Callcenter forcieren Auslandsexpansion

[ManOfConstantSorrow]

,,Weil die Konjunktur in Deutschland schwächelt, setzen die großen Call-Center-Unternehmen auf Geschäfte im Ausland: "Die großen internationalen Konzerne suchen Dienstleister, die weltweit aufgestellt sind, als Kunden", sagte Rolf Buch, Vorstandsmitglied des Gütersloher Mediendienstleister Arvato, dem Handelsblatt...."

[klaus72]

Die Callcenter werden ins Ausland verlagert und dort ggf. expandiert..........
Und mit welcher Sprache kommunizieren sie dann gegenseitig, wenn Kunden von BRD aus anrufen ?
Ich glaube, das kann ganz schön schiefgehen mit der Kommunikation, und die Callcenter die Verluste einfahren werden.
So sehr kurzsichtig kann der Unternehmer sein !!

[besorgter bürger]

wieso? wo ist das problem?

[Carpe Noctem]

Original von klaus72
Ich glaube, das kann ganz schön schiefgehen mit der Kommunikation, und die Callcenter die Verluste einfahren werden.

Das glaube ich nicht. Ich arbeite seit fast 3 Jahren in einem Telefonvertriebsjob und rufe täglich so ca. 50 Manager an oder versuche zumindest sie zu erreichen. Die Damen an der Zentrale bekomme ich bei jedem Anruf an die Strippe. Es zeichnet sich gerade in diesem Jahr (!) verstärkt ein Trend ab, in der Telefonzentrale Osteuropäerinnen einzusetzen, deren Akzent sie klar als solche erkennbar macht. Den Damen muss nicht selten jeder Name buchstabiert werden und die Verständigung ist oft holperig.

Mein Eindruck ist, dass die Firmen damit indirekt nach aussen kommunizieren, dass sie Niedriglohnperonal beschäftigen. Die Kundschaft scheint einverstanden zu sein, denn ihr wird dadurch eindeutig signalisiert: Hier zahlst du keinen Cent mehr als unbedingt nötig, denn unser Budget ist knappstens kalkuliert". Allgemeines öffentliches Kopfnicken zum Niedriglohnniveau ist offenbar heute fester Bestandteil der Unternehmenskommunikation im bereich "Visitenkarte", welche die Telefonzentrale unleugbar ist!

Im Übrigen leistet sich nicht nur der Wald- und wiesen-Mittelstand aus purer Not sowas, aondern auch IBM und zu meinem Erstaunen auch zunehmend grosse Callcenter und sogenannte "Kommunikations-Dienstleister"!

Grüsse - CN

[ManOfConstantSorrow]

Wer in Deutschland die Service-Nummer einer Firma wählt, landet nicht selten in einem Call-Center in Irland. Hier lassen die Firmen günstig telefonieren. Weniger günstig sind die Arbeitsbedingungen für die Angestellten. Sie klagen über Zeitdruck, mangelnde Absicherung und Überwachung am Arbeitsplatz. Die wenigsten halten den Job länger als ein Jahr durch...

[telefonist]

Original von Carpe Noctem


[...]

Im Übrigen leistet sich nicht nur der Wald- und wiesen-Mittelstand aus purer Not sowas, aondern auch IBM und zu meinem Erstaunen auch zunehmend grosse Callcenter und sogenannte "Kommunikations-Dienstleister"!

Grüsse - CN

Richtig, der Trend geht ins Ausland. Weil einige Auftraggeber das gerne möchten. Vor allen Dingen die "abgefuckten" Outbound-Projekte, die zu deutschen Lohnkosten nicht mehr richtig Profit abwerfen, gehen ins Ausland. Gebildetes Personal mit Deutschkenntnissen findet sich in Osteuropa relativ leicht. Man zahlt denen sogar ein für lokale Verhältnisse lukratives Gehalt. Ein ehemaliger Vorgesetzter von mir baut gerade eine Niederlassung in Osteuropa auf...

Grüße vom Telefonisten.

[BGS]

Wahrscheinlich in Tallinn (Estland). oder, am billigsten: in Litauen...

[CubanNecktie]

,,Weil die Konjunktur in Deutschland schwächelt, setzen die großen Call-Center-Unternehmen auf Geschäfte im Ausland: "

Ist nur zum Teil richtig, es wird in ein falsches Licht gestellt. Ich meine nicht nur große deutsche Firmen verlagern in Ausland. Auch MICROSOFT zum Beispiel setzt(e) in den USA in seinen Call Centern Mitarbeiter frei und eröffnet dafür in Billiglohnländern wie INDIEN/SÜDAMERIKA neue Call Center.

