Großbetrug mit falschen BetriebsärztenSamstag 24. Februar 2007, 10:43 Uhr Hamburg/Recklinghausen (ddp-nrw). Beschäftigte von Deutschlands größter Zeitarbeitsfirma Randstad und etlichen anderen Unternehmen sollen jahrelang von einem Maurer, einem Bäcker und mindestens vier anderen ärztlichen Laien medizinisch begutachtet und behandelt worden sein. Die angeblichen Ärzte standen im Dienst des 1991 gegründeten Recklinghausener Werksarztzentrums, wie das Nachrichtenmagazin «Spiegel» am Samstag vorab berichtet. Die Einrichtung hat pro Monat mehrere tausend Menschen in ganz Deutschland untersucht und stieg mit Dumpingpreisen zum Marktführer auf. Zu den Auftraggebern des Zentrums zählen neben Randstad auch die Firmen Coca-Cola, Degussa und Manpower. Nach Angaben des «Spiegel» nahmen die falschen Mediziner etlichen hundert Menschen Blut ab, schrieben Krankenscheine aus und führten Impfungen durch. Die dafür nötigen Handgriffe brachten sie sich bei «privaten Spritzenkursen» im Selbstversuch bei. Die Staatsanwaltschaft Bochum ermittelt wegen des Verdachts der Körperverletzung und wirft dem Gründer des Werksarztzentrums, Roland Schermer, zudem Abrechnungsbetrug und Steuerhinterziehung vor. Sein Anwalt Thomas Hermes erklärt zu den Vorwürfen der Körperverletzung, einige Auftraggeber hätten «nicht explizit nach einem Arzt verlangt». Schermer, der in Untersuchungshaft sitzt, wurde für sein unternehmerisches Engagement mehrfach ausgezeichnet.