Tarifsituation am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein

Begonnen von Kollege1968, 22:11:25 Sa. 15.März 2008

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Fritz Linow

Pressemitteilung der GDS vom 29.3.21:
ZitatDer Arbeitgeber legte bei der letzten Verhandlungsrunde am 22. März 2021 zwar ein verbessertes Angebot vor. Dieses reichte jedoch wiederholt nicht an die Forderungen der Belegschaft heran und wurde deshalb von den Kolleginnen und Kollegen in der Tarifkommission abgelehnt.

Am UKSH sollen nach dem Willen des Vorstandes die Beschäftigten in der SSN künftig auch weiterhin, wie Menschen 2. Klasse behandelt werden! Diese Haltung ist nicht akzeptabel und provoziert weitere Arbeitskampfmaßnahmen. Es wird deshalb ausgeweitete Warnstreiks geben.

In Bezug auf die gemeinsame Verantwortung gegenüber Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie gegenüber den Patientinnen und Patienten im UKSH bekundeten beide Seiten den Willen, eine Notdienstvereinbarung abzuschließen. Der Arbeitgeber übermittelte einen Entwurf einer Notdienstvereinbarung, nach der allerdings so viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eingesetzt werden sollten, dass schon fast ein Regelbetrieb aufrechterhalten würde.

Nachdem wir darauf hingewiesen haben, dass ein Abschluss einer Notdienstvereinbarung keine Verhandlung werden sollte, sondern viel mehr eine Vereinbarung sein soll, welche ausschließlich Notdienste abdeckt und damit das Grundrecht der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie die Gesundheit der Patientinnen und Patienten schützt, legte der Arbeitgeber erneut eine Vereinbarung mit überhöhten Zahlen von einzusetzenden Beschäftigten vor.

Es ist ohnehin unverantwortlich, Tarifverhandlungen für Beschäftigte an einem Universitätsklinikum ins Stocken geraten zu lassen, es ist aber fahrlässig und patientenwohlgefährdend, wenn der Arbeitgeber das gleiche Verhalten beim Abschluss einer Notdienstvereinbarung an den Tag legt. Während eines persönlichen, konstruktiven und sehr ernsten Gesprächs zwischen der Geschäftsführung des UKSH und dem Vorstand der GDS konnte in letzter Minute Einigkeit erzielt werden, eine Notdienstvereinbarung mit unserer Gewerkschaft zu schließen, die eine effektive Notfallversorgung am UKSH sicherstellt. Es sollte wohl jedem klar sein, dass bei einem Streik nicht 90 Prozent der Belegschaft an ihren Arbeitsplätzen verbleiben, wie der Arbeitgeber sich dies wünschte! Bei einem Streik werden die Kliniken auf Notbetrieb heruntergefahren!

Der Verhandlungskommission wurde während der letzten Verhandlungsrunde offen damit gedroht, die von der SSN am UKSH erbrachten Leistungen an Dritte auszulagern. Auch von den Beschäftigten wird darüber berichtet, dass Vorgesetzte ganz bewusst und massiv Existenzängste schüren, um sie von der Ausübung ihres Grundrechts auf Streik abzuhalten. Dieses Verhalten werden wir sehr genau beobachten und nicht tolerieren.

Wir fordern weiterhin eine faire Entlohnung für die Beschäftigten in der SSN, denn mit der Ausgliederung von Teilen der Belegschaft des UKSH in eine Service-Gesellschaft im Jahr 2005, wurde eine Zwei-Klassen-Gesellschaft am Klinikum etabliert. Die Gehälter der Belegschaft reichen trotz guter Tarifabschlüsse in den letzten Jahren für die damals nicht erwartbaren Steigerungen der Lebenshaltungskosten nicht aus. Dies führte dazu, dass für mehr und mehr Kolleginnen und Kollegen ein Zweitjob oder eine Aufstockung ihrer Einkommen durch Leistungen aus den Sozialkassen notwendig wurden. Leistung muss sich wieder lohnen!

Wir fordern eine Bezahlung, die sich an der Entlohnung des öffentlichen Dienstes orientiert. Wir wollen die Gleichbehandlung mit den direkt am UKSH Beschäftigten, denn die Tätigkeiten der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der SSN sind ebenso wertvoll und systemrelevant.

Die Beschäftigten in der SSN arbeiten in der Logistik, in der Verpflegung, der Medizinprodukteaufbereitung (AEMP), in der Hauswirtschaft, in der Serviceassistenz, der Verwaltung und noch in vielen weiteren Bereichen des UKSH.


Fritz Linow

Im Interview wird erwähnt, dass die Kieler Nachrichten nicht über den Streik berichten. Das Drecksblatt ist eng verbandelt mit dem UKSH. Dieser kleine Herzschmerzfilm der Förderstiftung des UKSH gibt eine Ahnung davon:

https://www.youtube.com/watch?v=wn6WXMf3hqY

(Ein Gründungsmitglied der Förderstiftung war übrigens Detlef Uthoff, der mit 29 Millionen Euro Steuerschulden davon kam, womit wir mal wieder beim Kieler Kaufmann e.V. wären, nicht nur wegen ihm. Vielleicht später noch etwas mehr dazu...)

Fritz Linow

Beim UKSH haben Auslagerungen von Servicebereichen eine gewisse Tradition. 1986 wurde in Kiel unter einer CDU-Regierung die hausinterne Wäscherei aufgelöst und an die Firma Wulff Textil-Service vergeben. Die SPD opponierte, dass es nicht wirtschaftlich sei und die Arbeitsplätze eher mies seien. Der KBW berichtete schon 1976:

ZitatDie Firmenleitung, bestehend aus der Senior-Chefin, Sohn, Schwiegersohn und Schwiegertochter, lungert den ganzen Tag im Betrieb herum, kontrolliert und treibt zur Arbeit an. Kaum, daß die Kolleginnen mal kurz miteinander sprechen, kommt einer an und fragt, ob man denn nichts zu tun habe. Kolleginnen, die mehrfach krank sind – aufgrund der elenden Arbeitsbedingungen sind Erkältungen natürlich an der Tagesordnung – werden bespitzelt. Familie Wulff ruft sogar beim Arzt an, um sich danach zu erkundigen, ob man tatsächlich und wie krank man denn sei! Entlassungen und Neueinstellungen kommen ständig vor: in der dreimonatigen Probezeit kann man von einem Tag auf den anderen entlassen werden.
https://mao-archiv.de/Scans/BRD/S-H/K/KBW/Kiel_KBW645.jpg

