Neues zum Golfkriegssyndrom

Begonnen von Kater, 02:16:00 Mi. 02.November 2005

⏪ vorheriges - nächstes ⏩

Kater

ZitatDienstag 1. November 2005, 12:23 Uhr
Britisches Gericht erkennt erstmals Golfkriegssyndrom an

London (AFP) - Erstmals hat ein britisches Gericht das sogenannte Golfkriegssyndrom als Krankheit anerkannt und einem Kriegsveteranen Anspruch auf Invalidenrente zuerkannt. Nach Auffassung des Gerichts, das für Rentenstreitigkeiten zwischen Veteranen und dem Verteidigungsministerium zuständig ist, fasst der Begriff Golfkriegssyndrom medizinisch korrekt eine Reihe "unnormaler Symptome" zusammen, an denen die Soldaten seit ihrer Rückkehr aus dem Irakkrieg von 1991 leiden. Der Anwalt des Klägers Daniel Martin sprach am Dienstag von einer "historischen Entscheidung": Vor allem für die zahlreichen unter dem Syndrom leidenden Veteranen dürfte das Urteil "enorme Konsequenzen" haben.

http://de.news.yahoo.com/051101/286/4qw4v.html

Carsten König

Die Briten knicken schnell wieder ein...no way:  sonst hätte man doch vor Jahren den Tyrannen Pinochet lebenslänglich in den Bau gesetzt. Aber da hatte Maggie dann wieder lange Finger gemacht.

v-null

ZitatOriginal von Carsten König
Die Briten knicken schnell wieder ein...no way:  sonst hätte man doch vor Jahren den Tyrannen Pinochet lebenslänglich in den Bau gesetzt. Aber da hatte Maggie dann wieder lange Finger gemacht.

Ich würde das nicht so hoch hängen. ahrscheinlci wird das Urteil von der nächtshöheren Instanz einkassiert. Das sieht rechtsstaatlicheraus.
solange man mit entwicklung, produktion und handel von waffen profite machen kann wird es kriege geben.

Kater

ZitatUS-Militär soll schuld am Golfkriegssyndrom sein

Erschöpfung, Muskelschmerzen, Gedächtnisschwund - viele Veteranen des Golfkrieges leiden am "Golfkriegssyndrom". Die Ursache ist unbekannt. Eine US-Wissenschaftlerin glaubt, dass Pestizide und Anti-Nervengas-Pillen der Auslöser waren. Hat sie Recht, trägt das US-Militär die Schuld.

Bis zu 200.000 Veteranen des Golfkriegs haben das "Golfkriegssyndrom". Die Betroffenen leiden an Erschöpfungszuständen, Schlaf- und Gedächtnisproblemen, Depressionen und Muskelschmerzen. Bis heute weiß man nicht, was die Ursache für die mysteriöse Erkrankung ist. Viele mögliche Auslöser haben Wissenschaftler im Verdacht gehabt, darunter Uranmunition, Dioxine aus brennenden Ölquellen oder Impfstoffe.

Beatrice Alexandra Golomb von der University of California glaubt nun, die Ursache gefunden zu haben. Sie hat mehr als 100 Studien zum Golfkriegssyndrom analysiert und kommt zu dem Ergebnis: Chemische Gifte, die das zentrale Nervensystem angreifen, sind die Verursacher des Golfkriegssyndroms.

Es geht um Stoffe, die den Abbau von Acetylcholin verhindern. Der Neurotransmitter Acetylcholin ist an der Steuerung genau jener Funktionen beteiligt, die bei den Veteranen häufig in Mitleidenschaft gezogen sind: Schlaf, Konzentration, der Muskelapparat. 18 von 21 epidemiologischen Studien sehen laut Colomb einen signifikanten Zusammenhang zwischen der Exposition durch Acetylcholinesterase-Inhibitoren und dem Vorliegen der typischen Symptome bei den Veteranen, schreibt die Wissenschaftlerin im Fachmagazin "Proceedings of the National Academy of Sciences".

Möglichen psychischen Ursachen des Golfkriegssyndroms sei dagegen bisher zu viel Gewicht beigemessen worden. "Psychologischer Stress kann das Ausmaß der Symptome nicht erklären", sagte Golomb der Nachrichtenagentur Reuters. Schließlich dauerte der Bodenkrieg nur vier Tage und im Vergleich zu anderen Kriegen waren relativ wenige Soldaten in direkte Kampfhandlungen verwickelt.

