Verkehrspolitik

Begonnen von Kuddel, 12:01:42 Sa. 24.Oktober 2015

⏪ vorheriges - nächstes ⏩

Fritz Linow

Alle labern vom Radfahren. Voll der heiße Scheiß mit geilem Fahrrad und notfalls auch als Lastendreck, weil dann kann man schön viel transportieren.

Morgens auf das Velo geschwungen, flockig acht Stunden im Büro malocht, und dann wieder heimwärts auf den Pedalen.

Andererseits soll es tatsächliche Leute geben, die diese acht Stunden Arbeit körperlich durchstehen müssen und danach keinen Bock mehr haben, mit dem Rad nach Hause zu fahren. Selbst mit dem Bus kann es zu einer Tortour werden.

Nun werden viele Städte fahrradgerecht ausgebaut und die Cyclistenscheißer freuen sich den Arsch ab. Alles geht auf einmal so schön schnell hier.

Auf den Gedanken, dass man eher an die Arbeitszeit rangehen sollte, damit noch ein wenig Muße zum Fahrradfahren auch für den Arbeitsweg vorhanden ist, ist diesen Spatzenhirnen vollkommen fremd. Solche Fahrradlobbyisten widern mich an.

counselor

Ich merke hier nichts davon, dass Nürnberg fahrradgerecht ausgebaut wird. Nürnberg ist nach wie vor eine autogerechte Stadt. Und das ist zum Kotzen. Denn Fußgänger und Radfahrer werden total zweitrangig behandelt und auf wenige Quadratmeter neben die breiten Fahrbahnen verbannt.

Wir brauchen den Rückbau der autogerechten menschenfeindlichen Stadt zugunsten des öffentlichen Nahverkehrs und Fußgängern und Radfahrern. Und natürlich wäre eine Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohn- und Personalausgleich wünschenswert.
Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

Kuddel

Ich halte das 9€ Ticket für eine vorbildliche Sache. Arme Leute können die 9€ noch irgendwie zusammenkriegen. Das ist beim 29€ Ticket (Berlin) für viele bereits ein Problem.

Es ist nicht allein eine ökologische Frage, wie man sich fortbewegt, sondern auch eine soziale.

Ich bin stinksauer, daß eine Bahngewerkschaft, ein Umweltverband und auch ein Bahnkundenverband sich GEGEN das 9€ Ticket ausgesprochen haben.

Es geht nicht allein um schadstoffausstoß oder Verkehrsstaus. Es geht auch darum, daß arme Menschen sich weiter fortbewegen, soziale Kontakte knüpfen und pflegen und etwas von der Welt sehen können. Es geht um ihre Würde.

Nikita

Mein Eindruck war, dass die Bahn das 9 Euro Ticket nicht umsetzen konnte. Zu wenig Personal, zu wenig Züge. Es war wohl durchaus üblich, dass Bahnmitarbeiter sich krank gemeldet haben, weil das Arbeitspensum durch das 9 Euro Ticket nicht mehr leistbar war. Züge nachzubestellen dauert Jahrzehnte. Man hat Züge aus den 60er wieder in Betrieb genommen. Dann hat es irgendwo mit einem schweren Unfall geknallt. Ob es an alten Zügen oder überforderten Mitarbeitern lag, ist unklar.
Das 9 Euro-Ticket o.ä. muss kommen. Aber unsere Infrastruktur ist dafür nicht ausgelegt. Mit FDP- und CSU-Verkehrsministern ist so etwas nicht machbar. Die CSU hat Geld für ÖPNV jahrzehntelang veruntreut.
Ich möchte damit schreiben, dass es nicht an Ja oder Nein zum 9 Euroticket liegt.

Kuddel

Drauf geschissen, mich interessieren diese sogenannten Sachzwänge nicht und die Kackparteien ebensowenig.

Klar scheißen CSU und FDP auf die Interessen der einfachen Menschen, aber ich sehe keinen Unterschied zu SPD und den Grünen. Alle stecken im Arsch der Autoindustrie und "Umweltpolitik" steht nur im Wahlprogramm und nicht in ihrer Realpolitik. Alle sind mitverantwortlich für das Herunterwirtschaften von ÖPNV und Bahn.

