»Müssen sich Tafelnutzer schämen?« »Schaut her, wir tun Gutes!«.

Begonnen von Linux, 16:06:29 Do. 10.November 2011

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Linux

ZitatDie »Tafeln« gehören keineswegs zum System sozialer Sicherung, Mitarbeiter von Jobcentern verweisen jedoch ihre Klientel häufig darauf:
»Wenn es nicht reicht, könnt ihr zur Tafel gehen.«
http://www.jungewelt.de/2011/11-10/054.php

Ich würde niemals zu einer Tafel gehen und den Müll der Dicounter essen.
Das würde ich mir und meiner kleinen Tochter nicht zumuten wollen.
Dann würde ich lieber klauen.

Wie seht Ihr das mit den Tafeln? Wäre es nicht besser, z.B. abgelaufene Lebensmittel direkt im Supermarkt zu verschenken?
Die Tafeln dienen doch auch der Selbstbeweihräucherung der ach so milden Spender, welche sich die Müllentsorgungskosten sparen wollen.

Gruß Linux

Ruby

Hm Tafeln, mein Reizthema.

Die gehören abgeschafft und zwar schnell. Bei uns vor Ort verdienen die Kirchen glatt an den Armen mit. Hier zahlt man für den Müll noch Geld. Weniger zwar, aber hallo man zahlt für Müll Geld. Geht´s eigentlich noch?

Nur ein Mittel die Leute zu beruhigen, damit sie ja ned den Aufstand proben. Was anderes macht die Kirche ohnehin nicht.

Linux

Bei uns läßt sich der schmierige Leiter des REWE-Marktes immer gerne in der Lokalpresse ablichten mit 100 kg-Spenden an die Tafel.
So spart er bei der Werbung auch noch.

Eivisskat

Ich finde die auch ganz übel und ganz besonders die Tanten, die dort zur Selbstbeweihräucherung ihre mildtätigen Werke verrichten, um anschließend beim CDU/SPD/FDP/GRÜNE Kreistreffen zum Kaffeekranz zu gehen.

In der Suchfunktion gibts einiges zum Thema, u.a. hier:

http://www.chefduzen.de/index.php?topic=9930.0


Dieser etwas ältere Artikel zu T. gefiel mir damals auch sehr gut:

http://www.gegen-hartz.de/nachrichtenueberhartziv/0344e1993c1070711.php

Tom_

Natürlich müssen die Tafeln weg, aber es gibt im Moment Menschen, die diese Lebensmittel wirklich brauchen. Es macht keinen Sinn die Tafeln also zu früh zu verbannen. Erst müssen wir den Kampf um höhere Regelsätze gewonnen haben und gegen Sanktionen.

Dann werden die Tafeln verschwinden können.

Und, was manche nicht gerne hören: Die Qualität der Lebensmittel ist keineswegs bei allen Tafeln "Abfall-Level". Bei der Nürnberger Tafel sind beispielsweise Backwaren frisch bis knackig. Gemüse noch ok, aber nicht weit von der Grenze weg. Milchprodukte, Käse, Wurst in einwandfreiem Zustand. Obst zu 90% in Ordnung. Es werden auch Produkte frisch zugekauft und mit ausgegeben. Von Abfall kann man hier nicht sprechen. Sind die selben Produkte, wie man sie früher kurz vor Ladenschluß oft verbilligt im Laden bekam.

Ich weiß, dass das nicht in allen Städten so ist. Teilweise soll ziemlich üble Qualität ausgegeben werden.

In einigen Geschäften gibt es hier Produkte kurz vor dem Ablauf im Laden. Aber die werden dann um 30% herabgesetzt, während die selben Produkte bei der Tafel eine Zuzahlung von rund 2 Euro auf die gesamte Ausgabemenge bedeuten. Verschenken in den Läden? Ja, man hat so etwas tatsächlich in der Vergangenheit getan. Dann schnappten sich meist gerade die, die es nicht nötig hatten die Sachen und die Bedürftigen gingen leer aus.

Also, wie gesagt: Die Tafeln müssen weg...sobald die Regelsätze ausreichend hoch und Sanktionen und andere Leistungsverweigungsmöglichkeiten vom Tisch sind . Daran müssen wir verstärkt arbeiten.

