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Wat Noch => Praxisbereich => Thema gestartet von: ManOfConstantSorrow am 20:49:23 Fr. 08.November 2019

Titel: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 20:49:23 Fr. 08.November 2019
Das Thema ist zentral.
Migranten sind nicht nur Opfer der rassistischen und ungerechten Verhältnisse.
Es sind Menschen, die sich wehren. In der Geschichte waren es immer wieder die Migranten, die mit ihren Kämpfen entscheidende Impulse für die Veränderung des politischen Klimas sorgten. Deshalb versuchen Nazis und Staatsgewalt solche Kämpfe zu verhindern.

Eine aktuelle Meldung:
ZitatAuf migrantischen Protest in einem Brandenburger Sozialamt wird sofort reagiert: Per Polizeiensatz...

... An der Tür zum Vorraum streckt eine Polizistin die Hände hoch und versucht so, der Handykamera die Sicht zu versperren. Man kann aber weiter erkennen, wie ein Polizist auf den Asylbewerber einschlägt, bis die Tür zum Vorraum zugestoßen wird. Das Video läuft weiter.
http://www.labournet.de/?p=156996

Bericht samt Video vom 7. November 2019 bei Perspektive Online
https://perspektive-online.net/2019/11/video-gaengeln-schlagen-spritzen-polizeigewalt-gegen-gefluechtete
Titel: Re: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Kuddel am 09:50:28 Di. 12.November 2019
Ohne Rassismus wäre die Lohndifferenz zwischen Deutschen und Migranten nicht durchsetzbar.
In der Beziehung ziehen Arbeitgeberverband, AfD und braune Terrorgruppen à la NSU an einem Strang.

ZitatLohn-Kluft zwischen deutschen und ausländischen Beschäftigten steigt deutlich

Osnabrück (AFP) Die Kluft zwischen deutschen und ausländischen Beschäftigten beim durchschnittlichen Verdienst hat sich einem Bericht zufolge  binnen acht Jahren mehr als vervierfacht. Im Jahr 2010 verdienten einheimische Arbeitnehmer mit monatlich 2388 Euro im Schnitt 198 Euro mehr als ausländische Arbeitnehmer, berichtete die "Neue Osnabrücker Zeitung" am Dienstag unter Berufung auf eine Antwort des Bundesarbeitsministeriums auf eine Anfrage der AfD-Fraktion. 2018 stieg die Differenz auf mehr als 870 Euro.
https://www.zeit.de/news/2019-11/12/bericht-lohn-kluft-zwischen-deutschen-und-auslaendischen-beschaeftigten-steigt-deutlich
Titel: Re: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: BGS am 11:19:16 Di. 12.November 2019
So werden die Migranten gezwungen, umso mehr für ihr Überleben zu rackern - und haben eventuell weder Zeit, Kraft, noch Raum für wirksamen Widerstand. Abgesehen von anderen Steinen im Weg.

MfG

BGS
Titel: Re: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 14:29:53 Di. 12.November 2019
Geschichtliches kann in der Sache hilfreich sein.

Zitat1973 wurde nicht nur bei Ford gestreikt:
Arbeitskämpfe gegen  das System gespaltener Belegschaften

Der Streik bei Ford 1973 markiert den Höhepunkt der bis heute größten Welle wilder Arbeitskämpfe in der Geschichte der Bundesrepublik. »Gastarbeiter« traten erstmals auf breiter Front als politisches Subjekt hervor. Auch deshalb spielen sie in der Erinnerung an die Kämpfe der Migration bis heute eine herausragende Rolle.


(...)Er markiert den Höhepunkt der bis heute größten Welle wilder Arbeitskämpfe in der Geschichte der Bundesrepublik. Über das ganze Jahr 1973 hinweg waren es um die 300.000 Beschäftigte, die an rund 400 nicht genehmigten Streiks teilnahmen. (...)
https://oxiblog.de/1973-wurde-nicht-nur-bei-ford-gestreikt-arbeitskaempfe-gegen-das-system-gespaltener-belegschaften/

https://www.kanak-attak.de/ka/text/fordstreik.html

https://de.wikipedia.org/wiki/Wilder_Streik_bei_Ford_1973

In den migrantischen Arbeitern liegt ein großes Potential für die heutige Zeit. Osteuropäische Arbeitsmigranten dürften eine besondere Rolle in den kommenden Kämpfen spielen.
Titel: Re: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 14:07:55 So. 26.April 2020
Linke Solidarität gilt hauptsächlich Kriegsflüchtlingen.
Viele Migranten sind aber im Land, weil sie dem Elend entkommen wollten und hier ein besseres Einkommen erhofften. Sie sind zumeist Opfer extremer Ausbeutung. Für die Gewerkschaften ist das uninteressant. Sie sehen da eher eine Konkurrenz und fordern Polizeirazzien gegen die "Lohndrücker".

ZitatKriminelle Ausbeutung
Investigativreporter, die seit Jahren aufdecken, unter welch schlimmen Beding­ungen Arbeits­migranten für die Profite deutscher Firmen buckeln, verzweifeln an ihrer Arbeit.


»Ich wusste nicht, dass in Deutschland so etwas möglich ist«, sagt die Ukrainerin Anna den Reportern von Buzzfeed. Zehn Stunden am Tag habe sie in einer Lagerhalle bei Hamburg Autoteile verpackt. Die Arbeit sei hart gewesen. Sie wurde angeschrien und wohnte mit 50 Arbeitern in einem heruntergekommenen Einfamilienhaus. Doch am Ende blieb von ihrem kleinen Gehalt nichts als Schulden übrig. Die Männer, die sie nach Deutschland gebracht hatten, zogen ihr alles wieder aus der Tasche.

Menschen wie Anna gibt es Tausende in Deutschland: Arbeitsmigrantinnen und -migranten, die vor allem aus Osteuropa nach Deutschland gebracht werden, um hier zu schuften. Sie pflücken Obst, liefern Pakete aus, zerlegen Schweine, pflegen alte Menschen oder arbeiten in Bordellen. Auf dem deregulierten Arbeitsmarkt bieten Subunternehmen billige Arbeitskräfte nach Bedarf an. Das öffnet auch die Tür für skrupellose Geschäftemacher, die die Notlage der Arbeiter ausnutzen. Wer gefälschte Papiere hat, schwarz arbeitet und sich in Deutschland nicht verständigen kann, ist nahezu vollkommen schutzlos.

Viele der illegalen Arbeiter kommen aus der Ukraine, wo der Mindestlohn monatlich umgerechnet etwa 160 Euro beträgt. Seit drei Jahren dürfen Ukrainer ohne Visum in die EU einreisen. Etwa zur gleichen Zeit legte der Krieg im Osten des Landes die ukrainische Wirtschaft lahm. Schätzungen zufolge arbeiten mittlerweile neun Millionen Ukrainer im Ausland. Das Geld, das sie nach Hause schicken, ist für das Land eine wichtige Stütze.

Vor zwei Jahren wurde in Bayern der Ukrainer Victor Ovcharenko von einem Schlägertrupp getötet, weil er die Auszahlung seines Lohns vom Subunternehmer einer großen Logistikfirma gefordert hatte. Für sechs Euro die Stunde hatte er Pakete ausgeliefert. Das Landgericht Landshut verurteilte drei Männer wegen Körperverletzung mit Todesfolge, ob die Schläger auf Anweisung der Firmenleitung handelten, konnte das Gericht jedoch nicht klären.
(...)
https://jungle.world/artikel/2020/16/kriminelle-ausbeutung

ZitatDie Ausbeutung hat immer Saison
Die Arbeitsbedingungen für Wanderarbeiter aus Osteuropa sind in der EU sehr schlecht. Sie werden schlecht bezahlt, betrogen und häufig ihrer Freiheit beraubt. Die Pandemie verschärft diese Bedingungen.


Letztendlich würden Immigrantinnen und Immigranten als eine Ware gesehen, fasst ein Mitarbeiter von Drept die Ausbeutungsverhältnisse zusammen: »Die Menschen werden importiert, leisten hier gewisse Dienstleistungen und fertig. Das ist alles. Sie werden nicht als Arbeiter mit gleichen Rechten angesehen, oder als Teil dieses Systems. Sie gehören nicht dazu.«

Deutscher Spargel soll billig bleiben
»Wir wurden dort wie Tiere behandelt. Wir haben drei Wochen gearbeitet, sind hier angekommen, wurden in Quarantäne gesteckt, ohne darüber informiert zu werden. Wir gingen eine Woche zur Arbeit, ohne irgendein Dokument zu unterschreiben. Die Arbeitsstunden wurden auf einen Zettel geschrieben«, berichtet Dumitru P*. Auch die Versorgung vor Ort sei schlecht und teuer: »Es wurde versprochen, uns zweimal pro Woche in einen Laden zu bringen, um Essen und Wasser zu kaufen. Nichts davon war wahr, einmal waren wir in einem Laden, danach wurde auf dem Hof ein Kiosk eingerichtet, mit Lebensmitteln vom Supermarkt, die mit Zuschlag verkauft wurden, ohne Quittung. Einzelne Personen, auch meine Frau und ich, hatten gesundheitliche Probleme. Ich hatte am Bein Insektenbisse vom Feld, es war sehr geschwollen und tat weh. Ich habe um eine Creme gebeten, aber mir wurde nur entgegnet: ›Hau ab, ich hab keine Zeit für dich!‹
(...)
Costi Rogozianu, Journalist aus Rumänien, betrachtet auch die Berichterstattung in Deutschland, etwa der Bild-Zeitung, die schreibt, Deutsche seien die harte Arbeit nicht gewohnt, anders als die »stärkeren Rumänen und Polen«: »Der östliche Arbeiter ist flexibel und billig. Er wird nur wie ein Körper gesehen, der Profit schafft. Die interne Migration (innerhalb der EU) wird euphemistisch als ›das Recht auf Mobilität‹ bezeichnet. Was dabei fehlt, ist der transnationale europäische Arbeiter mit gesicherter Würde.«

Seit dem Tod des rumänischen Erntehelfers in Baden-Württemberg wächst auch in Rumänien das Interesse am Thema. Zahlreiche Medien berichten seit vergangener Woche über Fälle von Arbeitsrechtsverletzungen in der EU und davon, wie stark rumänische Arbeitskräfte betroffen sind.
https://jungle.world/artikel/2020/17/die-ausbeutung-hat-immer-saison
Titel: Re: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Kuddel am 13:55:53 Fr. 12.Juni 2020
ZitatDie Flüchtlingsunterkunft in Frankfurt-Bonames wurde vor fünf Jahren als Übergangslösung gebaut. Fünf Jahre später leben dort noch immer 230 Menschen - unter Bedingungen, die sie nun nicht mehr akzeptieren wollen.

