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Wat Noch => Theoriebereich => Thema gestartet von: Kuddel am 15:48:01 Di. 31.Dezember 2013

Titel: Kultur
Beitrag von: Kuddel am 15:48:01 Di. 31.Dezember 2013
Ich beschäftige mich seit Ewigkeiten mit "Kultur" und halte sie für einen nicht unwichtigen Teil des Lebens. Sie ist ein Ausdruck der Innenwelten, der Träume und Sehnsüchte. Ich habe Veranstaltungen organisiert in Besetzten Häusern, in Autonomen Zentren und kommerziellen Läden. Aber jenseits von Musik, Filmen, Bildern etc.  ist die Alltagskultu, wie man sich bewegt, spricht, ißt ("You know that what you eat you are" - The Beatles), Sex hat, wohnt usw. wohl viel bedeutender und ehrlicher...

Das sagt alles viel über Menschen und die Gesellschaft. Und es ist ein guter Ansatz nicht nur die Gesellschaft (herrschende Kultur) zu betrachten, sondern auch die "Rebellen" und Gegenkulturen.

Das kam an anderer Stelle schon zur Sprache:
Zitat von: Rudolf Rocker am 11:55:21 Di. 31.Dezember 2013
ZitatAndersherum, die Revoluzzer sind oft auch nur kleinbürgerliche Spießer, sie wollen mit aller Macht anders sein und merken nicht wie spießig sie dabei sind/werden.

Also Teilweise hat das schon was Sektenhaftes!
Als gäbe es nicht schon genug Probleme auf der Welt muss man sich mit so einem Müll auch noch rumschlagen.
Das "Problem" ist ja, das wir in der Linken (Szene, Bewegung, was auch immer) immer besonders Tolerant gegenüber allen Meinungen sein wollen. Das gilt dann logischerweise auch für abstruse, theoretische Gehirnphantasien psychisch kranker Menschen.
Das führt dann häufig dazu das ein Plenum, eine Aktion, ein Projekt plötzlich im absoluten "Offtopic" landet.
Plötzlich ist die Frage: "Wie können wir den Flüchtlingen am besten helfen?" völlig unrelevant und es wird zwei Stunden darüber disskutiert, warum es sexistisch ist, wenn im Camp Männer bei 30°  mit nacktem Oberkörper rumlaufen.
Anstatt solchen Leuten in die Fresse zu hauen den Wind aus den Segeln zu nehmen, steigen alle in das Diskussionsboot mit ein und befeuern damit die Auseinandersetzung!

Das Thema "Millitanz" eignet sich auch sehr gut für so eine Spaltung. Schon seid 30 oder 40 Jahren.
Oder redet noch jemand über die Lampedusa- Fluchtlinge, über die Esso- Häuser oder über die Rote Flora?
Nö, alles dreht sich nur noch um die Demo und ob es gut oder schlecht war sich gegen einen Bullenangriff zu verteidigen.

Ach, ich hatte oben übrigens Veganer erwähnt!
Bevor es zu berechtigter Kritik kommt, das ich hier alle über einen Kamm scheren würde:
Ich meine damit die dogmatischen Veganer, die aus ihrem Veganismus eine Ersatzreligion gemacht haben und mit ihrer Intoleranz gegenüber Andersdenkenden eigentlich auf der Naziseite besser aufgehoben wären!

Hier kann die Diskussion fortgesetzt werden...
Titel: Re:Kultur
Beitrag von: Rudolf Rocker am 14:46:37 Mi. 01.Januar 2014
Danke, das Du das Thema mal angesprochen hast, Kuddel!
Das angesprochene Problem hat dazu geführt, das viele Leute (einschließlich meiner Wenigkeit) keinen Bock mehr darauf haben irgendwas zu machen.

Damit mich niemand falsch versteht:
Ich habe nichts gegen Diskussionen, gern auch kontrovers oder über abstruse Dinge.
Nächtelang philosophieren über den Lauf der Welt und was wäre wenn oder wenn nicht!
Natürlich ist es wichtig über Sexismus, Antisemitismus, Veganismus oder sonstwas zu diskutieren aber die Frage ist doch wie und mit welcher Priorität.
Ich will damit sagen: Es gibt in der deutschen Linken Gruppen, die mache sich Gedanken über Themen die ca. 99,9% der Weltbevölkerung komplett am Arsch vorbeigehen (Beispiel: Gendern mit I oder mit * oder mit_?) und erheben das dann zur Doktrin.
Oder eine Debatte über Veganismus vom Zaun zu brechen wärend man versucht eine Demo gegen Nazis vorzubereiten.

Das größte Problem ist ja, das man mit diesen Leuten genauso wenig reden kann wie z.B. mit den Zeugen Jehovas. Die sind von ihrer Meinung 100% überzeugt und jeder der ihnen widerspricht wird als Gegner angesehen und mit irgendwelchen Schwachsinnsargumenten in Grund und Boden geredet.

Ich denke dieses Verhalten hat dazu geführt, das die linke (insbesondere die linksradikale) Bewegung so unglaublich uninteressant für junge und neue Leute geworden ist.
Es gibt aber auch immer mehr Leute die darauf keinen Bock mehr haben und ich denke hier könnte man ansetzen.
Titel: Re:Kultur
Beitrag von: Kuddel am 16:23:45 Mi. 01.Januar 2014
Zitat...das viele Leute (einschließlich meiner Wenigkeit) keinen Bock mehr darauf haben irgendwas zu machen.
Anspruch und Wirklichkeit einer Subkultur.
...man kann sich auch engagieren ohne sich an eine zweifelhafte Szene zu hängen.
Titel: Re:Kultur
Beitrag von: Tiefrot am 17:38:14 Mi. 01.Januar 2014
Das wäre natürlich auch 'ne Möglichkeit.
Allerdings läuft man doch ziemlich Gefahr, in eigenen Saft zu schmoren.  ::)
Titel: Re:Kultur
Beitrag von: Eivisskat am 19:27:46 Mi. 01.Januar 2014
ZitatEs gibt aber auch immer mehr Leute die darauf keinen Bock mehr haben


Parallelwelten existieren überall!

Bestes Beispiel erst neulich im Herbst `13 erlebt hier in der kleinen Ortsgruppe der Linken (Partei):

Um uns herum bricht hier zwar gerade die ganze Welt zusammen, man denke nur an die Wahl in D., die NSA-Geschichte, die EU-Krise, immer schlimmere Dinge mit H4, weltweite Umweltskandale, etc., etc ....ganz egal wo mensch in seiner Umgebung hinguckt, überall brennt´s lichterloh

und dort beim Treffen hingegen wird von den "Genossen"^^  der Wunsch geäußert:

"Lasst uns doch mal über Venezuela reden"

::)



Habe ich noch Lust dorthin zu gehen? Nein!

Ganz besonders nicht, weil dort immer noch in blödester Altherren- und Stammtischmanier - wie vor 30 Jahren - hinter großen Biertöpfen (immer wieder ausgewechselt natürlich...) stundenlang über die banalsten Dinge/Details gelabert wird, meist NUR um sich gegenseitig in der Redekunst zu übertrumpfen (wer hat den Längsten...) und OHNE jegliche Rücksicht auf alles was außerhalb des eigenen kleinen Horizonts liegt. Filmreif!

Mich wundert nur, dass die sich über ihren fehlenden Nachwuchs wundern...




ZitatPale Blue Dot: Raumschiff Erde - Ein Staubkorn im Universum
https://www.youtube.com/watch?v=Bsm-Ai1jD0Q (https://www.youtube.com/watch?v=Bsm-Ai1jD0Q)
Titel: Re:Kultur
Beitrag von: Rudolf Rocker am 22:41:05 Mi. 01.Januar 2014
Wo wir grade von Subkultur sprachen: ;D ;D

https://www.youtube.com/watch?v=EZ_WFfvsrLI (https://www.youtube.com/watch?v=EZ_WFfvsrLI)
Titel: Re:Kultur
Beitrag von: Tiefrot am 02:42:11 Do. 02.Januar 2014
Jaaaaa, das Ding ist herrlich !  ;D  ;D  ;D
Erinnert mich an die momentane Erscheinung von Links unten (https://linksunten.indymedia.org/).
Da gehts im Augenblick auch so zu.  ::)
Titel: Re:Kultur
Beitrag von: Rudolf Rocker am 08:57:18 Do. 02.Januar 2014
Ja, linksunten startete mal als ziemlich gute Ergänzung zu indymedia.
Das hat sich aber leider seid geraumer Zeit wieder erledigt! :-[
Titel: Re:Kultur
Beitrag von: Kuddel am 12:41:23 Sa. 07.März 2015
ZitatDas Kultur-Business

Kunstwerke, Bücher und andere Artefakte zählen normalerweise zu den Werten, die es um jeden Preis zu fördern und zu verteidigen gilt. Entsprechend verehrt werden Verleger, Mäzene und Kunstsammler, die sich mit viel Idealismus, Verve - und nicht zuletzt mit ihrem eigenen Geld - für die schönen Künste in die Bresche werfen.


Doch ihr Einsatz ist manchmal nicht ganz so uneigennützig, wie es scheint. Oft genug wird das gutwillige Publikum an der Nase herumgeführt, unterscheiden sich die Umtriebe der Kultureliten nur wenig von Mauscheleien und Vetternwirtschaft, wie sie aus der restlichen Unternehmens- und Finanzwelt vertraut sind. Zieht man den Heiligenschein erst einmal zur Seite, lassen sich hier ganz ähnliche Geschichten erzählen, von Eitelkeit und Vorteilsnahme auf der einen, Opportunismus, Karrierismus und Speichelleckertum auf der anderen. Wie immer geht es ums Kapital, sei es nun sozialer oder rein pekuniärer Natur.
http://www.deutschlandfunk.de/maezene-das-kultur-business.1247.de.html?dram:article_id=309814 (http://www.deutschlandfunk.de/maezene-das-kultur-business.1247.de.html?dram:article_id=309814)

Es lohnt sich die 50 min Zeit zu nehmen, um sich den Glauben an das Schöne und Hehre der Kunst nehmen zu lassen
http://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2015/03/06/dlf_20150306_2010_f2194e06.mp3 (http://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2015/03/06/dlf_20150306_2010_f2194e06.mp3) 
Titel: Re:Kultur
Beitrag von: Kuddel am 19:18:25 Sa. 03.Dezember 2016
Nochmal zum Thema "Subkultur".
Es hat in vielerlei Beziehung etwas gesundes, wenn man sich abgrenzen kann gegen den Lebensstil der Eltern oder den gesellschaftlichen Mainstream. Und wenn es ein paar Erkennungsmerkmale gibt, an denen man Gleichgesinnte findet.

Es war wirklich einfach, als man sich nur die Haare länger wachsen lassen mußte und damit zeigen konnte, daß man nicht auf Arbeit, Karriere und materiellen Scheiß steht, sondern auf die schönen Dinge des Lebens, auf Sex, Drogen und gute Musik.

Die Mächtigen und die Verblödeten vertraten geifernd ein freudloses Leben der Anpassung an Tradition und Obrigkeit.