Die Substanzen waren in Pillen und Pestiziden

Acetylcholinesterase-Inhibitoren hingegen waren die US-Soldaten auf vielfältige Weise ausgesetzt. So erhielten nach Schätzungen 250.000 Soldaten diese Substanzen mittels Pillen, die sie vor möglichen Gasangriffen schützen sollten. Acetylcholinesterase-Inhibitoren sind auch Bestandteil gängiger Pestizide, die die US-Armee in großen Mengen gegen Insekten einsetzte. Nach Schätzungen des US-Verteidigungsministeriums erlitten 41.000 Soldaten eine Überdosis an Pestiziden, wie die Forscher in ihrer Studie berichten. Dazu kommen noch 100.000 Soldaten, die dem Nervengift Sarin ausgesetzt waren, als in der irakischen Wüste ein Munitionsdepot explodierte - denn auch Sarin ist ein Acetylcholinesterase-Inhibitore.

Zudem zeigten weitere Studien: Je mehr Anti-Nervengas-Pillen die Soldaten nahmen oder je stärker sie Sarin ausgesetzt waren, desto stärker litten sie anschließend an den Symptomen des "Golfkriegssyndroms".

Weitere Belege für ihre Hypothese fand Colomb in Studien, die die Auswirkung der Stoffe auch außerhalb des Golfkrieges untersuchten. Mehrere Studien belegten, dass Bauern ganz ähnliche Symptome wie die Golfkriegsveteranen zeigten - wenn sie den gleichen Pestiziden ausgesetzt waren. Auch die Opfer der terroristischen Sarin-Attacken in Japan litten anschließend an Symptomen, die dem "Golfkriegssyndrom" sehr ähneln.

Andere US-Wissenschaftler bleiben skeptisch, insbesondere weil die Exposition mit chemischen Stoffen im Golfkrieg nicht objektiv gemessen wurde - alle Studien müssen sich auf die menschliche Erinnerung verlassen. "Jahre nach dem Ereignis zurückzuschauen und sich an eine mögliche Exposition zu erinnern - es ist bekannt, dass dies zu erheblichen Fehlern führt", sagt Charles Engel vom Walter Reed Army Medical Center in Washington gegenüber der Los Angeles Times.

Es scheint also, als sei die Diskussion um die Ursache des "Golfkriegssyndroms" noch lange nicht beendet - auch 17 Jahre nach dem Krieg.

http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,540741,00.html

Kater

ZitatGOLFKRIEGS-SYNDROM: Nervengas und Pillen machten Soldaten krank
Von Heike Le Ker

Weder Psychoproblem noch Stressbewältigung: Das Golfkriegs-Syndrom ist Folge von Nervengasen und prophylaktisch geschluckten Pillen. Das berichtet ein vom US-Kongress beauftragtes Expertengremium - und fordert Millionen für die Suche nach geeigneten Therapien.

Es sind nicht nur die Bilder, die in den Köpfen der Golfkriegs-Veteranen bleiben: Die Bilder von toten Kameraden, verwaisten Kindern, bombardierten Häusern. Es sind vor allem körperliche Beschwerden, die die Heimgekehrten auch 17 Jahre nach Ende des Golfkriegs noch immer an ihren Einsatz erinnern: Lähmungen, Haarausfall, Kopfschmerzen, Schwindel, Sehstörungen, Durchfall. "Posttraumatischen Stress" nannten das die einen, "Einbildung" die anderen - "Golfkriegs-Syndrom" heißt es in der Fachsprache.

Die Ursachen kannte lange Zeit niemand, doch jetzt hat eine Expertenkommission einen von Wissenschaftlern bereits gehegten Verdacht bestätigt: Nervengifte, denen die Soldaten während des Krieges ausgesetzt waren, sollen die vielen unterschiedlichen Beschwerden ausgelöst haben. "Mehrere Studien weisen übereinstimmend darauf hin, dass das Golfkriegs-Syndrom nicht auf die Kampfhandlungen oder Stress zurückzuführen ist", schreibt das vom US-Kongress beauftragte Gremium in einem am Montag in Washington veröffentlichten, 450 Seiten starken Papier. "Das Golfkriegs-Syndrom ist real und durch den Kontakt mit Neurotoxinen während des Golfkriegs entstanden."

