehmendes Problem" für Betriebe in den neuen Bundesländern.

...
"Die Politik liefert immer wieder Argumente für die Populisten:(...) Die Jahre nach der Wiedervereinigung waren eine systematische Deindustrialisierung der DDR", sagte sie der "FAS". Die westdeutschen Firmen hätten die meisten Fabriken nach Übernahme geschlossen, es sei ihnen nur um den Kundenzuwachs gegangen.

"Das Volkseigentum ist zu einem gewissen Teil von der Treuhand verramscht worden. Manche Firma aus dem Westen hat da ihren Reibach gemacht, etwa wenn sie die Ferienanlage auf Rügen eines Betriebes für einen Euro gekauft hat", sagte Werner.
http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/volkswagen-vorstaendin-hiltrud-werner-warnt-vor-afd-in-ostdeutschland-a-1256004.html

Wie gesagt, es ist nicht nur die AfD als Partei in den Parlamenten ein Problem, sondern auch der wachsende Einfluß faschistischer Gewerkschaften und rechter Betriebsräte. Die Menschen sehen sich aus guten Gründen nicht vom DGB vertreten. Es fehlt gleichzeitig an linken Alternativen. Es findet nichteinmal eine nennenswerte betriebliche Diskussion von links statt.

Fritz Linow

Zitat26.3.19
Wann und warum begannen Gewerkschaften mit dem Unterzeichnen von Tarifverträgen?

Robin J. Cartwright erkundet die historischen Ursprünge des Tarifvertragwesens in den Vereinigten Staaten – dem vorherrschenden Modell des Gewerkschaftswesens, in dem Arbeiter und Arbeitgeber einen Vertrag aushandeln. Man beachte besonders, wie die Arbeitgeber selbst nach dem Tarifvertragssystem strebten um die Gewerkschaften zu zähmen und die Gewerkschaftsführer zum Zurückhalten von Streiks brachten.(...)
https://direkteaktion.org/wann-und-warum-begannen-gewerkschaften-mit-dem-unterzeichnen-von-tarifvertraegen/

Kuddel

ZitatDie DGB-Gewerkchaften: Sie geben sich eher selbst auf, als daß sie gegen das Kapital kämpfen. Und die Gewerkschaftszeitungen machen natürlich entsprechend beschönigend mit.

Diese Aussage stammt vom Jour Fixe der Gewerkschaftslinken Hamburg. Er stammt aus einem Artikel über die Rolle der DGB Gewerkschaften heute anhand der realen Extremausbeutung in der Fleischverarbeitung und der Paketbranche. Es ist ein wichtiger Beitrag für die Diskussion über die Gewerkschaften.

https://gewerkschaftslinke.hamburg/2019/04/09/die-subsubsub-masche-bei-verdi-und-die-wegwerfmenschen-bei-praelat-kossens/

Kuddel

Gewerkschaften und Betriebsräte sind zwar nicht identisch, doch in der Autoindustrie schlimm verfilzt.

ZitatManche Betriebsräte erhalten sechsstellige Jahresgehälter. Weder sie selbst noch ihre Arbeitgeber finden das zu viel. Aber die Staatsanwaltschaft ermittelt.
...
Mehrere Geschäftsräume, darunter Blumes Büro, wurden durchsucht, es geht um den Verdacht der Untreue: Angeblich hat Hück ein Gehalt bekommen, das höher war als gesetzlich erlaubt.
...
Der Fall erinnert an ähnliche Ermittlungen, die in Braunschweig kurz vor dem Abschluss stehen. Dort ging es um den Porsche-Mutterkonzern Volkswagen, wo 15 langjährige Betriebsräte jahrelang überhöhte Löhne kassiert haben sollen. Deshalb will die Staatsanwaltschaft in wenigen Wochen Anklage erheben.
...
Wie viel dürfen Betriebsräte verdienen?

