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Begonnen von AK 47, 22:54:08 Mo. 12.März 2007

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AK 47

Es ist soweit, ich bin mit den Nerven am Ende. War beim Arzt und der hat mich erstmal für ein paar Wochen krankgeschrieben.
Das bringt mich jetzt nicht sonderlich weiter.

Da schluckt man seinen Stolz runter um notgedrungen seine Depri darzulegen,
um von dem Heilkünstler darauf hingewiesen zu werden das krankschreiben lassen keine Lösung wäre und man ja dann sowieso entlassen würde.
Dann hat er ablenken wollen und die Probleme im privaten Umfeld gesucht,
 klar wie könnte es bloß an der Arbeit liegen!
   
   
Können die mir eigentlich kündigen wenn ich zu lange Krank bin? Und wie lange darf ich am Stück fehlen?

Ziggy

Krankheitsbedingte Kündigung geht nicht so einfach. Der AG muß nachweisen, daß er für dich aufgrund deiner Krankheit keinerlei Verwendungsmöglichkeit mehr hat (Integrationsmanagement).
Wie lange du krank bist, entscheidet deine Krankheit, nach 6 Wochen übernimmt wird die LFZ des AG durch Krankengeld abgelöst.
Es kann dir passieren, daß du zu einem Verrauensarzt geschickt wirst, spätestens bei Krankengeldbezug.

ZitatDa schluckt man seinen Stolz runter um notgedrungen seine Depri darzulegen,
um von dem Heilkünstler darauf hingewiesen zu werden das krankschreiben lassen keine Lösung wäre und man ja dann sowieso entlassen würde.
Dann hat er ablenken wollen und die Probleme im privaten Umfeld gesucht,
klar wie könnte es bloß an der Arbeit liegen!
Ich sag jetzt mal brutal:
Wenn du erst deinen STOLZ unterdrücken musst, um wegen deiner Depressionen professionelle Hilfe zu suchen, ist dein Leidensdruck noch nicht groß genug.
Über die Qualitäten deines Heilkünstlers kann ich nichts sagen, aber ich habe nicht den Eindruck, daß du ihm vertraust, im Gegenteil. So macht das aber keinen Sinn. Entweder der Mann ist eine Flasche, dann geh woanders hin, oder aber er ist gut, dann vertraue ihm und lasse dir helfen.
Und natürlich hast du auch Probleme im privaten Umfeld, versursacht durch den Stress am Arbeitsplatz, dieses Geflecht muß man aufdröseln.
Und es liegt nicht nur an der Arbeit, sondern auch daran, wie du damit umgehst, will sagen: Wenn du dir alles gefallen lässt, bleibt es nicht aus, daß alle auf dir rumtrampeln.
Ich habe den Eindruck, du möchtest, daß dein Psychiater dich (bildlich gesprochen) in den Arm nimmt und streichelt und dir bestätigt, was für eine Scheiß-Arbeit du hast. Dann soll er dich in Watte packen, entweder ewig lange krankschreiben oder dir per Attest ermöglichen, hinzuschmeißen, ohne Angst vor Konsequenzen.
Das kann klappen, wird aber dein Problem nicht lösen, denn früher oder später wirst du wieder in eine Situation kommen, wo du dich durchsetzen musst. Auf die Dauer hilft dir nur eines: Lerne kämpfen, lerne NEIN zu sagen, lerne leben!
Mir ist klar, das ist nicht das, was du hören wolltest, vielleicht denkst du jetzt "Was ist denn das für ein Arsch!", aber so sehe ich das, und - glaub mir - ich mein's gut mit dir.
Hoffe, du schaffst es!

Grüße, Ziggy
Um seine Liebe zu beweisen, erklomm er die höchsten Berge, durchschwamm die tiefsten Meere und zog durch die weitesten Wüsten. Doch sie verließ ihn – weil er nie zu Hause war.

AK 47

Danke für deine Antwort Ziggy.

ZitatIch habe den Eindruck, du möchtest, daß dein Psychiater dich (bildlich gesprochen) in den Arm nimmt und streichelt und dir bestätigt, was für eine Scheiß-Arbeit du hast. Dann soll er dich in Watte packen, entweder ewig lange krankschreiben oder dir per Attest ermöglichen, hinzuschmeißen, ohne Angst vor Konsequenzen.

Lol. Aber warum nicht. Das wäre der perfekte Psychiater. Zumindest sollte er mir zuhören und mich ernst nehmen. Schließlich weis ich immer noch am besten was nicht stimmt.
Dieser verschreibt mir aber Sertralin obwohl ich ausdrücklich gesagt habe dass ich Fluoxetin einnehme und es auch hilft. Ein Haufen Nebenwirkungen hats mir jetzt gebracht.

