Grenzüberschreitende Solidarität: Vestas

Begonnen von Kuddel, 20:03:27 Di. 03.Januar 2023

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Kuddel

ZitatStreik-Demo vor Vestas-Zentrale in Dänemark
Seit 7. November streiken die Servicetechniker des Windradbauers Vestas für einen Tarifvertrag mit verlässlichen Lohnerhöhungen. Doch die Geschäftsleitung bleibt stur. Dabei fehlen massiv Fachkräfte für die Energiewende. Über 200 demonstrierten vor der Konzernzentrale in Aarhus/Dänemark.[/b]
https://kueste.igmetall.de/branchen/wind/streik-demo-vor-vestas-zentrale-in-daenemark



https://youtu.be/52tylfeQRt8

Die dänische Presse übertreibt ein wenig:
ZitatRote Fahnen über Vestas: Die weltgrößte Gewerkschaft brachte den deutschen Arbeitskampf nach Aarhus
https://stiften.dk/artikel/r%C3%B8de-faner-over-vestas-verdens-st%C3%B8rste-fagforening-bragte-tysk-arbejdskonflikt-til-aarhus

Die Geschichte ist durchaus erwähneswert, denn es kämpft nicht einfach die IG Metall, sondern es sind im Betrieb, in der Gewerkschaft, aber auch im Umfeld ein paar kämpferische Leute, die diese Auseinandersetzung vorantreiben.

Grenzüberschreitend sind Arbeitskämpfe in Deutschland extrem selten. Deshalb weise ich auf diese Auseinandersetzung hin.

Kuddel

ZitatStreik bei Vestas geht weiter

Die IG Metall weitet die Streiks beim Windanlagenhersteller Vestas aus. Seit Mittwoch ruht die Arbeit in weiten Teilen des Services, die Proteste werden fortgesetzt. ,,Die Beschäftigten kämpfen weiter für einen Tarifvertrag mit regelmäßigen Tarifsteigerungen, Sonderzahlungen und Altersteilzeit", sagte Ines Beeck, Gewerkschaftssekretärin der IG Metall. Wegen des Streiks stehen Windparks länger als sonst üblich und kommen einige Projekte nicht voran, heißt es.
https://www.thb.info/rubriken/maritime-wirtschaft/detail/news/streik-bei-vestas-geht-weiter.html

Kuddel

Streik bei Vestas auch in Thüringen.

ZitatMonteure der Windenergiefirma Vestas streiken auch in Sommeröda   

Streiktag 55 - (fast) im Verborgenen. Es gibt Streiks, die mehr Aufmerksamkeit bekommen.

Am fehlenden Wind kann es nicht gelegen haben. ,,Auf der Herfahrt habe ich einige Windräder gesehen, die sich nicht drehten", sagt Ralph Lenkert am Freitag in Sömmerda. In der Ehrhardt-Straße, auf dem Gelände, wo die Sömmerdaer Feuerwehr gern mal zu Übungszwecken Autos mit dem Spreizer traktiert oder einen Busbrand löscht, überrascht die Aussage des Linke-Bundestagsabgeordneten zwei Dutzend Männer und eine Frau eher nicht. Es sind Monteure der Windkraftanlagenfirma Vestas, nach Firmenaussagen des Weltmarktführers, die sich hier versammelt haben. Rote Warnwesten haben sie an und Banner der IG Metall dabei. Sie streiken. Ihre Forderung: ein Tarifvertrag. Mehr Geld ja, aber auch mehr Sicherheit. Die Löhne bei Vestas seien seit Jahren nicht gestiegen. Es gebe kein Urlaubsgeld, kein Weihnachtsgeld und auch keine Altersteilzeit.

In der Ehrhardtstraße, keine Hochglanzadresse, ist eines der über Deutschland verteilten Lager des aus Dänemark stammenden Unternehmens. Ein paar weiße Transporter mit dem Firmenlogo und dem sonst aus Friesland-Krimis mit Humoranteil bekannten NF-Kennzeichen stehen aufgereiht da. Sie wurden seit Wochen nicht bewegt. Zunächst gab es mehrere Warnstreiks.

Freitag ist Tag 55 des Ausstandes

Seit Anfang Januar sind die Männer und Frauen dauerhaft daheim. Freitag ist Tag 55 ihres Ausstands. Was sie nicht warten, darf sich nicht drehen – schon wegen der Versicherung.

