Oberschichtdrogen

Begonnen von Kuddel, 12:50:44 Do. 22.März 2018

⏪ vorheriges - nächstes ⏩

Kuddel

Die einen Drogenuser gehen in den Knast, die anderen in die Führungsetagen.

ZitatMit diesen Drogen pimpen Manager ihr Gehirn

Der Drang zur Selbstoptimierung erreicht das Gehirn. Immer mehr Leistungsträger nehmen Pharmazeutika, um ihre Leistung zu steigern. Macht das schlau – oder nicht doch abhängig?

Als die Blicke der Kollegen sich verändern, bemerkt er, dass nicht alles in seinem Sinne läuft. Der Mann ist Ende 40, er hat lange in einer Mailänder Bank gearbeitet. Und er hat sie geliebt, diese Blicke, wenn er mal wieder in unglaublicher Zeit unglaubliche Dinge weggearbeitet hatte. Wenn er auch nach zwölf Stunden noch in der Lage war, sich auf letzte Details in einem Zahlenwerk zu konzentrieren. Wenn er sich Dinge einprägen konnte, vor denen die anderen kapitulierten. ,,Aber dann", sagt der Mann, der in der folgenden Stunde viel berichten wird, aber seinen Namen nicht öffentlich machen möchte, ,,änderte sich irgendwann irgendwas in diesen Blicken. Aus der Bewunderung wurde Befremden."

Als der Mann in einem lichten Moment seine Gegenüber nach diesem Befremden fragte, irritierten ihn die Antworten. ,,Launisch." ,,Roboterhaft." ,,Maskiert." So sahen die anderen ihn plötzlich, der sich selbst für leistungsstark, fokussiert, brillant gehalten hatte. Dafür hatte er das Zeug ja genommen. Modafinil. ,,Es half am Anfang dabei, dass ich mich sammle, dass ich gleichzeitig angespannt und ruhig war", sagt der Mann. ,,Und als ich sah, dass ich damit mit meinen Sachen besser und schneller vorankam, hab ich es eben häufiger genommen. Es schien, als habe ich an mein Hirn eine zusätzliche Festplatte angebaut." Nur dass diese Festplatte einige Nebenwirkungen hatte und sich irgendwann abnutzte. So schildert er es jedenfalls.

Und bringt damit ein Dilemma auf den Punkt, das sich in Vorstandsetagen wie Büros gleichermaßen ausbreitet: Getrieben von Leistungsdruck und Selbstoptimierungsparadigma versuchen Manager, Arbeitnehmer und Leistungsträger in immer größerem Ausmaß, nach ihren Körpern nun die Leistungsfähigkeit ihrer Gehirne zu optimieren. Das sogenannte Neuro Enhancement ist Trend wie klinischer Befund gleichermaßen; ein gigantisches Versprechen mit völlig ungeklärten Nebenwirkungen. Und so lange technologische Erweiterungen des Gehirns, wie sie etwa Facebook-Chef Marc Zuckerberg, Google-Vordenker Ray Kurzweil oder Multi-Unternehmer Elon Musk für die nächsten Jahre versprochen haben, noch auf sich warten lassen, greifen immer mehr Menschen zu pharmazeutischen Möglichkeiten der Selbstoptimierung. Mit ungeahnten Folgen.

Leistung, die Leiden schafft

Einfach bei sich zu bleiben, das ist nicht das größte Talent des Menschen. Archäologische Funde aus der Zeit um 2000 vor Christus belegen, dass wir schon lange auf der Suche nach der eigenen Transzendenz sind. Bei einer Ausgrabung in Argentinien entdeckten Forscher kleine Pfeifen, die aus ausgehöhlten Pumaknochen geschnitzt und mit Samenresten des Cohoba- oder Yopo-Baums (Anadenanthera peregrina) gefüllt waren. Diese Samen der Pflanze aus der Familie der Hülsenfrüchtler enthalten das Halluzinogen DMT (Dimethyltryptamin). Bei Genuss tritt man für etwa fünfzehn Minuten in einen Zustand der Bewusstseinsveränderung über, begleitet von Halluzinationen, erotischen Ekstasen oder Flugerlebnissen. Im ungünstigen Falle einer zu hohen Dosierung entstehen Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen und am nächsten Tag ein schnöder Kater. Offenbar waren Menschen sehr früh so findig, die pulverisierten Samen in einer Pfeife zu verdampfen und sich den Rauch zu Kopf steigen zu lassen. Yopo als frühbronzezeitlicher Vorläufer eines Joints.

