Berlin, Brunnenstraße 183 wird geräumt!

Begonnen von Senor_Ding-Dong, 15:52:51 Di. 24.November 2009

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Senor_Ding-Dong

Da heute viel Hubschrauberverkehr über der Berliner Innenstadt ist, habe ich eben mal bei indymedia vorbeischaut, um zu sehen, ob eventuell was los ist...Und siehe da: Brunnenstraße 183 wird aktuell geräumt! :( Bäh!

Ich werd da jetzt mit dem Rad hinfahren, vielleicht kann ich helfen...

http://www.brunnen183.de/

P.S. Falls Meldung besser offtopic, dann verschieben...

Senor_Ding-Dong

So, ich bin wieder zurück. Puh, das ganze macht mich sehr betroffen und traurig, was da gestern Abend passiert ist. Auch wenn schon lange damit zu rechnen war, daß die Brunnenstraße 183 geräumt und damit ein weiteres soziales Wohnprojekt in der Berliner Innenstadt platt gemacht wird.

Leider symptomatisch für (zu) viele Ostberliner Häuser. Westdeutscher Geldsack (sehr oft Anwalt) kauft Schrotthaus, macht es schick oder auch nicht und kassiert neben Mietwucher auch an Subventionen und steuerlichen Abschreibungen. Dieser soziale Abschaum kann von mir aus gern an seinem vielen Geld (bedrucktes Papier) ersticken. Problematisch wird es, wenn dieser Abschaum anfängt, mit seinem Geld andere Menschen zu drangsalieren und an die Wand zu stellen.

ZitatHaus ohne Fenster

Berlin - Am Tag nach der Räumung durch 600 Polizisten ist das Haus an der Brunnenstraße 183 ein beliebtes Fotomotiv. Touristen bleiben gruppenweise stehen und knipsen, was die Foto-Handys hergeben. Dunkle Fensterhöhlen, aus denen Scheiben und Rahmen gebrochen wurden. Handwerker, die Türen mit Stahlplatten versehen, gegen Einbrecher, wie sie sagen. Den uniformierten Wachmann, der vor dem Haus patrouilliert. Ein schönes Motiv aus dem „wilden Berlin“.
...
http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/berlin/147612/147613.php

ZitatDie Fenster sind nur noch leere Höhlen. Glas und Rahmen sind herausgerissen. Im Erdgeschoss versperren Metallplatten den einstigen Umsonstladen. Am Tag nach der Räumung (taz berichtete) bietet die Brunnenstraße 183 in Mitte ein trostloses Bild. Nur das fassadenfüllende Wandgemälde ist noch zu sehen. "Wir bleiben alle" steht dort in meterhohen Lettern.

200 Meter weiter südlich wächst das Betonskelett für ein Hotel aus dem Boden. Zwei weitere wurden gerade in Sichtweite fertig gestellt. Die Immobilienbranche mag in Folge der Wirtschaftskrise darben. Im Umfeld des Rosenthaler Platzes ist davon nichts zu spüren. Für fast alle Brachen im Umkreis von einem Kilometer gilt: Sie wurden in den letzten zwei Jahren bebaut. Oder es steht dort aktuell ein Kran. Oder ein Bauschild.

Über 70 Projekte lassen sich zählen: Reihenweise werden schicke Loft-Häuser errichtet, die meisten von profitorientierten Investoren. Die Häuser haben große Fenster und ausladende Balkone. Ein Traum. Wer würde nicht gern in so einem Loft wohnen? Nur können es sich die Meisten nicht leisten. Das Problem sind nicht die Neubau-Lofts, sondern dass in der Berliner Innenstadt kaum noch etwas anderes möglich ist.

Die Brunnenstraße 183 mit ihrer ranzig-bunten Fassade war eins der letzten Zeichen dafür, dass der Kiez noch nicht vollkommen glatt gebügelt ist. Nicht, dass viele Anwohner mit dem Gedanken gespielt hätten, dort einzuziehen. Aber wer sich als Mitte-Bewohner bisher im Mittelfeld zwischen den Loft-Yuppies und den 183er-Punks halbwegs sicher fühlen durfte, sieht sich nun ans Ende der unten kürzer werden Skala gerückt.

