Widerstand in der britischen Armee

Begonnen von Kater, 16:23:23 Mi. 15.März 2006

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Kater

ZitatArmeearzt wegen Nein zu Irak-Einsatz vor Gericht
Brite sieht Krieg als völkerrechtswidrig an

Ein britischer Armeearzt wird wegen seiner Weigerung, in den Irak zurückzukehren, heute vor einem Militärgericht angehört. Die Anhörung des 37-jährigen Leutnants Malcolm Kendall-Smith in Aldershot in der südenglischen Grafschaft Hampshire dient der Vorbereitung des eigentlichen Prozesses. Der wegen zwei Einsätzen in Afghanistan und dem Irak ausgezeichnete Arzt der Royal Air Force wird beschuldigt, den Befehl zur Rückkehr in das Gebiet um das südirakische Basra verweigert zu haben. Kendall-Smith begründet seine Haltung damit, dass der Irak-Krieg als völkerrechtswidrig anzusehen ist.

http://www.donau.de/SID_929c8d476a996e9f3c4533081c98b20e/nachrichten/politik/afp_politik/meldung.shtml?rubrik=afp&id=221991

Kater

ZitatEin britischer Refusenik
Elitesoldat verweigert Kampf im Irak
11.03.2006  

Wie der britische Telegraph am Samstag berichtete, ist es in Großbritannien erstmals zu dem Fall gekommen, daß ein Mitglied der Eliteeinheit "Special Air Services" (SAS) aus Gewissensgründen den weiteren Dienst verweigerte.

Ben Griffin war seit acht Jahren Mitglied des britischen Militärs, zwei Jahre lang Mitglied der SAS und drei Monate im Irak eingesetzt, als er sich seinem Kommandeur gegenüber weigerte, weiterhin an der Seite von US-Soldaten zu kämpfen. Er sagte, er habe ,,dutzende illegaler Handlungen" von US-Soldaten beobachtet, so Griffin. Außerdem betrachteten die US-Soldaten Griffin zufolge alle Iraker als "Untermenschen".

Griffins Aussage zufolge wurden zahlreiche unschuldige Zivilisten während nächtlicher Durchsuchungsaktionen von US-Soldaten gefangengenommen und anschließend verhört und dabei im berüchtigten Gefängnis Abu Ghurayb festgehalten oder auch an irakische Stellen übergeben und "höchst wahrscheinlich" gefoltert.

In seiner letztendlichen Weigerung, sagte er gegenüber seinen Vorgesetzten, er könne nicht weiter an einem "illegalen" Krieg teilnehmen. Entgegen seiner Erwartungen, aber möglicherweise aufgrund des Medieninteresses für seinen Fall, wurde Griffin nicht als "Feigling" bezeichnet und von einem Kriegsgericht zu einer Gefängnisstrafe verurteilt, sondern vielmehr mit einem lobenden Zeugnis aus dem Dienst entlassen.

"Ich bin nicht in die britische Armee eingetreten, um die amerikanische Außenpolitik auszuführen", so Griffin in seiner Weigerung.

http://www.freace.de/artikel/200603/110306b.html

http://www.telegraph.co.uk/news/main.jhtml?xml=/news/2006/03/12/nsas12.xml&sSheet=/portal/2006/03/12/ixportaltop.html

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ZitatBritischer Militärarzt: USA moralisch mit Nazis vergleichbar
Dem Irak-Kriegsverweiger droht vor einem Militärgericht lebenslange Haft.  

Ein britischer Militärarzt hat bei seinem Gerichtsverfahren wegen der Verweigerung eines Irak-Einsatzes die USA und Nazi-Deutschland als moralisch gleichwertig bezeichnet.

"Bereits 2004 war ich der Meinung, dass die USA im Bezug auf ihre Aktivitäten am Golf Nazi-Deutschland gleichwertig sind", sagte der in Australien geborene Malcolm Kendall-Smith am Mittwoch. Auf die Frage des Staatsanwaltes, ob er die USA als "moralisch gleichwertig mit dem Dritten Reich" sehe, sagte Kendall-Smith: "Das ist korrekt."

Das Militärgericht wirft dem Leutnant der Luftwaffe Befehlsverweigerung in fünf Fällen vor. Das Verfahren vor einer Jury von fünf Offizieren sollte im Laufe des Tages abgeschlossen werden. Sollte er verurteilt werden, droht dem Angeklagten eine lebenslange Haftstrafe.

Kendall-Smith begründete seine Weigerung, in den Irak-Krieg zu ziehen damit, dass er den Einmarsch für illegal halte. Ein Ermittlungsrichter hatte vor Prozessbeginn jedoch darauf hingewiesen, dass der Einsatz britischer Soldaten im Irak durch einen Beschluss des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen gedeckt gewesen sei.

Das Verfahren ist das erste dieser Art gegen einen britischen Soldaten wegen des Irak-Krieges.  

http://www.tirol.com/politik/international/34675/index.do

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ZitatAcht Monate Haft für britischen Irak-Kriegs-Verweigerer

Der Luftwaffen-Offizier Malcolm Kendall-Smith hatte seine Entscheidung damit begründet, daß er den US-geführten Einmarsch in dem arabischen Land für illegal halte.
Aldershot - Ein britischer Militärarzt muß acht Monate ins Gefängnis, weil er nicht in den Irak-Krieg ziehen wollte. Ein Militärgericht in Süd-England verurteilte den in Australien geborenen Luftwaffen-Offizier Malcolm Kendall-Smith wegen ,,kalkulierten und vorsätzlichen Ungehorsams". Der 37jährige hatte sich im vergangenen Jahr geweigert, in den Irak zu ziehen, weil er den US-geführten Einmarsch in dem arabischen Land für illegal hält. Die Verteidigung will das Urteil anfechten.

,,Wer die Uniform der Queen trägt, kann sich nicht einfach die Befehle herauspicken, die er ausführen möchte", begründete Richter Jack Bayliss das Urteil. Gehorsam sei der Grundstein einer jeden disziplinierten Truppe. Der Angeklagte habe im Verlauf des Prozesses versucht, einen Märtyrer aus sich zu machen. ,,Sie haben ein Maß an Arroganz gezeigt, das erstaunlich ist", erklärte der Richter. Die britischen Soldaten seien zudem 2005 mit einem Mandat der Vereinten Nationen (UN) im Irak stationiert gewesen. Der Einsatz wäre also nicht illegal gewesen, argumentierte er. Kendall-Smith hatte bei seiner Anhörung am Vortag die USA mit Nazi-Deutschland verglichen.

Kendall-Smith muß seine Freiheitsstrafe in einem Zivilgefängnis absitzen. Er wurde von der Air Force ausgeschlossen und hat die Prozeßkosten von 20.000 Pfund (knapp 29.000 Euro) zu tragen. WELT.de/rtr

http://www.welt.de/data/2006/04/13/874066.html

Kater

ZitatLONDON - Dienstverweigerung weiterhin hart bestraft
 
Britische Soldaten müssen bei einer Desertion auch weiter mit einer lebenslangen Haftstrafe rechnen. Das Unterhaus lehnte es am Montagabend ab, die Strafe auf zwei Jahre zu begrenzen.

