Sparen bei Arbeitslosen und Verschwenden an die Rüstungsindustrie - Kongo wird deutsche Kolonie?

Begonnen von Wilddieb Stuelpner, 12:34:50 Sa. 13.Mai 2006

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Wilddieb Stuelpner

Videotexttafel 119, MDR, Sa.13.05.06 12:28:56

Kritik an Vorbereitungen der EU-Truppe

Verteidigungsminister Jung hat die schleppenden Verhandlungen zur Bildung einer EU-Truppe für den Kongo kritisiert. Nach wie vor sei ungeklärt, wie die Lasten verteilt werden. Nach Informationen der "Welt am Sonntag" fehlen vor allem die Zusagen für Hubschrauber und Sanitäter.

SPD-Politiker Kahrs sagte, der Kongo-Einsatz werde nach derzeitigen Schätzungen bis zu 100 Millionen Euro kosten. Das wäre doppelt so viel, wie von Jung angegeben.
Die EU will 1.500 Soldaten in den Kongo schicken, die dort die Wahlen Ende Juli sichern sollen.

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100 Millionen, die den deutschen Arbeitslosen und sozial Schwachen genommen werden, nur damit sich unsere reinarischen Politiker wieder als Herrenmenschen gebärden können und anderen beibringen, was deutsche Herrendemokratie unter Androhung von Waffeneinsatz bedeutet.

Das erinnert an die Kriege gegen die Hereros in Deutsch-Süd-West, dem heutigen Namibia.

WDR, Sendung "Planet Wissen": (Deutsche) Kolonien und Sklaverei

Wie waren Deutsche nach der Entdeckung Amerikas am internationalen Sklavenhandel beteiligt?

Auch die Deutschen waren an dem unmenschlichen transatlantischen Sklavenhandel beteiligt, für kurze Zeit waren sie als Sklavenhändler sogar sehr erfolgreich. Damals hatte der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg-Preußen sich auf die Fahnen geschrieben, im Reigen der großen europäischen Seemächte mitzumischen. Der Kurfürst schuf zu diesem Zweck im Jahr 1682 die Afrikanische Compagnie, um an der Westküste Afrikas eine brandenburgische Kolonie zu gründen und mit einer kleinen Flotte in das einträgliche Sklavengeschäft einzusteigen. Tatsächlich gelang es den Brandenburgern Ende des 17. Jahrhunderts, an der Küste des heutigen Ghanas Fuß zu fassen und eine eigene Festung zu errichten, die dort heute noch steht: die Festung Groß Friedrichsburg. Sie war die Drehscheibe für den deutschen Sklavenhandel, der unter den gleichen unmenschlichen Bedingungen ablief wie bei den europäischen Nachbarn. Eigens gebaute Sklavenschiffe wie die "Friedrich III." konnten bis zu 800 Sklaven fassen, die über den Atlantik verschachert wurden. Sklaven – das war die lukrativste "Kolonialware" der Brandenburger, die auch mit Gold, Elfenbein, Kautschuk und Salz handelten. Bis zu 30.000 Sklaven sollen in weniger als einem halben Jahrhundert von deutschen Kaufleuten verschleppt und verkauft worden sein. Die Nachfahren dieser Sklaven leben heute in Rio de Janeiro, auf Barbados und in New York.

(Autor: Gregor Delvaux de Fenffe)
(Stand vom 04.05.2006)

WDR, Sendung "Planet Wissen": Deutsche Kolonien

Porträt: der Herero Widerstand

Die Kolonisierten wehren sich

Es war vor allem der fortschreitende Verlust an Weideland, der die Vieh züchtenden Herero in den offenen Kampf gegen die deutschen Kolonialherren trieb. Im Januar 1904 rief Samuel Maherero zum Kampf gegen die Deutschen auf. In den ersten Tagen wurden fast 150 deutsche Farmer getötet. Für die deutschen Schutztruppen unter Gouverneur Leutwein kam der Aufstand unerwartet und sie hatten anfänglich dem nichts entgegen zu setzen. Das Kaiserreich schickte ein Expeditionskorps mit Generalleutnant Lothar von Trotha an der Spitze gegen die Aufständischen ins Feld. Die Herero zogen sich am Waterberg zusammen. Am 11. August 1904 kam es dort zur Entscheidungsschlacht.