Über sich hinauszuwachsen, die Grenzen der eigenen Sinneserfahrungen zu überschreiten, dafür haben Menschen oft sogar ihr Leben riskiert. Viele Beispiele aus der Vergangenheit zeigen, dass ein Forscher- und Erkenntnisdrang Ursache für gefährliche Selbstversuche war. Albert Hofmann, der Entdecker des LSD, beschreibt seine Experimente mit dem starken Halluzinogen als unglaubliches Erlebnis mit fantastischen Bildern und einem kaleidoskopartigen Farbenspiel: ,,Ich war mir bewusst, dass der neue Wirkstoff LSD mit derartigen Eigenschaften in der Pharmakologie, in der Neurologie und ganz besonders in der Psychiatrie von Nutzen sein müsse."

Deutlicher Anstieg des Medikamentenmissbrauchs


Der britische Schriftsteller Aldous Huxley experimentierte in den Fünfzigerjahren mit Drogen, vor allem mit LSD, um sich in die Tief- und Abgründe des Menschen zu versenken. Ihn trieben neben einem draufgängerischen Experimentiergeist erkenntnisphilosophische Fragen um: ,,Wie können geistig Gesunde je erfahren, was für ein Gefühl es eigentlich ist, wahnsinnig zu sein? Oder wie können wir, wenn wir nicht eben ein Visionär, ein Medium oder ein musikalisches Genie sind, je in die Welten gelangen, in denen Blake, Swedenborg, Johann Sebastian Bach sich bewegten?"

Es muss um das Jahr 2010 herum gewesen sein, dass die ersten Berichte über den zunehmenden Einsatz von Medikamenten zur Leistungssteigerung in Prüfungsphasen oder auch im Arbeitsalltag durchs Internet geisterten. Es gibt kaum offizielle Zahlen über den Medikamentenmissbrauch zur Leistungssteigerung. Aber dass er stattfindet, ist seit Jahren kein Geheimnis mehr. An der Harvard University schwirrte 2010 die (natürlich nie verifizierte) Zahl von 80 Prozent der Studierenden herum, die in Prüfungszeiten das Medikament Ritalin zu sich nähmen. Ritalin ist der bekannteste Markenname für Methylphenidat, bei dem es sich um ein Amphetaminderivat handelt. Das Medikament wird zur Behandlung von Aufmerksamkeitsstörungen und Hyperaktivität gebraucht. Oder eben missbraucht zur Bekämpfung von Müdigkeit und Schlaf in Belastungsphasen.

Einige Statistiken zeigen, dass der Gebrauch des gängigsten Medikaments zur geistigen Leistungssteigerung erheblich zugenommen hat. Nach Angaben des Suchtkontrollrats der Vereinten Nationen ist die Zahl der täglichen Dosen von Methylphenidat weltweit von etwa 50 Millionen im Jahre 1990 auf fast 2,5 Milliarden in 2013 angestiegen. Die erste Verbreitungswelle ist für den Beginn der Neunzigerjahre verzeichnet. So war die weltweite Nutzung 1994 fünf Mal so hoch wie 1980, ein wesentlicher Teil davon entfiel (und entfällt auch heute noch) auf den US-amerikanischen Markt. Aber auch in einigen europäischen Ländern, darunter Deutschland, ging die Kurve seit Beginn der Neunzigerjahre steil nach oben.

Ähnlich wirken auch Amphetamine, die ebenfalls zur Therapie von Aufmerksamkeits- oder Hyperaktivitätsstörungen verschrieben werden. Amphetamine regen aktiv die Ausschüttung von Neurotransmittern an. Die höhere Konzentration von Botenstoffen versetzt auch bei diesem Medikament die Nervenzellen in Alarmbereitschaft, so dass man sich besser konzentrieren kann. Es steigert das Selbstwertgefühl und führt zu einem euphorischen Empfinden. Das in den USA gängigste Medikament ist Adderall, das beinahe zur Legende im Missbrauch von Medikamenten zur Leistungssteigerung geworden ist.