Eivisskat

ZitatErst müssen wir den Kampf um höhere Regelsätze gewonnen haben und gegen Sanktionen.

Wie es scheint, wird DAS aber erst möglich sein, WENN es keine Tafeln mehr gibt/gäbe.

Linux

Sie können einem fast alles wegnehmen und man ist machtlos dagegen.
Den eigenen Stolz laß ich mir aber nicht nehmen.
Ja, ich würde mich in Grund und Boden schämen, vor meiner Tochter, vor mir selbst, vor allen anderen.

Nikita

Müll trifft zumindest hier in MS nicht zu bei dem, was die Tafeln rausgeben. Die Ware ist nicht abgelaufen, sondern in gutem Zustand, sonst wird sie nicht abgenommen. Die Kühlkette wird auch eingehalten. Hier wird nichts dafür verlangt und wenn sie es tun würden, wäre es immer noch nur ein Bruchteil des eigentlichen Preises. Dringend notwendig für viele Menschen.

Dass die Tafeln System-erhaltend sind, ist leider richtig, genauso wie Sozialberatung o.ä. eben.

Tom_

Zitat von: Eivisskat am 16:55:17 Do. 10.November 2011
ZitatErst müssen wir den Kampf um höhere Regelsätze gewonnen haben und gegen Sanktionen.

Wie es scheint, wird DAS aber erst möglich sein, WENN es keine Tafeln mehr gibt/gäbe.

Und in der Zwischenzeit sollen dann noch ein paar Leute mehr wie André Kirsch etc. in Deutschland verhungern? Ohne die Tafeln wären viele Betroffene im Moment noch mehr erpressbar.

Systemerhaltend? Nun ja...für viele auf jeden Fall lebenserhaltend. Gerade beim Kampf gegen Sanktionen oder wenn Darlehen abbezahlt werden müssen etc.

Eivisskat

Der ist doch nicht gestorben, weil es in Speyer keine Tafeln gab, sondern aus ganz anderen Gründen & Schlampereien.

Aber diese Diskussion gibt es ja leider schon sehr lange und Niemand hat gesagt, dass sie bzw. es einfach ist.

Ich hoffe nur, da wir ja offensichtlich in einer Phase des Übergangs leben, dass es bald ein BGE gibt oder eine wie auch immer genannte Versorgung für all die vielen, vielen  Menschen, die dank des techn. Fortschritts nicht mehr arbeiten (können), um ihre Bedürfnisse zu decken und natürlich auch für die Rentner & die Kranken usw., usw.

Troll

Zitat von: Linux am 17:06:54 Do. 10.November 2011
Ja, ich würde mich in Grund und Boden schämen, vor meiner Tochter, vor mir selbst, vor allen anderen.

Damit können die Verursacher des Elends durchaus leben, die schämen sich nicht.
Politik ist der Spielraum, den die Wirtschaft ihr lässt.
Dieter Hildebrandt
Es ist kein Zeichen geistiger Gesundheit, gut angepasst an eine kranke Gesellschaft zu sein.
Jiddu Krishnamurti

Linux

Zitat von: Eivisskat am 17:48:12 Do. 10.November 2011

... Phase des Übergangs leben, ...

Wann begreift die Gesellschaft mehrheitlich, das die Zeit der Arbeit, geschweige denn der Vollbeschäftigung, für immer vorbei ist?
Es ist ein kollektives Verdrängen. Über die Arbeit wird der Wert des Menschen definiert. Für die Wertlosen gibt es ja Tafeln.

Zitat"Und die armen Kinder in Afrika wären doch froh, wenn sie überhaupt etwas zu essen hätten. Faule Arbeitslose, die bis mittags schlafen, stellen auch noch Ansprüche? Unter Adolf hätte es das nicht gegeben!"

matten

moin..

@Linux

will so ein Scheiß wie in deinem letzten Beitrag
nicht lesen..

Linux

Zitat von: matten am 19:59:56 Do. 10.November 2011
moin..

