Handwerkskammer fördert 1-Euro-Jobs über angebliche Qualitätskontrolle

Begonnen von Wilddieb Stuelpner, 12:20:24 Mi. 04.Oktober 2006

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Wilddieb Stuelpner

Wenn wie in diesem Beispiel geschildert, der Hamburger Senat und die HWK um 1-Euro-Jobber dealt, so ist das doch nur der erste Schritt, um 1-Euro-Jobs für die Wirtschaft salonfähig zu machen und die Profite der Firmen und Handwerksmeister ins Exorbitante zu treiben.

An der Ausbeutung von Arbeitslosen will auch der Mittelstand teilhaben!

ARD/SWR: Ein-Euro-Jobs - Hilfreich für den Wiedereinstieg ins Berufsleben?

Dienstag, 26. September 2006

Ein-Euro-Jobs sollen Arbeitslosen den Übergang ins Arbeits- und Berufsleben erleichtern. Gleichzeitig ermöglichen sie, Tätigkeiten im öffentlichen oder sozialen Bereich zu erledigen, für die sonst kein Geld bereitstünde. Vor allem junge Arbeitslose und schwer vermittelbare Menschen sollten damit ein Sprungbrett erhalten - also diejenigen, die mittlerweile 60 Prozent der Arbeitslosen ausmachen. [plusminus zieht eine Bilanz.

Malerarbeiten in der allgemeinbildenden Schule Slomanstieg. Wie diese Einrichtung werden von den 420 Schulen in Hamburg derzeit viele auf Vordermann gebracht. Bis vor kurzem sah es dort und in anderen Schulen der Hansemetropole noch trostlos aus. Jahrelang wurde nur das Allernötigste repariert. Geld fehlte an allen Ecken und Enden. Möglich wird die Generalüberholung jetzt durch Ein-Euro-Jobber wie Oliver Schiefer. Die Schulbehörde ist zufrieden, doch in der freien Wirtschaft sind diese Arbeitskräfte nicht gern gesehen. Viele Betriebe befürchten eine Verdrängung regulärer Arbeitsplätze mit der billigen Alternative für die öffentliche Hand.

Interessenausgleich mit Handwerk

Ausgerechnet die Handwerkskammer hatte sich für sie stark gemacht. Das Konzept von Kammer und Senat: Handwerks-Betriebe sollen die Ein-Euro-Jobber beaufsichtigen und anleiten. Für die Kammer war das eine Flucht nach vorn. In der Befürchtung, dass Betrieben die Arbeit weggenommen würde, setzte man sich mit dem Senat der Stadt zusammen und versuchte, die Interessen miteinander zu vereinbaren. Das Ergebnis: Der Senat muss zuerst den jährlichen Etat ausschöpfen und reguläre Aufträge vergeben. Erst wenn diese rund 100 Millionen Euro verbraucht sind, dürfen Ein-Euro-Kräfte in den Schulen ans Werk. So will man vermeiden, dass die subventionierten Jobs reguläre Arbeitsplätze verdrängen. Von der Hamburger Lösung sollen alle profitieren, Langzeitarbeitslose und Betriebe. Die Hoffnung liegt dabei auf dem so genannten Klebeeffekt. Frank Glücklich von der Handwerkskammer Hamburg erklärt das Prinzip: Durch das Zusammenkommen der Anleiter aus den Betrieben und den Ein-Euro-Jobbern findet eine Annäherung statt, die zu einer Übernahme der Arbeitskräfte in die Unternehmen führen könnte.

Fast keine Übernahmen

Im Sommer 2006 wurde das Projekt jedoch eingestellt. Laufende Arbeiten werden noch abgewickelt, eine Verlängerung gibt es aber nicht. Bernhard Proksch von der Behörde für Wirtschaft und Arbeit Hamburg begründet diesen Schritt mit einer vergleichsweise geringen Integrationsquote. Aus der Erinnerung gibt er an, dass von 119 Personen nur etwa 13 auf diese Weise in den ersten Arbeitsmarkt gelangten, und nur drei länger als sechs Monate dort geblieben sind. Selbst diese Zahlen sind noch schöngeredet. Kein einziger Ein-Euro-Jobber wurde von einem der betreuenden Betriebe übernommen. Malermeister Matthias Beckmann, der selbst solche Arbeitskräfte anleitet, begründet das Problem mit der Auftragslage. Dabei habe er durchaus Personen kennen gelernt, die in die engere Wahl für eine Anstellung kämen, und hat sogar einige Adressen notiert.