Mode-Doping des Managements

Ritalin und Adderall ersticken die Impulsivität und sind deshalb in der Therapie von ADHS-Erkrankungen sinnvoll und effektiv einsetzbar. Gesunde Menschen können mit dem Stoff einen ausgeprägten Fokus entwickeln: keine Ablenkung mehr, kein Abschweifen zu anderen, weniger fordernden Tätigkeiten, kein Prokrastinieren. Acht Stunden am Stück ohne Pause pauken? Kein Problem. Die Nacht hindurch lernen und die nächste auch? Kein Problem. Überstunden kloppen bis tief in die Nacht, um ein Projekt nach dem anderen abzuarbeiten? Auch kein Problem. Das klingt für viele offenbar reizvoll. Nicht nur an amerikanischen Elite-Universitäten, sondern auch in deutschen Büros. Eine Studie der DAK hat für Deutschland 2015 ermittelt, dass fast drei Millionen Menschen schon einmal stimulierende Medikamente genommen haben, um im Job fitter zu sein oder Stress am Arbeitsplatz auszuhalten.

Das Gehirn auf Ninja-Niveau boosten

Seit einigen Jahren ist neben Ritalin ein anderes Medikament zur Leistungssteigerung in Gebrauch. Modafinil, bekannt auch als Vigil oder Provigil, wird zur Bekämpfung der Schlafkrankheit Narkolepsie eingesetzt. Bei Menschen, die nicht unter der Krankheit leiden, kann der Stoff stimulierend wirken, wach machen und die Konzentration fördern. Ein Mittel gegen Schlafkrankheit soll das Gehirn auf Ninja-Niveau boosten. Nächtelang durchzuarbeiten, das klappt für manch einen auch mit Modafinil hervorragend, wie sich in vielen Internetforen ausgiebig nachlesen lässt. Das Medikament wirkt anders als Ritalin. Es soll nicht zu vergleichbarer zu sozialer Abstumpfung führen und auch kreative Arbeiten am Fließband möglich machen. Wie es genau wirkt, ist allerdings nicht in allen Details geklärt. Deshalb ist mit Vorsicht zu genießen, wenn die Suchtgefahr bei Modafinil derzeit geringer eingeschätzt wird als bei Ritalin.

Im Silicon Valley hebt der Trend zur medikamentösen Stimulation und Leistungssteigerung des Gehirns seit einiger Zeit besonders ab, und insbesondere Modafinil gilt als nicht mehr ganz so geheimer Tipp für die richtige Denk- und Arbeitshaltung. Die amerikanische Website "TechCrunch" erklärte Modafinil schon 2008 zur ,,Pille der Wahl für Unternehmer". Das klingt nach Einsatz, Entschiedenheit und Erfolg. Der letzte Schrei im Valley aber ist das ,,Microdosing" von LSD. Eine Minidosis von etwa zehn Mikrogramm alle paar Tage soll helfen, sich besser zu konzentrieren und konsequent zu vernetzen. Das ist etwa ein Zehntel der Menge, die man für einen veritablen Trip braucht. Das ist die neue Normalität der Selbstoptimierer.

Curt Diehm kennt die Tricks der Leistungselite. Der Internist ist ärztlicher Direktor der Max-Grundig-Klinik in Bühl bei Baden-Baden, die sich auf die Behandlung von Führungskräften spezialisiert hat. Immer wieder hat er mit Patienten zu tun, die mit Managerdrogen ihre Leistungsfähigkeit steigern wollen. ,,Es ist allerdings schwierig, das in der Anamnese aus ihnen herauszukriegen. Die Patienten haben Angst sich zu outen", sagt er. Schuld sei der enorme Druck in den Unternehmen. Der Internist warnt vor den Nebenwirkungen von Neuro-Enhancern wie Ritalin und Modafinil: ,,Durch Ritalin ändert sich die Persönlichkeit." Affekte würden häufig unterdrückt, die Kommunikationsfähigkeit werde eingeschränkt, die Kreativität verschlechtere sich markant. Zu den Nebenwirkungen zählen Müdigkeit, Schwindel, Sehstörungen oder gar depressive Episoden. Außerdem kann Ritalin abhängig machen.

