Neueste Beiträge

#51
Die Frage muss eher lauten, was geht in Amira Mohamed Ali oder Fabio de Masi vor.
#52
Was treibt diese Frau nur?
Was geht in ihr vor?
Will sie nur gewählt werden?
Wozu soll das gut sein??
#53
ZitatSahra Wagenknecht fordert nun einen Gipfel im Kanzleramt zu Straftaten von Ausländern in Deutschland.

Wenn die Kriminalstatistik zeige, dass Straftaten ,,überproportional" von ,,Menschen aus bestimmten Einwanderungsmilieus" begangen werden, dürfe die Innenministerin dieses Problem nicht ,,tabuisieren", meinte Wagenknecht.
Merkur, 26.03.24
#54
Es geht wieder los wie jedes Mal.

Die Medien drehen durch und berichten irgendwas, selbst da wo es nichts zu berichten gibt. Hauptsache eine Meldung. Hauptsache Emotion.

"Terror" ist etwas undefinierbares, das alles rechtfertigt.

Wenn die gleiche Zahl Menschen ihr Leben verliert durch ein Bahnunglück oder der Explosion eines Chemiewerks und beides vermeidbar gewesen wäre, denn es wurde an Sicherheitsvorkehrungen gespart, dann gibt es kein vergleichbar aufgeheiztes Klima.

Wenn "Terror" durch die Medien und durch die Köpfe geistert, dann geht es in Riesenschritten in Richtung autoritärer Staat. Ob diese Maßnahmen etwas gegen die Gewalt erreichen und die Sicherheit des Einzelnen erhöhen, wird nicht hinterfragt. Und wenn sich die Situation normalisiert hat und die Ängste wieder vergessen sind, dann werden die Maßnahmen nicht wieder zurückgenommen. Die Normalität ist bleibend in Richtung Überwachungs- und Polizeistaat gerückt.
#55
Theoriebereich / Aw: IS
Letzter Beitrag von counselor - 01:08:07 Di. 26.März 2024
ZitatTerroranschlag in Moskau: Die ukrainische Spur

Vier Tage nach dem furchtbaren Terroranschlag auf ein Rockkonzert in Moskau, der mindestens 137 Todesopfer und über 180 Verletzte gefordert hat, ist die westliche Presse weitgehend gleichgeschaltet. Obwohl bisher kaum etwas über die Täter und die Hintergründe der Tat bekannt ist, behaupten sämtliche Kommentare, dass der Islamische Staat (IS) den Anschlag begangen habe und dass dies jede Verantwortung und Mittäterschaft der Ukraine und der Nato-Mächte ausschließe.

Quelle: https://www.wsws.org/de/articles/2024/03/25/terr-m25.html
#56
Brummi / Aw: Gräfenhausen reloaded
Letzter Beitrag von Kuddel - 22:33:12 Mo. 25.März 2024
Teil 8

Die Entmachtung der Streikenden und die feindliche Übernahme durch eine Antistreikkoalition


in den letzten 7 Teilen fiel ein Licht auf viele Probleme des zweiten Truckerstreiks in Gräfenhausen. Es folgt nun ein letzter Teil, der noch negativer ausfällt.

Nach dem ersten Streik verkündeten Politiker von Berlin bis Brüssel, dieser Streik habe die Situation auf den Autobahnen grundlegend geändert, denn die Fahrer hätten die Öffentlichkeit und Politik mit ihrem mutigen Protest aufgerüttelt und die menschenverachtenden Zustände im Straßentrasport bekannt gemacht. Darauf werde man nun politsch reagieren. Pustekuchen! Nach Gräfenhausen I fand Gräfenhausen II statt, ohne andere Bedingungen vorgefunden zu haben. Und nun ist knapp ein halbes Jahr nach dem Abschluß des Arbeitskampfes Gräfenhausen II ins Land gegangen und es hat sich weiterhin nichts getan. Die Mazur Speditionen treiben weiter ihr Unwesen auf den Straßen Westeuropas. Nur der Firmenname ist von den blauen LKW verschwunden, doch sie fahren wieder Unternehmen an, die im Zusammenhang mit dem letzten Streik in Erscheinung getreten sind.

Ein Sieg? Welcher Sieg?

