Prinzipiell IMMER erst einmal Widerspruch gegen AloGeldII-Bescheid einlegen?

Begonnen von muggel, 14:19:48 So. 30.Januar 2005

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muggel

Entschuldigt bitte meine Frage, aber sie ist ernst gemeint:

Aktuell beschäftige ich mich mit dem AloGeld-II-Antrag, da zum 19.02.2005 mein AloGeld-Anspruch abläuft. Morgen früh werde ich die Massen Papier zur ARGE (Arbeits- und Grundsicherung ist bei uns zuständig, nicht mehr die Agentur für Arbeit) bringen. Mein Magen besteht aus einem einzigen Knoten; das könnt Ihr mir glauben.  :(

Wenn die Ausführungen im Internet über die Höhe des AloGeldII stimmen, dann wird meine Familie jetzt finanziell ziemlich den Bach hinunter gehen.

Jetzt habe ich hier gelesen, dass man bis 31.01.2005 Widerspruch eingelegt haben muss. Nun bin ich etwas verwirrt, denn morgen gebe ich meinen Antrag ja erst ab.  ?(

Soll man prinzipiell immer erst einmal Widerspruch gegen den Bescheid einlegen oder habe ich da jetzt etwas falsch verstanden?

Mir graust schon davor, wenn der Bescheid mit den ganzen Zahlen kommt. Habe jetzt schon davon gelesen, dass oft das Kindergeld doppelt angerechnet wird, dass die Betriebskosten komplett ignoriert werden usw. Auch soll man keine Telefonnummer oder email-Adresse angeben, damit man alles von denen schriftlich hat. Ich habe dieses Wochenende wohl zuviel darüber gelesen und bin reichlich verwirrt.  ?(

Bin für jede Hilfe dankbar.  :P

Muggel

mousekiller

Gegen den ALG-2 Bescheid solltest du prinzipiell Widerspruch einlegen, da hier schon teilweise Klagen vor dem Bundesverfassungsgericht anhängig sind (58-er Regelung) und auch hinsichtlich der unklaren Rechtslage bezüglich der Grundgesetzkonformität.

Einspruchsfrist ist 4 Wochen nach Zugang des Bescheides, sprich in deinem Fall Datum des Bescheides + 2 Tage Postweg + 4 Wochen. Wenn es möglich ist, den Widerspruch persönlich abgeben und auf der Kopie gegenstempeln lassen, anderenfalls Einschreiben/Rückschein. Oder, solltest du die Möglichkeit haben, per Fax, da damit auch der Empfang bestätigt wird.

Die wichtigsten Eckdaten:
1. Ansprechpartner und ausstellende Behörde müssen erkennbar sein.
2. Kürzungen müssen schriftlich begründet sein. Hier ist besonders in Bezug auf Unterkunft und Heizung darauf hinzuweisen, dass die Warmwasseraufbereitung entweder mit einem Boiler erfolgt (keine Kürzung) oder direkt über die Heizungsanlage (Kürzung von ca. 8-12 € - je nach Ermessensgrundlage der einzelnen Städte/Gemeinden)
3. Befristung der Leistung auf maximal ein halbes Jahr.
4. das Einkommen deiner Partnerin netto abzüglich 45 € für Werbungs- und Versicherungskosten wird berücksichtigt.

Bestehe darauf, dass du mit dem Antrag die "Ausfüllhinweise zum Antrag Alg 2" in Zusammenarbeit mit dem Bundesdatenschutzbeauftragten erhältst. Das wird nämlich liebend gerne vergessen, ist jedoch seit einiger Zeit zwingend vorgeschrieben, da die Anträge auf Alg 2 zum großen Teil noch unberichtigt die Mängel enthalten, die datenschutzrechtlich bedenklich sind.
Wenn man keine Ahnung hat - einfach mal die Fresse halten.

muggel

Danke für Deine Antwort.

Na, dann bleibt mir wohl für heute nichts weiter übrig als da morgen erst einmal mit meinem Stapel an Unterlagen aufzutauchen und zu sehen, was damit gemacht wird.

Der Antrag auf AloGeld II wurde mir am Freitag ausgehändigt, aber diese "Ausfüllhinweise zum Antrag Alg 2" natürlich nicht. Werde ich morgen beim Abgeben gleich noch einmal nachfragen.

Wie lange darf eigentlich die Bearbeitung des Antrages dauern?
Gibt es da eine Richtlinie?

Muggel

Galenit

Prinzipiell hast Du einen Anspruch ab stellung des Antrages, wie lange sie brauchen kann man nicht sagen.
Ich habe meinen Antrag zusammen mit einer bekannten am 27.12. abgegeben, ich hatte den Bescheid am 31.12. und am 3.1. schon einen Almosen auf meinem Konto, meine Bekannte hat den Bescheid am 17.1. bekommen und hatte erst am 25.1. ihre Hilfe auf dem Konto.