Deshalb bin ich so sauer auf Umweltverbände und Gewerkschaften, wenn sie sich null für die Bedürfnisse der Armen interessieren.

Eine Änderung der Verhältnisse kann nur durch massiven Druck von unten kommen (und dazu würde ich eigentlich auch Gewerkschaften und Umweltverbände zählen) und sicherlich nicht durch die Parteien.

Es muß Druck auch die Autokonzerne gemacht werden, daß eine Konversion stattfindet und Busse und Bahnen produziert werden, statt die PKW-Umweltkiller.

Die Umstellung der Produktion und die Einführung des 9€ Tickets als bleibende Institution müssen jetzt sofort eingefordert werden und nicht irgendwann, wenn die Zusammensetzung im Parlament anders ist.


counselor

Hier in Nürnberg ist der ÖPNV eine Katastrophe. Ständig gibt es Fahrtausfälle wegen defekter U-Bahnzüge. Morgens muss ich oft drei Stationen in der U-Bahn stehen, bis ein Sitzplatz frei wird. Im Linienbus sind die Sitze so eng, dass man quasi auf seinem Nachbarn draufsitzt.

Ich frage mich ernsthaft, wie das gehen soll mit noch mehr Fahrgästen bei einem dauerhaften 9-Euro-Ticket (zumal die Sozialleistungsempfänger innerhalb von Nürnberg/Fürth/Stein für €15 fahren können).
Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

Kuddel

Ich habe eine ganze Reihe größerer Bahnfahrten mit dem 9€ Ticket gemacht und dafür mein Auto stehenlassen. Das Bahnpersonal hatte auch keinen Bock auf Kontrollen. Es war alles super.

Natürlich werden massig Busse und Bahnen gebraucht und Personal dafür. Das ist aber bereits seit Coronaausbruch 2019 so. Man hat einfach nichts gemacht. Ich will nix hören von wegen "kein Geld". 100 Milliarden zur Kriegsfinanzierung konnten in nullkommanix aus dem Ärmel geschüttelt werden.

Kuddel

"Natürlich werden massig Busse und Bahnen gebraucht und Personal dafür."

Anmerkung: Auch da soll keiner sagen, es sei kein Personal da. Die Autokonzerne haben massenhaft Leiharbeiter "abgemeldet" und auch das Stammpersonal soll erheblich ausgedünnt werden, weil das E-Auto mit wesentlich geringeren Aufwand produziert werden kann.

Corona oder der Krieg waren Grund genug, radikale Änderungen in Alltag, Politik und Wirtschaft duchzusetzen. Schnelle Änderungen sind also möglich. Es gibt schlichtweg nicht den Willen, ökologische und soziale Verbesserungen einzuleiten.

Wir werden bis zum St.Nimmerleinstag warten, wenn wir hoffen, eine solche Politik werde von den Parteien in Angriff genommen.

WIR müssen diese einfachen sozialen und ökologischen Forderungen SELBST stellen und zwar sofort und nicht irgendwann.


Fritz Linow

Diese ganzen neuen städtischen Verkehrskonzepte und Initiativen erinnern an ,,Unser Dorf soll schöner werden".

Bowie


counselor

Bei uns in Nürnberg werden gerade wegen des hohen Krankenstands im ÖPNV die Fahrpläne ausgedünnt.
Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

counselor

ZitatKurzposition zum 49 € - Ticket
--------------------------------------------
Natürlich ist das 49 € - Ticket der Weg in die richtige Richtung. Es fehlen aber noch ein paar Schritte um diesen Weg geeignet auszugestalten. Denn 49 € kann sich kein SGB II-, SGB XII- und AsylbLG- beziehender Mensch leisten. Es sind lange noch nicht mal so viel Fahrtkosten im Regelsatz enthalten. Richtig wäre ein 20 € Ticket für arme Menschen. Laut Statistischem Bundesamt sind das rund 13 Millionen Personen, darin enthalten sind auch die Sozialleistungsbeziehenden. Das wäre gerecht verteilt. Niedrige und bezahlbare Kosten für die Armen, höhere Kosten für die reicheren Menschen.
Der zweite Kritikpunkt ist: Es sind nicht nur die Kosten, sondern auch die Infrastruktur. Ständig fallen Busse, Züge und sogar Schwebebahnen aus, die Technik funktioniert nicht oder es fehlt an Personal. Jeder Winter und jeder Sommer kommt immer völlig unerwartet für die DB und die Technik streikt. Hier muss dringend ganz viel getan werden, denn da nützt auch kein 49 € Ticket, wenn nichts fährt.

