ÖPNV Tarifverhandlungen 2024

Begonnen von krapotke, 14:13:50 Di. 06.Februar 2024

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krapotke

,,Das habe ich getan" sagt mein Gedächtnis. "Das kann ich nicht getan haben" sagt mein Stolz und bleibt unerbittlich. Endlich gibt das Gedächtnis nach.        Friedrich Nietzsche

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Ich war bei oben genannter Veranstaltung. Wie immer unbeleckt von Hintergrundwissen und Zusammenhängen. Anwesend waren knapp 50 Personen, organisatorisch schien verdi federführend zu sein, aufgetreten wurde als Bündnis

https://www.wir-fahren-zusammen.de/

ein Zusammenschluss von Fridays For Future, verdi und Stadtgesellschaft. Es wurden von Busfahrer*innen, Student*innen, Schüler*innen und einer Ratsfrau der Linken die jewilige Sicht auf  den Zustand der Kieler Verkehrsellschaft geworfen und mit einem Krankenhausmitarbeiter sowie Postlern versucht,
den Bogen zu anderen Arbeitskämpfen, bzw. mit einer Aktivistin von "ich bin armutsbetroffen" zu weiteren sozialen Problemfeldern zu schlagen.

Busfahrer*innen bemängelten die hohe Arbeitsbelastung und schlechte Arbeitsbedingungen. Besonders negativ wurden die Teildienste bewertet, bei denen die Schicht für bis zu fünf Stunden unterbrochen wird, was zu langen Arbeitstagen führt. Personal von außerhalb Kiel sei dann gezwungen irgendwo die Zeit totzuschlagen. Aufenthaltsräume gebe es nicht. Die Zeiten zwischen den Schichten seien zu kurz bemessen, Fahrer*innen würden unter Schlafmangel leiden. Verspätungen im Fshrbetrieb würden von Pausen abgezogen. Die Forderungen in der aktuellen Tarifrunde sehen daher die Einführung einer 35h Woche 
bei maximaler Schichtdauer von 10h, sowie 12h Ruhezeit zwischen den Schichten vor. Einzige Geldforderung ist die Erhöhung des Samstagszuschlages auf 25%.

Nutzer*innen bewerteten das Angebot der KVG als unzureichend. Zu volle Busse zu Stoßzeiten, zu früher Betriebsschluss. Die Daseinsvorsorge werde in Kiel im Bereich ÖPNV nicht eingehalten.

Dies beschrieb auch die Kölnerin von "Ich bin armutsbetroffen". Der ÖPNV sei zu teuer, auch das NRW 39 Euroticket können sich Bürgergeldempfänger*innen im Abo nicht leisten. Ihre Welt ende daher in Radfahrentfernung. Beim Neuneuroticket sei ihre Lebensqualität deutlich gestiegen. Der ÖPNV müsse fitgemacht werden für größere Fahrgastzahlen.

Tamara Mazzi (Die Linke) berichtete, dass nach ihrer Erfahrung die ÖPNV Versorgung in den ärmeren Stadtteilen schlechter sei und schneller gekürtzt werde, als in den gutbürgerlichen Stadtteile. Sie habe die Uni von Mettenhof aus deutlich schwerer erreichen können, als aus der Innenstadt.

Allen Redner*innen gemeinsam war die Überzeugung, dass die Forderungen nach Veränderung eine breite gesellschaftliche Basis brauche, die nicht nur die Angestellten des ÖPNV umfasse, sondern auch Umweltaktivist*innen, Fahrgästen, etc. Diese Gruppen sollten sich in Arbeitskämpfen solidarisch zeigen, um die Schlagkraft einer streikbereiten Belegschaft zu erhöhen. Das gelte nicht nur für den aktuellen, sondern für viele weitere Felder. Das Zusammenführen von Menschen aus unterschiedlichen Gruppenzusammenhängen sei dabei eine Herausforderung.

,,Das habe ich getan" sagt mein Gedächtnis. "Das kann ich nicht getan haben" sagt mein Stolz und bleibt unerbittlich. Endlich gibt das Gedächtnis nach.        Friedrich Nietzsche

Kuddel

Danke für den Bericht. Ich konnte nicht.
Schade.
Die Annäherung von Umwelt- und Arbeitskampf, ein wichtiges Thema.
So wie ich es verstanden habe, kamen die Vorschläge zum Brückenschlagen zwischen Gewerkschaften und Umweltaktivisten hauptsächlich von der Linkspartei.

Kontinuität ist schwer aufrecht zu erhalten. Es ist schon viele Jahre her, da sind zwei Leute vom chefduzen-Stammtisch mit einem selbstgemachten Flugblatt durch die Busse gegangen, als ein Streik der Busfahrer anstand. Das Flugblatt war an die Fahrgäste und die Fahrer gerichtet. Es ging um Solidarität. Das Flugblatt kam gut an. Ein Fahrer gab seine Kontaktdaten, um in Zukunft was gemeinsam zu machen.

Dazu ist es nie gekommen. Der eine vom Stammtisch ist in eine andere Stadt gezogen, der andere ist politsch komisch draufgekommen und geht eigene Wege.

Langfristige Kontakte und Zusammenarbeit sind schwer hinzukriegen. Müssen wir noch dran arbeiten...

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