Den Wiederspruch musst Du innerhalb von 30 Tagen nach dem Erstellungsdatum des Bescheides stellen (genauer 30 Tage nach dem Erhalt aber den musst Du dann expliziet beweisen).

Für den Wiederspruch findest Du hier im Forum oder auch so im Netz sehr viele Vordrucke, die Du verwenden kannst.
Prinzipiell sollte jeder einen Wiederspruch einlegen, falls etwas falsch berechnet wurde, um sicher zu sein, das man Leistungen rückwirkend erhält, falls ein Gericht etwas ändert und um zu zeigen das man damit nicht einverstanden ist.
G.S. ehemaliger Bundeskanzler der B(ananen) R(epublik) D(eutschland):
"Was wir machen ist gut, die Menschen verstehen es nur nicht!"

muggel

Vielen Dank noch einmal für Eure Antworten.

Ich war heute morgen beim Sachbearbeiter. Der Antrag hat sich (laut Sachbearbeiter) ohnehin erledigt, weil mein Einkommen (derzeit AloGeld) für meine Familie ab 19.02.2005 komplett wegfallen wird, da das Einkommen meines Mannes (ca. 1300 EUR netto) zu hoch wäre.

Ich verstehe die Welt nicht mehr. Man zahlt jahrzehntelang in den Topf ein und wenn es darum geht, auch mal etwas herauszubekommen, dann schlagen sie einem die Tür vor der Nase zu.
Weiter so, Deutschland.

PS: Ich werde natürlich auf den Verdacht hin, dass der Sachbearbeiter uns nur verscheuchen wollte, den Antrag sowieso abgeben, um seine Entscheidung in Form eines Bescheides schriftlich zu haben.

aian19

ZitatPS: Ich werde natürlich auf den Verdacht hin, dass der Sachbearbeiter uns nur verscheuchen wollte, den Antrag sowieso abgeben, um seine Entscheidung in Form eines Bescheides schriftlich zu haben.

Selbstredend, aber er wird wohl recht behalten !
Kannst auch selbst überschlagen:

2 Erwachsene, verheiratet, sagen wir mal, ihr habt 2 Kinder und zahlt Warmmiete 500.-€ ohne Strom etc. !
Würde folgende Rechnung machen:

Einkommen: 1300.-€ netto Erwerbseinkommen Ehemann
                    308.-€ Kindergeld für 2 Kinder, klein
= 1608.-€

Bedarf wäre:  622.-€ West für 2 Eheleute,
                    414.-€ W. für 2 Kinder
                    500.-€ Miete pauschal
= 1536.-€, ergo Einkommen reicht.

Hab jetzt mal Freibeträge wie 30.-€ für Versicherungen oder rausrechnen der Heizkosten geknickt, aber in dem Rahmen bewegt sich das, traurig, aber wahr.... :(
"Wer kämpft, kann verlieren, wer nicht kämpft, hat schon verloren"

"Wenn Unrecht zu Gesetz wird, ist der Gesetzlose der einzige, der noch rechtmäßig handelt."

Mene mene tekel upharsin

muggel

Mit so wenig Geld auszukommen, ist doch völlig realitätsfremd. Man kann doch nicht die Preise und steuerlichen Abgaben immer weiter erhöhen, das Einkommen immer weiter drücken und dann noch erwarten, dass einem die Bürger treu bleiben.

Ich frage mich, ob die Politiker überhaupt noch mitbekommen, was sie uns alles aufbürden. Das gab es doch früher auch schon einmal: mit Lehn, Lehnsherren, Abgaben usw. oder sehe ich das falsch?

Ich bin wirklich mal gespannt, wieviel die Deutschen Bürger noch von denen ganz oben schlucken, bevor es zur Sache geht.

Muggel

Galenit

ZitatOriginal von muggel

Ich bin wirklich mal gespannt, wieviel die Deutschen Bürger noch von denen ganz oben schlucken, bevor es zur Sache geht.

Muggel

Erst wenn genug Menschen in ihrem Bekanntenkreis jemand persönlich kennen, den es "erwischt" hat, werden sie merken, das sie jederzeit auch treffen kann, erst dann werden sie aufwachen.
Im moment sind es noch "die anderen" und bedauernswerte "Einzelfälle" , die ihr Haus verliehren, nichtmehr genug zum Leben haben und sich umbringen.
Erst wenn jeder jemand kennt, der am ende ist und alles verlohren hat, wissen sie, das es nichtmehr das "arbeitscheue" Pack ist, das betroffen ist, sondern jeder (mit Ausnahme von Politikern), egal ob er 40 Jahre gearbeitet hat oder nicht, betroffen ist.