Die wollen alle hohe Gewinne zum niedrigsten Preis!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

Mehr Microsoft in Indien

Das Entwicklungszentrum Hyderabad ist Microsofts größter Standort außerhalb der Vereinigten Staaten. Nun soll kräftiger ausgebaut werden, als ursprünglich geplant.

(Wien, 16.11.2004) Bei der Eröffnung des neuen Campus in Hyderabad ließ CEO Steve Ballmer wissen, dass der Ausbau umfangreicher ausfallen werden, als geplant. Nicht wie bisher geplant 500 Mitarbeiter, sondern weitaus mehr, sollen hier beschäftigt werden, berichtete das "Wall Street Journal", ohne eine genaue Zahl zu nennen. Zudem habe Ballmer vor Ort Lizenzverträge mit den beiden Outsourcingfirmen Infosys Technologies und Wipro unterzeichnet.

http://www.telekom-presse.at/channel_itbusiness/news_17184.html

Und Outsourcing(-Firmen) ist nichts weiter, als das man Mitarbeiter im Stammunternehmen auf die Straße setzt und Aufträge an andere Firmen weitergibt. Voll asozial!l





und hier noch ein Artikel, leider noch etwas älter - aber egal.

Outsourcing-Pläne lassen Microsoft-Angestellte zittern
Großer Verschiebebahnhof zur Abfahrt nach Bangalore
03.07.2003 12:00 | von silicon.de Artikel drucken Artikel senden Artikel kommentieren Artikel kaufen
Obwohl der Softwarehersteller Microsoft noch immer stattliche Gewinne einfährt, arbeitet die Konzernzentrale in Redmond offenbar an umfangreichen Outsourcing-Plänen Richtung Indien. Hunderte Callcenter-Mitarbeiter in den USA könnten dann ihren Job verlieren. Es wäre die größte Entlassungswelle in der Microsoft-Geschichte.

Das Unternehmen bestätigte inzwischen einen Bericht der Seattle Times, wonach Stellen aus Callcentern in Texas North Carolina und Washington State nach Bangalore verlegt werden sollen. Die Hauptniederlassung für die Kundenbetreuung in Texas könne sogar ganz geschlossen werden, heißt es. Mehr als 800 Mitarbeiter wären von der Umstrukturierung betroffen.

Allein im vergangenen Quartal hat Microsoft noch einen Gewinn von 2,8 Milliarden Dollar ausgewiesen. Nachdem Microsoft aber erst vor drei Monaten mit einem Support Center den ersten Schritt nach Indien gewagt hat, sieht der Konzern offenbar Nachholbedarf gegenüber Oracle, Sun oder SAP, die allesamt schon seit längerer Zeit in Indien aktiv sind.

http://www.silicon.de/cpo/news-wipo/detail.php?nr=9612&kategorie=news-wipo

[der-bosse-wolf]

Und was macht die buw? Richtig! Auch sie expandiert ins Ausland, um die Löhne in Deutschland kaputt zu machen. Ungarn is beautiful!

[darkstar]

XXXXX XXXX XX XXXXXXXXXXXXX XXXXXXX XXXXXXXXXX XXXXXXXX XX XXXXXXXX XXXXXX XXXXXX XXXXX X XXXXXXXXXX XXX XXX XXXX  XXXXX XXXX XX XXXXXXX XXXXXX XXXXXXX XXXXXXXXXX XXXXXXXX XX XXXXXXXX XXXXXX XXXXXX XXXXX X XXXXXXXXXX XXX XXX XXXX XXXXX XXXX XX XXXXXXXXXXXXX XXXXXXX XXXXXXXXXX XXXXXXXX XX XXXXXXXX XXXXXX XXXXXX XXXXX X XXXXXXXXXX XXX XXX XXXX  XXXXX XXXX XX XXXXXXXXXXXXX XXXXXXX XXXXXXXXXX XXXXX XXX XX XXXXXXXX XXXXXX XX XXXX XXXXX X XXXXXXXXXX XXX XXX XXXX XXXXX XXXX XX XXXXXXXXXXXXX XXX XXXX XXXXXXXXXX XXXXXXXX XX XXXXXXXX XXXXXX XXXXXX XXXXX X XXX XXX XXXX XXX XXX XXXX  XXXXX XXXX XX XXXXXXXXXXXXX XXXXXXX XXXXXXXXXX XXXXXXXX XX XXXXXXXX XXXXXX XXXXXX XXXXX X XXXXXXXXXX XXX XXX XXXX XXXXX XXXX XX XX XXXXXXXXXXX XXXXXXX XXXXXXXXXX XXXXXXXX XX XXXXXXXX XXXXXX XXXXXX XXXXX X XXXXXXXXXX XXX XXX XXXX  XXXXX XXXX XX XXXXXXXXXXXXX XXXXXXX XXXXX XXXXX XXXXXXXX XX XXXXXXXX XXXXXX XXX XXX XXXXX X XXX XXXXXXX XXX XXX XXXX XXXXX XXXX XX XXXXXXXXXXXXX XXXXXXX XXXXXXXXXX XXXXXXXX XX XXXXXXXX XXXXXX XXXXXX XXXXX X XXXX XXXXXX XXX XXX XXXX  XXXXX XXXX XX XXXXXXXXXXXXX XXXXXXX XXXXXXXXXX XXXXXXXX XX XXXXXXXX XXXXXX XXXXXX XXXXX X XXXXXXXXXX XXX XXX XXXX XXXXX XXXX XX XXXXX XXX XXXXX XXXXXXX XXXXXXXXXX XXXX XXXX XX XXXXXXXX XXXXXX XXXXXX XXXXX X XXXXXXXXXX XXX XXX XXXX  XXXXX XXXX XX XXXXXXXXXXXXX XXXXXXX XXXXXXXXXX XXXXXXXX XX XXXXXXXX XXXXXX XXXXXX XXXXX X XXXXXXXXXX XXX XXX XXXX