ZitatDas kann klappen, wird aber dein Problem nicht lösen, denn früher oder später wirst du wieder in eine Situation kommen, wo du dich durchsetzen musst.

Das Problem ist eher das ich durch die Arbeit zermürbt und apathisch geworden bin.

ZitatAuf die Dauer hilft dir nur eines: Lerne kämpfen,

Das würdest du eher nicht wollen. Meine Gefühle habe ich schlecht genug unter Kontrolle, wenn ich so manchen Impuls nachgebe... Es wird ja von den Menschen geradezu erwartet dass sie sich selber nötigen. Das man davon krank wird liegt in der Natur.

Ratrace

ZitatDa schluckt man seinen Stolz runter um notgedrungen seine Depri darzulegen,Da schluckt man seinen Stolz runter um notgedrungen seine Depri darzulegen, um von dem Heilkünstler darauf hingewiesen zu werden das krankschreiben lassen keine Lösung wäre und man ja dann sowieso entlassen würde.
Dann hat er ablenken wollen und die Probleme im privaten Umfeld gesucht,
klar wie könnte es bloß an der Arbeit liegen!
WAS? Sofort den Therapeuten wechseln, aber hallo!

ZitatIch habe den Eindruck, du möchtest, daß dein Psychiater dich (bildlich gesprochen) in den Arm nimmt und streichelt und dir bestätigt, was für eine Scheiß-Arbeit du hast. Dann soll er dich in Watte packen, entweder ewig lange krankschreiben oder dir per Attest ermöglichen, hinzuschmeißen, ohne Angst vor Konsequenzen.
Tut mir leid, Ziggy: Voll daneben. Das schulbuchmäßige Aktivieren enes Depressiven kann ein langfristiges Therapieziel sein. Wenn man akut mit den Nerven durch ist, *muß* man erstmal in Watte gepackt werden und aus dem krankmachenden Umfeld RAUS, aber schnell.
In meinem Falle sind bereits zwei Jahre Therapie dabei herausgekommen, in denen es mir stetig besser geht - sehr langsam zwar, aber nun. Wann ich wieder vollschichtig arbeitsfähig bin, ist so etwas von dritt- bis viertrangig - fuck it!.
Ein guter Therapeut läßt es *natürlich* zu, daß die Ursache für einen Burnout oder ene Depression die Arbeit sein kann und vielfach auch ist. Man lese sich einfach entsprechenden Statistiken zu der Entwicklung von psychischen Krankheiten durch - so fern liegt der Schluß nicht. Falls Du jetzt fragst, ob ich arbeitslos bin: Ja, bin ich, aber ich wache dank Therapie morgens nicht mehr mit dem Wunsch auf, mir eine geladene Knarre an den Kopf zu halten. Insofern: Wenn die Arbeit krank macht - weg damit.

Bitte, AK 47: Suche Dir einen Therapeuten, bei dem der Mensch im Vordergrund steht, und nicht das System. Wenn das einzige Ziel der Therapie die Wiederherstellung Deiner Arbeitskraft sein soll: Laß es sein, wechsle den Therapeuten. Gerade im Bereich der Psychologie praktizieren Leute, die nicht einmal Migräne bei Hunden behandeln könnten. Die kann man gut daran erkennen, daß sie einem Patienten das Behandlungsschema "F" aufdrücken wollen und alles ausblenden, was nicht in einen 0815-Therapieparcours paßt (z. B. eine scheiß Arbeitsstelle) und den Patienten nicht ernstnehmen. Wenn Du sagst, daß Deine Erschöpfung an der Arbeit liegt, dann hat Mr. Therapeut das zu schlucken und damit weiterzuarbeiten. Unglaublich. So eine Stümperei wie die von Deinem Therpeuten bringt mich wirklich in Rage.
Übrigens sind Medikamente auch nicht immer die erste Wahl. Vieles sollte auf der gesprächstherapeutischen Schiene erst einmal angegangen werden, Medis kann man immer noch unterstützend "nachreichen".

ZitatLerne kämpfen, lerne NEIN zu sagen, lerne leben!
Das kommt gaaaanz am Ende. Erst einmal gilt es, die Kräfte zu restaurieren, um eben wieder leben zu können. Den die Lust am Leben, das Auskosten, kostet auch Kraft. Die bei Gesunden wie selbstverständlich da ist. Bei Depressiven nicht.

Meine Wenigkeit würde zusammenfassend bescheidenst vorschlagen: Raus aus dem Job und ab in Therapie bei einem kompetenten Therapeuten, bei dem Du Dich gut aufgehoben fühlst.