,,Es ist unser Problem, dass keiner wirklich mitkriegt, wenn wir daheim auf der Couch sitzen", sagt einer. Schon klar, das aktuell angekündigte Chaos an Flughäfen oder die in Aussicht gestellte Weigerung, den Müll einzusammeln, stoßen auf mehr Echo. ,,Wir sind einfach an jedem Standort zu wenige und zu weit verstreut, als dass bemerkt würde, wenn wir uns irgendwo vor ein Tor stellen", sagt Andreas Krieg. Er hat ein Heimspiel. Die Sömmerdaer Vestas-Monteure bekommen am Kundgebungstag aber auch Verstärkung von anderen Standorten. Aus Magdeburg zum Beispiel ist Michael Rehbogen angereist. Er filmt mit dem Handy. Es läuft ein Live-Chat. Deutschlandweit sind 300 Vestas-Streikende zugeschaltet. Ein unterstützender Kommentar kommt von den Kollegen von Vestas Mediterranean aus Spanien. Digitale Streikkonferenzen sind usus.
Ganz ignoriert Vestas die Streikenden nicht

Die Geschäftsführung habe es bisher abgelehnt, mit den Streikenden überhaupt zu sprechen, erzählt Andreas Krieg. ,,Das kann ich nicht verstehen, nicht jetzt, wo doch eigentlich jede Fachkraft gebraucht würde und die Branche im Aufwind sein müsste", sagt Lenkert. Für den Standort Sömmerda wird aktuell nach einem ,,reisefreudigen Servicetechniker (m/w/d) für Großkomponenten" gesucht.

Ganz ignoriert Vestas seine Streikenden sichtlich nicht. Noch so ein NF-Auto steht da. Eine Limousine. ,,Der kleine Boss", sagt einer der Männer. Jemand müsse ihm Bescheid gesagt haben.

Lenkert ist Umwelt-, Klima- und Energiepolitischer Sprecher seiner Fraktion. Vestas-Mitarbeitende hatten vor ein paar Tagen im Bundestag vorgesprochen. Erst da sei auch er aufmerksam geworden.

In Sömmerda verspricht Lenkert den Streikenden, sich am Montag, nach dessen Urlaub, mit Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) in Verbindung setzen zu wollen. Das Büro des ehemaligen Gewerkschafters abe er bereits kontaktiert. ,,Vielleicht kann er ja als Vermittler tätig werden", hofft einer.
https://www.thueringer-allgemeine.de/regionen/soemmerda/monteure-der-windenergiefirma-vestas-streiken-auch-in-soemmerda-id237676505.html

Kuddel

Jetzt hat ein aktueller Bericht seinen Weg in die Nachdenkseiten gefunden.

ZitatVESTAS mag keine Gewerkschaften in Deutschland – monatelanger Streik

Der weltgrößte Hersteller von Windkraftanlagen ist umweltfreundlich, aber arbeiterfeindlich.


Ein langer Streik, der vor Weihnachten 2022 gegen VESTAS in Deutschland begann, zeigt ein Unternehmen, das ein zynisches doppeltes Spiel spielt. VESTAS mit Hauptsitz in Dänemark hat dort einen Tarifvertrag mit den Gewerkschaften. Aber in Deutschland weigert sich der global agierende Konzern, einen Tarifvertrag abzuschließen. Am 21. Dezember 2022 kamen mehrere hundert Service-Mitarbeiter, die in Deutschland Windkraftanlagen warten, in Bussen zur VESTAS-Zentrale in Aarhus, um zu protestieren. Sie streiken seit Monaten mit voller Unterstützung ihrer Gewerkschaft IG Metall. Doch die VESTAS-Chefs zeigten ihnen die kalte Schulter. (...)
weiter: https://www.nachdenkseiten.de/?p=94603

Kuddel

ZitatGierige dänische Konzerne

Sobald sie zehn Zentimeter über die Grenze sind, ändern sie ihr Verhalten.


Es ist abstoßend zu sehen, wie sich dänische Unternehmen in Deutschland verhalten. Vestas weigert sich, einen Tarifvertrag mit den über 600 deutschen Servicemitarbeitern abzuschließen. Die Fleggaard-Gruppe greift mit Minijobs massiv auf Arbeitskräfte in den Grenzläden zurück, der Metzgerkonzern Skare lässt im geschlossenen Schlachthof in Nibøl Mitarbeiter aus Ghana und Nigeria im Stich. Erst kürzlich hat Danfoss nach jahrelangem Tauziehen mit der Gewerkschaft IG Metall einen Tarifvertrag für mehrere hundert Mitarbeiter in Flensburg abgeschlossen.