Heute funktioniert es nicht mehr so. Da nehmen CDU Poltiker mehr Drogen als irgendwelche durchgeknallten Freaks und in der FDP geht es intern oftmals mehr um guten Sex, als um politische Inhalte.

So sieht heute ein prominenter Sozialdemokrat aus:

(https://forum.chefduzen.de/proxy.php?request=http%3A%2F%2Fwww.kritisches-netzwerk.de%2Fsites%2Fdefault%2Ffiles%2Fu17%2FSascha_Lobo_Blogger__Internetexperte_Internetforscher_Digital_Native_digitale_Kraenkung_Silicon_Valley_Cyberagnostizismus_soziale_Netzwerke_Evgeny_Morozov_Irokesenschnitt_S.P.O.N..jpg&hash=63b92758ae206d69edc32e2ddc9e430ec82139ab)

Der Zausel ist Chefredakteur der BILD:

(https://abload.de/img/zauseliek6s.jpg) (https://abload.de/image.php?img=zauseliek6s.jpg)

Und so stylt sich heute ein reaktionärer Schreiberling der Zeit:

(https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/7/73/Ijoma_Mangold_2016.jpg/440px-Ijoma_Mangold_2016.jpg)

Titel: Re:Kultur
Beitrag von: Kuddel am 11:43:39 Mi. 21.Dezember 2016
Ich krieg das Kotzen...
Pegida für die Großraumdisco, AfD fürs Stadion:

ZitatOlympiahalle
Böhse Onkelz auf Feldzug gegen das Establishment

Nach einer fast zehnjährigen Pause sind sie mit ihrem neuen Nummer-eins-Album "Memento" wieder auf Tour.


Wie ein Kirmesboxer stolziert er über die Bühne: Kevin Russel spannt den Bizeps an, stößt einen Kampfschrei aus und blickt mit aufgerissenen Augen herausfordernd in die Menge. Der selbstbetitelte "Stachel im Arsch der Nation" ist zurück - oder wie Ben Becker es im Sommer 2015 als Anheizer für 100 000 Fans auf dem Hockenheimring nahe am Sonnenstich formulierte: "Sie steigen hinab zu uns wie die Engel."

Die Böhsen Onkelz, eine der umstrittensten deutschen Rockbands, sind nach fast zehnjähriger Pause mit ihrem neuen Nummer-eins-Album "Memento" wieder auf ihrem Feldzug gegen das Establishment. Der erste von zwei Auftritten in der Olympiahalle am Montagabend zeigt, wie eine postfaktische deutsche Gegenkultur 2016 tickt - ein Einblick in die Filterblase der Anderen. Eine verkürzte Textexegese der Onkelz-Hits aus 30 Jahren Band-Geschichte läse sich wie folgt: Das Leben ist hart; man wird belogen und betrogen; der Staat, die Kirche, die Medien verarschen die Normalen, die Aufrechten; aber Errettung ist möglich: Freundschaft und Nation geben Halt.

In ihrer altbekannten Wir-Gegen-Die-Rhetorik bleiben sie schwammig und spalten die Gesellschaft in In-, und Exkludierte - eine Strategie, mit der auch andere heimattreue Gruppen wie Freiwild derzeit ein Massenpublikum um sich scharen.

Die Band, die Mitte der Achtziger- und zu Beginn der Neunzigerjahre wegen fremdenfeindlicher Texte ("Türken raus") der rechten Szene zugeordnet wurde, beteuert seit einigen Jahren stets, sich davon distanziert zu haben.

...wenn er in der Zugabe wie früher einfach mit den Kameraden "Mexico" - ein Lied von 1985, aus der Zeit vor der Läuterung, von dem sich die Böhsen Onkelz wohl noch nicht distanziert haben - gröhlen darf: "Siegesgewiss fahr'n wir nach Mexiko, Um uns're Elf zu seh'n, Im Siegesrausch, voller Alkohol, Lassen wir die Fahnen weh'n."
http://www.sueddeutsche.de/muenchen/olympiahalle-boehse-onkelz-auf-feldzug-gegen-das-establishment-1.3303262 (http://www.sueddeutsche.de/muenchen/olympiahalle-boehse-onkelz-auf-feldzug-gegen-das-establishment-1.3303262)
Titel: Re:Kultur
Beitrag von: Kuddel am 19:23:17 So. 04.Juni 2017
Ich bin extrem empfänglich für alle möglichen kulturellen Ausdrucksformen, insbesondere die, die man mal als Gegen- oder Subkultur bezeichnet hat.
Es hatte eine durchaus sinnvolle Funktion, daß man Musik und ein paar Äußerlichkeiten hatte, mit denen man sich von der breiten Masse abheben konnte. Die Spießer fanden einen scheiße und man hatte einen Rückzugsort, an dem man sich wohler fühlen konnte als in der Scheißwelt da draußen.

Aber es ist längst nicht mehr so, daß diese kulturellen Ausdrucksformen uns gehören. Die Unterhaltungsindustrie schickt seine Talentscouts aus und nimmt auch extremes unter Vertrag.

Es war an der Optik eines Printmediums sofort zu erkennen, ob es ein Undergroundmagazin oder ein reaktionäres Drecksblatt war. Logisch. Ich beobachte nun aber fassungslos, daß die (Online- und Print-)Magazine sich radikal umorientieren und sich talentierte Grafiker, Fotographen und Layouter besorgen und sich in einer Optik präsentieren, wie es einst nur in der Subkultur zu finden war. Man leiht sich sogar die Ideen aus linksradikaler Ecke. Die Oberfäche wird immer subkultureller mit subversiven Einschlag und der Inhalt wird immer hohler und immer reaktionärer.

Mir geht es nah. Ich kann es nicht einfach achselzuckend hinnehmen, auch wenn mir nichts anderes übrigbleibt.
Es fehlt der Rückzugsraum, in den man sich flüchten kann vor dieser Scheißgesellschaft.
Der letzte Winkel der Gesellschaft ist neoliberal umgekrempelt, verseucht, versaut.
Titel: Re:Kultur
Beitrag von: Rudolf Rocker am 20:10:48 So. 04.Juni 2017
Naja, Subkultur findet ja nicht im luftleeren Raum statt, sondern unterliegt den gleichen gesellschaftlichen Veränderungen, wie alles andere auch.
Elvis und die Beatles waren auch mal Subkultur und das was vor 20 Jahren Subkultur war interessiert heute zum Teil keine Sau mehr. Andere Subkulturen werden imitiert und ja, einige auch assimiliert.
Die Diskussion über die Kommerzialisierung von Subkulturen gab es auch schon zu Ton, Steine, Scherben- Zeiten!
Titel: Erzreaktionäre Scheiße rockt!
Beitrag von: Kuddel am 21:27:18 Mo. 05.Juni 2017
(https://abload.de/img/soederm3k47.jpg) (https://abload.de/image.php?img=soederm3k47.jpg)

CSU Söder auf der Bühne von Rock im Park.


Titel: Re:Kultur
Beitrag von: BGS am 05:32:57 Di. 06.Juni 2017
Peinlich.

MfG

BGS
Titel: Re:Kultur
Beitrag von: Kuddel am 10:08:28 Di. 20.Juni 2017
(https://forum.chefduzen.de/proxy.php?request=http%3A%2F%2Fimg.zeit.de%2Fentdecken%2Freisen%2Fmerian%2Fbilder%2Fresidenzschloss-braunschweig%2Fwide__650x366__desktop&hash=f304517c3b95f7fb48e7c6bb5c4a5bdceedd7dbc)
Titel: Re:Kultur
Beitrag von: Kuddel am 12:12:46 Di. 22.Mai 2018
Der Weg einer Gegenkultur in einer neoliberalen Welt:

ZitatNeben dem W.O.A. organisieren die beiden Ober-Freaks mittlerweile eine ganze Reihe von Events: unter anderem die Full Metal Cruise, bei der 2000 Metal-Fans auf Kreuzfahrt gehen, die Skireise-Konzert-Kombi Full Metal Mountain in den Kärntner Alpen, die Hamburg Metal Dayz und das Werner-Rennen des Comic-Zeichners Brösel. Außerdem betreiben sie eine Stiftung, ein Platten-Label, einen Musikverlag, einen Radio- sowie einen Internet-TV-Sender – alles Ideen, die die beiden charismatischen Gründer mit dem Tempo ultraschneller Hardcore-Riffs in die Welt schießen.

(https://abload.de/img/w1siziisijiwmtgvmdqvmy3sm5.jpg) (http://abload.de/image.php?img=w1siziisijiwmtgvmdqvmy3sm5.jpg)

Und genau da liegt das Problem. Denn ihr Unternehmensgeflecht ist mittlerweile derart ausgewuchert, dass weder die Strukturen noch die Mitarbeiter mitkommen. Aktuell hecken Jensen/Hübner einen Studiengang Heavy Metal aus (,,Wir sind da schon ziemlich weit"), in Planung ist zudem irgendwas Professionelles mit Festivals und Nachhaltigkeit, und neuerdings gehört ihnen auch noch der Landgasthof, der jetzt inoffiziell Zum Wackinger heißt und von ihnen wieder in Schwung gebracht werden soll.
https://www.brandeins.de/magazine/brand-eins-thema/consulting-2018/wacken-open-air-ig-metal (https://www.brandeins.de/magazine/brand-eins-thema/consulting-2018/wacken-open-air-ig-metal)
Titel: Re:Kultur
Beitrag von: Troll am 15:22:26 Di. 22.Mai 2018
So sieht eine Gegenkultur aus?
Ich finde es sieht genauso schlecht aus wie die Mainstreamkultur, oder reicht es schon die Fahrstuhlmusik in Konsumtempeln zu ändern um ein Gegen-plingpling zu inszenieren, scheiße in neuer Geschmacksrichtung oder was?
Titel: Re:Kultur
Beitrag von: counselor am 15:35:47 Di. 22.Mai 2018
Zitat von: Troll am 15:22:26 Di. 22.Mai 2018
So sieht eine Gegenkultur aus?
Ich halte das nicht für Gegenkultur.
Titel: Re:Kultur
Beitrag von: Troll am 15:50:04 Di. 22.Mai 2018
Vielen reicht der Begriff "gegen" um dafür zu sein.
Muß man eigentlich Gebühren bezahlen wenn man versucht selbst zu denken?
Titel: Re:Kultur
Beitrag von: BGS am 18:05:14 Di. 22.Mai 2018
Zitat von: counselor am 15:35:47 Di. 22.Mai 2018
Zitat von: Troll am 15:22:26 Di. 22.Mai 2018
So sieht eine Gegenkultur aus?
Ich halte das nicht für Gegenkultur.

Ich auch nicht.

Gegenkultur sind hier z.B. Konzerte in der Wildnis oder an ungewöhnlichen Orten, von denen nicht jeder Hans und Frans weiss.