In Frankfurt haben am Mittwoch Bewohner eines Flüchtlingsheims gegen die ihrer Meinung nach unhaltbaren Zustände in der Unterkunft demonstriert. Laut Polizei zogen knapp 100 Personen durch die Stadtteile Bonames und Kalbach. Während des etwa zweieinhalbstündigen Protests blockierten sie Straßen und machten durch Sprechchöre auf ihr Anliegen aufmerksam.
https://www.hessenschau.de/gesellschaft/frankfurt-bonames-bewohner-von-fluechtlingsunterkunft-protestieren-gegen-schlechte-zustaende,fluechtlingsheim-bonames-protest-100.html
Titel: Re: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Kuddel am 08:43:34 Fr. 17.Juli 2020
ZitatFlüchtlinge in Frankfurt fordern besseres Wohnen
Das Fass ist voll. Nachdem die Bewohner einer Unterkunft für Flüchtlinge in Bonames wochenlang gegen ihre Wohnbedingungen protestiert hatten und es wie berichtet immer wieder zu Ausschreitungen kam, haben sie nun für das Sozialdezernat einen Bericht über die Vorkommnisse verfasst. Etwa 50 Menschen sind zur Übergabe vor das Sozialdezernat gekommen. Sie lesen ihren Bericht vor, drei volle Seiten. Vom Dezernat kommt niemand, um ihn entgegenzunehmen.
https://www.faz.net/aktuell/rhein-main/fluechtlingsheim-frankfurt-bewohner-schildern-ihre-sicht-16864399.html
Titel: Re: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Kuddel am 12:23:46 Fr. 17.Juli 2020
Zitat,,Gastarbeiter" entdecken den Wilden Streik

Die Analyse des Fordstreiks 1973 setzt der offiziellen Geschichtsschreibung eine Migrationsgeschichte aus der Perspektive der Kämpfe, Konflikte und sozialen Handlungen entgegen.
https://www.untergrund-blättle.ch/buchrezensionen/sachliteratur/joerg-huwer-gastarbeiter-im-streik-988.html (https://www.xn--untergrund-blttle-2qb.ch/buchrezensionen/sachliteratur/joerg-huwer-gastarbeiter-im-streik-988.html)
Titel: Re: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Kuddel am 21:00:36 So. 09.August 2020
Der migrantische Widerstand nimmt zu.

ZitatErntehelfer haben mehr Mut, Missstände anzuprangern

Nach Corona-Ausbrüchen in einigen landwirtschaftlichen Betrieben rücken auch die Arbeitsbedingungen von Erntehelfern in den Fokus. "Dieses Jahr macht sich jeder Sorgen, krank zu werden. Die Menschen haben deswegen mehr Mut, nach außen zu transportieren, wie schlecht es bisher war", sagte die Gewerkschafterin Catalina Guia vom Beratungsprojekt "Arbeitnehmerfreizügigkeit fair gestalten".
https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/agrar-duesseldorf-erntehelfer-haben-mehr-mut-missstaende-anzuprangern-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-200801-99-04010

Neenee, es liegt nicht nur an Corona. Die migrantischen Communities wissen von den vorangegangen Protesten und von Unterstützern und erfolgreichen Kämpfen. Sowas spricht sich rum. Bis in ihre Heimatländer.
Titel: Re: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 16:11:32 Di. 25.August 2020
(https://www.rosalux.de/fileadmin/_processed_/3/e/csm_Ford-Streik-1973_pa_fbf9d66448.jpg)

Streikende türkische Arbeiter am 29. August 1973 am Ford-Werk in Köln-Niehl. Auslöser des «Wilden Streiks» war die Entlassung von 300 Arbeiter*innen, die verspätet aus dem Urlaub zurückgekehrt waren. Doch ging es um viel mehr. 

https://www.rosalux.de/publikation/id/42811
Titel: Re: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 12:14:01 Sa. 19.September 2020
Aus der Geschichte der US ArbeiterInnenbewegung:

5 Beispiele für Streiks der Latinocommunity in den USA in den letzten 100 Jahren:
https://www.history.com/news/latino-labor-movement-strikes-cesar-chavez
Titel: Re: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Kuddel am 13:03:58 Fr. 16.Oktober 2020
https://youtu.be/SneQdn61ptg

Werner Rügemer (Aktion Arbeitsunrecht) übt scharfe Kritik an "Faire Mobilität".

ZitatDie Kehrseite der ,,vorübergehenden" Wanderarbeit als Dauerzustand: Das Reservoir in den unterentwickelt gehaltenen neuen EU-Staaten soll erhalten bleiben. Zeitlich begrenzte Billigarbeit in den reichen EU-Gündungsstaaten, wie auch mit den Spargelstechern und sonstigen Saisonarbeitern praktiziert – gleichzeitig werden die armen EU-Staaten in Osteuropa in volkswirtschaftlicher Unterentwicklung gehalten. So bleibt das erpressbare, stumme Reservoir für die mobile, austauschbare Reservearmee erhalten.
(...)
EU-finanzierte Komplizenschaft des DGB

In den Eckpunkten lobt das Bundeskabinett das Projekt ,,Faire Mobilität". Es soll zur Durchsetzung des neuen Schutzprogramms fortgeführt werden. Es wird aus dem Sozialfonds der EU finanziert. Der DGB betreibt damit seit mehreren Jahren Beratungsstellen für ausländische Wanderarbeiter.

Die Mittel werden über das Bundesministerium für Arbeit und Soziales zugeteilt. In 9 regionalen Beratungsstellen des DGB sollen ,,mobile Arbeitnehmer/innen aus den mittel- und osteuropäischen EU-Staaten bei der Durchsetzung von gerechten Löhnen und fairen Arbeitsbedingungen auf dem deutschen Arbeitsmarkt unterstützt" werden.

Die Beratungsstellen gehen nicht offensiv in die Betriebe, sondern warten auf verängstigte Werkvertragler, die es wagen, sich an die Beratungsstellen zu wenden. Die Beratung der wenigen Betroffenen beschränkt sich auf das Unmittelbare. Aber die individuelle Stärkung für den Gang vor Gericht oder die kollektive Stärkung etwa durch praktische Heranführung an die Mitgliedschaft in einer Gewerkschaft werden in diesem Gewerkschaftsprojekt nicht gefördert. Betriebsratsgründung? Noch nie gehört.

Die in der Schlachtindustrie praktizierten Rechtsbrüche werden von den DGB-Beratungsstellen nicht zur Anzeige gebracht – einmal, 2017, wurden zwei Arbeiter gegen die Tönnies-Werkvertragsfirma Besselmann vor Gericht vertreten, eine Ausnahme.[9] Dass der Status als Werkvertragler ein Rechtsbruch, ein Betrug ist, weil es sich in Wirklichkeit um Leiharbeiter handelt – keine Kampagne beim DGB.
https://www.nachdenkseiten.de/?p=61638

Es gibt auch Stimmen, die Rügemers Kritik für übers Ziel hinausgeschossen halten. Trotz der Nähe ist "Faire Mobilität" nicht gleich DGB. Es gibt dort gute und engagierte Leute, die nicht nur auf "auf verängstigte Werkvertragler" warten, sondern aktiv den Kontakt zu ihnen an ihren Arbeitsplätzen oder Unterbringungen suchen.

Die Kritik am DGB ist völlig berechtigt.
Titel: Re: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Kuddel am 08:48:50 Do. 26.November 2020
ZitatArbeitsmarkt
Vielen Unternehmen fehlen Bewerber mit Migrationshintergrund
https://www.faz.net/aktuell/karriere-hochschule/buero-co/studie-vielen-unternehmen-fehlen-bewerber-mit-migrationshintergrund-17068767.html
Titel: Re: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Kuddel am 15:41:18 Di. 02.Februar 2021
ZitatDer Luxus der Anderen
Ausgebeutet in Berlin – 550 Euro für drei Wochen harte Arbeit

Als Arbeiter kam er nach Deutschland, baute mit an der glitzernden ,,Mall of Berlin" – und wurde nicht bezahlt. Heute lebt Nicolae Molcoasa auf der Straße.


(https://abload.de/img/2-format6001h8ki2.jpg) (https://abload.de/image.php?img=2-format6001h8ki2.jpg)

(...) Seit es in der EU einen gemeinsamen Arbeitsmarkt gibt, sind hunderttausende Menschen nach Deutschland gekommen. Gut 400.000 Beschäftigte mit rumänischer Staatsangehörigkeit wie Molcoasa zählte die Bundesagentur für Arbeit dieses Jahr – und das sind noch diejenigen, die zumindest sozialversicherungspflichtig angestellt sind.

Die Menschen sind anfällig für Ausbeutung, nehmen oft übelste Bedingungen in Kauf, weil sie keine Wahl haben. ,,Wer aufmuckt, der fliegt raus", sagt Justyna Oblacewicz vom Deutschen Gewerkschaftsbund. 8000 Menschen haben sich bundesweit allein in der ersten Hälfte des Jahres 2020 an die Beratungsstellen für ,,Faire Mobilität" der Gewerkschaft gewandt.

Vor gut sechs Jahren betritt Nicolae Molcoasa zum ersten Mal das Areal in der Mitte Berlins, wo heute die Mall steht. Er schleppt schweres Baumaterial. ,,Von Anfang an war die Arbeit hart, übertrieben." Zehn Stunden habe er am Tag gearbeitet, an sechs Tagen in der Woche. ,,Aber es wurde schlimmer."

Bullige Typen tauchten auf der Baustelle auf, verboten Pausen, aus angeblich ,,technischen Gründen", brüllten Molcoasa und seine Kollegen an, wenn sie Wasser trinken wollten. Aber Molcoasa will an diese Sache lieber nicht mehr so viel denken. ,,Das würde meine jetzige Lage noch schlimmer machen."

(...) ,,Die Anwälte haben so viele Beweise vorgebracht, trotzdem haben wir verloren"

Die verantwortlichen Subfirmen kommen davon. Openmallmaster ist pleite, der Geschäftsführer wurde per Haftbefehl gesucht, weil er die Insolvenz verschleppte. Der Befehl ist verjährt.

(https://abload.de/img/2-format3001z8k1t.jpg) (https://abload.de/image.php?img=2-format3001z8k1t.jpg)

(...) Fälle wie der Molcoasas zeigen: Gleiche Rechte bringen nur dann etwas, wenn Menschen sie durchsetzen können, wenn sie ihre Rechte überhaupt kennen. Oft ist das bei Menschen aus dem Osten der EU nicht so, sagt Gewerkschafterin Oblacewicz.

