Sozialstandards in Deutschland viel zu hoch befindet der Chefvolkswirt der Deutschen Bank

[Wilddieb Stuelpner]

MDR, Sendung "MDR um zwölf - Das Ländermagazin"

Live-Talk im "MDR um zwölf"-Studio mit Prof. Dr. Norbert Walter, Chefvolkswirt der Deutschen Bank.

In seinem Buch "Mehr Wachstum für Deutschland" formuliert er elf Thesen über den Wirtschaftsstandort Deutschland und seine Zukunftsaussichten.

Der Mann ist auch im von Unternehmern gesponsorterten Bürgerkonvent als Hetzagitator zu finden.

Dienstag, 08.02.05: Prof. Dr. Norbert Walter - Chefvolkswirt der Deutschen Bank

Bei der Deutschen Bank wird nicht nur Geld gescheffelt, es wird auch geforscht: In Krisenzeiten wie diesen besonders zum Thema "Mehr Wachstum für Deutschland". Professor Norbert Walter ist Mitautor eines gleichnamigen Buches. Elf Thesen über den Wirtschaftsstandort Deutschland und seine Zukunftsaussichten. Klare Forderungen sowohl an die Deutschen als auch an ihre Politiker, umzudenken, bevor es zu spät ist.

Unbequem und provokativ - Stoff für hitzige Diskussionen. Gerade weil die Deutsche Bank trotz 50 Prozent Gewinnsteigerung ankündigte, 6.400 Mitarbeiter weltweit zu entlassen. Professor Walter selbst hat als hoch dotierter Wirtschaftsfachmann einen gut bezahlten und krisensicheren Job. Darüber und über seine Vorstellungen vom Management des Krisenunternehmens Deutschland sprechen wir am Dienstag bei "MDR um zwölf".

Einige in der Sendung genannten Thesen:

Das soziale Netz in Deutschland ist viel zu dicht geknüpft und auf hohem Niveau aufgehängt. Es wird Zeit, daß noch mehr von unten nach oben umverteilt werden soll.

Arbeitslose sind meist nicht bereit Jobs im Niedriglohn anzunehmen. Deshalb muß man sie von ihren Vermögen (Ersparnissen) befreien - enteignen und in Existenznot bringen. Erst dann sehen sie sich genötigt, Ihren faulen Hintern hoch zu bekommen und den wohltätigen Arbeitgebern zu Diensten zu sein. Sklavenbesitzer aus den Südstaaten der USA haben dies vorbildlich vorgemacht. Diese Vorbildwirkung ist auf deutsche Gefilde schnellstens zu übertragen.

Die Rentenvorsorge ist allein auf die AN abzuwälzen, egal ob sie in der Lage sind, diese Vorsorge zu treffen. AG haben ihre Beschäftigten die Arbeits- und Lebenskraft lebenslang auszusaugen und bedanken sich fürsorglich mit einen Tritt in den Hintern mit 40 bis 50.

Die Unternehmerschaft ist gänzlich von Steuern jeglicher Art zu befreien und zum Erhalt der Finanzierfähigkeit der Staatsausgaben ist eine höhere Mehrwertsteuer dem Rest der Bevölkerung überzustülpen. Die werte Unternehmerschaft wird sich auch dieser Steuerpflicht entziehen müssen, indem sie in anderen Regionen der Erde billigst konsumiert.

Kündigungsschutz und Tarifverträge sind zu beseitigen.

So in Kurzfassung im Klartext seine Haltung zu gesellschaftlichen Veränderungen in diesem Land. Verquast umschrieben und verklausuliert unter dieser Quelle zu finden

DBResearch: Mehr Wachstum für Deutschland. Die Reformagenda

3. Die wichtigste Ursache unseres geringen Wachstums liegt darin, dass zu wenige arbeiten und zu wenig pro Kopf gearbeitet wird. ... Die Deutschen haben die Alternative, mehr zu arbeiten, oder deutliche Abstriche bei den Wohlstandszuwächsen hinnehmen zu müssen.