Quelle: https://harald-thome.de/newsletter/archiv/thome-newsletter-43-2022-vom-06-11-2022.html
Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

Kuddel

Ohne massiven Druck von unten verbessert sich in der Verkehrspolitik nichts.



Protest gegen Flughafenausbau in UK.

ManOfConstantSorrow

Arbeitsscheu und chronisch schlecht gelaunt!

Kuddel

Verkehrspolitik in der Klassengesellschaft.
Mobilität steht den Armen nicht zu.

Während die Finanzierung des 49 Euro Tickets noch immer diskutiert wird, haben in München MVG und MVV die höchste Fahrpreiserhöhung seit 30 Jahren angekündigt.

https://www.klassegegenklasse.org/fahrpreiserhoehung-im-oeffentlichen-nahverkehr-in-muenchen/

counselor

Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

counselor

ZitatGEFÄHRLICHE SCHADSTOFFE - 70 Jahre nach dem ,,Great Smog" in London keine Entwarnung bei Luftverschmutzung

Vor 70 Jahren, vom 5. bis zum 9. Dezember 1952, hing über London ein gelblicher und übelriechender Dunst. Etwa 12 000 Menschen verloren hierdurch ihr Leben, ca. 100 000 Bewohner Londons erkrankten.

Quelle: https://www.rf-news.de/2022/kw49/70-jahre-nach-dem-great-smog-in-london-keine-entwarnung-bei-luftverschmutzung
Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

Kuddel

ZitatDas ablaufende Jahr wird für die Autoindustrie in guter Erinnerung bleiben. Zehn Milliarden Euro hat Mercedes bereits in den ersten drei Quartalen verdient, bei Volkswagen sind es 12,7, bei BMW stehen glatte 16 Milliarden Euro in den Büchern.
https://www.handelsblatt.com/meinung/kommentare/kommentar-das-letzte-fest-des-verbrenners-der-luxusrausch-deutscher-autobauer-ist-gefaehrlich/28885452.html

Das ist doch krank!


Kuddel

Ich muß nochmal auf das 9€ Ticket zurückkommen.
Es war eine der besten politischen Entscheidungen der letzten Jahre.

Ich habe persönlich davon profitiert und halte es gesellschaftlich für einen großen Fortschritt.

Ich höre eigentlich nur noch von der "Letzten Generation", daß sie das 9€ Ticket fordert.

Warum ist es kein großes Thema mehr? Das "Kein Geld dafür" Argument ist ja ein Witz. 100 Milliarden € für Rüstung waren kein Problem, jetzt diskutiert man, nochmal 200 Milliarden draufzulegen.

counselor

Derweil ist beim hiesigen ÖPNV in Nürnberg der Krankenstand so hoch, dass das Fahrtangebot drastisch reduziert wurde.
Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

Kuddel

ZitatGroßparkplätze von Einkaufszentren und an Autobahnen sollten zwingend mit Ladesäulen ausgestattet werden müssen, sagte IG-Metall-Chef Hofmann den Funke-Medien. Dies sollte über das Ordnungsrecht geschehen.
Ob das Ziel von 15 Millionen Elektroautos in Deutschland bis zum Jahr 2030 erreicht werde...
https://www.deutschlandfunk.de/ig-metall-fuer-ladesaeulen-pflicht-auf-grossparkplaetzen-102.html

IGM Chef mal wieder als Lautsprecher der Autoindustrie.

"...das Ziel von 15 Millionen Elektroautos in Deutschland" ist ökologisch Unsinn und kontraproduktiv. Wir brauchen keine Elektroautos, sondern Alternativen zum Individualverkehr.


ManOfConstantSorrow

Arbeitsscheu und chronisch schlecht gelaunt!