[drumbum]

Nun mal wieder runterkommen darkstar - dich muessen die jungs von buw ja ganz schön verprellt haben.

die expansion ins ausland ist ja nun mal nicht nur eine Call Center spezifische problematik. das machen ja genug andere branchen fleissig vor. Die Call Center branche hat hier denke ich noch einen vorteil, da neben know how auch die sprache ein wichtiges thema ist.

im augenblick wird das thema denke ich aufgepeppt. mal sehen wohin das führen wird. es gibt auch einige beispiele des nearshoring die schief gegangen sind (da sind die frisch gebauten call center durchlauferhitzer und die Agents wander ganz schnell ab nach deutschland. oder lustige geschichten aus den üblichen CC magazinen mit offshoring in namibia (ich denke die 8000 grossgrundbesitzer muessen nicht deutschen service im call center machen - und die stabilität im lande ist auch noch ein thema). selbst in der türkei gibt es lustige anekdoten: da hat ein deutsches Call Center kurz nachdem die CDU wieder einen deftigen Pfeil gegen den EU Betritt abgeschossen hat mal eben schnell 3 tage keine calls mehr bekommen - die leitung war zu und nix zu machen.


und der Agent Job für einen Studenten ist denke ich ganz OK. Ich habe mir mein Studium auch im CC finanziert und hatte keine probleme, weil ich wusste, dass es nur zeitlich begrenzt ist. die alternativen zum agent sind in der regel bier zapfen in der kneipe, ausbeinen im schlachthof oder sonstige spassige jobs mit nicht so viel mehr geld.

also meines erachtens haben die studenten noch die goldene karte gezogen, weil sie nicht den rest des lebens diesen job machen und keine familie von 7,00 in der stunde durchfüttern muessen. das einige studenten aber 20 semester studieren und nix auf die kette kriegen ist ja nun nicht in der verantwortung des CC zu sehen.

[Ratrace]

Hallo drumbum und alle anderen!

" das einige studenten aber 20 semester studieren und nix auf die kette kriegen ist ja nun nicht in der verantwortung des CC zu sehen."

Das sehe ich anders. Der CC-Arbeitgeber erwartet volle Flexibilität. Die sogenannten flexiblen Arbeitszeiten sind hauptsächlich für den Arbeitgeber flexibel, der Agent hat zu spuren. Und wenn die nächsten Telefoneinsätze dann in sensible Bereiche des Studiums fallen - Pech gehabt. Entweder mittanzen oder auf eine andere Hochzeit gehen ist angesagt.

Darüberhinaus werden Betreiber von Callcenter nicht müde zu betonen, wie supidupidolle ihr eigener Scheißladen doch sei. Manche, vielleicht etwas naive Studenten fallen darauf rein und träumen sich ihre Quereinsteigerkarriere in schillerndsten Farben. Wenn die dann aufgrund einer Legion von unbezahlten Überstunden und dem Zwang zur Arschkriecherei wieder aufwachen, ist das Studium geschmissen und der Job eine miese Sackgasse.

