BA: Millionendeal mit Jugendmagazin

Begonnen von Nikita, 15:53:35 Mi. 07.April 2010

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Nikita

Die Nürnberger Bundesagentur für Arbeit (BA) bezahlt offenbar seit Jahren für Artikel "Bravo" so der "Spiegel" 14/2010. Die Behörde hat in das Projekt "Job Attacke" bei der "Bravo" bisher 2,2 Mio. Euro investiert. Redaktionell aufbereitet stellt die Zeitschrift hier Angebote der BA vor. Allein 2009 zahlte die Behörde dem Bauer-Verlag 700 000 Euro. BA-Marketingleiter Carsten Heller und der Bauer-Verlag bestätigten die Kooperation.

Der deutsche Presserat hält die Vereinbarung für bedenklich und rügte einen "Bravo"-Artikel, in dem Oliver Pocher das Angebot eines BA-Informationszentrums testet. Dem Leser werde aber verschwiegen, so der Presserat, dass Pocher "als Werbefigur des Bundesagentur agiert" und von dieser für den Besuch auch engagiert werde.

Sir Vival

Es tofft viel Spass in Steckifee.........

Gehtsnoch

Propaganda und Korruption nennt man das. Leute...verschwindet aus Deutschland sobald das moeglich ist. Dieses Land steht vor einen Buergerkrieg...nicht heute und nicht morgen...aber er wird kommen und ich will nicht dabei sein.
Zeitarbeit ist scheisse!

Alan Smithee

Da haben die mit Pocher ja als "Werbefigur" eher einen Griff in´s Klo gelandet... ;D

Nü ja, sowas kommt dabei raus, wenn bestimmte Kreise versuchen, "hippe" Werbung zu machen.  :D
...still dreaming of electric sheep...

Sir Vival

Kommt immer drauf an, bei WEM solch ein Pocher gut ankommt, bzw. gut ankommen soll.
Es tofft viel Spass in Steckifee.........

Alan Smithee

Jo, haste auch wieder recht. Wahrscheinlich stehen bestimmte Zappelbuden mittlerweile nicht mehr so auf Bewerber, deren IQ oberhalb der Raumtemperatur angesiedelt ist...
...still dreaming of electric sheep...

MizuNoOto

ZitatPresse Info 020 vom 01.04.2010

Die Bundesagentur für Arbeit (BA) weist Behauptungen des Nachrichtenmagazins ,,Spiegel" zurück, sie bezahle für Artikel in der Jugendzeitschrift ,,Bravo". Der Bericht rückt das erfolgreiche Projekt ,,Job-Attacke" in ein völlig falsches Licht: Tatsächlich handelt es sich dabei um eine Kooperation zwischen dem Bauer-Verlag und der BA, bei der es zu keiner Zeit eine Beeinflussung redaktioneller Inhalte gegeben hat.

Anlass für die Berichterstattung des ,,Spiegel" ist offenbar eine Rüge, die der Deutsche Presserat gegenüber ,,Bravo" ausgesprochen hat. Auslöser dafür war ein Bericht über den Besuch von Oliver Pocher, der das Projekt ,,Job-Attacke" unterstützt, in einem Berufsinformationszentrum der BA. In dem zweiseitigen Artikel vermisste der Beschwerdeführer einen eindeutigen Hinweis auf die Kooperation zwischen ,,Bravo" und BA.

Die BA nutzt Medienkooperationen im Rahmen ihres gesetzlichen Informationsauftrages, der sich beispielsweise auch auf Berufsorientierung und Ausbildung bezieht. Diese Informationen sind naturgemäß vor allem für junge Menschen am Übergang zwischen Schule und Beruf wichtig. Die BA hielt und hält es daher für richtig, die entsprechende Zielgruppe über den Marktführer im Bereich der Jugendzeitschriften zu erreichen. Vor diesem Hintergrund hat sich die BA entschlossen, das von der ,,Bravo"-Redaktion vorgeschlagene Konzept zur ,,Job-Attacke" zu unterstützen.

Dabei ist es erklärte Absicht der BA, in der Berichterstattung stets als Kooperationspartner genannt zu werden. So ist es auch in allen Berichten der ,,Bravo" zur ,,Job-Attacke" geschehen. Der vom Presserat gerügte Artikel gehörte nicht zum Projekt ,,Job-Attacke" und die Redaktion von ,,Bravo" hat gegenüber dem Presserat dazu ausführlich Stellung bezogen.

