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Neuigkeiten + Diskussion => (Sozial-) Politikforum & Aktuelles von Chefduzen => Thema gestartet von: Wilddieb Stuelpner am 12:08:44 Di. 16.Oktober 2007

Titel: Katja Kipping - Die jugendliche Vorzeige-Linke für bedingungsloses Grundeinkommen u. Mindestlohn
Beitrag von: Wilddieb Stuelpner am 12:08:44 Di. 16.Oktober 2007
Süddeutsche Zeitung, vom 18. September 2007

Lieber aufmüpfig als nett - Mächtige von morgen: Katja Kipping - Sie ist 29 Jahre alt, hat knallrot gefärbte Haare und ist Vizechefin der Linken. In einer Partei der alten Männer steht Katja Kipping für Jugend und Sex-Appeal.

Von Beate Wild

Es gibt eine Episode, die vielleicht typisch ist für das Selbstverständnis von Katja Kipping. Sie spielte sich vor vier Jahren in einem Dresdner Restaurant ab. Die gerade neu gewählte PDS-Vizechefin Kipping kam zusammen mit Parteichef Lothar Bisky zu einer Presseveranstaltung, und ein Reporter wollte von Bisky wissen, was denn das junge Mädchen an seiner Seite solle. Frau Kipping sei gewiss nett, aber doch sehr unerfahren. Bisky kam gar nicht zu Wort, denn lächelnd aber bestimmt stellte Kipping erst einmal klar: Man könne vieles über sie sagen, aber den Ausdruck "nett weise sie zurück." Nett ist für Kipping beinahe ein Schimpfwort. Da gefallen ihr schon besser die Attribute jung, frech und aufmüpfig. Die Dresdnerin bringt jede Menge Selbstbewusstsein und Chuzpe mit. Genau das Richtige, um in der rauen Welt der Politik zu bestehen und sogar nach oben zu kommen. Katja Kipping weiß, was sie will. In sehr jungen Jahren hat sie schon viel erreicht. In die PDS trat sie 1998 ein, schon im folgenden Jahr wurde sie Stadträtin, wenig später jüngste Abgeordente im Sächsischen Landtag. Da war sie gerade mal 21 Jahre alt. Bei der vorgezogenen Bundestagswahl im September 2005 wurde sie als Spitzenkandidatin ihrer Partei in den Bundestag gewählt. Dort zählt sie zu den sechs jüngsten Abgeordeten. Nach der Fusion ihrer Linkspartei.PDS mit der WASG im Juni 2007 wurde Kipping wieder zur stellvertretenden Vorsitzenden der neuen Partei Die Linke gewählt. Dort ist sie sozialpolitische Sprecherin. Eine Karriere, die alle Achtung verdient - und das auch noch als junge Frau in einer Altmänner-Partei. Sex-Appeal in der Alt-Herren-Riege Überhaupt die alten Herren. Die Linke ist überaltert, der Altersdurchschnitt liegt weit über 60 Jahren. Jährlich sterben Hunderte Mitglieder weg. Auch die beiden Chefs der Linken sind Männer im fortgeschrittenen Alter: Lothar Bisky ist 66, Oskar Lafontaine 64 Jahre alt. Da kommt eine wie Kipping gerade recht. Mit ihrer frischen, unverkrampften Art soll sie das Image der Partei aufpolieren, ihr einen jugendlichen Touch verleihen. Sie soll das verkörpern, was der Linken in der öffentlichen Wahrnehmung fehlt: Jugend, Weiblichkeit und ein Quäntchen Sex-Appeal. Wer die Dresdnerin deshalb für einen naiven Politikneuling hält, täuscht sich. Sie ist ein Profi, brilliert selbst bei Polit-Talks im Fernsehen wie ein alter Hase. Mit den richtigen alten Hasen ihrer Partei arrangiert sich Kipping, muss sie sich arrangieren. Dabei unterscheidet sie aber nach Inhalt und Auftreten. Zum Beispiel bei Oskar Lafontaine, den sie als "Super-Zugpferd" lobt, das das Profil der Linken schärft. Mit seinem Politikstil kann sie aber nur wenig anfangen:

Ein gewisses dominantes Auftreten sei bei Lafontaine schon zu beobachten. Für Kipping zählt der West-Import zur partriarchalen Sorte Politiker.