Was die Wechselwirkung Prozac - Sertralin angeht, kann ich nichts dazu sagen. Ich selbst bin auf Prozac (40 mg tgl.), und es hilft mir sehr gut. Die Einschleichphase war übel, aber die war ja nach ein paar Wochen vorbei.
Das einzig Freie im Westen sind die Märkte.

Ziggy

ZitatTut mir leid, Ziggy: Voll daneben.
Muss dir nicht leid tun. Wenn's daneben war, war's daneben.
Sowas kommt vor.

Grüße, Ziggy
Um seine Liebe zu beweisen, erklomm er die höchsten Berge, durchschwamm die tiefsten Meere und zog durch die weitesten Wüsten. Doch sie verließ ihn – weil er nie zu Hause war.

Ratrace

Nix für ungut, Ziggy.  :)
Das einzig Freie im Westen sind die Märkte.

AK 47

@Ratrace- Danke Genosse

Leider bin nicht nur ich auf das Geld gerade sehr angewiesen. Sonst hätte ich mich schon längst von diesem Joch befreit.
Therapeut wird gewechselt. Bei diesem hatte ich immer das Gefühl das ihm die Wirtschaft näher am Herzen liegt als seine Patienten.
Ein allgemeines Problem mit vielen Ärzten ist sowieso das sie die Menschen nur noch als Objekte wahrnehmen.

Zum Thema Kündigungsschutz hab ich gerade folgendes gelesen:

ZitatIn Unternehmen mit mehr als zehn Mitarbeitern greift der Kündigungsschutz erst nach sechsmonatigem Bestehen des Arbeitsverhältnisses – also nach der so bezeichneten Probezeit -, selbst wenn im Vertrag eine kürzere Probezeit vereinbart ist.

Für 2007 hab ich einen neuen befristeten Vertrag. Letztes Jahr hab ich 6 Monate hinter mich gebracht.
Greift damit der Kündigungsschutz für mich?

ZitatFalsch ist die Auffassung, dass während einer Krankheit nicht gekündigt werden darf. Im Gegenteil: Krankheit ist der häufigste Kündigungsgrund bei einer personenbedingten Kündigung. Das heißt, liegt die Ursache für die Kündigung in der Person des Arbeitnehmers begründet und kann von diesem nicht beeinflusst werden, ist keine Abmahnung im Vorfeld erforderlich.

Was heißt denn hier in der Person begründet und nicht beeinflussbar? Wie verhält es sich hier mit dem Kündigungsschutz?



Gruß

Schraubenwelle

Wegen dem Kündigungschutz kann ich dir nur einen Rat geben..wenn du in der Gewerkschaft bist geh mal hin da und lass dich Aufklären.
Ich war auch total falsch informiert...es stellte sich dann bei der Gewerkschaft raus das ich viel weniger Zeit hatte.
Also ich denke alle Hebel in bewegung setzten..sich Informieren z.B Gewerkschaft,Anwalt,Bücher usw .
Und du kannst jederzeit denPsychater oder Therapeuten wechseln.
Es geht um dich und deine Gesundheit und das ist wichtiger als alles andere.

AK 47

Thx. Das nächstliegende hätte ich beinahe übersehen. Bin nicht in der Gewerkschaft aber falls die Institution noch was taugt dann helfen die mir auch so und ich trete auch gerne bei. Anfang des Jahres hat sich hier mal einer blicken lassen und ne Broschüre mitgegeben. Werd die mal morgen suchen.

Aber auch in diesem Thread wären mehr Einblick und Antworten weiterhin begrüßenswert.

Gruß

rendolf

ZitatOriginal von AK 47
Thx. Das nächstliegende hätte ich beinahe übersehen. Bin nicht in der Gewerkschaft aber falls die Institution noch was taugt dann helfen die mir auch so und ich trete auch gerne bei. Anfang des Jahres hat sich hier mal einer blicken lassen und ne Broschüre mitgegeben. Werd die mal morgen suchen.

Aber auch in diesem Thread wären mehr Einblick und Antworten weiterhin begrüßenswert.