Ein entsprechender Antrag von Abgeordneten der regierenden Labour-Partei wurde mit 442 zu 19 Stimmen verworfen. Die an dem Entwurf beteiligten Parlamentarier warfen der Regierung vor, mit der lebenslänglichen Haft Soldaten gegen ihren Willen zum Einsatz im Irak zu zwingen.

Die Zahl der Desertionen habe sich seit dem Einmarsch im Irak im März 2003 verdreifacht, sagte der Labour-Abgeordnete John McDonnell. Dies stelle die «moralische Rechtfertigung und die Rechtmässigkeit der Besatzung» des Iraks in Frage.

Der stellvertretende Verteidigungsminister Tom Watson entgegnete, die lebenslange Haftstrafe sei nötig, damit Soldaten bei gefährlichen Missionen weiter voll auf ihre Kameraden vertrauen könnten. (sda)

http://www.aargauerzeitung.ch/pages/index.cfm?dom=2&rub=100004699&nrub=0&sda=1&Artikel_ID=101250417

Kater

ZitatBBC: Seit Beginn des Irak-Kriegs 1000 Soldaten desertiert

Seit Beginn des Irak-Krieges vor drei Jahren sind nach Angaben des britischen Rundfunksenders BBC mindestens tausend britische Soldaten desertiert. Allein im vergangenen Jahr seien 377 Soldaten desertiert und gälten als vermisst, in diesem Jahr seien es bereits 189, berichtete der Sender am Sonntag auf seiner Internetseite. Er berief sich auf den Labour-Abgeordneten John McDonnell, der dem Unterhaus berichtet habe, die Desertionen hätten sich in den vergangenen drei Jahren verdreifacht.

Das Verteidigungsministerium in London dementierte den Bericht umgehend. ,,Das ist nicht wahr", sagte eine Sprecherin. ,,Ich glaube, es handelt sich um Soldaten, die sich ohne Erlaubnis von der Truppe entfernt haben."

Ihre Zahl sei seit Jahren konstant. Deserteure habe es seit 1989 ,,nur eine Handvoll" gegeben. Auch gebe es keine Hinweise, dass der Irak-Krieg Ursache dafür sei, dass die Soldaten unerlaubt der Truppe fernblieben, sagte die Ministeriumssprecherin. Das Ministerium verfüge zwar nicht über eine Aufschlüsselung der Gründe, warum Soldaten dem Dienst fernblieben. Einzelberichte legten aber nahe, dass meist häusliche Probleme der Grund seien.

http://www.dolomiten.it/nachrichten/artikel.asp?ArtID=77381&KatID=f

Kater

ZitatBritische Deserteure
Zunehmendes Problem durch Irakkrieg?
29.05.2006  

Ein Bericht der britischen BBC vom Sonntag zeigt, daß das derzeit im britischen Parlament diskutierte "Streitkräfte-Gesetz", das das Desertieren aus dem Militär mit einer lebenslangen Freiheitsstrafe bedroht, keineswegs zufällig eingebracht worden ist.

Eine Sprecherin des britischen Verteidigungsministeriums sagte, die Zahl der "sich unerlaubt von der Truppe entfernten" Soldaten sei in den vergangenen Jahren "ziemlich konstant" geblieben. Dem ist angesichts der vom britischen Verteidigungsministerium vorgelegten Zahlen – die zweifellos ebenso kritisch zu betrachten sind wie die Zahlen über im Irak verwundete und getötete Soldaten – auf den ersten Blick zuzustimmen, hatten sich im Jahr 2001 2.670 britische Soldaten unerlaubt von der Truppe entfernt. Im Jahr 2002 stieg diese Zahl auf auf 2.970 und fiel 2003 auf 2.825. Im Jahr 2004 betrug ihre Zahl 3.050 und sank in 2005 erneut auf 2.725. Vielfach geschehe dies aus ,,familiären Gründen" und es gebe "keine Beweise dafür, daß Einsatzverpflichtungen hierzu bedeutend beitragen", so die Sprecherin weiter.

Eine weitere Zahl belegt hier allerdings eine deutlich andere Entwicklung. Von den britischen Soldaten, die sich 2001 unerlaubt von der Truppe entfernten, werden 86 noch immer "vermißt". Aus dem Jahr 2002 sind es 118, aus 2003 134, aus 2004 fehlen weiterhin 229, aus 2005 377 und in diesem Jahr sind es 189. Während die Zahl für dieses Jahr sicherlich nicht mit jenen der vergangenen Jahre verglichen werden kann, sind hierunter doch zweifellos auch Fälle, die erst seit wenigen Tagen "vermißt" werden, so ist eine jahrelange "Abwesenheit" und das damit verbundene "Untertauchen" kaum allein mit "familiären Gründen" zu erklären.

Dieser Ansicht ist auch John McDonnell, Parlamentsabgeordneter und Mitglied der Arbeitspartei. Seiner Ansicht nach steigt die Zahl der Soldaten, die "die Moralität und Legalität der Besatzung in Frage stellen." Dies führe dazu, daß "viel mehr versuchen, den Dienst zu vermeiden, mittels unterschiedlicher Wege", so McDonnell.

Das Desertieren von britischen Soldaten aufgrund der anhaltenden Besatzung des Iraks unter Beteiligung britischer Soldaten dürfte mit großer Wahrscheinlichkeit ein wachsendes Problem für das britische Militär darstellen.

Letztlich stellt sich angesichts der vergleichsweise großen Zahl offenbar endgültig verschwundener Soldaten die Frage, ob diese tatsächlich alle desertiert sind, um sich so nicht weiter an dem völkerrechtswidrigen Angriffskrieg zu beteiligen, oder ob zumindest einige von ihnen nicht eher im Irak getötet wurden und dies auf diesem Wege verschwiegen werden soll.

http://www.freace.de/artikel/200605/290506a.html

Kater

Der britischen Armee laufen die Soldaten davon
Die Zahl der Fahnenflüchtigen hat sich seit dem Beginn des Irak-Krieges verdreifacht / Auch Offiziere verlassen ihre Posten und desertieren

(...)

Meist werden Mannschaften dem Militär abtrünnig, aber auch Offiziere verlassen ihre Posten. Malcolm Kendall-Smith, ein Leutnant der Luftwaffe, weigerte sich, in den Irak-Krieg zu ziehen, weil er den Feldzug nach internationalem Recht für illegal hielt. Er wurde von einem Militärgericht zu acht Monaten Haft verurteilt. Sein Anwalt berichtet von vielen ähnlichen Fällen. "Ich bekomme regelmäßig Anfragen von Leuten", sagt Justin Hugheston-Roberts, "die den Dienst verlassen wollen. Da gibt es definitiv einen starken Anstieg."

Bei manchen reicht es, wenn sie ihre Vorbehalte offen äußern, um den Kriegsdienst zu vermeiden. Ben Griffin, ein Angehöriger der Elite-Einheit SAS, sagte seinem Vorgesetzten, dass er nicht bereit sei, in den Irak zurück zu kehren, weil er die Aktionen seiner US-Kollegen für illegal hielt.