Die naheliegendste Antwort wäre: gar nichts. Denn: "Die Mitglieder des Betriebsrats führen ihr Amt unentgeltlich als Ehrenamt." So steht es in Paragraf 37 des Betriebsverfassungsgesetzes, dem wichtigsten Regelwerk für Betriebsräte.
...
Auch der Arbeitsrechtler Peter Schüren von der Universität Münster hält dieses Prinzip bis heute für maßgeblich: "Es gibt aus gutem Grund keine Berufsbetriebsräte", sagt er. Anderenfalls könnten "gefährliche wirtschaftliche Abhängigkeiten entstehen".
...
Eine halbe Million Euro für ein Ehrenamt? Der Betriebsrat kann alles erklären
...
Manche, wie der BMW-Betriebsratsvorsitzende Manfred Schoch, seit mehr als 30 Jahren. Er verdient nach eigenen Angaben zwischen 150.000 und 250.000 Euro im Jahr.

Schoch hat – abgesehen von einem Traineeprogramm – bei BMW eigentlich nie etwas anderes gemacht als Betriebsratsarbeit. Ist er also ein Arbeiter oder ein Manager?
...
Osterlohs Gehalt werde sich künftig "weiterhin deutlich im sechsstelligen Euro-Bereich" bewegen, heißt es aus Betriebsratskreisen. "Wie in den Vorjahren setzt sich dabei ein großer Teil aus Boni zusammen, die vor allem vom Erfolg des Unternehmens abhängen."

Erfolgsboni für Betriebsräte? Wie sollen die bemessen werden? Aus Sicht der Arbeiter wären höhere Löhne ein großer Erfolg. Dann aber sinkt der Gewinn des Unternehmens.
...
So bleibt die Entlohnung vieler Betriebsräte das große Geheimnis der Konzernwelt. Anders als bei Vorständen muss ihre Vergütung nicht veröffentlicht werden.
...
Der Arbeitsrechtler Schüren hätte da eine Idee, wie sich jede Debatte im Keim ersticken ließe. "Für die Zukunft wäre es schon eine Verbesserung, wenn die Bezahlung der freigestellten Betriebsratsmitglieder gegenüber der Belegschaft offengelegt würde."

Gewerkschafter hingegen haben andere Sorgen. Sie warnen davor, dass bei schlechterer Bezahlung nicht mehr die klügsten und besten Köpfe in den Betriebsrat streben. Weil der dauerhafte Anreiz für die Arbeit fehle. Diese Argumentation hört man oft. Allerdings kommt sie sonst nur aus der Chefetage.
https://www.zeit.de/2019/24/porsche-volkswagen-betriebsrat-gehaelter-untreueverdacht-ermittlungen/komplettansicht

counselor

Die Gewerkschaften sind doch gekauft.
Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

Rappelkistenrebell

ROTE FAHNE 19/2019
Gewerkschaften: Co-Manager oder Kampforganisationen?
Vom 22. bis 28. September finden in Leipzig der 5. Bundeskongress von Verdi und vom 6. bis 12. Oktober der 24. Gewerkschaftstag der IG Metall statt.

Von gp
Donnerstag,  12.09.2019,  14:39 Uhr

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Branchenübergreifende Solidarität in den Kämpfen – das ist heute das Gebot der Stunde, Foto: Joe Brusky / CC BY-NC 2.

Die Delegierten der beiden größten deutschen Einzelgewerkschaften vertreten über 4,24 Millionen Gewerkschaftsmitglieder. Die letzten gewerkschaftlichen Tarifrunden bei Metall, bei Stahl, im öffentlichen Dienst und anderen Branchen waren geprägt von einem Erwachen des gewerkschaftlichen Bewusstseins auf breiter Front. Mit der Rechtsentwicklung von Regierung und bürgerlichen Parteien, aber auch der allseitigen Verschärfung der krisenhaften Entwicklung des imperialistischen Weltsystems entstehen für die Arbeiter- und Gewerkschaftsbewegung neue Herausforderungen. Vor diesem Hintergrund entfaltet sich ein  Richtungskampf, welche Art von Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit heute gebraucht wird.



