Lohnabhängigenbewusstsein heute

Begonnen von counselor, 21:21:23 So. 11.Dezember 2022

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counselor

Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

Kuddel

Das Bewußtsein der arbeitenden Menschen ändert sich mit den gesellschaftlichen Entwicklungen. Den Britschen Arbeiter:innen ging der Ruf voraus, eine besonders klassenkämpferische Haltung zu haben. Das ist mit "New Labour", Tony Blair und dem Rechtsruck der Sozialdemokraten, und dann mit Boris Johnson völlig den Bach runtergegangen.

Das ändert sich gerade rasant durch die Streikwelle. Es waren nicht Linke Organisationen, die die Streikwelle angezettelt und die Politisierung der Menschen vorangetrieben haben, es waren die Beschäftigten selbst, getrieben von ihren unerträglichen Lebensbedingungen. Sie lernen in großen Versammlungen, Märschen und Kundgebungen. Sie lernen durch Solidarität und dem Gefühl eigener Macht, wenn man nur zusammenhält.

Onkel Tom

Zitat von: Kuddel am 10:59:00 Mi. 22.Februar 2023Es waren nicht Linke Organisationen, die die Streikwelle angezettelt und die Politisierung der Menschen vorangetrieben haben, es waren die Beschäftigten selbst, getrieben von ihren unerträglichen Lebensbedingungen.

Hat also mit Marxismus oder das Verlangen danach weniger zu tun sondern
gedeiht aus der Not heraus, zusammen zu halten und Protest und Streiks
zu machen. (Otto-Normal-Aufstand)  8)

Lass Dich nicht verhartzen !

Kuddel

Nein, so würde ich es nicht sagen. Marx hat die Kämpfe von Arbeitern genauso beschrieben.

Ich wollte nur sagen, daß sich Linke oftmals zu wichtig nehmen. Sie haben wenig Ahnung von der Macht und der Organisierung von arbeitenden Menschen. Unter ihnen gibt es auch rassistische und reaktionäre Ideen, aber deshalb sind DIE Arbeiter noch längst nicht reaktionär. Kämpfe und Kampfzyklen der Arbeiter verlaufen nicht im selben Rythmus wie die der Linken.

Die Macht der Arbeiter:innen ist ein vielfaches größer, als die der linken Szene. Deshalb ist die Arroganz vieler Linker gegen den "unpolitischen" Proll nicht angebracht. Linke sollten ihre Spielwiesen verlassen, Kämpfe der Malocher unterstützen und dabei voneinander lernen.

BGS

Zitat von: Kuddel am 12:18:22 Mi. 22.Februar 2023Die Macht der Arbeiter:innen ist ein vielfaches größer, als die der linken Szene. ... .

Perfekt auf den Punkt gebracht. Angesichts der vielerorts übelst verbreiteten Ausbeutung der Menschen für quasi einen Hungerlohn bei immens steigenden Kosten sehe ich persönlich eine weitere Zunahme und Dauer der materiellen Not sehr vieler Menschen kommen.

Ein neues Lohnabhängigenbewusstsein und Solidarität werden sich daraus entwickeln.

MfG

BGS
"Ceterum censeo, Berolinensis esse delendam"

https://forum.chefduzen.de/index.php/topic,21713.1020.html#lastPost
(:DAS SINKENDE SCHIFF DEUTSCHLAND ENDGÜLTIG VERLASSEN!)

Kuddel

Ich möchte mal auf obiges Video eingehen.
Habe es mir erst jetzt angesehen, naja, habe oft weitergescrollt.
Ich finde den 99 zu eins Youtube Kanal ganz ok, habe einige interessante Beiträge da gesehen.

Über diesen Beitrag habe ich mich geärgert. Es ist ein weiterer Beleg für den Zustand der Linken.

Da sitzen Akademiker und labern darüber, wie Arbeiter wohl denken, fühlen und handeln.

Scheinbar kennen diese Linken keine Arbeiter, die von ihrer Lebensrealität erzählen könnten.

Tiefrot

Da gebe ich dir vollkommen Recht.
Aber von Studierten erwarte ich für meinen Teil nix anderes.

Gut, komme ich zum Bewusstsein. An allen Ecken und Enden wird ja von der Atomisierung der Gesellschaft geredet.
Dem stimme ich weitgehend zu. Auf der anderen Seite, wer nach dem Gesetz der Wüste (Jeder ist sich selbst der Nächste)
klarkommen muss, gibt auch keinen solidarischen Nährboden. Da gibts noch viel (wieder) zu lernen.
Denke dran: Arbeiten gehen ist ein Deal !
Seht in den Lohnspiegel, und geht nicht drunter !

Wie bekommt man Milllionen von Deutschen zum Protest auf die Straße ?
Verbietet die BILD und schaltet die asozialen Medien ab !

Kuddel

Der Artikel bei Jacobin paßt ein wenig in diese Rubrik...

Zitat von: Kuddel am 12:04:48 Do. 23.Februar 2023Da sitzen Akademiker und labern darüber, wie Arbeiter wohl denken, fühlen und handeln.

Scheinbar kennen diese Linken keine Arbeiter, die von ihrer Lebensrealität erzählen könnten.

...ich finde ihn trotzdem lesenswert, denn es wird nicht über Arbeiter:innen geredet, sondern mit ihnen.

Zitat»Macht euren Scheiß doch alleine«

Das Bild einer nach rechts driftenden Arbeiterklasse ist falsch. Entscheidender ist, dass die alltägliche Kritik der Arbeitenden nicht repräsentiert wird. Wohin sich dieses Gefühl politisch entwickelt, ist offen.


...»Gibt es Arbeiter überhaupt noch?«, fragen uns Uniabsolventen, während von fern ein Presslufthammer dröhnt. »Ah, das neue AfD-Milieu«, sagen andere. Uns reichen diese Klischees nicht. Nachdem seit Jahren fast nur noch dann über die Arbeiterklasse  gesprochen wird, wenn Rechtsradikale Wahlerfolge feiern, wollen wir uns ein genaueres Bild des Arbeiterbewusstseins jenseits der Schlagzeilen verschaffen. Wir treffen Arbeiterinnen und Arbeiter zu Hause oder in der Mittagspause, auf der Baustelle oder im Café. ...
https://jacobin.de/artikel/macht-euren-scheiss-doch-alleine-arbeiterklasse-politische-repraesentation-rechtsruck-demobilisierung-linda-beck-linus-westheuser/

counselor

Lesenswerter Artikel! Danke fürs Einstellen!

ZitatHört man Lisa zu, versteht man, wie eng die migrationskritische Rhetorik mit den eigenen übergangenen Ansprüchen verzahnt ist: »Unsere Rentner zum Beispiel, das find ich ungerecht, was die an Geld kriegen. Das ist nichts. Da kriegt 'n – Entschuldigung, wenn ich dit jetzt sage – da kriegt 'n Asylant mehr. Und der macht gar nichts. Die könnten mehr für unsere Rentner machen, oder für unsere Obdachlosen, Häuser bauen oder irgendwas. Ne, da geben se lieber den Leuten 'n Smartphone, die grade mal 'n Vierteljahr hier sind.«

Das höre ich im Betrieb oft. Und es wird auch über Arbeitslose genörgelt, wie im Artikel beschrieben.

Viele Linke halten dieses Denken für reaktionär bzw für AfD-Sprüche.

Wir haben leider kein Gegenmittel und es ist deswegen sehr schwer, den Kollegen und Kolleginnen den Gedanken des Internationalismus und der Solidarität nahezubringen.
Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

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