Fehmarnbelttunnel

Begonnen von Fritz Linow, 19:25:10 Mo. 13.März 2017

⏪ vorheriges - nächstes ⏩

Wanderratte

Ich finde es sehr interessant, Fotos zu sehen, die zeigen, wie es direkt vor Ort aussieht.

Der Bau des Fehmarnbelt-Tunnels ist nicht nur ökologisch eine riesengroße Katastrophe.

Der folgende Artikel zeigt nochmals sehr deutlich, wo genau die Probleme liegen. Die Webseite ist zwar schon etwas älter, aber immer noch sehr aktuell:

https://www.nabu.de/umwelt-und-ressourcen/verkehr/verkehrsinfrastruktur/fehmarnbeltquerung/28486.html

Ja, Widerstand gegen diesen Tunnel ist absolut notwendig.

Kuddel

Ein älteres Video zeigt ein wenig norddeutsche Zurückhaltung bei der Begeisterung für das Tunnelporjekt.


https://www.youtube.com/watch?v=vlkCyt_dxdI

Fritz Linow

Für korrekten Widerstand gibt es von Daniel Günther einen Orden:

ZitatSusanne Brelowski ist seit über zehn Jahren Sprecherin für die in der Allianz zusammengeschlossenen Bürgerinitiativen gegen die Feste Fehmarnbeltquerung. Ihr ehrenamtliches Engagement in der Bürgerinitiative und im Dialogforum Feste Fehmarnbeltquerung steht stellvertretend für die aktive Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger in der Region. Susanne Brelowski vertritt die Belange der Bürgerinitiativen engagiert und bringt ihren Sachverstand im Dialogforum ein. Damit findet sie nicht nur dort breites Gehör, sondern auch in der Öffentlichkeit und auf allen politischen Ebenen, besonders bei Land und Bund. Damit hat sie maßgeblich für viele Verbesserungen in der Planung der Vorhabenträger und insbesondere für Mittel zum übergesetzliche Lärmschutz entlang der Schienenstrecke zur Anbindung der Fehmarnbeltquerung gesorgt.

Verdienstorden des Landes, August 2023
https://www.schleswig-holstein.de/DE/fachinhalte/A/auszeichnungen/verdienstordenSH/Archiv/Verdienstorden_Archiv2023.html

2010:


https://www.youtube.com/watch?v=7ibNYAj_zY8

https://www.youtube.com/watch?v=PgIvMC442_E

Kuddel

Es wird doch wieder ein Thema in der öffentlichen Debatte:

ZitatXXL-Projekt Fehmarnbelttunnel könnte Milliardengrab werden
(...) Doch an dem Wort ,,umweltschonend" stößt sich der Verein Naturschutzbund Deutschland (Nabu). Die Umweltschützer listen mehrere Gründe auf, ,,warum der geplante Ostseetunnel ein Skandal ist". Sie fürchten, dass die Folgen des Baus ,,das Ökosystem weit über den Fehmarnbelt bis in die zentrale Ostsee hinaus belasten. Die Folgen werden über Jahre zu spüren sein und der Nabu geht davon aus, dass einige Arten und Lebensräume sich niemals davon erholen werden." Grund dafür sei neben dem Baulärm die Sedimentverdriftung vor der Ostseeinsel. 15 Millionen Kubikmeter Boden wurden laut Denise Juchem, Pressechefin der Femern A/S, am Boden des Femahrnbelts ausgehoben.  (...)

Ein weiterer Vorwurf der Umweltschützer: Bei der Konstruktion sollen Riffe zerstört und dies nicht ausreichend kompensiert worden sein. Eine Klage des Nabu, wurde allerdings bereits 2022 durch das Bundesverwaltungsgericht abgewiesen. (...)

Doch nicht nur Umweltschützer treibt das Projekt um. So hat das Projekt laut dem Bundesrechnungshof eine ,,ausschließlich politische Relevanz". Der Hauptkritikpunkt: Kosten und Nutzen klaffen den Berechnungen zufolge weit auseinander. (...)

Der Europäische Rechnungshof hinterfragt ebenfalls den Nutzen der Strecke, vor allem im Hinblick auf die Verbindung von Hamburg nach Kopenhagen: ,,Der Teil dieser Eisenbahnstrecke, der durch die feste Fehmarnbeltquerung verläuft, wird pro Jahr von nur einer Million Fahrgästen in beide Richtungen genutzt werden, was viel zu wenig ist, um wirtschaftlich tragfähig zu sein", heißt es in einem Bericht aus dem Jahr 2020. Dennoch kommen aus Brüssel 159,5 Millionen Euro.
https://www.morgenpost.de/panorama/article406810566/ostsee-milliardenprojekt-fehmarnbelt-tunnel-was-steckt-dahinter.html?utm_source=pocket-newtab-de-de

Kuddel

ZitatFehmarnbelt: Tunnel der Superlative

Auf Europas größter Baustelle entsteht zur Unterquerung des Fehmarnbelts der längste Absenktunnel der Welt. Die Baustellenlogistik ist extrem aufwendig.


Kaum ein Verkehrsprojekt in Deutschland war so umstritten wie der Fehmarnbelt-Tunnel. Naturschützer, aber auch Reedereien, wollten das Groß- projekt stoppen. Das Bundes- verwaltungsgericht wies jedoch alle Klagen gegen den Bau ab. Inzwischen arbeiten mehr als 2.000 Menschen auf der Baustelle des mit 18 Kilometern künftig längsten Absenktunnels der Welt, der Großteil auf der dänischen Seite.
https://www.dvz.de/unternehmen/detail/news/tunnel-der-superlative.html

Der juristische Kampf wurde verloren. Es sollte aber nicht die einzige Kampfform bleiben.