Noch heute sind viele Metaller stolz auf die 24-Stunden-Warnstreiks in der Tarifrunde 2018. Die Stahltarifrunde 2019 war geprägt von einer hohen Streikbereitschaft der Kollegen. ,,Wir standen Gewehr bei Fuß. Viele waren verärgert, dass unsere Kampfbereitschaft nicht voll zum Einsatz kam" – so ein Vertrauensmann von Thyssenkrupp Duisburg. Im vergangenen Jahr haben die Beschäftigten verschiedener Unikliniken mit hoher Kampfmoral und Streiks in einer monatelangen Auseinandersetzung höhere Löhne, mehr Personal und Verbesserungen ihrer Arbeitsbedingungen durchgekämpft. Ihre Streiks richteten sich auch gegen die Gesundheitspolitik der Regierung. Seit 12. Juni streiken 130 Kolleginnen und Kollegen der Firma Riva in Trier und Horvath für einen Tarifvertrag.



Das auf breiter Front erwachte gewerkschaftliche Bewusstsein hat sich gefestigt und im Zusammenhang mit dem wachsenden Umweltbewusstsein erweitert. Dazu hat die MLPD mit der systematischen Kleinarbeit ihrer Betriebsgruppen entscheidend beigetragen.



Dort, wo die Kolleginnen und Kollegen die Gewerkschaft als Kampforganisation erlebt und selber ihren Teil dazu beigetragen haben, ist es gelungen, den jahrelangen  Mitgliederschwund zu verlangsamen, zu stoppen oder – wie bei der IG Metall – auch umzukehren. Trotzdem ist der gewerkschaftliche Organisationsgrad von knapp zwanzig Prozent aller Beschäftigten noch unbefriedigend.



Der Schritt, sich gewerkschaftlich zu organisieren, ist der erste Schritt in der Entwicklung des Klassenbewusstseins – auf Grundlage der Erkenntnis, als Arbeiterin und Arbeiter die gleichen Interessen zu haben und in den Kapitalisten den gemeinsamen Gegner. Das ist eine wichtige Voraussetzung für Kampferfahrungen und ihre Verarbeitung mit Hilfe der marxistisch-leninistischen Partei. So wie jetzt die Bergleute im Ruhrgebiet beim Kampf gegen 200 betriebsbedingte Kündigungen. Nachdem die RAG, die SPD und die Klassenzusammenarbeitspolitik der rechten IGBCE-Führung bei ihnen weitgehend untendurch sind, machen sie nun auch intensive Erfahrungen mit der Landesregierung, den anderen bürgerlichen Parteien und den bürgerlichen Medien. CDU-Ministerpräsident Armin Laschet verunglimpfte den Protest im Landtag – als ob ihn ,,verkleidete" MLPD-ler durchgeführt hätten. In den Medien wurde das teilweise ungeprüft verbreitet, allerdings brachten viele auch die Gegendarstellung der MLPD. Die AfD biedert sich hinterhältig den Bergleuten an, um sie für ihre faschistoiden und antikommunistischen Ziele zu missbrauchen. Im Fernsehen riskierte AfD-Mann Guido Reil die große Klappe, während er nicht einmal den Mumm hatte, die Anliegen der Kumpels im Arbeits- und Sozialausschuss des EU-Parlaments vorzubringen. In dieser Auseinandersetzung, die von der MLPD offensiv geführt wird, lernen die Bergleute immer besser zu unterscheiden, wer wirklich Freund und Feind ist; lernen sie vor allem auch, mit antikommunistischen Vorbehalten und Spaltungsmanövern immer besser fertigzuwerden. Entgegen aller organisierten Hetze wächst das Vertrauensverhältnis zur MLPD, das auch ein intensives gegenseitiges Beratungs- und Unterstützungsverhältnis ist. In zukünftigen Kämpfen werden sie verstärkt Erfahrungen mit Polizei und Staatsapparat sowie allen Seiten der Diktatur der Monopole machen. So wächst die Erkenntnis, dass ein politischer Kampf und eine starke MLPD zur Befreiung der Arbeiterklasse notwendig sind. Und so entwickelt sich das gewerkschaftliche schrittweise zum sozialistischen Bewusstsein.

