Hitler und die Kirchen

Begonnen von scalpell, 06:03:19 Sa. 24.Februar 2007

⏪ vorheriges - nächstes ⏩

scalpell

Hallo ihr (Un)Glauebigen,

V. Hitler und die Kirchen

Die Rolle des Vatikans im ersten Weltkrieg, der fliegende Wechsel zu den Siegermächten ab 1917, wurde bereits im Kapitel "Österreich – ein Staat unterwirft sich der Kirche" dargestellt. Benedikt XV. hatte 1917 den als deutschfreundlich bekannten Kardinal Pacelli zum Nuntius in Berlin ernannt. Pacelli stand bald in einem Naheverhältnis zum Prälaten Kaas, der 1928 die Führung der Zentrumspartei übernahm; es ist anzunehmen, dass der Einfluss der Kurie besonders auf diese Partei entsprechend wirksam war. - In den Jahren 1924 bis 1932 wurden Konkordate mit dem Staat Bayern, dem Freistaat Preußen und dem Freistaat Baden unterzeichnet.

Die Zentrumspartei des Prälaten Kaas wurde von den deutschen Bischöfen unterstützt, und schon daraus ergab sich in den zwanziger Jahren die entschiedene Opposition der meisten Bischöfe gegen die NSDAP, die Partei der Nationalsozialisten. Doch bereits zu dieser Zeit dürften die Kurie in Rom und der Nuntius Pacelli weiter geblickt haben; der vernichtende Hass der Nationalsozialisten gegen Kommunismus und Sozialismus konnte den Intentionen Roms dienen. Und so verlangte Pacelli (der spätere Papst Pius XII.) schon 1931, also noch bevor die NSDAP mandatsstärkste Partei geworden war, dass die Zentrumspartei die Koalition mit den Sozialdemokraten auflösen und sich der NSDAP zuwenden sollte.

1932 ging die NSDAP aus den Reichstagswahlen als stärkste Partei hervor. Kurz bevor Hitler 1933 zum Reichskanzler ernannt wurde, kam es zu einer Vereinbarung zwischen dem Vatikan und Hitler, die vorsah, dass der Papst Hitler unterstützt, Hitler im Gegenzug ein Reichskonkordat abschließt und dafür sorgt, dass Kommunisten und Sozialisten von der politischen Bühne verschwinden.
Hitlers Beziehung zu den Kirchen war ambivalent. Er lehnte sicher jede politische Betätigung oder Intention der Kirchen ab, außer es waren gleichgeschaltetete Aktivitäten. Das religiöse Weltbild des Monsters war von Kontakten zu mystischen Sekten in der Zeit seines politischen Beginns und von seltsamen, "völkischem" Denken entspringenden Anschauungen beeinflusst (Welteislehre, Thule-Sekte). Er dürfte den Inhalten der Lehren, wie sie von den Kirchen transportiert wurden und werden, eher fremd oder gleichgültig gegenübergestanden haben. Andererseits verfügte er in den entscheidenden Jahren sicherlich noch über genügend Gehirn um zu erkennen, dass eine vollständige Unterdrückung der Kirchen im deutschsprachigen Raum ein sinnloses und gefährliches Unterfangen gewesen wäre. Dass er den Papst nun plötzlich mit offenen Armen auf sich zukommen sah, hat ihm vieles erleichtert. Von Pius XI. ist überliefert, dass er im März 1933 sagte, er müsse zugeben, dass Hitler der einzige Regierungschef der Welt sei, der über den Bolschewismus so spricht wie der Papst selbst.
Doch die deutschen Bischöfe konnten die Wende ihrer Vorgesetzten nicht so rasch nachvollziehen, wie sie ihnen vorgetanzt wurde; bis ins Jahr 1933 wurden vom Episkopat starke Vorbehalte gegen die Nazis formuliert. Es war daher notwendig, den Herren rasch auf die Sprünge zu helfen. Im März 1933 wurden die Nuntien in Berlin und München beauftragt, die deutschen Bischöfe entsprechend zu instruieren. Der sehr lange Hirtenbrief vom Juni 1933 war das Ergebnis dieser Order aus Rom. Da ein Kurswechsel um 180 Grad nicht ganz einfach ist, liest sich besagter Hirtenbrief über weite Strecken wie ein Balanceakt. Hier und da sehr vorsichtige Hinweise auf eine erhoffte innere Versöhnungspolitik, sehr deutlich dagegen die Anerkennung der neuen Regierung. In der Formulierung nähert man sich schon der Nazidiktion und spricht von "Krankheits- und Alterserscheinungen der Völker" und "Entartungen". Unter anderem sagten die deutschen Bischöfe: "... Es fällt deswegen uns Katholiken auch keineswegs schwer, die neue, starke Betonung der Autorität im deutschen Staatswesen zu würdigen und uns mit jener Bereitschaft ihr zu unterwerfen, die sich nicht nur als eine natürliche Tugend, sondern wiederum als eine übernatürliche kennzeichnet, weil wir in jeder menschlichen Obrigkeit einen Abglanz der göttlichen Herrschaft und eine Teilnahme an der ewigen Autorität Gottes erblicken... Auch die Ziele, die die neue Staatsautorität für die Freiheit unseres Volkes erstrebt, müssen wir Katholiken begrüßen..."

Prälat Kaas hatte sich schon nach Rom abgesetzt, als sich die Zentrumspartei 1933 selbst auflöste. Von Rom aus ließ der Prälat seine Schäfchen wissen: "Hitler weiß das Staatsschiff gut zu lenken.... Es kommt nicht darauf an, wer regiert, wenn nur die Ordnung gewahrt bleibt. Die Geschichte der letzten Jahre in Deutschland hat den demokratischen Parlamentarismus als unfähig erwiesen." Im selben Jahr setzt Hitler Schlag auf Schlag. Die bürgerlichen Grundrechte werden außer Kraft gesetzt, die Deportationen in KZ beginnen. Der Boykott jüdischer Geschäfte und Unternehmer wird ausgerufen; Gewerkschaftshäuser werden besetzt, das Vermögen beschlagnahmt. Schließlich wird der Einparteienstaat gesetzlich verankert und es werden die Gesetze über die Landesverweisung unerwünschter Personen erlassen.

Nach der Durchführung all dieser Schritte durch die NSDAP schließt der Vatikan am 20. Juli 1933 das Reichskonkordat mit Hitler ab. "Diese Tatsache bedeutet eine ungeheure moralische Stärkung der nationalsozialistischen Reichsregierung und ihres Ansehens", erkannte der "Völkische Beobachter" richtig. Die restliche Welt reagierte überrascht. Auch innenpolitisch war dieser Erfolg für die Nazis wichtig, und ganz besonders in Hinblick auf Österreich, wo die Kirche noch gegen den Nationalsozialismus predigte. Es gibt wohl nur wenige bessere Beispiele in unserem Jahrhundert, die so klar und deutlich zeigen, dass für die Kirche reine Machtüberlegungen, sonst nichts, den Ausschlag geben. Während in Österreich von Klerus und Vatikan ein autoritäres Regime unterstützt und mitgesteuert wird, das im Nationalsozialismus den Todfeind sieht, und während dort die Bischöfe und Priester dieser Politik das Wort reden, marschiert die deutsche Geistlichkeit schon in einer Reihe mit den Nazis. Dieses Taktieren ist schon so unendlich weit von allem entfernt, was mit Religion zu tun haben könnte, dass nicht einmal mehr die Diskrepanz auffällt.

Das deutsche Konkordat aus 1933, das nach wie vor in Kraft ist, gewährt der Kirche Vorrechte und Privilegien, wie etwa den selben Schutz des Staates wie Staatsbeamte, Befreiung der "geistlichen" Einkommen von der Zwangsvollstreckung und Schutz der katholischen "Amtskleidung" durch die selben Strafandrohungen wie für den Missbrauch von Militäruniformen. Weiters wurde natürlich die Militärgeistlichkeit und die Ernennung eines eigenen Militärbischofs geregelt. Keine Probleme hatte der Vatikan offenbar damit, dass alle Bischöfe bei Amtsantritt dem Deutschen Reich die Treue zu schwören hatten. Artikel 30 bestimmte, dass an Sonn- und Feiertagen in allen Kirchen beim Gottesdienst ein Gebet für das Wohlergehen des Deutschen Reiches und Volkes "eingelegt" wird. Pius XI. und Hitler fanden rasch und - in politischen Maßstäben - unkompliziert zueinander. Gewürzt wurde dieser vatikanisch-nationalsozialistische Cocktail mit einem geheimen Zusatzprotokoll. Darin wurden Regelungen für den Fall getroffen, dass im Deutschen Reich die allgemeine Wehrpflicht wieder eingeführt wird. Dies ist doch einigermaßen signifikant, wenn man sich vor Augen hält, dass Hitler zum damaligen Zeitpunkt die Verträge von Versail (Verbot der Wiederaufrüstung) noch nicht gebrochen hatte.

Bald ergaben sich aber, wie bei diesen Vertragsparteien nicht anders zu erwarten, Auffassungsunterschiede über die Interpretation des Konkordates. Pius XI. protestierte mehrmals und erfolglos. In der Enzyklika "Mit brennender Sorge", die auf Deutsch verfasst wurde, beschuldigte Pius die Reichsregierung der Vertragsverletzung. Weiters wies er auf die Autorität und den Primat des Papstes hin und forderte den Glauben an die heilige katholische Kirche. Die Enzyklika, herausgegeben 1937, enthielt jedoch kein Wort gegen die Gewaltherrschaft und Brutalität des Nationalsozialismus oder gegen die Nazis selbst, und natürlich verlor Pius keine Silbe über den mörderischen Antisemitismus im Deutschen Reich.

Es war einfach das Verhältnis zweier Supermächte der damaligen Zeit, die sich benutzten wo gemeinsame Interessen lagen und sich bekämpften, wo sie sich nicht einigen konnten. Auch im Kleinen spiegelt sich dies: Hitlers "Mein Kampf", noch immer die Bibel der unbelehrbaren, wurde von einem katholischen Priester überarbeitet und endredigiert. Später wurde der Mann von den Nazis umgebracht.