MfG

BGS
Titel: Re:Kultur
Beitrag von: Troll am 19:29:46 Di. 22.Mai 2018
Am Anfang war WOA eine Art Gegenkultur, jetzt ist es Mainstream, ich glaube vielen anfänglichen Gegenkulturströmungen ging es schon ähnlich, selbst Techno war mal eine Gegenkultur.
Titel: Re:Kultur
Beitrag von: Nao am 10:23:00 Do. 24.Mai 2018
Mainstreamkultur

Treffend kritische Bemerkungungen zum Vorzeigekünstler Chinas:

ZitatAi Weiwei fühlt sich in Berlin nicht mehr geschätzt

Der erste große Irrtum ist wohl die hierzulande noch vor einiger Zeit nahezu flächendeckend verbreitete Meinung, Ai sei ein großer Künstler, eventuell sogar, so der Stern, der ,,wichtigste der Welt". Dagegen haben Leute, die etwas davon verstehen – sagen wir mal, der international renommierte Kritiker und Kurator Hou Hanru –, schon länger betont: ,,Als Künstler ist er völlig uninteressant." Der globale Erfolg Ais verdankt sich – neben westlichen Galeristen, die ihn massiv gefördert und eingekauft haben – hauptsächlich den westlichen Medien. Die haben ihn gemacht. Sie interessierten sich besonders für den Mann, weil er nach einem zwölfjährigen USA-Aufenthalt nicht nur präzise wusste, welche Kunst im Westen ankommt, sondern auch Englisch spricht und man anders als mit den meisten chinesischen Künstlern ähnlichen Formats direkt mit ihm kommunizieren kann.

Das zweite große Missverständnis lautet: Ai Weiwei ist ein großer politischer Denker. Tatsächlich hegt er eher schlichte politische Vorstellungen, die sich zumeist darauf beschränken, dass der Staat ein Feind der Kreativität und Freiheit sei, und deshalb zu bekämpfen. Damit kommt er besonders gut bei Leuten an, die ähnlichen neoliberalen Thesen anhängen. Dass beispielsweise der ehemalige Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie und zwischenzeitliche AfD-Politiker Hans-Olaf Henkel im April 2011 vor der Berliner Akademie der Künste Flugblätter verteilte, auf denen Freiheit für den damals inhaftierten Ai gefordert wurde, passt sehr gut ins Bild.

Das größte Missverständnis aber ist, dass Ai ein echter Dissident sei, womöglich sogar ,,Chinas Staatsfeind Nr. 1" (Bild). Zunächst einmal: Ai ist einer, den man in China einen ,,Princeling" nennt. Sein Vater, Ai Qing, Dichter und hochrangiger Kulturfunktionär, verbrachte die Kriegszeit an der Seite Maos in den Höhlen von Yan'an. Zwar fiel er – wie sehr viele Funktionäre der KP – zwischenzeitlich in Ungnade und musste einen Teil seines Lebens in der Verbannung verbringen, wurde jedoch sofort nach der Kulturrevolution voll rehabilitiert und zum Vizepräsidenten des Schriftstellerverbands ernannt. Aufgrund der Stellung seines Vaters durfte sich Ai Weiwei in puncto abweichender Meinungsäußerung immer deutlich mehr erlauben als andere; der Name des Vaters dürfte Ai auch bei den diversen Bauprojekten, in die er involviert war und die von der Partei unterstützt wurden, genutzt haben.

Als Ai sich dann im Sommer 2015 in Berlin niederließ, schien sich die Traumbeziehung zwischen dem ,,Märtyrer-Künstler" (Die Zeit) und Deutschland zunächst fortzusetzen.

Als er schließlich auch noch ein Selfie mit der AfD-Fraktionsvorsitzenden Alice Weidel voll in Ordnung fand, hatte er den Kredit verspielt.
Auszüge aus: https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/fuer-immer-pappkopie (https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/fuer-immer-pappkopie)
Titel: Re:Kultur
Beitrag von: Onkel Tom am 07:16:37 Fr. 25.Mai 2018
Nicht verzagen.. Subkultur im größeren Rahmen gibt es noch, ist jedoch für
dieses Jahr leider schon ausverkauft.. Erlöse gehen unter anderem auch
an Projekte wie Demonstrationen (Lautsprecher-LKW mieten u.s.w.) links-
orientierter Art..

http://www.fusion-festival.de/de/2018/home/ (http://www.fusion-festival.de/de/2018/home/)

;)
Titel: Re: Kultur
Beitrag von: Kuddel am 18:39:11 Fr. 03.Mai 2019
In den Bereich "Kultur" laß ich mal ein paar Worte zu RAMMSTEIN fallen.
Gleich vorab: Ich bin kein Rammstein Fan.
Es sind professionelle Musiker, aber es gibt hunderte Bands, die ähnlich gut spielen und einige davon dürften musikalisch interessanter sein.
RAMMSTEIN hat das Grundkonzept ihres Auftretens von LAIBACH geklaut. Auch sie spielten geistreich mit faschistischer Symbolik. Schon lange davor. Das Plagiat wurde dann 100x erfolgreicher als das Original. LAIBACH hätte mehr Erfolg und Respekt verdient.
Rammstein waren ursprünglich ostdeutsche Theaterleute. Das merkt man.
Ich muß aber zugeben, als Gesamtkunstwerk taugen sie was. Sie sind schon irgendwo zurecht weltweit der deutsche Kulturexport Nr.1. Ich hab sie mehrfach live gesehen. In Skandinavien war es unglaublich, daß scheinbar das gesamte Publikum, das sonst kein Deutsch sprach, jedes Wort aus voller Kehle mitgröhlte.
Das Spiel mit Symbolen, mit Tabus und Provokationen und mit den Medien beherrschen sie wie niemand sonst. Was sie machen, ist wirklich geistreiche Popkultur. Daß sich Sachen mit Grips auch gut verkaufen, ist nicht unbedingt die Regel.

Ihr neues Video DEUTSCHLAND dürfte inzwischen wohl jeder kennen. Die Diskussion darüber auch.

Jetzt haben sie ihre zweite Single von dem Album released und das Video dazu auf eine Hauswand in Berlin Mitte projiziert. "RADIO" https://youtu.be/z0NfI2NeDHI

Auch dafür meinen Respekt.
Titel: Re: Kultur
Beitrag von: counselor am 20:42:40 Fr. 03.Mai 2019
Laibach war eine tolle Band. Erinnert mich an schöne Abende im LAKRITZ, einem damals selbstverwalteten Nachtclub in Nürnberg.
Titel: Re: Kultur
Beitrag von: Troll am 12:22:47 Sa. 04.Mai 2019
Mir gefällt Rammstein, Fan in meinem Sinn ja, nach offizieller Fan-Definition NEIN!

Zitat,,We are as much fascists as Hitler was a painter."

,,Wir sind so sehr Faschisten, wie Hitler ein Maler war."

Laibach (auf die direkte Frage, ob sie Faschisten seien)

Aus dem Laibach-Wiki

Titel: Re: Kultur
Beitrag von: BGS am 13:43:06 Sa. 04.Mai 2019
Mir gefällt LAIBACH. In der Kunsthalle Kiel waren mal etliche Exponate von ihnen, Danke fuer die Infos.

MfG

BGS
Titel: Re: Kultur
Beitrag von: Kuddel am 12:49:28 Do. 13.Juni 2019
Kurz nochmal ein paar Gedanken zu Subkultur, Gegenkultur und Szenen.
Gerade der Faschismus versuchte die Gleichförmigkeit und Uniformierung zu erzwingen.
Da war die Swing-Jugend eine oppositionelle Jugendkultur verbunden durch Musik, Tanzstil und Haltung.
Noch älter ist die Kultur der Tätowierten. Damit erklärten sich zumeist Seeleute und Knackies zu Outsidern, die sich nicht den Regeln der bürgerlichen Gesellschaft unterwerfen.

Heute ist es genau umgekehrt. Man muß sich ehemals subkultureller Symbole bedienen, wenn man es im neoliberalen Kapitalismus zu etwas bringen will. Dreitagebart, Jeans, Band-T-Shirt-, Dutt, Afrolook sind heute nahezu pflicht, wenn man Zutritt in die "Gründer"- und "Start-up"-Szene will.
Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie findet: Gut für dich. Gut für Deutschland.
https://www.existenzgruender.de/DE/GO/inhalt.html
Den Menschen mit starkem Magen empfehle ich das hippe Video auf der Existenzgründerseite, in dem man sieht, wie Kapitalisten und Sklaven heuzutage auszusehen haben.

Ach, was waren das noch Zeiten, in denen Jeans, lange Haare und Rockmusik noch Protest gegen das System bedeuteten. Oder gar ein Tattoo oder ein Ohrring bei einem Mann.

Wenn ich heute jemanden sehe mit mächtigem Vollbart, mit extrem erweitertem Ohrloch und Tattoos bis über die Ohren, dann denke ich nur: Was für ein angepaßtes Arschloch!
Titel: Re: Kultur
Beitrag von: Troll am 13:59:38 Do. 13.Juni 2019
"Die Unglaublichen" (der Animationsfilm) Helden müßen untertauchen und sich vor der Öffentlichkeit verstecken, den Sohn des Heldenpärchens nervt es das er sich im Sport zurückhalten muß und redet mit seiner Heldenmutter, sie meint im Gespräch "jeder ist etwas besonderes" worauf der Sohnemann richtig bemerkt daß es dann ja normal ist besonders zu sein.
In dem Sinn, das ehemals besondere wird Normalität, Mode ist immer ein temporärer Zustand und damit eben nichts besonderes, Vollbärte, Piercings, Tatoos sind aktuelle Mode und schon langweilig, ermüdend.
Titel: Re: Kultur
Beitrag von: Fritz Linow am 14:30:59 Do. 13.Juni 2019
Das Video ist schon schlimm, aber dieser Satz irgendwie auch:
ZitatAch, was waren das noch Zeiten, in denen Jeans, lange Haare und Rockmusik noch Protest gegen das System bedeuteten.

Das ist mir zu viel Verklärung. Und gibt es überhaupt eine Sub- oder Gegenkultur, die nicht sofort aufgesogen und zur Verwertung freigegeben wird und damit automatisch ihren Protestcharakter verliert?
Titel: Re: Kultur
Beitrag von: Kuddel am 15:15:53 Do. 13.Juni 2019
Klar, da gab es den Super-8 Film "Rollo Aller", eine Persiflage auf das Gefühl mit Rockmusik die Welt zu verändern.
"Raus aus der Gesellschaft - Rein in den Rock!" https://www.mopo.de/metropolis-rollo-aller----der-abend-19747000

Natürlich konnte jeder Vollhonk sich die Haare wachsen lassen und Hippieklamotten überwerfen. Trotzdem funktionierte es, daß die vom Faschismus und dessen Ausläufern geprägte Elterngeneration sich dadurch provoziert fühlte und einem den Weg ins Arbeitslager wünschte. In dieser Beziehung funktionierte die Gegenkultur eine ganze Weile.

Die Symbolik dieser Maskerade richtete sich immerhin gegen Militarismus (Männer mit Mädchenfrisuren), gegen Arbeit und Konkurrenzkampf. Es ging eher um die schönen Dinge des Lebens.

Es funktionierte dann noch ein weiteres Mal, als die Punx aufkamen und die Vorgängergeneration aufmischte. "Never trust a hippie!" Sid Vicious mit Hakenkreuz T-Shirt. Als die Linken langsam den Punk für sich entdeckten und vereinnahmten, war es allmählich vorbei mit der subversiven Sprengkraft dieser Kultur. Heute ist es nur noch ein trauriges Abbild einer Kultur, die schon lange vorbei ist.