Im "Umsonstladen", in dem man Gebrauchsgüter ohne Bezahlung abgeben und auch mitnehmen konnte, stand lange das Schild: "Achtung! Sie verlassen den kapitalistischen Sektor." Der Bezirksbürgermeister von Mitte hatte sich lange um eine nicht ausschließlich profitorientierte Lösung für das Hausprojekt bemüht. Ganz im Stile der 90er Jahre trafen sich Politker und Bewohner mit dem Eigentümer Manfred Kronawitter am Runden Tisch. Der plant ein "Mehrgenerationenprojekt", mit sozialem Anspruch. "Ich bin doch auch eher links", sagt Kronawitter. Er hätte das Haus an die Bewohner verkauft, wenn er ersatzweise ein landeseigenes Grundstück in der Nähe hätte erwerben dürfen. Der mühsam errungene Kompromiss scheiterte am Widerspruch vom Senat. "Ich bin enttäuscht, dass gerade ein linke Regierung sich da quergestellt hat", so Kronawitter zur taz.

Statt mit dem Senat wird er sich wieder mit den ehemaligen Bewohnern streiten müssen. Die halten die Räumung für rechtswidrig und wollen vor Gericht ziehen. Die Polizei habe Mietverträge und Meldeanschriften ignoriert, teilten sie am Mittwoch mit. 50 Menschen stünden nun auf der Straße. Der Eigentümer habe nur fünf Räumungsklagen für einzelne Wohnungen gewonnen, sagen die Bewohner. Dennoch sei das ganze Haus geräumt worden. Zudem sei in einigen Fällen der Gerichtsweg noch nicht ausgeschöpft gewesen. "Ich habe alles gewonnen, was möglich ist", entgegnet Kronawitter. Laut Polizei, die mit 600 Beamten den Gerichtsvollzieher unterstützt hatte, wurden im Haus 22 Personen angetroffen. Alle "ohne gültigen Mietvertrag".

"Der Gerichtsvollzieher hatte Vollstreckungstitel für zehn Wohnungen und ein Ladenlokal", erklärt ein Justizsprecher. Zwar seien nicht alle Titel rechtskräftig, aber dennoch "vorläufig vollstreckbar" gewesen. Mit anderen Worten: Die Räumung war möglich. Sollten die einstigen Bewohner noch Recht bekommen, stünde ihnen Schadenersatz zu. Eine Rückkehr ist so oder so unmöglich. Das Haus wurde nach der Räumung unbewohnbar gemacht. Das juristische Geplänkel wird die Veränderungen im Kiez nicht rückgängig machen.

...
http://www.taz.de/regional/berlin/aktuell/artikel/1/die-alternativen-sind-ausgeraeumt/

Gruslig wirkte es, als Baurbeiter die Fenster des hell bestrahlten Hauses herausnahmen und knackend die Fensterkreuze herausbrachen. Leider ist es mir nicht gelungen bis vor das Haus zu kommen, da ein halbes Dutzend Securitas-Assis was dagegen hatte und mich nicht aus dem Ausgang in die Brunnenstraße ließ.

Ein penetrantes ca. 5 jähriges Gör fragte seine Großmutter mehrmals quäkend: "Warum scheißen die Steine?" Oma wisperte irgendwas indoktrinierendes von schießen oder so...Traurig, Kinder sind doch so leicht zu beeflussen und oft so großer Dummheit ausgesetzt. Dann mischte sich ein Flaschensammler ein und faselte auch was abwertendes über das Haus. Aufregung am Rosentaler Platz als zwei Passanten forschen Schrittes mit Brett und Holzplatte bepackt auf die Absperrungen zugingen besser an ihnen vorbeigingen. :)

Die Riot-Büttel waren heute Abend wegen einer Demo für die Brunnen 183 auch schon wieder ganz aufgeregt,  Abartig und albern. Mußten unbedingt in meinen Rucksack mit Lidl-Zutaten sehen. Wenn doch endlich wirklich jemand einem dieser uniformierten Turtles mit einer Axt den Panzer knacken würde. Dann hätte das Regime wenigstens einen Grund so aufzudrehen...und müßten sich nicht immer selbst was ausdenken, um Querulanten strafrechtlich zu belangen.


Sturmabteilung 2009

Folterwerkzeuge

...und der neunte Schuß ging mitten durch die Stirn.

Looking for Senor in Weinbergspark

http://www.flickr.com/photos/mikaelzellmann/sets/72157622868952004/



Hedgegina

hab nur gehört dass in unserem kieler käseblatt ne soli-demo zur brunnenstraße erwähnt wurde:  http://www.kn-online.de/schleswig_holstein/aus_dem_land/125063-Spontandemonstration-gegen-Raeumung.html

P.S.: Deine Bilder und Schilderungen gehen echt unter die Haut!

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