Den Männerüberschuss in der Führungsriege ihrer Partei findet Kipping falsch. Es sei nicht richtig, dass unter den Vorsitzenden keine Frau sei. Sie spricht von einer "Neigung zum Paternalismus. Intern seien Frauen gleichberechtigt, aber nach außen hin geben Männer den Ton an. Lange will sie sich diesen Zustand nicht anschauen und rammt schon mal Pflöcke ein: Während Lafontaine die Spitze der Linken für eine Übergangszeit von drei Jahren unverändert sehen möchte, drängt Kipping auf den Wechsel in spätestens einem Jahr. Schon jetzt fragt sie sich, "ob die Herren die Größe dazu haben.

"Dresden ist viel schöner als Berlin"

Dennoch kommt eine Kandidatur für den Parteivorsitz für sie nach eigenem Bekunden noch zu früh. Schließlich müsse man jede Menge Erfahrung mitbringen, um eine Partei führen zu können. "Ich will auch noch andere Sachen machen außer Politik - und um einen Chefposten kann ich mich auch mit 40 oder 50 noch bewerben, sagt sie. Trotz ihrer politischen Karriere ist Katja Kipping auf dem Boden geblieben. Neben der Abgeordnetenarbeit hat sie Slawistik, Amerikanistik und Jura studiert. Als sie wegen ihres Bundestagsmandats 2005 nach Berlin ziehen musste, behielt sie ihr Zimmer in einer Vierer-WG in Dresden.

"Dresden ist viel schöner", sagt sie. In Berlin wohnt sie seit kurzem in einer kleinen Ein-Zimmer-Wohnung, zuvor ebenfalls in einer WG in Berlin-Kreuzberg. Dieser Lebensstil garantiere Bodenhaftung, versichert Kipping. In ihrer Freizeit tanzt sie leidenschaftlich gerne Jazz-Dance. Sie achtet darauf, mindestens einmal die Woche zu trainieren - auch wenn der Terminkalender noch so voll ist. "Politik wird frustrierend, wenn man nichts anderes kennt."
Titel: Katja Kipping - Die jugendliche Vorzeige-Linke für bedingungsloses Grundeinkommen u. Mindestlohn
Beitrag von: Wilddieb Stuelpner am 12:22:58 Di. 16.Oktober 2007
taz, vom 18. September 2007

Die Hartz-IV-Person
VON KONRAD LITSCHKO

Sie redet zu schnell, aufgeregt, echauffiert sich - sogar hier bei ihren Leuten. Hier in Aschersleben. Hier auf der Montagsdemo. "Wir wissen alle, was Hartz IV gebracht hat", ruft Elke Reinke ins Mikro. Und das Häufchen Ascherslebener, das zur 159. Montagsdemo auf den Holzmarkt gekommen ist, weiß, was "Elke" meint: leere Taschen, Drangsalierung durch Arbeitsämter, aufgezwungene 1-Euro-Jobs. "Der Mensch wird ausgepresst wie ein Schwamm. Aber so leicht lassen wir uns nicht unterkriegen."

Das wird mit Applaus belohnt. Deutlich mehr als für die anderen Redner vor ihr. Vielleicht weil Elke Reinke ein bisschen so etwas wie der Star unter den Ascherslebener Montagsdemonstranten ist. Denn eigentlich gehört sie gar nicht mehr hierher.

Elke Reinke sitzt seit zwei Jahren im Bundestag. 7009 Euro brutto im Monat, sie ist aus ihrer Plattenbauwohnung ausgezogen, hat sich flott gemacht: rot gefärbter Kurzhaarschnitt mit blonden Strähnen.

Weiße Bluse über dem roten Top, dazu Jeans und mintgrüne Turnschuhe. Nichts erinnert mehr an Hartz IV. Eine "richtig schicke Frau" sei sie seit ihrem Bundestagseinzug geworden, lobt auch der Linkspartei-Fraktionsvize Bodo Ramelow.

Es war eine faustdicke Überraschung, ein Schock, als klar war, dass Elke Reinke im September 2005 tatsächlich ein Bundestagsmandat gewonnen hatte. Die frisch zusammengepackte Linkspartei hatte bundesweit 8,7 Prozent der Stimmen eingefahren, in Reinkes Bundesland Sachsen-Anhalt sogar satte 25,5 Prozent. Das reichte auch für den Listenplatz 5 des Landesverbands zum Einzug in den Bundestag. Es war Elke Reinkes Platz.

