Mehr Demokratie wagen...

Begonnen von Klassenkampf, 19:13:31 Fr. 03.November 2006

⏪ vorheriges - nächstes ⏩

Klassenkampf

Es ist ein medien-rhetorischer Kniff, verblüfft zu tun, um einen Zustand als große Überraschung zu verkaufen. Die Berichterstattung des sogenannten Demokratie-Verdrusses mag dieser Masche unterworfen sein, doch welche Schlüße daraus gezogen werden, ist nicht nur erstaunlich, sondern dreist.

ZitatGroße Koalition provoziert großen Demokratie-Verdruss

Erschreckt reagiert die Politik auf die Zweifel der Deutschen an der Demokratie. Die Ursache steht für sie fest: Der Dauerzwist in der Großen Koalition. Die große Gefahr sei, dass sich die Stimmung bei den Bürgern verfestige.


Sechs Jahrzehnte nach dem Ende der Nazi-Herrschaft und 17 Jahre nach dem Fall der Mauer sind die Deutschen nicht glücklich mit ihrem politischen System. 51 Prozent der Befragten sind dem aktuellen ARD- Deutschlandtrend zufolge weniger bis gar nicht zufrieden mit dem Funktionieren der Demokratie in der Bundesrepublik. In Ostdeutschland ist der Unmut noch wesentlich größer: Dort sind es sogar 68 Prozent.
...

Was man hier als Anleitung formulierte, wurde andernorts in etwa so ausgedrückt: Die Deutschen seien nicht zufrieden mit der Staatsform der Demokratie. Wohl will man die Kritiker in die Ecke des Radikalen stellen, als Verneiner der Demokratie und - weil man ja nur schwarz und weiß kennt - als Bejaher der Diktatur. Die Feinheiten der Differenzierung ist nicht Sache der Medien...

Dabei ist es gerade der überzeugte Demokrat, der Kritik an der Demokratie übt, oft in überhöhter Manier, oft mehr Demokratisches hineininterpretierend, als vom kühnsten Politiker gefordert wird. Gerade der Demokrat ist also Kritiker an der Demokratie und das stete Prüfen und Abwägen sind Zeichen einer demokratischen Gesinnung, die im Bürger zwar verankert ist, derzeit aber zu kurz kommt.

Große Koalition: Euphemistische Bezeichnung für Diktat. Daran sollten sich die Schlüße aus solchen Umfragewerten orientieren. Die Kritiker ins Lager der Anti-Demokraten zu stoßen zeugt davon, daß es mit der demokratischen Gesinnung - mit dem Erdulden der Meinungs anderer - nicht weit her ist...

Quelle
,,Diese Verhältnisse sind nicht die von Individuum zu Individuum, sondern die von Arbeiter zu Kapitalist... Streicht diese Verhältnisse, und ihr habt die ganze Gesellschaft aufgehoben."
--- Karl Marx, "Das Elend der Philosophie" ---

Der Kommunist

Ein sehr interessanter Bericht.

Aber ich sage mal man kann der Menschen seine Freiheiten nicht nehmen.
Ich bin zwar für einen ein Parteien Staat, allerdings sollte jeder das Recht haben seine Meinung frei zu äußern.
Man muss aus der Geschichte lernen, man kann den Sozialismus nicht gegen den Willen des Volkes durchsetzten, sondern muss es mit dem Volk zuammen anpacken, um den späteren Übergang zum Kommunismus zu schaffen.

Mit sozialistischem Gruß

Euer Kommunist

leibeigner

Na toll,
ein kommunist der für einen parteienstaat ist.
Wie krank ist das denn?
Selbstbestimmt leben und selbstbestimmt produzieren unter der fuchtel eines parteiprogramms wie soll das gehen?
Wahrscheinlich verwechseln noch immer einige sich links und kommunisten nennende,die gründung der 1.internationale unter federführung Marxens als parteigründung.
Marx lehnte partein als interessenvertretung ab und das aus gutem grund.Einziger interessenvertreter der lohnarbeiter sind starke gewerkschaftliche organisationen die in der lage sind alle progressiven kräfte einer gesellschaft zu bündeln.Die Zielsetzung dieser gewerkschaften sollte dann antürlich nicht die schaffung einer sozialeren art ausbeutung sein,sondern die beseitigung der ausbeutung über lohnarbeit,privatbesitz usw.
Partein haben programme die du als mitglied akzeptieren mußt,wo bleibt da dein emanzipatorischer part?