Ab 1939 regierte Papst Pius XII. die Kirche, er ist uns als Nuntius Pacelli und besonderer Freund Deutschlands bereits begegnet. Sein Schweigen zum Völkermord der Nazis ist in die Geschichte eingegangen. Einige Priester und eine Vielzahl von Gläubigen leisteten dem Regime Widerstand oder retteten Verfolgte. Die Amtskirche oder kirchliche Stellen waren an diesem Widerstand aber nicht beteiligt, im Gegenteil. Es wurden Schriften herausgegeben, die den Nationalsozialismus vor den kirchlichen Glaubenslehren rechtfertigen sollten. Ein glühender Verfechter der Synthese von Kirche und Nationalsozialismus war der aus Österreich stammende Bischof Hudal in Rom, der in seinen weitschweifigen Ergüssen die Katholiken in ihrer Treue zu Volk und Reich von niemandem übertroffen sehen wollte. Hudal wird nach Kriegsende eine Schlüsselrolle bei der kirchlichen Fluchthilfe für Nazigrößen spielen. Noch Jahrzehnte danach gelang es nicht, Hudal zu einer Beendigung seines Lobpreises für die Nazis zu bewegen, was höchst peinlich war, denn nun war ja auch in der Kirche diese Haltung nicht mehr opportun. Ein anderer Trommler für die Nazis war der Theologe Adam, der sich vorbehaltlos zum NS-Regime bekannte. - "Zeigt uns übrigens nicht die Geschichte," sagt Michail A.Bakunin, "dass die Priester aller Religionen, ausgenommen die der verfolgten Kulte, immer die Verbündeten der Tyrannei waren?"

Im März 2000 hielt die Katholische Kirche in Paris eine Konferenz, die über eine Entschuldigung der Kirche für die Fehler der Vergangenheit beraten soll. Ein Dokument, "Gedenken und Versöhnung" wurde publiziert und der Papst erwähnte die Bitte um Vergebung kurz darauf. Genannt werden unter anderen auch die Juden, aber man entschuldigt sich nicht für die Kirche: Die Kirche als Institution ist rein, ohne Fehler. Sie wird von Gott frei von Irrtümern gehalten, in der Vergangenheit und jetzt. Lediglich individuelle Mitglieder der Kirche tragen Verantwortung für vergangene Gräuel und Untaten. Das Dokument, unter Leitung von Kardinal Ratzinger erstellt, sagt folgerichtig: ,,Vom theologischen Standpunkt unterscheidet das II.Vatikanum zwischen der makellosen Treue der Kirche und der Schwachheit ihrer Mitglieder, Kleriker oder Laien, gestern und heute."

Einmal mehr ein Scheingebilde wie das von der ,,Heiligkeit des Amtes". Die Kirche ist nichts als die Summe aller ihrer Mitglieder, und sie trägt für die Handlungen all dieser die Verantwortung. Nur durch das jahrhundertelange Erfinden von neuen Theorien und Dogmen kann man sich nicht aus der Verantwortung stehlen.

Die Anti-Defamation League gab dazu folgendes Statement ab: ,,Papst Johannes Paul II. hat eine historische Chance versäumt, die Debatte über die christliche Verantwortung für spezifische Sünden gegen Juden über die letzten 2000 Jahre abzuschließen. Wir sind traurig und enttäuscht, dass es dieser Pontifex, der sonst so viel für die katholisch-jüdischen Beziehungen getan hat, versäumt hat, die ganz spezifischen Katholischen Verfehlungen gegen das jüdische Volk beim Namen zu nennen, besonders den Holocaust." Und CNN berichtete: "Das Dokument anerkennt nur Sünden derjenigen, die im Namen der Kirche agierten. Es anerkennt keinerlei Sünden der Kirche selbst oder derer, die als ihre Päpste dienten..."


Nach dem Krieg

Die faschismus-freundliche Gesinnung von Klerus und Vatikan erwies sich in der Folge doch als etwas dauerhafter als rein taktische Bündnisse; die Unterstützung der Nazis wurde auch nach dem Krieg fortgesetzt. Traurige Berühmtheit erlangte die Schiene vom Vatikan nach Südamerika, auf der Nazi-Verbrecher aus dem alliiert besetzten Europa in südamerikanische Fluchtländer verschoben wurden. Mit Hilfe von Rot-Kreuz Pässen, organisiert von Geistlichen, oder mit vatikanischen Papieren ausgestattet, wurde über Österreich, Süddeutschland und bis Spanien eine "Klosterroute" für gesuchte Nazi-Größen gebaut. Die Meisten wurden nach Argentinien verschifft, einige fanden mit Hilfe der Kirche in europäischen Kircheneinrichtungen Zuflucht. Eine zentrale Funktion in dieser illegalen Fluchthilfeorganisation nahm der schon erwähnte Bischof Hudal ein; er war damals Rektor des deutschen Priesterkollegs in Rom. Ein weiterer aktiver Förderer war etwa Kardinal Siri, damals Bischof von Genua, dem Simon Wiesenthal vorwirft, dem berüchtigten KZ-Arzt Mengele zur Flucht verholfen zu haben. Der italienische Vatikanspezialist Nino LoBello schreibt, dass Bormann die Flucht nach Brasilien mit vatikanischen Papieren gelang, die die Unterschrift des Papstes trugen. Ungezählte Schlächter konnten so trotz internationaler Fahndung ihrem gerechten Urteil entgehen. Schuldig sind nicht nur die Drahtzieher in Rom, sondern ebenso die große Zahl der Priester, Äbte und Bischöfe, die quer durch Europa kooperierten, um SS-Schergen und sonstige Nazis in Sicherheit zu bringen. Klöster und andere kirchliche Einrichtungen dienten der diskreten Unterbringung der Verbrecher.

Diese Begünstigung von Verbrechern verstieß und verstößt gegen die rechtlichen Bestimmungen der europäischen Staaten, im Fall von Kriegsverbrechern sogar gegen internationales Recht. Angeblich laufen in diesem Zusammenhang noch immer Ermittlungen europäischer Polizeibehörden; bis jetzt ist jedoch keine einzige Verhaftung bekannt geworden. Einer der prominentesten Kriegsverbrecher, die lange in Europa versteckt worden waren, ist Paul Touvier. Er war Chef der faschistischen Miliz in Lyon, also Handlanger der Gestapo. Von Kriegsende bis 1991 wurde Touvier von kirchlichen Würdenträgern versteckt gehalten. Zwanzig Jahre vorher war er durch das Betreiben des damaligen vatikanischen Staatssekretärs Kardinal Villot sogar vom französischen Staatspräsidenten begnadigt worden. Touvier musste trotzdem wieder untertauchen, da erzürnte alte Kämpfer der Resistance dies nicht so einfach hinnehmen wollten. In den langen Jahren des Versteckens wurde Touvier von zwanzig bis dreißig teilweise hohen Geistlichen betreut. Diesen Schutz hatte er sich durch die Übergabe des bei Kriegsende verbliebenen Vermögens der Miliz an den Vatikan erkauft. Das Geld stammte natürlich aus geplündertem jüdischem Eigentum. Wie der Fall Touvier zeigt, gibt es in der Mentalität der Kirchenfürsten keine Änderungstendenzen. 1992 wurde bekannt, dass flüchtige Verwandte Ceaucescus in Österreich in einem Benediktinerkloster Unterschlupf gefunden haben. In Spanien wurde 1992 zwei ETA-Terroristen nach einem von ihnen verübten Attentat mit Wissen des Bischofs kirchliches Asyl gewährt.

Und im Jahr 2001 verhalf die heilige Katholische Kirche einem Priester zur Flucht, der vom Internationalen Kriegsverbrechertribunal in Den Haag per Haftbefehl gesucht wurde. "Vater" Seromba wird mit einigen anderen des Mordes an 2500 Tutsis in Ruanda beschuldigt. Er soll 2000 Menschen in seine Nyange-Kirche in Kivumu gelockt haben, um dann zwei Bulldozer das Gebäude einreißen zu lassen.

Die Strafverfolgungsbehörde sagt, er habe eintreffende Tutsis nach den Namen anderer befragt, um diese auch von Hutu-Offiziellen in seine Gemeinde bringen zu lassen. Später habe er den Gendarmen befohlen, jeden zu erschießen, der es wagen würde, etwas Essbares aus den Pfarrgebäuden oder den Bananenhainen zu nehmen. Dann, so die Anklage, wurden die Flüchtlinge mit Schusswaffen attackiert, doch es gelang ihnen, die Angreifer aus der Kirche zu drängen. Ein Angestellter der Pfarre kam schwer verwundet zurück, doch Seromba erlaubte ihm nicht, die Kirche zu betreten. Er wurde erschossen. Nach einem Treffen mit anderen Hutu-Würdenträgern und einem weiteren Priester habe Seromba um den 15. April 1994 befohlen, die Tutsis umzubringen (INTERNATIONALES KRIEGSVERBRECHERTRIBUNAL FÜR RUANDA, Case.No. ICTR-2001-66-I. Der Ankläger GEGEN Athanase SEROMBA, gezeichnet: Carla Del Ponte, 8. Juni 2001). Der Angriff erfolgte mit Feuerwaffen und Handgranaten, und Benzin wurde durch das Dach des Gebäudes gegossen. "...während dieser Attacken verließen einige Flüchtlinge die Kirche in Richtung Presbyterium. Vater Seromba fand sie und informierte die Gendarmen über ihr Versteck. Unmittelbar danach wurden sie angegriffen und erschossen. Unter ihnen waren zwei Tutsi Frauen (Alexia und Miriam)." Da mit diesen Methoden nicht die Tausenden Tutsis getötet werden konnten, wurden Bulldozer geholt: "(27.) Sofort danach verlangten Vedaste MUPENDE, Fulgence KAYISHEMA and Gregoire NDAHIMANA das Einschreiten von Athanase SEROMBA, welcher kam und Athanase, alias 2000, befahl, die Kirche zu zerstören, denn die Hutus seien zahlreich und könnten eine Neue bauen. (28.) Athanase fuhr mit dem Bulldozer in die Kirchenwände, das Dach stürzte ein und tötete mehr als 2000 Tutsis, die in der Kirche versammelt waren. Die wenigen Überlebenden wurden von der Interahamwe angegriffen, bestrebt, sie alle zu erledigen." Es handelt sich um eine der schrecklichsten Bluttaten in diesem Völkermord. In einem kleinem Teil Afrikas herrschte Trauer und Entsetzen über das grausame Schicksal so vieler; wie es jedoch scheint, ist ein katholischer geweihter Massenmörder bei weitem nicht so interessant wie arabische Terroristen oder ein Slobodan Milosevic.