@Linux

will so ein Scheiß wie in deinem letzten Beitrag
nicht lesen..
@matten
Nee, ich will so etwas auch nicht lesen bzw. hören.
Mein fiktives Zitat in meinem letzten Beitrag ist aber kennzeichnend für die öffentlich unausgesprochenen Gedanken z.B. vieler ehrenamtlicher Tafelunterstützer in Bezug auf Kritiker der Tafel.
Noch nie sowas gehört, matten?

nND

Solche Sprüche hab ich mir in der letzten Zeit auch von meiner Familie anhören müssen. Es ging zwar mehr um Depressionen, aber da bekam ich nur zu hören...
ZitatAch in deinem alter doch nicht :o und woanders geht es den Leuten viel schlimmer. Ich sollte doch froh sein.
Mag ja sein das es anderen schlechter gehen mag als mir. Nur fände ich es schon ziemlich pervers wenn ich das Leid anderer Menschen dafür hernehme um mich besser zu fühlen.  X(

Dass noch dazu kommt, nicht ernst genommen zu werden wenn man anfängt kaputt zu gehen in dieser Gesellschaft, fand ich aber auch nicht weniger niederschmetternd. Es wird ignoriert und dass einzige was man zu hören bekommt ist. "such dir Arbeit"

Nick N.

@nND:

Wenn sowas von der eigenen Familie kommt, das haut einem voll die Füsse weg. Und dann wundert man sich, dass man plötzlich scheinbar so ein Weichei geworden ist.

Solange Du Dich als Elo schön anpasst und kleinmachst, ist die Familie womöglich noch auf Deiner Seite, wenn auch nur aus Mitleid, aber sobald Du Dich kritisch äusserst, kann es ganz scheusslich werden. Da würde jeder Depressionen kriegen.

Natürlich ist jede Familie da anders, aber es ist ja schlimm genug, wenn es in einigen Familien so läuft.

Ich finde es absolut brutal, wenn das persönliche Umfeld, sei es die liebe Verwandtschaft oder die erfolgreichere WG, sich so gegen einen wendet. Von ausgespielt werden kann man ja kaum noch reden bei manchen.

Gehört jetzt zwar nicht so ganz zum Thema.
Aber jedenfalls, Du bist nicht alleine, in meiner Familie gibt es auch sowas.

Und genau wie die JobCenter einem sagen "Geh doch zur Tafel!", wette ich, dass das immer öfter auch die eigene Familie tut.
Und mit einem programmatischen "Lieber verhungern!!!" erwirbt man vermutlich bloss das Recht auf einen Freifahrtschein in die Klapse...
Satyagraha

Ruby

Gut ich will versuchen nochmal zu begründen warum ich Müll schrieb. Hier vor Ort, jaa die finstere schwäbische Alb, ist es mehr als grenzwertig was in der Tafel abgeht.
Man zahlt für jedes Lebensmittel noch einen gewissen Anteil vom Preis. Für jedes! Und meistens sind Dinge wie Gemüse und Obst in einem Zustand, das man nur die Wahl hat zwischen sofort verzehren oder doppelt bezahlen, weil man es im Biomüll entsorgen muß. Dazu kommt das die Lebensmittel zugeteilt werden, hast du kein Kleinkind steht dir zum Beispiel keine Milch zu. Also man beurteilt dort sogar ob man dies oder jenes verdient hat.
Gibt es mal Sonderposten, zum Beispiel ne größere Lieferung Butter, suchen sich die Mitarbeiter erstmal das beste raus.

Würde ich da hingehen, wäre ich vermutlich schneller draußen als drinnen. Zustände das einem der Hut hochgehen muß! Und das alles noch von sämtlichen Kirchengemeinden hier getragen. Die meisten hier gehen da nicht sehr lange hin, weil deren Art und Weise echt unerträglich ist.


