Ich erzähle einfach mal....

Begonnen von Codeman, 20:50:59 Sa. 03.November 2012

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Codeman

Hallo Community,

als ich 2008 an Krebs erkrankte bin ich sehr offen damit umgegangen. Viele User hier haben mich dabei unterstützt (hier seien stellvertretend genannt hanni, Ziggy, alfred und Schraubenwelle und viele weitere...).

Heute, 4 Jahre danach, beschäftigt mich dieses Thema immernoch. Ich lese seit diesen 4 Jahren in einem entsprechenden Forum mit. Es gab mir damals genauso viel Halt wie dieses hier. Gerade auch in letzter Zeit drängen sich viele Gedanken in meine Welt.

Solltest du nicht auch bald eine Patientenverfügung machen ? Hast du eine Vorsorge - und Betreuungsvollmacht ausgefüllt ? Was ist wichtig im Leben ? Warum weinst du Abends so oft vor Dich hin ?

Wie geht es anderen leidenden Angehörigen ? Wie gehen Betroffene damit um und wie würdest Du gehen wollen ?

Schwierige Fragen, die mich derzeit beschäftigen. Ich stehe jeden Morgen auf und gehe zu meiner Verwaltung in Büro. Ich versuche für die Antragssteller das Beste rauszuholen. Und dann gehe ich Abends wieder nach Hause und stelle mir diese Fragen. Tagsüber bekommt niemand meine innere Zerrissenheit mit.

Eine ganz wichtige Frage für mich ist:

Geht es nach dem Tod weiter ? Was passiert in diesem Augenblick, wo ich das letzte Mal einatme und es endet. Was passiert mit meiner Seele ? War es das dann wirklich ? Viele Angehörige berichten, dass Betroffene die Arme nach etwas ausstrecken, Verwandte sehen oder sagen Sie sehen jemanden der sie abholt. Ist es wirklich so ?

Gestern hatte ich Post - die TK informiert zur Organspende. Ich wollte den Ausweis ausfüllen und da wurde mir wieder bewusst, dass ich ja noch nicht mal mehr Blut spenden darf. Wie sollte ich dann erst Organe spenden dürfen ?

Ich bin der Rostfleck am Schwert des Sozialismus - Zitat frei nach Schraubenwelle

Rudolf Rocker

Draußen ist es dunkel!
Der Wind heult ums Haus und der Regen peitscht gegen das Fenster.
Die Blätter sind nun schon fast alle von den Bäumen gefallen und es ist kalt.
Ein Novembertag wie aus dem Bilderbuch.
Genau die richtige Zeit um über den Tod zu sprechen.

Meine Einstellung über das Leben (und somit auch über dessen Ende) hat sich grundlegend verändert seid meiner Zivildienstzeit beim Rettungsdienst.
Wenn mensch dem Tod öfter begegnet verliert er ein bißchen was von seiner Mystik und wird weniger geheimnisvoll.
Fast so wie mit einem fremden Menschen, den mensch das erste mal trifft und der immer mehr zu einem alten Bekannten wird.

Ich habe für mich zumindest akzeptiert, das der Tod zum Leben gehört, genauso wie die Geburt eines Menschen.


Als ich 2007 mit einer schweren Infektion in der Iliosakralfuge ins Krankenhaus kam (Die Iliosakralfuge ist der röntgenologisch sichtbare Spaltraum zwischen dem Os sacrum und dem Os ilium. Sie ist Teil des Iliosakralgelenks) mit schweren Schmerzen und in die ratlosen Augen der Ärzte guckte wurde mir klar, dass ich nicht mehr allzuweit von der anderen Seite entfernt war.
Obwohl ich seid vielen Jahren nicht mehr an Gott glaube, in diesem Moment habe ich es getan! Schwer zu beschreiben aber es war so!
Ich hatte auf jedenfall Glück!

2008 dann erkrankte meine Schwester mit 47 Jahren an Magenkrebs. Das ging alles ganz schnell, ein halbes Jahr nach der Diagnose war sie tod.

Auch da kreisen immer wieder die Gedanken um die Frage: Was kommt danach. Kommt überhaupt etwas?

Ich weiß es nicht! Keine Ahnung!
Für mich persönlich habe ich mich damit abgefunden, das es dann vieleicht einfach vorbei ist. Da kommt nichts mehr.
Wenn das Licht ausgeht ist es egal. Dann merke ich es ja nicht mehr.
Aber vielleicht ist da doch noch was? Und für diesen Fall fängt mensch an, in seine, in der Kindheit antrainierten, Glaubensmuster und Rituale zurückzufallen. (Sicher ist sicher!)

Und wenn da doch noch was sein sollte würde ich vorschlagen das wir uns dort mal zu einem CD Stammtisch treffen!

Strombolli

November ... der Totenmonat. - Bitte versteht das hier nicht als klugscheissen oder so. Seit Jahren habe ich bevor ich einschlafe Gedanken an den Tod. Jeden Tag denke ich an meine Eltern, Großeltern, Freunde und Kollegen, Promis ... die nicht mehr da sind.

Ich glaube der wesentliche Punkt dieser Problematik ist, dass wir nur linear denken. Das heisst irgendwann fängt etwas an und hört irgendwann auf.
Die menschlichen Leben als wirre Linien, die immer nur in eine ungefähre Richtung weisen: nach vorn. Manche schneiden sich, viele laufen parallel und verlaufen sich im Nichts.

Und wenn es nun doch in mehr Dimensionen abliefe, als wir uns gemeinhin vorstellen? Ähnlich eines Steines, den man ins Wasser wirft. Der Kreise wirft, Schallwellen, Wasserwellen, Lichtwellen hervorruft, widerspiegelt. Wir haben gelebt, unzählige Menschen getroffen, mit ihnen gesprochen, mit ihnen geschlafen (ggf. Kinder gezeugt, die mglw. wieder Kinder zeugen), für sie geschrieben, gemalt, geschaffen ... Reaktionen hervorgerufen.

Das mag alles auch nur ein Lidschlag innerhalb der Existenz der Menschheit sein, aber es hatte Auswirkungen. Wie besagter Schmetterling, der den nächsten Wetterumbruch verursachen könnte. Was ich damit sagen will: Niemand ist unnütz oder "unwertig". Wir sollten gut mit Menschen umgehen, solange sie noch leben.