Fritz Linow

Kleine Liste der deutschen Firmen, die am Bau beteiligt sind:

Van Oord Offshore Wind Germany GmbH, Hamburg

Heinrich Hirdes EOD Services GmbH, Hamburg

FKC Consult GmbH, Lübeck

Otto Wulf GmbH & Co. KG, Cuxhaven

Neidhardt Grundbau GmbH, Hamburg

Maritime Beratung Knut Gerdes, Jade

Montage-Service- GmbH, Bad Segeberg

LU Hoffmann GmbH, Bebensee

Dussmann Service Deutschland GmbH, Berlin

Hermann Koth Ingenieurbau GmbH, Schieren

Heinrich Karstens GmbH & Co. KG, Kiel

Von Schönfels GmbH, Fehmarn

DYWIDAG-Systems International GmbH, Königsbrunn

Titschuk & Wittrock GmbH & Co. KG, Stuhr

KBK-Kies Beton Krebs GmbH & Co. KG, Neumünster

Kieler Wach- und Sicherheitsgesellschaft mbH & Co. KG, Kiel

Wasserbeschaffungsverband, Fehmarn

Menard GmbH, Seevetal

Hegemann GmbH, Hamburg

Montage-Service-Nord GmbH, Bad Segeberg

Sönke Jordt Maschinen- und Schwertransport GmbH & Co. KG, Ratekau

Bechler Kommunikationstechnik GmbH, Malsch

Bitunamel Feldmann GmbH, Lübeck

Leif Stiewe Landwirtschaftliche Dienstleistungen, Horst

BAUMASCH, Ludwigslust

Simem Deutschland GmbH, Lindau

Grothe Bau GmbH & Co KG, Lübeck

Heinrich Hirdes Kampfmittelräumung GmbH, Teltow

Water Proof Marine Consultancy & Services BV, Fehmarn

KWS Sicherheitsdienst, Bremen

Fa. KWB Rohrleitungsbau, Fehmarn

Fa. Papenburg, Fehmarn

GGU Gesellschaft für Grundbau und Umwelttechnik mbH, Braunschweig

AK Baumaschine GmbH, Bad Schwartau

Asphaltmischwerk Eutin Straßen- und Tiefbau GmbH & Co. KG, Stendorf

Schleswig-Holstein Netz AG, Quickborn

Sterk Spezialtiefbau GmbH, Bremerhaven

Witt Agrarservice GmbH & Co. KG, Fehmarn

MFPA Leipzig GmbH, Leipzig

Max Bögl Transport und Geräte GmbH & Co. KG, Nürnberg

MEVA Schalungs-Systeme GmbH, Haiterbach

GLÖTZL Gesellschaft für Baumesstechnik mbH, Rheinstetten

Baltic Facility Solutions GmbH & Co. KG, Neustadt

Putzmeister, Aichtal

GEO Group GmbH, Wilhelmshaven

Supersail Deutschland GmbH & CO KG, Laboe

ARGE Betonförderung Tunnel, Köln

Max Bögl Stiftung & Co. KG, Sengenthal

Esser-Werke GmbH, Warstein

SGB-SMIT, Regensburg

Gebrüder Karstens Bauunternehmen GmbH, Waren

EMGV Scherfisee, Grabau

KWB Rohrleitungsbau, Albersdorf

Silobau Thorwesten GmbH, Beckum

MHB Hoffmann-Bau GmbH, Schwentinetal

Hans Schramm und Sohn Schleppschifffahrt GmbH & Co. K, Brunsbüttel

Schimanski Services GmbH, Riemerling

Schneider & Partner Ingenieur-Consult, Kronach

Gollan-Bau GmbH, Schashagen

Grimm Straßen- und Tiefbau GmbH, Bungsberg

Claus Rodenberg Forst- und Landschaftspflege GmbH, Kastorf

Sönke Krey Erdbewegung GmbH & Co. KG, Glückstadt

AWAS Anlagetechnik, Tribsees

Falko Steinberg GmbH & Co KG, Wittstock

Vormann & Partner Bohrgesellschaft mbH & Co. KG, Stralsund

Horstmann & und Schwarz GmbH & Co. KG, Heiligenhaus

Draht-Werner-Zaun GmbH, Kiel

Infra Bauservice, Hennigsdorf

Siemens AG, Berlin

EMS Offshore Service GmbH & Co. KG, Leer

Docmondis, Pogeez

Ibau Hamburg Ingenieurgesellschaft Industriebau mbH, Hamburg

Burg Reinigung, Fehmarn

Stuhr GmbH, Weitnau

SiteLog GmbH, Essen

Dr. Dierk Kunzmann ILöC, Ofenerfeld

Baustoffingenieure HMP & QSI GmbH, Hamburg

Kuddel

Boah, watn schmieriger Propagandafilm für ein fragwürdiges Verkehrsprojekt.


https://www.youtube.com/watch?v=WEyNXNB7BdQ

Da werden Superlative geboten und Ehrfurcht vor dem Ingenieurswesen. Ein nerviger Imagefilm mit blubbernder gemafreier Musik. So manche Behauptung ist nicht haltbar.

Es gibt auf deutscher Seite Proteste wegen der Umweltbelastung, aber auch die Tourismusbranche und die Landwirtschaft glauben nicht an die Versprechen der Bauträger und erwarten negative Auswirkungen auf ihre Arbeit.

Dreist ist auch die Behauptung, dieses Projekt wurde geschaffen, damit die Menschen schneller reisen und sich im jeweils anderen Land erholen können. Es geht um knallharte Wirtschaftsinteressen und nicht um Reisende. Es geht um die Interessen der Bauindustrie und die der Europäischen Wirtschaft, die damit ihre schwachsinnigen und überflüssigen Produkte in rasender Geschwindigkeit irgendwohin kutschieren können.

Es wird ein Milliardengrab. Mag der Tunnelbau selbst von der dänischen Regierung finanziert werden, ist die Fortsetzung der Verkehrswege auf dem Land noch nicht wirklich in der öffentlichen Diskussion angekommen. In Zeiten, in denen am Rückbau des Straßentransports gearbeitet werden sollte, werden nun weitere Verkehrsschneisen durchs Land gezogen, flankiert von Logistikzentren.

Wie gesagt, auf deutscher Seite werden noch Unmengen Kohle in dieses Drecksprojekt geschmissen werden. Stets mehr als geplant, wir kennen das schon. Es ist immer Geld da, wenn's um Krieg und Straßen geht. Kann man ja beim Sozialen wieder einsparen.

Und wenn man es dem Bau dieses Projekts schwer machen möchte, sollte man sich um die Menschen kümmern, die auf dieser Großbaustelle malochen. Ohne ihre Arbeit läuft nix.