Gleich darauf holten seine Kirchenoberen Seromba nach Italien. Nachdem das UN-Tribunal für Ruanda seine Auslieferung wegen der Anklage des Völkermordes verlangt hatte, wurde er mit Hilfe der Katholischen Hierarchie rasch versteckt. Man muss als internationale Organisation schließlich auf der ganzen Welt die eigenen Interessen und die der Angestellten wahren. - Nach heftigen internationalen Bemühungen ist er nun im Gewahrsam des Internationalen Tribunals für Ruanda. Nicht einmal die Römisch-Katholische Kirche konnte es sich leisten, diesen Verbrecher an der Menschheit weiterhin zu decken. Die Anklageschrift, unterzeichnet von Carla Del Ponte im Juni 2001, listet die schrecklichen Verbrechen des Massenmörders Seromba auf, katholischer Priester und Schützling des Vatikans. Im Frühjahr 2003 wartet Seromba auf seinen Prozess. Er wird beginnen sobald die Anklägerin alles vorbereitet hat.
Ein Kirchenoberer der Siebenten Tags Adventisten und sein Sohn wurden bereits Anfang 2003 vom Internationalen Kriegsverbrechertribunal Für Ruanda der Beihilfe zum Völkermord in Ruanda verurteilt. Sie wurden dafür verantwortlich gemacht, Hunderte von Tutsis unter ähnlichen Umständen ermordet zu haben.

Es bedarf nicht der Beispiele aus der Gegenwart um zu verdeutlichen, dass der Vatikan kein kritisches Verhältnis zum Nationalsozialismus hatte. Das beweisen nicht nur die historisch belegten Vorgänge zwischen Deutschem Reich und Rom, sondern auch die Fluchthilfe für Nazis bis in unsere Zeit und Fakten von anderen Schauplätzen, wie etwa Kroatien. Die Frage, wie die Kirche heute zum Nationalsozialismus steht, kann jedenfalls nicht klar beantwortet werden. Schöne Worte der Verdammung sind schnell gepredigt; die Handlungsweise bleibt dieselbe: Wenige Tage nach den Wahlsiegen der Neofaschisten in Italien im November 1993 empfing der Kardinal von Neapel die Faschistenführerin Alessandra Mussolini.

Dennoch vertritt die Kirche noch immer den Standpunkt, dass das Schweigen des Papstes zu den Nazigräueln das Ergebnis taktischer Überlegungen, gewesen wäre, und dass es keine Alternative gegeben hätte (!). Der Papst hatte nicht einmal den sechs Geistlichen in Mussolinis erstem Kabinett ihr politisches Engagement für die Faschisten untersagt. Der kirchliche Argumentationsnotstand lässt die offizielle Kirchengeschichte interessante Blüten treiben: In Band VII des Handbuchs der Kirchengeschichte, herausgegeben 1979 und abgesegnet vom zuständigen Bischof, wird auf den "dichten" Notenwechsel des Heiligen Stuhls und der Reichsregierung hingewiesen, der die deutsche Rassendoktrin verurteilte. Ja, diese Noten seien sogar den deutschen Bischöfen zur Kenntnis gebracht worden. Das ganze wird dann als "Abwehrkampf der Kirche" bezeichnet. - Warum ein deutliches Wort des Papstes an die Welt, ein Wort der Geistlichen von den deutschen Kanzeln, ausblieb, wird nicht schlüssig erklärt. Am Beginn der Naziherrschaft wäre dies noch ohne Gefährdung des Klerus möglich gewesen. Das erwähnte Handbuch der Kirchengeschichte teilt uns mit, Papst und Kurie wären überzeugt gewesen, "dass ein flammender päpstlicher Protest den Mordaktionen nicht Einhalt gebiete, sondern deren Tempo und Umfang vergrößere ...". Mit dieser Logik kann jedes beliebige Handeln oder Unterlassen gerechtfertigt werden. Eine wertvolle Information ist dem kirchlich approbierten Geschichtsbuch aber zu entnehmen: Das vatikanische Staatssekretariat war relativ früh über die Maschinerie der Massenvernichtung informiert. Ganz konkrete Mitteilungen gingen von jüdischer Seite spätestens im Frühjahr 1942 ein.

Rolf Hochhuth, der in seinem Drama "Der Stellvertreter" schwerste Anschuldigungen gegen Pius XII. erhob und damit die erste kritische Sichtung der Vorgänge auslöste, hat also Recht. Für die Jahre 1933 bis 45 erlebte die Geschichte bei ihrer Verwandlung in eine Kirchenchronik noch weitere märchenhafte Metamorphosen. Die Wende von den Faschisten zu den Alliierten im Jahr 1943, als sich das Kriegsglück drehte, wird als großartige "Friedensbemühung" verkauft, wie wir das schon aus den letzten Jahren des ersten Weltkriegs kennen.

Der größte Coup dürfte der römischen Propagandamaschine allerdings zum Thema "Rettung unschuldiger Juden" gelungen sein. Trotz Hochhuth und anderer konnte der Eindruck erweckt werden, als ob ein im Stillen wirkender Papst während der Nazizeit tausende von Leben gerettet hätte; insbesondere in Italien. So werden die Leistungen einzelner, wie des Paters Benedetto, der tatsächlich viel für die jüdische Gemeinde Roms tat, als Aktionen Pius des XII. verfälscht. Die italienischen Juden können bezeugen, wer tatsächlich etwas für sie unternahm. Der Vatikan hat bislang zu seinen behaupteten Rettungsaktionen jede Vorlage von Dokumenten aus dieser Zeit verweigert. Wie lächerlich das Lügengebäude von den unschuldigen, philanthropen und antifaschistischen Geistlichen der Kurie ist, wird auch aus Details der diplomatischen Geschichte deutlich.

Ab 1943 setzten sogar Bemühungen ein, den Faschismus in Italien an der Macht zu erhalten. Das Gespenst sozialer Unruhen wurde heraufbeschworen, die Alliierten wurden vor der Machtergreifung der Kommunisten gewarnt, nur um die bestehende Ordnung - eventuell ohne Mussolini - erhalten zu können. Was Deutschland betrifft, so wurde von der Kurie während des Krieges auf eine Koalition mit den USA gegen die Sowjetunion hingearbeitet. Weiters ist erwiesen, dass der Vatikan 1943 ernsthaft versuchte, den Amerikanern die Wiedererrichtung einer katholischen Monarchie in Österreich schmackhaft zu machen. Otto von Habsburg sollte über ein Kaiserreich regieren, das neben Österreich auch noch Bayern umfasst hätte. Es war Roosevelt, der alle diese Anschläge auf die politische Moral abblockte. – Fünfundzwanzig oder fünfzig Jahre sind für die römische Kirche nichts. Strategien und Präferenzen werden nicht so einfach über Bord geworfen. Die Habsburger Dynastie, mehr als fünfhundert Jahre autokratische Eigentümer des größten Teiles Zentraleuropas, waren immer verlässliche Verbündete der Päpste. Daher ist der Versuch, diesen Klan zu restaurieren, oder der Seligsprechungsprozess für den letzten Kürzestregenten, Karl, nur typisch für eine Institution, welche seit 1600 Jahren Macht kumuliert.

Es zeigt sich einmal mehr, dass nur die eigenen Machtüberlegungen das Handeln Roms bestimmten. Um den Preis einer Fortsetzung der faschistischen Herrschaft bzw. eines Rückfalls in eine autoritäre Monarchie hätten Papst und Kurie nur zu gerne die Welt nach ihren Vorstellungen gestaltet. - 1976 wurden Hudals "Römische Tagebücher" veröffentlicht, in denen er sich offen zu den eigenen Irrtümern bekennt. Aus den Aufzeichnungen dieses Mannes, der selbst ein Mächtiger im Zentrum der Macht war, ergibt sich ein zuverlässiges Bild der vatikanischen Meinung zum Nationalsozialismus. Leider aber hat Hudal den offiziellen Schwenk der Kurie nach dem Kriege ausgelassen und spricht so noch immer in der "alten Sprache" - von der kirchlichen Hilfe für die "Opfer der Nachkriegszeit" - damit sind die fliehenden Nazis gemeint. Es ist ein weiteres Wunder des Katholizismus, dass die in so vielen Fällen nachgewiesene Unterstützung der Amtskirche für flüchtige Nazigrößen bei den Gläubigen weder großes Erstaunen noch Nachdenken provoziert hat.


Der Filz der Moderne

Im Deutschland der Nachkriegszeit war das Reichskonkordat durchaus umstritten, die Genesis war zu gut in Erinnerung. Die sozialdemokratische Partei und die liberale FPD widersetzten sich einer ausdrücklichen Anerkennung des Konkordats. Doch 1957 entschied das Bundesverfassungsgericht, dass das Reichskonkordat gültiges Recht sei, und zwar im Rang eines einfachen Bundesgesetzes. Die erwähnten alten Regelungen stehen somit nach wie vor in Geltung. So hat in Deutschland die Regierung kein Vetorecht gegen die Ernennung eines Bischofs, nur ein "Erinnerungsrecht". Von Seiten des Vatikans wurden zu keinem Zeitpunkt Bedenken gegen das Konkordat bekannt.

In Deutschland hatte in den letzten siebzig Jahren weder die katholische noch die protestantische Kirche Anlass zu Beschwerden. In einem der reichsten Länder der Erde wird der Obulus der Gläubigen immerhin vom Staat selbst, nämlich von seinen Finanzämtern, eingehoben. Diese Regelung geht ebenfalls auf die Nazizeit zurück. Solch ein Privileg konnte sich die Kirche nicht einmal in Österreich sichern, wo die Kirchenbeiträge zwar eingeklagt werden können, die Eintreibung und Abrechnung muss jedoch durch die Kirchenämter ("Finanzkammern") selbst erfolgen. Daneben fließen in der Bundesrepublik reichlich direkte Staatsmittel zweckgebunden, wie z.B. für theologische Fakultäten, aber auch nach dem Gießkannenprinzip, und zusätzlich sehr hohe Summen in Form von indirekten Subventionen. Es ist immer wieder behauptet worden, dass der Zahlungsfluss von Deutschland nach Rom der wesentliche Grund für den Vatikan war, Hitler zu fördern. Eine Änderung der so vorteilhaften Inkassomodalitäten hätte Pius XI. und XII. tatsächlich in arge Bedrängnis gebracht.
Die Bundesrepublik Deutschland kennt zwar das Prinzip der "Trennung von Kirche und Staat", wie jedes moderne Gemeinwesen, tatsächlich aber ist Staat und Kirche in vielen Gebieten nach wie vor verfilzt, von den Kommunen bis hinauf zu Bundesämtern. Eine vergleichbare Verquickung von Staat und Kirche gibt es nur in Österreich. In Frankreich wurde die Trennung von Kirche und Staat tatsächlich konsequent verwirklicht. Die Geistlichen leben von Spenden und sonstigen freiwilligen Subventionen. In den katholischen Hochburgen Spanien und Italien haben die Bürger die Möglichkeit, die Zweckbestimmung ihrer Kirchen- oder Solidarbeiträge selbst festzulegen; in Spanien kann überhaupt für die Verwendung für andere soziale Zwecke optiert werden.