Auch die Obdachlosigkeit ist als Gefahr im System angelegt: Auf dem Bau, in der Landwirtschaft und der häuslichen Pflege ist die Unterkunft für Ausländer teilweise an den Arbeitsplatz gekoppelt. Wer den Job verliert, ist dann gleichzeitig ohne Dach über dem Kopf. ,,In solchen Fällen bleibt den Menschen nichts anderes übrig als den Weg nach Hause anzutreten oder so schnell wie möglich eine neue Anstellung zu finden."
https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/der-luxus-der-anderen-ausgebeutet-in-berlin-550-euro-fuer-drei-wochen-harte-arbeit/26781212.html
Titel: Re: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Kuddel am 15:11:49 Do. 11.März 2021
Twittermeldung aus Österreich:

(https://pbs.twimg.com/media/EwM7Rc2XAAUezS4?format=jpg&name=900x900)

Marya, 24h-Betreuerin aus Rumänien hat eine Rede gehalten:

ZitatHallo, mein Name ist Marya und ich bin eine rumänische 24-Stunden-Betreuerin.

Heute vertrete ich meine Kolleginnen und Kollegen von den Vereinen DREPT und IG24, aber auch alle anderen BetreuerInnen, die mit uns für bessere Arbeitsbedingungen kämpfen.
Wir werden genauso ausgebeutet und ignoriert wie immer. Wir müssen noch immer in einem System mit offensichtlicher Scheinselbstständigkeit arbeiten.
In der Praxis sind wir jedoch von den schrecklichen Ausbeutungspraktiken der Vermittlungsagenturen abhängig, die uns dazu bringen, ungerechte Verträge zu unterschreiben und sich auf unserem Rücken bereichern.

Obwohl die Pandemie des letzten Jahres glasklar gezeigt hat, dass die 24h-Betreuung für unsere Gesellschaft unverzichtbar ist, dass die Gesellschaft zusammenbrechen würde, wenn wir nicht da wären und uns um die kümmern würden, die am Ende ihres Lebens stehen und obwohl alle in Panik geraten, wenn die Grenzen geschlossen werden und wir nicht mehr zu unserer Arbeit anreisen können, haben sich unsere Arbeitsbedingungen trotzdem kein bisschen verbessert! Nicht ein bisschen!

Heute ist unser Tag. Aber nicht, um beklatscht, gelobt und gefeiert zu werden. Nein! Es ist unser Tag, um unsere Wut herauszuschreien. Denn ja, wir werden immer wütender.

Obwohl die Pandemie des letzten Jahres glasklar gezeigt hat, dass die 24h-Betreuung für unsere Gesellschaft unverzichtbar ist, dass die Gesellschaft zusammenbrechen würde, wenn wir nicht da wären und uns um die kümmern würden, die am Ende ihres Lebens stehen und obwohl wir haben keine Möglichkeit, uns zu schützen, um uns kümmert sich der Staat Österreich nicht. Und in unseren Heimatländern gibt es ganze Familien, die von unserer Arbeit und von unserem Einkommen abhängen.
Titel: Re: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: admin am 14:17:30 Sa. 13.März 2021
Die schwedische Gewerkschaft SAC hat einen Versuch unternommen, eine internationale Vernetzung zum Thema Arbeitsmigration aufzubauen.

Es waren bei dem Onlineaustausch Teilnehmer aus Schweden, Polen, Bulgarien und Deutschland dabei. Es waren Leute aus Gewerkschaften und anderen Initiativen, die sich mit der Thematik befassen. Ich war als Vertreter von chefduzen eingeladen.

Was mir im Kopf geblieben ist: Es waren 2 Gewerkschafter von der FAU Bonn dabei, die erzählten, daß die FAU Bonn sich erst ein Jahr zuvor gegründet hat und dann überrascht wurde, daß die Rumänischen Erntearbeiter bei Spargel Ritter in Bornheim eigenständig in den Streik getreten sind und sie als Gewerkschaft hinzukamen, um die kämpfenden Arbeitsmigranten zu unterstützen. Sie erzählten begeistert, was sie im Laufe diese Auseinandersetzung gelernt hätten. Die juristische Auseinandersetzung sei noch am Laufen und sie sehen den Ausgang optimistisch.

Amazon hat bisher beim Vertrieb der Waren meist auf Zusteller wie DHL zurückgegriffen. Nun will Amazon eigene Vertriebsstrukturen aufbauen. Es ist geplant, Amazonfahrer grenzüberschreitend zu vernetzen.

Eine polnische Teilnehmerin sagte, viele Polen arbeiteten im westlichen Ausland und Polen sei voll mit Arbeitsmigraten, u.a. aus der Ukraine. Wir sollten also nicht mit einer Haltung loslegen, wir würden etwas für Arbeitsmigranten tun. Wir sollten uns selbst als Arbeitsmigranten sehen, die sich vernetzen müssen, um unsere Lebenssituation zu verbessern.

Es soll ein kontinuierlicher Austausch stattfinden und ein Infopool aufgebaut werden mit Adressen von Beratungs- und Anlaufstellen, mit mehrsprchigen Infos zur rechtlichen Situation im jeweiligen Land und mit Infos zu praktischen Erfahrungen mit kollektiver Gegenwehr.
Titel: Re: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Kuddel am 09:56:57 Di. 16.März 2021
Ich schätze die britische Initiative "Angry Workers" sehr.
Sie gehen dorthin, wo die Ausbeutungsverhältnisse am krassesten sind. Sie sind neugierig. Sie knüpfen Kontakte. Sie beobachten, quatschen mit den Leuten und mischen sich ein.

Ein Auszug:

ZitatWir arbeiteten auf einer Obstfarm in Kent und pflückten Erdbeeren. Es waren ungefähr 80 Hektar. Die Familie, die den Betrieb führte, hatte noch mehrere andere Farmen. Auf unserer Farm wurden die Erdbeeren draußen in Folientunneln angebaut, die in Brusthöhe aufgehängt waren. Die Arbeit, die wir verrichteten, war das Entblättern (also die Pflege der Pflanzen) und einige Pflückarbeiten. Wir kamen im Juni an und arbeiteten bis September.

Wir wohnten auf einem 1 oder 2 Hektar großen Wohnwagenplatz neben einem kleinen Industriegebiet. Um uns herum waren Felder mit den Polytunneln. Die Miete kostete etwa 69 Pfund pro Woche. Also etwa ein Tageslohn. Das beinhaltete ein Bett im Wohnwagen für bis zu 6 Personen, und es deckte Strom, Wasser, Gemeinschaftsduschen/-Toiletten und Kochmöglichkeiten ab. Der Lohn wurde direkt von unseren Gehaltsschecks abgezogen.

Die Wohnwagen waren sehr einfach. Wir haben Bilder von anderen Farmen gesehen und die können viel angenehmer sein. Die Kochgelegenheiten waren auch sehr funktionell. Die Toiletten waren immer verstopft. Wir kamen als Paar an und konnten so das Hauptschlafzimmer teilen. Es hatte eine Matratze und einen Kleiderschrank. Wir hatten Glück, denn dieses war besser als andere Zimmer. Man konnte in einem sehr kleinen Zimmer mit einem anderen Fremden zusammen sein und ein paar Zentimeter von dessen Gesicht entfernt schlafen. Und eine Steckdose pro Zimmer.
(...)
Es gab einen Engländer, mit dem wir zusammenarbeiteten, der Italienisch sprechen konnte, und so konnte er sich mit einem Rumänen verständigen, der Italienisch sprach, weil er jahrelang in Italien gearbeitet hatte. Dieser Rumäne zeigte dem Engländer, wie man die Erdbeeren wirklich schnell pflückt, indem man eine spezielle Technik mit den Fingern anwendet. Die Manager bringen einem das nicht bei, also muss man von anderen lernen. Die Arbeit wurde in Pflanzenreihen gemessen, und wir bekamen verschiedene Kontingente zugeteilt.

Die Vorgesetzten waren hauptsächlich Rumänen und Bulgaren, aber wir hatten einen englischen Vorgesetzten. Er hatte noch nie Obst gepflückt, aber er war ein Manager in einem Geschäft gewesen, also machten sie ihn zum Aufseher. Er arbeitete die Quoten aus (etwa 20 kg Obst pro Stunde). Der Grundlohn war der Mindestlohn, aber wenn man eine bestimmte Menge überschritt, kam man in den "Bonusbereich". Aber man musste wirklich verdammt schnell sein, um überhaupt in den Bereich des Mindestlohns zu kommen. Wenn man zu oft nicht schnell genug war, wurde man für den Tag nach Hause in seinen Wohnwagen geschickt. Man wurde zwar für seine Schicht bezahlt, aber dann wurde man nicht mehr zur Arbeit gebeten. Du würdest einfach weiter auf der Baustelle sein, ohne zu arbeiten. Man erfuhr erst am Vorabend, ob man am nächsten Tag zur Arbeit eingeteilt war. Dies wurde am schwarzen Brett in der Küche ausgehängt. Die Farm arbeitete 7 Tage die Woche und man musste jeden Abend den Dienstplan überprüfen. Wenn man also frei haben wollte, musste man ihnen sagen, dass man einen Tag frei hat, oder einfach nicht zur Arbeit gehen und sich darum kümmern. Normalerweise waren sie damit einverstanden, wenn man es ihnen im Voraus mitteilte.

Es waren hauptsächlich Arbeiter aus Rumänien, Bulgarien und der Ukraine, aber auch einige Polen, Slowaken und Tschechen. Möglicherweise gab es auch einige Roma-Arbeiter auf dem Hof. Die ukrainischen Arbeiter lebten auf einem separaten Wohnwagenplatz und wurden zur Aufstockung der Belegschaft geschickt, wenn die Nachfrage groß war. Der Campingplatz, auf dem wir waren, war hauptsächlich rumänisch, und es gab einen zweiten, der hauptsächlich bulgarisch war. Die Leute blieben hauptsächlich bei ihrer jeweiligen Sprachgemeinschaft. Die Arbeiter waren hauptsächlich männlich, viele waren Mitte 20, aber es gab auch viele in ihren 30ern, 40ern, 50ern. Einige der Arbeitsmigranten schienen recht erfahren zu sein, und viele der Neuen waren mit Erfahrenen gekommen, die ihnen die Grundlagen zeigten.