Es gab nochmal ein kurzes Aufflammen einer Gegenkultur, die auch nur so lange funktionierte, wie man ihre Logik nicht verstand. Die Rave Bewegung im Rahmen elektronischer Musik veweigerte sich irgendwelcher politischer Inhalte, doch in UK wurden leerstehende Fabrikhallen besetzt, um mit Tausenden zusammen zu feiern. Dann verschwand man wieder. Man schiß auf alles, Arbeit, Karriere, ging nur noch ab auf Feiern, Sex, Drogen, verneinte die ganze verkackte Welt inklusive der albernen Versuche, sie mit Protesten zu verändern. Man hat für einen Moment diese Welt außer Kraft gesetzt. Thatcher wollte mit polizeistaatlichen Mitteln diese Kultur beenden und versuchte es mit einem Verbot der "repetitative beats". In Deutschland forderte die Junge Union Techno zu verbieten. Ich hatte in der Zeit eine Menge Spaß, aber es hielt nicht lange an. Die beschissene Love Parade von Dr.Motte mit "Friede, Freude, Eierkuchen" sagte bereits alles. Neue Modelabel und grinsende Extacy Verstrahltheit. Leckt's mich, das war ein verdammt kurzes Vergnügen.

Die Halbwertszeit der subversiven Elemente wurde kürzer und kürzer.
Ich sehe inzwischen nicht mal mehr einen kleinsten Augenblick, in der diese Form kultureller Subversion eine Chance hat. Ich sehe sie nur noch als Bestandteil der herrschenden Kultur mit dem Ziel der Beschleunigung der Verwertungsprozesse.

Ich habe auch keinerlei Hoffnung, daß es mit einer neuen Subkultur anders kommen kann. Das Thema ist durch.
Titel: Re: Kultur
Beitrag von: Troll am 09:20:27 Fr. 14.Juni 2019
Mich nervt es wenn eine Massenbewegung zur Individualität erklärt wird, und als negativer Nebeneffekt Intoleranz in der angeblich immer toleranteren Gesellschaft aufblüht wie selten zuvor.
Wenn Filme, Bands u.ä. quasi schon als "Kult" geboren werden dann war mein bisheriges Verständnis dafür grundfalsch, der "Kult" entwickelt sich nicht mehr sondern wird von PR-Agenturen erfunden, da hab ich keinen Bock drauf.
Es erscheint mir alles so eklig Uniform.
Titel: Re: Kultur
Beitrag von: Onkel Tom am 09:37:22 Fr. 14.Juni 2019
Zitat von: Kuddel am 15:15:53 Do. 13.Juni 2019
...

Ich sehe inzwischen nicht mal mehr einen kleinsten Augenblick, in der diese Form kultureller Subversion eine Chance hat. Ich sehe sie nur noch als Bestandteil der herrschenden Kultur mit dem Ziel der Beschleunigung der Verwertungsprozesse.

Ich habe auch keinerlei Hoffnung, daß es mit einer neuen Subkultur anders kommen kann. Das Thema ist durch.

Das sehe ich weniger so.. Klar, selbstorganisierte Feste kosten auch ihr Geld und muss über die Festgäste
irgendwie wieder "eingesammelt" werden.
Das Bedürfnis, sich über Kultur von der großen Masse der sogenannten "Mitschwimmer" gesellschaftlicher
Erwartungshaltung zu distanzieren, sehe ich immer noch. Nicht am Outfit, jedoch an dem Interesse an
Veranstaltungen teil zu haben, die es vorübergehend ermöglichen, vom Alltag des Lebens abschalten zu
können..

Derzeit sieht es etwas mau aus, doch wenn sich Möglichkeiten ergeben, von der "dumpfen Gesellschaft"
Abstand zu nehmen, werden diese Möglichkeiten m.E. gern aufgesucht. In Hamburg wird dies jedes Jahr zum
Hafengeburtstag immer wieder und vermehrt von Jahr zu Jahr sichtbar..

Geht man am Rödingsmarkt los, sieht man bis zur NDR-Bühne Gäste, die allein "Party und Schiffe kosumieren"
wollen.. Geht mann weiter zur Rolly Rogers Bühne, ändern sich die Getränkepreise nicht, jedoch ist der Anspruch
der Besucher_innen etwas anders.. Die Atmosphäre geht anbei mehr in Richtung "Alternative und / oder Kritik
gegenwärtiger gesellschaftlicher Verhältnisse"..

Doch damit nicht genug.. Richtung Balduintreppe ändern sich die Getränkepreise und Verkaufsstände, die ihre
Beteiligung mit einer solidarischen Verknüpfung anbieten, werden mehr.. Nun geht es nicht mehr nur darum
"ordendlich Kasse zu machen", sondern auch Knete zu machen, für irgendwelche Kosten, die durch Protest,
Repressionen entstehen, ab zu mildern oder decken zu können.

Sprich an den der Hafenstraße angebundenen Ständen ist jeder dort erworbene Getränkeschluck mit einem
unbekannten Anteil Soliknete gegen gegenwärtiger Verhältnisse verbunden. Und ja, gerade da wird es schnell
sehr eng vor lauter Menschenmassen.. (Nicht allein deswegen, weil dort das Bier 1,50 statt 2-3 Eur kostet).

Was mich dieses Jahr besonders beeindruckte, das die Polizei glaubte, das sie anbei an der Balduintreppe
auf "Racial-Caching" gehen könnten und auf Kleindealer hofften.. Plötzlich wurden Jäger zu gejagten.
Es waren keine Afrikaner, die die Polizei die Balduintreppe hinab jagten.. Die Cops haben sich anbei voll auf
die Fresse gelegt und nix wie weg. Es waren hellhäutige, die Solidarität ausübten.

Ich betrachte es so, wie "Jägerzaun Pro und Contra Generationen". Die Eltern finden Jägerzaun ganz schick.
Deren Kinder reißen den Jägerzaun gern wieder ab und deren Kinder wollen den Jägerzaun wieder haben.

Derzeit glaube ich, das die jetztige Jägerzaun-Liebhaber-Generation in den nächsten Jahren wieder durch
Jägerzaungegner-Generation abgelöst wird.

Das rot zitierte könnte diesen Wandel fördern.  ;)
Titel: Re: Kultur
Beitrag von: Kuddel am 20:24:00 Fr. 26.Juli 2019
Die WACKEN Kultur...

ZitatAuf dem Wacken Open Air gibt es erstmals einen richtigen Supermarkt. Dahinter steht die Kette Kaufland. Die 450 Artikel sind extra auf die Festivalbesucher abgestimmt.
https://www.shz.de/24861412
Titel: Re: Kultur
Beitrag von: Troll am 20:33:25 Fr. 26.Juli 2019
Wacken die Supermarktkultur, cool!
Titel: Re: Kultur
Beitrag von: Kuddel am 15:32:15 Mi. 28.August 2019
Mir ist mal wieder nach einem Rundumschlag zumute.
Möchte mich über Mode auskotzen.

Die Mode ist einfach nur Retro.
Man zitiert vergangene Zeiten und meint es oft irgendwie ganz anders, ironisch gebrochen, was weiß ich.
Erst fand man die 70er so tierisch lustig. Knallbunte Hemden mit riesigen Kragen. Schlaghosen.
Ich hab die 70er als Teenager erlebt. Ich fand die 70er keineswegs lustig, sondern nur scheiße.
Der 70er Retrohype gipfelt im Schlagermove, organisiert von der BILD Zeitung, wo hundertausende Hirnamputierte mit bunten Hemden und Kleidern, komischen Brillen und lustigen Perücken zu Drecksmusik durch Hamburg tanzen.

Als dann Bärte wieder aufkamen, freute ich mich zuerst und dachte, nun würden sich Leute an die Zeiten erinnern, in denen man die Nächte durch rauchend über den Zustand der Welt und Möglichkeiten anderer Gesellschaftsformen diskutierte.
Aber so war es wohl nicht gemeint. Es soll nur so aussehen. Das ist auch einer Zeitjournalistin aufgefallen und von ihr recht lustig beschrieben:

"VW-Bus, Birkenstocks und Bärte: Plötzlich sehen alle aus wie meine Eltern."
https://www.zeit.de/2019/35/oekologischer-lebensstil-solidaritaet-hippie-zugehoerigkeit-mainstream

In der Werbung ist ja aus dem Silicon Valley der Afrolook hier rübergeschwappt. Erinnert an die Black Panthers und Angela Davis. Ist aber nicht so gemeint. Nur zitiert und ironisch gebrochen. Haha. Damals ging es um den bewaffneten Kampf gegen das schweinische, kapitalistische US-System. Heute kriecht man diesem System mit Vollgas in den Arsch. Mit Afrolook.

Dann wurde man ganz ironisch gebrochen und zitierend spießig. Pullis mit V-Ausschnitt, die Farben wurden immer beiger, die Röcke immer länger und die Mädels machten sich nen Dutt. Diese Vollhonks machen sich nicht lustig über Spießigkeit, sie sind durch und durch spießig.

Ist aber steigerbar. Mit Fußballern und Hipstern wurden mit dem Undercut übertriebene Nazifrisuren wieder modern. Hauptsache schön gescheitelt. Trachtenmode nicht zu vergessen. Röcke und Kleider sind in gedeckten Farben schon längst knielang, mindestens. Damit könnte man auch für ein Kraft durch Freude oder Mutterkreuzplakat posieren.

Ihr Fashion Victims, ihr seid weder cool noch witzig, sondern nur dumm und scheiße!
Titel: Re: Kultur
Beitrag von: Kuddel am 13:55:41 Mo. 20.April 2020
Keine Fotomontage:

(https://abload.de/img/doc7a6ppwhg1a81e0mj0olyjh5.jpg) (https://abload.de/image.php?img=doc7a6ppwhg1a81e0mj0olyjh5.jpg)

Hans-Jörn Arp, CDU-Abgeordneter aus Wacken, trägt zu Beginn der Sondersitzung des Landtags eine Schutzmaske mit dem Logo des Wacken-Festivals.

Satan rules!
Titel: Re: Kultur
Beitrag von: Kuddel am 09:54:16 Sa. 17.Oktober 2020
Ein schönes Beispiel aus der ZEIT:

Zitat Gleichberechtigung
Ja, wir wollen!

(https://abload.de/img/75k5g.jpg) (https://abload.de/image.php?img=75k5g.jpg)

Frauen wollen arbeiten, führen, Karriere machen. Sie wollen entscheiden und Verantwortung tragen.
https://www.zeit.de/arbeit/2020-10/gleichberechtigung-frauenquote-jutta-allmendinger-karriere-gesetz

Man benutzt eine linke oder subkulturelle Bildsprache, um reaktionäre oder neoliberale Inhalte zu transportieren.

Die Forderungen übersetzt: Ja, wir wollen uns ausbeuten lassen, wir wollen Hierarchie und Konkurrenzkampf!
Titel: Re: Kultur
Beitrag von: BGS am 13:48:19 Sa. 17.Oktober 2020
Grotesk das alles. Und doch gibt es m. E. hier und da zum Glück noch echte Subkultur. Die geht nicht in die Öffentlichkeit.