2003 wurde eine Ausgliederung weiterer Bereiche in eine Service Gesellschaft in Angriff genommen, und zwar unter tatkräftiger Mithilfe einer rotgrünen Landesregierung. Genüsslich konnte die CDU nun verkünden:
Zitat,,Wäre dies unter christlich-demokratischer Verantwortung geschehen, hätten die Sozialdemokraten dies mit einem Aufschrei der Entrüstung begleitet. (...)  Eine Politik vor allem zu Lasten der unteren Einkommensbereiche – auch dieses Beispiel macht deutlich, warum der kleine Mann bei der SPD keine Heimat mehr sieht."

http://www.ltsh.de/presseticker/2004-03/29/11-02-57-5efa/PI-QGfmQV76-cdu.pdf


Diese neue Service Gesellschaft war aber immer noch zu teuer, trotz überwiegend befristeter Arbeitsverträge und bis zu 30% Einkommensverluste. Also wurde eine Teilprivatisierung beschlossen. Diese externe ,,Managementkompetenz", eher Blutsaugermentalität, sollte den Laden auf Vordermann bringen. Der CDU-Wirtschaftsminister wusste 2009:
ZitatDie Arbeitsbedingungen im Servicebereich- das ist eine feste Einschätzung - werden sich dadurch ändern, dass wir eine Produktivitätssteigerung erleben werden. Die ist auch Gegenstand der Business-Pläne, die damit einhergehen. Das heißt, es wird eine andere Form des Managements in diesen Bereichen geben. Das heißt, auch die Produktivität pro Mitarbeiter muss gesteigert werden. Das kann natürlich eine Veränderung des Arbeitsalltags nach sich ziehen.

http://www.landtag.ltsh.de/export/sites/ltsh/infothek/wahl17/plenum/plenprot/2009/17-003%5F11-09.pdf


Die Veränderung des Arbeitsalltags bestand darin, dass die Beschäftigten als Wegwerfmenschen behandelt wurden und man über Leichen ging, so ähnlich wie es der KBW schon 1976 bei Wulff Textilien geschildert hatte.

Jens Scholz als UKSH-Chef soll eine großspurige und teilweise übergriffige Art haben.
https://www.thieme-connect.de/products/ejournals/abstract/10.1055/s-0036-1575334

Großspurig ist er auf jeden Fall. Die jährlichen Gesamtbezüge der Vorstandsmitglieder haben sich von 2003 bis 2019 nahezu verdreifacht, von 556 T€ auf 1440 T€. Dazu kommen jede Menge gutdotierter Stabsstellen, die selbst der Landesrechnungshof öffentlich anprangert, obwohl er ansonsten in Bezug auf das UKSH eher verschwiegen ist. Überhaupt werden Verschwiegenheit und Intransparenz großgeschrieben, seien es nicht einsehbare Beraterverträge und Gutachten, die der damalige vom Land beauftragte ,,Sanierer" in zweistelliger Millionenhöhe vergeben hatte, seien es Ausschreibungen, Pöstchenschacherei usw. Hinzu kommt eine Politik, die nicht gewillt ist, für Klarheit zu sorgen. Je nach dem, wer gerade auf der Regierungsbank sitzt, wird halt ein wenig gemotzt, aber eigentlich können alle ganz gut damit leben. Es ist unglaublich, zumal das UKSH ein landeseigener Arbeitgeber ist.
Die Gewerkschaft ver.di sieht sich eher als Co-Manager, ist im Aufsichtsrat vertreten und hat auch schon mal zusammen mit einem ehemaligen Vorstandvorsitzenden ein Gutachten in Auftrag gegeben, das die Wirtschaftlichkeit untersuchen sollte. Ver.di hält sich an die Erzählung, dass das UKSH chronisch vor der Pleite steht, lobt sich eher für den Verzicht der Beschäftigten und wirkt  halbherzig. Die Forderungen der GDS für die ausgelagerten Servicekräfte passen so gar nicht in den Business-Plan, den sich eine politische und wirtschaftliche Klüngelrunde ausgedacht hatte.


Fritz Linow

Zitat
20.4.21
Streik der Servicemitarbeiter am UKSH Lübeck und Kiel

Die Gewerkschaft der Servicemitarbeiter (GDS) hat 2.000 Mitarbeiter des UKSH in Kiel und Lübeck erneut zum Warnstreik aufgerufen. Die GDS rechnet mit etwa 800 Teilnehmern. Der Arbeitskampf beginnt morgen früh um 5 Uhr und soll 48 Stunden dauern. Betroffen sind unter anderem die Krankenhaus-Bereiche Küche, Wäscherei, Reinigungsdienst, Technik, Verwaltung und der Hol- und Bringdienst. Die Gewerkschaft rechnet damit, dass in den kommenden Tagen Untersuchungen und Operationen verschoben werden müssen. Notfälle würden aber behandelt. Die GDS fordert mehr Lohn in den laufenden Tarifverhandlungen. Das UKSH hat sich bisher noch nicht zu den Warnstreik-Plänen geäußert.
https://www.ndr.de/nachrichten/schleswig-holstein/kurznachrichten/Schleswig-Holstein-aktuell-Nachrichten-im-Ueberblick,news1438.html

admin

In Kiel passieren gerade interessante Dinge.

ZitatEinschränkungen drohen UKSH: Warnstreik der Service-Kräfte

Am UKSH drohen Einschränkungen in der Verpflegung, längere Wartezeiten und die Verschiebung von OP-Terminen. Die Gewerkschaft der Servicekräfte (GDS) ruft ihre Mitglieder bei der UKSH-Tochter Service Stern Nord (SSN) in Kiel und Lübeck für Mittwoch ab fünf Uhr zu einem 48-stündigen Warnstreik auf.
https://www.kn-online.de/Nachrichten/Schleswig-Holstein/Einschraenkungen-drohen-Am-UKSH-streiken-die-Service-Kraefte

Fritz Linow

Aus dem KN-Bericht:
Zitat...wirft Verdi dem Konkurrenten vor, lediglich Tarifabschlüsse ,,auf Mindestlohnniveau" erreicht zu haben.

Ich weiß nicht. Wenn man mal die Charité-Servicetochter CFM vergleicht, wo verdi den Arbeitskampf und vor allem die Tarifverhandlungen führt, dann kommt da zum Beispiel für die Reinigung 12.50 Euro raus, und zwar erst letzten Monat:
https://www.verdi-cfm.com/tarif/

Am UKSH gibt es bisher für Reinigung 10.87 Euro, und Zulagen gibt es am UKSH und bei der CFM. Doll ist das alles nicht, aber nun zu raunen...
Zitatund notfalls juristische Maßnahmen einleiten.

...wäre es sinnvoller, wenn verdi seine Mitglieder, die auch bei der Service Stern Nord beschäftigt sind, ebenfalls am Streik beteiligen lässt. Die Möglichkeit gäbe es.