Gerade mal ein gutes Jahr zuvor hatte sie sich überhaupt zum ersten Mal an der Ascherslebener Montagsdemo beteiligt, war erst im Februar 2005 in die WASG eingetreten. Seit vierzehn Jahren hatte die heute 49-Jährige in keiner festen Anstellung mehr gearbeitet. Und plötzlich war Elke Reinke die erste Langzeitarbeitslose im deutschen Parlament. Presse, Radio, selbst Fernsehteams aus Spanien oder Japan rissen sich um die Aschenputtel-Geschichte.

Es waren mehr als turbulente Monate für die vorher so beschaulich im 26.000-Einwohner-Aschersleben wohnende, alleinerziehende Mutter. "Es gibt eine Million Menschen, die trotz Arbeit Hartz IV beziehen", liest sie heute mit ihrem sachsen-anhaltischen Akzent vom Zettel auf dem heimischen Holzmarkt ab. "Und das ist nur die offizielle Zahl. Die Menschen werden kaputtgespielt, das ist schlimm." Sie hört sich ehrlich zornig an, wenn sie das sagt. Und etwas hilflos.

Es ist eine wenig anregende Kulisse, die sich ihrem Protest an diesem Montag bietet. Nicht einmal eine richtige Demo findet heute statt. Knappe 20 Prozent betrug Ende Juli die Arbeitslosenquote hier in Aschersleben. 7.933 Einwohner befinden sich auf Arbeitssuche, rund 50 von ihnen sind heute auf den kleinen Platz in der Altstadt gekommen.

Elke Reinke spricht als letztes. Bereits zuvor kündigt Axel Schmidt von der KPD an, dass "wir im Herbst Himmel und Hölle in Bewegung setzen werden", um den Unmut über die verkorkste Arbeitsmarktreform zu zeigen. Auch der arbeitslose Frank Mühle schwingt das Mikro: Er werde der Arbeitsagentur "beim nächsten Mal erst mal eine reindrücken", hat er doch zuletzt ulkigerweise einen Samstagstermin zugeteilt bekommen und stand wenig überraschend vor verschlossenen Türen. Nach einer halben Stunde ist die 159. Montagsdemo in Aschersleben vorbei, die Leute schieben ihre Fahrräder zurück nach Hause. "Es ist wichtig, dass man sich weiter trifft", betont Elke Reinke gleich mehrmals. Zum Austauschen, Helfen, Trösten. "Das ist ein richtig fester Stamm, wie eine große Familie." Irgendwie auch ihre Familie. Ihre Mitarbeiter für das Wahlkreisbüro stammen aus dem Demo-Spektrum, ihren Mann hat sie für einen der Montagsdemonstranten verlassen. "Sagt mir, wenn ich mich verändere", hatte sie ihren Protest-Freunden gesagt, bevor sie mit dem Zug in die Hauptstadt fuhr.

Dass sie einmal im höchsten Parlament des deutschen Staates sitzen würde, war in ihrem Lebenslauf eigentlich nicht vorgesehen. Geboren in Großkorbetha, einem Dorf im südöstlichen Zipfel Sachsen-Anhalts, lässt sich Reinke zur Nachrichtentechnikerin ausbilden. Später folgt das Studium zur Elektroingenieurin. Sie arbeitet bei den VEB Chemische Werke Buna, wird 1986 Gruppenleiterin in der Werkzeugmaschinenfabrik in Aschersleben. Elke Reinke heiratet, bekommt Stefanie und Andreas, ihre beiden Kinder, kauft mit der Familie ein Haus. Sie ist zufrieden. Auch mit der DDR. 1979 tritt sie in die SED ein.

"Viele Entscheidungen fielen ja nun auf Parteiversammlungen und nicht in Arbeitsberatungen", sagt Reinke. "Ich musste zusehen, dass meine Abteilung arbeitsfähig war." Es wirkt unbedarft, ungelenk, wenn Reinke über ihre SED-Mitgliedschaft berichtet. Sie habe die Theorie gemocht, sei "wirklich freiwillig" eingetreten.

Sicher habe es auch Fehler der SED gegeben, aber "von vielem wusste ich auch nichts, was da hinter den Kulissen lief".

Es ist nicht nur die Partei, sondern auch der Job, den ihr die Wende nimmt. Immer und immer wieder versucht Reinke erneut berufstätig zu werden. Sie absolviert Umschulungen, Fortbildungen, belegt Englisch- und Internetkurse, nimmt ABM-Stellen an - allein ein regulärer Arbeitsplatz bleibt ihr ab 1991 verwehrt. "Da hat man schon mal so Momente, wo man sagt: Mein Gott, wofür eigentlich?" Sie schweigt kurz. "Aber dann hatte ich meine Kinder, die können nichts dafür."