Horst Herrmann, damals Professor für Kirchenrecht in Münster, Deutschland, brachte 1972 einen Vorschlag zur Reformation der deutschen Zwangsabgabe: Der einzelne Steuerpflichtige entscheidet, ob sein Geld wie bisher der Kirche anvertraut wird, oder einem speziellen Fonds (Entwicklungshilfe etc.), oder dem Staat, zweckgebunden für verschiedene Aufgaben. Die Kirche versuchte natürlich, den Vorschlag möglichst leise untergehen zu lassen; Kardinalsstühle mit Elfenbeinintarsien um mehr als 400.000 DM anfertigen zu lassen, wie es der Münchner Oberhirte tat, wäre nur mehr schwer möglich, wenn die Zahlenden über die Verwendung ihres Geldes mitbestimmten.

Die bisherige Praxis lässt die Kirchen mehrere Milliarden DM pro Jahr an Kirchensteuern einnehmen - und es wird immer mehr, da die Sätze in den letzten zwanzig Jahren wesentlich progressiver anstiegen als die Inflationsrate. Die Kirchenoberen stehen auf der anderen Seite dieser Bilanz, Bischöfe etwa verdienen soviel wie Staatssekretäre.
Ein weit verbreiteter Irrtum, der jedoch sorgsam genährt wird, ist der Glaube, was mit Kirche in Verbindung stehe, werde auch von der Kirche finanziert. Das gilt speziell für karitative Institutionen. An den Schnittstellen zwischen Kirche und Staat wird der allergrößte Teil der Leistungen, bis zu 90%, vom Staat berappt. Diese staatlichen Zuschüsse werden nicht gesammelt ausgewiesen; es ist eine Sisyphosarbeit, alle diese teilweise versteckten Summen aufzufinden. Man muss dazu sämtliche Länder-rund Kommunalbudgets durchforsten, ebenso alle Ausgabenansätze des Bundes und seiner Körperschaften. Für einige Bereiche gibt es jedoch Ziffern, die das ganze Ausmaß staatlicher Zuwendungen erahnen lassen: Schon in den achtziger Jahren wurden mehr als 80 - 90 Millionen DM vom Staat nur für die Militärseelsorge aufgewendet. - Damit hatte sich der Betrag seit den Sechzigern verfünffacht. Im Sozialbereich trägt die öffentliche Hand an die 90% der Kosten kirchlicher Stellen und Organisationen. Im Schulbereich liegt der Anteil irgendwo zwischen mehr als der Hälfte und 90%. Dabei darf man nicht vergessen, dass sich die Kirchen hier ihre "Religionshoheit" vorbehalten, dass sie eben konfessionellen Unterricht geben - mit den Geldern aller Staatsbürger. Die Aufwendungen für die theologischen Fakultäten allein werden auf mehr als eine Milliarde DM pro Jahr geschätzt. Zusammen erhalten die protestantische und die katholische Kirche DM 19 Milliarden pro Jahr von der Regierung, plus DM 20 Milliarden über den Umweg von Steuerprivilegien. Über die Kirchensteuer kommt für die katholische Amtskirche in Deutschland nochmals ein Betrag von DM 9 Milliarden herein, die der protestantische Apparat begnügt sich mit DM 8 Milliarden, immer pro Jahr.

In der Fernsehsendung "Der heiße Stuhl" des deutschen Senders RTL vertrat 1993 ein Kirchenkritiker den Standpunkt, die Kirchen bekämen viel zu viel Geld von der öffentlichen Hand. Nach der Sendung, die eine hohe Seherbeteiligung aufwies, ließ der Moderator die Zuschauer anrufen und abstimmen. 84,4% der Anrufer stimmten der Aufforderung "Stoppt die Kirchen, sie wollen nur unser Geld!" zu.

Der Besitz der Kirchen in Deutschland wird heute auf mehr als DM 981Milliarden geschätzt, davon gehören allein 73 Milliarden den Klöstern (C.Frerk, Finanzen und Vermögen der Kirchen in Deutschland, Alibri 2001). Der SPIEGEL (49/2001) nannte hierauf die Katholische und die Protestantische Kirche die reichsten Unternehmen Deutschlands. Der Grundbesitz der Kirche und der Ordensgemeinschaften basiert historisch zum allergrößten Teil auf gleich fragwürdige Titel wie der Besitz des Adels. Der Unterschied ist, dass die Aristokraten den größten Teil ihrer Besitztümer abgeben mussten, während die Kirche weiter ihren Besitzstand mehrte. Es ist ihr immer wieder gelungen, den "Grundbuchsstand" über alle Revolutionen und Kriege zu wahren. Gleich, ob Ländereien als Entgelt für politische Bündnisse, als Resultat von Schenkungen oder Erbschaften, durch Erpressung, Raub oder Fälschungen erworben wurden, sie blieben alle in den Händen der Kirchen.

In den Reformländern Osteuropas sind es nach dem Fall des eisernen Vorhanges die strategischen Hauptziele der Katholischen Kirche, zum einen kirchentreue Parteien zu fördern, und sich zum zweiten alle Besitzungen von früher wieder einzuverleiben. In Anbetracht der wirtschaftlichen Situation dieser Länder muss man wohl von Zynismus sprechen. Besonders dort, wo die letzten Wahrer des Besitzstandes Faschistenknechte wie Prälat Tiso (Slowakei) oder Erzbischof Stepinac (Kroatien) waren.

In Deutschland jedenfalls dürfte die katholische Kirche an die 3,5 Milliarden qm Land besitzen, die evangelische etwa ein Fünftel dessen. In Bayern ist die katholische Kirche nach dem Staat der größte Grundbesitzer. Der Großteil wird nicht einmal selbst genützt, sondern verpachtet. Noch immer werden Flurbereinigungen verhindert, weil die Kirche an ihrem Besitzstand festhält, ja sogar neues Agrarland, das benachbarte Landwirte benötigen würden, versucht sich die Kirche einzuverleiben. Die Besitzpolitik der katholischen Orden und Diözesen erinnert in Vergangenheit und Gegenwart eher an die Methoden mächtiger Kaufleute oder großer Konzerne. In der Lehre Jesu lassen sich diesbezüglich keine Hinweise finden, im Gegenteil.

Die gegenwärtige Entwicklung in Deutschland gibt Anlaß zur Hoffnung. Immer mehr Menschen erkennen den Widerspruch zwischen der Lehre des Christentums und der Machtpraxis der Kirchen. Diverse Medien greifen immer öfter heikle Themen um die Kirchen auf, Kritiker besonders der Katholischen Kirche füllen bei ihren öffentlichen Auftritten die Säle. Der Prozess einer kritischen Bewusstseinsbildung ist in Gang gekommen.






VI. Kroatien, die Katastrophe

Das Verhalten der Kirchenregierung gegenüber den Nationalsozialisten und anderen autoritären Regime legt Zeugnis ab von der Bereitschaft des Vatikans, jede politische Koalition einzugehen, wenn es den eigenen Zielen förderlich ist. Meistens sind diese Ziele machtpolitischer Natur. Wie weit das politische Kalkül die Kirchenfürsten gehen lässt, wurde im Europa der Neuzeit am eindrucksvollsten im ehemaligen Jugoslawien demonstriert. Völkermord und extreme Grausamkeiten wurden nicht nur geduldet, sondern unterstützt. Die Motive dafür sind wohl von ähnlicher Art wie die Beweggründe für die Kreuzzüge. Sollte es sich - wofür wenig spricht - um Überlegungen zur Stärkung und Erhaltung des katholischen Glaubens in Jugoslawien gehandelt haben, so ist dies schlimm genug. Denn die Mittel, die zur Durchsetzung des Zweckes gewählt wurden, haben diese Form des katholischen "Christentums" ad absurdum geführt.

Als in Jugoslawien das Grauen während des zweiten Weltkriegs Gestalt annahm, war einer der Namen dafür "Jasenovac". Es war das größte Konzentrationslager Jugoslawiens. Mehr als 200.000 Menschen wurden dort umgebracht. Dieses KZ ist bislang in keinem Geschichtsbuch so leicht zu finden - denn der Hintergrund ist ein politischer Skandal ungeheuren Ausmaßes: Die katholische Kirche war die stärkste treibende Kraft beim großen Abschlachten durch die Ustascha, es ist sogar der Schluss unvermeidbar, dass die Kirche die Entwicklung gezielt geplant und gesteuert hat. Dies ist durch unabhängige Untersuchungen mehrerer Historiker belegt. Wer an den Details interessiert ist, die die finsterste Seite religiösen und nationalistischen Wahnsinns hervorzubringen vermag, sei auf das Buch des Geschichtsprofessors und Präsidenten des Russel-Tribunals, Vladimir Dedijer, "Jasenovac - das jugoslawische Auschwitz und der Vatikan", verwiesen.

Für die "Heilige Römische Kirche" war der Balkan immer Frontgebiet - hier noch erzkatholische Kroaten, dort schon orthodoxe Serben. Bereits im dreizehnten Jahrhundert begannen die Päpste, die Orthodoxen, und hier wieder besonders die Serben, als "perfide Bestien" und ähnliches zu bezeichnen. Einige Jahrhunderte vorher hatte Rom versucht, die Oberherrschaft über die christliche Ostkirche ebenfalls an sich zu reißen, war jedoch gescheitert. Aber die römische Kirche vergisst nicht. Diverse, teilweise gewaltsame Zwangsbekehrungsaktionen werden aus dem Mittelalter berichtet. In der österreichisch-ungarischen Monarchie und darüber hinaus bis in die erste Republik Österreichs gab es eine starke und einflussreiche Achse zwischen einem aristokratisch/politischen und einem kirchlichen Pol. In den letzten Jahren der Monarchie wurde sogar die Armee zur Verbreitung des Katholizismus auf orthodoxem Terrain herangezogen.