Im Gesamtmosaik der Menschheit ist jeder der war oder ist, ein Teil des großen Ganzen. Wichtig und unwichtig zugleich. Für einen kleinen Menschen noch undurchschaubar oder überblickbar. Wir haben aber unsere Fantasie, in der wir uns alles unmögliche ausmalen können.

Ob unser Universum nun in einer Glaskugel am Hals einer Katze baumelt, der Makrokosmos im Mikrokosmos stattfindet oder wir alle bei einer höheren Macht in der Matrix, am Draht oder nur ein Model in einer Art Holodeck sind, wir sollten versuchen uns die Zeit, die wir als bewusst erleben, nicht mit Feindseligkeit, Mord, Totschlag, Neid, Mißgunst verbringen, sondern - lacht mich ruhig aus - friedlich und mit Liebe.

Ich weiss, ich träume wieder und fasele unrealistische Fantasien. Sprüche wie: "Nutze den Tag", "Der Weg ist das Ziel", "Lebe das heute/den Moment" oder "Wir kriegen nie genug" sind nicht mein Ding. Sie sind zu einfach. Na klar, sollte man aus seinem Leben was ganz besonderes machen. Aber um unsterblich zu werden muß man in den Gedanken der Menschen bleiben. Daß sie in einer stillen Minute, im subjektiv geeigneten Moment an einen denken.

---

"Mensch, da gab es doch mal einen, ich weiss jetzt gar nicht wie er/sie heisst, aber das war ein MENSCH!"

Viele Namen aus meiner persönlichen Anfangszeit des Forums habe ich lange nicht gelesen. Sind sie tot, haben sie andere Interessen oder haben sie ihre ganz persönliche Realität gefunden? Ist die Realität nun ein Wurm der ihren großen Zeh auffrisst, drei Körner Asche in der Asche unserer Erde oder ein Stück immerglühende Kohle oder ein von ner Engelsharfe genervter Huiboo auf der nächsten Gewitterwolke.

Alles ist vorstellbar. Jeder hat mit seinem Leben Kreise gezogen, in allen bekannten und unbekannten Dimensionen. Wie es nach dem "Ausknipsen" aussieht, weiss kein Mensch, da die Linien nicht zum Ausgangspunkt zurückgehen. Denken wir also hoffnungsvoll mehrdimensional und lassen der Traurigkeit wenig Chancen. Wir sind alle irgendwie wichtig gewesen. Insgesamt gesehen.
Das Systemmotto: "Gib mir Dein Geld! - Jetzt, Du dreckiges Opfer !!!! - Und habe immer ANGST VOR DEM MORGEN !!!"

"Hört auf, Profite über Menschen zu stellen!" Occupy
Permanent angelogen & VERARSCHT IN DEUTSCHLAND! - Ich habe mit Dir fertig

unkraut

Ich bin dem Sensenmann schon 3 x begegnet . Beim letzten mal habe ich das sehr ernst genommen . Seitdem lebe ich anders . Versuche es zumindest . Ich hatte auch einen Organspender-Ausweis . Hatte ! Jetzt in ich Körperspender und stelle meine Überreste der medizinischen Forschung zur Verfügung . Bei mir ist innerlich so ziemlich alles defekt und das kann kaum noch ein anderer gebrauchen .
Noch Fragen Hauser ? Ja Kienzle , wer ist eigentlich Unkraut ?

Wir wagen es nicht weil es schwierig ist sondern es ist schwierig weil wir es nicht wagen .

Mein Buchtip als Gastautor :  Fleißig , billig , schutzlos - Leiharbeiter in Deutschland  > ISBN-10: 3771643945

Codeman

Ach man,

das passt ja echt perfekt. Eben rief mich Vater an....Mutti kam gestern noch ins Krankenhaus. Werde also heute hinfahren. Ach man ....  :O :-[
Ich bin der Rostfleck am Schwert des Sozialismus - Zitat frei nach Schraubenwelle

hanni reloaded

Ich hoffe, es ist nicht allzu schlimm. :-[
Halt die Ohren steif :)




Ansonsten halte ich es wie Woody Allen:

Zitat"Ich habe keine Angst vor dem Sterben, ich möchte nur nicht dabeisein, wenn's passiert."

Ich bin auch supergut im Verdrängen, das ist meine Spezialität *jaja*
Wenn irgendwas Fieses, Schlimmes passiert, schnür ich die Laufschuhe, packe Hrn Schmidt und renn los.
Auch ein bissel plemplem, aber zumindest hält es den Hintern da, wo er sein sollte^^

Troll

Zitat von: Codeman am 10:38:11 So. 04.November 2012
Ach man,

das passt ja echt perfekt. Eben rief mich Vater an....Mutti kam gestern noch ins Krankenhaus. Werde also heute hinfahren. Ach man ....  :O :-[

Mist, wenn bei mir im engeren Familienkreis etwas im Argen liegt schlägt bei mir immer ein wie eine Bombe, daß hat mir schon den einen oder anderen Schub eingebracht.
Ich wünsche Dir und deiner Mutter alles Gute.
Politik ist der Spielraum, den die Wirtschaft ihr lässt.
Dieter Hildebrandt
Es ist kein Zeichen geistiger Gesundheit, gut angepasst an eine kranke Gesellschaft zu sein.
Jiddu Krishnamurti

mousekiller

Im Oktober vor acht Jahren verstarb mein Mann an Krebs. Lungenkrebs war die Diagnose. Zuletzt hatte sich das ganze derart im Körper breit gemacht, dass jede Behandlung hoffnungslos war. Im Nachhinein bin ich froh, dass er eine Patientenverfügung unterschrieben hat. So musste er nicht so schlimm leiden und ich auch nicht.
Bei der Oma meines Gefährten wurde vor etwa drei Wochen Bauchspeicheldrüsenkrebs festgestellt. Als meine Schwiegermutter gestern zu ihr fuhr, sagte man ihr, sie fühle sich aktuell wieder sehr gut. Ich fürchte jedoch das schlimmste: dass meine Schwiegermutter nur hingefahren ist um sie auf ihrem letzten Weg zu begleiten.