Genau wie Modafinil, das Diehm als ,,ideales Aufputschmittel" beschreibt, das ,,weniger in der Party-Welt als in der Arbeitswelt" missbraucht wird. Der Mediziner warnt davor, dass Modafinil den Schlafrhythmus völlig durcheinander bringe. Patienten berichten von Panikattacken, Angstzuständen, manischen Störungen und Halluzinationen, bei einigen verbunden mit Suizidgedanken. Diehms Fazit: Finger weg. ,,Solche Präparate bilden in keinem Fall eine Alternative zu einem gesunden und ausgewogenen Lebensstil." Gegen Stress empfiehlt er Power-Naps am Mittag und autogenes Training. ,,Dazu sind aber wenige Manager bereit."

Der Mailänder Banker hat übrigens mit den Pharmazeutika aufgehört. Und mit dem Bankertum gleich auch. Er hat irgendwo in Italien einen Landwirtschaftsbetrieb übernommen und arbeitet dort an seinem eigenen kleinen Werk. ,,Das ist auch bewusstseinserweiternd", sagt er. ,,Nur ganz anders."
https://www.wiwo.de/technologie/forschung/hirndoping-mit-diesen-drogen-pimpen-manager-ihr-gehirn/21074926-all.html

BGS

Ist es wirklich von Belang für uns Ausgebeutete, was ein selbsterklärte, korrupte "Elite" für Mittel nimmt, um noch mehr Menschen und die Natur systematisch auspressen und missbrauchen zu können? Ich halte auch das Wort "Leistungsträger" für irreführend und lächerlich, da nur Leute damit sich schmücken, die sonst wenig können , ausser Andere zu übervorteilen, auszubooten und hereinzulegen.

Niemand hat das Recht, sich über einen anderen Menschen zu stellen!

MfG

BGS
"Ceterum censeo, Berolinensis esse delendam"

https://forum.chefduzen.de/index.php/topic,21713.1020.html#lastPost
(:DAS SINKENDE SCHIFF DEUTSCHLAND ENDGÜLTIG VERLASSEN!)

Kuddel

Absolut richtig.

Ich habe den Artikel hier eingestellt, um auf den Doppelmoral und die Verlogenheit der Drogengesetzgebung hinzuweisen.
Zusammenfassend läßt es sich kommentieren mit der aus den USA stammendenden Parole:
Der Krieg gegen Drogen ist ein Krieg gegen die Armen!

BGS

Stimmt. Und gegen dir "Fremden", die "Anderen", die Immigranten" etc. Wenn ich mich nicht irre, sind die amerikanischen Drogengesetze geschrieben worden, um den eingewanderten dortigen Chinesen ihr Opium zu nehmen, das sie seit tausenden von Jahren kennen und nutzen.

MfG

BGS
"Ceterum censeo, Berolinensis esse delendam"

https://forum.chefduzen.de/index.php/topic,21713.1020.html#lastPost
(:DAS SINKENDE SCHIFF DEUTSCHLAND ENDGÜLTIG VERLASSEN!)

Tiefrot

Der Artikel läßt einen Aspekt unter den Tisch fallen.
Auch wer noch arbeitet, wirft immer öfter Chemie ein.  ::)
Denke dran: Arbeiten gehen ist ein Deal !
Seht in den Lohnspiegel, und geht nicht drunter !

Wie bekommt man Milllionen von Deutschen zum Protest auf die Straße ?
Verbietet die BILD und schaltet die asozialen Medien ab !

Kuddel

ZitatAdderall
US-Manager missbrauchen massenhaft ADHS-Pillen

Programmierer, Manager und Banker: In den USA erfreuen sich Mittel zur Steigerung der Konzentration einer hohen Nachfrage – und das trotz starker Nebenwirkungen. Jetzt gab es erste Verhaftungen.