Arbeiter- und Umweltbewegung – gehören zusammen
Nach ver.di rufen inzwischen auch IG Metall, GEW, EVG und andere zur Teilnahme am weltweiten Protest- und Streiktag der FFF-Bewegung am 20. September auf. Das ist Ausdruck eines deutlich gewachsenen Umweltbewusstseins, vor allem an der Basis der Gewerkschaften. Das spiegelt sich auch in über 20 Anträgen an den IG-Metall-Gewerkschaftstag wider, die in der Hauptseite von der Einheit im Kampf um  Arbeitsplätze und Umweltschutz ausgehen. Damit geht die seit Jahren von der MLPD vertretene Losung in die Gewerkschaftsbewegung ein, wozu auch der Vertrieb des Buches von Stefan Engel, ,,Katastrophenalarm! – Was tun gegen die mutwillige Zerstörung der Einheit von Mensch und Natur?", einen wichtigen Beitrag geleistet hat. Die MLPD mobilisiert breit zur aktiven Teilnahme am 20. September und begrüßt es, wenn Arbeiterinnen und Arbeiter sich mit Delegationen beteiligen und dazu auch die Arbeit niederlegen. Schließlich trifft es damit die Hauptverursacher der aus Profitgründen mutwillig betriebenen Umweltzerstörung. Wer die Zerstörung der Einheit von Mensch und Natur heute aufhalten will, der muss die Umwelt vor der Profitwirtschaft retten.



Mit dem Aufruf zum ,,Klimastreiktag" ist die Frage des Streikrechts aufgeworfen. Dazu heißt es im Antrag E2.125 an den IG-Metall-Gewerkschaftstag aus Ingolstadt: ,,Das restriktive Streikrecht in Deutschland ist lediglich Richterrecht. Es gibt keinerlei gesetzliche oder verfassungsrechtliche Bestimmungen, die politische Streiks ausdrücklich verbieten." In der Vergangenheit haben sich die Arbeiterinnen und Arbeiter in selbständigen Streiks, wie zum Beispiel gegen die Abschaffung der Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, das Recht auf Streik genommen. Die MLPD fordert seit Jahren ein vollständiges und allseitiges gesetzliches Streikrecht. Auch dazu gibt es Anträge an die beiden Gewerkschaftstage.



Ganz anders sieht dies der Vorsitzende der Gewerkschaft  IGBCE, Michael Vassiliadis. Er sieht im Aufruf zum Klimastreik eine ,,Diskreditierung" des Streikbegriffs1! Das sagt ausgerechnet einer, der in seiner ganzen Amtszeit als Gewerkschaftsvorsitzender alles getan hat, gewerkschaftliche und selbständige Streiks zu verhindern. Einer, der die Schließung des Bergbaus, den Deputatklau und die Flutung der Zechen aktiv mitbetrieben hat und den jetzt gegen die Kündigung kämpfenden Bergleuten in den Rücken fällt. Es ist diese Politik des Co-Managements, die die Gewerkschaften diskreditiert.

Berechtigte Empörung – aber welche Konsequenzen?
Abgestoßen davon überlegt mancher Gewerkschafter, auszutreten. Das freut allerdings nur die Herrschenden. Denn die Stärke der Arbeiter ist ihre Organisiertheit. Andere wiederum sehen im Aufbau einer Opposition innerhalb der Gewerkschaft eine Chance. Die Folge wäre, dass sich die kämpferischen Kollegen von der Masse der Kollegen abkapseln und den Hauptstoß ihrer Arbeit gegen die reformistischen Gewerkschaftsführer richten, statt gegen die Monopole. Die Überwindung der Spaltung der Gewerkschaftsbewegung nach politischer und weltanschaulicher Gesinnung war eine wesentliche Schlussfolgerung aus der Niederlage der deutschen Arbeiterbewegung durch die Errichtung des Hitler-Faschismus. Die Durchsetzung einer tatsächlichen Einheitsgewerkschaft wurde allerdings in Westdeutschland nach dem Zweiten Weltkrieg durch die rechten Gewerkschaftsführer in Zusammenarbeit mit den westlichen Besatzungsmächten verhindert.