Mindestens jeder Vierte der knapp 700.000 Soldaten im Golfkrieg leidet unter dem Syndrom, für das es bis heute kaum Therapien gibt. Viele Betroffene fühlen sich von dem Staat, für den sie in den Krieg gezogen sind, alleingelassen. Sie wollen, dass ihre Beschwerden offiziell anerkannt und nicht weiterhin als psychologische Probleme dargestellt werden. Der neue Report könnte ihnen dabei helfen.

Den Analysen zufolge steckten die giftigen Chemikalien zum einen in Tabletten, die die Truppen eigentlich geschluckt hatten, um sich vor Nervengas-Angriffen von irakischer Seite zu schützen. Das hatte man ihnen zumindest prophezeit. Zum anderen setzten die Soldaten in ihren Lagern Pestizide ein: in Aufenthalts- und Essbereichen, aber auch in Zelten und auf Uniformen.

Chemische Gifte im Körper

Eine der gefährlichen Substanzen im Visier der Forscher heißt Pyridostigminbromid. Das Mittel erhöht die Menge des Botenstoffes Acetylcholin. Dieser ist für zahlreiche Prozesse im Körper verantwortlich, so auch für die Weiterleitung von Nervenimpulsen auf die Muskulatur, also etwa für Bewegungen. Die GIs hatten die Arznei Pyridostigminbromid prophylaktisch genommen, um einer Nervengas-Attacke vorzubeugen, die die Bildung von Acetylcholin blockiert hätte.

Doch das Mittel selbst hat schwere Nebenwirkungen: Atemwegskrämpfe können auftreten, Durchfall, Übelkeit, Muskelzuckungen oder Schluckbeschwerden. Auch in Insektiziden finden sich Stoffe, die für viel Acetylcholin zwischen Nerven- und Muskelzellen sorgen.

Die Verfasser der Untersuchung haben Hunderte von Studien über Golfkriegs-Veteranen und Gift-Expositionen bei Tierversuchen ausgewertet und dabei nach eigenen Angaben "objektive biologische Maße" gefunden, die kranke Veteranen von Gesunden unterscheiden können. Dazu zählten die Funktionsweisen des Gehirns, des autonomen Nervensystems, der Hormone und des Immunsystems, heißt es in dem Report.

Die Experten schließen sich damit einer US-Wissenschaftlerin an, die schon vor Monaten die entscheidenden Hinweise geliefert hatte: Beatrice Alexandra Golomb von der University of California hatte mehr als 100 Studien zum Golfkriegs-Syndrom analysiert und kam damals zu demselben Ergebnis wie die Expertenrunde jetzt: Chemische Gifte, die das zentrale Nervensystem angreifen, sind die Verursacher des Golfkriegs-Syndroms.

60 Millionen Dollar für Forschungsprojekte

Golomb hatte damals noch weitere Belege für ihre Hypothese in Studien gefunden, die die Auswirkung der Stoffe auch außerhalb des Golfkrieges untersucht hatten. Mehrere Studien belegten, dass Bauern ganz ähnliche Symptome wie die Golfkriegsveteranen zeigten - wenn sie den gleichen Pestiziden ausgesetzt waren. Auch die Opfer der terroristischen Sarin-Attacken in Japan litten anschließend an Symptomen, die dem Golfkriegs-Syndrom sehr ähneln.

Für die Kriegsveteranen könnte nun wieder Bewegung in das Anerkennungsverfahren ihrer Krankheit kommen: Denn der Report hält nicht nur fest, dass die bisherigen Forschungsprogramme zum Golfkriegs-Syndrom zu wenig neue Therapievorschläge geliefert hätten. Die Kommission wird auch in ihren Forderungen konkret: Jedes Jahr sollten 60 Millionen Dollar für wissenschaftliche Studien bereitgestellt werden, die sich mit dem Golfkriegs-Syndrom beschäftigten.

http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,591208,00.html

  • Chefduzen Spendenbutton