Nicht nur bei den regulären Streitkräften kommt es zu Abgängen, sondern auch bei der "Territorial Army" (TA), dem Reservistenverband. Im Herbst wurde bekannt, dass pro Monat rund 500 TA-Angehörige ihren Abschied einreichen, weil sie nicht in den Irak wollen. Damit liegt die TA um rund 6000 Mann unter Sollstärke. Rund zehn Prozent der rund 8000 Soldaten zählenden britischen Streitkräfte im Irak werden von der TA gestellt. Bisher starben fünf Reservisten im Wüstensand.

http://www.wiesbadener-kurier.de/politik/objekt.php3?artikel_id=2400381

Kater

ZitatAn allen Fronten
Von Pit Wuhrer, London

Für kommenden Samstag, kurz vor Beginn des Labourparteitags, hat die Antikriegsbewegung zu einer Grossdemonstration aufgerufen, um den Druck auf die Regierung zu erhöhen. Derweil gehen den Militärs die Freiwilligen aus.
Wohl nur selten zuvor haben sich in einer Londoner Kirche so viele Nichtgläubige versammelt, und wahrscheinlich wurde an einem solchen Ort auch noch nie so viel geklatscht. Fast sechshundert Leute waren gekommen, um ihre Solidarität mit Flight Lieutenant Malcolm Kendall-Smith zu zeigen - und sie zahlten auch noch dafür. 15 Pfund, umgerechnet knapp 35 Franken, kostete dieser Abend in der St. James's Church am Piccadilly, und trotzdem war er lange vorher ausverkauft. Aufgerufen zu der Veranstaltung hatte die Stop the War Coalition, die britische Antikriegsbewegung. Und aufgeboten war eine illustre Schar von KünstlerInnen und Kulturschaffenden. Die Kabarettisten Mark Thomas und Mark Steel verspotteten die Regierung, der Komponist Michael Nyman spielte auf dem Piano, die Schauspielerin Janet Suzman rezitierte aus einem Stück von George Bernard Shaw, der Dramatiker David Edgar liess gleich ein halbes Ensemble auftreten, die irakische Autorin Haifa Sangana zitierte aus Briefen, die Modedesignerin Vivienne Westwood sprach zum Trema Menschenrechte. Und dann traten da natürlich auch Ken Loach auf, der linke Filmregisseur, und Tony Benn, der frühere Minister in Labourregierungen und heutige Präsident der Antikriegsbewegung.

Sie alle (und noch mehr) feierten in dieser «Nacht des Gewissens» die Entscheidung des Luftwaffenoffiziers Kendall-Smith, der sich geweigert hatte, seinen Dienst im Irak anzutreten, und deswegen im April 2006 von einem Kriegsgericht zu acht Monaten Haft und zur Übernahme der Gerichtskosten in Höhe von 20000 Pfund (rund 46000 Franken) verurteilt worden war. Das Eintrittsgeld dieses Abends war für ihn bestimmt.

«Eine ganze Reihe von Soldaten hat den Kriegsdienst im Irak abgelehnt», sagt Andrew Burgin, Sprecher der Stop the War Coalition (StWC), «aber keiner kam bisher dafür ins Gefängnis. An Kendall-Smith hat das Militär nun ein Exempel statuiert.» Den Elitesoldaten Ben Griffin zum Beispiel, sagt Burgin, der im Souterrain von Houseman's Bookshop ein linkes Antiquariat betreibt, habe das berüchtigte britische Sonderkommando Special Air Services (SAS) einfach gehen lassen, nachdem er den Dienst im Irak verweigerte. Griffin hatte wie Kendall-Smith bereits einen Irakeinsatz hinter sich und dabei miterlebt, wie die Besatzungstruppen mit der Bevölkerung umspringen, danach widersetzte er sich einem neuen Marschbefehl. Aber warum konnte Griffin, der Berufssoldat, seinen Job einfach vorzeitig kündigen? «Offenbar wollte die Geheimtruppe SAS nicht noch mehr Publizität», vermutet Burgin. «Ausserdem sind die Spezialeinheiten mehr als andere Truppenteile auf die Loyalität ihrer Mitglieder angewiesen.»

Engagierte Angehörige

Es rumort in der britischen Armee und der Royal Air Force. Die Zahl der SoldatInnen, die sich «unerlaubt vom Dienst entfernen», hat sich seit Beginn der Irakinvasion verdreifacht. Noch stärker zugenommen hat das Engagement von Familien der im Irak und in Afghanistan eingesetzten SoldatInnen. Sie sorgen sich nicht nur um ihre Angehörigen, sie bestreiten auch die Legalität und den Sinn der militärischen Aktionen. Sie haben sich zusammengeschlossen - und kooperieren mit der Antikriegsbewegung. Das ist eine neue Entwicklung, sagt Burgin, denn «ohne die zumindest stillschweigende Zustimmung der Soldaten würden sie dies nie tun». Und was hat die Stop the War Coalition den rund hundert Familien, darunter auch Angehörigen von Gefallenen, zu bieten? «Wir schreiben mit ihnen Briefe an die Abgeordneten, wir begleiten sie bei ihren Protestbesuchen in die Downing Street 10, wir sammeln für sie Geld, wir bieten Rechtsbeistand, wir schaffen Öffentlichkeit.»

Noch gibt es keine Soldatenkomitees, noch ruft niemand zur Desertion auf, noch besteht kein Netz, das SoldatInnen, die untertauchen wollen, auffangen könnte - in der britischen Armee dienen ausschliesslich BerufssoldatInnen, die sich freiwillig verpflichten. Aber diskutiert wird über solche Massnahmen. Denn eine wachsende Zahl der SoldatInnen leidet unter posttraumatischen Be-lastungsstörungen; viele halten ihren Job kaum noch aus. Sie würden im Südirak und in Afghanistan mit offenen Armen empfangen, hatten ihnen die Befehlshaber versprochen - und nun können sie sich kaum aus den Kasernen wagen.

«Time to go»

Während sich immer mehr Angehörige der Organisation Military Families against the War (//www.mfaw.org.uk) anschliessen - selbst in der eher konservativen und militärfreundlichen Region Cornwall haben sich kürzlich mehrere Soldatenmütter zusammengetan -, reagiert die britische Bevölkerung pragmatisch gelassen. Zwar sind, laut Umfragen, immer noch 60 bis 65 Prozent der Meinung, dass die Entscheidung für den Krieg im Irak falsch war, und noch mehr empört, dass sie auf Lügen basierte. Aber jetzt, so denken viele, sind die Truppen nun mal dort - und sollten eine möglichst konstruktive Rolle spielen.

Diese Haltung, gibt Andrew Burgin zu, «macht uns zu schaffen». Auch innerhalb der Antikriegskoalition, die den sofortigen Abzug der Besatzungstruppen fordert, gibt es unterschiedliche Positionen. Ein Teil ist der Meinung, dass die britischen und US-amerikanischen Militärs im Irak durch Uno-Friedenstruppen aus muslimischen Staaten ersetzt werden müssten. Burgin und mit ihm die Mehrheit von StWC hält dies für eine Illusion: «Und woher sollen diese Kräfte kommen? Aus dem Iran, der Türkei, aus Pakistan?» Wer auf die perfekten Umstände hoffe, warte ewig, sagt er. «Irgendwann muss man gehen. Die Irakis sind durchaus in der Lage, nach sich selbst zu schauen, wenn die Besatzer mal weg sind.» Das würden auch viele IrakerInnen sagen, die vor dem Regime von Saddam Hussein nach Britannien geflüchtet waren.