Kuddel

ZitatObwohl die Deutsche Bahn im Zuge der festen Fehmarnbeltquerung nun auch die Hinterlandanbindung in Angriff genommen hat, bleiben Zweifel, ob sie die Deadline 2029 halten kann. Es gibt auch neuen Zwist um die alte Fehmarnsundbrücke.
...
Die Stadt Fehmarn klagt gegen das Baurecht der DB. Der Hauptkonflikt zwischen Bahn und Inselgemeinde: die geplante Elektrifizierung der Fehmarnsundbrücke. Die Bahn sieht dies als Rückfalloption, falls der rund 1,7 Kilometer lange Fehmarnsundtunnel, durch den künftig der Straßen- und Schienenverkehr zwischen Deutschland und Dänemark laufen soll, nicht 2029 fertig wird. Der Baubeginn ist für 2026 geplant.
...
Dass die kleinere der beiden Tunnelbaustellen verschleppt werden könnte, macht dem Regionalmanager Bauchschmerzen: ,,Wir haben schon mit der Fehmarnsundbrücke, deren Sanierung noch Jahre dauern wird, einen echten Engpass. Hinzu kommen die Einschränkungen durch Sanierungsarbeiten an der A1 und natürlich die laufenden Arbeiten auf Fehmarn selbst." Zuchs Fazit: ,,An 2029 glaube ich nicht."
...
Scandlines will den dann komplett emissionsfreien Fährverkehr auch nach 2029 aufrechterhalten. Das Unternehmen stützt sich auf ein Gutachten, dass 40 Prozent des Frachtvolumens auch nach der Eröffnung des Tunnels auf der Fähre bleiben. Scandlines will zudem preiswerter als der Tunnel sein. Die Lkw-Fahrer können durch die 45-minütige Überfahrt ihre Ruhezeiten einhalten und zudem duschen und essen.
https://www.dvz.de/unternehmen/schiene/detail/news/fehmarn-arbeiten-auf-hochtouren.html

ZitatFehmarnsundbrücke droht zur Kostenfalle für Ostholstein zu werden

Die alte Fehmarnsundbrücke könnte für die Kommunen zur Kostenfalle werden. Nach einer Schätzung des Landes könnten die Kommunen ab 2029 auf Instandhaltungskosten von rund einer Million Euro pro Jahr sitzen bleiben.
https://www.ndr.de/nachrichten/schleswig-holstein/Fehmarnsundbruecke-droht-zur-Kostenfalle-fuer-Ostholstein-zu-werden,fehmarnsundbruecke180.html

ZitatAusstehende Rechnungen in Millionenhöhe
Setzt das Land den Rotstift an? Streit um die Finanzierung der Tunnelfeuerwehr Fehmarn
https://www.ln-online.de/lokales/ostholstein/fehmarnbelt-tunnel-land-stellt-finanzierung-der-tunnel-feuerwehr-infrage-BNYMG4VYKREF3CNFWR4RFNCWLQ.html

Haha!

Kuddel

Ich habe mir noch einmal Gedanken zum Widerstand gegen das größte Bauprojekt in Europa gemacht.

Es gibt Unzufriedenheit und Proteste.
  • Umweltschützer haben viele Argumente gegen das Projekt
  • Die Bevölkerung von Fehmarn geht von negativen Auswirkungen auf die Insel und ihr Leben aus
  • Die Tourismusbranche hält das Tunnelprojekt für kontraproduktiv
  • Die Bevölkerung muß blechen für ein unsinniges Verkehrsprojekt, das ein vielfaches von dem kosten wird, was ursprünglich veranschlagt worden ist

Es ist sinnvoll, die kritischen Stimmen und die verschiedenen Proteste zusammenzubringen.

Noch wurden die Arbeitskräfte nicht thematisiert, obwohl sie ein Potential für einen Kampf gegen das Bauprojekt darstellen. Es gibt viele Ansätze, wo es Unzufriedenheit der Beschäftigten geben dürfte.

Ich habe aber überlegt, daß die Unszufriedenheit mit den Arbeitsbedingungen aber auch eine enge Grenze des Arbeiterprotests bedetutet. Man kann ja nicht erwarten, daß sie die Abschaffung ihres Arbgeitsplatzes fordern.

Hier sind wir an einem wichtigen Punkt, der für kommende Arbeitskämpfe entscheidend ist. Wie wird was produziert?

Es gibt inzwischen die Diskussion unter Automobilarbeitern, die sich fragen, ob es überhaupt Sinn macht, Autos zu produzieren. Sie fragen sich, ob sie nicht etwas anderes, etwas sinnvolleres produzieren können. Diese Diskussion ist durchaus auch bei Bauarbeitern denkbar. Es mangelt an Arbeitskräften in der Bauwirtschaft. Wohnungsbau kommt auch deshalb nicht voran, weil es an Facharbeitern fehlt. Arbeiter würden mit Sicherheit lieber Dinge tun, die den Menschen nützen, als für unsinnige und schädliche Projekte zu schuften.

Wanderratte

Zitat von: Kuddel am 11:28:22 Fr. 18.Oktober 2024Noch wurden die Arbeitskräfte nicht thematisiert, obwohl sie ein Potential für einen Kampf gegen das Bauprojekt darstellen. Es gibt viele Ansätze, wo es Unzufriedenheit der Beschäftigten geben dürfte.

Ich habe aber überlegt, daß die Unszufriedenheit mit den Arbeitsbedingungen aber auch eine enge Grenze des Arbeiterprotests bedetutet. Man kann ja nicht erwarten, daß sie die Abschaffung ihres Arbgeitsplatzes fordern.

Hier sind wir an einem wichtigen Punkt, der für kommende Arbeitskämpfe entscheidend ist. Wie wird was produziert?

Es gibt inzwischen die Diskussion unter Automobilarbeitern, die sich fragen, ob es überhaupt Sinn macht, Autos zu produzieren. Sie fragen sich, ob sie nicht etwas anderes, etwas sinnvolleres produzieren können. Diese Diskussion ist durchaus auch bei Bauarbeitern denkbar. Es mangelt an Arbeitskräften in der Bauwirtschaft. Wohnungsbau kommt auch deshalb nicht voran, weil es an Facharbeitern fehlt. Arbeiter würden mit Sicherheit lieber Dinge tun, die den Menschen nützen, als für unsinnige und schädliche Projekte zu schuften.
Ja, so sieht es aus. Die wenigsten Arbeiter möchten ihren Arbeitsplatz abschaffen. Ich denke aber auch, dass die Arbeiter lieber Dinge tun, die den Menschen nützen.