Ich habe seit dem Tod meines Mannes  keine Angst mehr vor dem Sterben. Ich habe eher Angst, verrecken zu müssen, weil irgendeiner glaubt, mich am Leben erhalten zu müssen.
Für mich stellt sich aber noch eine andere Frage: Wohin soll meine sterbliche Hülle? Ich bin evangelisch getauft, mein Lebensgefährte ist Kathlolik. Heiraten ist im Augenblick eine Option. Und selbst dann würden wir warscheinlich auf Grund unserer unterschiedlichen Konfession getrennte Gräber in Kauf nehmen müssen.
Die Alternative wäre ein Kirchenaustritt. Er würde jedoch damit möglicherweise Probleme bekommen, da seine Mutter tief gläubig ist.

Bei meinem Sohn gibt es in der Nähe einen besonderen Friedhof: Keine Grabsteine, sondern Bäume. Jedes Grab wird durch einen Baum gekennzeichnet. Mehr nicht. Und dort kann sich jeder beerdigen lassen. Das wäre für mich eine Alternative. Ich werde mich auf jeden Fall umhören, ob es hier auch soetwas gibt.
Wenn man keine Ahnung hat - einfach mal die Fresse halten.

Dearhunter

Bei meinem Vater dauerte es über 10 Jahre. Darmkrebs. Man schnitt nach und nach immer mehr raus, jedenfalls die erste Zeit. Dauerkatheter für den Urin, künstlicher Darmausgang ... Chemo ... extreme Schmerzmittel, für die man einen Spezialschein zum Abholen braucht.

Merkwürdige Details habe ich in Erinnerung, den Rest damals ziemlich verdrängt, auch eine Art, damit umzugehen: Das Zeugs für die Chemo greift Möbeloberflächen stark an (wurde ab und zu zuhause gemacht ... billiger als im Krankenhaus), schon kleine Tropfen hinterlassen "eingeätzte" Flecken, die nicht mehr zu beseitigen sind. Als ich mal starke Kopfschmerzen hatte, nahm ich 3 Tropfen seines Schmerzmittels, war grad sonst nix da ... und war etwa 8 Stunden "high" und auf Wolke 7. Mein Vater nahm zu der Zeit 2 bis 4 mal am Tag 20 bis 30 Tropfen ... und das zusätzlich zu einem anderen Schmerzmittel namens Novalgin.

Am Ende hatte ich das Ende verpasst. Er kam eh mehrmals im Jahr ins Krankenhaus ... eine der vielen Krisen, die dutzende Male vorkamen .. man beeilte sich nicht unbedingt ... man hatte sich daran "gewöhnt" und kam deshalb zu spät.

Dennoch ... er hing am Leben und wollte leben. Viele sagen, sie möchten (durch Patientenverfügung) "würdevoll" sterben. Das ist OK. Aber andere wollen um (fast) jeden Preis so lange wie möglich "hier bleiben".

Ich kann beide Seiten verstehen und habe mich selbst noch nicht festgelegt. Das hat sicher auch das Risiko, dass man in Situationen kommen kann, in denen man es nicht mehr selbst entscheiden kann ... ich weiß ...

Zum Thema Bauchspeichendrüsenkrebs ...

NICHT weiterlesen, wenn man es nicht wissen will.

Diese Krebsart gehört zu denen mit den höchsten Todesraten. Schon im Durchschnitt ist die Sterberate über alle Altersgruppen gesehen sehr hoch, und bei Menschen über 50 eben noch viel höher. Meine Ex war jahrelang in einer Taxizentrale, zumindest damal gab es noch diese regelmäßigen Krankenfahrten, meist Dialyse oder Chemo. Die Bauchspeicheldrüsenkrenspatinten starben weg wie die Fliegen ... und als ich mich kundig gemacht
hatte, wusste ich auch, warum ...



DH

Codeman

Hmm...

...und wieder kreisen meine Gedanken um dieses Thema.

Ich habe mir überlegt, um damit besser umgehen zu können, vielleicht ein Hospiz-Kurs zu besuchen ? Eine Möglichkeit ergreifen, sich mit diesen Thema auseinander setzen zu können.
Wieso denke ich so oft daran ? Sollte das Thema Tod so einen gewichtigen Stellenwert in meinen Leben haben ?
Eigentlich nicht. Dennoch......

Ich bin der Rostfleck am Schwert des Sozialismus - Zitat frei nach Schraubenwelle

Rudolf Rocker


Strombolli

In 70% meiner gegenwärtigen, wachen Zeit, lebe ich nicht gern, denke aber nicht darüber nach. In der restlichen Zeit darf ich in meinem Hobby arbeiten oder habe mit Familie oder guten, handverlesenen Freunden zu tun. Ich fühle mich dann zeitweilig glücklich und bejahe das Leben. Um dann im nächsten Augenblick darüber traurig zu sein, dass meine Lebensumstände leider so sind, dass diese Wohlfühlphasen zu kurz sind.

Mich schlaucht nicht eine schwere Krankheit, sondern mehrere mittelschwere, chronische, nicht wirklich behandelbare. - Wenn ich morgen aufwachen und merken
würde, ich wäre tot, wäre ich erleichtert. Den ganzen Scheiss habe ich jetzt hinter mir gelassen. Ich lebe nur noch als Gedanke fort. Die Frage ist: Ein eigener Gedanke in der Körperlosigkeit kommuniziert wie mit der (gleichartigen) Umwelt? Oder "lebt" man doch nur in den Gedanken der Lebenden weiter. Das würde mir schon reichen. Und da bin ich mir sogar sicher.

Wir Menschen wissen trotz unserer Wissenschaft doch eigentlich nichts. Weder die Materie können wir vollständig erklären, noch das Wesen des Lebens, der Dimensionen... Alles nur Erkenntnismodelle mit Unbekannten.

Letztlich bleibt nur Eines: Macht euer Ding, lebt euer Leben und lasst euch nicht von anderen leben. Niemals von euren Feinden!
Das Systemmotto: "Gib mir Dein Geld! - Jetzt, Du dreckiges Opfer !!!! - Und habe immer ANGST VOR DEM MORGEN !!!"

