Das Sozialschmarotzerverhalten des Mittelstandes, der Freiberufler und Selbständigen

Begonnen von Wilddieb Stuelpner, 13:12:56 So. 18.Mai 2008

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Wilddieb Stuelpner

... heißt
  • Abschöpfen von Steuer- und Beitragsgeschenken, Subventionen, Lohn- und Eingliederungszuschüssen, Lohndumping über Kombilöhne, 1-Euro-Jobs, Leih- und Zeitarbeit, amtlich angeordnete kostenlose Firmenpraktikas und Trainingsmaßnahmen gegen Arbeitslose, unternehmerisch organsierte Schwarz- und Scheinarbeit,
  • Steuer- und Beitragsflucht nach Liechtenstein, Monaco, den Kanal- oder Kaimaninseln, ...,
  • kreative Buchführung nach den schönen Gestaltungsregeln, die der Deutsche Bundestag und der Fiskus für diese Klientel bereithält
  • Flucht aus der Beitragsfinanzierung der Sozialsysteme,
  • Abwandern in privilegierte berufsständische, risikolose Versorgungswerke,
  • Schmiergeldzahlungen, um Sozialleistungen der Bevölkerung wegzunehmen,
  • Schaffen von Bannmeilen, Schutz vorm "Pöbel" mithilfe eigener privaten Sicherheits- und Wachdienste,
  • Abkapseln in eigenen Wohnsiedlungen,
  • private Eliteausbildung des Politiker-, Beamten- und Unternehmernachwuchses in eigenen Schlössern und Burgen mit staatlichem Sponsoring.
So sieht bundesdeutsche freie Entfaltung der Persönlichkeit und das Ausleben von Individualität auf Kosten der Bevölkerung aus.

Und hier konkrete Beispiele asozialen Verhaltens des Mittelsstandes zu dieser Auflistung:

MDR, Sendung "exakt" vom 01.04.2008: Kampf um Kita-Plätze - im Chefduzen-Forum auch zu finden unter RE: Von der Leyen will "Kindergarten-Konzernen" den Weg ebnen

MDR, Sendung "exakt" vom 13.05.2008:Sozialsysteme - Die Flucht der Mittelschicht

Manuskript des Beitrages von Annett Glatz, Adrian-Basil Mueller, Eva Simon

Immer mehr Besserverdiener verabschieden sich aus sozialen Strukturen, sie schicken Kinder auf Privatschulen und sie ziehen in abgeschlossene Wohngebiete um. - Die Folge: Die breite Mitte der Gesellschaft schrumpft dramatisch.

Hier soll sie entstehen, die Central Park Residence - mitten in Leipzig. Wo jetzt noch Unkraut wuchert, planen diese Damen und Herren die erste "Gated Area". Gated - das meint so viel wie: wohnen hinter Zaun und Schranke. Ja, richtig gehört - ein kleines Wohngebiet für Besserverdienende, die mitten in der Stadt lieber unter sich sein wollen. Die Planer bedienen einen Trend, den Wunsch nach Abschottung. Sicher ist sicher!

O-Ton: Roland Kober, Central Park Residence Leipzig
"Sicherheit bedeutet, dass ganz gleich ob Sie im Urlaub sind, ob Sie zur Arbeit sind oder ob Sie sich in Ruhe in unserem wunderschönen Garten entspannen, ständig Personal und die modernsten Überwachungsanlagen die Sicherheit Ihrer Residenz gewährleisten."

Wie gesagt, es geht hier nicht um Wohnen für Steinreiche, hier soll die neue Mittelschicht einziehen, die bestimmt, wer vorgelassen wird.

O-Ton: Bernd E. Löber, Architekt
"Der Besuch, der zu mir kommt, meldet sich natürlich hier im Haupteingansbereich videoüberwacht beim Concierge an. Der Concierge gibt dem, der besucht werden soll die Mitteilung, Frau Müller ist da, soll ich sie reinlassen? Er schaltet den Aufzug im Haus schon so, dass die Besuchsperson genau zu ihm in die Wohnung fährt."

O-Ton: Roland Kober, Central Park Residence Leipzig
"Unerwarteter Besuch wird selbstverständlich bei mir in der Wohnung angemeldet und ich darf entscheiden, ob ich ihn vorlassen möchte oder ob ich ihn auf einen späteren Zeitpunkt lege."

Abschotten als Trend. Hier in Berlin zum Beispiel geht es noch einen Zacken schärfer. Mit dem Wagen direkt ins Wohnzimmer - kein Scherz - hier soll nicht einmal mehr den geparkten Autos der Kontakt mit der Außenwelt zugemutet werden.

