Rausgemobbt, wie geht`s weiter?

Begonnen von Stumme Ursel, 10:06:45 So. 11.März 2007

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sieben

Mag ja sein, dass mein Statement ein wenig krass rüberkam, schließlich sollte das hier so eine Art "Wort zum Sonntag" werden. Aber vielleicht ist die Realität noch viel krasser. Die Realität ist doch, dass Leiharbeiter nur ausgenutzt werden, dass man ihnen viel verspricht und nix hält, dass man praktisch keinerlei Rechte hat und dass man deshalb ständig potentielles Opfer ist.

Leiharbeit ist doch der Zweite Arbeitsmarkt für die Arbeitslosen, die Vogelfreien. Wer meint, er könne sein Leben über solche Leihbuden in den Griff bekommen, der irrt sich meiner Meinung nach, dafür wird man von diesen Leihbuden und auch von den Entleihern doch viel zu kurz gehalten. Wer sich nun gerne von denen verarschen läßt und meint, dass das besser ist als Arbeitslosigkeit, der soll diese Branche mit seiner Mitarbeit doch unterstützen und reich machen. Ich jedenfalls verzichte darauf und bin lieber arbeitslos, da kann man sich auch mit arrangieren, und endlich habe ich mal genug Freizeit, statt Fahrtzeit und für mich völlig sinnlose Tätigkeit. Ein wenig hier und da geldfräßigen Luxus einsparen und schon lebt man gar nicht so schlecht.

Und Eltern, die als Leiharbeiter tätig sind, können für ihre Kinder auch kein so viel besseres Vorbild sein, als der Arbeitslose, es kommt eigentlich auf das gleiche hinaus, nur dass die arbeitslosen Eltern mehr Zeit für ihre Kinder haben. Der Leiharbeiter ist doch nur der Arbeitslose auf Urlaub, und dieser Urlaub ist teuer, kostet Zeit und Nerven!

MfG

Stumme Ursel

Es gibt halt Menschen die möchten ihre Raten zahlen können, oder ihren Kindern etwas bieten. Natürlich ist es nicht schön ständig verliehen zu werden für wenig Geld. Na, und dann habe ich keine Lust ständig den Ärger mit den Handlangern vom Arbeitsamt zu haben oder mit Hartz 4 Kontrollen, von dem Ärger mit den Banken dann ganz zu schweigen. So prickelnd ist die Arbeitslosigkeit auch nicht, mein Mann und ich haben sie zu genüge erlebt. Klar, wenn ich keine Verbindlichkeiten hätte und die Kinder schon aus dem Haus wären ginge das dann wohl, aber so?
Nichts im Universum ist ohne Wert, denn die Natur tut nichts vergeblich (Aristoteles)
Ein böses Wort ist wie ein Stein, der in einen Brunnen geworfen wird: die Wellen mögen sich glätten, doch der Stein bleibt. (Konfuzius)

brettermeier

ZitatOriginal von Stumme Ursel
Natürlich kam das alles jetzt wieder hoch durch diese Mobbingsache im Entleihbetrieb und sicherlich kommt deine Einschätzung ein Stück weit zum tragen, es kann ja so auf Dauer nicht ewig sein? Mein Partner und ich gehen dieses Jahr auf die 40 zu und irgendwann möchten wir wieder planen können, einen Urlaub mal nicht an der Nordsee verbringen, mal seit 10 Jahren wieder ein neues Auto vieleicht? Die Kinder haben auch auf vieles verzichten müssen. Überlege mal, bei mir 11 Jahre und bei meinem Freund 9 Jahre Leiharbeit, teilweise bis zu 150 Km am Tag gependelt (einfach), jede Qualifizierung mitgemacht, drei Sprachen gelernt. Und niemand will dich dann auf Dauer fest Einstellen.  :( Wenn ich dann so Sprüche höre von unseren Politikern wie: Flexibel sein müssen, verzichten müssen usw, usw, dann geht mir die Galle hoch. Ein anderes Beispiel, vor 12 Jahren haben wir uns einen neuen Kombi, (damals etwa 50.000 DM) zugelegt, an der Finanzierung zahlen wir noch heute und eigentlich sollten wir schon seit 6 Jahren fertig sein, aber durch die schmalen Löhne mussten wir insgesamt drei mal Umschulden.