Lg Ruby

Ratrace

Zur Eingangsfrage des Threads kann ich User Troll nur beipflichten: Die einzigen, die sich schämen müssen, sind die, die für das Elend und den Zwang für viele Arme, die Tafeln nutzen zu müssen, verantwortlich sind. Es ist eine gnadenlose Sauerei, daß in einem der reichsten Länder der Welt so etwas nötig sein soll.
Die Tafeln an sich sind sicherlich keine Ausbeuterorganisationen, und sie sind bitter nötig für viele Arme. Aber genau das darf nicht sein. Wenn ein Staat nicht mehr in der Lage ist, das bloße Überleben seiner Bürger zu garantieren (wir reden hier vom ESSEN, nicht von goldenen Wasserhähnen), dann hat dieser Staat keinerlei Existenzberechtigung mehr. Lebensmittelspenden auf der einen und überbordener Reichtum einiger Weniger auf der anderen Seite: Das kann man nicht mehr mit friedlichen Mitteln auflösen. Die Klausur des Geldadels - ich will hier nicht von "Elite" reden, denn Besitzstandswahrung und -mehrung sowie die Befriedigung von Machtgier bis ins Unendliche auf dem Rücken von Millionen auszuleben hat nichts Elitäres an sich - kann einen denkenden Menschen nur noch mit Abscheu erfüllen und ihn dazu bringen, dieser Gesellschaft mit aller Verachtung den Rücken zu kehren.


Zu Depressionen möchte ich auch kurz (?) etwas schreiben, obwohl es off topic ist: Ich selber habe mit dem Thema Depressionen und anderen Störungen seit Jahren zu tun, am eigenen Leib. Die anfänglichen Erfahrungen, die ich mit meiner verblödeten Verwandtschaft dazu machen mußte, entsprachen auch dem üblichen "stell' dich nicht so an, in deinem Alter"-Blabla. Es war fürchterlich. Bis ich mich von dem Haufen schlicht befreit habe. Es besteht kein Kontakt mehr zu denen, und ich vermisse NICHTS. Im Gegenteil, es war eine Befreiung sondergleichen. Das mit dem "sich nicht anstellen" hat dann auch nicht so gut geklappt, wie meine Mischpoke es gerne gesehen hätte. Heute bin ich Bezieher von Erwerbsunfähigkeitsrente. War also alles doch mehr als nur Anstellerei. Die diversen Gutachten, die ich im Zuge der Sache machen lassen mußte, sprechen Bände. Und das bei Ärzten, die eigentlich den inoffiziellen Auftrag haben, ihre Gutachten zugunsten der Sparpläne der Rentenversicherung zu gestalten.

NIE wieder höre ich mir von irgendwelchen ahnungslosen Idioten, die meinen, weil sie in den Nachkriegsjahren aufgewachsen sind und deshalb alle Härten der Welt mit dem wackelnden Daumen Pi mal Auge beurteilen zu können, Stellungnahmen zu Krankheiten an, mit denen sie gar nichts zu tun haben wollen, weil sie ihnen zu abstrakt und auch angsteinflößend sind.

Aber auch das ist Deutschland: Wenn man depressiv erkrankt ist, muß man schon ein fußballspielender Jungmillionär und Promi sein, damit die Sache "Anerkennung" findet. Wobei man über die Ernsthaftigkeit dieser Anerkennung ruhig zweifeln darf, denn wenn ein Fußballstadion zur Karikatur einer Trauerfeier und zum Podium für das kollektive Heulen wird, ist das ein Event. Mehr leider nicht.

Als Normalo erlebt man überwiegend Spott und knallharte Diskriminierung, und auch seit Enkes Tod hat sich nichts geändert. Im Gegenteil: Die Krankheit "Depression" wird plötzlich zum Lifestyle-Wehwehchen umgelabelt und als "Burnout" bezeichnet. Nur dann - wenn man sich in diesem System die Psyche kaputtgeschuftet hat und nicht dreisterweise "einfach so" erkrankt - "darf" man auch krank werden. Und das bitteschön auch nur dann, wenn ein paar Wochen Auszeit und Urlaub alles wieder richten und man ganz schnell wieder servil im Hamsterrad rotiert.