So viele Straßen, Schienen und Brücken sind sanierungsbedürftig. Statt diesen Tunnel zu bauen, wäre es doch viel sinnvoller, die vorhandene Infrastruktur zu reparieren. Hierfür werden sehr viele Arbeitskräfte benötigt:

ZitatPuls hat 2023 für das IW nach Gründen für den schlechten Zustand der deutschen Infrastruktur gesucht. Die Ergebnisse seiner Studie sind eindeutig: Es fehle an Geld, die Planungs- und Genehmigungsverfahren dauerten zu lange und dann mangele es auch noch an Fachkräften. Außerdem sei die Infrastruktur vor allem in Westdeutschland zu alt und das Verkehrsaufkommen zu hoch.

[...]

In den vergangenen 20 Jahren sei zu wenig in Straßen, Schienen und Brücken investiert worden. Geld, das damals nicht für die Instandhaltung ausgegeben wurde, ist ein Grund für den schlechten Zustand der Infrastruktur hierzulande. Während das Geld, das der Staat für Sanierung und Neubau bereitgestellt hat, immer gleich blieb, sind die Kosten explodiert. Die Folge: Immer weniger Projekte konnten angegangen werden.
Quelle: https://www.tagesschau.de/inland/gesellschaft/strasse-schiene-infastruktur-100.html .

In Anbetracht dessen kann ich noch weniger nachvollziehen, warum überhaupt mit solch einem unsinnigen Bauprojekt begonnen wurde. Der Fehmarnbelt-Tunnel ist mehr als unnötig.

Kuddel

Es ist schwer am Ball zu bleiben, doch das Fehmarn-Belt-Tunnelprojekt ist mehr als ein lokales Ärgernis der lokalen Bevölkerung. Es ist ein gewaltiges, überdimensioniertes Verkehrsprojekt. Es zeugt von Größenwahn und einer Politik, die allein Strategien der Wirtschaft folgt und ist ein Hinweis auf die Zukunft des Kapitalismus, in der die Welt am Reißbrett umgestaltet wird, die Natur ein Störfaktor ist und die Menschen in Arbeitskräfte und Konsumenten eingeteilt werden.

Eine Verkehrsschneise zwischen Oslo und Palermo, an derem Rand Logistikzentren und Produktionsstätten errichtet werden. Eingezäunte Containerdörfer, wie das für polnische Arbeitsmigranten in Rødbyhavn, sind ein Ausblick auf die Vorstellungen der Wirtschaft, wie Arbeiter in Zukunft zu leben haben.

So sieht das Containerdorf in Rødbyhavn aus:
flc-village02.jpg


So ein Flüchtlingscamp in Deutschland:
flc-village01.jpg


Und so ein Knast in der Schweiz:
flc-village03.jpg

Menschen in Kästen, Menschen in Knästen und zwischen Skandinavien und Südditalien rollen unendliche Mengen an LKW, um Material an Produktionsstätten zu transportieren und deren idiotischen Produkte den Konsumenten zu bringen.

Und doch bleiben Arbeiter Menschen, die sich ein anderes Leben wünschen. Manchmal spielen sie nicht mit. Man braucht diesen Thread nur zurückzuscrollen und findet da Berichte über einen beeindruckenden Wilden Streik (2022) der migrantischen Arbeiter an der Tunnelbaustelle (dänische Seite).

Die Proteste (deutsche Seite) unter dem blauen X Symbol haben bisher noch nicht versucht, auch die Arbeiter mit in den Widerstand einzubeziehen. Bei ihnen läuft es jedenfalls nicht so toll.

Pressemeldung vom April letzten Jahres:
ZitatTodes-Drama auf der Baustelle für den Fehmarnbelttunnel
Baggerschaufel trifft Arbeiter auf der Insel Fehmarn am Kopf. Für das Opfer kommt jede Hilfe zu spät.
https://www.abendblatt.de/region/schleswig-holstein/article242212924/fehmarn-belt-tunnel-mann-stirbt-toedlicher-arbeitsunfall.html

Aktuell:
ZitatBelttunnel-Baustelle bei Nacht: 40-jähriger Arbeiter stürzt sechs Meter in die Tiefe

Auf Fehmarn hat es in der Nacht zu Mittwoch einen schweren Unfall gegeben. Unfallort war die Tunnel-Baustelle in Puttgarden. Ein Mann musste ins Krankenhaus gebracht werden.

Wie Denise Juchem, Sprecherin des Bauherrn Femern A/S, betont, wurde der 40-Jährige* nur vorsorglich in ein Krankenhaus gebracht. Vonseiten der Polizei war zunächst von schweren, potenziell lebensgefährlichen Verletzungen gesprochen worden.
https://www.ln-online.de/lokales/ostholstein/fehmarn-unfall-auf-belttunnel-baustelle-arbeiter-stuerzt-in-die-tiefe-M64WQ4ULOJFMVHDG5Q3WAIZWWQ.html

Kuddel

Größenwahn trifft auf Realität.

ZitatDie dänische Holding-Gesellschaft Sund & Bælt hält in ihrem aktuellen Jahresbericht fest, dass der Zeitplan für den Tunnelbau ,,erheblich infrage gestellt" ist. Auch Bauherr Femern A/S sieht das Ziel 2029 gefährdet.
https://www.ln-online.de/lokales/ostholstein/fehmarnbelttunnel-in-gefahr-spezialschiff-zu-spaet-zeitplan-wackelt-FLKNND5DZRCATAWSM3ZTOYF3N4.html

Kuddel

ZitatTunnelbau: Auf Fehmarn entsteht ein Dorf für 500 Arbeiter

Grillplatz, Sportfeld, Food-Court: Die Bauarbeiter des Fehmarnbelttunnels sollen sich auf der Ostseeinsel wohlfühlen. Doch auch Fehmarn profitiert von dem Arbeiterdorf direkt neben der Baustelle – und das gleich in mehrfacher Hinsicht.


Für den Bau des 18 Kilometer langen Fehmarnbelttunnels werden viele Arbeitskräfte benötigt. Weil auf Fehmarn Wohnraum knapp ist, soll direkt neben der Baustelle in Puttgarden ein Arbeiterdorf für bis zu 500 Menschen entstehen. Das Vorhaben ist Teil eines umfangreichen Rundum-Sorglos-Pakets, das die Insel entlasten soll.

