PROTEST GEGEN ARBEITSPLATZVERNICHTUNG Heftiger kölscher Protest gegen Nacht- und

Begonnen von counselor, 20:32:31 Sa. 14.Oktober 2023

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counselor

ZitatPROTEST GEGEN ARBEITSPLATZVERNICHTUNG - Heftiger kölscher Protest gegen Nacht- und Nebelschließung der Zeitungsdruckerei

Etwa 500 Kolleginnen und Kollegen demonstrierten am Donnerstag vor der Druckerei von Neven Dumont in Köln mehrere Stunden. Die Amsterdamer Straße, eine Hauptverkehrsstraße, war dicht. Der Grund: In dieser Druckerei wurden bisher der Kölner Stadtanzeiger, die Kölnische Rundschau und der Express gedruckt, alle drei gehören zu den größten Zeitungen im Rheinland.

Quelle: https://www.rf-news.de/2023/kw41/heftiger-koelscher-protest-gegen-nacht-und-nebelschliessung-der-zeitungsdruckerei-ueberarbeitet
Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

dagobert

ZitatDumont jagt 200 Druckerei-Angestellte vom Hof – Betriebsrat überrascht

Druckerei-Belegschaft und Betriebsrat rufen zum Protest auf

Das Management des Kölner Verlags Dumont schloss seine hauseigene Druckerei und lässt den Kölner Stadt-Anzeiger, die Kölnische Rundschau und den Express Oktober 2023 in der tariflosen Druckerei Mittelrhein-Verlag Koblenz drucken. Die rund 200 Angestellten setzte das Management ohne jede Vorwarnung auf die Straße.

Den Feiertag zum Tag der Deutschen Einheit nutzte das Management, um Materialien abtransportieren zu lassen. Am Morgen des 04.10.2023 teilte das Management der ahnungslosen Belegschaft bei einer Betriebsversammlung in der Frühschicht mit, dass die Beschäftigten ab sofort freigestellt sind und das Gelände zu verlassen haben. Willkommen im besten aller Systeme.

Auch den Betriebsrat traf das Vorgehen der Firmenleitung unvorbereitet. Den Verstoß gegen das Betriebsverfassungsgesetz, den man zunächst vermuten darf, hat das Management scheinbar billigend in Kauf genommen. Das Betriebsverfassungsgesetz kann Beschäftigte aber nur schützen, wenn es auch durchgesetzt wird. Wir hoffen, dass es hier gegebenenfalls zu einer juristische Aufarbeitung kommt und Konsequenzen für die Beteiligten folgen. Auf Behinderung der Betriebsratsarbeit steht immerhin bis zu einem Jahr Gefängnis. Allerdings können Mitbestimmungsrechte durch Auslagerung und Zersplitterung von Firmen ganz legal unterlaufen und ausgehebelt werden. Hier braucht es ein Verbot solcher Willkür-Konstrukte.

Dumont lässt sich laut verdi von Maximilian Schmidt von der Union Busting-Dienstleister-Kanzlei Seitz Partnerschaft beraten. Anwält*innen der Kanzlei Seitz hatten schon das Mandat für die Firma Borbet in individualrechtlichen Arbeitsrechtsfragen, als Borbet zunehmend Aufträge an tarifloseTöchter vergab – um mutmaßlich den tarifgebundenen Standort mit aktivem Betriebsrat schließen zu können. Seitz versuchte außerdem den Abbruch eines Streiks an der Uni-Klinik Bonn per einstweiliger Verfügung erzwingen. 2017 hatte Seitz das Mandat für  Esprit, als die Kette eine Betriebsratsvorsitzende zu kündigen versuchte.

Und gegen wen richtet sich das Agieren von Dumont und Seitz? Die Belegschaft hat ein hohes Durchschnittsalter von rund 57 Jahren. Viele schauen auf eine sehr lange Betriebszugehörigkeit zurück.