Wenn es chronisch wird, fällt man hingegen schnell in Ungnade. Sei es auf den Ämtern oder im Gespräch mit Ahnungslosen. Wer heutzutage immer noch glaubt, Depressionen seien mit etwas Sonnenlicht, Ballermann und einer "positiven Einstellung" und vielleicht noch den dazugehörigen Schundschinken irgendwelcher selbsternannten Lebensführungs-Coaches zu heilen, dem gönnt man von Herzen die Krankheit am eigenen Leib. Dann kann man sich von Trotteln wie Betz und Byron Katie und deren Fans die salbungsvollen Binsen anhören und hautnah erfahren, wo beim 0815-Simpel eine Krankheit eingeordnet wird, die genau so oft tödlich endet wie eine Krebserkrankung.

Meine Erfahrung ist: Schleunigst eine Therapie beginnen, und zwar eine Gesprächstherapie mit medikamentöser Begleitung. Und ebenfalls extrem wichtig: Raus aus dem krankmachenden Umfeld. Das schließt ausdrücklich den Arbeitsplatz mit ein, aber auch eine radikale Veränderung des Umfeldes, falls diese einem mit Unverständnis begegnet und sich auch nicht informieren lassen will.

Natürlich ist dann die Erwerbsbiographie, also quasi der Heilige Gral eines eventuellen Bewerbungsschreibens, im Eimer, aber eine ungebrochene Erwerbsbiographie nützt einem nicht viel, wenn man sich suizidiert. Das gehört auch ganz dringend zur Behandlung von Depressionen: Man muß sich von gesellschaftlichen Wertvorstellungen strikt und radikal trennen. Die Selbstdefinition und damit die eigene Wertschätzung darf nicht mehr über Leistung, Arbeitsplatz und Besitzstand erfolgen. Das sind künstliche und inhaltslose Unwerte, die in dieser zutiefst kranken Gesellschaft Depressionen erst schaffen. Man kann sich in diesem Zuge sogar ernsthaft fragen, ob es nicht gesund ist, auf die Umstände mit Krankheit zu reagieren.
Das einzig Freie im Westen sind die Märkte.

Blackbeard

Welche Organisation betreibt denn bei euch vor Ort die Tafeln ?
- da SSchäuble das Bild ja laut Interview so "gut" gefällt.....

Opferstrichliste: V

Infos zur Sperrung von Usern

Nick N.

@Ratrace
"Es war fürchterlich. Bis ich mich von dem Haufen schlicht befreit habe."
Gut für Dich.

@Ruby
Die Tafeln servieren in meinen Augen auch deswegen Müll, weil sie uns das andrehen wollen, was andere wegwerfen. Unabhängig davon, wie "gut" das im Einzelfall noch ist, was man von denen bekommt. Sie betreiben bei den Supermärkten Müllbeseitigung, die anderenfalls bares Geld kosten würde, und bessern denen als Dankeschön das Image auf.
Statt dass die Ueberproduktion an Lebensmitteln direkt zu den Essern kommt ohne Umweg über die Supermarktregale.
Und da die Tafeln einer solchen sinnvolleren Regelung ganz massiv im Wege stehen, nicht nur durch ihre Existenz, sondern auch weil sie so gut etabliert und protegiert sind, finde auch ich es sinnvoll, sie anzugreifen, bevor die Alternative da ist. (Von dem bisschen Stänkern gehen sie eh nicht weg...)

Bei Kleidung komme ich auch mit dem klar, was andere aussortieren, aber beim Essen geht es mir zu weit, das ist entwürdigend, völlig unabhängig von der Qualität.
Das ist ja eher wie im Tierreich: Erst frisst Papabär, dann Mamabär... und bei jeder Stufe weiter unten sind die Reste unappetitlicher. Wehe denen, die dann die Reste der Tafeln containern!
Satyagraha

Linux

ZitatDas mit dem "sich nicht anstellen" hat dann auch nicht so gut geklappt, wie meine Mischpoke es gerne gesehen hätte. Heute bin ich Bezieher von Erwerbsunfähigkeitsrente. War also alles doch mehr als nur Anstellerei. Die diversen Gutachten, die ich im Zuge der Sache machen lassen mußte, sprechen Bände. Und das bei Ärzten, die eigentlich den inoffiziellen Auftrag haben, ihre Gutachten zugunsten der Sparpläne der Rentenversicherung zu gestalten.