Schlacht am Waterberg

Die Deutschen kreisten die Herero am Waterberg ein. In der Schlacht konnten die Deutschen ihre waffentechnische Überlegenheit voll ausspielen. Die Herero unterlagen in der mehrtägigen Auseinandersetzung, jedoch gelang es einigen der Herero an der schwächsten Stelle der Umzingelung in die Omaheke durchzubrechen. Diese panikartige Flucht sollte aber den Herero zum Verhängnis werden. Von Trotha setzte zu einer Verfolgungsjagd an, um sie noch einmal zu stellen oder noch tiefer in das wasserarme Sandveld zu treiben und ihnen die Rückkehr in ihr angestammtes Gebiet zu verwehren.

Gefangene werden nicht mehr gemacht

Am 2. Oktober 1904 erließ Generalleutnant von Trotha die legendäre Proklamation: "Ich, der große General der Deutschen Soldaten sende diesen Brief an das Volk der Herero. Die Herero sind nicht mehr Deutsche Untertanen. Sie haben gemordet und gestohlen, haben verwundeten Soldaten Ohren und Nasen und andere Körperteile abgeschnitten, und wollen jetzt aus Feigheit nicht mehr kämpfen. Ich sage dem Volk: Jeder, der einen der Kapitäne an eine meiner Stationen als Gefangen abliefert, erhält tausend Mark, wer Samuel Maharero bringt, erhält fünftausend Mark. Das Volk der Herero muss jedoch das Land verlassen. Wenn das Volk dies nicht tut, so werde ich es mit dem Groot Rohr dazu zwingen. Innerhalb der Deutschen Grenzen wird jeder Herero mit und ohne Gewehr, mit oder ohne Vieh erschossen, ich nehme keine Weiber oder Kinder mehr auf, treibe sie zu ihrem Volke zurück, oder lasse auf sie schießen. Dies sind meine Worte an das Volk der Herero. Der große General des mächtigen Deutschen Kaisers."

(Autor: Swen Gummich)
(Redaktion: Manfred Höffken)
(Stand vom 17.03.2003)

Quelle: http://www.planet-wissen.de/pw/Artikel,,,,,,,B8AA47A3CC0F0137E034080009B14B8F,,,,,,,,,,,,,,,.html

Literatur und Co.

MDR, Sendung "LexiTV": Deutsche Kolonien

Nicht böser als andere

Weil die Deutschen arg spät kamen, nach der Reichseinheit 1871, haben sie sich besonders gierig und wild aufgeführt? Ach wo! Liest man die Berichte, sind sie zwar grob genug, aber nicht böser als andere gewesen. Exemplarisch auch hier wieder die Anfänge in "Deutsch- Südwest": Der Ärger begann mit dem Bremer Großkaufmann Franz Adolf Eduard Lüderitz. Lüderitz wollte 1882 seine Handelsstation an der Goldküste erweitern und kaufte Land von allerlei Häuptlingen auf, die er kräftig betrog. Folglich bekam der Handelsherr Angst, trachtete also nach Anerkennung des Erwerbs als deutsches "Schutzgebiet".

Hilfloses Trio

1885 reiste Reichskommissar Heinrich Göring (übrigens Vater des späteren "Reichsmarschalls" ) in die Region, nebst Stellvertreter und dem Polizeimeister Goldammer. Zum Vergnügen der ansässigen Hereros pinnte Göring Proklamationen an seine Bretterbude. Da die Eingeborenen nicht lesen konnten, entwich das Trio vorsichtshalber zur britisch besetzten Walfischbay. Aus Prestigegründen entsandte Berlin später 20 Mann, dann 80, dann 250 und so weiter, immer mit ängstlichem Blick auf die Kosten.

Offenbar wurde das politische Establishment ins Kolonialabenteuer eher gezogen, als dass es drängte. In Deutschland, leider, drängte ansonsten so mancher. Gerüchten zum Trotz war es kaum die Privatwirtschaft, die rechnete nach. Der Alldeutsche Verband, meist Journalisten, Parlamentarier, Literaten und Professoren, propagierte das hehre Ziel des Kolonialerwerbs. Kaiser Wilhelm zeigte sich den Herren geneigt, dazu der Admiral Tirpitz: Kolonien und Flottenbau, das passte nämlich hervorragend zusammen. Jede Flotte braucht schließlich weltweit Stationen zum Kohlebunkern, darunter im chinesischen Kiautschou; Kolonien wiederum sind wenig wert ohne die Flotte, die sie beschützt. Außerdem: das Feuer der Phantasie entzündet sich an fernen Weltgegenden leicht, an Allmachtsträumen, schwarzhäutigen Frauen und dergleichen.

