Doku-Film: " MS Völkerfreundschaft"

Begonnen von jobless0815, 22:02:23 Fr. 14.November 2008

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jobless0815

Läuft grad seit 21:15 Uhr ; Morgen auch nochmal um 09:00 Uhr auf Phoenix

Beschreibung aus TV-Movie:

   "Im Jahre 1960 erwarb der FDGB (Freier Deutscher Gewerkschaftsbund der DDR) das schwedische Schiff 'Stockholm' und nannte es 'MS Völkerfreundschaft'. Bis 1985 fuhr das Schiff im Auftrag des FDGB zur See; vor allem verdienstvolle Arbeiter erhielten diese Reisemöglichkeit als eine Art Auszeichnung ihrer Leistungen. Anhand von Interviews ehemaliger Besatzungsmitglieder und Passagiere, mit historischem Archivmaterial und heutigen Aufnahmen entlang der alten Reiseroute in Richtung Leningrad erinnert die Filmemacherin Ulrike Knorr an diese Zeit. Dabei spürt sie den Freuden und Annehmlichkeiten einer solchen Kreuzfahrt nach, aber auch den Widersprüchen und Diskrepanzen, die unweigerlich aufscheinen. Sie konfrontiert die Versprechungen der Werbebroschüre der 'MS Völkerfreundschaft', die den Passagieren eine Freiheit des Entweichens auf den Meeren der Welt in Aussicht stellt, mit einer tatsächlich in der DDR existierenden Bewegungseinschränkung und einer Verschlossenheit gegenüber den hier suggerierten Freiheiten.

Der Dokumentarfilm versucht eine Art Gratwanderung, die Widersprüche nicht zudeckt, sondern zulässt. So versteht sich der Film zum einen als eine Art Plädoyer für ein Recht der ehemaligen DDR-Bürger auf persönliche Erinnerungen an glückliche Momente, die es auch in einem autoritären Staat wie der DDR gegeben hat. Eine positive Identifizierung mit der eigenen Biografie und ihren angenehmen Augenblicken muss erlaubt sein und möglich gemacht werden. Zum anderen möchte sich Knorr mit ihrer Darstellung deutlich von einer viel beschworenen 'Ostalgie' absetzen, indem sie die Zwischentöne und Differenzen aufzeigt. Die 'MS Völkerfreundschaft' versinnbildlicht für sie eine Art 'Nachbildung der DDR im Kleinen' und zugleich ihr Gegenteil. Sie ist eine Insel, von der nicht wirklich zu entkommen ist und zugleich eine Welt des Luxus auf fremden Weltmeeren, weit ab vom Alltag in der DDR. Sie steht für Freizeit und Vergnügen, für endlose Horizonte und die Lichtstimmungen derOstsee mit all den Sehnsüchten, die diese auszulösen vermögen. Zugleich verweist die interne Organisation an Bord deutlich auf den Staat im Hintergrund. Das vom Kulturoffizier erstellte Rahmenprogramm mit kulturellen Veranstaltungen und Landgängen dient der politischen Bildung im Sinne des sozialistischen Wertesystems. Die Mischung und rhythmische Gliederung der verschiedenen Materialien informiert, irritiert und hinterfragt und ermöglicht so einen neuen und differenzierten Blick auf die verschiedenen Seiten eines Lebens in der DDR."


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