Uniformierte Journalisten - Wie "Bundeswehr TV" für Soldaten sendet

Begonnen von Kater, 22:00:38 Fr. 16.Februar 2007

⏪ vorheriges - nächstes ⏩

Kater

ZitatUniformierte Journalisten - Wie "Bundeswehr TV" für Soldaten sendet

Sie gehen weltweit auf Sendung, ob in Afghanistan oder Zypern. Aber nicht jeder kann die Berichte der Journalisten von "Bundeswehr TV" sehen. Das Fernsehprogramm für die deutschen Streitkräfte ist nur über einen speziellen Decoder zu empfangen, überall dort, wo Soldaten stationiert sind. Deutsche Tornados und Marine im NATO-Einsatz oder Totenkopf-Debatte in der Bundeswehr. Das sind Themen, die "Bundeswehr TV" ganz sicher mit anderem Blick betrachtet als "zivile" Sender. Zum Standardprogramm gehören Nachrichten - von und über die Streitkräfte im In- und Ausland. Auch die Sicherheitstagung in München ist wichtiges Thema bei "Bundewehr TV". Wie berichten die Journalisten in Uniform darüber? Haben sie einen besonderen Zugang zu Bundesverteidigungsminister Jung? Zapp über Fernsehen mit soldatischem Auftrag.

9.00 Uhr, nur noch wenige Sekunden bis zum Beginn der Morgennachrichten von "Bundeswehr TV". "Bundeswehr TV" ist verschlüsselt und richtet sich nur an Bundeswehr-Angehörige. Vor allem an die deutschen Soldaten im Ausland, für die es oft die einzige Nachrichtenquelle ist. Ausschnitt "BW TV": "Einen schönen guten Morgen, ich begrüße Sie zum Start in eine neue Woche mit Bundeswehr TV!" Kein Moderator im Kampfanzug, keine Militärkapelle zur Begrüßung. "Bundeswehr TV" sieht auf den ersten Blick aus wie jeder andere Fernsehsender. Nur die Themen sind anders. Ausschnitt "Bundeswehr TV": "Die Schnellboote S71 Gepard und S76 Frettchen haben heute den Hafen von Rostock zum Einsatz vor der libanesischen Küste verlassen. Kanada will Kampfpanzer von Deutschland leasen und zwar rund 20 Kampfpanzer Leopard 2A6M." Die kleine Redaktion arbeitet in Sankt Augustin bei Bonn und produziert zwei Nachrichtensendungen pro Tag. Daneben laufen auch eingekaufte Spielfilme, Porträts und Reportagen. Zivile Redakteure unterstützen die Soldaten bei ihrem Job. Fregattenkapitän Gerhard Deisenroth, Chefredakteur "Bundeswehr TV": "Man hat, als Bundeswehr TV aus der Taufe gehoben wurde, einen Vertrag geschlossen, um sich coachen zu lassen, quasi zu lernen: Wie macht man denn überhaupt Fernsehen? Und dieses Wissen war in der Bundeswehr nicht vorhanden. Und letztendlich ist diese Mischung, die ich übrigens für sehr gesund erachte, so geblieben."

Keine Privilegien

9.30 Uhr: Manöverkritik nach der ersten Sendung. Fregattenkapitän Deisenroth ist seit November Chefredakteur, und selbst er kennt nicht alle Fachbegriffe, die im Programm auftauchen. Fregattenkapitän Gerhard Deisenroth: "Als Marinemann habe ich mich gefragt: Weiß jeder, was ein Leopard 2A6M ist?" Unterdessen bereiten andere Mitarbeiter die Mittagssendung vor. Oberstleutnant Hans Jeitner schneidet einen Beitrag, den er zwei Tage zuvor in München gedreht hat. Thema: Die Internationale Sicherheitskonferenz. Und dieser vollbesetzte Termin war alles andere als ein Heimspiel für "Bundeswehr TV". So musste sich Oberstleutnant Jeitner genau wie alle anderen Kollegen in den Pressesaal zwängen. Und ein Exklusiv-Interview mit dem Verteidigungsminister gab es auch nicht. Oberstleutnant Hans Jeitner, "Bundeswehr TV": "Wir dürfen hier natürlich keine Sonderrolle spielen, wir sind hier Journalisten unter Journalisten. Es wäre im Gegenteil verkehrt und fatal, wenn sich herausstellen würde, dass Bundeswehr TV hier irgendwelche Privilegien bekommen würde."
Mit Privilegien konnte Oberstleutnant Jeitner auch beim nächsten Termin nicht rechnen - im Gegenteil: Auf einer Anti-Kriegsdemonstration zählt "Bundeswehr TV" nicht gerade zu den Lieblingssendern. Dennoch sucht Oberstleutnant Jeitner den rhetorischen Nahkampf, und als ehemaligen Kampfjet-Piloten können ihn auch kleine Schlappen nicht schrecken. Oberstleutnant Hans Jeitner: "Ich habe mich, wie sich das für einen Journalisten gehört, vorgestellt, von welchem Sender ich komme. Ich habe nur von einem Herren eine Absage bekommen, der mir sagte, nein für Bundeswehr TV möchte er kein Statement abgeben. Damit muss man leben und das akzeptiere ich auch."

