Bedingungsloses Wohngeld o.ä. vom Amt bei chronischer (psychischer) Krankheit?

Begonnen von schwertfisch101, 01:13:54 Do. 01.März 2012

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schwertfisch101

Hallo zusammen:

Ich bin seit einem Jahr arbeitslos gemeldet, beziehe ALG II und habe nebenbei einen 400 Euro Job. Da ich bisher keine Miete zahlen musste, habe ich vor einiger Zeit beschlossen, die Stellen und Kurszuweisungen vom Amt vollends zu ignorieren oder mich mit fadenscheinigen Begründungen rauszureden, was zur Folge hat, das ich jetzt quasi auf 0 runtersanktioniert wurde und nur noch die Krankenkasse von denen bezahlt kriege. Wie gesagt, bisher bin ich durch den 400 Euro Job und Mietfreiheit damit über die Runden gekommen. Jetzt gibt es aber die Situation, das ich in eine Mietwohnung umziehen muss und das bringt für mich allerhand Probleme mit sich. Zum einen bin ich beim Amt mittlerweile als rigoroser Verweigerer bekannt und habe noch etliche Sanktionen offen. Zum anderen fühle ich mich aber aufgrund schwerwiegender psychischer Probleme auf die ich hier nicht näher eingehen will nicht dazu im Stande einen Vollzeitjob auszuführen, da ich schon den 400 Euro Job aus diesen Gründen nur gerade so auf die Reihe kriege obwohl mir der Job gefällt, aber das ist ein anderes Thema. Ich frage mich jetzt, wie ich das finanziell auf die Reihe kriegen kann. Ich stelle keine Ansprüche an meine zukünftige Wohnung, 1 Zimmer Wohnung reicht mir völlig, ich habe viele Mietangebote zwischen 200 und 300 Euro gefunden, allerdings plus Nebenkosten. Was bedeutet, das es ohne Unterstützung vom Amt wohl nicht gehen wird. Da ich aber so viel verweigert habe und endlos sanktioniert wurde (Überblick verloren) habe ich keine Ahnung wie ich das nun anstellen soll. Vielleicht haben ja hier einige ähnliche Erfahrungen gemacht.

Meine Hauptfrage ist im Grunde: Gibt es eine Möglichkeit vom Arbeitsamt (oder einer anderen Behörde) bedingungsloses Wohngeld zu beziehen, da man sonst buchstäblich auf der Straße sitzt?

Damit keine Mißverständnisse aufkommen: Ich rede hier nicht von Frührente oder dergleichen. Ich möchte meinen 400 Euro Job gerne weiter machen, aber eben nicht Vollzeit, da ich das aus psychischen Gründen (und das ist kein Vorwand) nicht kann. Dies führt mich zur nächsten Überlegung: Gibt es eine Möglichkeit, sich vom Arbeitsamt sozusagen den "psychisch krank"-Stempel aufdrücken zu lassen und somit bedingungsloses Unterstützungsgeld oder wie auch immer man das nennen soll beziehen? Sozialhilfe gibt es ja meines Wissens nach nicht mehr. Wenn das Amt die Miete und die Krankenkasse zahlen würde, wäre ich schon vollends zufrieden, ich brauche nicht viel Geld zum Leben. Und das muss ja auch keine dauerhafte Lösung sein, einfach erstmal vorab. Gibt es da realistische Möglichkeiten und wenn ja welche?

PS: Wenn ich von "bedingungsloser Unterstützung" spreche, meine ich damit, Geldbezüge, die nicht wegsanktioniert werden können, wenn man sich verweigert auf Stellenangebote und Kurszuweisungen zu reagieren.

Nick N.

Hallo schwertfisch!
Kann Dir da leider nicht helfen, wollte Dir nur hallo sagen, weil es Dein erster Beitrag ist.
Ich glaube, man kann nur entweder Wohngeld oder ALG II beantragen. Wenn Du nur Deinen Minijob und Wohngeld hast, wird es allerdings knapp.

Dann gibt es noch sowas wie eine Erwerbsminderungsrente. Auch da kenne ich in erster Linie nur den Namen. Das wäre dann evtl. wieder mit Grundsicherung oder Wohngeld aufzustocken.

Ich vermute, da gibt es auch mehrere unterschiedliche Wege. Das alleine schon mußt letztlich Du entscheiden, dann kommt noch der Kram mit den Sanktionen dazu...

Ich würde einfach mal damit anfangen, "Wohngeld" und "Erwerbsminderungsrente" zu googeln und mich einzulesen.
Ich hoffe, dass einige hier da noch mehr zu wissen.