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mousekiller

Viele kennen die Geschichte ja schon, aber ich erzähl sie hier noch einmal.

2003 wurde im November bei meinem Mann Lungenkrebs festgestellt. Unsere Ehe lief zu dem Zeitpunkt nicht besonders gut, ich hatte mich bereits räumlich von ihm getrennt, unser Sohn lebte bei mir. Er bat darum, dass ich zurückkehre, ich konnte es aber nicht. Nicht zu diesem Zeitpunkt. Die erste Behandlung zog sich dann bis April 2004 hin, als er als therapiert in die Reha entlassen wurde. Er fasste wieder Lebensmut, hatte Pläne, wir richteten gemeinsam und voller Hoffnung die Jugendweihe unseres Sohnes aus. Dann im Mai der Schlag: Die Ärzte sagten ihm, dass er nie wieder in seinem gelernten Beruf, den er mit Leib und Seele ausgeübt hatte, arbeiten kann. Das muss ihm den Boden unter den Füßen weggezogen haben. Plötzlich war da - nichts. Er fühlte sich nutzlos, nicht gebraucht. Ein paar Mal rappelte er sich auf, aber es war hoffnungslos, der Krebs kam im August wieder. Anfang Oktober wurde es so schlimm, dass ich nicht mehr von seiner Seite wich, trotz räumlicher Trennung. Die letzten Tage waren für mich besonders schlimm. Dennoch hat er noch einige Dinge getan, die ihm wichtig waren. Seine Freunde besucht und mit ihnen gemeinsam ein Bier getrunken. Als ich ihn am 12. Oktober ins Krankenhaus brachte, sagten auch die Ärzte, es gibt kaum Hoffnung. Ich übergab ihnen seine Patientenverfügung. Ich kam mir in dem Moment vor wie eine Mörderin. Ich war hin- und hergerissen zwischen der Verpflichtung mich um unseren Sohn zu kümmern und ihm jeden Moment zur Seite zu stehen. Als am 14. Oktober morgens dann der Anruf kam, war ich über mich selbst erstaunt, wie ruhig ich war. Und erleichtert. Am Nachmittag vorher hat er bei meinem Besuch im Krankenhaus mich und auch seine Mutter, die ebenfalls dabei war umarmt. Wie zum Abschied obwohl er mittlerweile mit einer derart hohen Morphindosis versorgt wurde, dass er "eigentlich" garnichts mehr mitbekam.

Er wußte, dass er gehen wird.
Ich habe dieses Phänomen auch bei anderen Familienmitgliedern erlebt:
Meine Oma, die an Demenz starb.
Meine Großtante, die an pakinsonscher Schüttellähmung starb.
Meine zweite Großtante, die einen Hirnschlag erlitt.
Mein Schwiegervater, der an Kehlkopfkrebs gestorben ist.

Eines hat mir das alles gezeigt: eine Patientenverfügung ist wichtig, wenn man nicht schlimmer krepieren will wie der eigene Hund. Das sage ich so bewußt, da ich einen mittlerweile 15 Jahre alten Mischling habe. Er ist momentan gottseidank körperlich noch immer sehr fit, wofür ich sehr dankbar bin. Aber ich werde, so schwer es auch fallen wird, ihn nicht mit Schmerzen weiter leben lassen, wenn sich herausstellt, dass eine Therapie nicht mehr möglich ist. Wenigstens ihm will ich ersparen, was uns Menschen im schlimmsten Fall nicht erspart bleibt und das nur, weil es "humanistisch" nicht vertretbar ist, jemanden zu erlösen, für den es keine Hoffnung mehr gibt.

Aus meinen Erlebnissen hinaus habe ich mir niemals Gedanken über das "Danach" gemacht. "The Show must go on", wie Freddy Mercury so schön sang. Wichtig ist nur, dass diese Menschen, die uns im Laufe unseres Lebens verlassen, nicht von uns vergessen werden, genau so, wie ich mir wünsche, dass mich irgendwer in guter Erinnerung behält.
Wenn man keine Ahnung hat - einfach mal die Fresse halten.

Vollstrecker

Zitat von: Codeman am 20:50:59 Sa. 03.November 2012
Hallo Community,

Hallo Codeman,


Zitat von: Codeman am 20:50:59 Sa. 03.November 2012

als ich 2008 an Krebs erkrankte bin ich sehr offen damit umgegangen. Viele User hier haben mich dabei unterstützt (hier seien stellvertretend genannt hanni, Ziggy, alfred und Schraubenwelle und viele weitere...).

Heute, 4 Jahre danach, beschäftigt mich dieses Thema immernoch. Ich lese seit diesen 4 Jahren in einem entsprechenden Forum mit. Es gab mir damals genauso viel Halt wie dieses hier. Gerade auch in letzter Zeit drängen sich viele Gedanken in meine Welt.

ich finde dieses Forum hier auch genial, da merkt man einfach dass man nicht der einzige ist, der mit einer schwierigen Lebenslage zu tun(kämpfen) hat.
Ich drücke dir beide Daumen.
Ich stelle mir auch diverse Fragen, da ich wegen einer schweren Erkrankung meinen Job verloren habe.
(Ich bekam innerhalb von 5 Tagen zuerst einen Schrittmacher, dann 3 Tage später eine künstliche Herzklappe), seit dem Eingriff erhebliche gesundheitliche  Probleme  (Augen,.... )


Zitat von: Codeman am 20:50:59 Sa. 03.November 2012
Solltest du nicht auch bald eine Patientenverfügung machen ? Hast du eine Vorsorge - und Betreuungsvollmacht ausgefüllt ? Was ist wichtig im Leben ?
diese Problematik ist mir durch Berichte meiner WG-Partnerin bekannt, die ist beruflich als Altenpflegrin tätig (häusliche Pflege) und da gibt es ja doch häufig Probleme mit 'Beteruung' usw. vor allem auch, weil das die Menschen ja doch relativ plötzlich und unerwartet treffen kann...