Unser Arbeitsteam bestand hauptsächlich aus Engländern. Anfang Juni waren wir 35 Leute, aber die Zahl sank auf etwa 16, die es eine Weile aushielten, und als wir Ende September abreisten, waren es noch 4. Die englischen Arbeiter hielten nicht lange durch. Viele Leute kamen aus dem Hippiemilieu - normalerweise arbeiteten sie auf Festivals. Einige waren gerade entlassen worden, andere waren gerade auf Weltreise, als die Pandemie ausbrach. Es gab auch ein paar zwielichtige Leute, die nur wegen der billigen Unterkunft und zum Stehlen da zu sein schienen. Stressig, wenn sie in deinem Wohnwagen leben. Sie blieben nicht lange und zogen weiter.
(...)
https://www.angryworkers.org/2021/01/06/lockdown-interviews-agricultural-worker/
Titel: Re: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Kuddel am 17:50:34 Fr. 26.März 2021
Ich war auf einer Anti-Tönnies-Veranstaltung und da wurde berichtet, daß vorerst Arbeitskämpfe innerhalb der Schlachtbetriebe unmöglich seien, da die osteuroäischen Beschäftigten unter ständiger Bebochtung und Repression ständen. Osteuropäische Vorgesetzte übernähmen Kapoaufgaben und würden in den gleichen Unterbringungen wohnen. Aufmüpfige Arbeiter werden zusammengeschlagen, teilweise auch abgeschoben.

Das Unmögliche ist nun doch passiert: Wilde Streiks an mehreren Vion Standorten!
ZitatAn drei Standorten von Vion legten Mitarbeiter in der Schlachtung und Zerlegung unangekündigt ihre Arbeit nieder. Auslöser für die Streiks war Ärger über die Lohnabrechnung.
https://www.wochenblatt-dlv.de/regionen/ostbayern/streiks-bleiben-ohne-groessere-auswirkungen-564244

Nun hat auch die NGG nachgelegt:
ZitatMitarbeiter des Landshuter Schlachthofs streiken

(https://abload.de/img/media.media.2d7303d4-n0keu.jpg) (https://abload.de/image.php?img=media.media.2d7303d4-n0keu.jpg)

Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) hat in dieser Woche zu Streiks in der Fleischwirtschaft aufgerufen. In der Nacht auf Donnerstag haben sich auch die Mitarbeiter des Vion Schlachthofs in Landshut daran beteiligt.


Wie die NGG mitteilte, sei die komplette Schlachtung dem Aufruf gefolgt und habe ab 2 Uhr die Arbeit niedergelegt. Erst vier Stunden später um 6 Uhr seien die Mitarbeiter wieder angetreten. "Wir sind sehr zufrieden mit der breiten Beteiligung am Warnstreik.
https://www.idowa.de/inhalt.aktion-am-donnerstagmorgen-mitarbeiter-des-landshuter-schlachthofs-streiken.69e5a875-083f-4829-9a79-68d9487899a3.html
Titel: Re: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Kuddel am 09:41:26 Sa. 27.März 2021
Die Unsichtbaren

Hunderttausende migrantische Arbeiterinnen befinden sich in einer Art Leibeigenschaft: 24-Stunden-Pflegekräfte.

Eine hat den juristischen Kampf aufgenommen:

ZitatEtwa eine halbe Million Menschen halten sich in Deutschland Diener*innen, die das Haus fast nie verlassen und immer zur Verfügung stehen müssen. An solche massenhaften Feudalarbeitsverhältnisse glauben Sie nicht? Dann fragen Sie mal 24-Stunden-Pflegekräfte, wie ihre Arbeitsbedingungen sind!

Diese Pflegekräfte sind meistens weiblich, meistens aus Osteuropa, sie betreuen Pflegebedürftige rund um die Uhr in deren Häusern und bekommen diese Zeit nicht einmal annähernd vollständig entlohnt.

Einer von ihnen hat es jetzt gereicht. Frau Alekseva, der Name ist geändert, kommt aus Bulgarien. Sie hat dagegen geklagt, dass sie lediglich die in ihrem Arbeitsvertrag festgelegten 30 Arbeitsstunden, nicht aber die restliche Arbeits- und Bereitschaftszeit bezahlt bekommt. Zwei Gerichte in Berlin haben ihr bereits Recht gegeben; ein Arbeitsgericht gestand ihr zu, dass sie Lohn für 168 Arbeitsstunden hätte bekommen müssen. Das Landgericht Berlin erkannte 21 Arbeitsstunden täglich, also insgesamt 147 Arbeitsstunden an. Ihr tatsächlicher Lohn lag also so weit unter dem Mindestlohn, dass es sich hier nicht mehr auszurechnen lohnt. Als Nächstes wird vor dem Bundesarbeitsgericht verhandelt, weil Frau Aleksevas Arbeitgeber zum dritten Mal Berufung eingelegt hat. Der Arbeitgeber ist eine bulgarische Agentur, wie es sie zu Tausenden gibt und wie sie gut an den Vermittlungen verdienen.

Unterstützung bekommt Frau Alekseva vom Projekt ,,Faire Mobilität" des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB). Dessen Mitarbeiterinnen beraten ost- und mitteleuropäische Arbeitsmigrant*innen in Deutschland bei ihren Anliegen. ,,Wir hoffen, dass sich nach einem positiven Urteil mehr Betreuungskräfte trauen, sich gegen mangelnde Bezahlung und fehlende Freizeit zu wehren und ihre Ansprüche einklagen", erklärt Justyna Oblacewicz von der im DGB organisierten Gewerkschaft Verdi. ,,Viele wissen nicht mal, dass sie ihre Rechte hier in Deutschland durchsetzen können, auch wenn sie keinen deutschen Vertrag haben." Neben der rechtlichen Beratung bemüht sie sich um die gewerkschaftliche Organisierung der 24-Stunden-Pflegekräfte, die leider noch ganz am Anfang steht: ,,Wir versuchen, die Frauen, die vereinzelt in ihren Haushalten sind, über Social Media zu vernetzen. Es gibt auch viele sprachliche Barrieren." Auch in der Schweiz wehren sich seit ein paar Jahren die 24-Stunden-Pflegekräfte auf ganz ähnliche Weise. Bleibt zu hoffen, dass Frau Oblacewicz recht behält, dass der Funke überspringt und Frau Alekseva das Vorbild für noch sehr viele betroffene Pflegekräfte mehr wird.
https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/24-stunden-pflege-und-jetzt-vor-gericht
Titel: Re: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Kuddel am 11:16:53 Mo. 29.März 2021
Die Arbeit und die Kämpfe der Migranten sind für uns unsichtbar, teilweise deshalb, weil wir uns dafür zu wenig interessieren.

Es ist dabei unfaßbar, wie ruhig es in den Betrieben in Deutschland ist. Ich sehe das Problem darin, daß die Deutschen darauf warten, daß die Gewerkschaften die notwendigen Kämpfe organisieren. Die tun es aber nicht. Mit ihrer sozialparterschaftlichen Ausrichtung fürchten die Gewerkschaften, daß Arbeitskämpfe ja im internationalen Konkurrenzkampf von Nachteil für die Betriebe sein könnten.

Wir stehen also vor dem schwerwiegenden Problem, es mit unbrauchbaren Gewerkschaften zu tun zu haben, die sich eher für den Betriebsfrieden, als für die Interessen der Arbeiter:innen einsetzen.

Migrantische Arbeiter:innen sind nicht unbedingt die armen Ausgebeuteten, die nur auf unsere Hilfe warten. Oftmals sind es kämpferische Menschen, die nicht darauf hoffen, daß sie von Gewerkschaften oder sonstwem vertreten werden, sondern wissen, daß sie selbst für ihre Rechte kämpfen müssen.

Ich glaube, wir sollten uns mehr für die migrantischen Kämpfe interessieren, um selbst ie betriebliche Friedhofsruhe zu beenden.

Die Kämpfe des Bodenpersonals am Frankfurter Flughafen halte ich für ein gutes Beispiel:
https://forum.chefduzen.de/index.php/topic,21592.30.html

Das meist migrantische Personal fühlte sich von Verdi nicht vertreten und von der Kleingewerkschaft IGL nur halbherzig.
Sie erfuhren Unterstützung von kleineren linken Orgnisationen, von Trotzkisten und der MLPD, aber mein Eindruck ist, daß die Solidarität und das ungewöhnliche Durchhaltevermögen auf migrantischen Netzwerken und Strukturen basiert.
Titel: Re: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Kuddel am 17:37:43 Di. 30.März 2021
https://pbs.twimg.com/media/ExqSqV0WEAoYM9Z?format=jpg&name=360x360

https://pbs.twimg.com/media/ExqSqj1WQAgYNtn?format=jpg&name=360x360
Titel: Re: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 19:06:41 Sa. 17.April 2021
ZitatEin Nachruf auf den Sprecher der Streikleitung des Ford Streiks 1973

Der Streik bei Ford in Köln im August 1973 war ein tiefer Einschnitt in der Geschichte der Arbeiterbewegung in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg – der Arbeiterbewegung in Deutschland, nicht der ,,deutschen Arbeiterbewegung..." Der Ford-Streik markierte als Teil der breiten Streikbewegung von Mai bis Oktober 1973 das Ende einer Zeit relativen ,,Klassenfriedens". Die Periode des oft und gerne verklärten ,,Wirtschaftswunders" war endgültig vorbei.

(https://www.lunapark21.net/wp-content/uploads/2021/03/53.11-Baha-Targ%C3%BCn.jpg)

An den ,,wilden" – nicht von den Gewerkschaften geführten – Streiks im Sommer 1973 beteiligten sich 300.000 Arbeiterinnen und Arbeiter. Betriebe, in denen die Belegschaften aufbegehrten, waren unter anderem John Deere in Mannheim, die Klöckner-Hütte Bremen, die Hella-Werke Lippstadt, Pierburg in Neuss, AEG-Küppersbusch in Gelsenkirchen, Opel in Bochum, Philips/Valvo in Bremen, Rheinstahl in Bielefeld/Duisburg und Buderus in Lolla/Hessen.

Baha Targün war Streikführer des ,,Wilden Streiks" (1973) bei Ford-Köln, der hauptsächlich von türkischen Arbeitern getragen wurde. In die Geschichte der türkischen Migranten ging dieser Streik als Wendepunkt ein. Er war das Ende des Bildes vom unterwürfigen türkischen ,,Gastarbeiter". ,,Einfügsam und durchaus brauchbar, wenn man ihn nur richtig anpackt" – so hieß es in einer zeitgenössischen Einschätzung. Für fast alle kam dieser Streik deshalb völlig unvorbereitet. Er war eine ungeheure Explosion, die mit brutaler Gewalt niedergeschlagen wurde.

Der Streik brach Ende August 1973 aus. Der Anlass war die Entlassung der zu spät aus dem Urlaub in der Türkei zurück kommenden türkischen Arbeiter. Die Arbeitssituation verschlechterte sich, weil die Arbeit der fehlenden Arbeiter von den anwesenden übernommen werden musste. Schon lange war die schwere Arbeit und das Tempo am Fließband unerträglich. Mehr als fünf Jahre war die körperliche Belastung kaum zu überstehen. Doch genau dafür wurden über 11.000 türkische Arbeiter von Ford/Köln angeworben. Ford ersparte sich mit billiger Arbeit die sonst schon übliche Mechanisierung der Arbeit. So brauchte es nur eines Zündfunkens und ein Streik mit bisher nicht gekannter Radikalität nahm seinen Lauf.

