Lay / Kipping: Teilzeit PLUS Modell für die Zukunft / Ein-Euro-Job-Strategie kläglich gescheitert

Begonnen von Wilddieb Stuelpner, 08:20:12 Sa. 15.Juli 2006

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Wilddieb Stuelpner

Presseinformation 288 / 2006 der Linksfraktion.PDS Sachsen vom 13. Juli 2006

Lay / Kipping: Teilzeit PLUS Modell für die Zukunft / Ein-Euro-Job-Strategie kläglich gescheitert

Das Projekt "Teilzeit PLUS", das von 2002 bis 2004 in Dresden von Kreishandwerkerschaft, Umweltzentrum und Bundesagentur für Arbeit mit 200 Mitarbeitern aus 38 Unternehmen in 48 Vereinen durchgeführt wurde, soll wiederbelebt und auf ganz Sachsen ausgeweitet werden. Caren Lay, stellvertretende Vorsitzende und arbeitsmarktpolitische Sprecherin der Linksfraktion.PDS:

Im Rahmen der erneuten Debatte über die Tauglichkeit arbeitsmarktpolitischer Instrumente beginnen wir mit der Vorstellung innovativer Projekte. Die Zeit dafür ist reif, denn: Nach aktuellen Zahlen der Bundesagentur für Arbeit, Regionaldirektion Sachsen, fällt die Bilanz der so genannten Ein-Euro-Jobs äußerst mager aus. Erklärtes Ziel dieser Beschäftigungsformen war es, Erwerbslose in den ersten Arbeitsmarkt zu integrieren. Trotz 63.503 dieser Arbeitsgelegenheiten, die 2005 in Sachsen besetzt wurden, sind nur 1452 der Ein-Euro-Jobber in eine feste Beschäftigung gelangt oder haben sich selbstständig gemacht. Das sind gerade mal 2,29 Prozent. Nachdem Kritik aus der Wirtschaft wegen ihrer Verdrängung regulärer Stellen formuliert wurden, belegen auch diese Zahlen: Die "Ein-Euro-Jobs" sind ein Flop!

Gleichzeitig werden Projekte, die präventiv wirken und einer Stabilisierung des ersten Arbeitsmarktes dienen, nicht weiter gefördert. Ein solches Projekt ist "Teilzeit PLUS": Ein Instrument, mit dem betriebliche Auftragsschwankungen abgefedert werden können. Das Projekt "Teilzeit PLUS"
hat Arbeitslosigkeit bekämpft und gesellschaftlich nützliche Arbeit ermöglicht. So konnten Beschäftigte von Handwerksbetrieben bei verschlechterter Auftragslage verkürzt arbeiten und die übrige Zeit für gemeinnützige Vereine tätig sein. Gerade für Handwerksbetriebe, die in Sachsen durchschnittlich sieben Mitarbeiter haben, ist dieses Modell die beste Medizin, die oft Existenz bedrohenden Konjunkturschwankungen für alle Beteiligten schmerzfrei zu überstehen. So lange die nötige Änderung auf Bundesebene fehlt, sollte Sachsen wie Mecklenburg-Vorpommern mit Hilfe von ESF-Mitteln einspringen und solche Ansätze fördern.

Katja Kipping, Bundestagsabgeordnete und stellvertretende Vorsitzende der Linkspartei.PDS, die am Workshop bei der Kreishandwerkerschaft zu diesem Thema teilnahm, erklärt: Ein Grund für das Ende von "Teilzeit PLUS" ist eine undurchdachte geschäftspolitische Entscheidung der Bundesagentur für Arbeit gewesen, sich nur auf die "Leistungsempfänger" zu konzentrieren. Die Zielgruppe von "Teilzeit PLUS" aber sind die Beschäftigten kleiner und mittelständischer Betriebe. Ein Projekt, das allen Seiten nur Vorteile bringt, darf nicht verhindert werden. Die Lohnkosten-Zuschüsse und jährlich 50.000 Euro für die Projekt-Steuerung waren gut investiertes Geld. Das Auslaufen des Projektes hat in Dresden nach Informationen aus der Handwerkerschaft zu zahlreichen Entlassungen geführt - und damit auch zu zusätzlichen Kosten der Arbeitsagentur. Die Linke wird daher auf Bundesebene das Bundesarbeitsministerium drängen, die Bundesagentur zu einer Änderung ihrer Geschäftspolitik zu bewegen.

Marcel Braumann
(Pressesprecher)
Tel.: (0351) 4935823
Handy: 01718983985

Wilddieb Stuelpner

Chemitzer Morgenpost, vom 14. Juli 2006

Arbeitsamt soll Handwerker ausleihen

Von Stefan Locke

DRESDEN - Arbeitslosigkeit verhindern statt bezahlen: Klingt nach einem frommen Wunsch, ist aber möglich, behaupten Sachsens Handwerker und die Linkspartei. Wenn da nicht noch ein Haken wäre.

Das Modell heißt ,,Teilzeit Plus", klingt bestechend einfach und ist bereits erprobt:

Kleine Handwerksbetriebe leihen bei Auftragsflaute ihre Mitarbeiter an gemeinnützige Vereine aus statt sie zu entlassen. Den Lohn für die Zeit der Ausleihe zahlt die Arbeitsagentur. Vorteil: Der Betrieb braucht nicht den vollen Lohn und die Agentur nicht das volle Arbeitslosengeld zu zahlen.

Und obendrein wird Vereinen geholfen. ,,Das ist ein gutes Mittel, um relativ schmerzfrei schwierige Auftragslagen zu überstehen", sagt Ralf Peuker, Chef der Kreishandwerkerschaft Dresden.


Vor zwei Jahren wurde die Idee in Dresden ausprobiert. 200 Handwerker halfen in 50 Vereinen für drei bis sechs Monate aus, reparierten Gebäude und Mobiliar, bauten Spielplätze und bastelten mit Kindern. ,,Das gab völlig neue Impulse", sagt Stefan Mertenskötter vom Umweltzentrum Dresden e.V., das sich damals beteiligte. ,,Wir haben nur gute Erfahrungen gemacht", sagt auch Peuker. Gemeinsam mit der Linkspartei fordert er daher Wiederauflage und Ausdehnung des Projekts auf ganz Sachsen.

Selbst Sachsens Arbeitsagentur-Chef Karl-Peter Fuß begrüßt die Initiative.

,,Das ist eine sinnvolle Möglichkeit, Arbeitslosigkeit zu verhindern." Rund eine Million Euro standen für die Probephase zur Verfügung. Einziges Problem jetzt: Keiner will die 50000 Euro Kosten für zwei Projektkoordinatoren übernehmen. Fuß: ,,Wir prüfen das." Sollte das Ergebnis negativ sein, fordert die Linkspartei den Freistaat auf, einzuspringen.

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