Kuddel

Hier nochmal der komplette KN Bericht

ZitatUKSH: Warnstreik der Service-Kräfte

Am UKSH drohen Einschränkungen in der Verpflegung, längere Wartezeiten und die Verschiebung von OP-Terminen. Die Gewerkschaft der Servicekräfte (GDS) ruft ihre Mitglieder bei der UKSH-Tochter Service Stern Nord (SSN) in Kiel und Lübeck für Mittwoch ab fünf Uhr zu einem 48-stündigen Warnstreik auf.


2005 hatte das Klinikum alle nichtmedizinischen Services ausgegliedert. Die rund 2000 Beschäftigten der SSN kümmern sich um alle Leistungen außerhalb des Medizinischen – von der Essensversorgung über Patiententransporte, Empfang und Telefonzentrale bis zur Sterilisation von OP-Instrumenten.
Gewerkschaft beklagt unfaire Bezahlung

Nach Darstellung der Gewerkschaft gibt es unter dem Dach der SSN eine Zweiklassengesellschaft. Da seien die, die ihre Verträge damals behalten konnten, und die, die seitdem neu eingestellt wurden: ,,Beschäftigte im UKSH in der Reinigung verdienen, wenn sie heute im öffentlichen Dienst anfangen, 2240 Euro monatlich", sagt GDS-Vorsitzender Steffen Beckmann. Kolleginnen und Kollegen in der SSN erhielten für die gleiche Tätigkeit 1891 Euro. Die GDS fordert eine Angleichung an den Tarifvertrag der Länder (TVL) bis 2023. Rund 70 Prozent der Belegschaft seien GDS-Mitglied.

Notdienstvereinbarung ist wackelig


Brisant ist der Warnstreik deshalb, weil Arbeitgeber und GDS eine Notdienstvereinbarung getroffen haben, die auf tönernen Füßen steht. Die GDS wirft der Gegenseite vor, die Regelung bei den ersten Warnstreiks im März missbraucht zu haben, etwa dadurch, dass Notdienstkräfte für reguläre Dienste eingesetzt worden seien. Beckmann: ,,Sollten wir das erneut feststellen, behalten wir uns die Kündigung der Vereinbarung vor." Beim UKSH, das diesen Vorwurf von sich weist, heißt es: ,,Die Notdienstfähigkeit ist gesichert." Von 10 bis 12 Uhr sind Protestaktionen an beiden Standorten geplant.

Die Konfliktlinie verläuft nicht nur zwischen GDS und Arbeitgeber, sondern auch zwischen der Minigewerkschaft mit ihren insgesamt 2500 Mitgliedern und dem Riesen Verdi. Das Klima ist eisig – man wirft sich gegenseitig vor, nicht genug für eine angemessene Bezahlung der SSN-Kräfte zu tun. Während die GDS Verdi vorhält, 2005 ,,untätig" geblieben zu sein, als die Servicegesellschaft gegründet und somit ,,Tausende Arbeitsplätze" aus dem Tarifertrag des öffentlichen Dienstes ausgelagert worden seien, wirft Verdi dem Konkurrenten vor, lediglich Tarifabschlüsse ,,auf Mindestlohnniveau" erreicht zu haben. ,,Das UKSH ist mit der GDS gut gefahren und bevorzugt diese Organisation in vielerlei Hinsicht", sagt Steffen Kühhirt, Landesfachbereichsleiter Gesundheit und Soziales bei Verdi Nord. Fakt ist, dass das Klinikum für die SSN nicht mit Verdi verhandelt, sondern nur mit der GDS. ,,Derzeit sind wir nur aktiver Beobachter", räumt Kühhirt ein. Mit dieser Rolle jedoch wolle man sich nicht zufriedengeben und notfalls juristische Maßnahmen einleiten. Sollte sich das UKSH nicht bewegen, werde man auf das Land als Eigentümer zugehen. Dem gibt Verdi eine Mitschuld an dem Konflikt. Kühhirt: ,,Jetzt rächt sich, dass man sich mit dem UKSH 2014 in den TVL geflüchtet und die Servicekräfte draußen vor gelassen hat."

Das UKSH kontert die Vorwürfe der GDS, spricht von ,,fairen Entgelten" und ,,marktgerechter Bezahlung". Je nach Entgeltgruppe und Tätigkeit verdienten die Service- Beschäftigten zwischen 1933 und 3526 Euro plus Zulagen und Zuschläge. Darüber hinaus werde ein Sonderentgelt von 800 Euro gezahlt. Für GDS-Mitglieder komme ein gewerkschaftsabhängiges Urlaubsentgelt hinzu. Dieses soll nach dem Willen des Arbeitgebers allen Beschäftigten der SSN zugutekommen. Im Übrigen teile man das Ziel einer Angleichung an den Ländertarif. Dies zeige auch das Angebot von 16 Prozent mehr Geld. Die Forderung der GDS sei mit 24 Prozent ,,völlig überzogen". Die Gewerkschaft kontert, das UKSH operiere mit irreführenden Zahlen. Am kommenden Montag wird weiterverhandelt.
https://www.kn-online.de/Nachrichten/Schleswig-Holstein/Einschraenkungen-drohen-Am-UKSH-streiken-die-Service-Kraefte

Fritz Linow

Zitat21.4.21
Servicemitarbeiter am UKSH beginnen 48-Stunden-Warnstreik
(...)
Am Vormittag zogen nach Polizeiangaben in Kiel rund 150 Teilnehmer in einer Demonstrations am Gelände des UKSH vorbei. Mit Trillerpfeifen machten sie lautstark auf ihren Protest aufmerksam. Auf Transparenten stand unter anderem «Klatschen allein macht nicht satt» oder «Wir sind Mehrwert». Auch am Klinikstandort Lübeck beteiligten sich Servicekräfte am Vormittag an einem Demonstrationszug. Die Polizei sprach von etwa 180 Teilnehmern.
(...)
https://www.zeit.de/news/2021-04/21/warnstreik-der-servicemitarbeiter-am-uksh-hat-begonnen


















Fritz Linow

Filmchen von der Streikdemo aus Kiel:

https://vimeo.com/540220668

Auszug aus der Laufschrift:
"Es gibt auch weiterhin massive Verstöße des Arbeitgebers gegen die Notdienstvereinbarung! ++++ Mitarbeiter werden wiederholt von ihren Vorgesetzten bedroht und es wird versucht, sie einzuschüchtern! ++++ Das ist ein Skandal für das Land Schleswig-Holstein! Das UKSH - ein Landesbetrieb und rechtsfreier Raum für die Führungskräfte? Skandalöse Zustände am UKSH in Kiel und Lübeck!"

Kuddel

Endlich haben die Streikenden es geschafft, in die Medien zu kommen, regional und teilweise auch überregional.
(Gerade bei NDR online gegangen: https://www.ndr.de/nachrichten/schleswig-holstein/UKSH-800-Servicemitarbeiter-beteiligten-sich-an-Streik,uksh614.html )

Es wird lapidar die GDS erwähnt. Es wurde noch nirgendwo thematisiert, daß ein kraftvoller Streik auch außerhalb des DGB möglich ist. DAS sollte bundesweit ein Thema sein.