Auf 8,3 Hektar entsteht eine Baustellen-Dienstleistungsfläche. Im Prinzip ein Gewerbegebiet als Nahversorgung der Belttunnelbaustelle. Firmen, die Produkte für den Tunnelbau herstellen oder vertreiben, können Flächen anmieten. Neben den Arbeiterunterkünften sind auf dem Areal unter anderem Büros, drei große Gewerbehallen (je 1500 Quadratmeter), eine Art Baumarkt in Kooperation mit Anbietern aus der Region, Werkstattcontainer, Freiflächen und 250 Stellplätze vorgesehen.

Infrastruktur für Tunnelfirmen

,,Die Unternehmen, die am Tunnel arbeiten, sind somit unmittelbar an der Baustelle angesiedelt", erklärt Mirko Schönfeldt. Er ist Geschäftsführer von Baltic Facility Solutions (Baltic FS), einem Zusammenschluss von rund 20 Unternehmen aus der Region mit Sitz in Neustadt. Seit 2014 arbeitet Schönfeldt an der Realisierung des Baustellen-Dienstleistungsfläche – ,,gegen viele Widerstände", wie er sagt.

Im gleichen Atemzug betont er: ,,Der Bedarf ist da." Mit FLC, dem Baukonsortium, das die Tunnelelemente und Zufahrten baut, stehe man im Austausch. Ebenso mit dem Konsortium für die Tunnelausrüstung. Auch ,,große Spediteure in der DHL-Liga" hätten bereits Interesse bekundet. ,,Es wird ständig etwas angeliefert. Die Anfragen sind also keine Überraschung für uns", sagt Schönfeldt.

Zentraler Baustein des Projekts sind die Arbeiterunterkünfte, zusammengesetzt aus bis zu 520 Containern für 500 Bewohner. ,,Das ist maximal möglich", sagt Schönfeldt. ,,Wir bauen natürlich bedarfsgerecht."

Die Belttunnelbaustelle bekommt damit ein zweites Baustellendorf. Bereits seit 2023 gibt es auf der dänischen Seite eine Anlage mit 1344 Wohnungen. Jeder Arbeiter hat dort einen eigenen klimatisierten Schlafraum, WC, Dusche und freies Internet. Auf der Anlage befinden sich nach Angaben von Tunnelbauer Femern A/S Kantinen, Fitnessräume, Fußballfelder sowie weitere Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung.

Arbeiterdorf mit Annehmlichkeiten auf Fehmarn

Annehmlichkeiten plant auch Baltic F/S: Grillplatz, Indooraktivitäten, ein 1000-Quadratmeter-Sportfeld mit verschiedenen Nutzungsformen und eine Kantine. ,,Es wird kein Ghetto sein", betont Schönfeldt.

Hinzukommt: Mehrere Gastronomen von der Insel sollen die Menschen vor Ort in einem Food-Court mit Essen versorgen. Außerdem stehe man im Kontakt mit Einzelhändlern vor Ort, die Lebensmittel und weitere Güter des täglichen Bedarfs liefern könnten. ,,Das stärkt die lokale Wirtschaft, reduziert den Pendelverkehr und entlastet die Infrastruktur der Insel", erläutert der Unternehmer.

Fehmarns Bürgermeister Jörg Weber (SPD) erhofft sich vom Baustellendorf eine Entlastung des hiesigen Wohnungsmarktes. ,,Wir haben schon länger bemängelt, dass uns Wohnraum zum Nachteil unserer Bürgerinnen und Bürger weggemietet wird", sagt er. Für Fehmarn sei das Vorhaben ein ,,dringend notwendiger Schritt", da neben der Dauervermietung auch die Ferienvermietung betroffen sei – und das zulasten der Kurabgabe.

Keine zusätzliche Verkehrsbelastung für Puttgarden

Wichtig: Puttgarden wird nicht durch zusätzlichen Verkehr belastet. Denn laut Planung soll die Zuwegung über den Marienleuchter Weg zu den Unterkünften nicht durch Puttgarden erfolgen, sondern per Baustraße als östliche Umfahrung. Zur B207 soll es dann über die K49 gehen.
Das ganze Projekt ist auf rund sechs Jahre angelegt. Danach muss die Fläche wieder als Acker zur Verfügung stehen. Die konkrete Vorgabe: ,,Ein Jahr nach Inbetriebnahme des Belttunnels müssen wir die Fläche wieder zurückgebaut haben", erklärt Schönfeldt.

Zuletzt hatten auch Deutsche Bahn und Straßenbauer Deges den Bau eines Baustellendorfes an der B207 bei Großenbrode angekündigt. Auch hier sollen in der Hochphase des Sundtunnelbaus bis zu 500 Arbeiter wohnen. Weitere Informationen gibt es bislang nicht. Auch einen Zeitpunkt für die Errichtung des Dorfes nennen die Bauherren bisher nicht.

Zum Baustart auf Fehmarn sagt Schönfeldt: ,,So schnell wie möglich." Die ersten Leistungen wolle man nach Absprache mit der Stadt nach dem Sommer anbieten. ,,Nicht später als Herbst können die ersten Unterkünfte bezogen werden."
https://www.ln-online.de/lokales/ostholstein/fehmarn-in-puttgarden-entsteht-arbeiterdorf-fuer-belttunnel-baustelle-TSDJ6TTZO5GTLBN5SABP4CWXKM.html

Man hat sich das ein wenig von der dänischen Seite abgeguckt. Da es auf der dänischen Seite auch zu einem Wilden Streik der migrantischen Bauarbeiter gekommen ist, will man die Wohnsituation ein wenig abfedern, auch wenn die Beschreibung für Wohnen in Containern wohl kaum als "Rundum-Sorglos-Paket" beschrieben werden.

Auch die IG Bau hat sich etwas bei den Dänen abgeschaut und will mit einem Gewerkschaftscontainer an der Baustelle vor Ort sein.

Fritz Linow

Das Ding verzögert sich:

Zitat19.7.25
So verwies Landrat Timo Gaarz in der Sitzung des FBQ-Dialogforums am Donnerstagabend darauf, dass in Dänemark bereits über einen Eröffnungstermin in 2030 oder gar 2032 gesprochen wird.
https://www.shz.de/lokales/eutin-ostholstein/artikel/fehmarnbeltquerung-zweifel-wachsen-wann-ist-der-tunnel-fertig-48997037

Ansonsten sind zwei Containerdörfe für jeweils 500 Arbeiter beim Bau von Belt- und Sundtunnel geplant.