Das katholische Kroatien war immer schon das Bollwerk des wahren Glaubens, der Limes, der das Reich Gottes von den Ketzern trennt. Nur aus dieser über Generationen beibehaltenen Perspektive der Kirche sind die weiteren Geschehnisse erklärbar. Es versteht sich von selbst, dass die Indoktrination der Kroaten durch den Klerus ihre Wirkung tat und zu einer entsprechend chauvinistischen und fanatischen Geisteshaltung unter Teilen der Bevölkerung führte.

Als der Faschismus aufkeimt zeigt sich, dass der Vatikan damit keinerlei Probleme hat. Immerhin war es die erste internationale moralische Anerkennung für Hitler, als Pius XI. im Juli 1933 das Konkordat mit ihm abschloss. Dass sich klerikales mit faschistischem gut vermengt, zeigte sich nicht nur in Kroatien, sondern ebenso in Italien und in der Slowakei unter dem Prälaten Tiso, sowie bei vielen Geistlichen in anderen Ländern, wie etwa bei Kardinal Innitzer in Österreich. "Katholizismus und Nationalsozialismus haben viel Gemeinsames und arbeiten Hand in Hand für die Verbesserung der Welt", meinte Monsignore Tiso, der als Staatschef der Slowakei die "Aussiedelung" der slowakischen Juden nach Deutschland zuließ. Nach dem Krieg wurde er hingerichtet.
Die Kirche warb 1991 für die Aufstellung eines Denkmales für Tiso in Bratislava. In Wien wird ein kroatischer Franziskaner zitiert, der, auf den kroatisch-serbischen Krieg angesprochen, sagt, er würde "ohne Zögern zu den Waffen greifen." Die Zeit heilt viele Wunden, aber nicht kranke Gehirne.


Ein "Heiliger Krieg"

Die Ustascha entstand als Untergrundbewegung für ein unabhängiges, katholisches Kroatien schon im Vielvölkerstaat "Königreich Jugoslawien". Führer der Bewegung war der Rechtsanwalt und Terrorist Ante Pavelic, der sich "Poglavnik", Führer, nennen ließ. In den dreißiger Jahren war Pavelic von einem französischen und einem jugoslawischen Gericht wegen Ermordung des jugoslawischen Königs und des französischen Außenministers in Abwesenheit zum Tode verurteilt worden. Schon vor der Ausrufung des "unabhängigen Kroatien", wahrscheinlich in den Dreißigerjahren, hatte der Vatikan der Kirche Kroatiens befohlen, beim Aufbau der geheimen Organisationsstrukturen der Ustascha zu helfen. Obwohl der Vatikan in diplomatischen Beziehungen zum Königreich Jugoslawien stand, gratulierten und segneten die Spitzen des Vatikans das "unabhängige Kroatien" und Pavelic schon am 10. April 1941, als die deutschen Truppen erst in Zagreb standen und das Königreich Jugoslawien noch existierte.
Sofort etablierte sich die Organisation der Ustascha, die auf die Infrastruktur der katholischen Kirche zurückgreifen konnte. Am ersten Tag der "offiziellen" Existenz der Ustascha im Frühjahr 41 wurde der Landbevölkerung mitgeteilt, dass sie ihre Anweisungen in Hinkunft von den Pfarrern bekommen werde. Franziskanerklöster waren Stützpunkte und Versorgungslager für Ustascha-Einheiten, katholische Geistliche und Mönche organisierten und führten zum Teil die Trupps, die nun die reguläre jugoslawische Armee angriffen und mit "Säuberungen" begannen. So wurden sofort Hunderte von orthodoxen Kirchen zerstört und mehr als zweihundert orthodoxe Priester umgebracht. Während dieser Zeit und auch später hielt sich ein Gesandter des Papstes in Kroatien auf. Es ist dokumentarisch belegt, dass der Papst von den Gräueltaten der Ustascha informiert war.

Das Haupt der katholischen Kirche in Kroatien war der Erzbischof von Zagreb, Stepinac. Beim ersten Treffen mit dem nach Zagreb zurückgekehrten Pavelic wünscht diesem der Erzbischof "Gottes Segen bei der Arbeit". Aus der Ankündigung des "Führers", er werde mit Altkatholiken und Orthodoxen gnadenlos umgehen, schloss der hohe Diener der Kirche messerscharf, dass Pavelic ein "aufrechter Katholik" sei. Stepinac unterstützt Pavelic nicht nur moralisch, sondern ermutigt ihn geradezu bis zum bitteren Ende, trotz des Völkermordes vor seinen Augen. Außerdem hält der Erzbischof den Kontakt zum Vatikan und bittet je nach Bedarf um entsprechende politische Unterstützung für die Ustascha. Dabei ist er meist erfolgreich, da Pius XII. persönlich außergewöhnlich großes Interesse für das Gedeihen des "Unabhängigen Staates Kroatien" bzw. der Ustascha zeigt, welche ja mit dem Staat so ident war wie die NSDAP mit dem Deutschen Reich.

Ab dem ersten Tag der Ustascha-Regierung übernahmen Kleriker Schlüsselfunktionen auch in denjenigen Milizeinheiten, die aktiv am Völkermord beteiligt waren. Weder der Vatikan, noch das Zagreber Militärvikariat protestierten jemals gegen die blutigen Vergehen an der Zivilbevölkerung, noch wurde jemals, nicht einmal nach 45, ein einziger Priester deswegen von seinen geistlichen Oberen zur Verantwortung gezogen. Es geschah nichts ohne Wissen, das meiste wahrscheinlich nach dem Willen der Kirche. Zahllose Priester mordeten eigenhändig, etliche taten sich besonders hervor. So begründete etwa ein gewisser Kleriker namens Guberina explizit, dass die präventive Ausrottung der orthodoxen Serben erlaubt und notwendig sei.

Die Gräueltaten der Ustascha berechtigen zu der Frage, ob sie nicht die Bestialität der Faschisten deutscher (und österreichischer) Provenienz noch übertrafen. Über 700.000 orthodoxe Serben, 60.000 Juden und 26.000 Sinti und Roma wurden umgebracht. Darunter mindestens 20.000 Kinder, die unter anderem in Kessel mit siedendem Wasser geworfen wurden. Der Priester Juricevic, Regierungsabteilung für Religion, sagte: "Heute ist es keine Sünde, selbst ein kleines Kind zu töten, das der Ustascha-Bewegung im Wege steht."

Serben wurden in Schluchten gestürzt (1941), in Kirchen zusammengetrieben und dann abgeschlachtet (ab 1941). Ganze Dörfer wurden ausgerottet, wobei sich die führenden oder mitwirkenden Priester und Mönche durch besondere Perfidie und Gnadenlosigkeit auszeichneten; wie etwa Don Ilija Tomas, der täglich neue Vernichtungsvorschläge parat hatte und serbische Dörfer sogar ausrotten ließ, nachdem die verzweifelten Bewohner geschlossen zum katholischen Glauben übergetreten waren (1941). Pavelic, der Führer, hatte neben seinem Schreibtisch einen Korb mit 20 Kilo Menschenaugen stehen, ein "Geschenk seiner treuen Ustaschen". Die Augäpfel wurden den Opfern teilweise bei lebendigem Leib herausgerissen. Die Bestialität der amoklaufenden Ustaschen überstieg sogar die Toleranzgrenze mancher deutscher Besatzer.

Aus Dokumenten geht hervor, dass Kardinal Maglione, der vatikanische Staatssekretär, spätestens 1942 von den Massakern der Ustascha an der Zivilbevölkerung informiert war. Der Gesandte des Papstes, 1943 gerade auf Besuch in den am blutigsten gefärbten Regionen, überbringt den Schlächtern "herzliche Grüße" vom Papst. Wiederholt tauschen Pius und Pavelic Telegramme aus, der Papst empfängt Pavelic im Vatikan. Ab 1942 ist Graf Lobkowicz als geheimer Kämmerer des Papstes so etwas wie der Botschafter Kroatiens am Heiligen Stuhl, mit wesentlich besserem Zugang zu Pius XII. als jeder andere Diplomat. Formale Beziehungen wurden nach außen hin nicht aufgenommen, um sich auf einen "neutralen" Standpunkt zwischen Deutschem Reich und Jugoslawien zurückziehen zu können. Wiederholt erfahren kroatische Delegationen im Vatikan spezielle Ehren und persönliche Audienzen.

Im August 1942 wendet sich der Oberrabbiner von Zagreb brieflich an den Papst um Hilfe "in diesen schweren Stunden, in denen das Schicksal dessen, was von unserer Gemeinde übrig geblieben ist, entschieden wird ...". Ende September berichtet der Gesandte des Papstes, dass zwar der Lauf der Dinge nicht aufgehalten werden konnte, dass es aber immerhin gelungen sei, alle Juden aus katholisch-jüdisch gemischten Familien zu befreien. Diese Taktik, obwohl sie einige Leben gerettet hat, muss als zynisch bezeichnet werden, und sie ist wohl typisch für das Verhalten des Vatikans gegenüber den Gräueltaten der Naziverbrecher insgesamt: Mit den Oberschlächtern werden Verträge geschlossen, es werden Geschenke überreicht und das Füllhorn des apostolischen Segens senkrecht über die Verbrecher ausgeschüttet. Die Mörderregimes werden ermutigt oder ohne ein Wort der Kritik geduldet. Gleichzeitig werden einige wenige der Verfolgten durch Intervention des Vatikans gerettet; wenn das überhaupt stimmt, denn auch diese Meldungen wurden schon als bewusste Propagandalügen bezeichnet. Man ist Gast beim Bankett des Völkermordes und rettet zum Dessert dann einige Leben.

Ende 1941 erging die Verordnung über die Einweisung in "Sammel- und Arbeitslager". Mehr als 200.000 Menschen sollten allein im größten Lager, Jasenovac, ermordet werden. Die Opfer wurden teilweise mit Holzhämmern erschlagen oder langsam zu Tode getreten, zu Tode gepeitscht und in Ziegelöfen verbrannt. Das Verbrennen bei lebendigem Leib in den großen Öfen musste wieder eingestellt werden, da sich die Opfer in ihrer Todesangst eher von den Wachen erschießen oder erschlagen ließen, als in die Flammen zu gehen. - Man kann Pius XII. und allen anderen Beteiligten nur wünschen, dass die Lehren der katholischen Kirche über die Hölle und ihre ewigen Qualen nicht in voller Härte zutreffen.