Interessen gehen auseinander

Die Trägergesellschaft Arbeit und Lernen Hamburg hatte die Ein-Euro-Jobber in die Schulen geschickt. Man bedauert das Resultat und meint, dass am Programm überwiegend Betriebe beteiligt waren, die zu wenig eigene Aufträge hatten und im Prinzip ein Stück Auftragsflaute abgedeckt haben. Ihr Ziel sei nicht primär die Gewinnung neuer Mitarbeiter gewesen. Das hätte die Handwerkskammer vorher wissen können. Noch nicht einmal der aktuelle Aufschwung hat die Einstellungsbereitschaft erhöht. Rund 250.000,- € kostete das Projekt.

Die Kammer ist zufrieden, das Ganze habe sich gelohnt. Schließlich ging es ihr vor allem darum, die Betriebe vor Konkurrenz zu schützen, nicht Ein-Euro-Jobber in Arbeit zu bringen. Ganz anders fällt das Fazit des Beschäftigungsträgers aus. Die Interessen seien zu unterschiedlich, das Projekt daher nicht optimal gelaufen. Von der Handwerkskammer hätte Holger Rosenburg vom Beschäftigungsträger Arbeit und Lernen Hamburg etwas mehr Rückendeckung erwartet. Es sei aber deutlich erkennbar gewesen, dass deren Mitgliedsbetriebe Ein-Euro-Jobs eigentlich ablehnten. Man hätte das Projekt bewerben können, um mehr Teilnehmer zu gewinnen, scheute aber eine mögliche Provokation.

Glück für Schulen, Pech für Arbeitslose

Bilanz beim Projekt Schulsanierung: Für die Gebäude hat es viel gebracht, für die Arbeitslosen wenig. Die Zusammenarbeit von Ein-Euro-Jobbern und Betrieben bedeutet eben noch nicht, dass auch mehr Leute eingestellt werden. Eine Entlastung des Arbeitsmarktes darf man sich davon nicht versprechen. Aber zumindest sind die dortigen Ein-Euro-Jobber froh, wenigstens vorübergehend beschäftigt zu sein. Vielleicht finden sie jetzt doch auf eigene Faust einen Job, denn nun können sie nachweisen, dass sie ordentlich arbeiten und anpacken.

Paul Brömmel

"Rund 250.000,- € kostete das Projekt."

Wo sind die den hingeflossen ?
Wieviel  an die 1-€-Jobber ?
Wieviel an die Träger?(und wofür eigentlich,die Anleitung und falls von "Quallifizierung" überhaupt die Rede sein kann,haben ja Firmen übernommen ?
Wieviel an die Firmen?Wenn sich vorwiegend Firmen mit Auftragsflaute dran beteiligt haben...dann wohl kaum umsonst!(sozusagen ein "verstecktes" Kuzarbeitergeld ?

Sehr beeindruckend die Erkenntnis,daß die Interessen der Beteiligten auseinandergehen,Ich brauche für diese Erkenntnis nicht  erst 250000 Euro zu verpulvern.
Interessant wäre vielleicht auc,warum von den wenigen übernommenen kaum einer länger als 6 Monate beschäftigt würde ?

uwenutz

Um beim Beispiel zu bleiben, ich kenne in unserer Gemeinde
jemanden der als ausgebildeter Maler und Lackierer über
30 Jahre lang im gleichen Gewerke in insgesamt zwei Firmen
als Geselle tätig war, bis vor rund zwei Jahren sein alterwürdiges
hier im Ort ansitzende Unternehmen konkurs machen mußte,
und das nicht unerheblich aufg. des extra geschaffenen IHK
geförderten Lohndumpings ausländischer Pseudo-ein-Mann-Firmen
um jetzt als staatl. subventionierter Büttel in gleicher Funktion,
sprich als "EEJ man" für eine gGmbH Konzentrationslager-Unternehmung
als Maler und Lackierer wieder zu arbeiten.

Wohl bekomm`s,

... wenn ich mir dann wieder den Brief von den "Grünen"
in Erinnerung zurückhole, die mir schrieb, mit der Agenda 2010
waren wir auf den richtigen Weg, einfach nur zum Kotzen

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