Für den Pleitier Northvolt in Heide wird weiterhin an einem Containerdorf festgehalten. Das scheint ein neuer Trend zu sein. Für die Beschäftigten kann es wohl Vorteile bieten, wenn Standards eingehalten werden, kann aber auch schnell zu einer strikten Kontrolle führen, wenn alles abgeschirmt ist.

Fritz Linow

Die ganze Sache ist wirklich komplex. Dänemark hält nicht den Zeitplan ein, Deutschland will den unrealistischen Zeitplan einhalten, obwohl die Deutsche Bahn im Spiel ist. Es gibt Brücken, die nicht tragen, es gibt Tunnel, eine lange Hinterlandanbindung, regional verstreuten Widerstand, staatlich gesteuerte Dialogforen und Orden für den Einsatz für die Demokratie. Es gab Eierwürfe, Straßenblockaden, kleine Demos, große Klagen vor Gericht, neukreative Aktionen. Und es gibt die Deutsche Bahn, von der die geplante Friedens- und Wohlstandsregion abhängt.


Zitat23.7.25
Die feste Verbindung zwischen Fehmarn und Ostholsteins Festland wird laut Eisenbahnbundesamt drei Jahre später fertig als geplant. Die DB hält aber am Jahr 2029 fest. Sie gerät zunehmend unter Druck, realistische Zeitpläne offenzulegen.
(...)
Die DB halte an dem Ziel fest, gemeinsam mit den Dänen – also mit der festen Fehmarnbeltquerung – im Jahr 2029 in Betrieb zu gehen.
(...)
Mirko Schönfeldt, Geschäftsführer von Baltic FS aus Neustadt, einem Zusammenschluss von rund 20 regionalen Unternehmen, reagiert zwiegespalten: ,,Einerseits werden unsere Dienstleistungen durch eine Verzögerung zwar noch länger in Anspruch genommen, sodass wir uns über die konjunkturunabhängige Auftragsmöglichkeit freuen. Andererseits wünschen wir uns die schnellstmögliche, vollständige Fertigstellung von FBQ und FSQ."
Schließlich gehe es darum, ,,mit unseren dänischen Freunden die neue gemeinsame Hansebeltregion als Friedens- und Wohlstandsregion" aufzubauen.
https://www.kn-online.de/lokales/ostholstein/fehmarnsundtunnel-bau-verzoegert-sich-doch-bahn-haelt-an-2029-fest-TRVFSO6OT5DDLB3GMHLBWYTRII.html

Kuddel

Ich befürchtete schon, es sei gelungen die Thematik unter den Teppich zu kehren.

Doch bei der Sendersuche blieb ich bei einem Satirebeitrag des furchtbaren Privatradios Radio Schleswig Holstein hängen. Für den RSH war das Planungsdesaster des Tunnelprojekts durchaus noch Thema. Explodierende Kosten, das Scheitern aller Zeitvorgaben taugten für so manchen Kalauer, garniert mit O-Tönen mit charmantem dänischen Akzent und Verweisen auf Stuttgart 21.

Fritz Linow

Aus einer Pressemitteilung vom DGB Nord, 2020:

"Die Baustelle selbst muss zu einem Leuchtturm der Guten Arbeit werden."
https://nord.dgb.de/presse/++co++18331656-1f4b-11eb-ae31-001a4a16011f

Man darf gespannt sein, ob da irgendjemand schon das geplante Arbeiterdorf bei Großenbrode (also am Arsch der Welt) im Blick hat.

Fritz Linow

Das mit dem Tunnel ist ja nicht wirklich der heißeste Scheiß:

Weiter aber könnte die Linie über Fehmarn durch Anlegung eines Tunnels unter dem Fehmarn-Belt hindurch eine Verbesserung erfahren, die sie als kürzeste beste aller Linien mit hauptsächlich internationalem Charakter in den Stand setzen würde, ohne Benutzung des Fährbetriebes eine Verbindung zwischen Hamburg und Lübeck einerseits, sowie Kopenhagen andererseits, zu ermöglichen.
Daß ein solcher Tunnel technisch nicht auf so große Schwierigkeiten stößt, wie ein Tunnel unter dem Großen Belt, dürfte schon jetzt außer Frage stehen. Die Länge der Strecke ist zwar ungefähr die gleiche wie die der Tunnelstrecke unter dem Großen Belt hindurch, das Fahrwasser aber von beachtenswert geringerer Tiefe.
Es ist nur zu wünschen, daß gerade die Frage der Erbauung unter dem Fehmarnsund hindurch in den Mittelpunkt der Diskussion gestellt und daß die öffentliche Meinung der beteiligten Reiche gerade über die Vorteile der Fehmarn-Linie aufgeklärt wird, die schon ohne Tunnel, also eventuell auch mit Trajektfähren, den anderen Linien in vielen Beziehungen überlegen sein würde, nach Erbauung eines Tunnels aber von keiner irgendwie denkbaren Linie mehr geschlagen werden könnte. Daß das Tunnelprojekt in technischer Beziehung seinen Meister finden wird, steht bei der Höhe der modernen Technik außer Frage.

Hamburgischer Correspondent, 8.6.1909

Im Artikel wird dann noch eine Fahrtzeit von sieben Stunden von Hamburg nach Kopenhagen prognostiziert. 1941 erfolgt der Spatenstich zu einem Damm über den Fehmarnsund, wird dann aber kriegsbedingt abgebrochen. Die Fahrtzeit von Hamburg nach Kopenhagen sollte nur noch vier Stunden betragen.
Anfang der 60er werden die Pläne der Nazis mit Fährhafen bei Puttgarden und der Fehmarnsundbrücke (statt Damm) in die Tat umgesetzt. Nun faselt die Deutsche Bahn etwas von 2,5 Stunden Fahrtzeit, wenn die Tunnel fertig sind.
Es gibt stets einen bunten Strauß an Argumenten für die Vogelfluglinie, wie auch immer sie genau gestaltet wird: Ausschaltung der englischen Konkurrenz im Skandinavienhandel, Bismarcksche Verkehrspolitik, um die Provinzen an das Reich zu binden, Produkte aus Südeuropa für Skandinavier (Stichwort Schnittblumen), Arbeitsbeschaffung, keine seekranken Touristen mehr, Bindung des Baltikums an Westeuropa, kriegsstrategische Bedeutung (z.B. Organisation Todt war am Bau des Damms beteiligt) und so weiter. Neu ist der Plan einer Fehmarnbeltquerung also nicht wirklich und die Argumente haben sich auch nicht großartig verändert.