Ein Vertreter des jugoslawischen Roten Kreuzes wurde 1942 in den Vatikan entsandt, um den Papst zu bitten, für die Beendigung der Gräueltaten der Ustascha zu sorgen. Schon dieser Vorgang zeigt, dass die realpolitische Einschätzung von einem wesentlichen Einfluss Pius XII. ausging. Der Repräsentant des Roten Kreuzes hatte Dokumente, um die Rolle der katholischen Kirche in Kroatien zu beweisen und man war der Ansicht, ein Machtwort des Papstes hätte die Ustascha-Soldateska zur Räson bringen können. Der Mann wurde abgewimmelt. - Im September 1943 empfing der Papst in einer Sonderaudienz 110 kroatische Militärpolizisten, deren alle, einschließlich derer, die im KZ Jasenovac dienten, seinen allerhöchsten Segen und Geschenke empfingen.

1961 wurde eines der Massengräber der Ermordeten von Jasenovac geöffnet. Als erst ein sehr kleiner Teil des Grabes zugänglich war, mussten die Arbeiten jedoch wieder eingestellt werden. Bis dahin hatten die Wissenschaftler schon an die 58.000 mit Holzhämmern zertrümmerte Schädel gezählt. Die Qualen der Opfer und der Sadismus der Wachen gegenüber den Gefangenen waren - so man das überhaupt messen kann - in Jasenovac mindestens so grauenvoll wie in großdeutschen KZ. In verantwortlichen Positionen des Lagers Jasenovac waren auch etliche Priester. Der Franziskanerpater Filipovic-Majstorovic wechselte den Beruf und wurde Leiter des KZ. Er war eines der blutrünstigsten Scheusale und pflegte während seines Mittagsmahles - er legte nur sein Besteck kurz zur Seite - vorgeführte Gefangene zu erschießen.

Die genaue Kenntnis des Vatikans von den Vorgängen in Jugoslawien spiegelt sich unter anderem in detaillierten Anweisungen an die Ortskirchen bezüglich der Umtaufe Orthodoxer. Mehrere Hunderttausend Menschen wurden Zwangskonvertierungen unterworfen, und diese Aktionen waren fast immer mit Massakern verbunden. Die Vergrößerung der Herde – mit welchen Methoden immer – ist seit es Päpste gibt ein vorrangiges Ziel der Heiligen Römischen Kirche. Kurz nach dem Krieg wurden in Gerichtsverhandlungen gegen Handlanger des Ustascha-Regimes etliche Beweise dafür vorgelegt, dass die katholische Kirche Kroatiens, unterstützt vom Vatikan, nicht nur von den Verbrechen gewusst, sondern die Ustascha unterstützt und bei ihren Aktionen ermutigt hatte.

Für Kirche und Vatikan war die Ustascha, ähnlich wie die Nazis, ein willkommenes Geschenk des Himmels, um "das Böse" hintanzuhalten. In dem einen Fall waren das die Kommunisten, im anderen die orthodoxen Serben. Selbst nach dem Krieg konnte Erzbischof Stepinac dem Ustascha-Regime noch Positives abgewinnen: Die Zahl der Abtreibungen sei zurückgegangen (!). Es zeigt sich am Beispiel Kroatien einmal mehr, wie ernst es die Kirche mit ihrem Anspruch meint, ihre Wahrheit zu verbreiten, ihr Terrain zu verteidigen. Der Zweck heiligt die Mittel, selbst wenn diese Mittel die unmenschlichsten, unvorstellbarsten und grauenhaftesten Untaten sind, die man anderen antun kann. Wir sollten gewarnt sein! Wer hätte 1930 geglaubt, dass Folter und Mordmethoden, wie wir sie von der Inquisition kennen, in Europa einen neuen Höhepunkt solchen Ausmaßes erleben würden.

Wir müssen uns ernsthaft fragen, ob die Kirche heutzutage wohl anders handeln würde, wenn ihr diese Macht wieder gegeben wäre. - In Kroatien wurde diese finstere Seite der Geschichte nie aufgearbeitet. Die Heilige Römische Kirche war daher auch nie nur in der Nähe eines Lernprozesses oder einer kritischen Reflektion ihrer Rolle auf dem Balkan des 2. Weltkrieges. Rom verhält sich, auf diese geschichtlichen Fakten angesprochen, nicht anders als Kurt Waldheim, der an politischem Gedächtnisschwund leidende frühere österreichische Bundespräsident und UN-Chef. Ihr Machtkalkül, das Machiavelli zum Stümper degradiert, hat sich vom Mittelalter bis zum zweiten Weltkrieg nicht geändert, man kann daran zweifeln, dass es sich in den letzten fünfzig Jahren geändert hätte.
Mit der Befreiung Jugoslawiens von deutschen und kroatischen Faschisten durch Titos Armee und die Alliierten war noch keineswegs das Ende der Ustascha gekommen. Ab 1943, als die Niederlage der Nationalsozialisten abzusehen war, bemühte sich Pius XII. um die Erhaltung des Ustascha-Staates, des Bollwerks des Katholizismus, für die Zeit nach dem Krieg. Entsprechende Aktivitäten wurden vor allem in Richtung USA unternommen. Erzbischof Stepinac hatte noch im Jahr 1945 wichtiges Archivmaterial der Ustascha zur Verwahrung übernommen und sorgte auch für ein sicheres Versteck für das gestohlene Gold.

1998 wird Stepinac von Johannes Paul II. Selig gesprochen! Die dazu präsentierte Biografie spricht von seinem Humanismus auch während der Kriegsjahre. Weiters wird Stepinac zum Märtyrer stilisiert, weil er nach dem Krieg angeblich wegen seines Einsatzes für die Kirche in Jugoslawien ins Gefängnis kam. In Wahrheit wurde er unter Tito völlig zu recht wegen Kollaboration während des Weltkrieges angeklagt. Die Rechnung mit dem schlechten Gedächtnis der Menschen geht zwar meistens auf, aber hier war es etwas zuviel. Heftige Reaktionen kamen nicht nur von serbischer Seite, sondern auch von unabhängigen Historikern. – Wer wird als nächster selig gesprochen, vielleicht der brave Katholik Himmler, Chef der SS?

Zu Kriegsende musste Pavelic fliehen, mit ihm im Troß einige hundert katholische Geistliche, darunter ein Bischof und ein Erzbischof. Er versteckte sich samt einigen hundert Kilo geraubten Goldes und anderen Pretiosen in einem Kloster nahe Salzburg und wurde später von den Briten in Oberösterreich verhaftet. Durch mysteriöse Interventionen verschwand Pavelic jedoch neuerlich und tauchte dann als Priester verkleidet in Rom wieder auf. Pater Draganovic, ein ehemaliger hoher Ustascha-Offizier, besorgte ihm einen Rot-Kreuz Pass auf den Namen Pablo Aranyos. 1948 reiste er so nach Argentinien aus. Pater Draganovic wurde von päpstlichen Stellen dabei unterstützt, Ustascha-Verbrecher aus Gefangenenlagern herauszukriegen und mit Pässen auf falsche Namen in allen Herren Länder zu verschicken, wo viele von ihnen ihre Tätigkeit für die Ustascha wieder aufnehmen konnten.

Eine große Zahl von Kriegsverbrechern, darunter natürlich Priester und Bischöfe, wurden in Klöstern versteckt und nach Südamerika geleitet. Doch nicht genug damit, dass Massenmördern und Kriegsverbrechern über die Wege des Vatikan die Flucht ermöglicht wurde, organisierte Draganovic auch noch nach Kriegsende Sabotage- und Spionagetrupps, die nach Jugoslawien eingeschleust wurden. Kein einziger der an den Verbrechen beteiligten Priester wurde von der Kirche nach Kriegsende zur Verantwortung gezogen. Der Papst hatte seinen ganzen Einfluss dafür geltend gemacht, dass Pavelic nicht ausgeliefert wurde. Pavelic, der Sammler von Menschenaugen, starb 1959 in Madrid, versehen mit den besonderen Segnungen von Papst Johannes XXIII. und mit dem Rosenkranz in Händen, den ihm Pius XII. geschenkt hatte.

Doch die Ustascha sollte weiterleben, gestützt durch die Heilige Katholische Kirche. Mindestens bis in die siebziger Jahre war die Zeitschrift "Danica" eine der vehementesten antijugoslawischen Publikationen. Sie wurde in Chikago von kroatischen Franziskanern unter Leitung von Pater Mandic herausgegeben. Dieser war der Leiter der Propagandaabteilung der kroatischen Exilregierung. In seiner Zeitschrift wurden unter anderem Reden von Pavelic abgedruckt.

Der Krieg im ehemaligen Jugoslawien Anfang der neunziger Jahre, der Zerfall der Republik, die Auseinandersetzungen zwischen Serben, Kroaten und Moslems müssen auch vor dem Hintergrund von Mord und Grausamkeit an hunderttausenden Serben und anderen Volksgruppen durch die kroatischen Ustaschen gesehen werden. Immerhin knüpften Kroatische Kampfverbände in den Neunzigern offen und voll Stolz an die Ustascha-Tradition an. Was Wunder, dass die Serbische Seite in den Abspaltungskriegen Kroatiens und Bosniens die schreckliche Vergangenheit wieder inkarniert sah und ebenfalls mit Hass und Schrecken reagierte.

In den Jahren seit dem Zerfall Jugoslawiens dürfen in Kroatien politische Bewegungen auftreten, die die Ustascha-Nachfolge für sich reklamieren und die Rehabilitierung der Ustascha fordern. Eine dieser Gruppierungen, die HZP, kämpfte 1993 unter dem Kürzel HOS in Bosnien-Herzegowina. In Zagreb werden wieder Pavelic-Bilder und Kassetten mit Ustascha-Schlachtliedern verkauft. Die HZP verlangt ein Großkroatien einschließlich Bosnien, wobei alle Serben das Land zu verlassen hätten. An ihren Schulterschlaufen tragen die Krieger der HOS den Rosenkranz. Es ist ein Skandal, daß die westlichen Staaten, die sich mit der Anerkennung Kroatiens beeilten, nicht bei dieser Gelegenheit und nicht später gegen das offene Auftreten des Neofaschismus in Kroatien protestiert haben. Allen voran überschlugen sich Deutschland und Österreich, nur ja möglichst schnell vollendete Tatsachen zu schaffen und den abgespaltenen Staat anzuerkennen. Aber auch die USA unterstützten die kroatische Armee im Kraijna-Krieg 1991 mit wichtigen Geheimdienst-Erkenntnissen. - Die Geschichte lässt grüßen.