Baha Targün gab dem explodierenden Zorn der türkischen Arbeiter ein Gesicht und seine Stimme. Bahas Leidenschaft und große Empathie hielt eine Mischung von Menschen zusammen, die bisher noch keine gemeinsame Streikerfahrung hatten.

Die türkischen Arbeiter entsprachen nicht dem gängigen Bild des türkischen ,,Gastarbeiters" und auch nicht unserem Bild von der revolutionären Arbeiterklasse. Sichtbar wurden erstmals Muslime, Kommunisten, Antikommunisten, Bauern, Türken und Kurden, viele qualifizierte Facharbeiter aus der Westtürkei, Siedler aus den illegalen Siedlungen (gecekondu) Istanbuls, die schon in der Türkei Migranten waren, usw. Die Agitprop der linken Gruppen erwies sich als weltfremd und völlig ungeeignet die Menschen zu erreichen.(...)
Weiterlesen! -> https://www.lunapark21.net/zum-tod-von-baha-targuen/
Titel: Re: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Kuddel am 19:26:19 So. 23.Mai 2021
ZitatAm gestrigen Tag gingen in Rom mehrere tausend schwarze Menschen auf die Straße, um für ihre Rechte zu kämpfen. Die sklavenähnlichen Arbeitsbedingungen und der strukturelle Rassismus zwangen sie auf die Straßen Roms und zum Streik.
https://betriebskampf.org/2021/05/23/streik-der-invisibli-in-italien/
Titel: Re: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Kuddel am 13:48:55 So. 30.Mai 2021
ZitatEine polnische Pflegekraft wehrt sich
,,Wenn ich nicht kämpfe, wer sonst?"

Mit 50 Jahren kommt Ewa als Pflegekraft aus Polen nach Deutschland. Als sie erkennt, dass sie ausgebeutet wird, sagt sie dem ungerechten System den Kampf an. Sie streitet für bessere Arbeitsbedingungen und ein selbstbestimmtes Leben.
https://www.deutschlandfunkkultur.de/eine-polnische-pflegekraft-wehrt-sich-wenn-ich-nicht.4004.de.html?dram:article_id=497976
Titel: Re: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Kuddel am 10:12:45 Fr. 25.Juni 2021
Zitat...dass viele keinen sicheren Aufenthaltsstatus und kaum andere Jobperspektiven haben, auch wegen Corona. Trotzdem beteiligen sie sich an einem nach deutschem Streikrecht irregulären Ausstand.

Der Protest ist illegal? – Egal

Liegt es daran, dass ein großer Teil der meist jungen Rider und Picker aus Italien, Spanien, Chile, der Türkei und anderen Ländern stammt und eine Sprache spricht, die selbst Gewerkschafter*innen und Linke in Deutschland oftmals scheuen? Damit ist nicht das Englisch gemeint, in dem sie in der Regel miteinander kommunizieren. Sie bezeichnen sich selbstverständlich als Arbeiter*innen, treten selbstbewusst und unversöhnlich auf. ,,Gorillas kann einen Rider feuern, oder zwei oder drei, aber nicht 50. Wir sind die Basis für ihr Wertversprechen. Ohne uns kann Gorillas keine Geschäfte machen", sagt der Fahrer Hueseyin am Donnerstag auf der Prenzlauer Alle in die Kamera von Labournet TV. ,,Wir sind diejenigen, die das überhaupt möglich machen. Wir werden nicht verlieren."

Viele der Rider leben noch nicht lange in Deutschland und haben die durchregulierten deutschen Arbeitskampfbeziehungen noch nicht verinnerlicht.
https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/riders-in-2019nem-sturm
Titel: Re: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Kuddel am 09:30:23 Mi. 14.Juli 2021
ZitatEin gewisser Geist der Rebellion

Interview mit drei Berliner Gorillas-Rider*innen aus Chile und Mexiko


Der neue Lieferdienst Gorillas betreibt seinen aggressiven Expansionskurs buchstäblich auf dem Rücken der Fahrradkurier*innen. Aber in Berlin stößt er auf Gegenwehr. Im Februar legten die Rider*innen wegen der unzumutbaren Wetterbedingungen die Arbeit nieder. Danach organisierten sie sich als Gorillas Workers Collective und bereiteten die Gründung eines Betriebsrates vor. Zur Betriebsversammlung am 3. Juni konnten sie mehr als 200 Kolleg*innen mobilisieren. Ihre bislang spektakulärste Aktion war der spontane Streik am 8. und 9. Juni mit Blockaden von Gorillas-Standorten, für die Wiedereinstellung ihres gekündigten Kollegen Santiago und die Abschaffung der sechsmonatigen Probezeit. Noch vor diesen Ereignissen haben wir Ende Mai mit Carlos und Gladys aus Chile sowie Dario aus Mexiko (Namen geändert) über die Arbeit und die Organisierung bei Gorillas gesprochen

Ein Kollege meinte mal, dass die Verkehrssprache bei Gorillas in Berlin eigentlich Spanisch sein müsse, weil 60 bis 70 Prozent der Rider*innen aus Lateinamerika oder Spanien kommen. Was sind die besonderen Bedingungen für euch aus Lateinamerika?

G: Die meisten arbeiten mit dem sogenannten Working Holiday Visum, das sich in letzter Zeit immer mehr ausbreitet. Es gilt für ein Jahr und ist Teil der Prekarisierung, denn innerhalb dieses Jahres kannst du nur sechs Monate bei demselben Unternehmen beschäftigt sein. Danach musst du den Arbeitgeber wechseln. Das schafft billige Arbeitskräfte und führt zu hoher Fluktuation.
(...)
http://ila-web.de/ausgaben/447/ein-gewisser-geist-der-rebellion
Titel: Re: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Kuddel am 12:38:27 Fr. 06.August 2021
Zitat,,Die Verbindung zwischen Arbeitsrecht, Prekarität und Migration ist politisch gewollt"

Ana Cárdenas Tomažič und Oskar Fischer im Gespräch über das deutsche Arbeits- und Migrationsregime, anlässlich des Gorillas-Streiks.

(...) Aus einer kritischen Perspektive kann man sagen, diese Arbeitsbedingungen sind prekär. Aber sie sind insgesamt nicht illegal. Sie bewegen sich nicht im informellen Sektor, das ist ein wichtiger Unterschied zu vielen anderen Regionen der Welt. Sehr ähnliche Arbeitsverhältnisse werden anderswo nicht rechtlich definiert, sondern finden jenseits der Regulierung statt, mit Arbeiter:innen von vor Ort, die nicht importiert werden müssen. Dass so eine starke Verbindung zwischen Arbeitsrecht, Prekarität und Migration entstehen konnte, wurde politisch gewollt und auch so rechtlich reguliert, weil der deutsche Arbeitsmarkt so abhängig von den migrantischen Arbeiter:innen ist.
(...)
Rassistische Disziplinierung, Wahlen und Kämpfe migrantischer Avantgardes
(...)
Gewerkschaften, Bürokratie und der politische Charakter des Kampfes gegen Prekarisierung
(...)
https://www.klassegegenklasse.org/die-verbindung-zwischen-arbeitsrecht-prekaritaet-und-migration-ist-politisch-gewollt/
Titel: Re: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Kuddel am 11:47:10 Sa. 14.August 2021
ZitatGleicher Lohn für gleiche Arbeit: Ausländische Arbeiter am HKW Süd protestieren
Osteuropäer bauen das Heizkraftwerk Süd um. Doch ihr Lohn beträgt gerade mal die Hälfte von dem, was ein deutscher Arbeiter bekommen würde.


(https://abload.de/img/1192948_artikelbild_1dok3v.jpg) (https://abload.de/image.php?img=1192948_artikelbild_1dok3v.jpg)

(https://abload.de/img/1192950_artikelbild_14lkw1.jpg) (https://abload.de/image.php?img=1192950_artikelbild_14lkw1.jpg)

...Gerade mal etwas mehr als neun Euro erhalten die osteuropäischen Arbeiter in der Stunde, sagt Franz Schütz von der Gewerkschaft Verdi. Deutsche Facharbeiter würden mindestens 18 Euro verdienen...

...Tamás Székely, der Vorsitzende der ungarischen Chemiegewerkschaft, reiste sogar acht Stunden von Budapest nach München, um an der Kundgebung teilnehmen zu können. Er hält es auch deshalb für wichtig, dass seine Landsleute ebenso viel verdienen wie deutsche Arbeiter, weil München so teuer ist. ...
https://www.abendzeitung-muenchen.de/muenchen/gleicher-lohn-fuer-gleiche-arbeit-auslaendische-arbeiter-am-hkw-sued-protestieren-art-749074
Titel: Re: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Kuddel am 15:25:08 Sa. 11.September 2021
Arbeitsmigranten sind nicht nur Motor der Wirtschaft, sondern auch der Klassenkämpfe.
Die großen Wilden Streiks der 70er wurde von Arbeitsmigranten geführt, der Wilde Streik am Spargelhof Bornheim 2020 und der bei Gorillas 2021 in Berlin wurden (hauptsächlich) von Migranten geführt.

Ein Versuch, die Stadtteilarbeit darauf auszurichten.
Transparent- und Flyeraktion in Kiel-Gaarden:

(https://abload.de/img/vineta1zikrr.jpg) (https://abload.de/image.php?img=vineta1zikrr.jpg)

Rotes Transparent (Bulgarisch): Razzien gegen Ausbeutung?
Hört auf Arbeitsmigranten zu kriminalisieren und zu deportieren.
Geht gegen Ausbeuter vor!

(https://abload.de/img/vineta2idj8g.jpg) (https://abload.de/image.php?img=vineta2idj8g.jpg)

Es gilt klarzumachen, daß die Razzien, die laut Medien gegen Ausbeutung sind, sich in Wirklichkeit gegen die Arbeitsmigranten richten.

(https://abload.de/img/vineta3u8kvn.jpg) (https://abload.de/image.php?img=vineta3u8kvn.jpg)

Weißes Transparent (Rumänisch): Gleiche Rechte und gleiche Löhne für alle!

Titel: Re: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 19:43:00 So. 19.September 2021
,,Migration bedeutet Klassenkampf "
Kanak Attak als Projekt der Geschichtsschreibung.


https://www.arbeit-bewegung-geschichte.de/wp-content/uploads/2021/06/abg_2021_2_Perinelli.pdf
(Ausführliches Interview ab Seite 131)
Titel: Re: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Kuddel am 19:23:37 Fr. 01.Oktober 2021
Schon wieder ein Wilder Streik bei Gorillas!