ZitatMeine Erfahrung ist: Schleunigst eine Therapie beginnen, und zwar eine Gesprächstherapie mit medikamentöser Begleitung. Und ebenfalls extrem wichtig: Raus aus dem krankmachenden Umfeld. Das schließt ausdrücklich den Arbeitsplatz mit ein, aber auch eine radikale Veränderung des Umfeldes, falls diese einem mit Unverständnis begegnet und sich auch nicht informieren lassen will.

@ratrace
Hi, Kollege!
Gruß Linux

ZitatEs wird ignoriert und dass einzige was man zu hören bekommt ist. "such dir Arbeit"

@nND
Hi, Kollege!
Gruß Linux


counselor

Zitat von: Ratrace am 08:39:20 Fr. 11.November 2011Die diversen Gutachten, die ich im Zuge der Sache machen lassen mußte, sprechen Bände. Und das bei Ärzten, die eigentlich den inoffiziellen Auftrag haben, ihre Gutachten zugunsten der Sparpläne der Rentenversicherung zu gestalten.
Ich komme gerade von einem solchen Gutachter. Er befürwortet meinen Rentenantrag.

Von seiten meiner Verwandtschaft höre ich nur, sie könnten sich da nicht in mich reinversetzen, weil sie selbst nie psychisch krank waren.

Die Tafeln halte ich für eine Unverschämtheit.
Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

Ratrace

ZitatVon seiten meiner Verwandtschaft höre ich nur, sie könnten sich da nicht in mich reinversetzen, weil sie selbst nie psychisch krank waren.
Das ist das Vernünftigste, was Leute, die keine Erfahrung mit der Krankheit haben, sagen können.
Das einzig Freie im Westen sind die Märkte.

Ruby

@ Ratrace

Das kenne ich auch zur Genüge. Befinde mich auf dem Weg in die EU-rente derzeit. Gutachterbesuch beim Neurologen vor 4 Wochen desaströs O-Ton: "Ach so schlimm geht es Ihnen doch gar nicht", usw.

Ich kann Deinem Statement nur voll ganz beipflichten, schön gesagt das Ganze.


Eigenartig das man über Tafeln gleich bei Depressionen landet. Da sieht man mal was das mit einem Menschen macht.

Verurteilungswürdig finde auch an dem Tafelsystem auch das man ja ohne Legitimation dort nichts bekommt. Ich es real schon erlebt habe das einer Rentnerin die am verhungern war der Zugang verweigert wurde, weil sie keinerlei Nachweis hatte. Für Menschen die durchs soziale Netz fallen, eine Zahl die ohne Zweifel steigend ist, gibt es dort auch nichts. Allein das macht klar das es dort nicht um ein soziales Engagement geht.

Zitat von: Nick N. am 09:12:55 Fr. 11.November 2011

@Ruby
Die Tafeln servieren in meinen Augen auch deswegen Müll, weil sie uns das andrehen wollen, was andere wegwerfen. Unabhängig davon, wie "gut" das im Einzelfall noch ist, was man von denen bekommt. Sie betreiben bei den Supermärkten Müllbeseitigung, die anderenfalls bares Geld kosten würde, und bessern denen als Dankeschön das Image auf.

Bei Kleidung komme ich auch mit dem klar, was andere aussortieren, aber beim Essen geht es mir zu weit, das ist entwürdigend, völlig unabhängig von der Qualität.
Das ist ja eher wie im Tierreich: Erst frisst Papabär, dann Mamabär... und bei jeder Stufe weiter unten sind die Reste unappetitlicher. Wehe denen, die dann die Reste der Tafeln containern!

Ganz im ernst man kann wesentlich frischeres Obst beim Containern finden als man hier in der Tafel bekommt.
Und nein man sollte sich ned schämen müssen, aber das System sorgt dafür das man es tut.

Im Bekanntenkreis habe ich viele Menschen die zur Tafel gehen gehabt. Von 10 nen geht da heute noch einer hin.
Dazu kommt Dauerbezug gibt es ohnehin nicht, die Kirche hier regelt das so, das man immer nur ein halbes Jahr einen Ausweis für Tafel bekommt.
Deren Verhalten ist schlicht unter aller Menschenwürde.

lg Ruby

Pfiffi

Tafeln ist doch auf der Brutstätte McKinsey gewachsen, und wird noch mehr in DE.
UInd zur Depression, nur soviel, ohne lange Worte, Reiche sind seltener depressiv, arme umso mehr.