Der Streik wurde am 30.9. mit einer Pressekonferenz aif der Rastplatz für als siegreich beendet erklärt. Doch dieser "Sieg" hat an der Situation in der Branche nichts geändert. "Eine Wende zum Besseren habe es seither nicht gegeben, sagt Anna Weirich von Faire Mobilität." heißt es in einem Bericht der Frankfurter Rundschau vom 11.3.2024.

Und der Ausgang dieses Arbeitskampfes kann auch von den Streikenden nicht als Sieg gefeiert werden. Ihr krimineller Chef kam ungeschoren davon und ändert nichts an seinen Geschäftspraktiken. Die Auszahlung an die Streikenden aus unbekannter Quelle kann auch nur als Trostpflaster bezeichnet werden. Es war nicht einmal der von ihnen geforderte bescheidene Betrag. Wenn sie in den 10 Wochen Streik einen Job bei einem anderen Ausbeuter angenommen hätten, hätten sie möglicherweise mehr Geld eingefahren, als diese symbolische Entschädigung.

Die Abhängigkeit der Streikenden von den Unterstützern

Die Streikenden brauchten Unterstützung von außen, in einem Land, dessen Sprache und juristischen Spielregegeln sie nicht kennen und sie mußten sich verpflegen. Ein Edwin Atema war für sie ein Glücksfall, der als ehemaliger Trucker die Arbeit auf der Straße kennt, der als Gewerkschafter sich mit Recht und Gesetz in der Branche auskennt und der praktische Verhandlungserfahrung besitzt bei Arbeitskämpfen. Er weiß medientaugliche Aktionen zu inszenieren und ist vor Ort ein mitreißender Redner mit bisweilen proletarischer Wut in seinen Auftritten. Beim zweiten Streik in Gräfenhausen hatten die Fahrer chaotisch und individualistisch die Verhandlungen mit Mazur geführt und sich dabei über den Tisch ziehen lassen. Sie wählten Edwin Atema zu ihrem Sprecher und Verhandlungsführer, was den Streik erst einmal wieder zusammen- und voran brachte. Gräfenhausen war wieder in den Medien. Doch nach einiger Zeit bewegte sich wenig, zwischen Medienauftritten, die die westlichen Auftraggeber für den zwielichten Spediteur anprangerten oder Politikern unterschiedlicher Couleur Termine für Selfiesessions mit Streikenden organisierte.

Für die Trucker war das Leben auf den Parkplatz voller Tristesse. Sie hatten wenig zu tun und nicht darüber mitzureden, wie der Streik geführt werden sollten. Aufmerksame Unterstützer brachten Karten- und Brettspiele, kamen mit Instrumenten und musizierten für die Streikenden.

Seilschaften unter den Unterstützern

Die Unterstützer waren bunt gemischt und könnten kaum unterschiedlicher sein. Einige tauchten nur auf, um kleine symbolische Spenden zu überreichen. Es gab auch Unterstützertreffen für Absprachen unter den Helfern. Es gab Supporter, die nur den Kontakt zu den Streikenden suchten und die gewerkschaftliche Funktionäre mieden, andere fühlten sich ausgegrenzt von diesem Unnterstützer-Netzwerk. An der Stelle haben sich Strukturen entwickelt, die das Sagen über das Streikgeschehen hatten.

Edwin Atema ist von den Fahrern zum Sprecher und Verhandlungsführer gewählt worden. Er hat es scheinbar als Mandat zur Streikführung  mißverstanden. So gut er als Pressesprecher und Verhandler aufgetreten sein mag, an seiner Machtstellung gab es viel Kritik.

Die italienische Truckerorganisation "Agorà 2.0 – MT" formuliert es auf ihrer Hompage: "Edwin Antema vertritt auch eine Gewerkschaft, die die neuen EU-Richtlinien zum Mobilitätspaket bejubelt hat, die zusammen mit anderen institutionellen Vertretern dieses kriminelle EU-Transportmodell, das hauptsächlich auf der Ausbeutung von Arbeitern, Betrug und Steuervermeidung beruht, konzipiert, geschrieben und unterzeichnet hat.
Wer ist Edwin Atema? Wen vertritt er wirklich? Die Gewerkschaft oder einen Block niederländischer und deutscher Unternehmen, die ihn benutzen, um die Konkurrenz wie Mazur auszuschalten?"