Die Kooperation zwischen ,,Bravo" und BA war von Anfang klar erkennbar und transparent. Sie wurde in ,,Bravo" und bei zahlreichen Veranstaltungen im Rahmen der ,,Job-Attacke" öffentlich bekannt gemacht.

Aus Sicht der BA war und ist die Kooperation erfolgreich: Die Zielgruppe hat zahlreiche nützliche und wichtige Informationen zum Beispiel zur Berufswahl, zur Ausbildung oder zu Bewerbungsverfahren in jugendgerechter Sprache und Aufmachung erhalten.

http://www.arbeitsagentur.de/nn_27044/zentraler-Content/Pressemeldungen/2010/Presse-10-020.html

Wirklich beruhigend liest sich die Antwort der BA nicht. Wieso kann die BA ihrem Informationsauftrag nicht nachkommen, indem sie eine HP betreibt und Flyer druckt? Wieso muss sie einen Medienkonzern bezahlen? Zur Bauergruppe gehören immerhin auch "seriöse" Medien wie die Magdeburger Volksstimme.
Außerdem (aber das wird die BA nie einsehen): Wenn interessierte Jugendliche nicht annehmen, dass es bei der BA Arbeits- und Ausbildungsplätze gibt, dann liegt das bestimmt nicht an der schlechten Öffentlichkeitsarbarbeit

Ratrace

Zitat[...]Die Kooperation startete vor gut drei Jahren unter dem schnittigen Namen "Bravo Job-Attacke" - am Mittwoch wird die Zusammenarbeit den Haushaltsausschuss des Bundestags beschäftigen. Unter dem Job-Attacke-Etikett veröffentlicht "Bravo" seit 2007 Artikel zur Berufsinformation für Jugendliche und organisiert Marketingaktionen an Schulen. Dafür hat der Bauer-Verlag von 2006 bis 2009 knapp 2,3 Millionen Euro aus dem Werbeetat der BA erhalten - bezahlt aus Beitragsgeldern für die Arbeitslosenversicherung.[...]
Hier der ganze schäbige Rest:
SPON

Ach, die "Bravo" profitiert auch von den Geldern aus der ALO-Versicherung? Mit Job-Werbefigur Oliver Pocher, der dankenswerterweise seinen Job bei Harald Schmidt längst losgeworden ist?
Meine Güte, muß die BA verzweifelt sein. Das System ist am Ende.
Das einzig Freie im Westen sind die Märkte.

Rudolf Rocker

Hmm, wundert mich, dass das Kriegsministerium, verzeihung Verteidigungsministerium noch nicht auf die Idee gekommen ist, die Bravo als Rekrutierungsplattform zu nutzen!!
Kommt wohl noch!

Alan Smithee

In der Bravo selbst wohl noch nicht, aber die haben genug andere Plattformen:

ZitatEin weiterer Dorn im Auge der Strategen der Nachwuchsgewinnung ist eine mögliche Verbesserung auf dem Arbeits- und Ausbildungsmarkt, da vor allem in der Perspektiv­losigkeit der Jugendlichen die Chance liegt, ausreichend Soldaten zu rekrutieren. Aus diesem Grund sucht die Bundeswehr nach immer neuen Möglichkeiten, Jugendliche anzuwerben: die massive Werbung auf öffentlichen Plätzen, in Schulen und Universitäten, im Fernsehen und Internet, die Absenkung der Einstellungskriterien, das Festhalten an der Wehrpflicht und die schamlose Ausnutzung der Situation arbeitsloser Jugendlicher und des auf sie ausgeübten Drucks durch die Hartz IV Gesetzgebung.

(ganzer Bericht: http://www.linksnet.de/de/artikel/21045 )

Oder noch eine weitere Seite: Sozialabbau und andere Rekrutierungsstrategien der Bundeswehr

das web ist voll davon....
...still dreaming of electric sheep...

Ratrace

Tja, in Amiland stehen die Bundeswehrheinis vor den Supermärkten herum und werben die künftigen vermuteten Arbeitslosen ab zum Dienst in der Army. Dann wohl bald auch hier.

Da wird dann auch klar, warum Leute wie Heinsohn nach fünf Jahren die Sozialleistungen kappen wollen. Es muß Kanonenfutter für die kapitalistischen Kriege her. Mir ist schlecht...
Das einzig Freie im Westen sind die Märkte.