«Time to go» - es ist Zeit, zu gehen -, lautet daher das Motto der landesweiten Demonstration, zu der die auch von vielen britisch-muslimischen Organisationen unterstützte Antikriegskoalition jetzt aufgerufen hat. An dieser Demonstration am kommenden Samstag werden sicherlich nicht zwei Millionen Menschen teilnehmen (so viele hatten im Februar 2003 kurz vor Kriegsbeginn protestiert), und zwar schon deswegen, weil erstmals nicht in der Millionenmetropole London demonstriert wird, sondern im kleineren Manchester, wo tags darauf der Labourparteitag beginnt. Aber es werden viele GewerkschafterInnen erwartet, denn mittlerweile sind alle grossen Gewerkschaften des Landes offiziell Mitglied der Antikriegsbewegung (siehe unten). Mehr als die knapp Hunderttausend, die Anfang August gegen Israels Krieg im Libanon durch London zogen, werden allemal zugegen sein.

Dauerblockaden und Frauencamps

Die britische Friedensbewegung ist sich nicht nur in der Frage uneins, ob und durch wen die Besatzungstruppen im Irak und in Afghanistan ersetzt werden sollen. Es gibt auch Unterschiede im taktischen Vorgehen. So geht die StWC davon aus, dass nur politischer Druck auf die Regierung zum Ziel führt. Andere Gruppierungen hingegen setzen auf direkte Aktionen und hoffen auf die Wirksamkeit ihrer Störmassnahmen. Und davon gibt es viele. Sie sind vor allem in der Antiatomwaffen-Bewegung Campaign for Nuclear Disarmament (CND, //www.cnduk.org) organisiert. Diese älteste der britischen Friedensorganisationen ist in den fünfziger Jahren gegründet worden; ihr Logo - es zeigt die Flaggensignale der Buchstaben N und D in einem Kreis - wurde später weltweit zum Symbol für Frieden.

Viele CND-Aktive agieren seit Jahren vor US-amerikanischen und britischen Militäreinrichtungen. Ein paar Beispiele:

• Jeden Dienstag protestieren PazifistInnen und KriegsgegnerInnen vor Menwith Hill, der grössten elektronischen Abhöranlage der Welt. Diese Anlage dient nicht nur der Spionage, sondern ist ein wesentlicher Bestandteil des US-Star-Wars-Konzepts, das Weltraumwaffen vorsieht und US-Präventivschläge erlaubt. Im Juni wurden Helen Jones, 68, und Sylvia Boyes, 62, bei dem Versuch festgenommen, die US-Anlage zu betreten. Die beiden Grossmütter waren zwei Monate vorher schon bei einer ähnlichen Aktion festgenommen worden. Falls sie, wie die Polizei behauptet, wirklich mit Hammer und Kabelschneider ausgerüstet waren, drohen ihnen zehn Jahre Haft. Ihnen wird ein Verstoss gegen das seit dem Frühjahr geltende Gesetz gegen «das schwere organisierte Verbrechen» zur Last gelegt. Beide wollen sich jedoch «davon nicht einschüchtern lassen».

• Jedes zweite Wochenende treffen sich Frauen vor der britischen Atombombenfabrik Aldermaston in Südengland. In dieser Fabrik - sie ist die einzige des Landes und wird vom britischen Verteidigungsministerium, dem staatlichen Atomunternehmen British Nuclear Fuels und dem US-Konsortium Lockheed Martin gemanagt - werden derzeit neue Laserwaffen entwickelt. Mitte Juli nahm die Polizei erneut zehn Demonstrantinnen fest, weil sie die Zufahrt blockiert hatten.

• Viele Aktivistinnen - die Älteren unter ihnen hatten ihr Engagement vor 25 Jahren begonnen, als die USA ihre Mittelstreckenraketen Cruise Missiles in Greenham Common stationierten - besuchen regelmässig auch andere Frauencamps und versuchen immer wieder, Atomwaffentransporte von Aldermaston nach Faslane in Schottland zu blockieren.

• Vor Faslane - in diesem britischen Kriegsmarinehafen sind die Trident-U-Boote mit ihren Atomwaffen stationiert - beginnt Anfang Oktober eine 365-tägige Dauerblockade. Das dortige Peace Camp (es besteht seit 1982) will mit dieser Aktion, zu der täglich einhundert AntikriegsaktivistInnen erwartet werden, auch ein Zeichen setzen gegen die Aufrüstungspläne von Gordon Brown, dem möglichen Nachfolger von Premier Tony Blair.

Die Armee am Anschlag

«Wir sind immer noch da, und wir lassen nicht locker», sagt Andrew Burgin, «und das ist vielleicht unser grösster Erfolg.» An einem denkbaren US-Feldzug gegen den Iran wird sich die britische Regierung angesichts solcher Opposition jedenfalls kaum beteiligen können - zumindest nicht mit Bodentruppen. Und wer weiss, die innenpolitische Stimmung kann auch schnell umschlagen. Noch mehr Verluste wie jetzt in Afghanistan (seit Anfang August sind dort 23 Briten umgekommen) und noch mehr Tote im Irak (seit Kriegsbeginn 117) könnten das Blatt wenden, hofft Burgin. Eine solche Entwicklung ist angesichts des britischen Stoizismus, den Erfahrungen aus dem Nordirlandkrieg und der Kolonialgeschichte des Empires allerdings kaum zu erwarten.

Dennoch haben die Militärstrategen in Downing Street 10 und in der Armee ein Problem: Sie finden nicht mehr genug Freiwillige. Die britische Armee (sie umfasst rund 110000 Personen - Köchinnen, Lastwagenfahrer, Sanitätspersonal, PC-SpezialistInnen inklusive) braucht jedes Jahr 10000 bis 20000 neue RekrutInnen, um einsatzfähig zu bleiben. In Schottland zum Beispiel, einem traditionellen Rekrutierungsgebiet, ist die Zahl der Freiwilligen jedoch merklich gesunken. Das mag damit zu tun haben, dass die SchottInnen die Irakpolitik der Labourregierung noch stärker ablehnen als die EngländerInnen. Vielleicht ist es aber auch auf das Engagement von Leuten wie Rose Gentle zurückzuführen. Ihr Sohn starb 2004 in Basra. Und seither geht sie von Schule zu Schule, um dort der Propaganda der werbenden Militärs entgegenzutreten und den Jungen zu erzählen, wie es war, als ihr Gordon in den Krieg zog und nicht mehr zurückkam.

Wie eng es für die Militärs geworden ist, zeigte ein Interview der britischen Tageszeitung «Guardian» Anfang September mit dem neuen Generalstabschef Richard Dannatt: «Können wir die Lage meistern? Ja. Aber nur knapp.» Und tags darauf forderte Kim Howells, Staatssekretär im Aussenministerium, die anderen Nato-Staaten auf, mehr Truppen nach Afghanistan zu schicken.

Gewerkschaften und Krieg

Die Feuerwehrleute waren wahrscheinlich die Ersten gewesen. Ihre Organisation, die Fire Brigades Union, hatte sich schon vor dem Golfkrieg 1991 der damaligen Antikriegsallianz angschlossen. Auch die Gewerkschaften der Bergarbeiter und der BähnlerInnen gehören seit Jahren der Antikriegsbewegung an. Mittlerweile sind vierzehn Trade Unions offiziell Mitglied der Stop the War Coalition (//www.stopwar.org.uk).