Es ist das System welches krank macht, bzw. einen hohen Anteil daran hat.
Und solange man nicht "Losgelassen" hat, macht es einen nur noch kranker.
Jeder kennt den "Dreisatz", welcher ist davon bei den JCs anzuwenden?

JC Dreisatz: Warum?  Wo steht das? Alles nur schriftlich!!

counselor

Zitat von: Ruby am 11:49:26 Fr. 11.November 2011Verurteilungswürdig finde auch an dem Tafelsystem auch das man ja ohne Legitimation dort nichts bekommt. Ich es real schon erlebt habe das einer Rentnerin die am verhungern war der Zugang verweigert wurde, weil sie keinerlei Nachweis hatte. Für Menschen die durchs soziale Netz fallen, eine Zahl die ohne Zweifel steigend ist, gibt es dort auch nichts.
Bei einem Bekannten von mir ist es derzeit so, dass sich seit zwei Monaten kein Amt mehr für ihn zuständig fühlt. Bei seinem Arbeitgeber ruht das Arbeitsverhältnis ohne Bezüge, weil er zwei Jahre wegen Depression in verschiedenen Kliniken war. Die Krankenversicherung hat ihn aus dem Krankengeld ausgesteuert, Jobcenter und Agentur für Arbeit halten sich gegenseitig für unzuständig, weil er -laut neuestem Gutachten des Arztes der Agentur für Arbeit wieder arbeitsfähig ist. Sein Arbeitgeber will aber nichts von ihm wissen, weil in einem anderen früheren Gutachten seine Arbeitsfähigkeit verneint wurde.

Im Endergebnis hat er zum Wochenende kein Geld mehr (wobei seine Bank ihm auf Anweisung seines Betreuers ohnehin nur 50 EURO wöchentlich auszahlt) und muß sich bei seiner Mutter durchfressen. Unser Anwalt ist bereits eingeschalten, aber die Behörden zicken und infolgedessen auch kein Leistungsbescheid und keine Tafelberechtigung.

Irre das Ganze Getue. Dabei will er eigentlich so schnell wie möglich wieder bei seinem Arbeitgeber arbeiten gehen.
Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

Linux

Zitat von: Pfiffi am 11:50:51 Fr. 11.November 2011
...
Es ist das System welches krank macht, bzw. einen hohen Anteil daran hat.
Und solange man nicht "Losgelassen" hat, macht es einen nur noch kranker...
Ja Pfiffi, genau, besser loslassen und in das kalte Wasser der Armut und Einsamkeit springen, als noch kranker am System werden und in Folge dessen im Arbeitsamt oder beim Chef  Amok zu laufen. Der Arzt ist mein Freund.

Das Thema Tafel ist mit dem Thema Depression anscheinend eng verknüpft.
Thema Schämen: müßte man sich nicht, würde ich aber!

Sobutai

Nabend zusammen,

beim Thema Tafeln rollen sich mir immer die Fußnägel auf weil:

1. Sie ihre abgelaufenen Fleischprodukte wegen dem Bundesseuchenschutz verbrennen lassen müssen, was recht kostspielig sein soll.
2. Weil diese Unternehmen ihre Spende an die Tafeln steuerlich geltend machen können und dadurch noch mehr Gewinne an ihre Manager / Aktionäre ausschütten.
3. Sie sich dadurch ins gute Licht stellen obwohl sie ihre Mitarbeiter zum teil unter Tarif (oder nur 400€ Job) bezahlen.

Wir haben bei uns in Bottrop auf der Gladbeckerstrasse (Hauptverkehrstr.) die Tafel, wo 2x die Woche zum Teil 100 Menschen in einer Schlange ab den frühen Morgenstunden dort stehen um eine Bezugsmarke zu bekommen, je nach Spende bekommen teilweise nicht einmal die hälfte der Menschen dort etwas.