Rudolf Rocker

In der US- Armee finden sich auch auffallend viele mexikanische Einwanderer, die mit dem Versprechen geködert werden, so die amerikanische Staatsbürgerschaft zu bekommen.
Billiger kann man kein Kanonenfutter kriegen!

Ich kann mich noch an eine Geschichte erinnern (ist schon ein paar Jahre her) als einige ARGEN Jobangebote verschickten, bei denen der Arbeitgeber die BW war.
Solche Angebote bekamen auch einige anerkannte Wehrdienstverweigerer, was die Sache in die Presse brachte.

Bei meiner damaligen SB lag mal ein internes Schreiben auf dem Schreibtisch in dem die SB dazu aufgefordert wurden, ihren Kunden die BW schmackhaft zu machen! Habs leider versäumt das Schreiben damals mitgehen zu lassen!

Nikita

Ich hatte in der Sache hier schon mal berichtet. Vielleicht kann ein Admin die Threads zusammenfügen.
http://www.chefduzen.de/index.php?topic=21267.0

kellerkind


antonov


Ratrace

Danke für den Scan, Antonov. Sehr gut sichtbar ist hier die größte Verarsche der Menschheit, auch "Amerikanischer Traum" genannt: "Wenn Du etwas wirklich willst, dann schaffst du es" in der Sprechblase, die dem Traumschwiegersohn und Teenie-Schlüpferstürmer mit Dreitagebart in bzw. an den Mund gelegt wird.
Das einzig Freie im Westen sind die Märkte.

Arwing

Für das im Aufbau befindliche neoimperialistische Zeitalter muss die Jugend natürlich konditioniert werden. ,,Alles ist möglich. Sogar Reichtum in Afghanistan".
Das aktuelle Geldsystem ist auf die Gewinnmaximierung einer kleinen Elite ausgerichtet, die von der Gemeinschaft der Bürger Europas erbracht werden soll und die politische Elite fungiert als Handlanger.

MizuNoOto

Die Kampagne kann doch nur demotivierend wirken. Erst weckt ein irrationaler Voluntarismus Erwartungen:

Erst Modell, dann TV-Nebendarsteller, jetzt Kinoheld: auch Twillight-Vampir Kellan Lutz (24) musste für den Erfolg alles geben! "Wenn du etwas unbedingt willst, dann schaffst Du es."

Und dann fällt der Blick des Bravoleser auf die Logos der Sponoren. BA, Bundesagentur für Selbsterfüllung, und  McDonalds, auch bekannt als beliebtester Arbeitgeber Deutschlands! Was soll der Jugendliche daraus schließen? Es ist für dich so schwer, bei McDonalds einen Ausbildungsplatz zu kriegen, wie für Kennan Lutz Hollywoodstar zu werden? Jeder fängt mal klein an. Wenn ein Modell Kinoheld werden kann, dann kann ein Burgerbrater.. äh ... auch was werden.

Wenn die BA wirklich was erreichen will, dann müssste sie ein zeitgemäes Modell konservativer ständischer Pflicherfüllung erfinden. Jeder nach seinen Fähigkeiten, an seinem Platz, für Deutschland! Aber so wird das nichts.

Bin ich froh, dass die für alles zu doof sind.

Ratrace

Der Identifikationsdrang der Teenager mit den Retortenstars und die Wirren der Pubertät an sich werden schon wirken. Guck Dir mal, @MizuNoOto, bei genügend persönlicher Standfestigkeit die Leute an, die sich von Bohlen und Co. regelmäßig televisionär demütigen lassen. Die sind ja nicht zum Demütigenlassen zu Onkel Ditze in's Bunkencolosseum gekommen, nein, die haben sich Chancen ausgerechnet, egal, ob bucklig, schieläügig und obendrein talentlos.

Und nicht viel anders wird es auch bei den Lesern der Pickelgazette sein: Da wird kein Gedanke daran verschwendet, daß man nicht Kellan Lutz ist, auch nicht Model oder sonst etwas, da wird brav geglaubt, daß man sich die Karriereleiter emporranken kann, wenn man nur den "Spezialisten" der BA vertraut. Vom Burgerbrater zum Millionär, ja sicherlich.

Das einzig Freie im Westen sind die Märkte.