Wie wichtig den GewerkschafterInnen die Kriegsfrage ist, bekam Tony Blair zu spüren, als er letzte Woche an der Jahreskonferenz des Dachverbandes TUC auftrat. Seine Rede wurde mehrfach unterbrochen: «Hol die Truppen zurück» und «Was ist mit Israel?», lauteten einige Zwischenrufe. Auf besondere Empörung traf seine Bemerkung, dass die Delegierten «stolz sein» sollten auf das, «was britische Soldaten im Irak tun».

Allerdings sind nicht alle GewerkschafterInnen gleicher Meinung. So unterstützen eine Reihe von kleineren Trade Unions die geplante Modernisierung der Atom-U-Boot-Flotte (Kosten: rund fünfzig Milliarden Franken). Die Investition sichere Arbeitsplätze, argumentieren sie. Gleichwohl hat der TUC-Generalrat vergangene Woche die Regierung dazu aufgerufen, alternative Vorschläge zu prüfen und das Geld lieber in das Gesundheits- und Bildungswesen, in das Rentensystem und den öffentlichen Verkehr zu investieren.

WOZ vom 21.09.2006

http://www.woz.ch/artikel/2006/nr38/international/13878.html

Kater

ZitatKritik am Irak-Einsatz

Britischer Armeechef stellt Blair bloß

London/Bagdad (dpa) - Mit ungewöhnlich deutlicher Kritik am Irak-Einsatz hat der britische Armeechef seine Regierung in Verlegenheit gebracht. Gleichzeitig löste er eine neue Debatte über einen Abzug der britischen Truppen aus dem Irak aus.

Die Anwesenheit britischer Soldaten im Irak verschlimmere Großbritanniens Sicherheitsprobleme weltweit, sagte der Chef des Generalstabs, General Sir Richard Dannatt, in einem Interview mit der Zeitung "Daily Mail". Die Soldaten sollten "irgendwann recht bald" abgezogen werden, forderte er nach Angaben des Blattes vom Freitag.

Ein Sprecher von Premierminister Tony Blair räumte ein, dass die Äußerungen des Generals "Fragen aufgeworfen haben". Der Armeechef habe diese aber in weiteren erklärenden Äußerungen weitgehend selbst beantwortet. Es gebe keinen Streit zwischen der Armee und Blair über die Irak-Politik. Die britischen Truppen blieben im Irak, bis einheimische Kräfte in der Lage seien, die Sicherheit allein zu gewährleisten. Obwohl der General sich später bemühte, seine Äußerungen zu relativieren, sahen britische Kommentatoren darin eine offene Konfrontation mit Blair.

Der "Daily Mail" hatte Dannatt gesagt: "Die Schwierigkeiten, die wir in der ganzen Welt haben, sind zwar nicht durch unsere Anwesenheit im Irak verursacht, aber sie sind dadurch verschlimmert worden." Zudem bezeichnete er die Vorstellung der Blair-Regierung, im Irak könne mit Hilfe ausländischer Militärs eine freiheitliche Demokratie errichtet werden, als "naiven" Fehler.

"Wir sind in einem muslimischen Land, und die Ansichten von Muslimen über Ausländer sind allgemein bekannt", sagte der Generalstabschef in dem Zeitungsinterview. "Mit der Militäroperation im Jahr 2003 haben wir praktisch die Haustür eingetreten." Dannatt kritisierte auch, dass die Regierung keine solide Planung für die Zeit nach dem Sturz Saddam Husseins gehabt habe.

http://www.fr-aktuell.de/in_und_ausland/politik/aktuell/?em_cnt=988791

Kater

Kritik auch aus Australien:

ZitatAustralischer General kritisiert Irak-Einsatz
   
Nach dem britischen Armee-Chef hat nun auch ein australischer General den Irak-Einsatz seines Landes kritisiert. Der frühere Oberbefehlshaber im Irak, Cosgrove, sagte, es sei mittlerweile ziemlich offensichtlich, dass der Einsatz nicht den gewünschten Erfolg habe. Vielmehr seien die militanten Islamisten noch stärker geworden. Unterstützt wird Cosgrove von der Opposition im australischen Parlament. Labor-Chef Beazley sagte, Australien sei durch den Einsatz im Irak weniger sicher geworden. Er forderte den Rückzug der Truppen. Australien hat derzeit rund 1.300 Soldaten im Irak stationiert. Vor Cosgrove hatte bereits der britische Oberbefehlshaber Dannatt erklärt, der Einsatz der Soldaten verschlimmere die Sicherheitsprobleme nicht nur im Irak, sondern weltweit.

http://www.mdr.de/nachrichten/meldungen/3613607.html

während in Großbritannien der Rücktritt des Armeechefs gefordert wird:

ZitatPolitiker fordern Entlassung des britischen Armeechefs

London (dpa) - Der britische Armeechef Sir Richard Dannatt ist nach kritischen Äußerungen zum Irak-Einsatz seines Landes von mehreren Politikern scharf angegriffen worden. "Es ist nicht seine Aufgabe, die Regierungspolitik zu kritisieren", zitierte die Zeitung "Daily Mirror" eine nicht näher genannte Quelle aus der britischen Regierung am Sonntag.

Mehrere Politiker forderten nach Angaben der Zeitung die Entlassung von General Dannatt. "Seine Kommentare sind völlig inakzeptabel für jemanden in seiner Position", wird ein Kabinettsmitglied weiter zitiert. Unterstützung erhielt Dannatt hingegen aus der britischen Armee: Ranghohe Offiziere sprachen ihrem obersten General "ernsthafte Unterstützung" aus, berichtete die Zeitung "The Times" am Samstag. Es sei an der Zeit gewesen, dass ein Vorgesetzter seine Stimme für die Soldaten erhebt, hieß es weiter.

http://www.fr-aktuell.de/in_und_ausland/politik/aktuell/?em_cnt=989895

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ZitatBritische Mütter kampieren vor Tony Blairs Amtssitz

London (dpa) - In London hat eine Gruppe britischer Mütter unweit vom Amtssitz von Premierminister Tony Blair ein Protest-Camp aufgeschlagen. Es handelt sich um Frauen, deren Söhne im Irak-Krieg getötet wurden. Mit ihrem Friedenslager wollen sie sich bis Sonntagmorgen für einen kompletten Abzug der britischen Streitkräfte aus dem Irak einsetzen. Das berichtete die BBC. Die Mütter forderten zudem ein Treffen mit dem Premier. Friedensgruppen kündigten für morgen eine große Anti-Kriegs-Demonstration in London an.

http://www.focus.de/politik/schlagzeilen?day=20070223&did=357164

Kater

ganz interessanter Artikel:

ZitatAuszug:

ZitatDie britische Berufsarmee bekommt zudem den gesellschaftlichen Wandel zu spüren. Jüngere Leute wollen nicht mehr dienen. Sie wollen sich nicht auf das unbequeme Leben einlassen - und schon gar nicht wollen sie sich in die Gefahr begeben, ihr Leben zu lassen. Offiziere aller Waffengattungen kündigen derzeit massenhaft den Dienst.