Eigentlich wollte sie ja nicht einmal mehr in eine Partei. Opposition gegen das Gemauschel "da oben", Protestaktionen, Kundgebungen - das war seit den Montagsdemos ihrs. Als dann aber die WASG kam, war sie doch dabei.

Es war der Frust, immer wieder auf Grenzen des bloßen Straßenprotests zu stoßen. Der Wunsch, selbst einmal etwas zu ändern, anstatt immer nur zu monieren.

Als Elke Reinke im Dezember 2005 ihre erste Rede im Bundestag hält, blickt sie starr auf ihre Zettel. Sie trägt einen schwarzen Hosenanzug, manchmal schielt sie kurz über ihre Brille ins Plenum. Es ist ein Plädoyer für die Angleichung des ostdeutschen Arbeitslosengeldes II auf Westniveau und eine Rede über sich selbst. "Ein Anspruch auf Würde und Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ist mit 345 Euro kaum möglich. Glauben Sie mir, ich weiß, wovon ich rede." Reinke verliest sich, stockt, fasst sich mit dem Zeigefinger an die Nase.

Manchmal jedoch schmunzelt sie. Die Linkspartei-Kollegen applaudieren heftig. Als sie zu ihrem Sitz zurückkehrt, wird sie von Parteifreundin Diana Golze umarmt.

"Äußerst schwach", rief ihr die SPD nach Reden hinterher, die CDU lachte. Reinkes engste Fraktionskollegin Diana Golze berichtet von offenem Spott regierender Parlamentarier über eine Kunstlederjacke Reinkes. "Für manche ist Elkes Anwesenheit hier scheinbar unerträglich", konstatiert Golze bitter. Eine Schonfrist für die Underdog-Exotin - Fehlanzeige. Also ließ sich Reinke coachen, absolvierte ein Kommunikationstraining, schaute sich Videos ihrer Auftritte an, übte immer wieder ihre Vorträge. "Manchmal müsste ich diplomatischer sein", findet Reinke. Heute hört man ihr zumindest in den Ausschüssen ruhig zu, wo anfangs Kollegen aus den anderen Parteien aufstanden und Kaffee holten, sobald Reinke anfing zu sprechen. "Sie ist härter geworden", bemerkt Golze.

Die Fraktionsspitze der Linkspartei jubelt derweil über ihre "Vorzeigefrau". Reinke sei die "lebende Hartz-IVPerson", so Parteivize Bodo Ramelow. Eine Bereicherung für die Partei, ein Gewinn an Authentizität und eine Stärkung der Verbindungen zu außerparlamentarischen Bewegungen.
Es ist nicht mal Sachsen-Anhalt, es ist zu Hause in Aschersleben, wo Reinkes Politik eigentlich stattfindet. Sie mag es konkret, praktisch - Klientelarbeit für die Abgehängten. Wenn es sein muss, auch gerne weiter plakativ.

Obwohl schon im Bundestag, zeltete sie vor der Ascherslebener Arbeitsagentur oder verteilte Einwegrasierer, als SPD-Chef Kurt Beck gegen die ungepflegte Unterschicht wetterte.

Fragt man sie nach bisher Erreichtem, sind es die lokalen Errungenschaften, die sie nennt. Zum Beispiel das neu gegründete Sozialforum Aschersleben. Nur eine Schaufensterscheibe neben ihrem Wahlkreisbüro befindet sich der Verein. Arbeitslosenfrühstück, Handarbeitskurse, mittwochs Gedächtnistraining. Das Sozialforum war Reinkes Traum. Heute kann sie ihn finanzieren. Auch ihr Büro steht den Ascherslebener Sozialprotestlern offen: Reinke lässt bei sich Flyer kopieren, spendiert Bahnfahrkarten zu Demonstrationen, fragt in der Arbeitsagentur mal nach, wenn's wieder Probleme gibt. Eigentlich will sie darüber gar nicht reden.

"Man kann nicht allen helfen. Aber kleine Löcher kann man stopfen." Manch einer hatte sich da mehr erhofft. Jetzt, da es der Frau Reinke so gut geht. "Es werden immer weniger Freunde mit der Zeit", bemerkt Reinke.

Manche seien neidisch, manche schämen sich, manche sähen sie nun im Establishment. Reinke will es auch ihnen Recht machen. Und sagt inzwischen Sätze wie: "Ein Linker muss nicht arm sein. Er muss was für die Armen tun."

