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Handel & Dienstleistung => Transport & Verkehr => Luftfahrt => Thema gestartet von: CubanNecktie am 10:13:03 Do. 22.Oktober 2009

Titel: Übermüdete Piloten: Große Gefahr für Flugsicherheit
Beitrag von: CubanNecktie am 10:13:03 Do. 22.Oktober 2009
ZitatDas geltende EU-Recht bedrohe die Sicherheit, sagen die Piloten. Sie kritisieren Lobbys, denen "Geld wichtiger als das Leben der Passagiere" sei. Es gehe nicht um weniger Arbeit, sondern um die Flugsicherheit.

Wien (eid). Mit einem europaweiten Aktionstag haben europäische Piloten am Montag auf die Gefahr von Flugunfällen durch Übermüdung aufmerksam gemacht. Sie kritisieren – aus Anlass einer Tagung des EU-Verkehrsausschusses – das geltende EU-Recht, das Arbeitszeiten am Tag von bis zu 15 Stunden und in der Nacht von bis zu 11,75 Stunden zulasse. Sie fordern eine Absenkung auf 12,5 bzw. zehn Stunden. Auch die erlaubte Arbeitszeit von 180 Stunden in 21 Tagen sei ,,unzulässig". Eine Begrenzung auf 100 Stunden innerhalb von 14 zusammenhängenden Tagen müsse kommen.

David Pröll, AUA-Pilot und Sprecher der Austrian Cockpit Association (ACA), verwies darauf, dass Müdigkeit der Crew bei 15 bis 20 Prozent aller Flugunfälle eine entscheidende Rolle spiele. Ab einer Flugdienstzeit von zehn bis zwölf Stunden sei das Unfallrisiko 1,7-mal höher, bei mehr als 13 Stunden bereits 5,5-mal, zitierte Pröll aus dem Moebus Report, einer medizinisch-wissenschaftlichen Untersuchung der EU-Regeln zu Flugdienst- und Ruhezeiten von Besatzungen. ,,Diese Erkenntnisse sind bis heute nicht umgesetzt worden, und auch der von der Europäischen Flugsicherheitsagentur Easa im Jänner 2009 vorlegte Entwurf zur Regelung der Flugdienstzeiten ignoriert die Studie", sagte Pröll.

Offenbar lasse sich die EU von einer starken Airline-Lobby paralysieren. ,,Denen ist Geld wichtiger als das Leben der Passagiere."
Gebremste Reaktionsfähigkeit

Es gehe nicht darum, weniger arbeiten zu wollen, ,,es geht uns um die Flugsicherheit", so Pröll und sein Kollege Christian Mayrhofer, der ebenfalls bei der AUA Pilot ist. Piloten und das Kabinenpersonal müssten in der Lage sein, auf auftretende Probleme, besonders in kritischen Phasen wie bei Start und Landung, aber auch durch Schlechtwetter oder aus technischen Gründen, schnell und effizient reagieren zu können. Laut Moebus-Studie seien die Auswirkungen akuter Müdigkeit mit jenen von übermäßigem Alkoholkonsum vergleichbar. Über Details aus dem AUA-Kollektivvertrag wollte Pröll keine Auskunft geben. Nur so viel: ,,Die AUA hat wie alle nationalen Fluglinien noch einen Kollektivvertrag, was gut ist. Andere wie Niki, Intersky oder Ryanair haben das nicht."

Quelle: http://diepresse.com/home/wirtschaft/economist/512976/index.do (http://diepresse.com/home/wirtschaft/economist/512976/index.do)