Arbeitslosigkeit überraschend stark zurückgegangen

Begonnen von gutholz, 03:45:19 Do. 01.Juni 2006

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gutholz

Berlin (AP) Überraschung am Arbeitsmarkt: Die Zahl der Jobsuchenden ist im Mai um 255.000 auf 4,535 Millionen gesunken. Experten hatten nur mit einem Minus zwischen 150.000 und 180.000 Arbeitslosen gerechnet. Dank des starken Rückgangs verringerte sich die Arbeitslosenquote um 0,7 Punkte auf 10,8 Prozent.

Die Bundesregierung sah sich in ihrem Reformkurs bestätigt. Kanzlerin Angela Merkel sagte: «Ich sehe, dass es aufwärts geht, aber der Trend muss gefestigt werden.»

Zur Bekämpfung des Lehrstellenmangels setzt Wirtschaftsminister Michael Glos auf noch stärkeres «Klinkenputzen» bei den Unternehmen.
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Auch soll der Ausbildungspakt mit der Wirtschaft verlängert werden. Sofortmaßnahmen aus dem Haushalt könne es nicht geben. Entscheidend sei der Einsatz der Wirtschaftsverbände.

Langzeitarbeitslose sollen künftig bei wiederholter Arbeitsverweigerung überhaupt kein Geld mehr erhalten. Union und SPD setzten im Arbeitsausschuss des Bundestags diese zusätzliche Verschärfung des Hartz-Änderungsgesetzes gegen die Stimmen der Opposition durch. Die endgültige Entscheidung darüber fällt am (morgigen) Donnerstag im Plenum des Parlaments.

SPD-Fraktionsgeschäftsführer Olaf Scholz erklärte, bisher seien die Sanktionsmöglichkeiten gegen Arbeitsverweigerer weitgehend wirkungslos. Nun sollten die Sachbearbeiter bei den Arbeitsagenturen die Möglichkeit bekommen, die Leistungen einschließlich Unterbringungskosten komplett zu streichen, wenn jemand binnen eines Jahres drei Mal einen geeigneten Job ablehnt oder mit entsprechendem Verhalten dazu beiträgt, dass er ihn nicht bekommt. Das Geld soll stufenweise gekürzt werden.

Troll

Mir kommt das eher so vor als ob, mal wieder, statistiken geschönt werden. Promt, wenn es um Gesetzesverschärfung zu HIV geht sinken die Arbeitslosenzahlen und man kann in jeder TV-Sendung, bis zum Erbrechen, Berichte über schmarotzende Arbeitslose sehen. Zufall?
Politik ist der Spielraum, den die Wirtschaft ihr lässt.
Dieter Hildebrandt
Es ist kein Zeichen geistiger Gesundheit, gut angepasst an eine kranke Gesellschaft zu sein.
Jiddu Krishnamurti

Regenwurm

[QUOTE]Langzeitarbeitslose sollen künftig bei wiederholter Arbeitsverweigerung überhaupt kein Geld mehr erhalten[/QUOTE]
Das System macht keine Fehler, es ist der Fehler.

Klassenkampf

Natürlich wird geschönt, schließlich hat man einen Ruf zu verlieren. Am Ende könnte man merken, daß das gesamte Hartz-Konzept eben doch nur ein Programm zur Verwaltung von Arbeitslosen war, mehr nicht. Da heißt es Zahlen liefern, die belegen, es geht aufwärts.

Und noch was hat so ein Aufschwung zu bieten: Gerade wenn man solch trostlose Reformen durchsetzt, wie in den letzten Wochen, brauchen die Menschen eine frohe Kunde, welche die Hiobsbotschaften vergessen machen. Von Seiten der Reformer ist aber keine frohe Kunde zu erwarten, so soll eben das Zahlenmaterial herhalten.

Da mag sich Mancher sagen: "Soviel harte Reformeinschnitte, aber ich ertrage es, denn schließlich haben die vergangenen Einschnitte Erfolge zu verbuchen. Da können die nächsten, noch viel radikaleren Einschnitte, doch nur noch mehr Erfolge bieten."

ZitatWie um diese Jahreszeit üblich, ist die Arbeitslosigkeit im Mai gesunken. Der Rückgang um 255 000 Frauen und Männer auf 4,53 Millionen fiel jedoch deutlich stärker aus als in den Jahren 2003 bis 2005. Ein Teil dieses Abbaus beruht auf dem Einsatz von Arbeitsgelegenheiten ("Ein-Euro-Jobs").
...