Ein Bündel verpaßter Chancen


Die Fahrer wollten nicht passiv bleiben und gelegentliche Aktionen der selbsternannten Streikführung warten. Sie bemühten sich trotz Sprachbarrie um Kontakt zu eintrudelnden Unterstützern und beeindruckten mit ihrer Gastfreundschaft und Herzlichkeit.  Die Gewerkschaftsprofis meinten, mit ihren Kontakten zu den Medien und in die Politik die Auseinandersetzung in die richtigen Bahnen zu lenken. Es gab kein Flugblatt, auf dem die Trucker die zum Tanken dort haltenden PKW Fahrer informieren konnten, warum der Rastplatz zum Bersten mit blauen LKW gefüllt war. Man hätte auf eine Solidaritätsbewegung hinarbeiten können und sich ein paar Fahrer schnappen können, um mit einem Dolmetscher eine Veranstaltungstour zu machen in Gewerkschaftshäusern, in Bürgertreffs, Jugendzentren und auf Marktplätzen über die Situation der Trucker und ihren Kampf zu informieren. Das hätte Potential gehabt, denn die Öffentlichkeit hatte große Sympathien für den Streik.

Die Abwendung von einem gewerkschaftlichen Kampf


Die Pressekoferenz auf dem Rastplatz, die die prominenten Auftraggeber wie DHL, Audi, Ikea oder Red Bull anprangerten, war eine gute Aktion, doch die unzähligen Termine für Politiker zum Selfie-Knipsen mit Streikenden Truckern, mag ihnen beim Wahlkampf geholfen haben, doch für die Fahrer blieben sie folgenlos. Die Politiker sind spätestens mit dem 1. Gräfenhausenstreik aufgeklärt worden über die menschenverachtenden Bedingungen für die Migrantischen Fahrer, doch dieses Wissen hat zu keiner Veränderung der Situation in der Branche geführt.

Die streikenden Trucker wurden nicht als handelndes Subjekt oder als kämpferische Kollegen, gesehen sondern als hilflose Opfer eines kriminellen Ausbeuters. Ein Transparent an der Seitenwand eines Trucks untermauert diese Haltung. In großen Letttern hieß es: "Wir wissen ihre Sorge um uns zu schätzen". Es geht um "Sorge" und nicht um einen gemeinsamen Kampf. Wir brachten den Streikenden ein Transparent mit den Worten "International Workers Solidarity". Die Fahrer waren begeistert und hängten es neben das andere Transparent. Es wurde zu einem beliebten Fotohintergrund für Streikunterstützer, doch es mußte abgenommen werden, als die solzialdemokratische EU Politikerin Gaby Bischoff ihren Besuch ankündigte.

Den Streikenden wurde eine besondere Überraschung angekündigt, als habe man eine Game Changer vorbeitet, eine für den Streikausgang notwendige Aktion. Man zeigte sich mächtig Stolz auf so hochkarätigen Besuch von dem Parteivorsitzenden der SPD in journalistischer Begleitung von der BILD Zeitung. Man hätte die BILD-Journalisten mitsamt Lars Klingbeil, der einige Wochen später eine Verschärfung von Abschiebungen forderte,  mit Schimpf und Schande vom Rastplatz jagen sollen.

Mir wurde vorgeworfen, ich hätte die Aussage von Andrea Kocsis (stellvertretende ver.di-Vorsitzende), ,,Dass immer wieder Fahrer aus Europa nach Deutschland kommen, um für ihr gutes Recht zu demonstrieren, darf nicht zur Regel werden" aus dem Zusammenhang gerissen. Ich werde ihren Ausspruch mit anderen aus dem Zusammenhang gerissene Aussagen ergänzen: Stefan Körzell (Mitglied im geschäftsführenden Bundesvorstand des DGB) : "Weil "Gräfenhausen sich nicht wiederholen darf".  "Ziel der (...) BAFA [Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle)] war es, den Arbeitskämpfen Gräfenhausen I und II keine weiteren folgen zu lassen", berichtete die DVZ am 16.10.2023.

In wessen Händen lag die Führung des Streiks?

Von außen sah man streikende LKW Fahrer und Gewerkschaften und gewerkschaftsnahe Organisationen, die den Arbeitskampf unterstützten. Wie der Unterstützerkreis zusammensetzte und wie sich die Machtverhältnisse in diesem Kreis eintwickelten, war der Öffentlichkeit nicht bekannt.