Das ADHS-Mittel Adderall hat in den USA eine stetig größer werdende Fangemeinde unter erwachsenen Menschen, die gar keine ,,Aufmerksamkeitsdefizitstörung" haben. Das sind Studierende, die erfolgreicher lernen wollen; das sind Programmierer, die ihren Code schneller schreiben wollen; und es sind Manager, die fokussierter arbeiten wollen. Sie nehmen das verschreibungspflichtige und abhängig machende Amphetamin, um ihre Gehirnleistung zu steigern.

Das Medikament ist ursprünglich in den 90er-Jahren als Mittel gegen  ,,Attention Deficit Hyperactivity Disorder" (ADHD/ADHS) entwickelt worden. In den USA wird es vielen Kindern verschrieben, die sich nur schwer konzentrieren können. Die Gesundheitsbehörde CDC schätzt, dass 11,4 Prozent der Drei- bis 17-Jährigen in den USA eine ADHS-Diagnose bekommen haben. Das entspricht sieben Millionen Kindern und Jugendlichen. Unter den Jungen sind es sogar 15 Prozent. Die meisten von ihnen nehmen Medikamente – und Adderall ist mit Abstand das beliebteste.

Nach Daten der im Gesundheitssektor tätigen Analysefirma Iqvia sind die Verschreibungen für Adderall in den USA zwischen 2019 und 2022 um 27 Prozent gestiegen – darunter ein wachsender Anteil von Erwachsenen. In den USA wird das Mittel von Teva vertrieben, dazu  Generika-Versionen von Novartis, Lannett, Mallinckrodt und Takeda. Die hohe Nachfrage hat zuletzt zu Engpässen bei diesen Medikamenten geführt.
und alles weitere verschwindet hinter der Paywal... https://www.handelsblatt.com/unternehmen/management/adderall-us-manager-missbrauchen-massenhaft-adhs-pillen/100048558.html

Tja, was ist schon Mißbrauch? Die Leute nehmen den Pillen wg. der Wirkung, die sie haben.

Das eine gilt als illegales Rauschgift, das andere als Medikament. Wie diese Mittel juristisch bewertet werden, erscheint oft willkürlich und hat weniger medizinische als ökonomische und politische Gründe.

In Deutschland hat man füher Heroin in der Apotheke als Mittel gegen Husten bekommen. In den 60ern und 70ern waren die Ärzte sehr großzügig, Frauen Psychopharmaka zu verschreiben, damit sie die Doppelbelastung von Fabrikarbeit und Hausarbeit ertragen können. Sie machten hunderttausende Valium (& von anderen Medikamenten) abhängig. Die Stones machten den Song "Mothers little helpers" darüber.

Wie man es rechtfertigt, die Nutzer von Drogen zu kriminalisieren, wird mir immer ein Rätsel bleiben.

counselor

Ich frage mich, ob die Cannabis - Freigabe vor dem Hintergrund erfolgte, dass der Druck, der in der Gesellschaft herrscht, zunehmend unerträglich ist. Cannabis sozusagen als Ventil für die Menschen, um Druck abzubauen?
Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

Wanderratte

Das ist zumindest eine sehr interessante These. Ich frage mich auch, warum gerade jetzt.

Es ist aber auch so, dass Cannabis mittlerweile in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist. Vergleichbar mit Alkohol!

Meiner Einschätzung nach war Cannabis früher eher die Droge der Rebellion. Kenne ich ja selbst noch so!

Tiefrot

ZitatIch frage mich, ob die Cannabis - Freigabe vor dem Hintergrund erfolgte, dass der Druck, der in der Gesellschaft herrscht, zunehmend unerträglich ist. Cannabis sozusagen als Ventil für die Menschen, um Druck abzubauen?
Das sehe ich etwas anders: Eine breite Bevölkerung ist leichter zu regieren.  ::)
Denke dran: Arbeiten gehen ist ein Deal !
Seht in den Lohnspiegel, und geht nicht drunter !

Wie bekommt man Milllionen von Deutschen zum Protest auf die Straße ?
Verbietet die BILD und schaltet die asozialen Medien ab !

Onkel Tom

Und ich sehe es so, das Cannabis auch deswegen verboten war, weil es
Dinge fördert, die auch dazu dienlich sind sich den Gepflogenheiten von
Staat und Gesellschaft zu entziehen..