Zertrümmerte Illusion

So machte Deutschland "Weltpolitik" - für kurze Zeit. In "Deutsch-Südwest" liefen die Dinge überwiegend schlecht: Der Herero-Aufstand 1904 zertrümmerte die alte Illusion vom weißen Mann, der den Schwarzen Vater sei, ziemlich abrupt. Jetzt endlich kochte daheim der Rassenhass:

Der Große Generalstab übernahm die Regie und ließ den General von Trotha zwecks Unterdrückung der Revolte los. Das Gemetzel dauerte bis 1907, obwohl Trotha beim Kaiser schon 1905 in Ungnade fiel. Resultat: je nach Schätzung zwischen 30.000 und 75.000 tote Hereros, anderthalbtausend tote Deutsche und ein total ruinierter Ruf. Gewonnen hat den Krieg der Hamburger Reeder Woermann - denn Woermanns Schiffe transportierten die Truppen, zum Wucherpreis. Nach 1907 hatten die Deutschen freie Bahn: Eine Infrastruktur entstand, Diamantenabbau und eine halbwegs effektive Verwaltung.

Wilddieb Stuelpner

Arte, 13.05.2006, 15.15 Uhr Weißer König, roter Kautschuk, schwarzer Tod, Laufzeit 90 min

König Leopold II. von Belgien zwang Ende des 19. Jahrhunderts Millionen Menschen im Kongo in die Sklaverei und beutete sie sowie das Land brutal aus. In Form eines fiktiven Tribunals rekonstruiert der Dokumentarfilm ein Kapitel der grausamen Kolonialgeschichte.

Zehn Millionen Afrikaner sollen unter seiner Menschen verachtenden Herrschaft gestorben sein, ermordet durch ein von ihm erdachtes und gelenktes Überwachungs- und Unterdrückungssystem:

Leopold II., König der Belgier, hatte 1885 den so genannten Freistaat Kongo in Besitz genommen. Bevor Leopold II. den Kongo auf Druck von Missionaren und der internationalen Presse 1908 an Belgien übertrug, hatten ihn Elfenbein und vor allem Kautschuk unbeschreiblich reich gemacht. Der Dokumentarfilm konfrontiert den Monarchen in einem fiktiven Tribunal mit Zeugen und Zeugnissen der Gewalt. Einen solchen Prozess hat es in Wirklichkeit nicht gegeben. Doch der Hafenverwaltungsangestellte Edmund Dene Morel hatte ihn angestrebt. Er hatte festgestellt, dass die Schiffe, die den Rohkautschuk nach Antwerpen lieferten, vor allem Waffen und Munition nach Afrika zurückbrachten. Hier wurden Menschen mit Waffengewalt zu Sklavenarbeiten gezwungen. Wenn sie sich weigerten, wurden sie erschossen. Dem unermüdlichen Morel gelang es, international Unterstützung für seinen Protest zu gewinnen und das Augenmerk der Öffentlichkeit auf den Kongo zu lenken. So entstand die erste Menschenrechtsbewegung überhaupt. König Leopold II. blieb unbestraft. Er starb ein Jahr nach der erzwungenen Übergabe "seiner" Kolonie in Brüssel.

Der als internationale Koproduktion realisierte Dokumentarfilm macht mit sparsamen und stylsicheren Inszenierungen kolonialer Despotie das unbeschreibliche Unrecht spürbar, das Menschen im Kongo unter der Herrschaft des belgischen Königs Lepold II. erdulden mussten. Afrikanische und europäische Historiker erläutern die Geschichte des gebeutelten Landes.

Wiederholung vom 10.05.

REGIE: Peter Bate
B 2004

Es gab zwei kongolesischische Staaten.

Aus Französisch-Kongo wurde Kongo (Brazzaville) und die heutige Republik Kongo.

Aus dem Kongo-Freistaat wurde Belgisch-Kogo, Kongo (Kinshasa), Zaire und die heutige Demokratische Republik Kongo. Dieses Land ist uns auch bekannt durch die Ermordung des Ministerpräsidenden Patrice E. Lumumba.

Schon während des Festaktes zur Unabhängigkeitsfeier trat Lumumba als entschiedener Verfechter afrikanischer Freiheit und Würde hervor. In einer flammenden Rede widersprach er dem belgischen König Baudouin I. (1930-1993), der die »Errungenschaften« und die »zivilisatorischen Verdienste« der Kolonialherrschaft belobigte. Lumumba widersprach in Anwesenheit des Königs und der versammelten Honoratioren aus dem In- und Ausland dieser Geschichtsauffassung und prangerte in einer Widerrede die Unterdrückung, Missachtung und Ausbeutung der belgischen Kolonialverwaltung an.