Zitat von: Codeman am 20:50:59 Sa. 03.November 2012
Warum weinst du Abends so oft vor Dich hin ?


geht mir ähnlich, evtl. weil das System so komplex ist und evtl. auch widersprüchlich in sich.
Da ich wegen Krankheit meinen Job verloren habe und mittlerweile auf ALG II-Niveau abgerutscht bin. Heute weiss ich, dass ich damals wohl nicht den richtigen Hausarzt hatte, der hat mich für einen kurzen Moment mal nicht 'krank geschrieben'.....
Seine Antwort auf meine damalige Frage war: "Herr V.... sie lesen zuviel".


Zitat von: Codeman am 20:50:59 Sa. 03.November 2012
Wie geht es anderen leidenden Angehörigen ? Wie gehen Betroffene damit um und wie würdest Du gehen wollen ?

Codi, ich kenne dich nicht persönlich, aber hier vom Lesen deiner Beiträge tippe ich mal darauf dass Du SB im JC bist, und ich finde es total klasse, dass Du den Leuten (Betroffenen) hier hilfst.

Wie es anderen leidenden Angehörigen geht, ich kann von meinen Erfahrungen berichten, ich versuch es einfach mal:
meine jüngere Schwester ist damals vor 12 Jahren verstorben, Im Alter von Anfang 30, davor hat sie 10 Jahre mit ihrer Erkrankung (Hirntumor) gekämpft, das hat mich und unsere ganze Familie 'mitgenommen', richtig, das Schlimme in so einer Lage finde ich, man will helfen, aber da gibt es keine richtige Hilfe (medizinisch).
Die menschliche Seite ist eine andere, durch diese Erkrankung meiner Schwester habe ich festgestellt das 'Ellenbogendenken' und 'Geld' wirklich nicht alles ist, das macht sich natürlich auch im Berufsleben bemerkbar, man kann dann Menschen nicht einfach so unter Druck setzen und auspressen.
Meine Schwester hat damals trotz ihrer Krankheit ein Kind(Tochter) bekommen, als meine Schwester verstarb war die Tochter knapp 4 Jahre alt, und sie lebten zuvor bei unseren Eltern, da der Mann meiner Schwester nicht mit der Erkrankung seiner Frau umgehen konnte.....und sie am liebsten in ein Heim oder ähnliches abgeschoben hätte, aber das haben meine Eltern zum Glück nicht zugelassen, und so hat meine Schwester mit ihrer Tochter (der Kleinen)
die letzten 2 1/2  Jahre zu Hause gewohnt, oben im Haus, da steht noch eine Wohnung leer.

Der Tod meiner Schwester war für ihre Tochter im Alter von knapp 4 Jahren ein 'Schock' bis dahin hatte ich ein super Verhältnis zu der
Kleinen, da ich auch jedes WE dort war, mit ihr spielte usw. auch um meine Schwester habe ich mich gekümmert und ihr geholfen, so gut es ging.
Die Kleine stand Samstagmorgens um 6:00 bei mir am Bett, hat mich geweckt und fragte "spielst du mit mir ?"
klar gerne, jederzeit.
Schwieriger, um nicht zu sagen schlimm fand ich Fragen von der süssen Kleinen wie "wann wird Mama wieder gesund ? "
Da hat es selbst mir die Sprache verschlagen, ich wusste nicht was ich antworten sollte.

Aber nach dem Tod meiner Schwester  hat der Vater der Kleinen sie total plötzlich aus dem bisherigen Umfeld gerissen, ohne en Wort zu sagen. die Kleine ohne Rücksprache mit den Großeltern im Kindergarten abgemeldet usw. (furchtbar).
Die Kleine lebte mit ihrer Mutti bis dahin bei ihren Großeltern (mütterlicherseits), also meinen Eltern.
Ihr "Opa" (also mein Vater) brachte sie täglich zum Kindergarten, ging mit ihr turnen und alles, die Großeltern  haben alles für die Kleine gemacht, wirklich alles.
Seit dem Tod bzw. der Beerdigung hat meine Nichte (die Kleine) erstmal kein Wort mehr mit mir gesprochen, dass war für mich  ein Schock, ein richtiger Schock.
Von einem Tag auf den anderen, den Tag habe ich noch genau in Erinnerung.
Zum Glück konnte sich meine Mutter durchsetzen, es gab keinen Rechtsstreit, die Kleine ( mittlerweile 14) ist  regelmässig jede Woche bei ihren Großeltern (meinen Eltern) und auch am WE, und sie weiss sie kann sich auf die Großeltern verlassen, der Kontakt zwischen ihr und mir ist auch wieder super, aber das hat mehrere Jahre gedauert.
Jetzt, wo ich diese Zeilen schreibe, kommen mir ja auch die Tränen...aber das gehört scheinbar zum Leben dazu.

Dann noch kurz eine andere Erfahrung:
Kurz oder direkt nach dem Tode meiner Schwester kam eine andere ältere Frau, auch aus dem Bekanntenkreis der Familie zuerst ins Krankenhaus, und ihre Familie hat während sie im Krankenhaus war, ihre Wohnung gekündigt und aufgelöst, danach kam sie dann in ein 'Altenheim'.
Weil ich diese Frau über Jahre kannte (die hatte auch alle Kinder und Mann verloren) habe ich sie, weil meine Mutter mir das vorgeschlagen hat, mal an einem Samstagnachmittag in diesem Altenheim besucht, ich traute meinen Augen nicht, die alte Frau war geistig noch voll fit, körperlich soweit auch, (sie benötigte lediglich einen Rollator zum laufen) und weisst du, was si zu mir sagte ?
Sie sagte zu mir, als ich in ihrem Zimmer stand " hier hab ich nichtmal ein eigenes Zimmer, da sind 2 Betten drin, da muss ich warten bis jemand gestorben ist".
Da war ich geschockt.