[drumbum]

hi ratrace,

da würde ich nur bedingt zustimmen.

immerhin sprechen wir beim studium von einer hohen qualifizierung. da erwarte ich schon das der einzelne richtige prioritäten setzt. bei mir was kein bafög und kein geld meiner eltern drin. also musste ich arbeiten und einen mittelweg zwischen studium und job finden. aber das sollte jemand mit dem ausbildungslevel eigentlich hinbekommen. und welcher job kann schon unendliche flexibilität aufweisen. in der kneipe muss ich immer abends arbeiten, bei hellmann spedition immer morgens ab 5 bis 10 und im schlachthof habe ich meinen 2 schichten system. das ist ja auch nicht so studienfreundlich. und so rosarot ist die welt nicht, das sie immer gutbezahlte, interessante jobs mit für studenten idealen arbeitszeiten bietet - wenn du alternativen hast - her damit.

die versprechungen der CC betreiber:
da gebe ich dir bedingt recht. ich habe es vor jahren selber erlebt, dass durch ein CC in OS und MS personen jobs versprochen wurden und diese fahrlässig aufgefordert wurden ihr studium zu kippen (von wg. wir haben ja auch nie wirklich zuendestudiert, was zählt ist praxis, blabla). und als die personen dann nach adäquater bezahlung fragten wurde der nicht vorhandene abschluss negativ ausgelegt. das ist nicht fair. aber wiederum sollte man auch hier die selbstverantwortung unserer sogenannten geistigen elite auch nicht ganz ausschalten. der abschluss ist in deutschland ne wichtige sache. er gehört zu nem stabilen lebenslauf. das sollte aber auch jeder schon mal igendwo gehört haben. wg. mir schmalspurstudium auf low level aber bitte bringt das ding zuende.

aber hier ging es ja um expansion der cc branche. das thema gehört eigentlich in einen eigenen thread. wer noch weiter diskutieren möchte kann ja einen neuen betrag ins forum stellen. danke und tschuss.

[Ratrace]

@drumbum: Die Prioritäten werden nicht von der Qualität des Studienganges des Studierenden, sondern vom Inhalt seines Kühlschrankes gesetzt. Sprich: Ein Studium füllt keinen Magen und befriedigt auch nicht den Vermieter.
Die Flexibilität im Callcenter heißt, daß Du auch auf Abruf tätig sein mußt, wenn es mal brennt - und das kommt im Callcenter recht häufig vor, da dort eben oft Leute wegen Krankheit ausfallen. Im Gegesatz zum Kneipenjob oder der Arbeit auf dem Schlachthof gibt's im CC eben keine verläßlichen Arbeitszeiten. Auch kann es im CC mal vorkommen, daß das Projekt, in dem Du arbeitest, einfach mal von heute auf morgen nicht mehr da ist und Du nur noch die Hälfte Deiner Stunden bekommst, die Du dazu noch im fliegenden Wechsel von Projekt zu Projekt abreißen mußt - im ungünstigsten Falle mit mehreren Stunden Leerlauf zwischen den Einsätzen. Daß die Welt rosarot ist, habe ich nie behauptet. Das Gegenteil ist der Fall.

Was Du von dem "CC in MS/Osna" berichtest, ist der Gipfel des Zynismus. Menschenverachtend. Und deshalb gebe ich Dir in diesem Punkt recht: Hauptsache Studium abschließen. Und wenn es nur Schmalspur ist - egal.

[menschmeier]

Arvato hat jetzt einen Standort in Tallin aufgemacht und versiedelt dort gewisse bereiche von Vodafone. D.h. wenn man demnächst den Kundensupport von Vodafone anruft landet man in Tallin. Ich frage mich nur wie die Apothekenpreise von Vodafone allmählich gerechtfertigt sind?

[antonov]

8. Mai 2008
Bertelsmann-Unternehmen: "Hier wird nur deutsch gesprochen"

Der Fall sorgte in ganz Polen für Aufsehen. Gestern fällte ein Stettiner Gericht das Urteil.  

MirosBaw MichaBowski war in einem Call-Center der Firma "Arvato-Services", einem Bertelsmann-Tochterunternehmen, tätig. Es ist eines von zahlreichen Call-Centern in Polen, in denen nur deutsche Anrufe beraten bzw. bedient werden.  

Im Dezember 2006 fand sich in dem Grossraum-Büro von Arvato in Szczecin (Stettin) plötzlich eine Schild mit der Aufschrift "Hier wird nur deutsch gesprochen !!!". Von der örtlichen Firmenleitung wurde den Mitarbeitern bedeutet, dass sich dieses Gebot auch auf Privatgespräche untereinander beziehe, denn die Firma möchte, dass sich die fremdsprachliche Kompetenz der Mitarbeiter verbessere und zudem hätten sich einige deutsche Kunden über "osteuropäische Hintergrundgespräche" beklagt.  

MichaBowski jedoch fühlte sich diskrimiert und machte den Fall über eine örtliche Zeitung öffentlich. Die Reaktion von Arvato bestand in der fristlosen Kündigung. Dagegen wiederum hatte MichaBowski geklagt und bekam jetzt vor Gericht 4000 Zloty Schadenersatz zugesprochen. Gefordert hatte er 40.000 Zloty.

http://www.infoseite-polen.de/newslog/?p=273