An König Baudouin gewandt, brandmarkte er die achtzig Jahre »erniedrigender Sklaverei, die uns mit Gewalt auferlegt wurde. [...] Wir haben zermürbende Arbeit kennen gelernt und mussten sie für einen Lohn erbringen, der es uns nicht gestattete, den Hunger zu vertreiben, uns zu kleiden oder in anständigen Verhältnissen zu wohnen oder unsere Kinder als geliebte Wesen großzuziehen. [...] Wir kennen Spott, Beleidigungen, Schläge, die morgens, mittags und nachts unablässig ausgeteilt wurden, weil wir Neger sind. [...] Wir haben erlebt, wie unser Land im Namen von angeblich rechtmäßigen Gesetzen aufgeteilt wurde, die tatsächlich nur besagen, dass das Recht mit dem Stärkeren ist. [...] Wir werden die Massaker nicht vergessen, in denen so viele umgekommen sind, und ebenso wenig die Zellen, in die jene geworfen wurden, die sich einem Regime der Unterdrückung und Ausbeutung nicht unterwerfen wollten«.

Der Tod Lumumbas

Die Umstände seines Todes sind bis heute nicht restlos geklärt. Nach einigen Quellen wurde er bereits auf dem Flug nach Thysville so stark misshandelt und verletzt, dass er keine Überlebenschance mehr hatte und schon kurz nach dem Flug starb.

Nach einer anderen Version wurden Lumumba und seine Getreuen eingekerkert, gefoltert und am 17. Januar 1961 von weißen (belgischen) Söldnern in einem Waldgebiet ermordet. Um jede Spur zu verwischen, wurde der Leichnam mit Äxten und Sägen zerteilt, mit Säure aufgelöst und schließlich verbrannt.

Die Begleitumstände, die zur Ermordung Lumumbas führten, blieben lange verborgen. Erst eine 41 Jahre nach der blutigen Tat einberufene Fachkommission des belgischen Parlaments brachte mehr Licht in das Dunkel der damaligen Ereignisse. In ihrem Schlussbericht kam die Kommission zu dem Ergebnis, dass König Baudouin von den Plänen zur Ermordung Lumumbas wusste. Hingegen fehlen handfeste Beweise, dass Belgien die Beseitigung Lumumbas selbst angeordnet habe. Fest steht hingegen, dass die belgische Regierung die Lumumba feindlich gesinnten Kräfte im Kongo logistisch, finanziell und militärisch unterstützte. Ein Großteil der Schuld wird unmittelbar König Baudouin zugeschrieben, der unter Umgehung der politischen Instanzen seine eigene postkoloniale Politik betrieben haben soll. Frühere Untersuchungen kamen allerdings zu dem Ergebnis, dass die Ermordung Lumumbas direkt von den Regierungen Belgiens und der USA angeordnet und vom amerikanischen Geheimdienst CIA und örtlichen, von Brüssel und Washington finanzierten Helfern ausgeführt wurde. Es gibt Berichte, dass US-Präsident Dwight D. Eisenhower schon im August 1960 der CIA den Befehl erteilt haben soll, Lumumba zu liquidieren.

Die mit dem Grimme-Preis in Gold ausgezeichnete TV-Dokumentation Mord im Kolonialstil von Thomas Giefer aus dem Jahre 2000 fasst die damaligen Ereignisse anhand der Interviews mehrerer ehemaliger Mitarbeiter und Offiziere des CIA und des belgischen Geheimdienstes zusammen. Diese geben darin erstmals vor laufender Kamera zu, persönlich an der Ermordung Lumumbas und seiner Begleiter sowie der Beseitigung der sterblichen Überreste (u.a. mittels Säure) beteiligt gewesen zu sein. Einer der Offiziere besitzt immer noch die Schneidezähne von Patrice Lumumba, welche er auch vorzeigte.

Patrice Lumumba wurde in ganz Schwarzafrika zu einem Mythos und Vorkämpfer der afrikanischen Unabhängigkeitsbewegung. Als charismatischer Führer und als Opfer im Kampf um die Freiheit des Kongo von der kolonialen Herrschaft wurde er zu einer Symbolfigur des antiimperalistischen Kampfes in Afrika.

Vor der Kolonialisierung existierte das Reich Kongo als Bantureich in Zentralafrika im Zeitraum vom 14. bis zum 17. Jh.


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