Zitat von: Codeman am 20:50:59 Sa. 03.November 2012

Schwierige Fragen, die mich derzeit beschäftigen. Ich stehe jeden Morgen auf und gehe zu meiner Verwaltung in Büro. Ich versuche für die Antragssteller das Beste rauszuholen. Und dann gehe ich Abends wieder nach Hause und stelle mir diese Fragen. Tagsüber bekommt niemand meine innere Zerrissenheit mit.

ja Codi, in der Tat schwierige Fragen, ich habe oben etwas aus meinem rein privaten Umfeld preisgegeben, ich hoffe 'zitieren' ist in diesm thread erlaubt und nicht unerwünscht, wenn ich da falsch liege, bitte von einem Admin editieren oder löschen.
Du bist selbst Betroffner, und ich finde es super, dass du für die Antragssteller das bestmögliche herausholst.
Gerade da scheint es ein 'Spannungsfeld' zu geben Erkrankung, Berufsleben usw., wegen der Erkrankung den Job nicht ausüben zu können, das ist das eine, aber die seelische Belastung kommt ja auch noch hinzu,
Ich wünsche mir, dass möglichst viele SB oder Chef's oder Personalveranwortliche einen menschlichen Umgang pflegen.
'Geld alleine' ist auch nicht alles, warum das Leben schwerer machen, als es ohnhin schon ist.
Ich bewundere Dich, dass du trotz deiner schweren Erkrankung  deinen Job machst, und klar, dass kann ich bestens nachvollziehen, dass du 'innerlich zerrissen' bist, und evl. darf oder soll man das ja gar nicht nach aussen hin zeigen, im Berufsleben müssen wir ja immer den 'starken' spielen.
(Ähnliches, aber anderes Thema sagt mir meine WG-Bewohnerin aus der häuslichen Altenpflegeszene, da freuen sich langjährige  Patienten unheimlich wenn sie kommt, teilweise rufen die schon hier an..... aber die Pflegekräfte haben tlw. so geringe 'Vorgabezeiten' da kann man in dem Job nicht viel mit den Patienten reden und sie menschlich behandeln....aber wie gesagt, vermutlich eigenes Thema).  


Zitat von: Codeman am 20:50:59 Sa. 03.November 2012
Eine ganz wichtige Frage für mich ist:

Geht es nach dem Tod weiter ? Was passiert in diesem Augenblick, wo ich das letzte Mal einatme und es endet. Was passiert mit meiner Seele ? War es das dann wirklich ? Viele Angehörige berichten, dass Betroffene die Arme nach etwas ausstrecken, Verwandte sehen oder sagen Sie sehen jemanden der sie abholt. Ist es wirklich so ?.

wie es nach dem Ableben exakt weiter geht, kann ich dir leider oder zum Glück  nicht sagen.
Ich hatte aber am Tage nach meiner Herzschrittmacherimplantation ein (Schlüssel?)-Erlebnis:
die Herzschrittmacher-OP hatte ich ganz gut überstanden und erinnere mich noch daran(war nur örliche Betäubung), also wurde ich einen Tag nach der OP entlassen und bin mit meinem Pkw zu meinen Eltern gefahren (200km ca. überwiegend AB).
Während dieser Fahrt, auf der AB, war ich irgendwie 'weg' richtig weg, ich bin  nur noch durch ein 'hupen' eines anderen Fahrzeuges aufgeschreckt  und nahm  einen Knall wahr, da bin ich voll mit der linken Fahrzeugseite mit der Mittellleitplanke kollidiert, nur Blech, keine Verletzten oder schlimmeres, hab auch nicht angehalten. ALs ich dann am späten nachmittag oder frühen Abend bei meinen Eltern war, hab ich mir nichtmal den Wagen angeschaut, so fertig und schlapp oder kaputt war ich, (wie vor der ganzen Krankheitsgeschichte, das war aber neu für mich, da sonst immer fit), also sofort rein ins Haus, und ich habe mich auch nicht wie sonst üblich, mit meinen Eltern in die Küche oder ins Wohnzimmer gesetzt, um mit ihnen zu sprechen, ich habe mich einfach nur ins Bett gelegt, und nach gut 2h waren die Schmerzen wieder so heftig, da bin ich runter und meine Eltern haben mich zum Glück sofort ins KH gebracht (die hatten mich vorher schon besucht, in dem KH, wo der Schrittmacher implantiert wurde).
Und von dort (KH) wurde sofort Kontakt mit einem Herzzentrum aufgenommen, 2 Tage später war ich da und eine erneute OP, 'künstliche Herzklappe' da gab es keine Alternative, also Do.-mittag dort angliefert worden und Freitagmorgen die OP. alles sehr gut verlaufen.
So eine OP dauert wohl auch ein paar Stündchen, aber als ich 'aufwachte', ich hörte im Radio dass der 'HSV' unentschieden gespielt hatte, da dachte ich, das muss doch ein Samstag(morgens) sein, und so war es auch, und die Sonne blinzelte auch noch....die Pflegerin war super nett, die hat mich sogar rasiert...im Gesicht  ;)
Jedenfalls, an die eigentliche Fahrt, wo ich 'weg' war, kann ich mich kaum noch erinnern, ok das Erlebnis mit dem 'weg' aber sonst, welche Strecke genau, was ich gesehen habe, über was ich mich aufgeregt habe.... nichts, keinerlei Erinnerungen, ganz anders als sonst.

Beruhigend ist evtl. noch dass dieses 'weg' nicht schmerzhaft war, einfach nur wie 'Schlaf' oder so.

Hinterher, nach Herzklappen-OP und langem KH-Aufenthalt und Reha, wusste ich auch, warum das geschehen ist (dieses 'weg' im Auto auf der Fahrt), im Rahmen der Reha wurde durch ein (24h EKG)  wurde festgestellt, dass der Schrittmacher ständig im Einsatz ist (21.000 Spikes in den 24h wurden aufgezeichnet), leider konnte man das Ding (den Schrittmacher) in der Reha nicht auslesen, aber direkt nach Reha-Ende, am nächsten Tag war ich zur Kontolle und da wurde festgestellt dass die 'Sonden' nicht korrekt funktionierten bzw. kein Sigmal lieferten, da durfte ich nicht mal mehr 1x quer durch die Stadt fahren um meine 'sieben Sachen zu holen' , ich musste mit Begleitung diverse Untersuchungen über mich ergehen lassen, und wurde sofort dabehalten, am nächsten morgen nochmal eine OP, neue Sonden.