MfG

BGS
Titel: Re: Kultur
Beitrag von: Kuddel am 13:14:51 Mo. 01.Februar 2021
Ein schöner Artikel aus dem Neuen Deutschland:

ZitatDas Ende des Hipstertums
Schluss, aus und vorbei: Die »Zeit« beerdigt die Hipster, die Städte sind durchgentrifiziert


Die Wochenzeitung »Zeit« heilt alle Wunden. In der aktuellen Ausgabe erklärt Ijoma Mangold die Hipster für überholt. Jene Subkultur der Jungerwachsenen, die die westlichen Metropolen durchgentrifizieren, verteuern und vereinheitlichen in Richtung eines ziemlich austauschbaren sogenannten guten Geschmacks mit altertümlichen Bärten (Männer), alten Sonnenbrillen (Frauen), alten Frisuren (Männer und Frauen), viel Körperpflege und »Emo-Talk«, wie Mangold das nennt. Sie waren es, die die Biomärkte als Supermärkte durchsetzten, wie auch das Fixie-Fahrrad, das Craft Beer und die Rückkehr des Filterkaffees - in teuer. Auf Geld kam es ihnen nicht an, sie hatten genug, von Haus aus, und hielten deshalb ein WG-Zimmer für 500 Euro in Berlin-Neukölln für einen fairen Deal. Das kostete ja nur soviel wie ein Kulturwissenschaftsstudium im Monat auf einer der halbprivaten Berliner Hochschulen. Kein Ding, denn die Hipster fanden alles irgendwie ironisch und lustig.

Sie waren ein neuer Typus, rebellische Verbraucher, die sich in der Masse nonkonformistisch fühlen möchten. »Der Hipster ist eine Person, die Konsumentscheidungen - das richtige T-Shirt, die richtige Jeans, das richtige Essen - als eine Kunstform versteht. Er bewegt sich dabei zwar innerhalb der Grenzen des Massenkommerzes, sucht aber dennoch nach Distinktion und Exklusivität«, schrieb der US-Kulturtheoretiker Marc Greif im Jahre 2012. Und über ihr Gerede machten sich die Goldenen Zitronen schon vor 25 Jahren in dem Lied »0:30, gleiches Ambiente« lustig: »Was machst du so? / Ich bin in der Werbung. / Oh wow, das ist stark. / Ja, ich mag Menschen. / Ich auch, ich liebe Menschen (...) Hast du den neuen Quentin Tarantino schon gesehen? / Ja, ich mag Filme. / Ernsthaft? Ich auch, ich leihe mir oft Filme aus. / Wow, ich auch«.

Kann sein, dass die Hipster weg vom Fenster sind, wenn die Männer sich nun in ihren überteuerten Eigentumswohnungen ihre langen Bärte wieder abnehmen und die Frauen ihre Retro-Sonnenbrillen. Für Mangold wird es jetzt wieder inhaltlich: »Nach hip kam ›woke‹ - das erhöhte Bewusstsein für patriarchale Strukturen und weiße Privilegien«. Das gefällt ihm nicht besonders, zu politisch irgendwie, denn wer »woke« ist, lebe nicht ironisch, wirft er ein, »sondern im Ernstfall (der Klimakatastrophe) und ist auch sonst nie im Zweifel darüber, was gut und was böse, was links und was rechts ist.« Politische Entschiedenheit ist für Mangold entschieden übertrieben, ist die Welt denn etwa nicht mehr lustig? Bestimmt mag er auch Menschen und den neuen Quentin Tarantino.

Was er nicht schreibt: Früher war Hipster noch kein Schimpfwort. Da gab es den Hipster, aber nicht die Hipster. Das war eine coole Ausnahmefigur, keine uncoole Konsumentenbewegung. Entstanden in der Jazz-Szene der USA, im Bebop der 40er Jahre. Typ stylisher Durchblicker und magischer Realist. Hipstertum war auch eine Form der künstlerischen, proletarischen und schwarzen Selbstermächtigung. Also durchaus »woke«.

Vom Hipster wurde angenommen, dass er stets mehr als man selbst wusste. Kann man sich vorstellen, das es hip sein könnte, sich die »Zeit« zu kaufen, das Blatt der meist etwas betulich-akademischen Verwandtschaft, oft Lehrkräfte? Vielleicht, wenn man in die fünfte oder sechste Klasse geht und mit dieser dicken Zeitung durch die Gegend läuft. Bis irgendjemand sagt: »Oh wow, das ist stark« - »Ja, ich mag Zeitungen.«
https://www.neues-deutschland.de/artikel/1147683.die-zeit-das-ende-des-hipstertums.html
Titel: Re: Kultur
Beitrag von: Fritz Linow am 23:53:25 Fr. 26.Februar 2021
Von den Roten Raketen (ca. 1928 oder so):

Niggersong

In Vergnügungsstätten der Bourgeois
tanzt ein Nigger - ha,ha,ha.
Begeistert schreibt der Zeitungsmob!
- Halt, stop! -
Versklavtes, schwarzes Arbeiterheer,
steht auf, steht auf!
Will nicht mehr!
Wutgeheul
in der Geldsackzeitung:
Negergreuel!
- Halt, stop! -

[Refrain:]
Ob schwarz, ob weiß,
wir ziehn am selben Strick.
Ob Kanton, Budweis,
Berlin, Kamerun -
nur eins ist zu tun:
Dem Unterdrücker ans Genick!
Werft sie raus, werft sie raus,
die Despoten,
macht eure Länder frei.
Schwenkt eure Fahnen, die roten,
befreit euch aus Sklaverei!

Das bürgerliche Pressereptil
hat auch das Ziel:
Haß zwischen Schwarz und Weiß zu säen,
uns uneinig zu machen.
Wir wissen und lachen,
denn jetzt
keiner gegeneinander aufhetzt!

[Refrain]

In einem Sechsteil der Welt
der Arbeiter hoch hält
die rote Fahne der Freiheit.
- Halt, stop! -
Dies leuchtende Beispiel
ist auch unser Ziel!
Drum ran, drum ran,
ob schwarz, ob weißer Mann!

Titel: Re: Kultur
Beitrag von: Kuddel am 10:18:08 Mi. 19.Mai 2021
Die ZEIT ist ein Medium, das sich mit Fotos und Grafiken in der Ästhetik, teilweise auch in Sprache aus einem linken subkulturellem Millieu bedient.

Es wird da ein Mittelschichtspublikum bedient, das schon ahnt, daß dieses System grauenhaft und ungerecht ist und Sympathie für Kritik und Protest hat, aber keinsfalls etwas am eigenen Status und der Lebensweise ändern möchte.

Ihnen bietet man Äußerlichkeiten mit denen man sich als "den Guten" zugehörig fühlen kann.
Dicke Schuhsohlen bei Frauen bedeuten ein "feministisches Empowerment".
Ein Afrolook setzt Zeichen gegen Rassismus.

Der politische Kampf wurde zum Friseur und in die Boutique verlegt.

Der ZEIT ist nun aufgefallen, das es US Großkonzerne genauso machen wie sie selbst:
ZitatWoke, bis es ums Geld geht
Großkonzerne in den USA nutzen die Sprache sozialer Bewegungen, um ihr Image aufzubessern
https://www.zeit.de/wirtschaft/2021-05/us-konzerne-black-lives-matter-buergerrechte
Titel: Re: Kultur
Beitrag von: Ferragus am 15:06:32 So. 13.Juni 2021
Fragt sich, ob die Massenkultur - Fernsehen, Kino, Radio, Internet, Reklame, Vergnügung wie Diskothek oder Freizeitpark, der Sport, die Best-Seller, Magazine - wirklich Ausdruck des Innenlebens der heutigen Menschen ist oder ob sie dieses nicht längst vernichtet hat und zukleistert. Man ist ja umstellt von diesen Dingen, es gibt da kein Entkommen und sie absorbieren und verhindern die Fantasie, die sich auch mit einer zukünftigen, anderen Form von Gesellschaft befassen könnte oder einfach vor sich hinträumt und sich nicht in die Funktionen einspannen lässt.
Titel: Re: Kultur
Beitrag von: Troll am 09:36:13 Sa. 19.Juni 2021
https://youtu.be/1iStB4j63k0
Titel: Re: Kultur
Beitrag von: Kuddel am 09:17:39 Mo. 19.Juli 2021
Zitat Wir waren mal weiter
Popkultur. Sie stand einmal für das Spiel mit Identitäten, für Entgrenzung, gegen Spießertum. Es waren glückliche Zeiten


(...) Deshalb ist Entgrenzung den Identitätskämpfer*innen ein Gräuel. Sie sehnen sich nach einer Welt, in der es so geordnet zugeht wie in einer Amtsstube. Ihr Ideal ist ein Staat, in dem jeder Mensch sein Aktenzeichen erhält: cis- oder transgeschlechtlich, farbig oder weiß, muslimisch oder christlich, mit oder ohne Behinderung.

Kommt Ihnen das bekannt vor? Eine Gesellschaft, in der jeder seinen festen Platz hat? In der die Gruppe alles und das Individuum nichts ist? Es ist die Welt der 1940er und 1950er Jahre. Die Welt vor der Popkultur. Mit einem Mal begreift man: Wo Identität draufsteht, ist Restauration drin. Es gibt neue Spießer.
https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/wir-waren-mal-weiter
Titel: Re: Kultur
Beitrag von: Kuddel am 09:53:31 Sa. 24.Juli 2021
Es gibt nicht nur die feindliche Übernahme jeglicher Protestkultur.

Musik als Waffe. Ein neues Arbeiterlied:

https://youtu.be/MV5LtY01cz0
Titel: Re: Kultur
Beitrag von: Troll am 10:37:44 Mi. 04.August 2021
ZitatIdentitätspolitik tötet das Kino

Der Weltkonzern Amazon will die Regeln Hollywoods neu definieren. Die neuen Richtlinien des Tochterunternehmens Amazon Studios verpflichten im Namen von ,,Diversität, Gerechtigkeit und Inklusion" Filmemacher, künftig Schauspieler so zu besetzen, dass ,,deren Geschlecht, Geschlechtsidentität, Nationalität, Ethnizität, sexuelle Orientierung und Behinderung" mit den Figuren, die sie im Film verkörpern, übereinstimmt. Ein Schwuler darf also nur noch von einem schwulen Schauspieler, ein Italiener nur noch von einem Italiener gespielt werden. Dabei ist es doch eigentlich die Kunst des Schauspiels, fremde Charaktere zu verkörpern. Die meisten großen Filme der Vergangenheit hätte es mit diesen Richtlinien nie gegeben, die größten Schauspieler wären wohl heute Kellner oder Taxifahrer, da sie kein Engagement bekommen hätten. Und selbst für die Minderheiten, für die man sich angeblich einsetzen will, bringen solche Richtlinien mehr Nach- als Vorteile. Es wäre besser, Amazon würde sich mal um die Rechte seiner Mitarbeiter einsetzen, als das Medium Film mit dem woken Zeitgeist kaputtzumachen. Von Jens Berger.
...

https://www.nachdenkseiten.de/upload/podcast/210803_Identitaetspolitik_toetet_das_Kino_NDS.mp3
Quelle: NDS (https://www.nachdenkseiten.de/?p=74819)

Diese Kritik kann ich nachvollziehen, ein Schauspieler beeindruckt durch die überzeugende Darstellung einer Person die er nicht ist, Selbstdarsteller (sehr schlechte Schauspieler) finden sich schon zuhauf auf Youtube, Identitätspolitik entwertet in so einem Fall die Kunst des Schauspiels, da ist Vorsicht geboten.
Titel: Re: Kultur
Beitrag von: Kuddel am 18:37:45 Mi. 04.August 2021
Diese Streamingdienste (Netflix und Co.) haben ja erstmal etwas Leben in Bude gebracht. Die Macht der kommerziellen Hollywoodstudios und der verfilzten europäischen Filmförderungen haben halt im Wesentlichen filmische Plörre hervorgebracht. Die Streamingdienste wollen erst einmal den Markt erobern und das Geldverdienen kann später kommen. So gab man talentierten Filmemachern in aller Welt erstaunlich hohe Bugets und ein Maximum an künstlerischer Freiheit. Es kam so manche erstaunlichlich gute Produktion dabei heraus.