Es hat sich ein innerer Kreis gebildet, der in einer Klassenauseinandersetzung nicht die Interessen der arbeitenden Klasse vetrat. Dazu gehörte der Unternehmerverband BGL, der Verband in dem die Großspediteure organisiert sind. BAFA-Präsident Thorsten Safarik gab zu, seine Behörde sei schon beim 1.Streik dabei gewesen, jeoch medial nicht in Erscheinung getreten. Er erkärte, "Gemeinsam mit Vertretern von Arbeitgeberverbänden, Gewerkschaften und der Zivilgesellschaft will sie [die BAFA] ähnliche Zustände künftig verhindern." (DVZ vom 16.10.2023). Diese Zusammenarbeit bestimmte den 2. Arbeitskampf  in Gräfenhausen. Die gewerkschaftlichen Funktionäre hatten scharfe Worte für Lukasz Mazur übrig, man fordere den Entzug seiner Lizenz und wünschte ihn in den Knast. Doch die anstehenden Schritte gegen den Spediteur und darüber hinaus, gegen die furchtbaren Zustände im europäischen Transportsektor, sahen sie nicht als Aufgabe ihrer Gewerkschaften, sondern erwarteten ein Einschreiten der Politik. So wollte man dem Arbeitsminister Heil auf den Weg geben, das Problem beim nächsten Besuch des polnischen Amstskollegen, auf den Tisch zu bringen. Und mit den Vertretern der Zivilgesellschaft, sind wohl die gewerkschaftsnahen NGOs gemeint, die auf dem Rastplatz anwesend waren. Die niederländische RTDD (Road Transport Due Diligence) hat ihren Schwerpunkt bei "Compliance", der unternehmerischen Regelkonformität, das Einhalten eines Unternehmenskodexes. Die Organisation ist in mehreren europäischen Staaten aktiv. Faire Mobilität wird zu 90% von der Bundesregierung finanziert, beschreibt sich selbst als gewerkschaftsnah. Sie ist durch ihre Sprachkompetenz eine Anlaufstelle für Arbeitsmigranten in Not. In ihrer Praxis bemüht sich Faire Mobilität um individuelle und juristische Lösungen und nicht um das Organisieren kollektiver Kämpfe. Faire Intergration wird finanziell gefördert vom Bundesministerium und der EU und kooperiert mit dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge und dem Jobcenter.

Bei dieser Zusammensetzung wundert es wenig, daß ihnen ein "International Workers Solidarity" Transparent nicht in den Kram paßte.

Eine Streikführung ohne Willen zum Klassenkampf?


Für Mazur war die Arbeitsniederlegung verschmerzbar, inklusive des Einbehaltens der Fahrzeuge. Ausschlaggebend war  beim 1. Streik die angedrohte enorme Vertragsstrafe durch General Electric wegen des Lieferverzugs.  Es kamen beim 2. Streik auch Auftraggeber direkt zum Rastplatz, um an ihre ihre Ladungen heranzukommen, doch sie hatten nicht die  juristischen/finanziellen Druckmittel wie General Electric.

Es hieß, es sei nicht möglich Mazur unter Druck zu setzen. Die Forderungen von gewerkschaftlicher Seite, Mazur die Lizenz zu entziehen und ihn "in den Knast" zu stecken, blieben fromme Wünsche. Mazur kann sich in Deutschland frei bewegen, er tauchte bei der Staatsanwaltschaft in Darmstadt auf und er erstatte mit dem Vorwurf der Erpressung von "Lösegeld" durch die Fahrer Anzeige. Die Staatsanwaltschaft reagierte in seinem Sinne, nahm die Ermittlungen auf und schickte die Polizei auf den Rastplatz zur Personalienaufnahme der Streikenden.

Es war eine Situation, in der man den Druck durch eine Ausweitung des Streiks hätte erhöhen können. Die Ausweitung schien sich wie von selbst zu entwickeln. Gräfenhausen galt als Ort, an dem man kämpfen und gewinnen kann. Das hat sich unter Fahrern mit ähnlichem Schicksal herumgesprochen und die beiden Parkplätze füllten sich mit weiteren LKW. Laut Faire Mobilität waren es bis zu 200 Fahrer und 150 LKW. Der Ort wurde zu einem Magnet und Edwin Atema berichtete, "es gab Gräfenhausen II, III und IV" und es seien auch Fahrer anderer Speditionen aufgetaucht, die ihr Problem dort lösen wollten. Ihnen wurde erklärt, man könne ihnen nicht helfen.