Die Gewerkschaften in Deutschland haben einen Doppelcharakter. Auf der einen Seite der Gewerkschaftsapparat, der im System des staatsmonopolistischen Kapitalismus verankert und besonders durch seine Führung zu einem Ordnungsfaktor geworden ist. Deshalb kann dieser Apparat im Kapitalismus auch nicht abgeschafft oder erobert und können die Gewerkschaften nicht zu Klassenkampforganisationen gemacht werden.



Zugleich sind die Gewerkschaften die wichtigste Selbstorganisation der Arbeiterklasse. Nur wenn parteilose, christliche, sozialdemokratische und marxistisch-leninistische Arbeiterinnen und Arbeiter gleichberechtigt zusammenarbeiten, können die Gewerkschaften ihre Schlagkraft entwickeln.

Kritikbewegung in den Gewerkschaften
An der Politik der Klassenzusammenarbeit entwickelt sich auch innerhalb der Gewerkschaften eine Kritikbewegung. So heißt es zum Beispiel im Antrag E3.013 aus Krefeld zum IG-Metall-Gewerkschaftstag: ,,Es muss damit Schluss gemacht werden, dass unter dem Schlagwort ,Standortsicherung' Verschlechterungen in Fragen Lohn, Arbeitszeit und Arbeitsbedingungen hingenommen werden." Die Kritikbewegung ist Ausdruck eines Richtungskampfs zwischen zwei grundsätzlich verschiedenen Vorstellungen von den Aufgaben und der Arbeit der Gewerkschaften. Im offensiv geführten fast siebenwöchigen gewerkschaftlichen Streik zur Einführung der 35-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich in den 1980er-Jahren haben die Arbeiterinnen und Arbeiter die IG Metall zur Kampforganisation gemacht. Das Vertrauensverhältnis zur gerade gegründeten MLPD wuchs sprunghaft. Mit der stufenweisen Einführung der erkämpften Arbeitszeitverkürzung, zunehmender Flexibilisierung, immer mehr Öffnungsklauseln in den Tarifverträgen usw. haben die Monopole seither den Reformerfolg der kürzeren Arbeitszeit wieder untergraben. Selbst die beste Reform ändert nichts an den Machtverhältnissen im staatsmonopoltischen Kapitalismus. Deshalb kommt es darauf an, solche Kämpfe wie jetzt für die Angleichung der Arbeitszeit in Ostdeutschland oder für eine weitere gemeinsame Arbeitszeitverkürzung auf 30 Stunden bei vollem Lohnausgleich als Schule für den Befreiungskampf der Arbeiterklasse von kapitalistischer Ausbeutung und Unterdrückung zu führen.  Dafür steht die MLPD mit ihrer Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit.



Dem entgegen steht heute die Politik des Co-Managements der reformistischen Gewerkschaftsführungen. Mit dieser Politik wollen die reformistischen Gewerkschaftsführer als ,,vernünftige Manager" aktiv in die Gestaltung der kapitalistischen Produktionsweise eingreifen. Der Betriebsratsvorsitzende von Opel Rüsselsheim, Wolfgang Schäfer-Klug, brachte dies auf einer Belegschaftsversammlung so auf den Punkt: ,,Als Betriebsratsvorsitzender muss ich auch die wirtschaftlichen Interessen des Unternehmens berücksichtigen." Das ist nichts anderes als eine Versöhnung mit dem Profit- und Machtstreben der Monopole, eine Unterordnung unter das Streben der Monopole nach Weltmarktführerschaft,  verbunden mit der Untergrabung des Selbstvertrauens der Arbeiter. Die Liquidierung der Gewerkschaft als Kampforganisation soll verhindern, dass die Arbeiter Kampferfahrungen sammeln, der Einfluss der MLPD wächst und die Masse der Arbeiter für den Kampf um den Sozialismus gewonnen wird.

Angst vor einer revolutionären Gärung
Angesichts der wirtschaftlichen und politischen Entwicklung wächst die Nervosität der Monopole und ihrer Regierung. Die Unternehmerverbände und einzelne Monopolvertreter haben bereits ein umfassendes Programm zur Abwälzung der Krisenlasten von der Bundesregierung gefordert.