[...]
Die Herausgeber Isabelle Neven DuMont und Christian Dumont Schütte ließen den Betroffenen ihr persönliches Bedauern mitteilen.3 Sie wissen, dass die Wenigsten auf die Idee kommen, die unternehmerische Freiheit in Frage zu stellen. Aber genau hier kommen wir alle ins Spiel: wieso lassen wir zu, dass betriebswirtschaftliche Entscheidungen wie Auslagerung an selbst gegründete Töchter, Betriebsschließungen und Tarifflucht nicht wirklich mitbestimmungspflichtig sind? Dass Informationsrecht des Betriebsrats und die Möglichkeit Abfindungen zu verhandeln reichen schließlich nicht, um Belegschaften vor Willkürentscheidungen von Firmeninhabern zu schützen. Hier kommt immer noch die Illusion der Sozialpartnerschaft zum Tragen. Geht es den Unternehmen gut, geht es auch den Menschen gut. Das stimmt nicht.
https://arbeitsunrecht.de/dumont-jagt-200-druckerei-beschaeftigte-vom-hof/
"Sie haben die unglaubwürdige Kühnheit, sich mit Deutschland zu verwechseln! Wo doch vielleicht der Augenblick nicht fern ist, da dem deutschen Volke das Letzte daran gelegen sein wird, nicht mit ihnen verwechselt zu werden."
Thomas Mann, 1936

dagobert

ZitatKollegiale Solidarität mit Druckereiangestellten? Bislang nicht zu sehen.

[...]
Nachdem ich erfahren hatte, was sich da in Köln an Unerhörtem ereignete, schloss ich mich auf Einladung der Aktion gegen Arbeitsunrecht am 12. Oktober 2023 dem Protest der Druckerei-Belegschaft an. Vom ersten Moment an regte sich in mir allergrößte Empörung. Als Autor und Zugehöriger der freien Presselandschaft dieses Landes war ich unmittelbar überzeugt, dass diesem Aufruf zum Protest zu folgen eine gewerkeübergreifende Pflicht zur Solidarität mit den Kolleginnen und Kollegen aus der Druckerei einer der größten Tageszeitungen der Republik darstellt.

Umso größer war die Überraschung vor dem Dumont-Haus an der Amsterdamer-Straße, als klar wurde, dass die Hoffnung, auf Kolleginnen und Kollegen aus den Redaktionen des Verlagshauses zu treffen, vergeblich war. Vor Ort war keine sich offen zu erkennen gebende Gruppierung der schreibenden Zunft in Sicht, die sich solidarisch mit den Verratenen zeigen wollte, niemand hielt stellvertretend für Jene eine Brandrede der Empörung darüber, was der Belegschaft des Druckereibetriebs da angetan wurde.

JedeR stirbt für sich allein

Was sagt uns das über den Zustand unserer Gesellschaft, was über das Funktionieren eines die Gewerke übersteigenden Zusammenhalts verschiedener Lohn- und Tarifgruppen in Krisenzeiten? Von Solidarität seltsamerweise keine Spur, obgleich der eigene Status als Schreiber*in nicht selten noch prekärer ist (kaum noch redaktionelle Festanstellungen, Honorar nur im Kontext von Freibeschäftigung etc.).

Unter diesem Gesichtspunkt kann es nur als leichtes Spiel erachtet werden, welches das Verlags-Management mit seinem perfiden Coup betreiben kann. Kein Mucken und kein Aufbegehren ist bis heute aus den Reihen derjenigen bekannt geworden, deren Erzeugnisse ohne die Drucker-Kolleg*innen gar keine Sichtbarkeit erlangen würden. Französische Verhältnisse einer gewerkeübergeifenden Solidarität? Fehlanzeige! Es ist wie so oft im Kontext einer ausbleibenden Politisierung der Deutschen: Erbärmlich!

Dabei steht die Notwendigkeit einer bezeugten Solidarität ohne Zweifel im Zusammenhang mit der Bedeutung des Drucks für jede Autorenschaft: Ohne Drucker*innen erscheint nicht ein einziges Wort unserer Arbeit, die im Fall der Erzeugnisse des Hauses Dumont sich nun selbst diskreditiert hat und sprichwörtlich das Papier nicht mehr wert ist, auf dem sie in Koblenz ab sofort durch nichttariflich gebundene Arbeiter*innen gedruckt wird! Wer will dagegen argumentieren: Wer sich derart unbetroffen bis feige gibt, verdient es nicht weiter gelesen zu werden. So einfach, wie es dem Konzern fällt, eine ganze Belegschaft zu verraten, so einfach sollte es den Konsumenten fallen, ab sofort auf Stadtanzeiger, Express & Co zu verzichten.
https://arbeitsunrecht.de/massenentlassung-bei-dumont-von-klassenduenkel-und-empathielosigkeit/
"Sie haben die unglaubwürdige Kühnheit, sich mit Deutschland zu verwechseln! Wo doch vielleicht der Augenblick nicht fern ist, da dem deutschen Volke das Letzte daran gelegen sein wird, nicht mit ihnen verwechselt zu werden."
Thomas Mann, 1936

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