Die "Streikführung" stellte sich bei Hilfsangeboten quer. CamionPro ist ein Spediteursverband, der hauptsächlich Kleinspediteure vertritt. Andreas Mossyrsch, Vorsitzender des fahrernahen Unternehmerverbands, der sich seit Jahren für die Rechte migrantischer Fahrer einsetzt, kam persönlich auf den Rastplatz Gräfenhausen, um seine Vorschläge zu unterbreiten. Dazu gehörte das Angebot mit einem TV Team die Streikenden zu besuchen. Er bot auch an, einen juristischen Kampf der Fahrer um den deutschen Mindestlohn mit ihnen gemeinsam zu führen. Er sah auch die Möglichkeit, in seiner Position als Vertreter eines Unternehmerverbands gegen den polnischen Spediteur vorzugehesn, indem er seine Fahrzeuge samt Ladung beschlagnahmen läßt, um diese zu versteigern, wenn er nicht bereit ist, die nicht gezahlten Fahrergehälter zu begleichen. All diese Angebote wurden von der selbsternannten  Streikleitung ausgeschlagen.

Die Fahrer hatten sich am vorangegangenen Streik orientiert und entschieden sich für einen gemeinsamen Kampf, den niemand verläßt, falls es zu einer individuellen Erfüllung der Forderung einzelner Fahrer kommt. "Einer für alle, alle für einen" war die Devise und gegenüber der Presse erklärten sie, man sei entschlossen durchzuhalten "bis in den Tod".

Edwin Atema machte jedoch Deals mit Auftraggebern, die ihre Ware freikauften indem sie die Gehaltsforderungen des Fahrers des jeweiligen LKW beglichen. Der Fahrer wurde ausgezahlt, den LKW ließ man abholen und der Fahrer wurde nachhausgeschickt. So bröckelte die Streikfront weiter. Es verließen weitere Fahrer den Rastplatz, weil die Familien der Fahrer, die auf die Überweisungen aus Europa warteten, sich immer tiefer verschuldeten.

Der schwedische Gewerkschafter Pelle Sunvisson verbrachte eine Woche bei den Streikenden und schilderte die Situation seiner Gewerkschaft "Solidariska Byggare" (Solidarische Bauarbeiter). Sie besteht hauptsächlich aus migrantischen Arbeiter:innen, wohl 99% sind Migranten. Sie sind zumeist aus Ländern der ehemaligen Sowjetunion. Ukrainer, Usbeken, Georgier, etc., also ähnlich zusammengesetzt wie die Streikenden in Gräfenhausen. Die Kollegen in Schweden beschlossen einen Streikfonds einzurichten, um den Streikenden ein Streikgeld zukommen zu lassen. Edwin Atema drohte den Streikenden in Gräfenhausen, wenn sie mit der schwedischen Gewerkschaft kooperieren und ihr Angebot annehmen würden, würde man ihnen die Untertützung vor Ort entziehen. Die Begründung Atemas ließ tief blicken: es würde "Begehrlichkeiten bei anderen Fahrern wecken".

Die Stimmung der zur Untätikgkeit verurteilten Fahrer sank weiter, da Mazur keinerlei Interesse an Verhandlungen zeigte. Einer von ihnen versuchte sich das Leben zu nehmen, was aufmerksame Kollegen verhindern konnten. Den Streikenden wurde eine besondere Überraschung angekündigt, als habe man einen Game Changer vorbereitet, eine für den Streikausgang entscheidende Aktion. Man zeigte sich mächtig Stolz auf so hochkarätigen Besuch von dem Parteivorsitzenden der SPD in journalistischer Begleitung von der BILD Zeitung. Man hätte die BILD-Journalisten mitsamt Lars Klingbeil, der einige Wochen später eine Verschärfung von Abschiebungen forderte,  mit Schimpf und Schande vom Rastplatz jagen sollen.

Ein Teil der Streikenden entschied sich, nicht auf weitere Aktionen dieser Art zu warten, sondern das Heft wieder selbst in die Hand zu nehmen. 30 von ihnen traten entgegen dem Rat der Unterstützer in einen Hungerstreik. Sie wollten ihre Entschlossenheit unter Beweis stellen.