O-Ton: Johannes Kauka, Geschäftsführer CarLoft
"Sie fahren mit dem Auto auf das Haus zu. Sie haben einen Transponder. Der Transponder übermittelt dem Aufzug - hier ist der Eckaufzug - ihre Zugangsberechtigung. Sie fahren in den Aufzug hinein, bleiben im Auto sitzen, die Türen schließen, der Aufzug bringt sie dann nach oben auf ihre Etage."

3.000 bis 4.000 Euro kostet der Quadratmeter und dafür gibt's eben ein Leben Wand an Wand mit dem eigenen Auto. Fast alle Einheiten sind bereits verkauft. Ein so genannter Doorman hat seine Arbeit schon aufgenommen. Auch sein Job ist es, dafür zu sorgen, dass der aufstrebende Mittelstand die soziale Insellage genießen kann.

O-Ton: Doorman
"22:00 Uhr ist dann aber hier Schluss. Dann werden auch keine Autos mehr hier rein gelassen, so dass das hier ein sehr angenehmes Wohnen ist. Weil ja nur Fahrzeuge reinkommen, die wir hier rein lassen und rein lassen dürfen. Ansonsten ist hier kein Fahrzeugverkehr und nix. Richtig ruhiges Wohnen."

Wie gesagt: Für die, die es sich leisten können, wird Abgrenzung immer mehr zum Thema. Die Spaltung der Gesellschaft wächst mit der Kluft zwischen Arm und Reich. Und die hat sich in den vergangenen Jahren dramatisch vergrößert. Während die Wohlhabenden satte Einkommenserhöhungen verbuchen können, werden die Armen immer ärmer. Separate Wohnanlagen, das ist nur eine Folge. Noch gravierender wird es in einem ganz anderen Bereich, weiß Eliteforscher Professor Hartmann.

O-Ton: Professor Michael Hartmann, TU Darmstadt
"Im Augenblick finden sicherlich mit die härtesten Auseinandersetzungen um Abgrenzung statt im Bildungsbereich. Das sieht man an dem Aufkommen von Privatschulen, von Kindergärten, in denen zwei- oder dreijährigen Kindern Fremdsprachen vermittelt werden. Immer in der Hoffnung der Eltern, dass ihre Kinder dadurch in dem härteren Konkurrenzkampf einen entscheidenden Vorsprung bekommen."

Englischunterricht für Zwei- und Dreijährige. Hier in der privaten Kindervilla Dresden Nord zahlen die Eltern rund 700 Euro im Monat für einen Ganztagsplatz, fünf Mal so viel wie in einem normalen Kindergarten.

O-Töne: Kindergärtnerin und Kinder
"Und das Meerschweinchen?"
"Minipig!"
"Guineapig! Und das Kamel?"
"Camel!"

Doch hier wird längst nicht nur für den geistigen Vorsprung bezahlt. Geschäftsführerin Antje Hennig weiß, was sie ihren Eltern bieten muss.

O-Ton: Antje Hennig, Geschäftsführerin Kindervilla Dresden Nord
"Eltern wählen uns zum Teil auch aus, weil wir eben eine Sauna haben, weil das gesundheitliche Erziehen ist ja auch ganz wichtig. Na klar, wenn die Kinder seltener krank sind, können die Eltern besser arbeiten."

Gesunde Kinder, damit die Eltern besser arbeiten können. Für die volle Flexibilität der Akademiker und Unternehmer bietet dieser private Kindergarten sogar einen Übernachtungs-Service.

O-Ton: Antje Hennig, Geschäftsführerin Kindervilla Dresden Nord
"Wir haben so ein ganz kleines Kinderhotel hier oben unterm Dach. Weil wir ja den Service haben, dass Kinder hier übernachten können und auch am Wochenende hier sein können."

Für einen entsprechenden Aufpreis, selbstverständlich. Bezahlen für die Rundumbetreuung, bezahlen für abgeschottetes Wohnen. Wer hat, der kann, und das geht weiter so.

Leipzig International School. Was nach Diplomatenschule klingt, ist längst der Zufluchtsort für immer mehr deutsche Mittelstandseltern, die den Nachwuchs vor staatlicher Schule schützen wollen. Auch für Astrid Pietrus kam die normale Grundschule um die Ecke nicht in Frage.

O-Ton: Astrid Pietrus, Mutter
"Das wäre in der Erich-Zeigner-Allee gewesen, also ich meine das Viertel ist dort einfach sehr durchmischt. Ich kenne eigentlich nur Leute, die... Also Leute aus meiner Nachbarschaft haben ihre Kinder nicht auf diese Schule geschickt. Die sind entweder umgezogen oder haben allesamt freie oder private Schulen für ihre Kinder gesucht."

Während in manch staatlicher Schule der Putz von den Wänden bröckelt, wurde hier für rund 13 Millionen Euro modernisiert, computergesteuerte Tafeln inklusive. Lern-Luxus, von dem Otto-Normal-Kind nur träumen kann.