Sofern man Glück hat und ausreichend Lebensmittel zur Verfügung stehen erhalten die Bedürftigen gegen 2€ eine Tasche mit Lebensmitteln.

Ein Parteimitglied der sich seit rund 2 Jahren dort einreiht hat mir einmal gezeigt was er erhalten hatte, dass Brot war vom Datum her ok, die diversen Sorten an abgepackter Wurst teilweise an dem Tag verfallen aber auch ok und das Gemüse hätte ich nicht mehr gegessen sondern entsorgt und ich bin warlich nicht verwöhnt.

Ferner fragte er mich, ob wir nicht in dem Rat der Stadt Bottrop einen Antrag stellen könnten um dem Bottroper Tisch (heisst erst seit 2 Wochen Tafel) anderere Räumlichkeiten zuweisen zu können zumal er, wie auch viele andere, es peinlich finden dort an der Strasse zu stehen.

Ich sagte ihm nur, dass wir seinen Vorschlag gerne Diskutieren könnten und sofern ein Ratsherr sich der Sache annimmt und ihn auch einbringen wird, ich es aber ablehne, weil wir als Linke die Armut nicht geschaffen haben und sie bekämpfen und wenn wir die Armut verdecken ist erst recht niemanden geholfen.

Ich habe mehrfach an der Tafel in Bottrop Infomaterial an die Menschen verteilt in den Bereichen, Rechtsberatung, Amtsbegleitung, Infostände, Demos etc. und sie auch aufgefordert sich zumindest an der Montagsdemo zu beteiligen.

Bei den Veranstaltungen habe ich niemanden von den Menschen gesehen die dort standen, also scheint es ihnen noch zu gut zu gehen.

Die Tafeln gehören genau so abgeschafft wie das ALG2 und deren Verursacher wie auch Befürworter gehören  (...... denkt euch das).
Zitat / Song Frank Zappa:
What I always say is that politics is the entertainment branch of industry.

Auferstanden

der repressive erdfarbene Charakter von Hartz IV ist über die Komponente reformierter
Suppenküchen im neuen "Grossdeutschland" durchaus auch als Erziehungsmassnahme
der "noch nicht Betroffenen"- Restbürgerklientel zu werten.

"Nichts ist doch so erbaulich als sich als ein Nichtbetroffener bei den zu beobachteten Menschenschlangen
an den Fütterungsstellen die Nase zu rümpfen zu dürfen...."

Zynismus dahingestellt, die Tafeln sind ein beredtes Beispiel dieser asozial-pervertierten
Gesellschaft und Spiegelbild teutonisch christlicher Werteanschauung...  

Würde mich nicht einmal mehr wundern, wenn im neuen Sklavenstaat der "Kunde" für seine Almosen
arbeiten dürfte.
Die Arbeitshausideologie ist auferstanden

Ruby

Zitat von: Sobutai am 19:49:25 Fr. 11.November 2011

Ich habe mehrfach an der Tafel in Bottrop Infomaterial an die Menschen verteilt in den Bereichen, Rechtsberatung, Amtsbegleitung, Infostände, Demos etc. und sie auch aufgefordert sich zumindest an der Montagsdemo zu beteiligen.

Bei den Veranstaltungen habe ich niemanden von den Menschen gesehen die dort standen, also scheint es ihnen noch zu gut zu gehen.


Nein Sobutai ich denke nicht das das so ist. Viele sind schlicht mit überleben derart beschäftigt das sie schlicht keine Kraft mehr haben für politische Kämpfe. Die wie jeder Aktive weiß oder eben noch lernt, verdammt zäh und langwierig sein können. Wer ganz unten ist versackt gern in seiner Lethargie, die ja ein Symptom der Depression ist. Selbst mir geht es zeitweise so das mir das auch zuviel wird.
Und vielen Menschen geht Politik nunmal am Hintern vorbei. Da ändert sich ja grade langsam etwas so nach und nach. Aber Geduld braucht man immer noch dazu das abzuwarten. Und Menschen die keinerlei Draht zur Politik haben wird es eben immer geben, in Jeder Schicht.

lg Ruby


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