Das sind Unternehmen, die sich in Dänemark als sozial verantwortlich bezeichnen und sich mit Superlativen darüber schmücken, grün zu sein und sich für Nachhaltigkeit einzusetzen. Aber sobald sie zehn Zentimeter über die Grenze sind, ändern sie ihr Verhalten. Dann sind Lohndumping und ungeregelte Zustände an der Tagesordnung. Gleichzeitig machen Konzerne wie Danfoss und Fleggaard enorme Profite. Der CEO von Danfoss, Kim Fausing, hatte im vergangenen Jahr ein Gehalt von 66 Millionen DKK (knapp 9 Millionen €). Das entspricht 1420 Personen in 520-Euro-Jobs. Menschen, die zwei oder drei Jobs annehmen müssen, um zu überleben.

So lassen sich mit veränderten Wettbewerbsbedingungen in einem anderen Land nutzen. Die im Besitz von Investoren befindliche Vestas steht derzeit unter globalem Druck der Konkurrenz, während sich gleichzeitig die grüne Wende abzeichnet. Dem Konzern, dessen goldenes Ei der Service und die Wartung der vielen Turbinen sind, stehen sicherlich bessere Zeiten bevor. Während Siemens-Gamesa – einer von zwei weiteren weltweit marktbeherrschenden Konzernen in der Windkraftbranche – in Deutschland einen Tarifvertrag hat, verteidigt sich Vestas damit, die Situation mit den Betriebsräten zu klären. Gehaltskonditionen können hier allerdings nicht vereinbart werden.

Diese Form des Urkapitalismus ist nichts weniger als asozial und zeigt mit aller Deutlichkeit, dass es umso notwendiger ist, dass die Politik bei einsetzender Gier die Rahmenbedingungen für eine erträgliche Gleichheit in der Gesellschaft schafft. Gier in den Chefetagen ist kein neues Phänomen und ein Zustand, mit dem wir uns auseinandersetzen müssen. Nicht zuletzt in einer zunehmend globalisierten Welt. Gegen größeres Unrecht sind keine Weichen gestellt. Wie das Beispiel der nigerianischen und ghanaischen Mitarbeiter bei Skare in Nibøl zeigt, besteht nur die Aussicht, dass es in den kommenden Jahrzehnten noch schlimmer wird.
Übersetzung aus Flensborg Avis von John Graversgaard.

Vestas hat gerade verschiedene internationale Verträge abgeschlossen, gleichzeitig zeigten sich Beschäftigte in Deutschland kämpferisch. Jetzt soll es doch Tarifverhandlungen geben:

ZitatArbeitskampf bei Vestas: Jetzt wird doch verhandelt

Erste Gespräche zwischen Unternehmen und Gewerkschaft haben begonnen, bis Ende März sollen die wesentlichen Punkte geklärt sein. Warum der Hersteller überraschend einlenkte.


Nach mehreren Streiks bei Vestas Deutschland hat das Unternehmen jetzt doch Verhandlungen mit der IG Metall Küste über einen Tarifvertrag aufgenommen.(...)
https://www.erneuerbareenergien.de/technologie/onshore-wind/arbeitskampf-bei-vestas-jetzt-wird-doch-verhandelt

ManOfConstantSorrow

Einer der längsten Streiks in Deutschland scheint beendet – mit Erfolg!

Vestas & die IGMetall haben sich auf Tarifverträge geeinigt, eine Premiere beim Windkraftanlagenhersteller. Außerdem wurde erstmals ein Streik fast komplett online organisiert.

ZitatDer digitale Windkraftstreik

Seit mehr als 120 Tagen streiken die Servicetechniker*innen des dänischen Windkraftbauers Vestas in Deutschland. Sie fordern deutlich mehr Geld und vor allem einen Tarifvertrag. Ihr Arbeitskampf findet digital statt, denn sie sind über das ganze Land verteilt.


Jeden Tag um 9 Uhr fährt Kai Hamann seinen Computer hoch, so wie rund 300 Beschäftigte an dutzenden anderen Orten in Deutschland. Es wird über die Firma geredet, über das Wetter, manchmal prominenten Gästen zugehört. Es hört sich an wie das tägliche Homeoffice digitaler Nomad*innen – aber es ist das Gegenteil: Die Männer – und eine Frau – streiken. Der Bildschirm ist ihr digitales Streikzelt, vor dem sie sich täglich zwei Mal versammeln. (...)
https://www.dgb.de/++co++3a6c6884-1f12-11ee-83f0-001a4a160123
Arbeitsscheu und chronisch schlecht gelaunt!

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