Kann ich alles gut nachvollziehen und ich finde es sehr gut, dass Ihr Euch trotz all der Schwierigkeiten weiter abstrampelt, Euch NICHT hängenlasst, weiterkämpft und die Hoffnung nicht aufgebt, wenigstens ab und zu mal 'ein kleines Stück vom Kuchen' zu bekommen, bzw. sich wenigstens ab und zu mal ein kleines bisschen was zu gönnen.

Ich denke, Ihr steht da auch ganz sicher nicht alleine, es geht wohl sehr vielen Menschen in Deutschland so oder ähnlich.

Ganz wichtig ist meiner Meinung nach dabei 'die eigene Psyche', also es irgendwie zu schaffen, optimistisch zu bleiben, immer wieder neu die nötige Kraft für den bescheidenen Alltag zu finden und sich an den 'kleinen Dingen' wirklich zu freuen, die man sich trotz allem hart erarbeitet.

Bloss nicht frusten/unterkriegen lassen, egal, was passiert/wie die Umstände sind, es gibt immer irgendeinen Weg, klarzukommen oder sogar halbwegs glücklich zu sein und das 'Glücklichsein' oder wie immer man das nennen will, ist viel Wichtiger, als alles andere, ganz egal unter welchen Umständen...

Stumme Ursel

Ja Danke für deine schönen Worte, aber bitter ist es schon wenn du nach einer 40 Std. Woche mit so wenig Geld nach Hause kommst, die Festangestellten Netto fast das doppelte verdienen. Arbeiten um zu Leben, und nicht Leben um zu Arbeiten wäre toll, nur ich glaube fast nicht mehr daran. Ach ja, jetzt bin ich schon die zweite Woche zu Hause und bekomme immer mehr das Gefühl vermittelt, dass ich bald wieder zum Amt darf. :(

Die Kuchenstücke werden immer bescheidener die wir kleinen Leute und Arbeiter erhalten.
Nichts im Universum ist ohne Wert, denn die Natur tut nichts vergeblich (Aristoteles)
Ein böses Wort ist wie ein Stein, der in einen Brunnen geworfen wird: die Wellen mögen sich glätten, doch der Stein bleibt. (Konfuzius)

Ziggy

By the way - egal, wie's jetzt bei mir weitergeht, ich bin arbeitsuchend gemeldet und erneuere das auch alle 3 Monate (Anruf genügt!).

Wenn was Vernünftiges hereinkommt - her damit!

Grüße, Ziggy
Um seine Liebe zu beweisen, erklomm er die höchsten Berge, durchschwamm die tiefsten Meere und zog durch die weitesten Wüsten. Doch sie verließ ihn – weil er nie zu Hause war.

mupine

...auf was vernünftiges warten viele hier im Forum,auch ich.SEUFZ!!!
Aber das wird wohl nicht mehr in diesem Leben sein...

Antikapitalist

ZitatOriginal von sieben
Wer meint, er könne sein Leben über solche Leihbuden in den Griff bekommen, der irrt sich meiner Meinung nach, dafür wird man von diesen Leihbuden und auch von den Entleihern doch viel zu kurz gehalten.
Kann mich da nur anschließen, hatte selbst mal das "Vergnügen" für eine Leihbude zu rammeln (Zwangsvorschlag vom Amt) - allerdings habe ich der Sklavenbude mehr Schaden als Nutzen gebracht - nach drei Wochen Einsatz in einem renommierten Elektronikunternehmen (Einarbeitung war gerade rum) überfiel mich plötzlich eine schwere Krankheit  ;), die Leihbude fing nach drei Wochen Krankheit mit Anrufen an (in der Art: Bitte kommen sie wieder, wir brauchen sie doch - unser Ansehen im Kundenunternehmen leidet ...) - allerdings mein Hausarzt und ich wollten nicht  ;), das Ende vom Lied war das ich nach zweieinhalb Monaten Krankheit endlich die Kündigung bekam.

Mein Motto: Wenn Leiharbeit - dann krank oder miserable Arbeitsleistung.

Stumme Ursel

ZitatOriginal von Ziggy
By the way - egal, wie's jetzt bei mir weitergeht, ich bin arbeitsuchend gemeldet und erneuere das auch alle 3 Monate (Anruf genügt!).