Naja, Google und Youtube waren in ihren Anfangstagen auch gar nicht so übel, dann ging es nur noch bergab. Inzwischen sind sie und ihre Macht echt zum Kotzen. Ich erwarte ähnliche Entwicklungen bei den Streamingdiensten.

Und bei der Kritik in den Nachdenkseiten kann ich Jens Berger nur zustimmen.
ZitatEs wäre besser, Amazon würde sich mal um die Rechte seiner Mitarbeiter einsetzen, als das Medium Film mit dem woken Zeitgeist kaputtzumachen.

Mich nerven bereits im Alltag die Regeln politischer Korrektheit. Ich halte sie für kein Mittel des Kampfes für eine bessere Welt und erst recht nicht für subversiv. Es ist schnödes Regelwerk, das nicht den Geist der Rebellion atmet, sondern der Spießigkeit.

Und solche Regeln sind in der Kunst der Tod. Es kommen gutgemeinte Werke ohne Seele und Eigenleben dabei heraus.

Die 120 Tage von Sodom (Pier Paolo Pasolini), Querelle (Rainer Werner Fassbinder), Pink Flamingos (John Waters) haben auf gesellschaftliche Moral und Erwartungen von Studios und Filmförderungen geschissen. Werke mit einer solchen Wucht entstehen nicht auf Zuruf oder aus Regeln zur Diversität.

(https://abload.de/img/pinkflamingos21-1600xzsjlq.jpg) (https://abload.de/image.php?img=pinkflamingos21-1600xzsjlq.jpg)

Titel: Re: Kultur
Beitrag von: dagobert am 23:52:50 Do. 05.August 2021
Zitat von: Troll am 10:37:44 Mi. 04.August 2021
ZitatIdentitätspolitik tötet das Kino

Der Weltkonzern Amazon will die Regeln Hollywoods neu definieren. Die neuen Richtlinien des Tochterunternehmens Amazon Studios verpflichten im Namen von ,,Diversität, Gerechtigkeit und Inklusion" Filmemacher, künftig Schauspieler so zu besetzen, dass ,,deren Geschlecht, Geschlechtsidentität, Nationalität, Ethnizität, sexuelle Orientierung und Behinderung" mit den Figuren, die sie im Film verkörpern, übereinstimmt. Ein Schwuler darf also nur noch von einem schwulen Schauspieler, ein Italiener nur noch von einem Italiener gespielt werden. Dabei ist es doch eigentlich die Kunst des Schauspiels, fremde Charaktere zu verkörpern. Die meisten großen Filme der Vergangenheit hätte es mit diesen Richtlinien nie gegeben, die größten Schauspieler wären wohl heute Kellner oder Taxifahrer, da sie kein Engagement bekommen hätten. Und selbst für die Minderheiten, für die man sich angeblich einsetzen will, bringen solche Richtlinien mehr Nach- als Vorteile. Es wäre besser, Amazon würde sich mal um die Rechte seiner Mitarbeiter einsetzen, als das Medium Film mit dem woken Zeitgeist kaputtzumachen. Von Jens Berger.
...

https://www.nachdenkseiten.de/upload/podcast/210803_Identitaetspolitik_toetet_das_Kino_NDS.mp3
Quelle: NDS (https://www.nachdenkseiten.de/?p=74819)

Diese Kritik kann ich nachvollziehen, ein Schauspieler beeindruckt durch die überzeugende Darstellung einer Person die er nicht ist, Selbstdarsteller (sehr schlechte Schauspieler) finden sich schon zuhauf auf Youtube, Identitätspolitik entwertet in so einem Fall die Kunst des Schauspiels, da ist Vorsicht geboten.
Filme über das antike Rom fallen dann also künftig komplett aus, weil sie nicht besetzt werden können.
Interessant wird es auch, wenn ein Serienmörder besetzt werden muss. ::)
Oder ein Außerirdischer, die Star-Wars-Serie ist damit endgültig zu Ende.


Immer wenn man denkt es geht nicht bekloppter ...
Titel: Re: Kultur
Beitrag von: Fritz Linow am 01:52:47 Fr. 06.August 2021
Es geht um Schauspielerei und um den ganzen Kladderadatsch drumherum. Nur noch echte Schauspieler dürfen Schauspieler spielen. Die Schauspielkunst wird von Amazon auf eine neue Ebene gehoben. Ein Schauspiel des Schauspiels. Die gewollte mediale Empörung ist grandios. Realitätsnahe Schauspielerei wurde ersehnt, nun ist sie da, haha.

(Haupsache irgendwie authentisch, aber doch so fern, weil nur Schauspieler)
Titel: Re: Kultur
Beitrag von: Kuddel am 12:07:40 Do. 02.Juni 2022
ZitatCampino im Interview: ,,Ein bisschen Unvernunft geht völlig in Ordnung"
https://www.fr.de/panorama/campino-toten-hosen-album-40-jahre-alles-aus-geburtstag-interview-91579557.html

Dieser nervige Idiot schon wieder...
Titel: Re: Kultur
Beitrag von: Kuddel am 09:37:51 Mi. 13.Juli 2022
Im Bereich der Kultur werden viele politische Schlachten geschlagen.

Ich war noch nie auf der Documenta, hatte auch nie sonderliches Interesse.
Ich habe mir sagen lassen, das Kollektiv Ruangrupa aus Indonesien hätte ein interessantes und bisweilen überzeugendes Konzept, den Blick des Globalen Südens auf die Welt darzustellen.

In dem Medien explodierte der Vorwurf des Antisemitismus und von dem eigentlichen Konzept der Dokumenta und ihren Werken hört man nichts. Vielleicht will man auch nichts von einem Blick des Globalen Südens auf die Welt wissen.

Was in der Debatte besonders unangenehm auffällt, wie radikal nun die Politik auf die Kunst einwirken will.
ZitatMan forderte den Rücktritt von Schlüsselfiguren der Documenta und der Kulturstaatsministerin, die Streichung von Geldern sowie die Einführung staatlicher Kontrollen der Kunst.

Ein lesenswerter Kommentar: https://prod.berliner-zeitung.de/kultur-vergnuegen/antisemitismus-als-bumerang-was-die-documenta-debatte-verschleiert-li.243351
Titel: Re: Kultur
Beitrag von: Ferragus am 22:28:33 Do. 14.Juli 2022
in der heutigen Klassenordnung dieser Epoche ist die bürgerliche Klasse obenauf. Sie ist im Besitz der natürlichen Reichtumsquellen, verfügt über Boden und Bodenschätze, gebietet über land und meer. ihr gehören die Produktionsmittel und Transportwege, fabriken und Maschinen, Kolonien, Märkte und Warenvorräte. In ihrem Dienst stehen die Machtmittel und Organisationen, Staatseinrichtungen und Gesetze, Behörden und Strafvollzugsorgane. nach ihrem Willen gestalten sich die Formen der Sexualität, Ehe und Erziehung, die Gesetze der Moral, die Ideale der Kunst, die Illusionen der Massen.
Sie monopolisiert die Resultate der Wissenschaft, die Logik der Gehirne, das Gewissen der Öffentlichkeit, den Geschmack der Zeit. Sie herrscht mittels der ökonomischen, sozialen, ideologischen Diktatur. Ihre Kultur ist allmächtig. Und sie wacht mit Eifer darüber, dass diese Kultur keinen Angriff erleidet, keine Schmälerung erfährt. Denn ihre Kultur ist ihre Sicherungsmaschinerie. Mit ihrer Kultur steht und fällt ihre Autorität, ihre Existenz.
Titel: Re: Kultur
Beitrag von: Kuddel am 10:53:50 So. 21.August 2022
Für mich ist Alltagskultur weitaus spannender, das was in den Kulturtempeln von Museum bis Konzerthaus sich so abspielt.

Die ZEIT ist für mich ein extremes Beispiel dafür, wie das Bürgertum sich selbst inszeniert.
Es gibt ein starkes Unwohlsein an der eigenen Rolle in gesellschaftlich krass ungerechten Verhältnissen. Man möchte nicht als unmoraisch gelten, aber auch nicht die eigene gesellschaftliche Position verlieren.

Man sucht nach einem kulturellen Ausdruck, der einen als kritisch, bewußt und moralisch auszeichnet. Und wer möchte, kann sich sogar als rebellisch inszenieren.

Die ZEIT spiegelt den Versuch wider, mit Lifestyle die eigene Rolle zu übertünchen.

Man sucht nach einer moralisch einwandfreien Sprache, die befreit ist von herrschaftlichem Ausdruck, sie soll keine Spuren von Sexismus, Rassismus, Kolonialismus, etc. haben. Man möchte frei, offen, divers und sonstwie wirken. Deshalb ist auch der Angela Davis Afrolook in der Zeit so schwer angesagt.

Bei den Klamotten legt man Unsummen für das hin, was sich mal Punks und andere Habenichtse in ihren Subkulturen ausgedacht haben.

Die Fotos in der ZEIT haben eine Bildsprache übernommen, die in den 70ern als gegenkulureller Ausdruck entstanden ist. Das Bürgertum saugt alles auf, übernimmt die kulurellen Errungenschaften seiner Gegner. Das heutige Wohnen ist von dem geprägt, was die Hausbesetzerbewegung sich erkämpft hat. Leben in Fabriketagen, in Altbauten und auf Dachterrassen.

Auch beim Thema Urlaub orientiert man sich in dem, was sich einst die Freaks und Hippies erobert haben.

Insgesamt fällt mir auf, daß es füher eine ästhetische Abgrenzung vom Pöbel gegeben hat mit Frack, Zylinder und Monokel. Heute tragen Millardäre Jeans, T-Shirt und Sneakers. Alles, was die armen Leute entwickelt haben als Ausdruck ihrer Phantasie und Würde, eignen sich die Reichen an. Sie haben nun die Viertel, die von Rebellion geprägt wurden, übernommen, der Pöbel soll sich in irgendwelche Plattenbauten oder die Pampa verziehen.