Ein nachdenklicher Rausch kommt anbei gern zum Entschluss "Warum diesen
Mist, dem wir uns unterordnen sollen ?.. .. Scheiß auf Spießer..  :D

Ansonsten eine neue Einahmequelle für Bußgelder etc..  :Q
Lass Dich nicht verhartzen !

Kuddel

Alle Gesellschaften und Kulturen lebten und leben mit irgenwelchen Drogen.

Manchmal war/ist das verbunden mit religiösen Ritualen, z.B. um mit Geistern und Verstorbenen zu kommunizieren, manchmal auch zum Feiern oder zum Vergessen.

Unterschiedliche Traditionen und Machtverhältnisse bewerten die Drogen unterschiedlich. In einigen islamischen Kulturen ist Cannabiskonsum akzeptiert, während Alkohol verboten ist.

Wenn der Drogenkonsum von Armen und von Reichen unterschiedlich verfolgt wird, hat das mit den Klassenverhältnissen zu tun und nichts mit den Drogen.

Wanderratte erwähnte, daß in den 60ern und 70ern Drogenkonsum als rebellisch und Gegenkultur gesehen wurde. Drogenpapst Timothy Leary propagierte mit "Turn on, tune in, drop out" Drogenkonsum als Ausstieg aus der repressiven Gesellschaft. Diese Vorstellung ist zum Glück heute nicht mehr so angesagt.

Meine Einschätzung, warum es nun zu einer Freigabe kam, ist folgende: Der Cannabiskonsum hat sich in alle sozialen Schichten und Altersgruppen dieser Gesellschaft ausgebreitet. Es ist unmöglich, mit einem repressiven Umgang nur Hippies und Linke, Arme oder Migranten zu treffen, der Konsum ist dazu einfach zu verbreitet.

Cannabis als Ventil oder als Betäubung der Massen?
Vielleicht. Glaube aber eher, man denkt pragmatisch:

1. Die Repression reduziert den Konsum nicht, bzw. relativ wenig.
2. Die Repressionsorgane (Polizei, Gerichte, Knäste) sind überfordert. Sie brauchen ihre Kräfte gegen die wachsende Zahl an Armen und gegen Linke.

counselor

ZitatAnsonsten eine neue Einahmequelle für Bußgelder etc

Arme dürfen die Bußgelder dann absitzen...
Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

Wanderratte

Zitat von: Kuddel am 14:45:31 So. 21.Juli 2024Meine Einschätzung, warum es nun zu einer Freigabe kam, ist folgende: Der Cannabiskonsum hat sich in alle sozialen Schichten und Altersgruppen dieser Gesellschaft ausgebreitet. Es ist unmöglich, mit einem repressiven Umgang nur Hippies und Linke, Arme oder Migranten zu treffen, der Konsum ist dazu einfach zu verbreitet.

Cannabis als Ventil oder als Betäubung der Massen?
Vielleicht. Glaube aber eher, man denkt pragmatisch:

1. Die Repression reduziert den Konsum nicht, bzw. relativ wenig.
2. Die Repressionsorgane (Polizei, Gerichte, Knäste) sind überfordert. Sie brauchen ihre Kräfte gegen die wachsende Zahl an Armen und gegen Linke.

Ich denke auch, dass die Cannabis Freigabe damit im Zusammenhang steht, dass mittlerweile nicht nur sogenannte Randgruppen Cannabis konsumieren.

Bei den anderen illegalen Drogen ändert sich nämlich noch immer nichts. Obwohl ich auch hier vermute, dass die Repression den Konsum nur wenig reduziert.

In den 90er Jahren war ich in der Selbsthilfe JES (Junkies, Ehemalige und Substituierte) aktiv. Wir haben uns u.a. für die Entkriminalisierung sämtlichen Drogengebrauchs eingesetzt. Erfolgreich waren wir leider nicht, obwohl schon damals bekannt war, dass sehr viele Probleme erst durch die Kriminalisierung entstehen.

Ich möchte Drogenkonsum nicht verharmlosen. Ich finde es aber erschreckend, dass es selbst bei Cannabis so lange gedauert hat, bis sich endlich etwas tut.

  • Chefduzen Spendenbutton