Die mutige, richtige und wichtige Streikform in Deutschland?

https://de.labournet.tv/gorillas-streik-im-bergmannkiez
engl. mit dt. UT | 4 min

(https://pbs.twimg.com/media/FAnd8OcXMAQ3G00?format=jpg&name=small)

Heute, am 1. Oktober 2021 sind die Gorillas Fahrer_innen erneut in den Streik getreten.
Für bessere Bezahlung, ein besseres Schichtsystem und mehr Arbeitssicherheit.

Das passiert wahrscheinlich nur deshalb, weil die Mehrheit der Gorillas Riders Migranten sind. Sie bringen die Streikkultur hierzulande voran!
Titel: Re: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 09:59:56 Fr. 05.November 2021
ZitatHunderte von Arbeitern ohne Papiere streiken in Frankreich, um ihre Rechte einzufordern

(https://abload.de/img/de8a7d4ffc56204ae429fu5kwf.jpg) (https://abload.de/image.php?img=de8a7d4ffc56204ae429fu5kwf.jpg)

Hunderte von Arbeitern ohne Papiere in der Region Paris streiken seit Montag, um die Legalisierung ihres Beschäftigungsstatus zu fordern. Sie sind in der Gastronomie, in Lieferdiensten und bei der Müllabfuhr beschäftigt und standen während der Pandemie an vorderster Front.
https://www.infomigrants.net/en/post/36119/hundreds-of-undocumented-workers-go-on-strike-in-france-to-demand-their-rights
Titel: Re: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: admin am 14:13:58 Mi. 26.Januar 2022
Ich wurde von einen internationaen Netzwerk zur Unterstützung/Koordinierung migrantischen Widerstands angesprochen. Es ist eine Initiative mit Beteiligung aus West- und Osteuropa. Es ist ein vielversprechendes Projekt und nun ist chefduzen als beteiligte Initiative in der Kontakliste aufgeführt. Ich werde im Herbst dieses Jahres an einem Vernetzungstreffen in Südschweden teilnehmen.

Seit einigen Tagen ist eine mehrsprache Website des Projekts online. Diese Seite soll nun bekannt gemacht werden.

http://migranti-org.net/de/building-class-power-across-national-borders-deutsch/

Bitte verbreitet die Info und den Link!

Titel: Re: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Kuddel am 18:45:03 Mi. 30.März 2022
ZitatKlassenkampf
»Das entscheidende ist, kollektiv zu agieren«
Die Initiative »Migranti« vernetzt europaweit migrantische Arbeitskämpfe. Ein Gespräch mit Evgeni Nikitin


Sie setzen sich mit »Mi­granti« für Beschäftigte in Europa und deren Kämpfe ein. Können Sie die Initiative kurz vorstellen?

Sie wurde 2021 von einigen europäischen Basisgewerkschaften und migrantischen Organisationen ins Leben gerufen, um migrantische Arbeitskämpfe in Europa über die nationalen Grenzen hinaus zu vernetzen und die Macht migrantischer Arbeiter zu stärken. Momentan teilen wir in erster Linie Informationen über unsere Website in zehn Sprachen. Wir berichten dort über Arbeitskämpfe, informieren über die Rechte migrantischer Arbeiter in verschiedenen Ländern und vermitteln Kontakte zu Gruppen, die migrantische Arbeitskämpfe unterstützen.

Wozu bedarf es einer solchen Ini­tiative?

Die Hypermobilität des Kapitals und der Arbeit definiert die gegenwärtige Phase des Kapitalismus in Europa. Ich lebe selber in Bulgarien. 60 Prozent aller bulgarischen Arbeitskräfte arbeiten im Ausland. Migrantische Arbeit ist zum Rückgrat europäischer Volkswirtschaften geworden. Das gilt sowohl für die Länder, in denen Migranten arbeiten, als auch für jene, aus denen sie kommen. Die Geldsummen, die migrantische Arbeitskräfte in ihre Heimatländer schicken, liegen in vielen Fällen über den Investitionen ausländischer Firmen. Migrantische Arbeit ist also nicht nur von Prekarität, niedrigen Löhnen und schlechten Arbeitsbedingungen geprägt, sondern ihr kommt auch große ökonomische Macht zu. Migrantische Arbeitskräfte realisieren das in zunehmendem Maße, was sich an den immer häufigeren Arbeitskämpfen migrantischer Arbeiter in Europa ablesen lässt.

Einer der unmittelbaren Effekte des Krieges in der Ukraine ist, dass Millionen weitere Migranten nach Arbeit suchen werden. Die Arbeitgeber werden versuchen, das zum weiteren Drücken von Löhnen und der Verschlechterung der Arbeitsbedingungen zu nutzen. Aber es wird auch zu zunehmendem Widerstand kommen. Wir werden einen Kampf um die Grenze des gegenwärtigen Systems sehen. Gewerkschaftliche und politische Aktivisten müssen sich in diesen Prozess einbringen, Verbindungen zwischen den Arbeitern herstellen und Solidarität fördern.

Was sind dabei die größten Heraus­forderungen?

Das restriktive Arbeitsregime, das Hunderttausende von Arbeitern in die Illegalität treibt, macht sie von den Arbeitgebern abhängig. Die Welle des Nationalismus, die über Europa schwappt, wird nicht nur dazu verwendet, migrantischen Arbeitskräften ihre Rechte vorzuenthalten. Sie erweist sich auch als große Bedrohung für die Einheit der Arbeiterklasse. Insofern sind der Nationalismus, und nicht zuletzt die damit verbundene Militarisierung, die größte Gefahr.

Welche Rolle spielen die Gewerkschaften?

Große Gewerkschaften haben zwar genug Ressourcen, um Übersetzer anzustellen, individuelle Beschwerden zu unterstützen, Informationskampagnen zu führen und Öffentlichkeitsarbeit zu machen. Doch sie bleiben in der Regel Dienstleister. Das hilft migrantischen Arbeitern nicht dabei, ihre Macht am Arbeitsplatz zu stärken. Anstelle dessen werden sie in ein unmenschliches ökonomisches System integriert, das auf ihrer eigenen Ausbeutung beruht. Gewerkschaften, die wirklich helfen können, sind lokale Basisgewerkschaften, die auf die Selbstorganisierung migrantischer Arbeitskräfte fokussieren.

Warum ist gerade die Selbstorganisierung so wichtig?

Es bedarf nicht unbedingt einer Gewerkschaft, um zu streiken. Migrantische Arbeitskräfte treten immer wieder in wilde Streiks. Gewerkschaftsbürokratien können ihrer Militanz im Wege stehen. Manchmal schlagen sich die Gewerkschaftsführungen gar auf die Seite der Arbeitgeber. Arbeitskämpfe müssen auf den Aktionen der Arbeiter aufbauen. Ob diese einer Basisgewerkschaft angehören, eine militante Fraktion innerhalb einer großen Gewerkschaft bilden oder mit Gewerkschaften gar nichts zu tun haben, ist nicht das entscheidende. Das entscheidende ist, kollektiv zu agieren. Notwendig dafür ist ein Bewusstsein der Klasse und der eigenen Macht als Klasse.
https://www.jungewelt.de/artikel/423571.klassenkampf-das-entscheidende-ist-kollektiv-zu-agieren.html
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Kuddel am 09:12:37 So. 28.August 2022
https://twitter.com/labournettv/status/1563613405751439360
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Kuddel am 17:47:52 Mo. 10.Oktober 2022
Migranten halte ich für den Motor der heutigen Klassenkämpfe.
Sie haben weniger Schiß, mehr Elan, weniger Obrigkeitshörigkeit und mehr Spaß am Kampf.

Das behaupte ich mal so.

Ihr könnt euch auch das mal ansehen:

https://twitter.com/heditounsi6/status/1579202259686404096
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Kuddel am 11:49:51 Do. 13.Oktober 2022
ZitatMigrantische Arbeit bei Amazon und in der Fleischindustrie
eine Rezension von Grenzen aus Glas


Vor einem Anwerbeladen: ,,Ja, sagt er, er habe den Job. Auf Nachfrage fügt er hinzu, dass er schon mal bei Amazon gearbeitet habe, aber sein Vertrag zunächst nicht verlängert worden sei. Ich beglückwünsche ihn zu seinem Erfolg, aber er verzieht das Gesicht: »Ach komm, Amazon, das ist wie das Gefängnis. Genauso gut hättest du mir jetzt gratulieren können, dass ich in den Knast komme.«"

Refugees@work und multiple Prekarität

Vorarbeiter, die andere Mitarbeiter:innen schubsen; entsetzliche Wohnsituationen; Afrikaner:innen, die als letzte in die Pause geschickt werden; Arbeiterinnen, die stets die schlechter bezahlten Jobs bekommen; die Hölle der abgeschlachteten Tiere in Akkord; schlechte Einarbeitungen, die zu Verstümmelungen führen ... Die Arbeitsbedingungen in Deutschland sind für Migrant:innen nicht besser als in weniger industrialisierten Ländern. Es ist, als ob Deutschland in zwei Welten geteilt wäre. Die zweite liegt hinter einer Glaswand, durch die zu selten geguckt wird.
(...)
https://direkteaktion.org/migrantische-arbeit-bei-amazon-und-in-der-fleischindustrie/

(https://direkteaktion.org/wp-content/uploads/2022/09/9783854769644-658x1024.jpg)

https://www.mandelbaum.at/buecher/peter-birke/grenzen-aus-glas
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Kuddel am 16:12:31 So. 23.Oktober 2022
Eine wichtige Meldung!

(https://abload.de/img/ffthxkswaaooyabformatt5dng.jpg) (https://abload.de/image.php?img=ffthxkswaaooyabformatt5dng.jpg)
Der 26 jährige Refat Suyleyman

Demo Bulgarischer Arbeiter in Duisburg, nachdem ein Kollege eines Subunternehmens auf dem Werksgelände von Thyssenkrupp Steel (TKS) unter ungeklärten Umständen umgekommen ist.

https://twitter.com/phil_lottholz/status/1584144127176105985

https://twitter.com/polina_manolova/status/1584151293048029184

https://www.labournet.de/?p=205316
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Fritz Linow am 22:11:31 So. 23.Oktober 2022
"Wegwerfmenschen" protestieren, keine Sau interessiert's?

https://twitter.com/polina_manolova/status/1584166917702504448
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: admin am 08:51:29 Mo. 24.Oktober 2022
Das Labournet hat eine gute Zusammenstellung von Berichten in dieser Sache.

https://www.labournet.de/?p=205316
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: cyberactivist am 17:25:09 Mo. 24.Oktober 2022
Zitat von: Kuddel am 16:12:31 So. 23.Oktober 2022https://twitter.com/polina_manolova/status/1584151293048029184

Mirror des Videos:

https://forum.chefduzen.de/videos/thyssen-protest_.mp4
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Kuddel am 19:55:36 Mo. 24.Oktober 2022
Die deutsche Wirtschaft und der deutsche Alltag würden ins Schlingern kommen, wenn die osteuropäischen Arbeitskräfte nicht hier wären.

