Die 1.000 Euro Anti-Krank-Prämie

Begonnen von Kater, 14:22:14 Mo. 16.November 2009

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Kater

neue Wundermedizin entdeckt...

ZitatUmstrittene Prämie für Mitarbeiter, die sich nicht krank melden
Die 1.000 Euro Anti-Krank-Prämie
Von Claudia Wietfeld

Krankheiten sind teuer - auch für Unternehmen. Deshalb versuchen immer mehr Firmen die Fehlzeiten ihrer Mitarbeiter zu reduzieren. Manchmal einfach mit Bargeld. Ein umstrittene Idee.

Unter den Arbeitnehmern im Ruhrgebiet wird das Prämiensystem von Jörg Hübner aus Dortmund derzeit heftig diskutiert. Der Geschäftsführer einer Firma für Gerätebau zahlt jedem seiner 240 Mitarbeitern 1.000 Euro, wenn dieser ein Jahr lang nicht krankfeiert. Für einen Fehltag werden 100 Euro abgezogen. Wer Urlaub opfert oder Überstunden macht, kann Krankheitstage damit ausgleichen.

"Das Prämiensystem bewährt sich prima", so Hübner, der inzwischen häufiger Gast in Talk-Shows ist. Er habe die Mitarbeiter gefragt, alle wollen das Geld. "Wer verzichtet in diesen Zeiten schon auf 1000 Euro?", fragt der Geschäftsmann mit Seitenblick auf die Gewerkschaften. Für die IG Metall, aber auch für den Arbeitsmediziner Michael Falkenstein von der Uni Dortmund, ist die Prämienzahlung eine höchst umstrittene Methode. "Die Versuchung ist groß, auch einmal krank in den Betrieb zu gehen", meint der Mediziner vom Institut für Arbeitsforschung.

Gesundheitstraining oder Gesundheitsprämie?
Experten halten deshalb ein spezielles Gesundheitsmanagement, so wie es etwa von der RAG, der Metro oder Opel angeboten wird, für wesentlich sinnvoller. Auch die Vestischen Verkehrsbetriebe im Kreis Recklinghausen wollen, dass ihre 1300 Beschäftigten aktiv werden: Runter vom Sofa heißt hier das Motto - Sport gegen Übergewicht, Bluthochdruck und Rückenleiden.

Dabei locken besonders die Gratisangebote. Durch eine Kooperation mit einer großen Fitness-Studio-Kette bekommen die Mitarbeiter der Vestischen zehn Trainingseinheiten zum Nulltarif - medizinische Betreuung inklusive. "Wer einmal reingeschnuppert hat, zufrieden ist und erste Erfolge bemerkt, bleibt häufiger am Ball", so Heiner Wickert, der Personalchef des Verkehrsunternehmens.

Der gute alte Betriebssport
Für die Vestischen ist die Rechnung ganz einfach: Jeder Prozentpunkt weniger beim Krankenstand bedeutet bares Geld, in diesem Fall 350 000 Euro im Jahr. Seminare über gesunde Ernährung, aber auch Kurse zur Raucherentwöhnung und Suchtprävention sollen helfen. Selbst der gute alte Betriebssport wurde wieder belebt: Das gemeinsame Training macht Spaß und verbessert das Klima am Arbeitsplatz.

Für Professor Michael Falkenstein ist aber nicht nur die körperliche Fitness wichtig. " Menschen, die Sport treiben sind auch geistig beweglicher", so das Ergebnis einer seiner Studien.

Ein weiteres Druckmittel?
All das kann Geld allein nicht erreichen. Zwar hat Unternehmer Hübner aus Dortmund einen Krankenstand, der gen Null tendiert - doch ob seine Mitarbeiter wirklich immer gesund sind, wird von Gewerkschaftern stark bezweifelt. Er selbst verteidigt sein Bonus-System und spricht von einer tollen Arbeitsatmosphäre. Seine Motivationsprämie musste er dabei noch nicht einmal mit dem Betriebsrat absprechen - es gibt keinen und Sportangebote müssen sich seine Beschäftigten selber suchen.

Für die Gewerkschaften ist Unternehmer Hübner ein rotes Tuch. Sie halten Prämienzahlungen für ein weiteres Druckmittel der Arbeitgeber. Die Angst des Mitarbeiters vor dem Verlust des Arbeitsplatzes werde schamlos ausgenutzt, so die IG Metall in Dortmund. Jörg Hübner sieht die Diskussion ganz gelassen. Er hat keine kranken Mitarbeiter und der Betrieb boomt - selbst in Krisenzeiten.

http://www.wdr.de/themen/gesundheit/praevention/arbeitgeber/index.jhtml?rubrikenstyle=gesundheit

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