Torsten Safarik, Präsident des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) erklärte: ,,Ich hatte Angst, dass es Tote gibt"

Am 30. September wurde den Streikenden die Auszahlung von 90% ihrer Forderungen angekündigt. Dieses Angebot wurde von den Streikenden akzeptiert, obwohl nach 10 Wochen(!) Streik ohne Streikgeld, und Begleichen der Schulden der Familien nicht viel nachgeblieben sein dürfte.  Es gab einiges an Geheimniskrämerei über die Herkunft des Geldes, das den Arbeitskampf beendete. Es hieß, ein Auftraggeber habe es springen lassen. Es wurde aber auch gemutmaßt, ob es nicht von dem Bundesamt für Wirtschaft gekommen sei, das diese lästige Auseinandersetzung endlich vom Tisch haben wollte.

Gräfenhausen hat seinen Ruf als Ort erfolgreicher Arbeitskämpfe verloren. Es sind tausende Fahrer mit den gleichen Problemen auf den Autobahnen unterwegs, doch seit einem halben Jahr ist es zu keinem kollektiven Kampf mehr gekommen. Es finden wieder individuelle Auseinandersetzungen statt, die kaum eine Chance auf Erfolg haben. Der Frankfurter Verdi-Funktionär Tiny Hobbs erzählte, immer wieder weigerten sich Betroffene weiterzufahren, weil der Lohn ausbleibe. Dann käme in der Regel ,,ein VW-Bus mit Ersatzfahrer und zwei kräftigen Jungs", die dem streikenden Fahrer den Lkw abnähmen. ,,Das passiert jeden Tag in Deutschland.", so Hobbs in der FR vom 15.3.2024.
#57
Termine / 21. INTERNATIONALES PFINGSTJUG...
Letzter Beitrag von counselor - 18:16:17 Mo. 25.März 2024
Zitat21. INTERNATIONALES PFINGSTJUGENDTREFFEN - Tatendrang und Zukunftsträume der Jugend fordern und fördern!

Von der ,,Generation Z" (grob die Geburtenjahrgänge 1997 bis 2012) ist häufig zu lesen, sie sei arbeitsscheu, stelle hohe Forderungen im Job oder sei insgesamt weniger belastbar. Selbst wenn das auf Teile der Jugend zutrifft, dann ist dies zum einen differenziert zu bewerten und zum anderen sollte es auch ein Auftrag sein, den jungen Menschen zu helfen, diesen Zustand zu überwinden. Die durchaus auch unterschiedliche Jugend in einen Topf zu werfen und sie pauschal zu diffamieren dient in der kapitalistischen Gesellschaft vor allem der Spaltung von jung und alt.

Quelle: https://www.rf-news.de/2024/kw13/tatendrang-und-zukunftstraeume-der-jugend-fordern-und-foerdern
#58
Theoriebereich / Aw: Politische Bücher
Letzter Beitrag von dagobert - 17:20:31 Mo. 25.März 2024
Benjamin Abelow
Wie der Westen den Krieg in die Ukraine Brachte: Die Rolle der USA und der NATO im Ukraine-Konflikt
ZitatDas westliche Narrativ zeichnet Wladimir Putin als unersättlichen, mit Hitler vergleichbaren Expansionisten, der grundlos in die Ukraine eindrang, um Land einzunehmen. Diese Darstellung ist jedoch falsch. In Wirklichkeit tragen die Vereinigten Staaten und die NATO eine erhebliche Verantwortung für die Ukraine-Krise. Durch eine fehlgeleitete Politik brachten Washington und seine europäischen Verbündeten Russland in eine unhaltbare Situation, in der Krieg für Wladimir Putin und seine Militärstrategen die einzige sinnvolle Lösung zu sein schien. Dieses kurze Buch legt die maßgeblichen Entwicklungen dar und erklärt, wie der Westen einen unnötigen Konflikt geschaffen hat und nun unter einer existenziellen Bedrohung leidet, die er selbst verursacht hat.
Zitat von der Rückseite des Buches

ISBN: 978-0-9910767-3-4
Taschenbuch, ca. 70 Seiten, plus Quellenangaben
ab 10,70€ bei Amazon/Marketplace
(Das scheint auch so ziemlich die einzige Plattform zu sein, wo das Buch noch lieferbar ist.)
#59
Globalisiert / Aw: Osteuropa
Letzter Beitrag von Panait Musoiu - 14:26:17 Mo. 25.März 2024
Je niedriger das Lohnniveau, desto interessanter wird Osteuropa für die westliche Wirtschaft.