Zudem brauchen wir über Jahre eine beschäftigungsfreundliche Tarifpolitik, welche die Verteilungsspielräume nicht voll nutzt und niedrigere Löhne für derzeit wenig gefragte Arbeitskräfte zulässt.

...

8. Weitere Reformen der sozialen Sicherungssysteme sind auch unter Wachstumsgesichtspunkten unumgänglich. Vordringlich sind eine Fortführung der Strukturreformen im Rentensystem: die private Vorsorge muss weiter gestärkt und für alle zugänglich gemacht werden; in der gesetzlichen Rentenversicherung müssen insbesondere die Beitragslasten durch eine modifizierte Rentenformel und durch Leistungseinschränkungen, insbesondere durch einen späteren gesetzlichen Renteneintritt und eine Abkehr von der verfehlten Frühverrentungspolitik, stabilisiert werden.

...

10. In der Steuerpolitik bestehen nach wie vor zu hohe Grenzbelastungen für Einkommen aus abhängiger Beschäftigung oder aus Gewerbebetrieb. Auch die steuerliche Belastung der Gewinne von Kapitalgesellschaften ist im internationalen Vergleich noch immer zu hoch und sollte daher gesenkt werden. Darüber hinaus müssen neben einer Vereinfachung des Systems im Rahmen einer großen Steuerreform mittelfristig eine Gewichtsverlagerung von direkten zu indirekten Steuern, die Ersetzung der Gewerbesteuer, die Neuordnung der Besteuerung der Kapitalerträge und eine Reform der föderalen Finanzbeziehungen angegangen werden.

[antonov]

muss das mal hoch holen

[Tiefrot]

Das kann nur Satire sein.

Die Deutschen haben die Alternative, mehr zu arbeiten, oder deutliche Abstriche bei den Wohlstandszuwächsen hinnehmen zu müssen.

Was denn bitte für Wohlstandszuwächse ?
Die Reallöhne befinden sich genau genommen seit 1993 im freien Fall !
Das Ding mal konsequent zu Ende gedacht, werden die Unternehmer in ihren Produkten ersaufen,
weil keiner den ganzen Krullus kaufen kann und will,
die Geldsäcke werden in Folge des Platzens der Geldblase ihr ganzes Buntpapier verlieren.
Okay, ist ja jetzt schon nix mehr wirklich wert.

Mann, ist das widerlich !  kotz

[BEA51]

Für den Herrn hat sich die Debatte erst mal erledigt, er ist überraschend gestorben:
http://www.ftd.de/panorama/leute/:ex-chefvolkswirt-der-deutschen-bank-norbert-walter-der-glaubens-oekonom/70084325.html

Grüssle aus Südwest
BEA

[Tiefrot]

Das Problem ist aber, daß solche verqueren Ansichten nicht mitsterben.
Ganz im Gegenteil !  kotz

[Auferstanden]

Norbert Walter, seines Zeichens  Chefvolkswirt der Deutschen Bank war ein Fanatiker der neoliberalen Heilslehre reinsten Wassers. Konservativ, verblendet galt er als Gralsritter der heutigen Ideologie.

Die verbrannte Erde wird in sozialgesellschftlicher Hinsicht bei diesen Fanatikern völlig ausgeblendet, nur so sind die hier nachlesbaren Kommentare dieser neuen Rassenideologen überhaupt noch nachvollziehbar, nicht voll ziehbar.
 

[Troll]

Das Problem ist aber, daß solche verqueren Ansichten nicht mitsterben.

Wie wahr.

[Helmy]

Ein Dummschwätzer weniger!Helau!

[Strombolli]

Schade um den Menschen ..., aber wer zählt die Opfer, nennt die Namen der zahllosen Toten wegen der von ihm mitvertretenen Denkweise?
Also insofern tatsächlich: Wieder einer weniger. Leider wachsen sie nach.

Und: Menschen sehen die Welt immer aus ihrem Blickwinkel. Glücklich (naja), aber einigermaßen weise, diejenigen, die in ihrem Leben schon beide Seiten der "Leiter" kennengelernt haben.