So fordert der Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), Ingo Kramer, unter anderem ein ,,Belastungsmoratorium für die deutsche Wirtschaft".  Das bedeutet Verzicht auf Lohn- und Gehaltserhöhung, Verzicht auf den Kampf für die 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich, Verzicht auf wirksame Umweltschutzmaßnahmen auf Kosten der Profite, und so weiter. Es ist aber überhaupt nicht einzusehen, dass die Folgen der kapitalistischen Krisen auf die Arbeiter und ihre Familien abgewälzt werden.



Den Monopolen und der Bundesregierung geht es auch mit ihren Vorstößen zur Ausweitung der Kurzarbeit nicht in erster Linie um die Erhaltung der Arbeitsplätze. Sie wollen damit zwar ausgebildete und erfahrene Arbeitskräfte länger halten. Doch haben alle großen Konzerne bereits die dauerhafte Vernichtung von Arbeitsplätzen angekündigt und Zehntausende Leiharbeiter entlassen. Vor allem haben sie Angst davor, dass sich das Industrieproletariat an die Spitze der Kämpfe stellt und in Verbindung mit dem Kampf der breiten Massen gegen die Rechtsentwicklung der Regierungen eine revolutionäre Gärung entsteht.



Wer diesen Weg des Übergangs in die Arbeiteroffensive auf breiter Front mit vorantreiben und nicht beim Kampf um Reformen innerhalb des Kapitalismus stehenbleiben will, der ist in der MLPD und ihren Betriebsgruppen genau richtig. Hier findet man unverbrüchliche Solidarität, gegenseitige Hilfe, intensive Beratung und Ausbildung für all die Anforderungen und Fähigkeiten, die man dazu lernen muss. Über 70 Prozent der Mitglieder der MLPD sind Arbeiter und einfache Angestellte, ihr Frauenanteil liegt bei 43 Prozent. Die meisten Mitglieder sind auch gewerkschaftlich organisiert, viele haben oder hatten gewerkschaftliche Funktionen. In der Arbeiterpartei MLPD herrscht eine Atmosphäre, in der Arbeiterinnen und Arbeiter sowie ihre Familien genau am richtigen Platz sind. Es ist höchste Zeit, sich für diesen Schritt zu entscheiden!   

Stärkung der Gewerkschaften und der MLPD
Als Mitglied der ICOR2 tritt die MLPD für die Beseitigung des Imperialismus und die Errichtung der vereinigten sozialistischen Staaten der Welt ein. Dabei spielen die Gewerkschaften als wichtigste Selbstorganisation der Arbeiterklasse eine entscheidende Rolle beim Aufbau und Festigung des Sozialismus. Dazu heißt es im Parteiprogramm der MLPD: ,,Es sind die Arbeitermassen und ihre Selbstorganisationen, die unter Führung der marxistisch-leninistischen Partei die Lenkung und Verwaltung von Produktion und Gesellschaft in die Hand nehmen müssen."3 Obwohl dem IG-Metall-Vorstand das Programm der MLPD bekannt ist, behauptet er wider besseren Wissens, die MLPD wolle die Gewerkschaften im Sozialismus auflösen. Die Unvereinbarkeitsbeschlüsse gegenüber der MLPD richten sich hauptsächlich gegen die Höherentwicklung des Klassenbewusstseins der Arbeiter zum sozialistischen Bewusstsein. Die reformistischen Gewerkschaftsführer mögen ihren Frieden mit dem Kapitalismus machen. Sie missbrauchen aber ihre Funktion aus antikommunistischen Motiven, wenn sie den Sozialismus aus der IG Metall verbannen und damit die Einheitsgewerkschaft zerstören wollen. Die MLPD macht sich stark für wirkliche Überparteilichkeit der Gewerkschaften und pflegt eine enge Verbindung der Partei mit den Gewerkschaften, ohne die Gleichberechtigung und Überparteilichkeit zu verletzten. Das ist im ureigensten Interesse der Arbeiterklasse und der breiten Massen. All dies zeigt: die Stärkung der MLPD ist Garant auch für die Stärkung der Gewerkschaften als Kampforganisation und für den Kampf für den echten Sozialismus.   