Ich könnte mich noch ellenlang ergehen über die Sprache und Ästhetik der ZEIT. Und über die Lifestyleentwicklungen des Bürgertums.

Kurzgefaßt bleibt für mich folgendes übrig:

Das Bürgertum ist einerseits phantasielos, andererseits zeigt es uns permanent den Stinkefinger und beweist, daß uns nichts gehört. Selbst der subkulturelle Ausdruck, der lange als Ausdruck der Rebellion, aber auch als Rückzugsort aus der Welt der Spießer galt, gehört nicht mehr uns. Sie können uns alles nehmen und tun es auch.

Außerdem sehe ich eine totale Paranoia in diesen Tendenzen der bürgerlichen Ästhetik und dem Kampf und Krampf um Lifstyle.

Man spürt, wie ungerecht und kaputt die Welt ist, bzw. die gesellschaftliche Verhältnisse und man weiß auch, daß es so nicht weitergeht. Viele erahnen eine Mitschuld, verspüren ein Unwohlsein und große Angst. Sie wissen, daß diejenigen, die gegen die Ungerechtuigkeit rebellieren, moralisch jedes Recht dazu haben. Sie wollen sich ihnen nicht anschließen, sie wollen nichts riskieren, sie wollen ihre behüteten Verhältnisse nicht verlieren.

Deshalb ist das Bedürfnis so groß, sich als moralisch oder gar rebellisch zu inszenieren und zu verkleiden.

In der Werbung ist der Afrolook bereits normal. Ich möchte aber daran erinnern, daß die Wurzeln des Afrolooks bei der Black Panther Bewegung zu finden sind. Das war eine militante Bewegung in den USA, die bewaffnet gegen Rassismus, Verarmung und Ausbeutung gekämpft hat.

Liebe ZEIT-Leser, meint ihr, ein Afroklook würde euch verschonen, eines Tages in den Lauf einer Waffe zu blicken? Oder könnte die Verkleidung davor schützen, daß eure Villen brennen oder von Obdachlosen übernommen werden?
Titel: Aw: Kultur
Beitrag von: Kuddel am 09:29:20 So. 22.Januar 2023
Künstler halten sich oft für frei, kritisch und ein wenig links.
Ich glaube, die Fähigkeiten und die Arbeit von Künstlern/Kulturmenschen, werden in dieser Gesellschaft massiv genutzt. In der Werbung und Selbstdarstellung der Wirtschaft. Sie sind auch verstrickt in die Herrschaftsmechanismen. Selbstdarstellung der Politik, gesellschaftlicher Kleister, Unterhaltung, Einlullung.

Nur extrem wenig Künstler haben es "geschafft" mit einer guten Honorierung ihrer Arbeit. Die meisten leben in relativ prekären Verhältnissen, viele auch in sehr prekären.

Künstler sind Individualisten und sie hinterfragen ihre Rolle innerhalb des gesellschaftlichen Zusammenhangs kaum. Sie wollen sich darstellen und hoffen auf den persönlichen Erfolg, der nur selten kommt.

Die Reichen und die Mächtigen schmücken sich gern mit Kunst und Künstlern.
Und das darf auch gern sozialkritisch sein oder kritisch gegen sie selbst.

Immendorf hat Schröder wie einen Kaiser portraitiert und in Gold gemalt. Im Hintergund toben Affen herum, im Vordergrund Videoüberwachung.

(https://abload.de/img/schroeder-wie-frueherq4cyq.jpg) (https://abload.de/image.php?img=schroeder-wie-frueherq4cyq.jpg)

Oder das: Der abstürzende Bundesadler im Bundeskanzleramt.

(https://abload.de/img/politik-reportage-schz6es4.jpg) (https://abload.de/image.php?img=politik-reportage-schz6es4.jpg)

Kritische bis revolutionäre Gedanken werden integriert. An die Wand gehängt. Will man als Künstler das?

Ich glaube, die Mehrheit der Künstler schon. Man träumt von Anerkennung und Geld.

Und da setzen die Spekulanten an. Kunst als Spekulantionsobjekt ist nichts neues. Aber jetzt soll das nochmal alles professionalisiert werden.

ZitatAuftragskunst für Unternehmen, Verkaufsplattform für Künstler – Millionen-Investment für Artoui
Ein Drucker, ein Galerist und ein Fotograf machen gemeinsame Sache. Künstlern wollen sie nie gekannte Vermarktungschancen bieten. Das zieht immer mehr Investoren an.
https://www.handelsblatt.com/unternehmen/handel-konsumgueter/kunsthandel-auftragskunst-fuer-unternehmen-verkaufsplattform-fuer-kuenstler-millionen-investment-fuer-artoui-/28926094.html
Titel: Aw: Kultur
Beitrag von: Kuddel am 22:55:12 Mi. 22.Februar 2023
Ach, ihr nennt euch Generation Z, die Generation, die mit Corona und Lockdowns so richtig auf die Fresse gekriegt hat. Aber eure momentane Klamottenwahl hat mich doch zum Grinsen gebracht.

Tja, wer hätte es gedacht!?! Ich selbst laufe eher mit abgerockten Klamotten rum, die ich auf dem Flohmarkt oder eher bei KiK erstanden hab, aber ich hab manchmal schon ein Auge für Mode, eher die sublulturelle. Es ist ja zumeist ein Ausdruck eines großen Fuck Offs an die Gesellschaft, zumindest die Elterngeneration.

Nach Krieg und Faschismus war es klar, daß in den 60ern die Jugend auf den soldatischen Männlichkeitskult gekackt hat. Die Typen trugen lange Haare, Rüschenhemden und Halsketten, die Girls waren weit entfernt von aller Mütterlichkeit, Minirock, hohe Stiefel, bunt, kurze oder lange Haare, sexy, androgyn, whatever, hauptsache nicht wie die Mütter mit Knielangen Röcken und blickdichten Nylonstrümpfen.

Die 70 waren eher verkackt, der Versuch einer Fortsetzung der 60er ohne Witz und Rebellion. Alternativkultur, Räucherstäbchen, Kiff, seicht verblödet, statt Minirock nun Walleklamotten. Das Jahrzehnt kann man eher abhaken.

Anfang der 80er rummste es kulturell kräftig. Hausbesetzungen und militante Demos selbst jenseits der Metropolen. Eine Rebellion nicht nur gegen die Gesellschaft, sondern auch gegen die Hippies. No Future! Ästhetik des Straßenkampfs und des Untergangs. Hundehalsbänder, Stachelfrisuren, Lederjacke mit Nieten und "Schieß doch Bulle" Aufschrift. Eine möglichst ungesunde Gesichtsfarbe. Die Frauen liefen Sturm gegen die Ästhetik der 70er. Statt walle walle Klamotten zerissene Strumpfhosen kurze Röcke, leopardenmuster.

Die Medien zitieren die 80er am Liebsten mit den beschissenen Frisuren, Schulterpolstern und Karottenhosen. Dieser Dreck wurde nur von den langweiligsten Menschen dieser Generation getragen.

Da waren selbst die Popper interessanter. Das war pures Klassenbewußtsein der Upper-Class Kids. Die trugen Klamotten, die man hier nicht kriegen konnte und die man vom USA Urlaub mitgebracht hat. Man schaute naserümpfend auf die Prolls herab. Man gab sich snobbish wie die Elitekids in UK und den USA.

Von mir noch die herzlichsten Glückwünsche an die Punks, die die Popper vermöbelt haben!

Lustig fand ich die Rebellion gegen die Leopardenmuster der Punks. Man trug Kunsfell mit dem Schwarzweiß einer hosteinischen Milchkuh.

Die Autonomen blieben Ewigkeiten stehen mit ihrer domestizierten Punkmode. Ganz schwarz. Die Jeans mußten hauteng sein und damals gab es noch keine Stretchjeans. Oftmals Belstaff- statt Lederjacken. Da bewegte sich nicht viel. Man trug dazu T-Shirts mit politischen Motiven oder Bands, die in der autonomen Szene anerkannt waren.

Deren Kinder waren dann Hiphopper, die ihre Eltern nerven mußten, indem sie keinen Bock auf Armeestiefel hatten, sondern sich irre teure bekloppte Turnschuhe gekauft haben. Nix mehr mit hautengen Jeans, die Hosen hängen bis in die Kniekehlen und der Arsch guckt raus.

Die Technobewegung schüttelte in dem 90ern nochmal einiges durch, bunt, schrill, eine Ablehnung der gesellschaftlichen Werte, der Karrierevorstellungen, es ging um Spaß, Sex, Drogen und fuck the World. Dem konnte ich auch einiges abgewinnen, auch wenn es die Loveparade, Blümchen und Kirmestechno gab.

Es wurde dann nicht mehr so eindeutig. Die neoliberale Kultur wurde angeblich ironisch zitiert, ich fand es völlig unironisch. Die Typen mit der Gesichtsklobrille, die smarten Klamotten, das Gehabe, als hätten alle einen geilen Job oder gerade ein Vermögen an der Börse gemacht. Die Frauen im Knielangen Rock. Vielleicht ist dann auch dieser Pseudodutt aufgetaucht. Diese Unsitte gibt es bis zum heutigen Tag. Nicht auszuhalten!

Die Hipstermode war eine Eintagsfliege. Uff. Ich denke, die Leute haben alle Fotos vernichtet, auf den denen sie gescheitelt und mit fettem Bart zu sehen sind. Das war vom 1. Tag an zum Kotzen.

Dann passierte wenig und plötzlich war Corona da und die Lockdowns. Das Auftauchen der Kids mit neuen Klamotten, fand ich ziemlich erfrischend. Das sah so aus, als hätten sie auf dem Dachboden ihrer Eltern oder Großeltern Kartons mit alten Klamotten gefunden. Eher so aus den 80ern, aber das ganz schlimme zeug. Haben sich das übergeworfen und vorm Spiegel nen Lachfläsh gekriegt. Entweder sie haben ihre Schlabberjogginghosen von Lockdown anbehalten, oder olle Jeans angezogen. Mit Schlag und Wasserstandsmeldung. Aber nicht die "echten" Markenjeans in Dunkelblau, sondern die hellblauen, in denen man damals als "arm" oder vollig geschmacklos an der Schule verortet wurde. Die Tops möglichst in Unfarben, wie beige oder fleischfarben. Schuhe, da geht viel, Plateauschuhe der Technozeit, Pumps oder Sneakers. Fingernägel mit Nagellack in strangen Farben. Und Typen stehen auf Sportklamotten, irgendwelche Streifen dran, auch eher so Bundeswehrfrisuren, vielleicht noch nen Pornobalken, äh, Oberlippenbart dazu. Soll möglichst nach Fußballfan aussehen, gern wie'n Hooligan. Recht proletarisch halt.

Ach, ich find's echt witzig.
Und ich könnt sie knutschen, die die Gen-Z Kids, die das alles mit einer absoluten Scheißegalhaltung tragen.

Aber da fängt die Tragik auch an. Sie haben die Klamotten nicht aus der Altkleidersammlung. Dieser Trash wird von den großen Modelabels geliefert.
Titel: Aw: Kultur
Beitrag von: Kuddel am 12:56:11 Fr. 24.März 2023
Immer wieder schön, wenn Bewegungen so breit werden, daß sie eine eigene Kultur hervorbringen.