So dürfen die neuen Arbeitslosenzahlen aber noch eines überdecken:

Zitat...
Die Arbeitslosenquote fiel damit um 0,7 auf 10,8 Prozent. Neben saisonalen Einflüssen führt die BA den Rückgang auf »entlastende Effekte durch Hartz IV« und »Veränderungen beim Arbeitskräfteangebot« zurück. Die Entwicklung sei »durchaus erfreulich«, kommentierte der Vorstandsvorsitzende der Arbeitsagentur, Frank-Jürgen Weise, die Berechnungen. Sie dürften allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, daß es weiterhin einen leichten Abbau sozialversicherungspflichtiger Beschäftigungsverhältnisse gebe, so der BA-Chef. Deren Zahl war im März auf 25,91 Millionen und damit gegenüber dem Vorjahr um 88 000 zurückgegangen.
...

Und wer glaubt, dies sei genug der Bedenken, dem weise man noch auf Folgendes hin:

Zitat...
Auf dem Ausbildungsmarkt ist hingegen weiterhin keinerlei Verbesserung in Sicht. Im Gegenteil: Die Zahl der gemeldeten Lehrstellen ist gegenüber dem Vorjahr um zwei Prozent auf 362 500 gefallen, wofür die BA allein den Abbau betrieblicher Ausbildungsplätze verantwortlich macht. Im Mai standen 134 000 noch offenen Stellen 354 500 unvermittelte Jugendlicher gegenüber. Die rechnerische Lehrstellenlücke ist demnach von 185 000 auf 220 100 gestiegen.

Nach sovielen Schlägen, nach soviel Peitsche, ist nun Zuckerbrot angebracht. Ein bescheidenes zwar, immer immerhin, denn das Volk will sehen, das die Peitschen-Politik Früchte trägt. Hier gilt also Gutes zu melden, um Nachteiliges aus der Vergangenheit zu rechtfertigen.
Soll aber Nachteiliges erst in Zukunft angewandt werden, so heißt es nicht Gutes zu präsentieren, sondern Schlechtes, möglichst abrundtief schlecht, hervorzuheben. Damit rechtfertigt man Nachteiliges für die Zukunft, schließlich müsse man Opfer bringen, um schlechte Zustände zu verbessern.

Quelle fr-aktuell
Quelle Junge Welt
,,Diese Verhältnisse sind nicht die von Individuum zu Individuum, sondern die von Arbeiter zu Kapitalist... Streicht diese Verhältnisse, und ihr habt die ganze Gesellschaft aufgehoben."
--- Karl Marx, "Das Elend der Philosophie" ---

midola

Augenwischerei mehr nicht. Glaub keiner Statistik die du nicht selbst gefälscht hast:

Mai 06  
4.973.617 Arbeitslose (4.535.317+ 438 300 EEJ+ETM)

Wenn wir die restlichen 4.535.317 Arbeitslosen in 1€ Jobs vermitteln, haben wir laut Arbeitsamtstatistik keinen Arbeitslosen mehr...hohoho

Nur komisch, dass es dann die Kosten von Hartz 4 explodieren lässt, woher kommt das nur?
Nein zum Sozialabbau - Wir brauchen ein Einkommen unabhängig vom Faktor Arbeit - Grundeinkommen für alle!!!

Politik-Spezial - Das Bürgerforum

CubanNecktie

Ein Großteil des Rückganges sind bestimmt durch präkere Sachen geschehen -  ein EURO-JOBS, PSA/ZEITARBEIT und da das ICH-AG Ding geändert wird, vlt. auch deswegen.

Zitat1€ Jobs

och ein Eueur Job ist doch was - wenns nach Kauder ginge ...

ZitatDenkbar seien auch Leistungskürzungen, wenn jemand eine zumutbare Arbeit ablehne. Auch ob Ein-Euro-Jobs das richtige Instrument seien, stellte Kauder in Frage. "Die Notwendigkeit, den einen Euro zu zahlen, sehe ich nicht in jedem Fall. Wer Hartz IV bekommt, muss dafür etwas als Gegenleistung erbringen. Und wenn er nur drei, vier Stunden etwas tut", sagte er dem Blatt.

Also - mal richtig zweimal durchlesen .... wenns nun nach Kauder ginge, ja - dann gäbe es auch Null-Euro-Jobs.

Spiegel-Artikel
Vorstellungsgespräch bei einer Leihbude?
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Regenwurm

Das System macht keine Fehler, es ist der Fehler.

Möwe

Klingt zwar ein wenig subjektiv.
Ich war kürzlich noch Zivi beim Amt für Stadtgrün eingesetzt. Dort ist im Winter wenig los. Deshalb gibt es da keine 1 Euro Jobber und ABMler.
In letzter Zeit sind aber viele dazugekommen.

besorgter bürger

noch mal von seite 6 vorgekramt wegen dieser meldung

ZitatVon den 255.000 weniger als arbeitslos gemeldeten Menschen gingen womöglich mehr als die Hälfte auf eine interne Software-Umstellung zurück, nach der sie nicht mehr als "arbeitslos", sondern lediglich als "arbeitssuchend" gezählt würden, berichtete das Magazin. Es handele sich dabei um ein neues EDV-System, bei dem krank gemeldete Arbeitslose erstmals flächendeckend und korrekt registriert würden und deshalb aus der Statistik fielen.

http://www.gmx.net/de/themen/beruf/bewerbung/arbeitsmarkt/2465308,cc=000000055900024653081MRjMI.html
Viele Menschen würden eher sterben als denken. Und in der Tat: Sie tun es.