Fritz Linow

Zitat28.4.21
Service-Mitarbeiterin am UKSH: Darum streike ich

Seit Anfang März streiken die Mitarbeiter des Service Stern Nord am UKSH immer mal wieder für eine schrittweise Angleichung an die Gehälter an die der direkt beim UKSH Beschäftigten. Jetzt steht die Urabstimmung kurz bevor. Eine Mitarbeiterin aus Lübeck erklärt, warum auch sie streikt.

Dagmar Albrecht ist gelernte Restaurantfachfrau und Köchin. Seit mehr als fünf Jahren arbeitet sie für die UKSH-Tochter Service Stern Nord in Lübeck. Ihre Arbeit sei zwar anstrengend, aber dennoch ein schöner Job, sagt die 54-Jährige. Doch die Tatsache, dass sie und ihre 900 Lübecker Kollegen für die gleiche Arbeit deutlich schlechter bezahlt werden als die direkt am UKSH Beschäftigten, ist für Albrecht ein Zeichen geringer Wertschätzung. Deshalb streikt sie mit.

,,Verantwortungsvoller und anstrengender Job"

Bis zu einer schweren Bandscheiben-Erkrankung 2019 mit OP und anschließender Reha, erzählt Dagmar Albrecht, war sie in der Serviceassistenz beschäftigt. Dort war sie zuständig für die Bestellung und Versorgung der Patienten und der Station mit allen Dingen des täglichen Bedarfs wie Essen, Getränke, Geschirr und Wäsche, aber auch medizinischem Bedarf wie Spritzen, Verbände und ähnliches. ,,Für jeden Patienten werden alle Mahlzeiten individuell auf seine Wünsche und Bedürfnisse zugeschnitten, täglich neu erfragt und bestellt. Bei Bedarf werden diese von uns auch mundgerecht zubereitet, was nicht gerade selten vorkommt." Es sei ein äußerst verantwortungsvoller, anstrengender aber auch schöner Job, der gerne mit gelernten Kräften aus der Gastronomie besetzt werde.

Man sei, sagt sie, ,,ein Bindeglied zwischen den Patienten und dem medizinischen Personal und braucht viel Einfühlungsvermögen". Nach ihrer Erkrankung wechselte Albrecht in eine andere Abteilung – sie ist jetzt in der Logistik der Service Stern Nord tätig.

Kein Weihnachtsgeld, wenig Urlaubsgeld

Dagmar Albrecht listet kurz auf: Ihr Verdienst bei einer Lohnerhöhung von 0,94 Euro in fünf Jahren beträgt 11,82 Euro pro Stunde. Das gezahlte Urlaubsgeld in Höhe von nicht einmal zehn Euro pro Tag und Weihnachtsgeld in Höhe von 0,00 Euro – das gleiche den geringen Grundlohn wahrlich nicht aus. Nur durch Sonn- und Feiertagsdienste sowie Nachtschichten, sagt die 54-Jährige, ,,kann man vom Gehalt einigermaßen würdevoll existieren".

UKSH-Beschäftigte auch im Krankheitsfall besser gestellt

Ein gleichgestellter Kollege mit UKSH-Vertrag verdiene etwa 1000 Euro brutto mehr als ein beim Service Stern Nord beschäftigter, das Weihnachtsgeld betrage ein knappes 13. Gehalt, bei Krankheit stocke das UKSH das bereits gut bemessene Krankengeld für bis zu sechs Monate auf 100 Prozent auf. ,,Nicht so für die Service-Stern-Mitarbeiter", die in allen nichtmedizinischen Bereichen inklusive Verwaltung arbeiteten. ,,Zu Weihnachten gab es für die Belegschaft der Service-Gesellschaft nicht etwa einen kleinen Bonus für den zusätzlichen Einsatz in Zeiten der Pandemie, sondern warme Worte, eine Trinkflasche aus Bambus und einen Kugelschreiber."

Geringe Wertschätzung

Und bei der Berechnung von Krankengeld, Übergangsgeld und ähnlichem würden Zuschläge nicht eingerechnet. ,,So wird aus diesem ,wertvollen' Mitarbeiter der Servicegesellschaft einer, der sich plötzlich am Rande der Armutsgrenze wiederfindet", bilanziert Albrecht, die aus Erfahrung spricht. Als Alleinstehende habe sie sich von einem dreiviertel Jahr Krankengeldbezug finanziell noch nicht wieder erholt. Bitter stellt sie fest: ,,Soviel zum Thema Wertschätzung des Mitarbeiters durch das UKSH, das sich ja auch gerne als ausgezeichneter ,Top-Arbeitgeber' darstellt."

,,Tarifangebot ist ein Schlag ins Gesicht"

Und jetzt habe es durch das vorgelegte Tarifangebot einen Schlag ins Gesicht gegeben: Zunächst bot der Arbeitgeber der Gewerkschaft der Servicekräfte (GDS) 16 Prozent auf drei Jahre, in der Verhandlungsrunde am Montag dann 19 Prozent auf vier Jahre. GDS-Vorsitzender Steffen Beckmann bilanziert: ,,Der Streik hat nichts gebracht." Zwar habe die Arbeitgeberseite das Angebot erhöht, aber beim genaueren Hinsehen stelle man fest, dass die 19 Prozent nur durch die Laufzeit-Verlängerung um ein Jahr erreicht würden. Im Klartext: Das sei sogar weniger als zuvor geboten.

,,Streik ist wichtig für alle – Zusammenarbeit für Patienten

Am Dienstag beschloss die Tarifkommission, die Urabstimmung über einen unbefristeten Streik einzuleiten. Für Dagmar Albrecht ist auf alle Fälle klar: Der Streik ist nicht nur wichtig für die betroffenen Mitarbeiter, sondern für alle. Denn: ,,Ärzte, Pflege und Service arbeiten Hand in Hand für den Patienten. Wir bilden gemeinsam das Fundament des Hauses. Je bröckeliger es wird, desto eher stürzt das Haus ein. Und in den Trümmern befindet sich, unverschuldet, der Patient."
https://www.ln-online.de/Lokales/Luebeck/UKSH-Luebeck-Darum-streiken-Mitarbeiter-der-Service-Gesellschaften

Kuddel

Dieser Arbeitskampf ist absolut bemerkenswert.