Diskussionen

Zurück in Sankt Augustin. Oberstleutnant Jeitner führt seinen Kollegen und Chefredakteur Deisenroth den Beitrag vor. Natürlich geht es darin auch um die Kritik von Wladimir Putin an den USA: "Putin nimmt kein Blatt vor den Mund und rechnet vor allen Dingen mit den USA ab." "Die Formulierung: Rechnet ab mit den USA, kann man drüber streiten. Geht auf Konfrontationskurs oder kontert, ähnliches. Ich finde, er rechnet nicht ganz ab, sondern er wehrt sich quasi aus seiner Sicht, ob man das nun gut findet oder nicht." "Ich sag mal, es ist ja von vielen als Abrechnung irgendwo verstanden worden. Und auch, wenn wir jetzt die Diskussion uns anschauen." "Kann man drüber streiten." Und in dieser Woche geht es auch um den möglichen Tornado-Einsatz in Afghanistan. Ausschnitt "BW TV": "Das AG51 Immelmann, einziges Aufklärungsgeschwader der Bundeswehr. Reki-Tornados zur taktischen Luftaufklärung, auch im Auftrag der Nato." "Bundeswehr TV" erklärt den Kameraden das technische Wunderwerk Tornado. Mit der Musik schwingt auch ein bisschen Stolz mit. In den Nachrichten legt der Chefredakteur jedoch ebenso Wert auf kritische Stimmen. Fregattenkapitän Gerhard Deisenroth: "Wir zeigen einmal, was das Kabinett beschlossen hat und auf der anderen Seite haben wir dann daran geschnitten, die kritischen Stimmen, die aus der Opposition kamen."

"Unternehmensfernsehen"

11.45 Uhr: Die Mittagssendung. "Bundeswehr TV" muss den Spagat vollführen zwischen möglichst objektiver Berichterstattung und besonderer Motivation für die Kameraden. Vielleicht manchmal ein bisschen zu euphorisch. Ausschnitt "BW TV": "Der stellvertretende Generalinspekteur und Inspekteur der Streitkräftebasis, Admiral Wolfram Kühn, hat am vergangenen Freitag Leutnant Dirk Fassbender das Ehrenkreuz der Bundeswehr in Gold verliehen." "Ich habe ihn heute ausgezeichnet mit dem Ehrenkreuz der Bundeswehr in Gold. Eine Auszeichnung, die die normalen Stufen Bronze und Silber überspringt, die der Minister ausdrücklich verliehen hat, für diese besondere Einzeltat." Fregattenkapitän Gerhard Deisenroth: "Wenn Sie uns vergleichen mit einem anderen Bereich wie beispielsweise Bahn TV, die werden natürlich auch schwerpunktmäßig in ihrer Berichterstattung nicht über die Verspätungen berichten, die bei der Bahn vorkommen. Die kommen vor, aber die sind nicht Schwerpunkt. Und genauso ist es bei uns auch."
13.00 Uhr: Themenplanung für die morgige Sendung. Was ist wichtig für die Zielgruppe? Vieles bei "Bundeswehr TV" ist genauso wie in anderen Fernsehredaktionen. Vielleicht mit einem kleinen Unterschied: Der Chefredakteur hat ein paar mehr Kompetenzen. Fregattenkapitän Gerhard Deisenroth: "Prinzipiell hätte ich die Möglichkeit zu befehlen, aber ich möchte ja dauerhaft mit meinen Mitarbeitern arbeiten und per Befehl und Gehorsam kann man so etwas nicht machen."

http://www3.ndr.de/ndrtv_pages_std/0,3147,OID3692484_REF2488,00.html

Bundeswehr-Link:

http://www.bundeswehr.de/portal/a/bwde/kcxml/04_Sj9SPykssy0xPLMnMz0vM0Y_QjzKLd4w39bQESUGYpvqRaGKGbn4IsSB9b31fj_zcVP0A_YLc0IhyR0dFALNCMzY!/delta/base64xml/L2dJQSEvUUt3QS80SVVFLzZfQV8yMkU!?yw_contentURL=/C1256EF4002AED30/W26SPCB2315INFODE/content.jsp

Similar topics (10)

  • Chefduzen Spendenbutton