Dabei braucht sie nicht lange zu suchen - ihre Klientel kommt von allein. Heute ist es eine ältere Arbeitslose, die in Reinkes Sprechstunde sitzt. Seit elf Jahren stünden ihr Gelder ihres letzten Arbeitgebers, der ehemaligen Rundfunkgeräte-Fabrik in Staßfurt, zu, wettert sie. Elke Reinke schreibt manches mit, sagt: "Das ist eine Schweinerei." Sie werde mal telefonieren. Ihr Mitarbeiter Tobias Pochanke schüttelt den Kopf. "Zu uns kommen die Leute immer als Letztes."

Pochanke, auch er ist so ein Fall. Erst Gastronom, dann arbeitslos, Call-Center-Job, wieder arbeitslos. Als sich Elke Reinke durch die Bewerbungen für ihre Mandatsbüros kämpfte, entschied sie sich letztlich für die Bewerber "mit Herz, die was für die Menschen verändern wollen". Pochanke war dabei. "Ein Glücksgriff", wie er heute sagt. Er verstehe sich mit Reinke bestens.

Als Reinke am Vormittag ins Nachbardorf Hecklingen düst, ist Pochanke auch dabei. Bürgermeister Hans-Jürgen Borchmann soll ihr etwas über das Projekt Bürgerarbeit in seinem Ort erzählen. Auch die drei Vertreter der Trägergesellschaften für die gemeinnützigen Jobs sitzen im holzgetäfelten Rathaussaal. Reinke moderiert das Treffen, hält das Gespräch am Laufen. Hin und wieder referiert sie Forderungen der Bundestagsfraktion:

Mindestlohn, Abgabe für Nichtausbildungsplätze, Hartz-IV-Widerstand. Bürgermeister Borchmann redet derweil von lokalen Jugendlichen, die auf dem neuen Spielplatz Remmidemmi machen. Am Ende geben sich dennoch alle zufrieden die Hand.

Erst am Abend ist Elke Reinke wieder richtig zu Hause. Auf dem Holzmarkt. Auch als nach der Montagsdemo schon fast alle gegangen sind, plaudert sie noch in kleiner Runde. Ob sie sich verändert hat? Die Runde schüttelt den Kopf.

"Höchstens das Selbstbewusstsein zum Positiven gestärkt", wirft KPD-Mann Axel Schmidt ein. Dass Aschersleben eine der letzten deutschen Städte ist, wo überhaupt noch Montagsdemos stattfinden - nein, das habe nichts mit Elke zu tun. Man sei hier einfach kreativer als in anderen Gemeinden. Von nun an wolle man bei jeder Wahl "einen reinbringen", lachen sie. Frank Mühle, der kräftige Arbeitslose, schmunzelt nur kurz. Im Bundestag arbeiten "wäre ein Traum", sagt er. "Da könnte man was bewirken, da hat man Verantwortung."
Titel: Katja Kipping - Die jugendliche Vorzeige-Linke für bedingungsloses Grundeinkommen u. Mindestlohn
Beitrag von: Strombolli am 13:03:17 Di. 16.Oktober 2007
Erst einmal alle Achtung vor allen, die sich trauen im bundesdeutschen Politdschungel öffentlich Farbe zu bekennen!

Für den Rest der Bevölkerung ist es doch so, dass es psychologisch einfacher ist, sich in eine (oftmals nur eingebildete) Zugehörigkeitsposition zu den Siegern zu begeben, als sich zu Verlieren zu bekennen. Das erfordert Mut in einer Gesellschaft, die Verlierer nicht mag. Auch dies ist ein Grund warum es so schwierig ist, mit der Solidarität und dem allgemeinen "Aufstehen".
Titel: Katja Kipping - Die jugendliche Vorzeige-Linke für bedingungsloses Grundeinkommen u. Mindestlohn
Beitrag von: Wilddieb Stuelpner am 13:10:18 Di. 16.Oktober 2007
Leute, die nicht an den Schalthebeln der Macht sitzen, müssen eine Geduld und Durchhaltevermögen wie Stehaufmännchen oder -frauchen zeigen und sich selbst motivieren.

Alle Achtung für solche Menschen mit sozialer Einsatzbereitschaft und den Willen solidarisches Verhalten unter der Bevölkerung aufzubauen und das nicht nur bei den Linken, sondern in allen Formen gesellschaftlicher Betätigung.