Der Song der französischen Gelbwesten "On est lá" wird in der momentanen Revolte überall gesungen:
ZitatOn est là! ist ein französisches Volkslied, das auf der Melodie des leicht abgewandelten Refrains des italienischen Liedes Che sarà in sozialen Bewegungen angestimmt und 2018 während der Gelbwesten-Bewegung populär wurde. Ursprünglich ein Lied von Fußballfans, wurde es später zu einer Melodie der Revolte, die sich gegen die Politik von Staatspräsident Emmanuel Macron richtete. Es wird regelmäßig bei Demonstrationen gesungen, wobei die Texte je nach Forderung variieren können.

Wir sind hier, wir sind hier! Auch wenn Macron es nicht will, wir sind da! Für die Würde der Arbeiter und für eine bessere Welt! Auch wenn Macron es nicht will, wir sind da!

Vor der französischen Botschaft in Athen:

https://twitter.com/PAME_Greece/status/1638949420493316106
Titel: Aw: Kultur
Beitrag von: Kuddel am 10:36:21 Do. 30.März 2023
https://twitter.com/Jakob_Reimann/status/1641305702776946689
Titel: Aw: Kultur
Beitrag von: BGS am 23:10:23 Do. 30.März 2023
So kanns gehn. Würg.

MfG

BGS
Titel: Aw: Kultur
Beitrag von: Kuddel am 13:19:35 Mi. 12.April 2023
DGB Kultur roch schon immer nach eingeschlafenen Füßen.
Der DGB hat für die Maidemo in Köln die Band Culcha Candela gebucht.
Diese Band macht nicht nur Kackmucke, sie hat auch eine entsprechende politische Haltung:

(https://abload.de/img/fsudhshwaaun5bwformatvle1p.jpg) (https://abload.de/image.php?img=fsudhshwaaun5bwformatvle1p.jpg)

Titel: Aw: Kultur
Beitrag von: BGS am 19:21:02 Do. 13.April 2023
Peinlich.

MfG

BGS
Titel: Aw: Kultur
Beitrag von: Kuddel am 15:28:56 Mo. 24.April 2023
Der Kulturbetrieb ist Spiegelbild und auch Opfer neoliberaler Verhältnisse. Einfache, leicht konsumierbare Häppchen, gern auch mit einem Skandal gewürzt.

Benjamin von Stuckrad-Barre ist jetzt der heiße Scheiß im Kulturbetrieb. Ein "Popliterat", der multimedial unterwegs ist. Als krawallnudel überall dabei, Fernsehen, Radio, Netz, schmückt sich mit seinen ganzen Promi- und Pseudopromikontakten. Ist mit irgendwelchen Bildzeitungsärschen befreundet, hat sich das Hirn weggekokst und ist sterbenslangweilig.

Stuckrad-Barre ist das für den Literaturbetrieb, was Richard David Precht für die Philosophie ist.
Titel: Aw: Kultur
Beitrag von: Kuddel am 15:32:46 Di. 25.Juli 2023
Der Kulturbetrieb im kapitalistischen Endstadium treibt immer neue Blüten. Jetzt versucht man auf Feuilletonseiten zu erklären, warum Barbie eine feministische Ikone ist.
Titel: Aw: Kultur
Beitrag von: Kuddel am 10:14:09 So. 06.August 2023
Ich mag schön gestaltete politische Plakate.

(https://abload.de/img/f2zobrwakaasscaformatpnf1f.jpg) (https://abload.de/image.php?img=f2zobrwakaasscaformatpnf1f.jpg)
Titel: Aw: Kultur
Beitrag von: Kuddel am 19:06:56 Fr. 25.August 2023
Eine Art modernes Arbeiterlied von einem Nobody wird in den USA sehr populär.

http://youtu.be/sqSA-SY5Hro?si=Y16oH5IyZ1cdM4s4

Doch nun versuchen Rechte es zu vereinnahmen.

https://www.nd-aktuell.de/artikel/1175760.us-musikszene-ein-ratschlag-von-woody-guthrie.html

Aus den Kommentaren unter dem Youtube Video:
ZitatIch bin ein 42 Jahre alter Lkw-Fahrer und arbeite seit über 7 Jahren 70 Stunden pro Woche plus Nebenjob.  Und das hat mich sehr getroffen.  Ich übernehme die Verantwortung dafür, dass ich kein finanziell perfektes junges Leben führe, aber zusammen mit einer Scheidung und einer Familientragödie fühle ich mich wie begraben und egal wie sehr ich mich anstrenge und positiv bleibe, ich sehe kein Licht am Ende des Tunnels.  Die Politiker haben so wenig Bezug zu den Menschen, die sie "vertreten".  Es ist in den letzten Jahren so viel schwieriger geworden, sich über Wasser zu halten.  Ich brauche und will keine Almosen. Aber hören Sie auf, es hart arbeitenden Amerikanern so verdammt schwer zu machen, voranzukommen oder aus Kämpfen herauszukommen, egal wie wir dorthin gekommen sind.

Wir haben zur Zeit keine Kultur mit der sich die verarmenden und ausgegrenzten identifizieren können. Mir fallen nur die Kabarettisten wie Volker Pispers und Georg Schramm ein. Selbst Rechte schätzten sie. Aber Rechte können weder Pispers noch Schramm vereinnahmen. Beide sind aber nicht mehr auf der Bühne.

Ein guter Musiker als Stimme der Unterschichten wäre super. Wenn es jedoch nach rechts geht, wäre es übel, sehr, sehr übel.
Titel: Aw: Kultur
Beitrag von: Kuddel am 18:31:06 So. 03.September 2023
Dieser Oliver Anthony ist auf ne Weise sympathisch und ich bin sicher, er meint jedes Wort ernst.

Eigentlich cool, wenn ein Nobody ein Arbeiterlied komponiert und damit die Charts stürmt. Ich habe mir Interviews und einen Konzertmitschnitt angesehen.

Der Konzertmitschnitt, ich würde mal sagen, das waren die Trumpwähler der Unterschicht, alle weiß. Es wäre super, wenn ein Sänger diese Leute anspricht und ihnen ein wenig Klassenbewußtsein beibringt.

Aber auch das Hirn von Oliver Anthony ist von diesem verlogenen Amikitsch vergiftet. Er tritt vor Nationalfahnen auf und er glaubt an irgendwelche guten Zeiten der großartigen USA, in denen sich die einfachen Menschen gegenseitig geholfen haben, bevor sie von Politikern verraten worden sind.

Es haben einfache Menschen lernen müssen, sich gegenseitig zu helfen, aber diese tollen USA gab es nie. Sie waren schon immer verbunden mit Landraub von den Indigenen, mit Sklaverei, mit übelstem Rassismus und militärischen Interventionen weltweit, wenn ihnen Regierungen zu links erschienen, mit Ausbeutung der eigenen Bevölkerung.

Es ist so erbärmlich, wie die Obdachlosen, die gestern noch der Mittelschicht angehörten, heute im Igluzelt auf den Gehweg hausen, haber an ihr Zelt die Scheißamiflagge gehängt haben.

Oliver Anthony, eine tragische Figur...
Titel: Aw: Kultur
Beitrag von: Kuddel am 12:30:27 Di. 05.September 2023
Billy Bragg hat auf den Song von Oliver Anthony geantwortet.

https://youtu.be/qGNFR7pgxDY
Titel: Aw: Kultur
Beitrag von: Kuddel am 09:36:43 Sa. 23.September 2023
In halte Debatten über den Zusammenhang von Kunst, Macht und Politik für Spannend und notwendig. Sie finden selten statt.

Künstler heute sind eher brotlose Künstler. Sie tun es schon für Brotkrumen. Sie wollen einfach nur Künstler sein und fragen nicht, woher die Unterstützung kommt. So lassen sie sich einspannen in Gentrifierungsprojekte. Günstige oder gar freie Miete für ein Atelier reicht schon. Ist ein Stadtreil ausreichend aufgewertet, also attraktiv für zahlungskräftigere Mieter, kriegen sie wieder einen Tritt in den Hintern.

Künstler fühlen sich zumeist irgendwie linksalternativ. Darüber, wie ihre Kunst gesellschaftlich wirkt, gibt es so gut wie keine Debatten.

Zitat(...) Der Klassenkampf gegen den Kapitalismus und seine bürgerliche Kultur erfasste auch das Kunstfeld. Künstler:innen überwarfen den Kanon der Kunstgeschichte und forderten eine Revolution der Kunst. Die Kunst sollte in die materielle Welt eingreifen und dabei selbst aufgehoben werden. Dieser Anspruch vereinte den Kubismus, Futurismus, Expressionismus, Konstruktivismus und Dadaismus in ganz Europa. Mit Ausnahme des italienischen Futurismus, der den Faschismus unterstützte. Am radikalsten erfolgte die Politisierung bei der russischen Avantgarde.

In Russland brach 1917 der Bürgerkrieg aus. Revolutionär:innen stürmten das Winterpalais in Petrograd und im ganzen Land gründeten sich Arbeiter- und Bauernräte. Die Russische Avantgarde stürzte sich in den Kampf, um die alte Kultur zu zertrümmern und eine neue Welt daraus zu erschaffen. Alexander Rodtschenko schrieb im April 1918 einen Aufruf an seine Kollegen: ,,Wir, deren Lage schlechter ist als die der unterdrückten Arbeiter, sind gleichzeitig Arbeiter für unseren Lebensunterhalt als auch Schöpfer von Kunst. Wir, die wir in Löchern hausen, haben weder Farben noch Licht, noch Zeit für unser Schöpfertum. Proletarier der Pinsel, wir müssen uns zusammenschließen."
(...)
https://www.klassegegenklasse.org/der-rote-keil-und-das-schwarze-quadrat/
Titel: Aw: Kultur
Beitrag von: Hartzhetzer am 10:18:31 So. 24.Dezember 2023
Titel: Aw: Kultur
Beitrag von: Kuddel am 10:42:53 So. 25.Februar 2024
Grup-Yorum twitterte:

ZitatDer deutsche NS-Staat will das Grup-Yorum-Mitglied Ihsan Cibelik töten.

(https://pbs.twimg.com/media/GHHLFSuXcAACKGd?format=jpg&name=small)

Bei Ihsan wurde Krebs diagnostiziert, während er im Gefängnis saß. Wir haben erfahren, dass der Arzt eine Operation verweigert hat. Deutschland und seine Ärzte wollen einen revolutionären Künstler töten.

https://www.youtube.com/watch?v=5gbXKpRIWYM

Grup-Yorum ist eine Band, ein Orchester, das Stadien füllt. Es erfährt Repression nicht nur in der Türkei, sondern auch in Deutschland.
Titel: Aw: Kultur
Beitrag von: Kuddel am 13:13:15 Fr. 22.März 2024
Zitat Punk von indonesischen Arbeitsmigranten
Aufstand gegen Ausbeutung

Die Bandmitglieder von Southern Riot sind indonesische Wanderarbeiter. In Taiwan kämpfen sie für bessere Arbeitsbedingungen – das geht gut mit Punk.
https://taz.de/Punk-von-indonesischen-Arbeitsmigranten/!5996177/