Die Partei des Proletariats umfasst die ganze Lohnarbeiterklasse

Heute verstehen wir unter ,,Partei" einen zahlenmäßig begrenzten und juristisch definierten Personenverband. Karl Marx ging von einer viel breiteren Wortbedeutung aus, die die gesamte Lohnarbeiterklasse umfasst. Vergleiche dazu das Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm von 1889:

,,PARTEI, ... 1) im allgemeinen eine abtheilung von zusammengehören-den personen oder sachen, wofür nun (...) partie gebräuchlicher ist. ...

2) eine gesamtheit gleichgesinnter personen und die von ihnen vertrete-ne richtung in religiösen, politischen, socialen oder wissenschaftlichen Dingen im gegensatze zu anders gesinnten und im kampfe mit denselben, ...

3) der schon in 2 enthaltene nebenbegriff der gegnerschaft und des streites tritt noch deutlicher hervor bei personen, die sich feindlich gegenüber stehen (s. gegenpartei) ..." Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm, Band 13, Leipzig 1889, 1466ff.

Selbst als zu dieser umfassenden Bedeutung – Partei = Klasse – später ein engerer, juristisch-politischer Parteibegriff hinzukam, meinte ,,Partei des Proletariats" für Marx nie nur die Sozialisten oder Kommunisten allein, sondern immer eine Massenorganisation, die möglichst alle Lohnarbeiter und alle gewerkschaftlichen/sozialis ti schen/anarchistischen Linken umfassen sollte.

Das Parteikonzept von Bakunin, Lenin und anderen zielte vor allem (oder nur?) darauf ab, die ,,bewussten Elemente", die Kommunisten, in einer Parteiorganisation zusammenzuschließen. Wie die Organisierung der Lohnarbeiter insgesamt für ihre Interessen stattfinden soll, ist demgegenüber eine untergeordnete, vielleicht sogar eine nicht beachtete Frage.

Die Gleichsetzung kommunistische Partei = Partei des Proleta-riats ist bei Karl Marx nirgends zu finden. Marx ging nie von der Frage aus: Wie sollen sich die Kommunisten organisieren?, sondern von der Frage: Wie können die vielen Millionen Lohnarbeiter eines Landes und der ganzen Welt ihre Interessen organisieren? Auf welchen Wegen können sie sich über ihre Interessen klar werden und daraufhin die nötigen Maßnahmen ergreifen. Daher waren und blieben für Marx die Gewerk-schaften immer das erste und grundlegende ,,Mittel der Ver-einigung der Arbeiterklasse, der Vorbereitung zum Sturz der ganzen alten Gesellschaft mit ihren Klassengegensätzen." K. Marx, Arbeiterassoziationen, MEW 6, 554f.

TagX

Genau, betont allerdings das Erfordernis der Organisation, denn:
"Die Vereinigung der Arbeiter ist das erste Erfordernis ihres Siegs." (Karl Marx)
Grüße


Sozialismus!

Der Kommunist

Genossen,

Ich schätze Marx als einen großen Denker, und als Schaffer des Kommunismus.
Dennoch sind einige Ideen von Marx nicht umsetzbar, beispielsweise die Abschaffung der Geldwirtschaft zur Tauschwirtschaft.
Oder die schrittweise Auflösung des Staatsorgans. Das würde früher oder später in Anarchie enden.
Es muss in einem Kommunistischen Staat ein zentrales Organ geben, dass den Bestand der sozialistischen Gesellschftsordnung sichert und verwaltet.
Eine Partei muss nicht Klasse bedeuten, wenn man das Volk die Parteispitzen selber wählen lässt. So wird der Wille des Volkes gleichzeitig zum Ausdruck gebracht.
Natürlich sind die Mitglieder in der Partei in keiner höheren Klasse wie jemand anders, dadurch das ja das Volk selber das wahlrecht besitzt.
Auch ihr Verdienst wäre nicht mehr als der eines Arbeiters, das sie ja selber Vertreter der Arbeiterklasse sind.
Und das krank möchte ich mal überhört haben, ich denke man kann auch anspruchsvoll diskutieren.

Mit sozialistischem Gruß

Euer Kommunist

Klassenkampf

Was heute unter Sozialismus verstanden wird, orientiert sich am Zustand der einstmaligen Sowjetunion. Das Angstgespenst, daß sich hieraus nährt, kann als ein berechtigtes Angsthaben verstanden werden, hob der Sozialismus dieser vergangenen Tage nicht den Menschen auf einen Altar, sondern ordnete ihn unter einen anonymen Apparat, der Menschen zur bloßen Nummer degradierte.

Der Mangel an Individualismus ist der gröbste Verstoß gegen marxistische Absichten. Der elende Zustand des Proletariats war es, der Marx dazu veranlaßte, einen möglichen Topos zu formulieren, in dem der Arbeiter nicht nur Mittel zum Zweck ist, sondern Verwirklichung des Selbst findet.