Quelle

https://www.rf-news.de/rote-fahne/2019/nr19/gewerkschaften-co-manager-oder-kampforganisationen
Gegen System und Kapital!


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Rappelkistenrebell

ROTE FAHNE 19/2019
Gewerkschaften – wichtige Baumeister der neuen Gesellschaft
Gewerkschaften sind im Kapitalismus für die Arbeiterklasse unverzichtbar. Doch wie sieht es im Sozialismus aus, wenn die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen beseitigt ist? Sind sie dann nicht überflüssig? Im Gegenteil

Von (ako)
Donnerstag,  12.09.2019,  14:32 Uhr


Gewerkschaften: wichtigste Massenorga­nisation der Arbeiterklassse – auch und erst recht im Sozialismus Foto: RF

Gewerkschaften haben im Sozialismus eine grundlegende Bedeutung für Aufbau und Festigung der Arbeitermacht. Im Programm der MLPD heißt es dazu: ,,Es sind die Arbeitermassen und ihre Selbstorganisationen, die unter Führung der marxistisch-leninistischen Partei die Lenkung und Verwaltung von Produktion und Gesellschaft in die Hand nehmen müssen."1



Gewerkschaften  haben im Kapitalismus  einen zwiespältigen Charakter: Einerseits sind sie die wichtigsten und größten Selbstorganisationen der Massen, die zu Kampforganisationen gemacht werden müssen,  andererseits gesteht der bürgerliche Staat den Gewerkschaften nur minimale Rechte zu und macht sie durch den Gewerkschaftsapparat und die Bindung an  Monopolparteien – in Deutschland bisher die SPD - zum Ordnungsfaktor.



Auch im Sozialismus sind die Gewerkschaften die größte Selbstorganisation der Arbeiterklasse. Lenin, der Führer des Aufbaus des ersten sozialistischen Landes, hat  davor gewarnt, gegenüber den Gewerkschaften eigenmächtig zu handeln. Zugleich hat er betont, dass ihnen größte Bedeutung zukommt bei der Einbeziehung immer weiterer Kreise der Arbeiterklasse und Werktätigen in die sozialistische Verwaltung, Produktionssteuerung und Verteilung auf höchstem Niveau. Er hat deshalb die Gewerkschaften als wichtigste Baumeister der neuen Welt bezeichnet, ,,denn Schöpfer dieser neuen Gesellschaft können nur die Millio­nenmassen sein". Er hat in ihnen auch ein wichtiges Instrument der Kontrolle gegenüber der vom Zarismus übernommenen alten und der in Wirtschaft, Politik und Partei entstehenden neuen kleinbürgerlichen Bürokratie gesehen zur Verhinderung einer Restauration der alten Kapitalistenherrschaft. Lenin hielt deshalb ein Streikrecht für notwendig. Im sozialistischen China war in der Verfassung von 1975 in Artikel 28 neben anderen Rechten ausdrücklich das Streikrecht garantiert.



Ganz anders als im heutigen staatsmonopolistischen Kapitalismus in Deutschland, wo es nur ein auf Tariffragen eingeschränktes Streikrecht gibt und politische Streiks deshalb verboten sind.



Nach dem Zweiten Weltkrieg war im Zuge der Errichtung einer antifaschistisch-demokratischen Ordnung in der DDR mit dem FDGB eine tatsächliche Einheitsgewerkschaft geschaffen worden. Der FDGB spielte eine aktive Rolle beim Aufbau der antifaschistisch-demokratischen Ordnung und den ersten Schritten zum Aufbau des Sozialismus. Mit der Errichtung eines bürokratischen Kapitalismus nach 1956 änderte der FDGB seinen Charakter.  Er wurde zum Rund-um-Vorsorge-Verein degradiert, in der Produktion hatte er die bürokratischen Vorgaben der  bürokratischen Kapitalisten umzusetzen. Der FDGB wurde zu einem Instrument des Machterhalts der bürokratischen Kapitalistenklasse. 

