Deserteure unterm Hakenkreuz

Begonnen von Kater, 19:03:14 Mo. 23.Oktober 2006

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Kater

NDR Fernsehen, Dienstag, 24.10.2006 um 23.00 Uhr

ZitatDeserteure unterm Hakenkreuz
Leben mit der Fahnenflucht

Mehr als 60 Jahre sind vergangen, seit Ludwig Baumann das größte Unrecht seines Lebens widerfahren ist. Doch vergessen kann der 84-Jährige nicht.

Während des Zweiten Weltkriegs hat Baumann, verurteilt wegen Fahnenflucht, zehn Monate in der Todeszelle gesessen. Man verschwieg ihm, dass ein Militärgericht ihn längst begnadigt hatte. 'Jeden Morgen denkt man, jetzt holen sie dich raus', erzählt Baumann. 'Und jeden Morgen bricht man zusammen, wenn die Wachen an der Zelle vorübergehen.' Der kleine, drahtige Mann macht eine lange Pause. 'Das vergisst man nicht. Niemals.'

Knapp 18 Millionen Männer haben in der deutschen Wehrmacht gedient. Etwa Einhunderttausend, so schätzen Wissenschaftler, wurden fahnenflüchtig. Die meisten hat man eingefangen, gefoltert, verurteilt. In den USA haben Militärgerichte im Zweiten Weltkrieg 146 Soldaten hinrichten lassen, in Großbritannien 40. In Deutschland hat die NS-Militärjustiz 30.000 Todesurteile gefällt. 20.000 wurden vollstreckt, so schätzt man, genaue Zahlen gibt es nicht.

Die NDR Dokumentation 'Deserteure unterm Hakenkreuz' zeichnet das Leben und Leiden von drei jungen Soldaten nach, die nicht mehr mitmachen wollten, die ihren Eid auf Führer, Volk und Vaterland gebrochen haben. Drei Beispiele, die verdeutlichen, was ein Leben mit der Fahnenflucht bedeutete.

Auch nach Kriegsende galten Männer wie Ludwig Baumann in Deutschland als vorbestraft. '57 Jahre hat man uns als Vaterlandsverräter beschimpft', so Baumann, 'als Dreckschweine und Feiglinge'. Dass die Urteile gegen Deserteure vor vier Jahren aufgehoben wurden, war für ihn und die anderen Überlebenden eine späte Genugtuung. Ein Triumph, den die meisten der ehemaligen Deserteure nicht mehr erleben durften.
http://www3.ndr.de/ndrtv_pages_special/0,3144,SPM2376,00.html?SID=65782135

Kater

Wiederholung auf Phoenix:

Samstag, 21.04.2007,  20.15   

ZitatDeserteure unterm Hakenkreuz
Leben mit der Fahnenflucht
Film von Hauke Wendler, NDR/2006

http://www.presseportal.de/story.htx?nr=973526&ressort=5

Kater


Kater


admin

ZitatDenkmal für Deserteure in Wien

Ein überdimensionales, dreistufiges X liegt nun am Wiener Ballhausplatz. 70 Jahre nach Kriegsende hat der österreichische Bundespräsident Fischer ein Denkmal für Deserteure eingeweiht.




Lange Zeit galten die Deserteure der Wehrmacht in Österreich als Verräter. Mit dem Denkmal in Wiener Bestlage wird der Sinneswandel eindrucksvoll dokumentiert. Den Deserteuren ist nun ein prominentes Denkmal gesetzt worden.

Die vom deutschen Bildhauer Olaf Nicolai entworfene dreistufige Treppenskulptur in Form eines "X" wurde am Wiener Ballhausplatz - dem Machtzentrum der Alpenrepublik - enthüllt. Die sei ein "politisch, historisch, menschlich und moralisch" wichtiger Akt des Gedenkens an die Opfer der NS-Militärjustiz, sagte Bundespräsident Heinz Fischer. Dabei betonte er den Unterschied zwischen der Desertion aus der Armee des Nazi-Regimes und aus Armeen von Rechtsstaaten. "Es ist ehrenhaft, in der Auseinandersetzung mit einer brutalen und menschenverachtenden Diktatur seinem Gewissen zu folgen."


Bundespräsident Fischer (r) und der Bildhauer Olaf Nicolai

Die NS-Militärrichter hatten während des Zweiten Weltkriegs rund 30.000 Todesurteile gegen Deserteure, Kriegsdienstverweigerer und Selbstverstümmler gesprochen. Darunter waren auch etwa 2000 Österreicher.

"Man muss sich entschuldigen und schämen"

Dass Österreich erst 70 Jahre nach Kriegsende die Opfergruppe der Deserteure und Kriegsdienstverweigerer ehre und sie lange als "Verräter" abgestempelt habe, sei sehr bedauerlich, sagte Fischer. "Das ist etwas, wofür man sich entschuldigen und schämen muss." Zur Eröffnung sprach auch der inzwischen 92-jährige Deserteur Richard Wadani. Er habe 1944 seinen Wechsel auf die Seite der Alliierten als "Moment der Befreiung" erlebt, sagte er.

Der Anstoß für das Projekt war vom "Personenkomitee Gerechtigkeit für die Opfer der NS-Militärjustiz" gekommen, unterstützt unter anderem von Literatur-Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek, dem Schriftsteller Josef Hader oder dem Künstler André Heller. Die rot-grüne Wiener Landesregierung hatte die Idee ins Koalitionsprogramm aufgenommen.

In Deutschland sind seit den 1980er Jahren etwa 30 Deserteurs-Denkmäler und Gedenktafeln aufgestellt worden.
http://www.dw.de/denkmal-f%C3%BCr-deserteure-in-wien/a-18019183

ManOfConstantSorrow

Ludwig Baumann desertierte 1942 aus der Wehrmacht, wurde verurteilt und kämpfte ein Leben lang für seine Rehabilitation. Nun gibt es einen Film über ihn.

Über 60 Jahre lang galt er als vorbestraft, konnte sich nie eine wirtschaftlich gesicherte Existenz aufbauen. Als Vertreter ging er von Tür zu Tür und verkaufte Gardinen oder ,,gebrauchte Fernseher". Bei ihm, erzählt Ursula Prahm, ,,war es immer knapp".

https://taz.de/Dokumentarfilm-Die-Liebe-zum-Leben/!5969847/
Arbeitsscheu und chronisch schlecht gelaunt!

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