Nikita

Zitat von: ManOfConstantSorrow am 11:14:09 Fr. 27.Januar 2023


Wenn man die massiven Folgen für die Menschen und die Umwelt bedenkt, ist das an Bösartigkeit schwer zu überbieten. Ein guter Grund, um mit dem Geld der Automobilmafia alles wieder aufzubauen.

dagobert

Die Strafe dafür war wirklich "hammerhart".
Zitat1950 wurde General Motors wegen einer Verschwörung zu einer Geldstrafe von 5.000 US-Dollar verurteilt (nach heutigem Wert ca. 60.000 US-Dollar). Ziel der Verschwörung war, das Netz der elektrischen Straßenbahnen aufzukaufen und zu zerstören, so dass der öffentliche Nahverkehr auf GMC-Busse angewiesen gewesen sein sollte.
https://de.wikipedia.org/wiki/General_Motors#Von_der_Gründung_bis_ins_21._Jahrhundert
"Sie haben die unglaubwürdige Kühnheit, sich mit Deutschland zu verwechseln! Wo doch vielleicht der Augenblick nicht fern ist, da dem deutschen Volke das Letzte daran gelegen sein wird, nicht mit ihnen verwechselt zu werden."
Thomas Mann, 1936


counselor

ZitatDeutschlandticket: Paritätischer fordert bundesweites Sozialticket für arme Menschen
------------------------------------------------------
Der Paritätische kritisiert zurecht: ,,Das 9-Euro-Ticket war ein mobilitätspolitischer Meilenstein. Erstmalig konnten im letzten Sommer ärmere Menschen, die sich reguläre Bahnfahrten nicht leisten können, einfach mal in den Urlaub fahren oder Verwandte besuchen. 52 Millionen verkaufte Tickets sprechen für sich. Das 9-Euro-Ticket war ein großer sozialer Erfolg und dazu noch ökologisch sinnvoll.

Das geplante Deutschlandticket ist kein würdiger Nachfolger. Der Preis von 49 Euro, den die Ampel und die Bundesländer für das Ticket veranschlagen, ist für viele Menschen nicht finanzierbar. Ob man ein günstigeres Ticket bekommt, wenn man Transferleistungen bezieht, hängt leider vom Wohnort und der jeweiligen Landesregierung ab. Das ist unfair. Ein Ticket-Flickenteppich muss vermieden werden. Wir brauchen ein bundesweites Sozialticket, damit sich auch arme Menschen Nah- und Fernverkehr leisten können." Nachzulesen hier: https://t1p.de/uri8u

Bemerkung: hier sollte neben dem ,,Deutschlandticket" noch ein Sozialticket aufgelegt werden. Sozusagen mit 20 EUR durch Deutschland, das wäre sozial, das wäre ökologisch und würde bei armen Menschen unmittelbar ankommen und für diese Lösungen schaffen.

Quelle: https://harald-thome.de/newsletter/archiv/thome-newsletter-05-2023-vom-05-02-2023.html
Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

ManOfConstantSorrow

Arbeitsscheu und chronisch schlecht gelaunt!

Kuddel

ZitatMercedes verdient 14,8 Milliarden Euro – Rekord-Dividende geplant
Der Autobauer ist so profitabel wie nie. Gewinn und Umsatz steigen kräftig.
https://www.handelsblatt.com/unternehmen/industrie/autokonzern-mercedes-verdient-14-8-milliarden-euro-rekord-dividende-geplant/28988328.html

Die Chefetagen der Autokonzerne sind die Bosse der Bundesregierung. Deshalb gibt es keine Verkehrspolitik, die vernünftig auf den Klimawandel reagiert.

Im Gegenteil, die Bundesregierung scheißt auf Umweltzerstörung und Klimawandel.

Kuddel

Die kaputte deutsche Verkehrspolitik ändert sich nicht ohne massiven Druck von unten. Umweltschutz und Arbeiter sind kein Gegensatz. Es sind auch ihre Interessen. Bündnisse von Arbeitskämpfen und Umweltprotesten bieten sich an.

https://twitter.com/klimaguerilla/status/1630663830043762711

  • Chefduzen Spendenbutton