Anfang 2020 organisierte Verdi Proteste und Warnstreiks am UKSH. Die Streikbereitschaft und -beteiligung waren beeindruckend. Die Kolleg:innen waren bereit in einen unbefristeten Streik zu treten. Es gab ein Verhandlungsergebnis aus den Gesprächen zwischen Verdi und dem Management, doch es wurde nie über dieses Ergebnis einen Urabstimmung durchgeführt. Die gerade aufgetauchte Coronapandemie mußte dafür herhalten. Es löste sich alles in Wohlgefallen auf, die Streikbereitschaft wurde nicht genutzt, es wurde über das Thema einfach nicht mehr geredet. Klinikalltag und Ausbeutung gehen weiter wie gehabt.

Jetzt schießen die prekären Servicebeschäftigten und die GDS quer. Sie beweisen, daß man während der Pandemie (sogar während einer Welle) demonstrieren und kämpfen kann. Und Urabstimmungen lassen sich sowieso durchführen.


Fritz Linow

Zitat31.3.21
UKSH und ver.di unterzeichnen Vereinbarung für mehr Personal und Entlastung

Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft ver.di informiert darüber, dass die Vereinbarung für mehr Personal und Entlastung am UKSH am 30.3.2021 vom UKSH und ver.di unterzeichnet wurde. Am 13.3.2020 hatten sich Landesregierung, UKSH und ver.di - unter Federführung von Finanzministerin Heinold - auf gemeinsame Eckpunkte geeinigt. Die Eckpunkte wurden im Rahmen von konstruktiven Redaktionsverhandlungen in eine Vereinbarung gewandelt. Das bedeutet, die vereinbarten Maßnahmen für mehr Personal und Belastungsabbau für die Beschäftigten des UKSH können nun umgesetzt werden.
(...)
https://nord.verdi.de/presse/pressemitteilungen/++co++77271f60-9203-11eb-ab17-001a4a160119

Zitat3.5.21
Lübeck: Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di Nord) fordert für die mehr als 2000 Beschäftigten der UKSH-Tochtergesellschaft Service Stern Nord die Anbindung an den bundesweiten Flächentarifvertrag der Länder (TV-L).

Das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH) wendet seit dem 1. August 2014 den Tarifvertrag der Länder an, ebenso für die eigene Tochtergesellschaft Zentrum für integrative Psychiatrie.

,,Die Corona-Pandemie hat deutlich aufgezeigt, dass für eine gute medizinische Versorgung die Servicebereiche unabdingbar und wichtig sind. Vor diesem Hintergrund fordern wir für alle Beschäftigten am UKSH und in den UKSH Tochtergesellschaften den gleichen Tarifvertrag mit gleichen Arbeitsbedingungen und Vergütungen. Die Zeit der Zwei-Klassen-Gesellschaft am Uniklinikum muss endlich vorbei sein. Im Sinne der Tarifeinheit und vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie fordern wir das Land auf, die TV-L-Bindung für die UKSH-Servicetochter ordnungspolitisch herzustellen und damit das Versprechen von 2014 einzulösen: Ein UKSH – ein Tarifvertrag. Keine Spaltung der Beschäftigten mehr", fordert Steffen Kühhirt, verantwortlich für Gesundheit und Soziales bei ver.di Nord.
https://www.hl-live.de/text.php?id=144701

Nicht unwahrscheinlich, dass verdi ganz schön viel Mitgliedsbeiträge durch die Konkurrenzgewerkschaft flöten gehen.

Fritz Linow

Man hat sich geeinigt am UKSH:

ZitatAm 7. Juni 2021 wurde der neue Tarifvertrag zwischen der Gewerkschaft der Servicekräfte (GDS) UKSH und Service Stern Nord GmbH (SSN) unterzeichnet. Dieser tritt rückwirkend zum 1. April 2021 in Kraft. In den vergangenen Monaten hatte es mehrfach Streiks gegeben. Nach Gewerkschaftsangaben steigen die Löhne innerhalb von drei Jahren um 14 bis 29,6 Prozent.
blabla (...)
https://www.hl-live.de/text.php?id=145390

Der Kram hat eine Laufzeit von drei Jahren, was ja anscheinend der neue heiße Scheiß ist. Laut eigenem Video gab es auch eine Abstimmung zur Annahme. Die dort dargestellte sanftväterliche Art ist zum Kotzen:


https://vimeo.com/560083209

Die Gewerkschaft der Servicekräfte ist noch relativ jung, hatte nun ihre ersten Streiks, die ziemlich geil waren, viele Mitglieder sind engagiert und es gibt mal wieder ein Ergebnis. Es ist schwierig, das alles für Außenstehende einzuordnen.

Wenn die DGB-Gewerkschaften auch nur als Co-Manager und eigene Wirtschaftsunternehmen agieren, dann sollte es nicht verwundern, dass neue Gewerkschaften ebenfalls diese Schiene fahren oder fahren könnten. Daher hier ein Eindruck von der GdS aus einer Broschüre von 2012:



"Köpfe, Lenker und Macher" könnte auch bei verdi stehen. Es mag im Moment anders sein, aber man sollte die Entwicklung schon genauer betrachten. Trotzdem erstmal Glückwunsch zum Tarifvertrag!
Am 10.6.21 gibt es eine von verdi unterwanderte Kundgebung für die Servicekräfte am Städtischen Krankenhaus:

ZitatGleicher Lohn für alle Krankenhaus-Beschäftigten – Tariflohn auch für den Service

Kundgebung 10.06.21 15:30 Schlossplatz (Kieler Schloss)
https://solidarischdurchdiekrise.de/2021/06/06/die-kosten-der-krise-fair-und-gerecht-verteilen/

Es wäre schön, wenn auch die Servicekräfte des UKSH daran teilnehmen, ist schließlich alles eine Suppe.

Fritz Linow

Es gibt nun einen neuen Tarifvertrag mit der Service Stern Nord:

https://gewerkschaft-der-servicekraefte.de/images/2021/07/tarifvertraege_ssn.pdf

Allzu groß scheinen die Unterschiede zu dem lange umkämpften Tarifvertrag der CFM in Berlin nicht zu sein, der Berliner Mindestlohn für die Einstiegsgruppe ist allerdings wesentlich höher.

Kuddel

ZitatMehr Geld gefordert: Der Warnstreik am UKSH in Lübeck läuft

Die Gewerkschaft Verdi hat die Beschäftigten des UKSH in Lübeck zu einem Warnstreik aufgerufen. Der Ausstand habe wie geplant mit Beginn der ersten Frühschichten gegen 5 Uhr begonnen, sagte eine Sprecherin.
https://www.kn-online.de/Nachrichten/Schleswig-Holstein/Warnstreik-am-UKSH-in-Luebeck-laeuft-mehr-Geld-gefordert

Fritz Linow

Zitat10.11.21
Das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH) beteiligt sich ab 1. Januar 2022 am ÖPNV-Jobticket der NAH.SH. Damit können die rund 15.000 Mitarbeiter vergünstigt mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit fahren. Das UKSH bezuschusst das Jobticket mit einem steuer- und sozialversicherungsfreien Arbeitgeberzuschuss in Höhe von monatlich 30 Euro – der höchsten Rabattstufe, die hier möglich ist. Die NAH.SH gewährt einen zusätzlichen Rabatt von 20 Euro monatlich.
https://www.hl-live.de/text.php?id=148009

Angenehmes Greenwashing und gut für das Image. Verkehrswendeaktivisten freuen sich, dass das Gegenargument vom notwendigen Privat-PKW für Pflegekräfte nun wegfällt.