Also das waren meine persönlichen Erlebnisse, aus eigener Erfahrung sozusagen.
Dann noch eine Begebenheit:

Mit dem schwer kranken Vater meines Freundes habe ich mich auch immer sehr gut verstanden, als ich wusste dass er so schwer krank ist, habe ich ihn besucht, zu Hause, er lag im Sterben, im Bett, bekam Morphium, war extrem abgemagert usw. also ich kam an sein Bett, er nannte, oder versuchte meinen Namen zu nennen, und er wvesuchte mir die Hand zu geben bzw. den Arm hzu heben, er hat es auf alle Fälle versucht und es viel ihm schwer, er hat mich also erkannt, und was soll ich sagen, die Aiugen dieses Mannes, die leuchteten, das war für mich auch schwer, aber nachdem er verstorben war, war ich innerlich beruhigt und zufrieden, dass ich ihn besucht habe.

Also ich denke, bei  Menschen die schwer krank sind, zu denen man über Jahre ein gutes Verhältnis hat, die muss/soll man besuchen und sie begleiten.
(einen Teil der ohnehin schweren Last abnehmen ?).
Schwierig ist das wohl, wenn man sich in der Familie mit jemanden zerstritten hat und seit Jahren kein Wort mehr redet....
Ich hab oder freue mich ja auch jedesmal wenn ich im KH bin und Besuch bekomme.

Ich bin 'katholisch' jaja(lacht ihr mal)  ich weiss heute auch warum immer noch, nicht alles was die predigen macht Sinn, um Gotteswillen,
aber ein, wie soll ich sagen, ein 'würdevolles Ende' und dazu gehört meiner Meinung auch eine ordentliche Bestattung, das ist da ja üblich, ist in meinen Augen nicht das Schlechteste, am 01. November gibt es einen Feiertag, "Allerheiligen" also da gehen die Hinterbliebenen oder Familien auf den Friedhof und gedenken der Verstorbenen, das finde ich eine gute und sinnvolle Sache (jetzt machen sich bestimmt viele lustig), dazu stehe ich aber auch.
Auch finde ich regelmässige Besuche auf einem Friedhof zwecks Grabpflege nicht verkehrt, überhaupt erinnert so ein Friedhofsbesuch an die Vergangenheit und man liest auf den Grabsteinen u. U. die Namen von Verstorbenen, die man selbst sehr gut gekannt hat und mit denen man das ein oder andere Erlebnis teilt, jaja, diese Erkenntnis kommt aber wohl erst mit zunehmendem Alter.

Dann hatte ich beruflich ja auch viel mit indischen Kollegen zu tun, dabei fiel mir auf, dass die beim trinken niemals die Flasche oder das Glas direkt mit den Lippen berühren, das hat mich gewundert, ich habe mich erkundigt  und das hat etwas mit deren Religionszugehörigkeit zu tun, die glauben ja an eine Wiedergeburt in einer "höheren Kaste".

Wie es exakt 'weitergeht' nach dem letzten Atemzug weiss ich nicht, aber ich spüre bei  mir, wenn es mir gesundheitlich nicht gut geht (oder als es mir sehr schlecht ging) da fühlt man sich schon zu seinen Angehörigen oder nahestehenden Personen hingezogen, die können zwar "medizinisch" nicht helfen, aber für die "Seele" scheint es gut zu tun (in meinem Falle ist es so), da muss ich auch gar nicht viel sprechen oder reden, die reine Anwesenheit reicht, einfach zu wissen, man ist nicht alleine...

Auch sind mir genug Fälle durch meine WG-Partnerin aus der häuslichen Pflege bekannt, wo  die Patienten, nachdem sie aus ihren eigenen 4-Wänden raus mussten und in ein 'Heim' kamen kurz darauf verstorben sind.

Also ich denke mal (so für mich) Medizin ist die eine Hälfte, Zuneigung, Verständnis und Hilfe , also "seelische Dinge" die andere Hälfte.
Deshalb, weil diese seelischen Dinge doch eine wichtige oder nicht zu unterschätzende Rolle spielen, sollte man sich "menschlich" verhalten, da kann man dann jedem ruhigen Gewissens in die Augen schauen und hat kein schlechtes Gewissen.

Und genau das macht Codeman ja, er hilft den Kunden wo er kann und holt das Bestmögliche für sie heraus, und hilft den Ratsuchenden hier im Forum, das find ich klasse, so soll und muss es sein.




 

Zitat von: Codeman am 20:50:59 Sa. 03.November 2012
Gestern hatte ich Post - die TK informiert zur Organspende. Ich wollte den Ausweis ausfüllen und da wurde mir wieder bewusst, dass ich ja noch nicht mal mehr Blut spenden darf. Wie sollte ich dann erst Organe spenden dürfen ?

ja das ist auch eine (etwas) heikle Frage nach den Organspende-Skandalen der letzten Zeit, an sich bin ich auch dafür, aber wenn es wieder finanzielle Gründe gibt, dass eine gewisse Klientel bevorzugt wird, dann...... na muss jeder wissen und entscheiden.

Man kann ja auch rein für die Wissenschaft (Forschung) etwas gutes tun, ob das dann immer im Sinne des 'Spenders' verläuft steht noch auf einem anderen Blatt.

P. S.: ist doch sehr lang geworden der Beitrag, also wenns nicht passt, was falch ist (Zitate o. ä.) einfach editieren oder löschen bitte

Codeman

Hallo Vollstrecker,

vielen Dank für deinen sehr persönlichen und emotionalen Beitrag.

Ich bin heute schon seit 4.45 Uhr auf den Beinen und daher auch etwas müde jetzt noch darauf zu antworten. Das werde ich morgen im Laufe des Tages tun.

Nur so viel schon einmal vorweg: Ich arbeite nicht im Jobcenter. Ich war eine Zeitlang SB für Wohngeld und das Bildungs- und Teilhabepaket und bearbeite jetzt in einer anderen Behörde Anträge auf Bafög.
Ich bin der Rostfleck am Schwert des Sozialismus - Zitat frei nach Schraubenwelle

Vollstrecker

Zitat von: Codeman am 18:54:40 Fr. 15.Februar 2013
Hallo Vollstrecker,

vielen Dank für deinen sehr persönlichen und emotionalen Beitrag.