Quelle

https://www.rf-news.de/rote-fahne/2019/nr19/gewerkschaften-wichtige-baumeister-der-neuen-gesellschaft

Gegen System und Kapital!


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Kuddel

Nun Rappel, schön und gut. Diese Beträge zum Thema Gewerkschaften sind nicht deine Beiträge sondern einfach nur mit Cut-n-Paste eingesetzte Texte deiner Partei.

Da machst du dir es aber verdammt leicht. Und ich denke nicht, daß es der Problematik angemessen ist. Schließlich lautet deine Signatur "Gegen System und Kapital!" und die DGB Gewerkschaften sind fest eingebunden ins System und mit ihrer Sozialpartnerschaft vertreten sie auch die Konkurenzfähigkeit des deutschen Kapitals gegen die internationalen Konkurrenten. Wenn ich es recht erinnere, warst du zurecht von der IGM Politik zum Thema Leiharbeit so verärgert, daß du ausgetreten bist und dich bei den Wobblies organisiert hast.

Deine Partei scheint an die Reformierbarkeit des Gewerkschaftsapparats zu glauben, "Angst vor einer revolutionären Gärung" heißt es da, daran glaube ich beim besten Willen nicht.

Ein paar eigene Gedanken und Einschätzungen wären jedenfalls hilfreicher, als dieses Parteiblabla. Bei den Demonstranten mit den IGBCE Fahnen muß ich jedenfalls daran denken, daß genau diese Gewerkschaft den Neupackstreik verraten hat. Diese Gewerkschaft hat auch Arbeiter am Hambacher Forst organisiert, um gegen Umweltschützer zu demonstrieren.

Diese platten Parolen über die "Selbstorganisation der Arbeiterklasse" sind hier echt nicht angebracht.

Rappelkistenrebell

Die Artikel entstammen dem aktuellem "Rote Fahne" Magazin und geben natürlich die Position der MLPD wieder.
Natürlich sind Gewerkschaften auch Ordnungsfaktor im Kapitalismus und das wird natürlich auch von der MLPD
abgelehnt.Alles nachzulesen im ersten Artikel.
Das viele Kollegen und auch Funktionäre in den DGB Gewerkschaften nicht immer die Fortschrittlichsten sind,ist auch kein
neues Phanomäen.

Ja,ich hatte nach Jahren die IGM verlassen und war bei den Wobblies Mitglied geworden,die ich aber aufgrund diverser
antideutsch-rassistischer Positionen wieder verließ.
Inzwischen bin ich beim kleinerem Übel VerDi organisiert.

Achja,ich mag Parteiblabla  ;D
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counselor

So wie ich die MLPD hier in N kenne, will sie die Arbeiter zu selbständigen bzw wilden Streiks motivieren. Bei der Abwicklung der AEG war sogar an eine Besetzung der Fabrik gedacht.
Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

Fritz Linow

ZitatIm Programm der MLPD heißt es dazu: ,,Es sind die Arbeitermassen und ihre Selbstorganisationen, die unter Führung der marxistisch-leninistischen Partei die Lenkung und Verwaltung von Produktion und Gesellschaft in die Hand nehmen müssen."

NMV: Nicht mein Verein

Kuddel

Ich habe keinerlei politische Berührungsängste.
Meine Erfahrungen mit der MLPD in betrieblichen Dingen zusammenzuarbeiten waren nicht sonderlich positiv.
Ich hatte stets das Gefühl, man wollte mich anwerben und es wurde nicht darüber geredet, was man gemeinsam versuchen könnte, sondern es ging dann darum, was die MLPD macht und da könne man sich anschließen. Einmal klappte etwas gemeinsam, ansonsten war mein Eindruck, es geht immer nur darum die Partei zu stärken und weniger das Selbstbewußtsein der Arbeiter oder ihre Kampfkraft.
Meine Erfahrungen waren somit zumeist enttäuschend.

dejavu

Zitatantideutsch-rassistischer Positionen wieder verließ.
Wie, echt?
Leiharbeit und Werkvertragsmißbrauch verbieten! Weg mit dem Dreck!

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