Trotzdem wird nun auch am UKSH Kiel gewarnstreikt und am 16.11., 10:00 Uhr Gewerkschaftshaus, gibt es Demo zum Landtag.

Kuddel

Ich habe von Intensivbettenschwindel im großen Stil am UKSH gehört.
Ich habe bisher eher windige Quellen dazu gefunden.
Weiß jemand mehr?



Fritz Linow

Ich halte das für Blödsinn, passt aber natürlich so schön.

Zitat6.7.21
(...)
Die meisten Zuschüsse bundesweit erhielten das Klinikum Stuttgart und das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH), die beide jeweils 11,7 Millionen Euro für den Aufbau von 234 Intensivbetten erhielten. Tatsächlich gab es vor der Pandemie am UKSH 172 Intensivbetten, derzeit werden 240 Betten betrieben, wie das Klinikum mitteilt. Die übrigen 166 Betten seien als "Reserve" zu verstehen. Allerdings sei man in der Lage, die hohe Zahl "notfalls innerhalb weniger Tage zu betreiben".
(...)
https://www.tagesschau.de/investigativ/ndr-wdr/intensivbetten-113.html

Scholz persönlich:

Zitat7.12.21
UKSH-Chef Jens Scholz: Manche Corona-Patienten lügen uns an

Ungeimpfte Schwerstkranke auf der Intensivstation des Uniklinikums, eine hohe Dauerbelastung für Ärzte und Pflegekräfte und finanzielle Verluste: Die Pandemie hat das UKSH auch am Ende von Jahr zwei fest im Griff. Warum es trotzdem auch Lichtblicke gibt, erklärt Prof. Jens Scholz im KN-Interview.

(...)

Wie steht das UKSH derzeit finanziell da, sind die Einbußen durch die Pandemie so groß wie befürchtet?

Jein. Zunächst hat Jens Spahn ja jedem Krankenhaus pauschal 560 Euro für ein Bett gezahlt, das für Corona-Patienten freigehalten wird. Das war falsch, und manche Krankenhäuser haben dadurch richtig Geld verdient, weil dort der Leerstand lukrativer war, als Patienten zu behandeln. Dann wurde das System modifiziert, und es gab je nach Umständen 360 bis 760 Euro. Das war schon besser, aber für Unikliniken müssten es 800 bis 900 Euro sein, denn es geht ja nicht nur um die leer stehenden Betten, sondern auch um wegbleibende ambulante Patienten, leere Parkhäuser und vieles mehr. Nehmen Sie nur unseren Sicherheitsdienst, der kostet zehn Millionen Euro im Jahr. Darum gab es für das vergangene Jahr 46,8 Millionen Euro vom Land für die Corona-Verluste, und es ist besprochen, dass auch für dieses und nächstes Jahr das Land einspringt, wenn es nötig wird.

(...)
(Schranke)
https://www.kn-online.de/Nachrichten/Schleswig-Holstein/UKSH-Chef-Jens-Scholz-Manche-Corona-Patienten-luegen-uns-an

Es bleibt das Problem, die Reserve an Intensivbetten überhaupt betreiben zu können. Das funktioniert nur mit Schulungen des Personals und Freihaltung von normalen Betten. Vetternwirtschaft beim UKSH sehe ich eher bei anderen Sachen, als dass der Olaf seinem kleinen Bruder heimlich etwas zusteckt.

Fritz Linow

ZitatKundgebung und Demonstration_UKSH-Tochtergesellschaft Service Stern Nord am 07.05.2022 in Kiel

Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft ver.di ruft am 07.Mai 2022 zu einer Kundgebung und Demonstration in Kiel unter dem Motto: ,,Ein Betrieb - eine Belegschaft- ein Tarifvertrag - Schluss mit der ,Zwei-Klassen-Gesellschaft' am UKSH" auf.

Die Kundgebung findet um 11.00 Uhr in Kiel, Platz der Kieler Matrosen, statt. Die Demonstration verläuft durch die Kieler Innenstadt.
Die Gewerkschaft fordert für die Beschäftigten der UKSH-Tochtergesellschaft Service Stern Nord die Anwendung des Tarifvertrags der Länder (TVL) und damit die Gleichstellung aller UKSH-Beschäftigten im UKSH-Konzern. ver.di hatte das UKSH bereits 2020 zu Tarifverhandlungen aufgefordert. Die Gewerkschaft sieht die Landespolitik gefordert, denn das UKSH ist in der öffentlichen Hand des Landes Schleswig-Holstein.

(...)
https://kiel-ploen.verdi.de/branchen-und-berufe/fachbereich-c-gesundheit-soziale-dienste-bildung-und-wissenschaft/++co++0460eeb8-cd15-11ec-8b18-001a4a160100

Kann man machen, wirkt aber etwas überraschend. Letztes Jahr hatten die Beschäftigten schließlich recht laut und lebendig mit der Gewerkschaft der Servicekräfte (GdS) gestreikt.

Fritz Linow

Zitat3.6.22
UKSH-Ärzte schlagen Alarm: 90 Stellen in Gefahr

An den Unikliniken in Schleswig-Holstein hat sich ein Millionendefizit aufgetürmt. Jetzt schlägt die Ärzteschaft Alarm: Ausgerechnet in ihren Reihen sollen 90 Stellen eingespart werden. Eine solche Maßnahme würde die Patientenversorgung akut gefährden.