ZitatDer Krieg im Kopf
Chris Hunter war Berufssoldat in der britischen Armee. Er mochte seinen Job - bis er in den Irak zog. Jetzt hat er seinen Dienst quittiert
Sabine Rennefanz

CLIFFORD. Soldat war immer sein Traumberuf. Auch heute noch, nach allem, was er erlebt hat, schwärmt Chris Hunter von den Möglichkeiten, die die Armee einem jungen Mann aus einfachen Verhältnissen bieten kann. "Ich hatte mit 25 schon so viele Kulturen gesehen, wie andere in ihrem ganzen Leben nicht", sagt er. Wo er zu Hause ist, bekommt man nicht viel mit von der Welt. Zuletzt hat Chris Hunter das Zweistromland gesehen. Er war im Südirak stationiert, in der Nähe von Basra. Hunter stammt aus Clifford, einer kleinen Siedlung an der englisch-walisischen Grenze, drei Autostunden von London entfernt. Dorthin ist er zurückgekehrt.

Hunter lacht viel, wenn er über die Armee spricht, das Adrenalin, die Kameradschaft, das Gefühl, im Dienste Ihrer Majestät Gutes zu tun. Das mag verwundern, denn er hatte eine der gefährlichsten Aufgaben zu erfüllen, die die Armee zu vergeben hat, er war für das Entschärfen von Bomben verantwortlich. Zunächst in Nordirland, später im Irak. Bis zum Major hatte er es im Laufe seiner Armeezeit gebracht. Doch im vergangenen Jahr ist Chris Hunter ausgestiegen. Er hat die Truppe verlassen - nach siebzehn Jahren. "Drei Jahre, bevor ich Rentenanspruch hatte", fügt er hinzu. Mit 34 Jahren sollte sein neues Leben beginnen.

Nichts erinnert hier im malerischen Südwestengland an seinen letzten Einsatzort, dem Süden Iraks. Wie sollte es auch. Und dennoch hat er die Bilder immer in seinem Kopf. Von seinem Schreibtisch aus, an dem er heute als freiberuflicher Sicherheitsberater arbeitet, kann er auf die saftigen Wiesen und Hügel blicken, die selbst im Dezember grün sind, gelegentlich rattert ein Auto vorbei, unten spielen die beiden kleinen Töchter, seine Frau Lucy ist in der Küche. Heimische Idylle. Doch vor seinen Augen spielen sich auch ganz andere Szenen ab. Er sieht staubige Pisten, hört das Rasseln von Panzerketten, manchmal erschrickt er vor dem trockenen Knall, den die Detonation einer Sprengfalle verursacht. Die Zeit im Irak hat ihre Spuren hinterlassen.

Und das nicht nur auf eine Weise, wie man es bei einem Kriegsheimkehrer erwarten würde, durch Symptome von posttraumatischem Stress. Gelegentlich fehlt ihm einfach der Kick, der ihm die Arbeit an der Bombe verschafft hatte, sagt er und nimmt einen Schluck Red Bull. Es ist für ihn die zweite Dose dieses Aufputschmittels an diesem Nachmittag. Hunter ist ein bescheidener, rationaler Typ, der sich in technischen Dingen nicht einmal für besonders begabt hält. Ihn interessiert am Entschärfen einer Bombe mehr das Puzzle. Er nennt es einen Zweikampf mit seiner Nemesis - dem Mann, der die Bombe gebaut hat. Sich in den Kopf des Konstrukteurs einzufinden, die strategischen Ziele zu entschlüsseln, das sind die Dinge, die ihn faszinieren. Man muss seinen Kopf leeren, sich voll auf die Bombe konzentrieren, alles andere ausblenden.

Chris Hunter wirkt nach wie vor hoch konzentriert, wenn er davon spricht. Er wird die Armee nicht los. An der Wand hängen Poster, auf denen diverse Waffen zu sehen sind. Es gibt ein Foto, das ihn gemeinsam mit Elizabeth II zeigt. Entstanden ist es, als die Queen ihn mit einer Tapferkeitsmedaille ausgezeichnet hat. Wenigstens ein bisschen Anerkennung. Denn das ist es, was Chris Hunter vermisst, was ihn nicht zuletzt auch bewogen hat, seinem Arbeitgeber den Rücken zu kehren.

"Wie die Armee behandelt wird, das ist eine verdammte Schande", sagt er. Die Erfahrung im Irak hat ihn nicht zum Pazifisten gemacht, sie hat ihn daran zweifeln lassen, was sein Beruf wert ist. Er wollte für Queen and Country kämpfen, doch schien es ihm so, als würde sich weder die Königin, noch das Land allzu sehr darum scheren, ob er sein Leben eventuell umsonst aufs Spiel setze. Seit dem Einmarsch im Irak vor viereinhalb Jahren sind dort 173 britische Soldaten gestorben. Die neue Regierung unter Premierminister Gordon Brown hat beschlossen, die Armee nach und nach aus dem Krisengebiet zurückzuziehen. Von den derzeit 4 500 Soldaten in der Region sollen in den kommenden Monaten etwa 2 000 abkommandiert werden.

Der Befehl kommt zu spät, sagt Hunter. Die Regierung habe die Armee schon lange im Stich gelassen.

Er will sich dafür einsetzen, dass Veteranen bessere Rehabilitationsmöglichkeiten bekommen. Chris Hunter erzählt von seinem Kameraden Mick, mit dem er im Irak stationiert war. Bei einer Bombenexplosion hat er beide Beine verloren. Nun weigert sich die Armee, für die spezielle medizinische Behandlung aufzukommen. Mick klagt dagegen und Chris hilft ihm. Zum ersten Mal will er gegen das Verteidigungsministerium aussagen. Er möchte keine Details preisgeben, aus juristischen Gründen, aber wohl auch, weil diese Art von Zivilcourage eine Zäsur für ihn, den treuen Soldaten, bedeutet.

Hunters Empörung spiegelt die gereizte Atmosphäre unter den Militärs wider. Fünf Kriege rund um die Welt haben die britischen Truppen in den vergangenen zehn Jahren bestritten, in Sierra Leone, Bosnien und Kosovo, im Irak und Afghanistan. Die britische Armee ist so stark engagiert wie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr. Damals befanden sich zehn Prozent der Armee im Auslands-Einsatz, heute sind es zwanzig. Indirekt sind dadurch mehr als die Hälfte aller Soldaten gebunden.

Sie klagen über unzureichende Ausrüstung und zu wenig Personal. "Ich hatte nicht die Hälfte der Ausstattung, die ich gebraucht hätte, um meinen Job ordentlich auszuführen", erinnert sich Chris Hunter an seinen Einsatz im Irak. Es müssen chaotische Zustände geherrscht haben: Da wurde dem Bombenspezialisten ein vierzig Kilogramm schwerer Schutzanzug ausgehändigt, der vielleicht in Nordirland nützlich gewesen wäre, aber nicht bei 52 Grad Hitze im Irak. Einmal hatte ihm jemand empfohlen, Eis in den Anzug zu stecken. "Verzeihen Sie, habe ich gesagt, aber wo bitte kann ich Eis in der Wüste finden?" Hunters Stimme gewinnt einen sarkastischen Unterton, als könne er noch immer nicht glauben, mit welch einer Inkompetenz der Irak-Einsatz geplant wurde. Er sagt, er sei Soldat, kein Politiker, er wolle nicht über den Sinn des Krieges richten. Doch sein Urteil über die militärische Planung und Durchführung ist klar: "Schlampig und schlecht durchdacht".

