Betriebsrat gründen

Begonnen von jensen-ex, 23:06:37 Sa. 19.Oktober 2013

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jensen-ex

Hm, ich bin beruflich seit geraumer Zeit im Gesundheitswesen (Pflege) tätig. Wie es um die Arbeitsbedingungen in diesem Bereich bestellt ist, werden die meisten von Euch wissen. Seit einiger Zeit wird es für viele KollegInnen schwierig, diesen Umstand zu akzeptieren (hoher Krankenstand führt zu Doppelschichten und Endloseinsätzen, d.h. in der Regel 10 oder mehr Tage durcharbeiten, Management verlangt Übergaben in der Freizeit (KollegInnen sollen 1/2 Stunde vor offiziellem Dienstbeginn da sein), Bossing vor allem LAN und ausländischen KollegInnen gegenüber, hohe Standards bei der Dokumentation stehen dem Personalschlüssel entgegen ...). Mit einigen KollegInnen habe ich bezüglich der Gründung eines Betriebsrates und/oder einer Gewerkschaftsgruppe (habe an die FAU gedacht) geredet und bekam ein positives Echo.

Meine Frage wäre, wie die ersten Schritte aussehen könnten, um etwas halbwegs Schlagkräftiges aufzubauen.



Viele Grüße  Jens
So it goes.

Kurt Vonnegut

Rappelkistenrebell

Gegen System und Kapital!


www.jungewelt.de

eichkatz

Formal läuft es so: Drei wahlberechtigte Beschäftigte oder eine im Betrieb vertretene Gewerkschaft (wenigstens ein Mitglied) berufen eine Betriebsversammlung ein, auf der von der Mehrheit der Anwesenden ein Wahlvorstand gewählt wird (§17, 17a BetrVG). Wahlberechtigt sind alle volljährigen Betriebsangehörigen oderLeiharbeiterInnen, die wenigstens drei Monate im Betrieb sind (§7). Sobald ein Wahlvorstand gebildet ist, leitet er die Betriebsratswahl ein. Die Mitglieder des Wahlvorstands sind mit ihrer Wahl geschützt. Be- und verhindern darf das Unternehmen die Wahl nicht. Wählbar sind alle Beschäftigten, die wenigstens 6 Monate im Unternehmen sind.

Was ich für wichtig hielte: Herausfinden, ob es Unterstützung für eine Betriebsratswahl gäbe, ob also ein Wahlvorstand gewählt würde. KollegInnen finden, die sich den Umgang mit möglichem Druck bis zur Durchführung erst der Wahlversammlung und dann der BR-Wahl zutrauen. Das alles möglichst heimlich - ab der Wahl des Wahlvorstands besteht ein gewisser Schutz, das größte Risiko scheint mir anfangs und bei einem Scheitern der Initiative zu bestehen. Eine gemeinsame Wahlliste der Arbeitenden (mit Ver.di, FAU, sonstwem, Unorganisierten) erschwert Spaltungsversuche. Eine Listenwahl, in der die Reihenfolge der KandidatInnen festgelegt und nicht für die Arbeitenden frei wählbar wäre, käme dann nur durch eine unternehmensnahe Liste zustande und wäre ofensichtlich deren Spaltung. Diese Personenwahl ist gerade bei einer Belegschaft sinnvoll, in der sich die Leute namentlich kennen.

Praktische Tips und Unterstützung gibt es bei der Gewerkschaft, da würde ich auf jeden Fall vorher hin. Ich würde ja grundsätzlich für ver.di plädieren, aber das ist wirklich zweitrangig. Im Ver.di-Mitgliedernetz könnt ihr als Mitglieder ebenfalls Fragen einstellen.

Viel Erfolg und Kraft wünsche ich euch!

jensen-ex

Zitat von: eichkatz am 23:42:27 So. 20.Oktober 2013

...

interessantes zeug ...

...



hm, das wären ja schon einmal ein paar grundlegende Infos. dankeschön.
So it goes.

Kurt Vonnegut

eichkatz

Auf

br-wahl.verdi.de

findest du ein 8-Minuten-Video, das den Ablauf und das Vorgehen bei einer BR-Wahl beschreibt. Wenn das für dich hilfreich ist, schreib mir auch direkt. Ich bin Mitglied in einem vor anderthalb Jahren gegründeten BR (Einzelhandel).

Grüße, Eichkatz

jensen-ex

Nun, jetzt heißt es bei der gesamten Belegschaft Überzeugungsarbeit zu leisten, gerade in der Pflegebranche scheint es schwierig, bestehende Anfangswiderstände in Hinsicht auf Organisiertheit zu überwinden, .

Danke für Dein Angebot, sobald das ganze spruchreif ist, würde ich gerne darauf zurückkommen.

Viele Grüße  jensen
So it goes.

Kurt Vonnegut

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