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Grüße, Ziggy

Wie umgehst du deinen Fallmanager? Bei mir kleben die wie die Fliegen an der Sch*****. In unserem Umkreis gibt es so viele Leihfirmen, kleine wie große, da gibt es immer einen schlecht bezahlten Job.  :(
Nichts im Universum ist ohne Wert, denn die Natur tut nichts vergeblich (Aristoteles)
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alfred

@ursel   Soweit ich weiß, ist Ziggy noch nicht arbeitslos - deshalb muss er auch niemanden umgehen...
To be is to do (Socrates), To do is to be (Sartre), Do be do be do (Sinatra)

Ziggy

So ist es. Ich habe mich prophylaktisch arbeitsuchend gemeldet, weil demnächst die Kündigung kommen könnte.
Trotzdem hatte ich da heute Termin bei der Vermittlung (den ich auch selbst wollte), und wir haben erörtert, was denn künftig in Frage kommt, denn ich habe ja nun erhebliche gesundheitliche Einschränkungen, sodaß Einsätze als gewerbl. Helfer so wie bisher nicht mehr möglich sind (und damit höchstwahrscheinlich Zeitarbeit überhaupt ...)
Ich versuche eventuell eine Weiterqualifizierungsmaßnahme zu machen, um meine beruflichen Kenntnisse aufzufrischen. Das ist aber alles noch nichts Konkretes, denn, wie Alfred richtig sagte: Ich bin bisher nicht gekündigt, es besteht im Gegenteil sogar die Möglichkeit, mich seitens Randstad weiterzubeschäftigen, das ist aber noch in der Schwebe.
Mit der AA bin ich so verblieben, daß ich mich alle 3 Monate mal melde, wenn sich nichts ändert, sonst kicken die mich nämlich aus der Vermittlung, das will ich aber aufrechterhalten, auch wenn Randstad mir jetzt tatsächlich noch einen Einsatz verschaffen kann.
Ich habe im Übrigen nicht das Bedürfnis, meinen "Fallmanager" zu umgehen, ich sehe das als Unterstützung meiner Eigenbemühungen. Ich WILL arbeiten, und wenn der/die FallmanagerIn mir dabei helfen kann, wäre ich schön doof, das nicht in Anspruch zu nehmen.
Kostet mich nichts, und verpflichtet mich (zunächst) zu nichts. Kann sich ändern, klar ... aber dann habe ich schonmal gute Karten, weil jeder jetzt schon sehen kann, daß ich aktiv bin. Fehlende Eigeninitiative kann man mir gewiß nicht vorwerfen. Randstad weiß darüber übrigens Bescheid und heißt das auch gut. Ich spiele mit offenen Karten.

Grüße, Ziggy
Um seine Liebe zu beweisen, erklomm er die höchsten Berge, durchschwamm die tiefsten Meere und zog durch die weitesten Wüsten. Doch sie verließ ihn – weil er nie zu Hause war.

Stumme Ursel

Ich drücke dir da mal beide Daumen Ziggy, lass dich nicht unterkriegen weder vom Amt als von dieser Leihbude. Irgendwie geht es immer weiter, zur Zeit geht es mir etwas besser, solange zumindest, wie nicht die Kündigung ins Haus geflattert ist. Aber die Idee mit dem Arbeitssuchend melden trotz Beschäftigung ist nicht schlecht. Leider sind bei unserer Arge die Fallmanager so übel, dass es mir jetzt schon davor schlecht wird wenn ich nur an den Verein denke. Am Besten ich nehme diesmal jemanden mit, vieleicht gibt es ja eine Organisation bei uns, die kompetente Leute hat die mitgehen würden? Hier wird ja dazu geraten, und es macht Sinn. Auf jeden Fall werde ich noch diese Woche ALG II zum Lohn beantragen.
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alfred

@Ursel   Vielleicht soll die Kündigung auch nur ein Aprilscherz zum 1.4. sein? Ich würde mir den Spass machen, da am Montag mal durchzurufen...
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Stumme Ursel

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harztzlein

@ hartzhetzer

das war sehr nett und einfühlsam formuliert.

der betroffenen kann ich auch nur sagen:
laß dich nicht kleinmachen
geh deinen weg
es gibt immer eine lösung, vielleicht siehst du sie nur noch nicht.

viel glück, bei allem was du tust,

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