Politiker sind "fucking" für ihn, verdammt. Der Mangel an Planung mag für die Strategen in der Regierung unangenehm gewesen sein, für die Soldaten war er oft tödlich.

Am Tag, als Hunter in Basra eintraf, wurde ein Panzer von einer Bombe zerrissen, hinter dem Steuer saß Gordon Gentle, ein 19 Jahre alter Soldat. Bis heute lässt der Fall Hunter nicht los. Wäre Gentles Fahrzeug damals ordnungsgemäß mit bombensicherer Ausrüstung geschützt gewesen, könnte er noch leben. Doch die Ausrüstung wurde erst vom Logistikzentrum abgeholt, als Gentle bereits tot war, wie ein gerichtsmedizinischer Bericht kürzlich bestätigte. "Es ist ekelhaft, wie unsere Jungs behandelt werden", sagte Rose Gentle, die Mutter des Getöteten, in einem Interview.

Ausdruck der angespannten Beziehung zwischen Regierung und Militär ist eine Aktion ehemaliger Generäle. Sie bemängeln öffentlich die unzureichende finanzielle Ausstattung der Streitkräfte. Unter der Regierung Blair seien die Militärausgaben kontinuierlich gesunken, und das bei wachsenden Aufgaben.

Die Militärs machen den einstigen Kassenwart Brown verantwortlich, der nun an der Spitze des Kabinetts steht. "Er hat sich von allen Schatzkanzlern am wenigsten für die Streitkräfte interessiert", klagt der einflussreiche Angehörige des Oberhauses, Lord Guthrie. Guthrie diente bis 2001 als Generalstabschef der Armee. Nur Verachtung habe Brown, der Pfarrerssohn, für das Militär übrig gehabt.

Doch es sind nicht nur die Zahlen. Es ist auch der Ansehensverlust, den "Our Boys", wie die Soldaten einst zärtlich genannt wurden, trifft. Jahrzehntelang war das Militär tief verankert in der britischen Seele. Es waren Kriege, die über den Verlust des Empires hinweghalfen, große wie der Zweite Weltkrieg, kleine wie der Falklandkrieg. "1968 war das einzige Jahr im vergangenen Jahrhundert, in dem kein britischer Soldat getötet wurde", hat der pensionierte General Michael Jackson kürzlich bei einem Vortrag in London gesagt. Es klang so, als sei er stolz auf den Blutzoll seiner Truppe.

Nun macht sich Kriegsmüdigkeit breit, nicht nur bei den Soldaten. Das hängt zum einen mit der Natur der Konflikte zusammen, in denen die Armee kämpft, unübersichtliche Bürgerkriegszustände. "Die Briten haben kein Interesse an einem Krieg, der sich längere Zeit unentschlossen dahinschleppt", gibt der Auslandsredakteur Salter in Evelyn Waughs Roman "The Scoop" seinem künftigen Kriegsreporter mit auf den Weg. "Ein paar dramatische Schlachten, ein patriotischer Heldenakt, Einzug in die Hauptstadt, das ist unsere Handlungsanweisung für den Krieg."

Die britische Berufsarmee bekommt zudem den gesellschaftlichen Wandel zu spüren. Jüngere Leute wollen nicht mehr dienen. Sie wollen sich nicht auf das unbequeme Leben einlassen - und schon gar nicht wollen sie sich in die Gefahr begeben, ihr Leben zu lassen. Offiziere aller Waffengattungen kündigen derzeit massenhaft den Dienst.

Chris Hunter stand vor der Wahl. Er war im Irak, als seine Frau ihm in einer E-Mail schrieb, dass sie es nicht mehr aushalte. Sie hatte gerade einen Umzug allein bewältigt, mit zwei kleinen Kindern. Sie wollte keine alleinerziehende Mutter sein. Sie hatte Angst um ihren Mann, wenn sie abends die Nachrichten vom Irak sah. Hunter wusste, dass er sich entscheiden musste.

http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/print/seite_3/710546.html

Kater

ZitatUnzufriedenheit unter britischen Soldaten wächst

Die Hälfte der britischen Soldaten denkt regelmäßig darüber nach, aus dem Job auszusteigen. Das hat eine Umfrage ergeben, die im letzten Jahr durchgeführt und vom britischen Verteidigungsministerium in Auftrag gegeben wurde. Zwar sind noch 75 Prozent der Soldaten und 93 Prozent Offiziere in der Army stolz, für das britische Militär zu arbeiten, bei Luftwaffe und Marine liegen die Zahlen etwa niedriger. Auch die Arbeitszufriedenheit ist noch ziemlich hoch. Aber die Unzufriedenheit ist ebenso groß wie die Moral niedrig. Auch höhere Löhne scheinen da nicht wirklich anzukommen.

Der lange Krieg, wie der Krieg gegen den globalen Terror auch genannt wurde, könnte daher nicht nur an der Politik, sondern auch an willigen Soldaten einbrechen. Letztes Jahr waren 15.000 britische Soldaten im Irak, in Afghanistan und im Balkan stationiert, weitere 15.000 waren in anderen Einsätzen, beispielsweise bei der Marine, unterwegs. Die Armee findet bereits nicht mehr genügend Rekruten, es fehlen 5000, besonders junge Offiziere würden schnell wieder aussteigen.

Bislang konnte die Fahnenflucht noch durch mehr Geld für die Soldaten halbwegs kompensiert werden. Wie in den USA auch nagen neben Mängeln bei Ausrüstung und Versorgung die wiederholten Auslandseinsätze am Willen, weiter zu machen. Die neuen Kriege im Irak und in Afghanistan fordern zwar weniger Opfer, aber im Unterschied zu herkömmlichen Kriegen ist ein Ende nicht absehbar. Die Soldaten sagen, dass sie nicht so lange und so oft von ihrer Familie und ihren Freunden getrennt sein wollen. Viele Soldaten haben allerdings die Fragebogen gar nicht erst ausgefüllt und zurückgeschickt. Bei den Offizieren waren es zwar meist mehr als 40 und bis zu 57 Prozent, bei den unteren Rängen waren es jedoch deutlich weniger. Insgesamt hat nur ein Drittel die Fragebögen ausgefüllt und eingeschickt. Möglicherweise sind das die noch etwas Willigeren und höher Motivierten.

Florian Rötzer10.07.2008

http://www.heise.de/tp/blogs/6/110724

Artikel über die Umfrage:

ZitatFirst Tri-Service attitude survey published
A Defence Policy and Business news article
9 Jul 08

The first UK Tri-Service Armed Forces Continuous Attitude Survey (AFCAS), allowing direct comparison between the Services and capturing the concerns of the Armed Forces as a whole, has been published today, Wednesday 9 July 2008.

The survey was conducted between July and October 2007. Since then, a number of the issues raised in the survey have already been addressed with the introduction of measures such as this year's 2.6 per cent pay rise, the £10,000 rise in commitment bonuses to £15,000 and the 1% increase in 'X-factor' pay.

This latest survey builds on the Single Service Continuous Attitude Surveys and, although some questions in the AFCAS are similar to those in the Single Service surveys, the results are not directly comparable. The plan is to continue surveying Armed Forces opinion in this way to further improve our ability to respond to the needs of our people.