Sir Vival

Den roten Faden habe ich schon in vielen Sendungen erkannt.
Man soll von Anfang an den Duckmäuser spielen und das System so anerkennen und annehmen.
Darin (mehr oder weniger) geschickt verpackt die Hoffnung auf DEN Erfolg....und die Hoffnung soll natürlich auch von Teenie-Ikonen/Idole verifiziert werden.

Mir kommt das so offensichtlich daher, daß ich mich fragen muß: ist die heutige Jugend so doof und kurzsichtig und fällt darauf herein?
Hätten sie das mit uns damals auch so machen können? Wer weiß, wie damals die psychologische Werbekampagnen gefruchtet hätten. Wurde ja erst in den letzten Jahren so extrem.

Es tofft viel Spass in Steckifee.........

Ratrace

ZitatMir kommt das so offensichtlich daher, daß ich mich fragen muß: ist die heutige Jugend so doof und kurzsichtig und fällt darauf herein?
Hat, glaube ich, weniger mit Dummheit zu tun, sondern mit einem verzerrten Selbstbild und einer nebulösen Vorahnung davon, daß man auf konventionelle Weise keine Chance hat. Warum das so ist, und wie unwahrscheinlich ein "Star-Erfolg" ist, geht einem da noch nicht auf.

Wenn ich heute noch mal in dem Alter wäre, die damalige Naivität miteingerechnet, würde ich mir auch alternative Geldbesorgungsmöglichkeiten suchen, aber ich würde sicher nicht mir von den ARGE-Wichsern erzählen lassen, daß ich eine Maßnahme brauche, und noch eine, und noch eine, gefolgt von einer Lehre zu egalwashauptsacherausausderstatistik, gefolgt vom Billigjob beim Sklavenverleih. Ich würde mit Sicherheit kriminell werden. Tja, und andere versuchen es dann eben über Prominenz.

Ich habe kürzlich noch eine Lesung gehört aus dem Bereich der Kinderpsychiatrie/-psychologie. Der Autor thematisierte grob, daß Kindererziehung heutzutage oft in der Richtung laufen würde, daß die Eltern das Kind zu einer Art "Partner auf Augenhöhe" machen würden und es damit erstens überfordern und zweitens ihm die Chance nehmen, durch die Erfahrung der eigenen Grenzen sowie Möglichkeiten (was und wen kann ich steuern, wo ende ich, wo endet meine Macht, was sagt mir das über mich etc.) - das verwischt ja dabei - ein klares Selbstbild zu erschaffen. Bitte nun nicht die Diskussion "autoritär <> antiautoritär" lostreten, darum geht es maximal peripher.
Als krasses Beispiel zur Verdeutlichung wurde unter vielen anderen genannt, daß irgendwann in den letzten Jahren mal eine fahrradfahrende Frau im Herbst bei 11 Grad Außentemperaturen gefaßt wurde, die ihre fünfjährige Tochter nackt auf dem Kindersitz mittransportierte. Ihrer Aussage zufolge wolle sie dem Kind die Entscheidung, sich zu bekleiden, nicht vorschreiben, um ihren Willen nicht zu brechen. Ist ein Extrembeispiel, aber das Selbstbild eines Kindes, was von Anfang an in sogar potentiell existenzbedrohenden Situationen alles selbst entscheiden darf, kann sich natürlich nicht kindgerecht ausbilden. Zumal eine gefestigte Form der Ich-Wahrnehmung erst mit 8, 9 Jahren da ist.

Kinder, die von jungen Jahren an vernachlässigt werden und selbständig für alles sorgen müssen, erleiden natürlich den gleichen Schaden, weil auch hier der Erwachsene fehlt, der Grenzen setzt und Entscheidungsfreiräume, die sinnvoll sind, gibt. Also für das oben genannte Beispiel wäre das, dem Kind nicht freizustellen, OB es sich ankleidet, sondern ihm beispielsweise die Wahl der Kleidungsstücke zu lassen.


Das würde zumindest erklären, warum sich so viele Jugendliche in narzißtischer Verleugnung dessen, was sie sind und können, für coole Gangsta-Rapper, Models und wasweißichnochalles halten, aber in erschreckend geringem Maße Fähigkeiten wie Frustrationstoleranz, Empathievermögen und Teamfähigkeit mitbringen. Und wenn man nun mal das Sternchen der eigenen Welt ist, dann will man das auch der übrigen Welt mitteilen. Flapsig gesagt. Und das zeigt auch wieder, wo unsere Jung-BWLer und Jurakarrieristen ihre Asozialität hernehmen.
Das einzig Freie im Westen sind die Märkte.