Fritz Linow

Zitat30.8.25
700 Teilnehmer protestierten heute in Bad Schwartau gegen die Pläne der Deutschen Bahn und für den Erhalt unseres Waldes.
MOTTO:
"Unser Kurort wird zerstört, wenn die Bahn nicht auf uns hört"


https://www.youtube.com/watch?v=tPp1yfPtqv0

Fritz Linow

Zitat20.8.25
Die deutsche Werftengruppe NVL Group (Naval Vessels Lürssen) treibt gemeinsam mit dänischen Partnern Pläne voran, die Tunnelfabrik in Rødbyhavn – derzeit zentraler Produktionsstandort für die Fehmarnbeltquerung – nach Projektende in eine Marineschiffswerft umzuwandeln. Ziel sei es, dort unter anderem Fregatten für Dänemark und andere NATO-Staaten zu fertigen.
(...)
https://skandbaunews.e-ls.de/2025/08/20/tunnelfabrik-in-roedby-soll-zu-kriegsschiffswerft-werden/

admin

chefduzen proudly presents:

Tunnel3.jpg

Das Fehmarn Tunnelprojekt ist eine der größten Baustellen Europas und das Ergebnis einer Verkehrspolitik, die seit der Aufgabe des Schienenverkehrs durch die Bahnprivatisierung auf den permanenten Ausbau des Straßenverkehrs setzt. Diese Verkehrspolitik ist aus der Zeit gefallen, überdimensioníert und an jeglichem Bedarf vorbei geplant. Das Tunnelprojekt, das schon längst vom Volksmund "Stuttgart21 des Nordens" getauft wurde, sprengt bereits alle ursprünglichen finanziellen Kalkulationen und lässt das in Stuttgart versenkte Geld wie Peanuts erscheinen.

Auf Fehmarn und dem Hinterland entwickelte sich ein breiter Protest, der vielfältig und vielversprechend war, doch nach juristischen Niederlagen an Schwung verloren hat. Auf der dänischen Seite gab es einen beeindruckenden Wilden Streik migrantischer Arbeiter. Auf deutscher Seite sollen nun Containerdörfer für die mobilen Arbeitskräfte errichtet werden. Die Auseinandersetzung um die verfehlte Verkehrspolitik, die Umweltzerstörung und die Ausbeutung der Arbeitskräfte ist nicht beendet.

Mit dieser Veranstaltung gibt es einen Einblick in die Vorgeschichte, in die Probleme des Projekts und Perspektiven für einen weiteren Widerstand.

3.10. 19:30 im Stadtteilladen Anni Wadle in Kiel-Gaarden, Kieler Str.12



Kuddel

Das Thema gehört unbedingt wieder auf den Tisch.

Angesichts der massenhaften Kürzungen im Sozialen, sollten wir auf die Geldverpulverung bei diesem Schwachsinnsprojekt hinweisen.

ZitatNeue Zahlen für Großprojekt
Fehmarnsund-Tunnel wird dreimal so teuer – und kostet mehr als der A20-Elbtunnel

(...) Das gefährdet in Schleswig-Holstein andere Großprojekte.


...öffentlich bisher stets auf 714 Millionen Euro beziffert... ,,Die Kosten für die Fehmarnsund-Querung werden derzeit mit 2,306 Milliarden Euro kalkuliert", sagte unserer Redaktion am Mittwoch ein Sprecher der staatlichen Projektgesellschaft Deges, die im Auftrag des Bundes die vierspurige Bundesstraße durch den Tunnel plant. Grund dafür seien vor allem deutlich gestiegene Preise – etwa für Stahl.

Screenshot 2025-10-06 140057.jpg

...und sogar teurer als der sechs Kilometer lange Tunnel der A20 unter der Elbe, der bei Glückstadt gebohrt werden soll und 1,95 Milliarden Euro kostet. Durch ihn hindurch werden allerdings keine Gleise verlegt.

(...) In Schleswig-Holstein listete Schnieder den Weiterbau der A20, A21 und A25 als gefährdet auf (...)

Bereits jetzt wackeln wegen der Geldnot des Bundes große Projekte wie der voraussichtlich sieben Milliarden Euro teure Weiterbau der A20 von Bad Segeberg bis nach Niedersachsen samt Glückstädter Elbtunnel. Wenn nun aber schon der Fehmarnsund-Tunnel mehr Geld verschlingt als der A20-Tunnel, dürfte es Schleswig-Holstein künftig noch schwerer haben, im Ringen mit den anderen Ländern weiteres Geld vom Bund für die A20 und andere Autobahnen ins Land zu lenken.
https://www.shz.de/deutschland-welt/schleswig-holstein/artikel/milliarden-euro-kosten-fuer-fehmarnsund-tunnel-explodieren-49347901

Es gibt in SH auch Proteste gegen andere Straßenbauprojekte. Sie erhalten durch diese Meldungen Auftrieb.


Auch Thema in den Börsennachrichten:
ZitatTunnel unter dem Fehmarnsund kostet mehr als zwei Milliarden
https://www.boerse.de/nachrichten-amp/Tunnel-unter-dem-Fehmarnsund-kostet-mehr-als-zwei-Milliarden/37939203

Nicht nur die Kosten explodieren, auch die Zeitpläne können nicht eingehalten werden.
ZitatFehmarnsund-Tunnel: Kosten für Verbindung verdreifachen sich

Ursprünglich war geplant, den Fehmarnbelt-Tunnel 2029 zu eröffnen. Jüngst hatte die dänische Projektgesellschaft aber erklärt, dass sie mit einer Verzögerung bei der Eröffnung rechne. Die Fertigstellung des Spezialschiffs "Ivy" zum Absenken von Tunnelelementen habe sich so stark verzögert, dass es schwierig sein werde, 2029 zu eröffnen, hieß es. In der kommenden Woche treffen sich die Verkehrsminister beider Länder, um sich neu über den Zeitplan für die gesamte Beltquerung abzustimmen.
https://www.ndr.de/nachrichten/schleswig-holstein/fehmarnsund-tunnel-wird-dreimal-teurer-als-geplant,fehmarnsund-102.html

Auch bundesweit für eine Schlagzeile gut:
ZitatDrastischer Anstieg
Fehmarnsundtunnel soll mehr als zwei Milliarden Euro kosten

(...) Inzwischen soll der Bau durch die Ostsee mehr als dreimal so teuer werden.