Pinnswin

Danke - 1,-€ Arbeits(un)gelegenheit - für die Statistikverbesserung ist der 1,-€/Job eine absolut sinnvolle Erfindung. Billiger als SAM und ABM und die beiden (ABM und SAM) kann Frau jetzt auch noch als sog. Kombilohn-Modelle mit neuer Überschrift astrein verkaufen.

Wusstet ihr, das "angeblich" Menschen, erwerbslose Menschen, die eine Ehrenamtliche Tätigkeit ausüben, in den "Arbeitsmarkt-Statistiken" auch nicht mehr aufgeführt werden??

... ist nur ein Gerücht, muss mal den Sinn fragen...
Das Ende Der Welt brach Anno Domini 1420 doch nicht herein.
Obwohl vieles darauf hin deutete, das es kaeme... A. Sapkowski

Klassenkampf

Von Statistikbeschönigung wurde ja schon ausführlich gesprochen, doch eine Autosuggestion dieser Art, kennt man lediglich aus Orwell:

ZitatIm Mai 2006 haben weit weniger Menschen einen neuen Job gefunden, als von der Bundesagentur für Arbeit (BA) suggeriert. Diese gab vor knapp drei Wochen bekannt, dass im Mai 255.000 Menschen weniger arbeitslos waren als noch im April. Dies sei der stärkste Rückgang in einem Mai seit der Wiedervereinigung gewesen, gab die Nürnberger Behörde bekannt. Tatsächlich gehen von den 255.000 weniger Arbeitslosen im Mai womöglich mehr als die Hälfte auf eine interne Software-Umstellung zurück, nach der sie nicht mehr als "arbeitslos", sondern lediglich als "arbeitssuchend" gezählt werden. Es handelt sich dabei um ein neues EDV-System, bei dem krank gemeldete Arbeitslose erstmals flächendeckend und korrekt registriert werden und deshalb aus der Statistik fallen.

Software: Erfunden um den Sachbearbeiter das Leben zu erleichtern, und nun wird er dazu genutzt, uns Selbstbetrug zur Maxime zu erheben. Ein aufgeriebenes System, welches derart um den Schein ringen muß...

Quelle
,,Diese Verhältnisse sind nicht die von Individuum zu Individuum, sondern die von Arbeiter zu Kapitalist... Streicht diese Verhältnisse, und ihr habt die ganze Gesellschaft aufgehoben."
--- Karl Marx, "Das Elend der Philosophie" ---

Magnus

Die aktuelle EDV-Umstellung ist der bisherige Gipfel des seit Jahren stattfindenen vermeintlichen Selbstbetruges.

9,1 Millionen Arbeitslose in Deutschland

Dabei ist das gar kein Selbstbetrug sondern Bürgerverdummung.

Troll

ZitatNicht saisonbereinigt ist die Erwerbstätigkeit nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes von März auf April um 168.000 auf 38,56 Mio gestiegen. Gegenüber dem Vorjahr hat es praktisch keine Veränderung gegeben (+6.000). Dabei lag die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung weiter unter dem Vorjahresniveau. Die erste vorläufige Hochrechnung für den März ergibt 25,91 Mio sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, 88.000 oder 0,3 Prozent weniger als vor einem Jahr.
Allerdings wurden die Abnahmen deutlich kleiner.
Dabei haben der rückläufige Einsatz von Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen sowie das Auslaufen der Strukturanpassungsmaßnahmen und des Sonderprogramms ,,Arbeit für Langzeitarbeitslose" zur Abnahme sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung beigetragen (insgesamt im März gegenüber Vorjahr: -30.000). Die Zahl der ausschließlich geringfügig entlohnten Beschäftigten hat nach ersten Hochrechnungen der Bundesagentur für Arbeit im März 4,92 Mio betragen, 194.000 mehr als vor einem Jahr. Außerdem gab es Anstiege bei den Selbständigen (einschließlich mithelfender Familienangehöriger). In Arbeitsgelegenheiten waren im März etwa 278.000 Arbeitslosengeld II-Empfänger beschäftigt, 133.000 mehr als vor einem Jahr.


Der Arbeits- und Ausbildungsmarkt in Deutschland

Monatsbericht Mai 2006 (PDF 1,7MB)
Politik ist der Spielraum, den die Wirtschaft ihr lässt.
Dieter Hildebrandt
Es ist kein Zeichen geistiger Gesundheit, gut angepasst an eine kranke Gesellschaft zu sein.
Jiddu Krishnamurti

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