Die Altenpflege, der Straßenbau, die Landwirtschaft, die Bauindustrie, der Gastrostektor, das Transportwesen und weitere Branchen würden ohne die migrantischen Malocher:innen zusammenbrechen.

Sie arbeiten meist unter schlechten bis unterirdisch miesen Bedingungen. Man sieht sie nicht, bzw. will sie nicht wahrnehmen. Die Unsichtbaren treten aus dem Schatten. Vor 2 Jahren ging es quer durch die Medien, als ein paarhundet rumänische Erntearbeiter:innen von einem Spargelhof bei Bonn in einen wilden Streik traten und sich mit Demonstrationen Gehör verschafften.

Was sich nun aber Bahn bricht, hat mit den vorangegangenen Protesten wenig Ähnlichkeit. Während deutsche Medien von 2-3 Tausend Protestierenden sprechen, vermelden bulgarische Medien 5000 Demonstranten in Duisburg.

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Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Fritz Linow am 23:25:20 Mo. 24.Oktober 2022
Es scheint, da geht es nicht nur um einen tödlichen Arbeitsunfall und dessen mangelnde Aufarbeitung, sondern auch um die generelle Behandlung als billige Arbeitskraft und um Würde. Es hat sich etwas aufgestaut, was nun rausbricht.

Hoffentlich finden die Kartoffellinken einen guten Draht dazu...

https://twitter.com/polina_manolova/status/1584464046828371969
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Kuddel am 11:29:21 Di. 25.Oktober 2022
ZitatEs hat sich etwas aufgestaut, was nun rausbricht.

Sehe ich genauso. Ich halte es für ein enormes Ding, ein Hinweis auf eine aufgeladene Stimmung unter den Arbeitsmigranten.

Ich habe in den Mainstreammedien wie Spiegel, Süddeutsche, FR, Handelsblatt oder Zeit nichts zum Thema gefunden, nicht einmal eine Kurzmeldung.
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Kuddel am 17:29:22 Mi. 26.Oktober 2022
In Deutschland sind es bisher eher Lokalmedien, die über den Fall berichten.

Ein wenig von der aufgeladenen Stimmung kommt bei dem Bulgarischen Video von dem Protest rüber:

https://youtu.be/gbzbwAWRg4g

Ich habe mit Übersetzungssoftware versucht, ein wenig zu recherchieren. Ich bin darauf gestoßen, daß es wohl eine aktive Beteiligung der Türkischen, Russischen und Serbischen Community gibt.

Ein paar meiner Fundstücke:

ZitatEin Ausländer verschwand spurlos aus der Fabrik, in der er arbeitete

Er hat seinen Arbeitsplatz nie verlassen, sagt seine Familie

Der 26-Jährige aus Plovdiv wird seit drei Tagen vermisst. Bulgaren in Duisburg/Deutschland suchen nach Refat, der seit letzter Woche in einer Fabrik in Duisburg arbeitet.

Die Familie des vermissten Jugendlichen wandte sich an unser Medium für eine Unterstützung.

Wir haben ein kurzes Informationsvideo über die Familie gedreht.

Die Bulgaren in Deutschland bereiten sich darauf vor, die Fabrik zu blockieren, wenn der Fall nicht aufgeklärt wird.
https://filibeliler.com/2022/10/17/hookot-fabrika/

Zitat(...) Wie wir bereits berichteten, versammelten sich protestierende Bulgaren türkischer und Roma-Herkunft vor dem Haus des tragisch ums Leben gekommenen Arbeiters Refat Süleyman, um der Familie ihr Beileid auszusprechen und ihre Unterstützung für einen fairen und transparenten Prozess zu bekunden.

Berühmter türkischer YouTuber Yuksel unterstützt Stolipinovo

(...) Themen, die Anlass zu ernster Sorge geben, sind:

- Warum wurde Refat erst am zweiten Tag seines Arbeitsvertrags angewiesen, ein industrielles Schlackenbecken zu reinigen - eine Arbeitstätigkeit mit erhöhter Gefahr?

- Warum erfüllte er diese Aufgabe allein und ohne Aufsicht durch seinen unmittelbaren Vorgesetzten?

- Hat Reffat die erforderliche Unterweisung über die Arbeit in einer gefährlichen Umgebung erhalten, bevor er mit der Reinigungsarbeit beauftragt wurde?

- Warum haben die örtlichen Behörden und der Arbeitgeber zunächst behauptet, Reffat sei als allgemeiner Arbeiter eingestellt worden, um Straßenschilder auf der Baustelle anzubringen?

- Gab es eine Diskrepanz zwischen der im Vertrag beschriebenen Arbeitsbeschreibung und den tatsächlichen Arbeitstätigkeiten, die der Arbeitnehmer ausführte?

Um Antworten auf diese und andere Fragen zu erhalten, haben die Demonstranten heute beschlossen, eine Arbeitsgruppe zu bilden, an der Angehörige, Mitglieder des lokalen Vereins zur Verteidigung der Rechte der Bulgaren in Duisburg und der Region Stolipinovo in Europa sowie Vertreter unabhängiger deutscher Gewerkschaften teilnehmen, die eine faire und transparente Untersuchung vor Vertretern der Arbeitsagentur, den Eigentümern des Stahlwerks und den Ermittlungsbehörden fordern werden.
https://filibeliler.com/2022/10/23/miting-thyssen/

ZitatBulgaren protestieren in Deutschland

Ist ThyssenKrupp ein Konzern des Schreckens?


Duisburg/Deutschland

Russen bereiten einen friedlichen Protest in Duisburg vor, aber ähnliche Proteste werden morgen auch in anderen deutschen Städten erwartet 23.10.2022

Wie filibeliler.com bereits über das mysteriöse Verschwinden und die Proteste sowie den Tod des Bulgaren Refat Suleiman in Duisburg berichtete, sind die Ermittlungsbehörden nach der Obduktion der Leiche unseres Mannes, die in einem Behälter in der Fabrik gefunden wurde, zu dem Schluss gekommen, dass es sich um einen Unfall gehandelt hat, was durchaus verdächtig ist.

Bei den Aussagen der Polizei und bei der Suche nach Refat gab es viele Unstimmigkeiten.

Thyssenkrupp ein Horror-Unternehmen?

"Wir wollen eine transparente Untersuchung und einen fairen Prozess, wie in Italien", sagen diejenigen, die sich auf den morgigen Protest vorbereiten.

Filibeler hat seine eigenen Nachforschungen über die Geschichte von Thyssenkrupp angestellt und wir haben herausgefunden, dass das globalistische Unternehmen Thyssenkrupp auch in Italien wegen Brandstiftung verurteilt worden ist!

Das dortige Gericht hat den Familien der in den Flammen umgekommenen Mitarbeiter und der Gemeinde, in der sich die Fabrik befindet, Schadenersatz in Millionenhöhe zugesprochen und die schuldigen Firmenchefs rechtskräftig verurteilt.

Das weltbekannte Unternehmen ist sowohl in der Stahlbranche als auch in der Digitalisierung von Prozessen zur Erzeugung grüner Energie, Elektroautos usw. tätig.

Das Unternehmen verfügt über ein Eigenkapital von 5.509.390.500 € zum 26. Oktober 2021

Tochtergesellschaften:

ThyssenKrupp (Liechtenstein), ThyssenKrupp (Vereinigtes Königreich), ThyssenKrupp (Brasilien), ThyssenKrupp (Italien) und Blohm & Voss

Der Hauptsitz von ThyssenKrupp befindet sich in Duisburg/Deutschland.
https://filibeliler.com/2022/10/22/miting-refat/

Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: dagobert am 17:54:35 Mi. 26.Oktober 2022
Zitat von: Kuddel am 17:29:22 Mi. 26.Oktober 2022Ich bin darauf gestoßen, daß es wohl eine aktive Beteiligung der Türkischen, Russischen und Serbischen Community gibt.
Wundert mich nicht.
So ein Schicksal hätte auch einem Russen, Türken oder Rumänen passieren können.
Die werden von den Leihfirmen und den Sub-Sub-...-Unternehmen alle wie Dreck behandelt, und von den Einsatzfirmen nur selten besser.
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Kuddel am 17:59:07 Mi. 26.Oktober 2022
Ein vernünftiger Beitrag vom WDR:

https://www1.wdr.de/fernsehen/aktuelle-stunde/alle-videos/video-demos-nach-arbeitsunfall-bei-thyssen-krupp-100.amp
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Fritz Linow am 22:30:07 Do. 27.Oktober 2022
Zitat25.10.22
"Der Hergang des Todes von Refat Süleyman wirft einige Fragen auf"

Toter Arbeiter in ThyssenKrupp Werk in Duisburg

(...)
Um der Forderung nach Gerechtigkeit für Refat Süleyman Nachdruck zu verleihen fand am 23.10.2022 vor dem ThyssenKrupp Werk in Duisburg eine große Demonstration statt. Die Demonstrant*innen fordern eine echte Aufklärung der Umstände und des Todes des jungen Mannes, der über ein Subunternehmen für ThyssenKrupp gearbeitet hat.

Darüber haben wir mit Philipp Lottholz gesprochen, er beobachtet die Proteste und ist Teil des Vereins Stolipinovo in Europa e.V., einem Verein der bulgarische und osteuropäische Menschen im Raum Duisburg repräsentiert.
https://rdl.de/beitrag/toter-arbeiter-thyssenkrupp-werk-duisburg
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Kuddel am 11:40:55 Sa. 29.Oktober 2022
Ich bin zwar kein Fan von Petitionen, doch ich unterstütze alles, was den Fall in der öffentlichen Diskussion hält:

https://twitter.com/polina_manolova/status/1586280781311184896

Darüber hinaus, ist das eine hervorragende Forderung:

"Abschaffung von Subunternehmen bei ThyssenKrupp-Steel und im gesamten Stahlsektor!"
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 19:07:54 Mo. 31.Oktober 2022
Ein wichtiger Artikel im Fall Refat Suyleyman.
Das Neue Deutschland schreibt:

ZitatViele Fragen nach Tod am Arbeitsplatz
Die Aufklärung des Falls Refat Süleyman kommt nicht voran


(...)  Lokale Initiativen und Gewerkschaften fordern darüber hinaus, den Arbeitsschutz stärker ins Visier zu nehmen.

(...) Die Ermittlungen dauerten an, auch das Amt für Arbeitsschutz sei eingeschaltet, hieß es. Es gebe keine Hinweise darauf, dass ein Fremdverschulden zum Tod des Arbeiters geführt habe.

