Zum Tod eines Schweinehundes

Begonnen von TagX, 22:08:40 Mo. 11.Dezember 2006

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TagX


ZitatZum Tod eines Schweinehundes
Pinochets Geist
Von Werner Pirker

Augusto Pinochet starb einen Tod, den er nicht verdient hatte. Er verschied friedlich im Kreise seiner Angehörigen. Für seine Verbrechen brauchte er sich nie zu verantworten. Darin liegt wohl auch der Grund, weshalb selbst sein Abgang noch zu heftigen Auseinandersetzungen auf den Straßen von Santiago führte. Der Gesellschaft ist ihr Recht auf Vergeltung vorenthalten worden. Nun will sie den toten Diktator in die Hölle fahren sehen.

Selbst das offizielle Washington kam nicht umhin, Pinochet mit einem eher negativen Nachruf in die Ewigkeit zu entlassen. In Zeiten der »weltweiten Verbreitung der Demokratie« hätte eine Huldigung der Gewaltherrschaft der Obristen einen verstörenden Eindruck hinterlassen. Der General a. D. war ihr Mann fürs Grobe. Nachdem er seine Schuldigkeit – die Rückführung Chiles in das Reich der freien Marktwirtschaft – getan hatte, mußte er gehen.

Die von Pinochet angeführte Junta ließ Tausende Regimegegner ermorden; Zehntausende verschwanden in den Folterkellern. Hieß es früher: Pinochet ist zwar ein Schweinehund, aber er ist unser Schweinehund, so war nun, in der Ära der Kriege zur »Durchsetzung der Menschenrechte«, Distanz zu den eigenen Schweinehunden geboten. Das ging soweit, daß ein spanischer Staatsanwalt Pinochet 1998 in London verhaften ließ. Gedacht war dies als Pilotprojekt für eine internationale Strafgerichtsbarkeit, die, auch wenn sie Pinochet sagte, Milosevic und andere Dissidenten der neuen Weltordnung meinte.

Als das chilenische Militär am 11. September 1973 seinen Staatsstreich vollzog, war es nur das ausführende Organ einer Verschwörung, die von der US-amerikanischen CIA über Jahre ausgeheckt worden war, und das Land an den Rand des Zusammenbruches führte. Den Versuch, ein sozialistisches Modell innerhalb des Rahmens bürgerlich-demokratischer Institutionen zu entwickeln, wollten die USA nicht zulassen. Denn eine Demokratie, die nicht im Interesse der Privilegierten funktioniert, befindet sich außerhalb des Vorstellungsvermögens der Hüter »demokratischer Werte«. Deshalb wurde der chilenischen Demokratie ein reinigendes Blutbad verordnet.

Unter Pinochet wurde Chile zum Exerzierfeld des Neoliberalismus. Was heutzutage »Reformdiskurs« genannt wird, vollzog der Juntachef als »kurzen Prozeß«. Und wähnte sich dabei – gar nicht zu Unrecht – als Vorkämpfer der antikommunistischen Wertegemeinschaft. Der Geist des Pinochetismus ist keineswegs so tot, wie es den Anschein hat. So wurde in Tschechiens »liberaler Demokratie« eben erst der Kommunistische Jugendverband verboten, weil er für die Vergesellschaftung der Produktionsmittel eingetreten ist.
Quelle: http://www.jungewelt.de/2006/12-12/055.php
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Klassenkämpfer

Diese´s Monster hätte erschosen werden müssen
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TagX


ZitatDer Tod siegte gegen die Gerechtigkeit

Am 10. Dezember starb Augusto Pinochet im Alter von 91 Jahren an den Folgen eines Herzinfarkts. Ob das nun eine letzte, ungewollte Provokation oder eine letzte, ebenso ungewollte Gerechtigkeit ist, sei dahingestellt.

Mit Pinochet starb ein Mann, den man falsch einordnet, wenn man ihn verantwortlich macht für die Ermordung von 3 200, die Folter von 30 000 sowie die Vertreibung ins Exil von geschätzt 300 000 Chileninnen und Chilenen. Denn seine meist ungenannt bleibenden Hintermänner, die von US-Konzernen wie ITT, die der US-Regierung wie Kissinger, die deutschen Freunde wie Strauß - diese hätten an den Pranger gehört. Sie haben mit der Diktatur vor allem ein Wirtschaftsmodell installiert, das später mit dem Begriff "Neoliberalismus" eine elegante Umschreibung für die nackte Gewalt des Warentauschs im Kapitalismus bekam, wo der Mensch und sein Schutz stört. Pinochet schuf dafür die Voraussetzungen.

Der General schaffte es mit Hilfe in- und ausländischer Gesinnungsfreunde fünfzehn Jahre lang unbestraft zu bleiben, obwohl es reichlich Versuche gab, ihn hinter Gitter zu bringen. Nicht eine Ironie der Geschichte, sondern eines ihrer klassischen Beispiele ist die Tatsache, dass die Bewegung für seine Verurteilung in Chile erst auf gesellschaftlich breitere Füße kam, als klar war, dass er nicht einfach nur Mord und Folter befahl. Die konnte er bei der chilenischen Rechten noch gegen "die Modernisierung des Landes" aufrechnen (bei uns: "die Autobahnen"). Nein, mindestens acht Millionen Dollar hat er unterschlagen, und das war schäbig. Al Capone - er mag den Vergleich verzeihen - ist auch nur wegen Steuerhinterziehung verurteilt worden. Aber der verbrachte acht Jahre in Alcatraz, unseren chilenischen Genossinnen und Genossen blieb diese Genugtuung in Bezug auf Pinochet verwehrt.

Günter Pohl
Quelle: http://www.dkp-online.de/uz/aktuell/s0201.htm
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