Gruss
Nick
Satyagraha

counselor

Tatsächlich kannst du nur entwerder Wohngeld oder ALG2 beantragen. In deinem Fall käme noch die Erwerbsminderungsrente in Betracht, bei der du übrigens deinen 400-EUR-Job behalten könntest. Möglich ist aber auch, sich vom Jobcenter aus einer ärztlichen Begutachtung zu unterziehen, um sich dort als nicht leistungsfähig einstufen zu lassen.
Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

hanni reloaded

*hust*





ZitatDies führt mich zur nächsten Überlegung: Gibt es eine Möglichkeit, sich vom Arbeitsamt sozusagen den "psychisch krank"-Stempel aufdrücken zu lassen

Derlei Aussagen werfen wieder mal ein tolles Licht auf jene, die tatsächlich psychisch krank sind.

Und wenn du es bist, liegen sicher ärztliche Unterlagen vor (oder man bequemt sich halt zum Doc), so daß es nicht nötig ist, sich
"einen Stempel aufdrücken" zu lassen.



Ich sehe solche Beiträge, grade wenn sie von einem Erstposter kommen, recht mißtrauisch.

Aber schön, daß gleich drauf angesprungen wird. *klischee*

schwertfisch101

Zitat von: hanni reloaded am 07:15:20 Do. 01.März 2012
ZitatDies führt mich zur nächsten Überlegung: Gibt es eine Möglichkeit, sich vom Arbeitsamt sozusagen den "psychisch krank"-Stempel aufdrücken zu lassen

Derlei Aussagen werfen wieder mal ein tolles Licht auf jene, die tatsächlich psychisch krank sind.

Und wenn du es bist, liegen sicher ärztliche Unterlagen vor (oder man bequemt sich halt zum Doc), so daß es nicht nötig ist, sich
"einen Stempel aufdrücken" zu lassen.

Ich sehe solche Beiträge, grade wenn sie von einem Erstposter kommen, recht mißtrauisch.

Aber schön, daß gleich drauf angesprungen wird. *klischee*

Die Aussage war zynisch gegen die Amtsbürokratie gemeint, nicht gegen psychisch Kranke, zu denen ich ja selber zähle. Es ist schon schwer genug im echten Leben zu "beweisen", dass man ernsthaft seelisch leidet, übers Internet ist es jedoch unmöglich! Ich kann nur darum bitten, dass ihr mir glaubt, was soll ich denn sonst machen, mein Gehirn scannen und uploaden?  ;) (wobei ja nichtmal das was beweisen würde).

Ich frage mich einfach von vornherein, ob ich die ganze Thematik mit der psychischen Erkrankung bei den Amts-Androiden überhaupt ansprechen soll. Deshalb fragte ich nach dem "Stempel", denn was anderes kennen die ja nicht und wenn es keinen "psychisch krank"-Stempel (im Sinne einer Standardregelung) gibt, dann ist mit den Zombies ja auch nichts zu machen. Ich habe schon genug negative Erfahrung mit den Ämtern gemacht um zu wissen, dass es nur entweder gleich den Rechtsweg gibt oder man muss eben ihr Spiel mitspielen und versuchen zu gewinnen. Reden oder diskutieren ist mit diesen Zombies ausgeschlossen. Deshalb frage ich ob es hier in meiner ausführlich beschriebenen Situation eine Art "Standardverfahren" gibt, damit ich Vorkenntnisse habe wenn ich mir die auswendig gelernten Phrasen vom Herrn "Sachbearbeiter" Sowieso beim nächsten Termin anhören muss...

Isnogud

hej Schwertfisch, betrifft Dich jetzt nicht so, aber gestern bein telefonat mit einer ZAF hat man mir was erzählt von einer- passgenauen Personallösung-. Damit war ich gemeint.Der hat noch andere Dinger draufgehabt, aber die konnter ich mir so schnell nicht merken. Phrasen, Worthülsen...unglaublich
wer bei Regen Sonnenmilch kauft, weiß, das der Stuhl ein Baum war.

Nick N.

Wenn man überhaupt noch nicht als psychisch krank abgestempelt ist, sehe ich das potentiell auch als einen Wert, den man in die Abwägung einbeziehen sollte, denn dieser Stempel schützt nicht vor Schikanen, sondern löst im Zweifelsfall eben ne andere Sorte Schikanen aus. Das sehe ich völlig unabhängig davon, ob man selber es so einschätzt, dass man psychisch krank ist.

Diese Kategoriebildung dient beim JobCenter nur dazu, zu sortieren, wer auf welche Art am schnellsten aus dem Leistungsbezug gedrängt werden kann. Ich halte es daher für richtig, diejenige Kategorie anzupeilen, die den eigenen Zukunftsplänen am besten entspricht.

Zum Beispiel können sie versuchen, Dich aus dem ALG-Bezug hinaus und in eine Form der Verrentung hineinzudrücken. Die Verrentung gilt als "arbeitsmarktpolitisches Instrument", wie aus den Statistiken der Bundesagentur für Arbeit hervorgeht.
Falls du sowieso verrentet werden willst, ist das ja nichts Schlimmes, man muss aber eben die Rente nochmal extra erkämpfen.

Satyagraha

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