Im August 1992 nahm Papst Johannes Paul II. zum Bürgerkrieg zwischen Serben, Bosniern und Kroaten Stellung: Es gebe die Pflicht und das Recht auf ein humanitäres Eingreifen, um jene zu entwaffnen, die töten wollen, Hilfe zu bringen und die Beschuldigungen über Gräueltaten in Konzentrationslagern zu untersuchen. Stoppe man die Hand des Aggressors nicht, werde man zum Komplizen (!). - Er muss wohl wissen, wovon er spricht. Die angesehene Deutsche "DIE ZEIT" vom 26.Juni 1992 bringt ein Gespräch mit einem italienischen Söldner, der in der kroatischen Nationalgarde kämpfte: "... An der Ausrüstung gebe es nichts zu bemängeln. "Schuhe von Honecker", sagt er, "und Gewehre von der Caritas." Zum Beweis schnürt er die Stiefel auf, kramt Munition aus den Taschen, alles von der NVA, in Kisten mit den Aufschriften der katholischen "Organisation für praktisch geübte christliche Liebes-Hilfstätigkeit" von Deutschland nach Kroatien geschickt...."

Jedes Wort von Frieden im ehemaligen Jugoslawien ist blanker Hohn, wenn es aus dem Munde eines katholischen Klerikers kommt. Menschenverachtend die Politik Pius' XII., zynisch die scheinheiligen Lügen der Gegenwart.





VII. "Heilige" Geschäfte

Wie wir bisher gesehen haben, ist nicht nur der Wahrheits- bzw. Absolutheitsanspruch der Katholischen Kirche lediglich aus Kirchendoktrinen selbst intellektuell abgeleitet, sondern auch die Politik der Kirche(n) durch Jahrhunderte beweist, dass hier keinerlei "Heiligkeit" oder höhere Moral wirkt. Es wird nicht nach besseren Regeln gespielt wird als anderswo - im Gegenteil. Das erstaunliche dabei ist, dass es dennoch gelungen ist, in der westlichen Welt generell die dumpfe Überzeugung zu verankern, dass die Kirche doch etwas heiliges, insofern absolutes, wäre, ja, dass sie sogar Gott vertrete. Erstaunlich einerseits, andererseits erklärbar durch fast zweitausend Jahre ständiges Wiederholen dieses Anspruches. Und die gesellschaftliche, die kollektive Konditionierung baut sich selbst im Zeitalter der totalen Information und der Individualität nur sehr langsam ab.

Selbst Menschen, die von sich behaupten, der Kirche fern zu sein, haben subtile Hemmungen, wenn es um ernste Kritik an der Kirche geht. Die Ursache liegt wohl in der ständigen gesellschaftlichen Präsenz dieser Institution, und in ihrem zumindest indirekten Einfluss auf das Schulwesen und die Erziehung. Schließlich ist man auch aus Rücksicht gegenüber seinen Mitmenschen vorsichtig, deren Glauben man nicht beleidigen möchte.

Ein wesentliches Element in diesem Mechanismus ist das Schuldgefühl, die systematische Zerknirschung des Individuums, das schon mit der Erbsünde behaftet das Licht der Welt erblickt, und das später seine Sünden dem Beichtvater zu berichten haben wird. Das Mütchen eines solchen Sünders kann leicht gekühlt werden, seine latenten Schuldgefühle lassen sich als Strafreflex benutzen. Den Grundstein zur seltsamen Idee der Erbsünde hat Paulus gelegt, die doktrinäre Festung darüber hat Augustinus im 4. und 5. Jahrhundert errichtet. Dieser war Zeuge, als die wilden Stämme des Nordens Roms Untergang herbeiführten. Die Depression seiner Zeit verführte Augustinus zu der Annahme, Gott habe die ganze Menschheit verdammt. So entstand das Gedankenmodell, wegen einer Sünde des ersten Menschen seien alle Menschen mit der Sünde geboren. Die Folgen dieser Indoktrination mit einem Erbschuldgefühl sind unabsehbar. In der Struktur der Beherrschung der Gläubigen durch die Kirche ist diese Konstruktion eine tragende Säule. "Durch die Sünde der Stammeltern hat der Teufel eine gewisse Herrschaft über den Menschen erlangt, obwohl der Mensch frei bleibt. Die Erbsünde führt zur Knechtschaft unter der Gewalt dessen, der danach die Herrschaft des Todes innehatte, das heißt des Teufels" (Katechismus 407). Nur durch die Sakramente der Kirche werden die armen Sünder erlöst. Diese ganze Idee von der Erbsünde ist Unsinn, nie hat Jesus Christus das gelehrt. Niemand wird schuldig geboren.

Die protestantischen Kirchen haben die Schulddogmatik nicht im ganzen Ausmaß übernommen, ich führe die größere geistige Flexibilität des angloamerikanischen Kulturkreises im Wesentlichen darauf zurück. - Der Angstreflex, nur ja nicht gegen die heilige Kirche "schuldig" zu werden, läuft bei fast jedem ab, wenn er nicht in einem absolut kirchenfreien Raum aufgewachsen ist. Seine ganze Wirkung kann er aber nur entfalten, wenn sich ihm nicht Reflektion und Ratio entgegenstellen.

Das infame an diesem Mechanismus ist der Kurzschluss zwischen "Erbsünde" und dem Schulddogma, der Sünderkrankheit der christlichen Welt, die wiederum nur ein künstliches, mentales Konzept darstellt, das die Kirche predigt. Dieses System funktioniert so ausgezeichnet, dass man in Versuchung gerät, ihm eine eigene Intelligenz zuzuschreiben. Wie gut es arbeitet, erkennt man zum Beispiel an den Theologen oder Priestern, die aufgrund ihrer Vernunft oder ihres Gerechtigkeitsempfindens mit den vorgegebenen amtskirchlichen Strukturen in Kollision geraten. Obwohl sie vom Apparat ohnehin nichts mehr zu erwarten haben, gelingt es doch den wenigsten, sich ganz aus dem feingewobenen Netz der Schuldgefühle zu befreien. Was man sieht, sind vernünftig argumentierende, engagierte Kirchenleute, die verzweifelt versuchen, ihre Kirche zu ändern, oder im System mit ihrer Anschauung zu überleben. Sie werden zurechtgewiesen, abgekanzelt, verlieren ihre Ämter - sie wissen nach einiger Zeit, dass sich nichts ändert, dennoch bleiben sie im System. Sie könnten ja genauso gut ihre Religion für sich und andere leben, ohne in der Kirche zu sein; sie tun es nicht - warum? Weil sie sich in ihrem tiefsten Inneren nicht von der Vorstellung lösen können, dass es letztlich doch die "heilige" Mutter Kirche sei. Und als Repräsentanten des Systems sind sie mit der Schulddogmatik natürlich bestens vertraut, weshalb sie bei ihnen ganz ausgezeichnet wirkt.

Der Absolutheits- oder Heiligkeitsanspruch ist eine künstlich aufrechterhaltene Behauptung. Die Erbsünde ist eine Erfindung und ein rein mentales Konzept. Darüber hinaus ist der angeblich zentrale Punkt des Christentums, das Leben und die Lehre des Jesus von Nazareth, mit Lehre und Erscheinung der Kirchen heute kaum mehr in Einklang zu bringen. Die beherrschenden Dogmen wurden von einem Paulus geprägt, der Jesus nie begegnet ist. Die Überlieferungen wurden und werden willkürlich selektiert und zensiert.

Das einzige, was wir tun müssen, ist, uns von Vorstellungen und Konzepten zu lösen. Wir brauchen keine Kirchen mit Hierarchien von Fürsten und Prälaten, wir brauchen keine intellektuellen Begründungen für oder gegen Gott.


Die Geschäfte des Vatikans

In den letzten fünfzig Jahren scheint die Demaskierung insbesondere der Katholischen Kirche auf den Gipfelpunkt zuzutreiben. Einerseits wiederholen sich äußerlich "wirtschaftliche" und politische Erscheinungen, die wir aus dem Mittelalter kennen, auf der anderen Seite kulminiert der Absolutheitsanspruch. Dadurch kristallisiert sich das wahre Gesicht des großen Tieres langsam heraus.

Es sollten nun zuerst einige Vorgänge beschrieben werden, die zeigen, dass es nicht nur ums Geld oder Geschäft geht, sondern dass vielmehr jede Moral und jedes Gesetz mit Füßen getreten werden. Alle folgend beschriebenen Fakten wurden bereits publiziert und dokumentiert, stellen aber nur einen repräsentativen Auszug einer langen Reihe von "heiligen" Geschäften dar:
Schon 1929 begann der Vatikan, als internationaler "Player" auf den globalen Finanzplätzen aufzutreten. Die Vatikanbank "IOR" (Istituto per le Opere Religiose) ist die zentrale Institution bei diesen Geschäften. Andere, wie die zu unrühmlicher Bekanntheit gelangte Banco Ambrosiano, standen oder stehen im beherrschenden Einfluss der Amtskirche, repräsentiert durch die Mitglieder und Organe der Kurie des Vatikan.
Doch die geschäftlichen Aktivitäten der vatikanischen Kleriker sind nicht auf Bankgeschäfte beschränkt. In den fünfziger und sechziger Jahren machten Firmen im Besitz des Vatikans ausgezeichnete Geschäfte mit der Errichtung des Flughafens Fiumicino und dem Bau der Anlagen für die Olympischen Spiele 1960 in Rom. Das für einen Flughafen an sich eher ungeeignete Land bei Rom wurde von einer Vatikan-Immobilienfirma verkauft. Unsummen mussten aufgewendet werden, um das Gelände aufzubereiten und verkehrsmäßig zu erschließen; und wieder kassierten vatikanische Firmen ab. Die Vorgänge um diesen öffentlichen Auftrag wurden nie vollständig aufgeklärt. Fest steht immerhin, dass die Auftragnehmer regelmäßig wesentlich mehr kassierten als den Anboten entsprochen hätte, und dass die für ein öffentliches Großprojekt gesetzlich vorgeschriebene Einschaltung des Parlaments unterblieb. Beim Bau der Anlagen für Olympia 1960 in Rom wurde schlecht gearbeitet, es traten Schäden an Straßen und Gebäuden auf. Die Unternehmen in vatikanischem Besitz konnten allerdings nicht mehr haftbar gemacht werden, da sie sofort nach Abschluss der Aufträge Konkurs angemeldet hatten.