Für dieses Jahr angekündigt + noch nicht angekündigte Entlassungen:
Opel 2000 Stellen (gewinnmaximierung)
Siemenstochter 1000 Stellen (gewinnmaximierung)
Telekom 1200 Stellen (gewinnmaximierung)
Deutsche Bank 1000 Stellen (gewinnmaximierung)
VW 4000 Stellen (gewinnmaximierung)
Walter Bau 9600 Stellen (Pleite dank Banken)
Subunternehmer Walterbau 2500 Stellen (Pleite dank Walter Pleite)

500000 freie Stellen
5000000 offizielle Arbeitslose
9000000 inoffizielle Arbeitslose

Ich habe bisher auf einen Aufschwung gehofft, mittlerweile freue ich mich über jede neue Hiobsbotschaft, denn erst wenn es genug Leuten schlecht geht und genug betroffen sind, wird sich was ändern.
5% kann man als faules Pack bezeichnen, bei 10% schönt man die Zahlen, aber bei 20% oder mehr, können die Politiker nichtsmehr schönreden.
G.S. ehemaliger Bundeskanzler der B(ananen) R(epublik) D(eutschland):
"Was wir machen ist gut, die Menschen verstehen es nur nicht!"

Horch

ZitatOriginal von Galenit

Ich habe bisher auf einen Aufschwung gehofft, mittlerweile freue ich mich über jede neue Hiobsbotschaft, denn erst wenn es genug Leuten schlecht geht und genug betroffen sind, wird sich was ändern.
5% kann man als faules Pack bezeichnen, bei 10% schönt man die Zahlen, aber bei 20% oder mehr, können die Politiker nichtsmehr schönreden.

Diese 5 % sind kein "faules Pack" (sowas gibt es gar nicht), sondern Menschen die auf ihre Zeitsouverenität wert legen und nicht bereit sind für andere zu schuften. Die zurecht nicht bereit sind ihre Lebenszeit zu vergeuden, damit Steuern und Abgaben gespart werden.
Man sollte dem Spießbüger nicht noch nach dem Maul reden.

Galenit

ZitatOriginal von Horch
ZitatOriginal von Galenit

Ich habe bisher auf einen Aufschwung gehofft, mittlerweile freue ich mich über jede neue Hiobsbotschaft, denn erst wenn es genug Leuten schlecht geht und genug betroffen sind, wird sich was ändern.
5% kann man als faules Pack bezeichnen, bei 10% schönt man die Zahlen, aber bei 20% oder mehr, können die Politiker nichtsmehr schönreden.

Diese 5 % sind kein "faules Pack" (sowas gibt es gar nicht), sondern Menschen die auf ihre Zeitsouverenität wert legen und nicht bereit sind für andere zu schuften. Die zurecht nicht bereit sind ihre Lebenszeit zu vergeuden, damit Steuern und Abgaben gespart werden.
Man sollte dem Spießbüger nicht noch nach dem Maul reden.

Ich habe die aktuelle Situation beschrieben,
die Politik (besonders Schröder) hat diese 5% als faules Pack bezeichnet und die reellen 10% auf 5% schöngeredet  ...
Lies nochmal den  ganzen Beitrag und betrachte den von Dir mokierten Punkt im Zusammenhang.  ;)
G.S. ehemaliger Bundeskanzler der B(ananen) R(epublik) D(eutschland):
"Was wir machen ist gut, die Menschen verstehen es nur nicht!"

Horch

ZitatOriginal von Galenit

Ich habe die aktuelle Situation beschrieben,
die Politik (besonders Schröder) hat diese 5% als faules Pack bezeichnet und die reellen 10% auf 5% schöngeredet  ...
Lies nochmal den  ganzen Beitrag und betrachte den von Dir mokierten Punkt im Zusammenhang.  ;)

Ok., Ok, OK

Schönen Abend

muggel

ZitatOriginal von Galenit

Erst wenn genug Menschen in ihrem Bekanntenkreis jemand persönlich kennen, den es "erwischt" hat, werden sie merken, das sie jederzeit auch treffen kann, erst dann werden sie aufwachen.
Im moment sind es noch "die anderen" und bedauernswerte "Einzelfälle" , die ihr Haus verliehren, nichtmehr genug zum Leben haben und sich umbringen.
Erst wenn jeder jemand kennt, der am ende ist und alles verlohren hat, wissen sie, das es nichtmehr das "arbeitscheue" Pack ist, das betroffen ist, sondern jeder (mit Ausnahme von Politikern), egal ob er 40 Jahre gearbeitet hat oder nicht, betroffen ist.

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Ich habe bisher auf einen Aufschwung gehofft, mittlerweile freue ich mich über jede neue Hiobsbotschaft, denn erst wenn es genug Leuten schlecht geht und genug betroffen sind, wird sich was ändern.
5% kann man als faules Pack bezeichnen, bei 10% schönt man die Zahlen, aber bei 20% oder mehr, können die Politiker nichtsmehr schönreden.

Genau soooo sehe ich das auch.
Ich dachte eigentlich, dass die Verdoppelung vieler Preise im Zuge der Währungsumstellung ausreichen würde, um die breite Masse aufzurütteln, aber anscheinend müssen noch viel mehr Nachteile auf den Deutschen Bürger zukommen, bevor er endlich merkt, dass die Politiker es so lange weiter treiben werden, BIS wir uns wehren.

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