[spoiler]Mediziner des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH) haben einen Brandbrief an Landtagsfraktionen und Ministerien geschickt.Darin warnen sie: An den Standorten in Kiel und Lübeck sollen 90 von knapp 1700 ärztlichen Vollzeitstellen gestrichen werden.Während der Corona-Pandemie sei ein millionenschweres Defizit weiter angeschwollen und solle nun durch massiven Personalabbau verringert werden, so der Vorwurf. Mit dem Brief wehren sich die Mediziner gegen Forderungen, die der Wirtschaftsausschuss des UKSH-Aufsichtsrats zu Jahresbeginn erhoben hatte. Aufgrund des Pflegepersonal-Stärkungsgesetzes könne beim Pflegepersonal nicht mehr ohne Weiteres gekürzt werden, daher rückten offenbar ärztliche Stellen ins Visier. ,,Die Ärzteschaft des UKSH ist nicht bereit, eine solche Entwicklung widerspruchslos hinzunehmen", heißt es in dem vierseitigen Schreiben, das unserer Redaktion vorliegt. ,,Aus den verschiedenen Abteilungen unseres Klinikums erreichen uns bereits Berichte, dass offene Stellen nicht nachbesetzt oder bereits zugesagte Stellen nun doch nicht bewilligt werden." Auch im medizinisch-technischen Dienst würden freiwerdende Stellen einfach wegfallen. ,,Wir rechnen unter diesen Umständen mit gravierenden Folgen sowohl für unsere tägliche Arbeitsbelastung (...) als auch die Leistungsfähigkeit der universitären Krankenversorgung", heißt es weiter. ,,Dabei wäre in letzter Konsequenz auch die Sicherheit der uns anvertrauten Patientinnen und Patienten gefährdet." Die Landespolitik sei in der Pflicht, ihrer Verantwortung für die Krankenhausplanung nachzukommen. UKSH-Sprecher Oliver Grieve bestätigte, dass es einen entsprechenden Vorschlag des Ausschusses gebe. Würde dieser tatsächlich umgesetzt, gäbe es durch Personalkürzung ein Einsparungspotenzial von 9,2 Millionen Euro. Grieve schränkte sofort ein: ,,Vermutlich basiert dies auf der Annahme, dass ein aufgrund des Pflegekräftemangels eingeschränkter stationärer Leistungsbetrieb weniger Ärztinnen und Ärzte erfordert." Diese Annahme sei aber falsch: ,,Ökonomische Einsparpotenziale von Einzelmaßnahmen in dieser Größenordnung zögen unmittelbar erhebliche Nachteile für Patientinnen und Patienten sowie für die Maximalversorgung in Schleswig-Holstein nach sich." Der Brief platzt mitten in die schwarz-grünen Koalitionsverhandlungen hinein. Sowohl Vertreter von CDU als auch Grünen sicherten den UKSH-Medizinern volle Unterstützung zu. ,,Es gibt keine Notwendigkeit des Personalabbaus", heißt es von der Union. ,,Wir müssen vielmehr Anreize schaffen, damit uns gut qualifiziertes medizinisches Fachpersonal in Schleswig-Holstein erhalten bleibt." Das formulieren die Grünen ähnlich. Personalabbau halte man für den falschen Weg. ,,Wir Grüne fordern stattdessen ethische statt ökonomischer Grundwerte im Gesundheitswesen" – und einen kompletten Neustart der Krankenhausfinanzierung.[/spoiler]
https://www.kn-online.de/schleswig-holstein/uksh-aerzte-schlagen-alarm-90-stellen-in-gefahr-PLK2WU4PHIBJH3QEUBXVI7NQSM.html

Fritz Linow

Zitat23.6.22
Endlich faire und gerechte Löhne

Nach jahrelangem Engagement von ver.di:
UKSH Service-Tochter Service Stern Nord wird in den Tarifvertrag der Länder übergeleitet

Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft ver.di begrüßt die politische Entscheidung der neuen Regierungskoalition in Schleswig-Holstein, die Tochtergesellschaft des UKSH in den Flächentarifvertrag der Länder (TVL) zukünftig überzuleiten.
Dieses Vorhaben bedeutet für ca. 2.000 Beschäftigte das Ende von prekären Arbeitsverhältnissen und zukünftige faire Löhne sowie gute Ar-beitsbedingungen.
(...)
https://luebeck-ostholstein.verdi.de/ueber-uns/nachrichten/++co++c706e58c-f2d9-11ec-8e10-001a4a160116

Abwarten...

Fritz Linow

Zitat20.2.24
Mehr Geld: Wann kommt Tarifvertrag der Länder für Servicekräfte am UKSH?

Sie reinigen die OP-Säle, bringen Blutproben ins Labor oder sorgen für die Verpflegung am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein: Die Servicekräfte müssten nach Ansicht der SPD nach den gleichen Maßstäben bezahlt werden wie andere Beschäftigte am UKSH. Die Mitarbeiter der Service Stern Nord GmbH sollen nach dem Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst der Länder entlohnt werden, fordert SPD-Fraktionschefin Serpil Midyatli.

Es geht um bis zu 500 Euro mehr Gehalt für die 1686 Vollzeitkräfte in Kiel und Lübeck, die auch für Patiententransporte im Haus oder die Aufbereitung von Medizinprodukten verantwortlich sind.
,,Unser Ziel ist, dass faire und gerechte Löhne endlich wieder für alle Beschäftigten im UKSH gelten", so Midyatli. Eine Tarifbindung bedeutet zudem bessere Arbeitsbedingungen und mehr Sicherheit.

CDU und Grüne hatten Rückkehr in Tarifvertrag für Service Stern Nord versprochen

Vor 15 Jahren hatte die Große Koalition in Schleswig-Holstein die Servicegesellschaft teilprivatisiert, um Sparziele zu erfüllen. Damit fiel die Bindung an den Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst der Länder (TV-L) weg. Die Servicekräfte werden seither nach einem eigenen Tarifvertrag bezahlt, obwohl die Service Stern Nord GmbH längst wieder 100-prozentige Tochter des UKSH ist.

CDU und Grüne haben zwar im Koalitionsvertrag angekündigt, die Service Stern Nord wieder in den TV-L überzuleiten. Laut der Gewerkschaft der Servicekräfte gab es dazu aber bisher nicht mehr als ein Gespräch im Finanzministerium. ,,Man hatte uns zugesagt, sich 2023 mit dem Thema auseinanderzusetzen. Das ist aber nicht geschehen", sagt der Vorsitzende der Gewerkschaft der Sozialversicherung (GDS), Steffen Beckmann. ,,Es sieht stark danach aus, dass der Wille der Landesregierung dazu nicht da ist."
Das Ministerium verweist auf Anfrage auf eine Drucksache aus dem September, weil es noch keinen neuen Sachstand gebe. Die Landesregierung hat demnach bisher weder einen Zeitplan für das Vorhaben erstellt noch ist ihr bekannt, ob es Hindernisse dafür gibt, die Servicekräfte tariflich wieder einzugliedern. Ob Schwarz-Grün den Plan weiterverfolgen will, solle im Rahmen des Arbeitsprogramms der Landesregierung beraten werden. Diese Beratung hat dem Ministerium zufolge noch nicht stattgefunden.

Gewerkschaft GDS wünscht sich Löhne auf Niveau des TV-L für Servicekräfte am UKSH

Midyatli findet, es müsse rasch mit den Gewerkschaften ein Stufenplan für die Überleitung entwickelt werden. Das sieht Verdi Nord genauso: ,,Die Landesregierung sollte endlich zu ihrer eigenen Koalitionsaussage stehen und jetzt schnellstens handeln", sagt deren Fachbereichsleiter für Gesundheit, Jochen Penke.
Beckmann sieht durchaus Hürden für eine Überführung in den Tarifvertrag der Länder. Zudem sei sie auch gar nicht von allen Beschäftigten gewollt. Denn die GDS habe zum Teil bessere Freizeitgarantien und Zuschläge ausgehandelt. Er würde sich jedoch für die gerade gestarteten Tarifverhandlungen wünschen, dass der Arbeitgeber das Lohnniveau dem TV-L angleicht. Am 19. Februar sitzen sie wieder am Verhandlungstisch.