ZitatSöders Abwerbetour auf dem Balkan
In Rumänien und Albanien hofft Bayerns Ministerpräsident die dringend benötigten Arbeitskräfte für die heimische Wirtschaft zu finden.
https://www.sueddeutsche.de/bayern/soeder-albanien-rumaenien-fachkraeftemangel-1.5750761 (ältere Meldung)

Viele Facharbeiter haben das Land als Arbeitsmigranten verlassen.
ZitatKampf gegen Arbeitskräftemangel
Rumänien könnte Fachkräfte durch Häftlinge ersetzen


Auch Hilfskräfte werden in Rumänien dringend gesucht - hier ein Arbeiter am Hafen von Constanta am Schwarzen Meer.(Foto)

  
Rumänien macht der Exodus der Fachkräfte zu schaffen. Jetzt denkt der Staat daran, verstärkt auf Häftlinge zu setzen. Der Vorschlag dazu kommt von einer Ex-Ministerin – die selber gerade im Gefängnis sitzt.

Ihre Politikvergangenheit lässt Rumäniens prominenteste Gefängnisinsassin nicht los. Statt das Land für den Autobahnausbau ,,mit Afrikanern und Asiaten zu füllen", sollte man lieber ,,zehntausenden von Häftlingen Arbeit geben", die in den Gefängnissen des Landes ,,untätig" Däumchen drehten, so der etwas populistisch anmutende Facebook-Ratschlag der früheren Tourismusministerin Elena Udrea.
https://www.diepresse.com/18184838/rumaenien-koennte-fachkraefte-durch-haeftlinge-ersetzen


ZitatBMW Group und NTT DATA Rumänien unterzeichnen Joint Venture Vertrag: Gemeinsame Entwicklung und Betrieb von Unternehmens-IT Lösungen angestrebt.

Das Joint Venture soll in Cluj-Napoca (Klausenburg) in Rumänien aufgebaut werden. Die Universitäts-Stadt bietet ein starkes Ökosystem für Innovationen mit solidem Unternehmertum, Startups und einer hohen Anzahl von Talenten in der Tech-Szene. Daraus ergibt sich ein hohes Potenzial für ein langfristiges Wachstum des Joint Ventures. Das Joint Venture soll Ende 2024 rund 250 Softwareentwickler beschäftigen. Bis 2027 wird eine vierstellige Mitarbeiterzahl angestrebt.

Die BMW Group und NTT DATA arbeiten bereits seit über 30 Jahren in verschiedenen Projekten zusammen. Die Unterzeichnung des Joint Venture Vertrages markiert einen wesentlichen Schritt dieser Partnerschaft
https://www.press.bmwgroup.com/deutschland/article/detail/T0439862DE/bmw-group-und-ntt-data-rumaenien-unterzeichnen-joint-venture-vertrag:-gemeinsame-entwicklung-und-betrieb-von-unternehmens-it-loesungen-angestrebt?language=de

Autokonzerne habe nicht nur wirtschaftliche Macht, sie nehmen auch politisch Einfluß.

#60
Gaby Weber:

Causa Mercedes-Benz
Mörder und Profiteure


Militärdiktaturen sind nicht nur das Werk einer Soldateska, die nicht vor Folter und Mord zurückschreckt und sich auf rohe Gewalt stützt. Ihre Stabilität beruht auch auf der Existenz einflussreicher Komplizen und vermögender Profiteure, die sich bemühen, im Dunkeln zu bleiben.

Die deutsch-argentinische Journalistin Gaby Weber hat sich damit am Beispiel des Daimler-Konzerns in Argentinien über Jahrzehnte befasst. Sie machte dieses Zusammenspiel transparent und versuchte, die dafür Verantwortlichen vor Gericht zu bringen. Im vorliegenden Buch legt sie darüber Rechenschaft ab.

Der Fall der ermordeten Betriebsräte von Mercedes-Benz Argentina (MBA) ist ein Schandfleck der globalen Justiz. Trotzdem zeigt die ,,Causa Mercedes-Benz"  wie kaum eine andere die Erfolge der nichtinstitutionellen Zusammenarbeit von Journalisten, Juristen und Gewerkschaftern über Jahre und Kontinente hinweg. Daimler sollte für seine Verbrechen auf der südlichen Halbkugel zur Rechenschaft gezogen werden.  Dies ist juristisch misslungen und politisch gelungen.

Die Buchmacherei ✩✩ 156 Seiten ✩✩ 12,00 € ✩✩ ISBN 978-3-9825440-9-0
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