Wichtiger noch als solche Hightech-Tafeln sind die übrigen Wohlfühl-Faktoren: Kleine Klassen, kein Lehrerausfall. Und mit Gebühren von 500 Euro monatlich gehört die Schule zu den günstigeren der privaten Einrichtungen. Wer es sich leisten kann, flieht aus dem staatlichen Bildungssystem.

Seit dem Jahr 2000 ist die Zahl der Privatschüler um 17 Prozent gestiegen. Folge: Privilegierte und weniger privilegierte Kinder sitzen immer seltener gemeinsam in einer Klasse. Summa Summarum: Das Bröckeln der herkömmlichen sozialen Strukturen, die Spaltung der Mitte, wird aus Sicht von Wissenschaftlern noch zunehmen.

O-Ton: Professor Michael Hartmann, TU Darmstadt
"Durch diesen Prozess der zunehmenden Spaltung einer Gesellschaft und der Abgrenzung derjenigen, die im oberen Viertel der Gesellschaft angesiedelt sind, vom Rest, wird es in Zukunft immer schwerer werden, noch von unten nach oben den Aufstieg zu schaffen. Weil man die falschen Schulen besucht hat. Man wohnt in den falschen Gegenden, man hat die falschen Freunde. Das bedeutet, es werden Karrieren festgelegt im frühesten Alter, es gibt Armutskarrieren und es gibt Karrieren, die per se im Reichtum oder Wohlstand enden."

zuletzt aktualisiert: 14. Mai 2008 | 00:23

Kuddel

Also mir ist diese Argumentation echt zu blöd.
Sicher, der Mittelstand war stets eine Stütze des Systems. Man hiet sich dort für sicher und wählte brav, CDU oder FDP, vielleicht aber auch grün oder sozialdemokratisch.

Der Mittelstand ist aber jetzt selbst Ziel der sozialen Angriffe, viele stürzen da radikal ab. Es wurde schon oft im Forum zur Sprache gebracht, daß es wenig sinnvoll ist, diejenigen anzugreifen, denen es noch etwas besser geht.

Viele Branchen haben ihr Personal individuell outgesourced und in die Scheinselbstständigkeit und Freiberuflichkeit. Diese Freiberufler und Miniselöbständigen gehören keinesfalls zum fetten Mittelstand oder sind sozialschmarotzend, sie müssen zum Teil arbeiten bis zum Umfallen auf Armutsniveau.

Sicher ertappe ich mich selbst manchmal bei einer gewissen Häme, wenn die sonst so selbstzufrieden und selbstgerecht lebenden Menschen der Mittelklasse plötzlich da landen, wo sie sonst nur Verachtung für übrig hatten. Doch was nutzen uns Verzeifelte, Depressive, Suizidgefährdete und potentielle NPD Wähler?

Wilddieb Stuelpner

Die im Beispiel genannten mittelständigen Fälle sind eindeutig sozialschmarotzend.

Und Kuddel, ganz ruhig. Du weißt genau auf welche Klientel ich abziele. Findest Du denn einen kleinen Einzelhändler oder Handwerker in diese abgeschotteten Hochsicherheits-Wohngegenden oder haben die ihren Nachwuchs auf Privatschulen delegiert oder kaufen die sich mit Schmiergeldern Kinderkrippen und -kitaplätze?

Also fällt Deine Sorte Mittelstand damit bestimmt nicht darunter.

Aber abgesehen davon:

Der Mittelstand ist nicht zu bemitleiden, denn es sind Unternehmer, also sowieso Sozialräuber. Es bleibt sich gleich, ob es sich um einen großen weißen Hai oder um einen kleinen Piranja handelt. Es sind Raubfische. Der einzige Unterschied ist die Größe, also auch die Firmengröße. Privateigentum an Produktionsmitteln muß bekämpft werden, wo und wie es nur geht, denn es ist die Quelle von Ausbeutung und Unterdrückung (Eigenausbeutung) oder gegen die angestellte Belegschaft.

Wenn denn Dein kleiner Händler oder Handwerker mehr unternehmerische Chancen haben möchte, so sollte er den Unfug einer privaten Existenzgründung sein lassen und besser mit Gleichgesinnten eine Genossenschaft mit genossenschaftlichem Betriebseigentum gründen. Das ist erheblich was anderes mit geringeren Betriebsrisiken als bei einer Einzelperson, als ein privat wirtschaftender Krauter, der es schwer hat gegen die großen Wirtschaftshaie. Und alle haben mit ihren Genossenschaftsanteilen die gemeinschaftlichen Gestaltungs- Besitz-, Produktions- und Nutzungsmöglichkeit der Produktionsmittel, des Produktionsablaufs, des Absatzes, der Gewinnerwirtschaftung, -ausschüttung oder -wiederverwendung in den Betrieb.

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