Der Tarifvertrag der Länder diene sicherlich als Orientierung, um eine langfristige Angleichung der Vergütungen zu erreichen, sagt UKSH-Sprecher Oliver Grieve. Der Arbeitgeber hat in der ersten Runde ein Angebot von 2200 Euro Inflationsprämie, einem Sockelbetrag von 125 Euro im Dezember 2024 und einer Lohnerhöhung um 5,5 Prozent ab April 2025 gemacht. ,,Das ist noch lange kein akzeptables Angebot", so Beckmann. Einige Reinigungskräfte wechselten lieber in Supermärkte, weil sie dort mehr verdienten als im Klinikum.
Laut Grieve sind Kündigungen aufgrund unerfüllter Gehaltswünsche jedoch Ausnahmen, eher sei Unzufriedenheit über Schichtdienste ein Grund. In der Hauswirtschaft seien derzeit 30 Stellen offen.
https://www.kn-online.de/schleswig-holstein/mehr-geld-wann-kommt-tarifvertrag-der-laender-fuer-servicekraefte-am-uksh-X37BPWKOCJEYLD3J5OZPD6YDYU.html

Fritz Linow

12.7.24

ZitatUKSH bald zahlungsunfähig? Landesrechnungshof warnt das Land

Das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein mit seinen Standorten in Kiel und Lübeck dürfte bald wieder zahlungsunfähig sein. Der Landesrechnungshof erkennt bei seiner Prüfung der Zahlen nicht die angekündigte Effizienzrendite - und warnt das Land als Eigentümer des UKSH vor einem folgenschweren Schritt.

Kiel. Das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH) schreibt tiefrote Zahlen und wird ohne Hilfe des Landes immer tiefer in die Schuldenfalle schlittern. Das geht aus einer Prüfung der Großklinik in Kiel und Lübeck durch den Landesrechnungshof (LRH) hervor. Verantwortlich für die hohen Defizite ist insbesondere die Runderneuerung des UKSH, die sich entgegen dem Versprechen von Klinik-Chef Prof. Jens Scholz nicht selbst trägt.

,,Die vom UKSH geplante Effizienzrendite konnte bisher nicht realisiert werden", sagt LRH-Präsidentin Gaby Schäfer. Nach UKSH-Angaben betrage sie Ende 2023 nur 120 Millionen Euro statt geplanter 246 Millionen. Die dürftige Rendite erklärt sich daraus, dass Scholz sein Kernziel verfehlt: Der UKSH-Chef wollte in einer hochmodernen Klinik mit weniger Personal mehr Patienten behandeln.
In der Realität ist laut LRH das Gegenteil passiert. Die Zahl der Beschäftigten ist etwa im Ärztlichen Dienst von 2014 bis 2022 um mehr als 20 Prozent gestiegen, während die stationären Behandlungen im selben Zeitraum um 7000 Fälle (6,9 Prozent) sanken. Darüber hinaus wird der Bau und Unterhalt des neuen UKSH deutlich teurer als einst geplant (3,7 statt 1,7 Milliarden Euro).

UKSH in Kiel und Lübeck in Not: Defizite wachsen weiter

Das UKSH, das schon vor der Modernisierung 2014 nicht profitabel arbeitete, machte so immer höhere Defizite. Der LRH geht davon aus, dass der größte Arbeitgeber des Landes inzwischen jährlich einen Verlust von rund 100 Millionen Euro einfährt, Tendenz steigend. Davon dürfte geschätzt etwa die Hälfte mit der Runderneuerung des UKSH zusammenhängen.


Erschwerend kommt hinzu, dass das UKSH sich inzwischen bei den Banken fast 1,65 Milliarden Euro gepumpt hat und dafür jährlich zweistellige Millionenbeträge für Zinsen aufbringen muss. ,,Die wirtschaftliche Situation des UKSH ist kritisch", bilanziert Schäfer. Die LRH-Präsidentin fordert das Land als Eigner der Klinik auf, seinen gesetzlichen Pflichten nachzukommen und dem UKSH die Kosten für die bisherige Modernisierung samt Zinsen abzunehmen. Eine Summe nennt Schäfer nicht. Grob geschätzt müsste die Regierung das Uniklinikum um gut eine Milliarde Euro entlasten.

Uniklinikum entpuppt sich als Fass ohne Boden

Die Regierung hat es allerdings vorgezogen, den Kreditrahmen des UKSH um 600 Millionen auf 2,25 Milliarden Euro zu erhöhen. ,,Mit dieser Erhöhung des Kreditrahmens erkauft sich das Land aber nur etwas Zeit", warnt Schäfer. Die jährlichen Verluste des UKSH stiegen mit der wachsenden Zinslast und schöpften den höheren Kredit-Spielraum in einigen Jahren aus. Das UKSH könne daher, so eine grobe Rechnung, noch vor 2030 erneut in Zahlungsnot geraten und einen noch höheren Kreditrahmen benötigen.
Der Landesrechnungshof fordert darüber hinaus, den Klinikbetrieb auf. mögliche Einsparungen zu prüfen. So sind die Kosten für das Verwaltungspersonal der Klinik von 2014 bis 2022 um 41 Prozent gestiegen. Das UKSH erklärt dies mit neuen bürokratischen Anforderungen und die wachsenden Verluste mit anderen externen Faktoren.
https://www.kn-online.de/schleswig-holstein/uksh-bald-zahlungsunfaehig-landesrechnungshof-warnt-das-land-G7JNHS7DHRGPXDRTIQMVGGSMUQ.html

Fritz Linow

Beim UKSH müsste es eigentlich auch rappeln:



... bekommt bloß niemand mit.

Nochmal zum Grundproblem beim UKSH mit den Gewerkschaften:

Zitat21.2.24
(...)
Denn eine einfache politisch beschlossene Überführung in den Tarifvertrag der Länder könnte zur Folge haben, dass künftig Ver.di verantwortlich ist, weil der Organisationsgrad der Ver.di-Mitglieder im UKSH deutlich höher ist. Was ich auch nicht schlecht finde. Aber es hätte zur Folge, dass die GDS in ihrer bisherigen Form und womöglich auch generell nicht weiter existieren würde.
(...)
https://lasse-petersdotter.de/ohne-die-service-stern-nord-geht-an-schleswig-holsteins-einzigem-maximalversorger-gar-nichts/

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