Alan Smithee

@Ratrace: ich kann dir eigentlich nur zustimmen. Es gibt auf Kinder bezogen den Spruch: "Gib ihnen Wurzeln, wenn sie klein sind, und Flügel wenn sie größer werden." Ich meine damit, dass ein Kind in einem gewissen Alter Halt und Geborgenheit braucht. Wenn die Wurzeln stark und gefestigt sind, wird das Kind in einem Alter, wo es für sich selbst langsam vernünftige Entscheidungen treffen muss,  auch nicht so leicht von negativen Einflüssen "umpusten" lassen.

Alles eben zu seiner Zeit. Ein Kind in der Kälte nackt nach draußen zu lassen, nur weil es sich nicht anziehen will, ist äußerst unfair. Wahrscheinlich dachte sich die Mutter so nebenbei: Soll es sich doch den Arsch abfrieren, beim nächstenmal hüpft es freiwillig in die Klamotten...

Dass einem kleinen Kind noch gar nicht klar ist, dass man  sich ernsthaft dabei schaden kann (Erkältung ist da das "wenigste", ich denke an Nieren / Harnwegsentzündungen, Erfrierungen der Zehen etc..), es will in dem Moment nur seinen Kopf durchsetzen, weiter denkt es in einem bestimmten Alter noch nicht. Und dies ist unfair von der Mutter, weil sie sehr wohl solche Folgen kennen sollte! => daher verantwortungslos und rücksichtslos ohne Ende.

Das "Rebellieren" gegen die Eltern, was in meiner Generation in der Pubertät so abging, war damals äußerst wichtig, um uns selbst zu finden und um uns gegen das "Altmodische" unserer Eltern abzugrenzen. Das fehlt heute irgendwie, habe ich den Eindruck. Und wenn man erst gar nicht gezwungen ist, zu rebellieren, ist man vielleicht viel anfälliger für die Propaganda in der heutigen Medienlandschaft. Wir waren in einem bestimmten Alter eben trotzig, habe unsere Eltern und alle Autoritäten "vom Podest geholt". Der eine oder andere hat es vielleicht übertrieben :baby:

Aber die meisten haben sich wieder eingekriegt und haben dadurch eigene Erkenntnisse erlangt und für sich selbst einiges entschieden. Wie gesagt, das fehlt heute irgendwie, habe ich den Eindruck
...still dreaming of electric sheep...

Ratrace

ZitatDas "Rebellieren" gegen die Eltern, was in meiner Generation in der Pubertät so abging, war damals äußerst wichtig, um uns selbst zu finden und um uns gegen das "Altmodische" unserer Eltern abzugrenzen. Das fehlt heute irgendwie, habe ich den Eindruck.
In dieser "neuen Tradition der Rücksichtslosigkeit" in der Kindererziehung scheint es auch zu stehen, daß Kinder heute so früh wie möglich marktangepaßt "getuned" werden sollen. Da werden Kindergartengruppen mit zwei Fremdsprachen angeboten, der Musikunterricht findet noch vor dem Laufenkönnen statt, später wird das Kind mit allen möglichen Fördermöglichkeiten in einer Art Freizeitstreß gehalten. Natürlich gibt es da keine Rebellion gegen die Eltern und ihre Werte mehr. So ist dann auch dieser Orientierungsprozeß verloren.

Was man den Eltern natürlich nicht alleine anlasten kann. Die befinden sich ja auch in dem Hamsterrad, daß ihnen von jeder Ecke der Medien suggeriert bzw. der Irrglaube aufgenötigt wird, daß unter Gymnasium mit drei Fremsprachen und mindestens fünf Naturwissenschafts-LKs, Nobelpreis, 10 Jahre Berufserfahrung mit 20 etc. der Job beim Metzger einfach nicht zu kriegen ist. Und wer sich in die Kindererziehung von der neoliberalen Mafia hereinreden läßt, erzieht dann eben sein Kind "marktgerecht". Und wenn das Kind nicht funktioniert, gibt's Ritalin, der Lehrer ist auch fachfremd gerne bei der Diagnose behilflich ("Ihr Sohn gehorcht nicht --> ab zum Psychiater"), und die "Dysfunktionalität" wird in den Bereich der persönlichen Probleme verschoben.

Hm, also ich weiß genau, warum ich keine Kinder haben will.
Das einzig Freie im Westen sind die Märkte.

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