Von den Projektkosten entfallen 54,5 Prozent auf die Straßenquerung und 45,5 Prozent auf die Bahn. Zuvor hatte das »Flensburger Tageblatt«  berichtet. Schon im Juli teilte das Eisenbahn-Bundesamt mit, dass sich der Bau verzögern würde: Mit der Inbetriebnahme ist demnach frühestens in sechs Jahren und fünf Monaten zu rechnen.

Ziel der Querung ist eine schnellere Verbindung zwischen Deutschland und Dänemark: Das deutsch-dänische Bauprojekt besteht aus dem größten und längsten Absenktunnel der Welt, dem Fehmarnbelttunnel zwischen Fehmarn und der dänischen Insel Lolland. Dazu kommt die Hinterlandanbindung inklusive Tunnel durch den Fehmarnsund.
https://www.spiegel.de/auto/ostsee-fehmarnsund-tunnel-soll-mehr-als-zwei-milliarden-euro-kosten-a-00f92fd8-75b2-44bf-a0ec-4210bb533c10

Was in den Meldungen fehlt: Das Projekt ist größenwahnsinnig und verkehrspolitisch nicht notwendig. Es wird Geld versenkt ohne echten Bedarf. Es profitieren Unternehmen der Baubranche. Den Preis zahlen die Anwohner durch den wirtschaftlichen Umbau der Region aus einer Gegend für Landwirtschaft und Tourismus, in eine Hauptverkehrsader flankiert von Logistikzentren und irgendwelchen Wirtschaftshubs. Es gibt wohl auch militärische Begehrlichkeiten. Es werden Steuergelder verheizt und es wird zu Kürzungen im Sozialbereich führen. Ökologisch sind die Schäden am Boden der Ostsee erheblich.

Kuddel

Zur Veranstaltung im Stadtteilladen Anni Wadle:

Es hätten eindeutig mehr Besucher sein können. Wir haben mehr erhofft, auch die Teilnahme einer Kieler Gruppe von Umweltaktivisten, die sich in den letzten Jahren bereits dem Projekt verkorkster Verkehrspolitik gewidmet hat.

Ein Passant sagte, die Thematik der Fehmarn-Tunnelquerung sei ihm geläufig, doch er hätte das Thema nicht im Stadtteilladen erwartet. Die Erwartungshaltungen sind wohl begrenzt auf Schubladen.

Nunja, aber es war eine gute und wichtige Veranstaltung. Es wurde ein weiter Boden gespannt, große Pläne, über 100 Jahre alt, gespeist von technischem Fortschrittsglauben und imperialistischen Interessen.

Es ist nicht nur ein Bauprojekt, das einen Kopenhagenbesuch ein wenig beschleunigt, sondern es ist Teil einer Verkehrspolitik, die bereits in den 80er Jahren die Weichen stellte für ein Herunterfahren des Schienenverkehrs zugunsten der Straße. Es wurde die Bahnprivatisierung beschlossen von einer Lobbymafia der Fossilen Wirtschaft, der Automobilindustrie und verschiedenen Banken, inkl. der Deutschen Bank. Diese Politik wurde nie in Frage gestellt oder nach heutigen Erkenntnissen korrigiert. Sie wird auf Biegen und Brechen weiter durchgesetzt, egal wie der reale Bedarf oder die Ökologischen Folgen aussehen mögen. Diese Verkehrspolitik überlebte zahlreiche Verkehrsminister und mehrere Bundesregierungen. Es ist nicht der Fehmarntunnel allein, es handelt sich deshalb und Europas größtes Straßenbauprojekt, weil das gesamte Umfeld, wie die Zufahrtswege jenseits der Insel Fehmarn, dazugehören. Es ist ein größenwahnsinniges Europäisches Verkehrsprojekt, das völlig aus der Zeit gefallen ist. Die Kosten explodieren und den Bedarf für diesen Verkehrsweg gibt es nicht. Es werden weiter die Fähren fahren. Die Tunneldurchfahrt wird bemautet und die Preise dürften die der Fähre übertreffen. LKW Fahrer erklärten, daß sie eine Überfahrt per Fähre vorziehen würden, weil es für sie eine Ruhezeit wäre. Sie könnten an Bord der Fähre auch warm essen oder auch duschen.

Insgesamt ging es um den Gedanken, daß man das Projekt auch von anderer Seite angehen kann. Bisher gab es Proteste in vielfältiger Form von der lokalen Bevölkerung und Umweltschützern. Die Arbeiter wurden bisher nicht als potentielle Mitstreiter gesehen. Auf der deutschen Seite sollen nun auch Containerdörfer für Wanderarbeiter errichtet werden. Auf der dänischen Seite gibt es von den Gewerkschaften die Idee, daß man die Arbeiter auf der deutschen Seite erreichen müßte. Auf dem dänischen Teil der Baustelle gibt es einen Mindestlohn von 23€ die Stunde. Das dürfte die Kollegen auf dieser Seite unruhig machen.

Es gab eine spannende Diskussion, die ich hier nicht ausführlich wiedergeben kann. Erstmal sollte man den Arbeitern klar machen, daß es nicht darum geht, ihnen den Job zu nehmen. Es werden viele Projekte im Wohnungsbau auf Eis gelegt, weil es an Bauarbeitern fehlt. Es geht darum, daß sie lieber Wohnungen bauen sollten, als ein überflüssiges Verkehrsprojekt. Es wurde auch diskutiert, daß man mehr politische Vernetzung und politischen Druck braucht, es ging um Gewerkschaften und Stadtteilgruppen, um die Umleitung der Finanzen in den Wohnungsbau einzufordern.

Es ging darum, daß Faschos gern sagen, die Linken würden Arbeitsplätze kaputtmachen. Es wurde aber darauf hingewiesen, daß Arbeiter nicht mit ihrem Job verheiratet sind und gar nicht so gern arbeiten. Es ist ihr Einkommen, das sie nicht verlieren wollen. Wenn sie etwas sinnvolleres machen könnten, wären sie nicht böse.

Das sind alles Themen, die bisher wenig diskutiert wurden. Es gibt Ansätze von Automobilarbeitern, sich gegen die Produktion von Autos zu wenden, aber auch eine Produktion militärischen Geräts ablehnen. In diese Richtung sollten wir weiterdenken.

Die Diskussion im Anni Wadle Stadtteilladen war ein guter Anfang.

  • Chefduzen Spendenbutton