"Leiharbeit undercover" - nächste Woche im WDR

Begonnen von Kuddel, 11:22:35 So. 16.November 2008

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Kuddel

Matthias P. ist Leiharbeiter. In vielen Betrieben arbeitet er Schulter an Schulter mit den Facharbeiten des Unternehmens. Matthias P. bekommt rund sieben Euro brutto pro Stunde - weniger als die Hälfte des Lohns, den die Festangestellten mit Tarifvertrag bekommen.

Noch am Morgen saß Matthias P. in seiner Wohnung. In Hose und Leuchtweste hockte er neben dem Telefon. Er ist verpflichtet, bis eine Stunde vor Schichtbeginn zu warten, auf einen Anruf der Firma, die ihn verleiht.

Matthias P. ist in Wirklichkeit Markus Breitscheidel. Der Undercover-Rechercheur und Autor arbeitete für den Film "die story: Leiharbeit undercover" http://www.daserste.de/doku/beitrag.asp?uid=tn8oib5fy9yjfui4&cm.asp   über ein Jahr lang mit falscher Identität in der Leiharbeitsbranche, im Niedriglohnsektor. Die Reportage von Julia Friedrichs begleitet Matthias P. bis zum Werkstor, seine Arbeitstage filmt er verdeckt. Nur so ließ sich dokumentieren, wie das Leben eines Leiharbeiters tatsächlich ist.

Er arbeitet in der Industrie oder als Erntearbeiter. "die story: Leiharbeit undercover" dokumentiert die Erlebnisse von Matthias P. und spricht mit seinen Kollegen, den festen und den ausgeliehenen. Der Film geht aber auch in die Betriebe und konfrontiert die Verantwortlichen. Er wird nächste Woche beim WDR gezeigt:

Montag, 17. November, 22:00 - 22:45 Uhr, WDR
Dienstag, 18. November, 14:15 - 15:00 Uhr, WDR

Buchtipp: Markus Breitscheidel, "Arm durch Arbeit. Ein Undercover-Bericht." Vorwort von Günter Wallraff, Econ Verlag 2008; Preis: 18 Euro

Am 22. November wird im Kultursaal der "Horster Mitte" in Gelsenkirchen eine Veranstaltung mit Markus Breitscheidel stattfinden.

vampyrella

Hab ich gestern gesehen, fand ich sehr interessant, vor allem, das der typ nicht mit anderen Opelanern reden durfte. Ist das gesetzlich überhaupt erlaubt, zu verbieten, mit Mitarbeitern sich zu unterhalten? Es mus ja net immer über ARbeit gehen, die könnten sich doch auch übers wetter unterhhalten oder?
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Ziggy

Um seine Liebe zu beweisen, erklomm er die höchsten Berge, durchschwamm die tiefsten Meere und zog durch die weitesten Wüsten. Doch sie verließ ihn – weil er nie zu Hause war.

Wilddieb Stuelpner

Zitat von: vampyrella am 11:51:43 Di. 18.November 2008
Hab ich gestern gesehen, fand ich sehr interessant, vor allem, das der typ nicht mit anderen Opelanern reden durfte. Ist das gesetzlich überhaupt erlaubt, zu verbieten, mit Mitarbeitern sich zu unterhalten? Es mus ja net immer über ARbeit gehen, die könnten sich doch auch übers wetter unterhhalten oder?

Unternehmer verlangen über alles den Mantel des Schweigens auszubreiten, nicht nur über Entgeldbedingungen oder Betriebsgeheimnisse. Die brauchen Belegschaften, die sich wie Sklaven verhalten und keine Rechtsansprüche stellen. Und wenn das nicht funktioniert, feuert man sie und erreicht dasselbe mit Hartz IV zu noch höheren Profitbedingungen. Dann kommt zum Kadavergehorsam noch exzessive Existenzbedrohung dazu. Und alles im Sinne der Unternehmer schön christlich, demokratisch und sozia.l

vampyrella

Ts, ts, ts.

also ich fand den beitrag sehr interessant. Auch die Bayergeschichte war ja mal krass: von 522 euro nochmal 130 euro zurücküberweisen.
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Ziggy

Der Beitrag zeigt nur Duckmäuser und Angsthasen. Insofern sehe ich das durchaus etwas kritisch. Absolut entwürdigend und widerlich, wie die Frau sich in der Opel-Werkhalle vor johlenden Mannsbildern umziehen musste. Auch sonst sah man nur gebrochene Menschen.

Der Beitrag wirkte auf mich absolut deprimierend, hoffnungslos, entmutigend und demotivierend. Mit keinem Wort wurde erwähnt, daß es auch LAN gibt, die sich (erfolgreich) wehren, daß es sehr wohl Widerstand gibt.

Ich finde diese toten Kadaver, die sich alles gefallen lassen, zum Kotzen.

Dem Chefzyniker bei Opel gehört die Fresse eingeschlagen.
Um seine Liebe zu beweisen, erklomm er die höchsten Berge, durchschwamm die tiefsten Meere und zog durch die weitesten Wüsten. Doch sie verließ ihn – weil er nie zu Hause war.

Pinnswin

... am schönsten war doch der Betreiber vom Erdbeerfeld der so ungefähr sagte: "Von diesem Lohn (der Erdbeerpflücker) soll ja auch gar keiner Leben können."

Ikk hab vor lachen unterm Tisch gelegen, zynismus pur.
Das Ende Der Welt brach Anno Domini 1420 doch nicht herein.
Obwohl vieles darauf hin deutete, das es kaeme... A. Sapkowski

vampyrella

Hoffentlich ham'se den Krawattenhengst von Opel mal ordentlich den Marsch geblasen , sein scheiss "ooooch" zum Thema Diskriminierung war einfach nur menschenverachtend.

@Ziggy
Auch solche Menschen gibt es, die kapituliert haben und für sich keine Zukunft auf den ersten Arbeitsmarkt mehr sehen. Ich finde das sehr traurig, aber auch sehr mutig, dass sie sich überhaupt dazu geäußert haben.
Ich würde sie nicht als Duckmäuse bezeichnen. Es gibt auch schwache Menschen. Labile Menschen. Menschen, die einfach nicht den Mut aufbringen sich zu wehren. Die immer nur gehört haben, wenn man keine Arbeit hat ist man auch nichts wert, und die sich durch die Leiharbeit wenigstens einen gewissen Respekt durch die Gesellschaft erhoffen, nicht als arbeitsscheues Gesocks abgestempelt zu werden.

Wir wissen, dass das nicht stimmt. Aber ich glaube, wenn z.b. meine Eltern arbeitslos werden würden, würden sie auch lieber in einer ZAF arbeiten als gar nicht. Um vor den Nachbarn nicht das Gesicht zu verlieren. Weisste wie ich's meine?
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vampyrella

Hab heute im übrigen das Buch dazu in 4 Stunden durchgelesen. Viel besser als die Reportage, viel authentischer .
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