Gruß

Das bringt meistens nicht viel, außer der Antwort " wir dürfen erst nach min. 6 Monatiger zugehörigkeit die Kosten übernehmen und lassen dich nebenbei noch einen Vertrag unterschreiben.
Aber wenn du Hilfe suchst speziell zu deinem fall  Google ein bischen und nimm dir einen Anwalt dem du vertrauen kannst.
Ein guter RA kann dir auch mit Rat und Tat helfen, die weniger guten versuchen nur dein jetziges Prob. um Geld zu machen.
.

mlawrenz

"Rechtsschutz" gibt es gewöhnlich erst ab sechs Monaten bei der Gewerkschaft.
Aber wenn sie engagiert sind, können sie Dir wertvolle Hilfe & Tipps geben, die Du Dir sonst mühsam aneignen müsstest und werden sich dabei nicht groß darum scheren, ob Du Mitglied bist oder nicht. Wie geschrieben, wenn sie (bei Dir vor Ort) engagiert sind.

@Ratrace

Bin absolut Deiner Meinung, hast es genau getroffen.
Ich weiß nicht wie schlimm es bei Dir ist, "AK 47". Aber ein Burnout-Syndrom, das man lange genug hinausschiebt, bevor man es mit einem guten Therapeuten angeht, bringt Dich psychisch, körperlich und seelisch an den Rand oder darüber hinaus. Geld oder andere Sachzwänge werden dann sicher nicht Dein größtest Problem sein.

Schließe mich daher der Bitte von Ratrace an.

Ein kurzer Überblick zur krankheitsbedingten Kündigung.

bei mehr als zehn Mitarbeitern und wenigstens sechs Monaten ununterbrochener Betriebszugehörigkeit greift der Kündigungsschutz.

Die krankheitsbedingte Kündigung ist eine sog. "Personenbedingte Kündigung" und muss strengen Anforderungen genügen, damit sie sozial gerechtfertigt ist.

Es muss überprüfbar dargelegt werden, dass Dein Gesundheitszustand sich in absehbarer Zeit nicht bessern wird, sog. "negative Gesundheitsprognose".

Es müssen erhebliche betriebliche oder wirtschaftliche Gründe dafür sprechen, dass es nicht zumutbar ist, Dich weiter zu beschäftigen.

Wirtschaftliche Gründe (grobe Richtlinie):
In der Regel halten die Gerichte eine krankheitsbedingte Kündigung erst dann für wirtschaftlich begründet, wenn der Arbeitgeber in zwei aufeinander folgenden Jahren für jeweils mehr als sechs Wochen das Entgelt für einen erkrankten Arbeitnehmer fortzahlen musste.

Bei einer Langzeiterkrankung ist eine Kündigung nach der Rechtsprechung des Bundesarbeitsgerichts dann im betrieblichen Interesse begründet, wenn der Arbeitnehmer voraussichtlich nicht innerhalb der kommenden zwei Jahre nach dem Kündigungstermin wieder arbeiten kann. Fehlzeiten vor Ausspruch der Kündigung dürfen nicht zu dem Zweijahres-Zeitraum hinzu gezählt werden (Bundesarbeitsgericht, Urteil vom 12. April 2002, AZ: 2 AZR 148/01).

Kann dazu folgenden Artikel empfehlen:

http://www.hensche.de/Rechtsanwalt_Arbeitsrecht_Handbuch_Kuendigung_Krankheitsbedingt.html
"Es herrscht Klassenkrieg, richtig, aber es ist meine Klasse, die Reichen, die Krieg führt und wir sind dabei zu gewinnen'"
Warren Buffet, zweitreichster Mann der Welt


Schraubenwelle

@rendolf..Anwalt kostet die Jungs greifen richtig ab.Gewerschaft kostet nun nich die welt..ok das Problem ist das die dich bei einem Rechtsstreit erst nach 6 Monatiger Zugehörigkeit vertreten.
Aber du bekommst vorher schon viel Hilfe Tips und Informationen.
Und wenn es zum Rechtsstreit kommt stellt dir die Gewerkschaft ein Anwalt..kosten für dich fallen da nicht an.
Einfach mal hin da fragen und du wirst dann selber sehen ob es was für dich ist.

Codeman

Muss da mal korrigierend eingreifen.

Rechtsschutz gibs nach 3 (!) nicht nach 6 Monaten.Zumindest ist das in meiner Gewerkschaft so usus und so stehts auch in der Satzung.Gehöre der NGG an.

Du kannst auch Fragen,ob Sie nicht dein Eintrittsdatum zurück datieren können.Auch das wird gerne gemacht.So zahlst du zwar evtl. 30 euro nach,hast aber sofort deinen Rechtsschutz vor ort.

MfG
Codeman
Ich bin der Rostfleck am Schwert des Sozialismus - Zitat frei nach Schraubenwelle

Ziggy

Um seine Liebe zu beweisen, erklomm er die höchsten Berge, durchschwamm die tiefsten Meere und zog durch die weitesten Wüsten. Doch sie verließ ihn – weil er nie zu Hause war.

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