The latest statistics show that pride remains high within the Armed Forces with 93 per cent of Army officers and 76 per cent of soldiers proud to be in the Army. Pride in the Royal Navy and Royal Air Force is also high, with 84 per cent of RN officers and 62 per cent of sailors proud to be part of the Royal Navy, and 89 per cent of RAF officers and 69 per cent of airmen expressing pride in their Service.

Armed Forces personnel also have high levels of job satisfaction: 73 per cent of Army officers and 57 per cent of soldiers, 71 per cent of Royal Marine officers and 50 per cent of other ranks, 70 per cent of RAF officers and 50 per cent of other ranks, and 64 per cent of Royal Navy officers and 48 per cent of other ranks. There are also high levels of satisfaction with the medical and dental treatment provided for personnel, across all Services.

Throughout the Armed Forces, the inevitable impact of Service on family life, including the amount of time spent away from home, remains a key issue. However, over half of Army personnel surveyed (62 per cent) said the frequency of operational tours was "about right" or "too few".
 
Service personnel are compensated for these differences in lifestyle and working conditions through the payment of an additional 14 per cent of their salary through 'X-factor' pay. Personnel completing a six month operational deployment are also eligible for a tax-free operational allowance of £2,320.

Under Secretary of State for Defence Derek Twigg welcomed the publication of the surveys, saying:

"These surveys offer a useful snapshot of attitudes. They help the Armed Forces target issues that concern our people and inform changes in policy and new initiatives. Since the survey was conducted we have already implemented a number of important changes such as the recent pay rise, an adjustment to the operational bonus, and the introduction of childcare vouchers. Over the next ten years we are also spending £8.4 billion on accommodation, an area that is a high priority for our personnel.

"We know that there is always more that can be done and later this month we are publishing the first cross-Government Service Personnel Strategy, which contains a number of measures that will further improve the support we offer to personnel, families and veterans and ensure that we address all of their concerns."

The surveys provide a sample of views from across the Armed Forces to the Chiefs of Staff of the Royal Navy, the Army and the Royal Air Force. Previous trends from these surveys have informed decisions on Single Service personnel initiatives and resources.

http://www.mod.uk/DefenceInternet/DefenceNews/DefencePolicyAndBusiness/FirstTriserviceAttitudeSurveyPublished.htm

Kater

ZitatBritischer Soldat in Afghanistan festgenommen

London (AP) Unter dem Vorwurf des Geheimnisverrats ist ein britischer Soldat in Afghanistan festgenommen worden. Der Offizier werde zum Verhör nach Großbritannien geflogen, teilte das Verteidigungsministerium in London am Mittwoch mit. Ihm drohen bei einer Verurteilung bis zu 14 Jahre Haft. Die Zeitung «Sun» berichtete, er habe Zahlen zum Tod von Zivilpersonen beim Einsatz der Koalitionstruppen an eine Menschenrechtsorganisation weitergegeben. Human Rights Watch hatte im vergangenen Jahr berichtet, die Zahl ziviler Opfer bei US- und NATO-Einsätzen in Afghanistan habe sich zwischen 2006 und 2007 von 116 auf 321 fast verdreifacht.

http://de.news.yahoo.com/1/20090204/tpl-britischer-soldat-in-afghanistan-fes-cfb2994.html

Kater

ZitatGroßbritannien macht mutmaßlichem Afghanistan-Deserteur den Prozess

Wegen seiner Flucht vor einem bevorstehenden Einsatz in Afghanistan muss sich ein britischer Soldat vor einem Militärgericht verantworten. Der 27-jährige Joe Glenton erschien am Montag in einer Armeeuniform zu seiner ersten Anhörung in Bulford Camp bei Salisbury im Südwesten Englands. Das Gericht vertagte die Verhandlung und setzte eine neue Anhörung für September an. Nach Angaben seines Anwalts will sich der Obergefreite nicht schuldig bekennen.

Glenton gehört seit 2004 den britischen Streitkräften an. Als er 2007 zum zweiten Mal nach Afghanistan geschickt werden sollte, verweigerte er den Einsatz, indem er untertauchte. Mehr als zwei Jahre später stellte er sich freiwillig. Bei einer Verurteilung wegen Fahnenflucht droht ihm eine zweijährige Gefängnisstrafe.

http://www.123recht.net/article.asp?a=46345&ccheck=1

Kater

ZitatSoldat Joe Glenton demonstriert in London. Ihm droht ein Verfahren wegen Fahnenflucht.



Tausende Menschen haben am Samstag in London gegen den britischen Kriegseinsatz in Afghanistan demonstriert. Angeführt wurden die Demonstranten von einem aktiven Soldaten und Familienangehörigen der Kämpfenden.

(sda/dpa/afp) Sie forderten den sofortigen Abzug der Briten. Die Polizei bezifferte die Zahl der Teilnehmer auf 5000, die Organisatoren auf das doppelte. Nach Angaben der Anti-Kriegs-Organisation Stop The War Coalition war es das erste Mal, dass ein dienender Soldat offen an einer Anti- Kriegs-Demo teilnimmt. Gleichzeitig zeigte eine Umfrage, dass die Zustimmung in Grossbritannien für den Einsatz immer weiter sinkt.
Anzeige  Soldat Joe Glenton sagte, er könne nicht mehr mit gutem Gewissen in Afghanistan dienen, während mehr und mehr Soldaten sterben. Ihm droht jetzt wegen Fahnenflucht eine Verfahren vor einem Militärgericht.

Mehrheit für Rückzug
In Afghanistan sind derzeit rund 9000 Briten stationiert, seit Kriegsbeginn vor acht Jahren kamen 222 Soldaten ums Leben. Premierminister Gordon Brown hatte Anfang des Monats die Entsendung von 500 zusätzlichen Soldaten angekündigt.

An dem Protest in London beteiligte sich auch die älteste Anti-Kriegs-Aktivistin des Landes. Die 104 Jahre alte Hetty Bowyer sagte: «Ich kann keinen Sinn im weiteren Töten sehen. Ich war auf jeder einzelnen Anti-Kriegs-Demonstration. So lange mich meine Beine tragen, werde ich weitermachen.» Die Demonstranten zogen bei Nieselregen durch die Innenstadt zum Trafalgar Square.

Zugleich zeigte eine repräsentative Umfrage für den Sender Channel 4, dass die Befürworter des Krieges immer weniger werden. 62 Prozent forderten einen Abzug der Truppen sofort oder im kommenden Jahr. 48 Prozent waren zudem davon überzeugt, dass ein militärischer Sieg in Afghanistan unmöglich ist - bei einer ähnlichen Umfrage im Jahr 2007 glaubten das nur 36 Prozent.

Protest in PolenAuch in der polnischen Hauptstadt Warschau demonstrierten mehrere hundert Menschen gegen den Afghanistan-Einsatz. Sie forderten den Rückzug der polnischen Truppen. Vor dem Parlament stellten sie als Symbol einen Sarg ab.
Polen beteiligt sich mit 2000 Soldaten an der Nato-geführten Internationalen Schutztruppe für Afghanistan (ISAF). Bei dem Einsatz starben bisher 15 polnische Soldaten. Laut einer Umfrage vom September sind 81 Prozent der Polen für einen Rückzug ihrer Soldaten aus Afghanistan.
http://www.nzz.ch/nachrichten/schweiz/tausende_protestieren_in_london_gegen_afghanistan-einsatz_1.3919703.html

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