Ich bin heute schon seit 4.45 Uhr auf den Beinen und daher auch etwas müde jetzt noch darauf zu antworten. Das werde ich morgen im Laufe des Tages tun.

Nur so viel schon einmal vorweg: Ich arbeite nicht im Jobcenter. Ich war eine Zeitlang SB für Wohngeld und das Bildungs- und Teilhabepaket und bearbeite jetzt in einer anderen Behörde Anträge auf Bafög.

Hallo Codeman,

Du musst nicht antworten, kannst natürlich gerne, ich hab das gepostet, weil ich diesen thread heute entdeckt habe und deinen Beitrag auch total gut finde, ist zwar ein schwieriges Thema, aber nutzt ja nicht.
Ok, SachBearbeiter nicht im JC, gut, da habe ich ewas falsch mitbekommen oder falsch interpretiert, sorry.
Auf jeden Fall wünsch ich Dir einen schönes Wochenende und alles Gute !

V.

Codeman

Am WE war ich bei meinen Eltern zu Besuch.

Ich freue mich immer, wenn ich die beiden sehe. Mutti hatte es die letzten Tage erwischt. Sie lag krank im Bett. Jetzt ging es ihr etwas besser und sie hat schon wieder rumgewuselt. Da fühlt man sich noch richtig geborgen und zu Hause. :)

Auf der Rückfahrt habe ich viele Personen und Menschen getroffen. Da ein Ehepaar, welches sehr glücklich auch nach vielen Jahren wirkte. Dort Elterm mit Ihrer kleinen Tochter. Alles tolle Augenblicke. Und dann kommst du nach Hause und du hast nix. Auf dich selbst wartet niemand. Ich will das nicht beklagen oder gar Mitleid erhaschen.Es soll einfach nur eine Feststellung sein.

Mir fehlt am Freitag Abend einfach die Kraft noch irgendwohin zu gehen - ich habe auch keine Lust. Ich will einfach nur meine Ruhe haben. Die Woche war schon anstrengend genug. Irgendwie ist auch jeder Tag, an denen man zur Arbeit geht , zumindest für mich, eine riesengroße Kraftanstrengung.

Ich wollte eigentlich noch auf den sehr schönen Post von @Vollstrecker eingehen - aber ich finde, dass dieser so toll geschrieben ist, dass ich diesen so unkommentiert stehen lassen möchte.

Grüße in den Sonntag Abend

CM




ZitatEin Jahr um zu trauern und nachzudenken,
doch auch ein Jahr um Trost zu schenken.

Ein Jahr um zurückzuschauen,
doch auch ein Jahr um zu vertrauen.

Ein Jahr um zu verlieren,
doch auch ein Jahr um zu akzeptieren.

Ein Jahr um für immer zu gehen
und irgendwann ein Wiedersehen.

.....und das wünsche ich mir so sehr.
Ich bin der Rostfleck am Schwert des Sozialismus - Zitat frei nach Schraubenwelle

Codeman

Einfach nur mal so....weil es hier rein passt...

Das Vergessen kam zu ihr, trat leis an ihre Seite,
schaute jeden Tag sie an, blickte dann ins Weite.
Leise nahm es den Moment, niemals ihr die Freude,
ließ sie niemals wieder los, jeder Tag ein Heute.
Leise schwand Erinnerung, erst Tage dann an Jahre,
nahm sie von uns allzu still - ihr Andenken bewahre!
Ich bin der Rostfleck am Schwert des Sozialismus - Zitat frei nach Schraubenwelle

Strombolli

Schöner Text, codeman. - Oftmals habe ich im Scherz schon gesagt: "So ein kleiner Klapps hat schon was. Man merkt nicht mehr alles".
Vielleicht ist bei manchen Schicksalen Vergessen auch eine Art Gnade. Vergeben werde ich wahrscheinlich nicht können.
Das Systemmotto: "Gib mir Dein Geld! - Jetzt, Du dreckiges Opfer !!!! - Und habe immer ANGST VOR DEM MORGEN !!!"

"Hört auf, Profite über Menschen zu stellen!" Occupy
Permanent angelogen & VERARSCHT IN DEUTSCHLAND! - Ich habe mit Dir fertig

Codeman

Dein Leben war ein großes Sorgen,
war Arbeit, Liebe und Verstehen,
war wie ein heller Sommermorgen -
und dann ein stilles Von-uns-Gehn.

Erinnerungen erzählen von Liebe,
von Nähe und all dem Glück,
das wir durch einen geliebten Menschen erfahren durften.
Erinnerungen gehen nicht ohne das Versprechen wiederzukehren,
wenn unser Herz sie ruft.

Nicht das Freuen, nicht das Leiden
stellt den Wert des Menschen dar.
Immer nur wird das entscheiden,
was der Mensch den Menschen war.
Ich bin der Rostfleck am Schwert des Sozialismus - Zitat frei nach Schraubenwelle

Codeman

Der Tod und die Hoffnung

Der Tod kam wie ein Tagedieb,
nahm weg uns einen Lieben,
verpasste uns den bösen Hieb,
denen, die übrig blieben.

Mit Tränen lässt er uns zurück,
kennt Mitleid nicht, noch Gnaden,
entreisst die Herzen Stück für Stück
auf grausam kalten Pfaden.

Bei aller Trauer, allem Leid
bleibt nur ein Hoffnungsschimmer,
dass auch der Tod zu seiner Zeit
vernichtet wird für immer.

Denn einst der Tod wird nicht mehr sein,
kein Schmerz, kein Leid, noch Trauer.
Zurück bleibt niemand dann allein,
und Leben bleibt auf Dauer.

Annette Messerschmidt



So wie der Wind mit den Bäumen spielt,
so spielt das Schicksal mit den Menschen.
Man sieht sich, man lernt sich kennen,
gewinnt sich lieb und muss sich trennen.
Der Mensch kann viel ertragen und erleiden,
er kann vom Liebsten, was er hat,
in Wehmut scheiden,
er kann die Sonne meiden und das Licht,
doch vergessen, was er einst geliebt,
das kann er nicht.
Ich bin der Rostfleck am Schwert des Sozialismus - Zitat frei nach Schraubenwelle

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