Jedes individuelle Recht aber fehlte im Sowjetstaat. Unter Dschugaschwili nahm der Mangel an Individuellen mörderische Züge an, nicht alleine im Gulag, sondern auch bei der Verwirklichung großer Bauprojekte kamen Hunderttausende Arbeiter zu Tode. Die Arbeit sei zu erhöhen, weil man sich als Arbeiter- und Bauernstaat verstand. Doch nur die Arbeit wurde geadelt, d.h. für ehrenwert empfunden, im Sowjet-Sozialismus fand der Arbeiter keine Erhöhung. Mittel zum Zweck, wie im Kapitalismus, war auch hier der Arbeitskraft verkaufende Bürger.

Kurzum: Einen Sozialismus, der diesen Namen verdienen würde, gab es nie. Dies läßt sich auch damit belegen, daß Humanisierungsversuche des Sowjetmodells oder deren Kopien im Ostblock, an der Gewalt der Machthabenden scheiterte.
Somit wäre die Angst der Massen unbegründet, es sei dann man hätte Angst vor etwas Fremden, denn fremd ist der wirkliche Sozialismus dem Menschen bis dato geblieben.

Ob dabei ein Ein-Parteien-Apparat vonnöten ist, darf angezweifelt werden. Gibt es viele Parteien, werden Klassen und Interessensgruppen vertreten, gibt es eine Partei, vertritt sich der Führungsstab selbst und nicht den Bürger. Er - der Bürger - hat ja keine Wahl und ist damit als zu beachtender Faktor aus dem Blickfeld der Parteiführung verschwunden. Wiederum eine Fehlinterpretation des sozialistischen Gedankens: Im Sowjetstaat waren die Räte faktisch machtlos, dennoch trug man das "Sowjet" quasi propagandierend auf den Fahnen.

Kurzum: Eine sozialistische Demokratie darf Ziel sein, ohne Zweifel. Doch ob ein Staatsgebilde, welches in jedem Bereich die sozialistische Idee wirken läßt, wünschenswert ist, bleibt zweifelhaft. Die Linke - nicht die demokratische Linke, sondern das Kommunistische - muß sich oft berechtigterweise den Vorwurf des Sektierertums gefallen lassen und von diesem Sektierertum sind auch deren Staats-Utopien gezeichnet. Aber nicht jedes Individuum ist politisch interessiert, viele halten sich sehr bewußt unpolitisch, die Gründe weswegen sind variabel. Will man diese unpolitischen Individuen auch einem politischen Sektenwesen unterwerfen? Und die Andersdenkenden, die einem totalitären Sozialismus nichts abgewinnen können?

Kein System hat es bis dato geschafft, die Menschen zu befriedigen. Die Diktatur verschließt sich dem Freiheitsliebenden ohne weitere Prüfung, die Sozialsmen waren glänzend verpackte Totalitarismen, die Demokratien scheinen konstanter, werden aber zusehends faschistisiert. Dies ist aber nicht Fehler der Demokratie, sondern Machwerk des ausführenden Kräfte innerhalb der Demokratie. Daher ist der Rückgriff auf humanes und soziales, kurzum, auf das was wir ursprünglich mit sozialistisch bezeichneten, sinnvoll. Die Demokratie des Kapitals kann als Antwort nur eines kennen: die sozialistisch gesinnte Demokratie!
,,Diese Verhältnisse sind nicht die von Individuum zu Individuum, sondern die von Arbeiter zu Kapitalist... Streicht diese Verhältnisse, und ihr habt die ganze Gesellschaft aufgehoben."
--- Karl Marx, "Das Elend der Philosophie" ---

Siegessicherer

Zitat,,...der erste Schritt in der Arbeiterrevolution die Erhebung des Proletariats zur herrschenden Klasse, die Erkämpfung der Demokratie ist.

Das Proletariat wird seine politische Herrschaft dazu benutzen, der Bourgeoisie nach und nach alles Kapital zu entreißen, alle Produktionsinstrumente in den Händen des Staats, d.h. des als herrschende Klasse organisierten Proletariats, zu zentralisieren und die Masse der Produktionskräfte möglichst rasch zu vermehren.

Es kann dies natürlich zunächst nur geschehen vermittelst despotischer Eingriffe in das Eigentumsrecht und in die bürgerlichen Produktionsverhältnisse, durch Maßregeln also, die ökonomisch unzureichend und unhaltbar erscheinen, die aber im Lauf der Bewegung über sich selbst hinaustreiben und als Mittel zur Umwälzung der ganzen Produktionsweise unvermeidlich sind."
http://mlwerke.de/me/me04/me04_459.htm#T48

  • Chefduzen Spendenbutton