Zur selben Zeit, als Paul VI. gegen die künstliche Empfängnisverhütung wetterte, machte ein italienisches Unternehmen sehr gute Geschäfte mit der Produktion und dem Vertrieb der Antibabypille "Luteolas". Eigentümer des Produzenten, des Instituto Farmacologico Sereno in Rom, war der Vatikan. Präsident der Gesellschaft war ein Neffe des Papstes Pius XII. Durch Verkauf und Schmuggel der Pillen in Europa, Asien und Schwarzafrika verdiente der Vatikan noch einmal Millionen von Dollars. Die Fäden wurden von Kardinal Tisserant, einem der ranghöchsten Kurienkardinäle, gezogen, es waren aber auch andere hohe Kleriker involviert, unter anderem natürlich Marcinkus.

Im April 1970 wurde eine offizielle Anfrage des Europaparlaments an die EG-Kommission deponiert, bei der es um die Ausfuhrmengen von landwirtschaftlichen Produkten in den Vatikanstaat ging. Es war nämlich aufgefallen, dass mit den Mengengerüsten der Exporte nach Italien und in den Vatikanstaat etwas nicht stimmen konnte. Innerhalb der EG war ein höherer Butterpreis festgesetzt worden, während Exporte in die Nicht-EG- Länder viel billiger erlaubt wurden, um den Butterberg abzubauen. Die Ein
Die Plutokraten haben das Ruder in die Hand genommen
Die "Politiker" sind ihre Stimme

scalpell

Die Plutokraten haben das Ruder in die Hand genommen
Die "Politiker" sind ihre Stimme

Motte

Ich wusste nicht wo ich das unterbringen sollte.

•   EU-Vertrag soll Demokratie abschaffen! Volksentscheid über den Lissaboner Vertrag!
Mit der Unverständlichkeit des Vertrags von Lissabon soll verschleiert werden, daß der Vertrag eine grundsätzliche Änderung der Verfassungsordnung bedeutet: Künftig würde in fast allen Fragen allein der Europäische Rat über Gesetzesänderungen entscheiden; die Parlamente würden nicht mehr gefragt. Das muß verhindert werden!  mehr
 
 
________________________________________
  http://www.bueso.de/

Pascal Alter

Guten Tag, sehr geehrte Frau Motte ,
Sien schreiben , EU- Vertrag soll Demokratie abschaffen !

Aber welche Demokratie ? ich moechte Fragen und zuugleich antwoten : Ihre Demokratie , die da oben.
Liebe Frau Motte , ich meine auch in BRD -es gibt keine Demokratie,oder ? - aber zB.wie es ist mit Demokratie in Polen - wissen alle Pole und Polin . - sehr gut . Wir sind nicht Narre ! Jawohl,so ist es.:)
Doch Ihre Beitrag gefaelt mir sehr trotz,weil Sie fuer Demokratie sind. - ich auch ;)     Sie haben ein Tipp gegeben  zum
Buergersbewegung Solidaritaet - ich bin da !Momentan:)
Nochmals vielen Dank ,
und wuensche Ihnen - Alles Gute,
Pascal Alter

ManOfConstantSorrow

18.07.08
Brutales Vorgehen der Bremer Polizei gegen Christival-Proteste führt zur Klage



Protest gegen das Christival in Bremen am 2.5.08

 
Mehrere Bremer Polizeibeamte wurden heute, am 18.7.08, wegen Körperverletzung und u.a. sexualisierter Nötigung angezeigt. Die Übergriffe der Polizei fanden am 2. Mai im Zusammenhang mit einer Protestaktion gegen das Christival in Bremen statt. Das Vorgehen der Bremer Polizei gegen Protestierende beim Christival war ohnehin auffallend heftig, offensichtliches Ziel war es, die Protestaktionen in der Öffentlichkeit unsichtbar zumachen.

Besonders aggressiv war das Christivalveranstaltung auf dem Marktplatz. Nach einer friedlichen Protestaktion (Kiss-In) in der Martinigemeinde, welche schon mehrfach wegen homophober und frauenfeindlicher Praktiken von sich reden machte, kam es zu gewalttätigen Übergriffen seitens der Polizei. Als eine kleine Versammlung von KritikerInnen am Rande einer Christivalveranstaltung auf dem Marktplatz ein Transparent gegen Homophobie und alltäglichen Sexismus entrollte, reagierte die Polizei mit drastischen Maßnahmen: dem Einsatz von Schlagstöcken, Hunden ohne Maulkorb und der Androhung von Pfefferspray.
Noch hemmungsloser agierte die Polizei, nachdem sie die Gruppe in eine vom Christival-Publikum aus nicht einsehbare Ecke gedrängt und dort eingekesselt hatte. Eine Person wurde willkürlich und brutal in Gewahrsam genommen. Dabei wurde sie mehrmals gegen die Wand geschleudert, in eine Ecke gepresst und von zwei Beamten mit Schlagstöcken traktiert. Wenig später kam es erneut zu einer, ebenfalls unverhältnismäßig gewalttätigen Ingewahrsamnahme durch die Polizei.
Zwei Personen wurden für mehrere Stunden festgehalten. Die zuletzt festgenommene, achtzehnjährige Person wurde gezwungen sich nackt auszuziehen und wurde dabei mehrfach von einigen der anwesenden Polizeibeamten, die noch ihre Panzerung trugen, persönlich beleidigt.

Gegen dieses drastische Vorgehen der Polizei werden nun juristische Schritte eingeleitet. Zusätzlich zur verwaltungsrechtlichen Klage gegen die Ingewahrsamnahmen, stellten die Betroffenen Strafanzeige wegen Körperverletzung und u.a. sexualisierter Nötigung. Die Antirepressionsgruppe 2.5.08 stellt sich hinter die Betroffenen und verurteilt das Vorgehen der Polizei.

Aufgrund der psychischen und finanziellen Belastung, die ein juristisches Vorgehen gegen gewalttätige Übergriffe von Polizeibeamten bedeutet, werden diese häufig nicht zur Anzeige Vorgehen am 2. Mai am Rande einer gebracht. Hierbei spielt auch eine Rolle, dass die Chancen auf ein erfolgreiches Verfahren minimal sind. Auffällig in diesem Zusammenhang ist, dass es zu Übergriffen durch Polizeibeamte keine aussagekräftigen Statistiken gibt und offenbar auch ein Interesse daran, dass dies so bleibt.(1) Eine Statistik aus Berlin für die Jahre 1995 bis 2004 zeigt, dass es in nur 1,3 Prozent der angezeigten Fälle von Polizeigewalt überhaupt zu einer Anklage kam. Zu einer Verurteilung der Polizisten kam es nur in 0,4 Prozent.(2) Das ist praktisch nichts.
Dass das Vorgehen der Polizei im Sinne der Organisatoren des Christivals war, wurde schon im Vorfeld deutlich. Eine inhaltliche Stellungnahme zu der Kritik an den Seminaren (,,Homosexualität verstehen – eine Chance zur Veränderung" und ,,Sex ist Gottes Idee –  Abtreibung auch?") blieb aus. In ihrer Öffentlichkeitsarbeit versuchten die Christivalorganisatoren stattdessen ein Bedrohungsszenario zu konstruieren (idea.de, 19.3.2008)(3). So wandten sie sich schon vor Beginn der Großveranstaltung mit der Anfrage nach Polizeischutz an die Stadt Bremen und bedankten sich im Nachhinein explizit bei der Polizei für die gute Zusammenarbeit (taz, 24.5.2008).

(1)Vgl. Martina Kant (2000): Ausmaß von Polizeiübergriffen und ihre Sanktionierung. Über das Problem einer zahlenmäßigen Erfassung. In:
http://www.cilip.de/ausgabe/67/kant.htm , 11.7.2008
 
(2)Vgl. Michael Kronewetter: "Schläger mit Staatslizenz", junge Welt, 19.01.2006, zitiert nach
http://www.polizeigriff.org/broschuere/9juristisches.htm
l#Fuss1 , 11.7.2008
 
(3)idea.de (19.3.2008): Muss Christival-Start von der Polizei geschützt werden?
http://www.idea.de/index.php?id=917&tx_ttnews%5Btt_news%5D=62780&tx_ttnews%5BbackPid%5D=18&c
Hash=37325c6b09 , 11.7.2008

Zitate der Betroffenen
F.K., 18jähriger Betroffener:
,,Von Anfang an war die Polizei aggressiv."
,,Es gab keine Möglichkeit mit der Polizei zu sprechen."
,,Als die Polizisten auf den Marktplatz kamen, haben sie sofort angefangen uns zu schubsen und zu schlagen."
,,Wir haben versucht mit ihnen zu reden, aber wurden einfach weiter geschlagen."
,,Unter der vollkommen absurden Begründung selbstmordgefährdet zu sein, wurde ich nackt durchsucht und währenddessen von drei Polisten verspottet."

A.O., 33jährige Betroffene:
,,Trotz der geringen Chance auf ein erfolgreiches Verfahren, will ich mich gegen die Demütigung durch die Polizei wehren."
,,Alles ging ganz schnell, ich sollte meinen Personalausweis rausholen, gleichzeitig haben zwei Polizisten meine Hände festgehalten und mich brutal gegen eine Schaufensterscheibe gedrückt. Als ich die Polizisten darauf aufmerksam machte, dass ich meinen Personalausweis so nicht rausholen kann, schlugen sie mich."
,,Das Anprangern von Sexismus und Homophobie wurde hier mit Polizeigewalt unterbunden."

 http://www.scharf-links.de/57.0.html?&tx_ttnews%5Btt_news%5D=1831&tx_ttnews%5BbackPid%5D=16&cHash=c2eb63d210
Arbeitsscheu und chronisch schlecht gelaunt!

  • Chefduzen Spendenbutton