Ein großer Teil der bulgarischen Community schenkt dieser Version keinen Glauben. In den sozialen Netzwerken gibt es verschiedene Vermutungen, wie es zum Tod von Refat Süleyman gekommen sein könnte. Auch von einem gewaltsamen Tod ist die Rede. Auf einer Demonstration am 23. Oktober, an der unterschiedlichen Angaben zufolge bis zu 2000 Menschen, vor allem aus der bulgarischen Community, teilgenommen haben, wurden Vorwürfe gegen Behörden und Konzern laut. Vielfach wurde »Adalet«, das türkische Wort für Gerechtigkeit, gerufen. (...)

Von der Konzernleitung äußerte sich dort niemand offiziell. (...)

Zum Thema Arbeitssicherheit recherchiert auch Polina Manolova. (...) Im Gespräch mit dem »nd« kritisierte Manolova den generellen Umgang mit Arbeitsmigranten. Deswegen fordere sie die Abschaffung der Leiharbeit: »Die Leiharbeit als System gehört viel stärker in den Fokus. Es gibt keine soziale Sicherheit und keinen Schutz für die Arbeitsmigranten, doch sie sind auf diese Jobs angewiesen. Die schlechte Bezahlung ist pure Ausbeutung, das sind keine regulären Arbeitsverhältnisse.«

Auch Vertreter der Gewerkschaft IG BAU hatten moniert, dass Leiharbeiter aus Bulgarien wie Menschen dritter Klasse behandelt werden. (...)
https://www.nd-aktuell.de/artikel/1168137.refat-sueleyman-viele-fragen-nach-tod-am-arbeitsplatz.html
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Kuddel am 09:39:56 Di. 01.November 2022
Zitat"Auf den Straßen von Bruckhausen und Marxloh hört man oft, dass der Tod von Refat keine Ausnahme ist"

Interview mit Polina Manolova: https://perspektive-online.net/2022/11/was-man-auf-den-strassen-von-bruckhausen-und-marxloh-oft-hoert-ist-dass-der-tod-von-refat-keine-ausnahme-ist/
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: dagobert am 10:21:13 Di. 01.November 2022
Hier der Direktlink zu der im Artikel erwähnten Petition, der im Artikel enthaltene Kurzlink liefert bei mir nur eine 404-Meldung:
https://www.change.org/p/konsequente-aufklärung-des-todes-von-refat-süleyman-und-abschaffung-von-subunternehmen-bei-thyssenkrupp-steel-und-im-gesamten-stahlsektor
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Kuddel am 12:03:37 Mi. 02.November 2022
ZitatKritik an Thyssen-Krupp
...
In der Vergangenheit wurden dem Konzern immer wieder Verstöße gegen Sicherheitsvorschriften vorgeworfen. Ein bemerkenswerter Fall ist der Unfall in Turin im Jahr 2011, bei dem sieben Arbeiter verbrannten, nachdem das Management Kosteneinsparungen durchgesetzt hatte. Ein neuerer Unfall ereignete sich Anfang dieses Jahres bei Thyssen-Krupp Steel in Ferndorf, als ein Reparaturarbeiter von einem Gurtwickler angesaugt wurde.
...
In den meisten Fällen sind sie gezwungen, sich auf informelle Netzwerke zu stützen, wenn es um Fragen wie Unterkunft, Arbeit, praktische Informationen und Unterstützung bei der Ausstellung von Papieren geht. Damit versuchen sie, die deutliche strukturelle Benachteiligung zu kompensieren, mit der Roma und türkischstämmige bulgarische Migranten konfrontiert sind. Ihr Zugang zu Sozial-, Gesundheits- und Verwaltungsdiensten ist oft eingeschränkt, Institutionen werden oft nur in ihrer Überwachungs- und Straffunktion erlebt. Viele können sich bei ihrer Ankunft nicht an einer Wohnadresse melden, da sie keinen Zugang zum regulären Wohnungsmarkt haben. Dieser ist durch hohe Kautionen, die Notwendigkeit eines stabilen Einkommens gekennzeichnet. Diese Unsicherheit wird von Subunternehmern in Orten wie Bruckhausen und Marxloh ausgenutzt und noch weiter verfestigt.

Die Abhängigkeit der EU-Wanderarbeiter von prekären Beschäftigungsverhältnissen ist außerdem darauf zurückzuführen, dass sie fast vollständig von Sozialversicherungsansprüchen ausgeschlossen sind. Darüber hinaus sind osteuropäische Migranten häufig rassistischen Stigmatisierungen ausgesetzt.
...
In den letzten Tagen haben wir Solidarität und Unterstützung aus verschiedenen Richtungen erfahren: von Migrantenverbänden, Gewerkschaftsorganisationen, politischen Gruppen sowie vielen Bürgern vor Ort. Von der IG Metall Thyssen-Krupp und den Stadtratsfraktionen gibt es meines Wissens nach noch keine offiziellen Erklärungen und Unterstützungen. Im Gegenteil, der Grünen-Bundestagsabgeordnete Melih Keser suggerierte in einer im WDR zitierten Stellungnahme, dass migrantische Communitys mehr Vertrauen in die Behörden haben müssten, anstatt mehr Verantwortung und Rechenschaft von ihnen zu fordern. ...
https://www.jungewelt.de/artikel/437892.kritik-an-thyssen-krupp-die-bulgarische-community-ist-stark-ersch%C3%BCttert.html

Die IGM und die Grünen bestätigen mal wieder die Vorurteile, die man gegen sie hat...
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Kuddel am 19:03:19 Mi. 09.November 2022
Ich habe mit einem bulgarischen Gewerkschafter gesprochen.
Seiner Meinung nach war das die größte bulgarische Arbeiterdemonstration, die jemals außerhalb Bulgariens stattgefunden hat.

Deshalb ist es erwähnenswert, daß so ein besonderes Ereignis von allen bulgarischen Mainstreammedien totgeschweigen worden ist. Die oben zitierte "Filibeliler" ist eine kleine Internetzeitung, die sich an die Roma-Minderheit in Bulgarien richtet.

In Deutschland waren die großen Medien auch sehr zurückhaltend. Große Verdienste an der Verbreitung der Nachricht und der Hintergründe tragt Polina Manolova, eine in Deutschland lebende bulgarische Wissenschaftlerin und Aktivistin.

Die so überraschend große Mobilisierung zu den Protesten lief nicht über gewerkschaftliche oder linke Kanäle, sondern über die Netzwerke der migrantischen Arbeiter. Da Refat Suyleyman der Roma-Minderheit angehört, spielten die Netzwerke dieser Volksgruppe eine besondere Rolle, aber auch die türkische Minderheit (ca. 9% der Bulgarischen Bevölkerung) fühlte sich angesprochen und beteiligte sich an der Mobilisierung.

Es sei auch noch der Youtuber Ben Yüksel erwähnt, dessen türkischsprachiger Beitrag über die Demo in Duisburg 160.000 Zuschauer und über 500 Kommentare hatte.
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: admin am 15:40:41 Fr. 11.November 2022
Migrantische Kämpfe sind eine treibende Kraft in den Klassenauseinandersetzungen in Europa. Basisgewerkschafter in Schweden und Bulgarien schlugen die Gründung eines länderübergreifenden Netzwerks vor, um den Informationsfluß und solidarische Unterstützung zu erleichtern. Das Projekt startete vorerst online.

https://migranti-org.net/de

Am vergangenen Wochenende fand das erste Präsenztreffen in Malmø (Schweden) statt. Die Teilnehmer:innen aus den Niederlanden, Spanien, Polen und Schweden kamen als Vertreter von Basisgewerkschaften. Aus Deutschland war nur ich als Vertreter von chefduzen dabei. Es waren beeindruckende Leute, spannende Geschichten und interessannte Erfahrungen. Mal sehen, wie sich das weiterentwickelt.
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Troll am 11:23:39 Sa. 12.November 2022
Arbeitsunfälle in Deutschland: Mehr als ein Toter pro Tag

https://www.nachdenkseiten.de/upload/podcast/221111-Arbeitsunfaelle-in-Deutschland-NDS.mp3

Quelle: https://www.nachdenkseiten.de/?p=90247
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Kuddel am 18:58:07 Mi. 16.November 2022
https://twitter.com/arbeitsunrecht/status/1592835714562940929
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: tleary am 02:20:30 Fr. 18.November 2022
Zitathttps://www.change.org/p/konsequente-aufklärung-des-todes-von-refat-süleyman-und-abschaffung-von-subunternehmen-bei-thyssenkrupp-steel-und-im-gesamten-stahlsektor
Soso, "Konsequente Aufklärung"... und was wäre denn dann das Ergebnis dieser? Dass es Arbeitsunfälle von Arbeitern - gleich welcher Nationalität - gibt, ist ja grundsätzlich nichts neues. Im Gegenteil: In den 60er und 70er Jahren waren's prozentual zigmal mehr als heutzutage, die in der Maloche zu Tode kamen. Und wer ist der Adressat dieser erbosten Kritik dann? Der "böse Großkonzern, der Mitarbeiter hemmungslos ausbeutet"? Als ob in kleine Klitschen nicht genauso der Arbeitsschutz missachtet wird. Vielleicht sogar noch mehr, als in Großbetrieben.
Ist doch alles nichts neues. Und tödliche Arbeitsunfälle gab's auch schon, als noch größtenteils Deutsche dort tätig waren.
Und dann die inkonsequente Forderung, bei "Thyssen Krupp Steel und im gesamten Stahlsektor" Subunternehmen zu verbieten. - Wieso nur in diesem kleinen Wirtschaftsbereich? Ist doch alles nur aufgeblasene Empörung vermeintlich Linker, nur weil es diesmal einen Ausländer erwischt hat. Da kann man demonstrativ seinen "Internationalismus" und die "Ausländerfreundlichkeit" zur Schau tragen und wie schlimm doch die "Arbeitsverhältnisse für Migranten" sind. Ja sind sie denn für Leute mit deutschem Pass an derselben Arbeitsstelle etwa besser?
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Kuddel am 17:47:56 Sa. 19.November 2022
Na, tleary, haste wieder deine komischen 5 Minuten?
ZitatDa kann man demonstrativ seinen "Internationalismus" und die "Ausländerfreundlichkeit" zur Schau tragen und wie schlimm doch die "Arbeitsverhältnisse für Migranten" sind. Ja sind sie denn für Leute mit deutschem Pass an derselben Arbeitsstelle etwa besser?

Willste etwa behaupten, es gäbe keine Hierarchie der Ausbeutung und Erniedrigung in Wirtschaft und Gesellschaft? Es gibt Arbeitsstellen, die werden gar nicht erst mit Leuten mit deutschem Paß besetzt. Es gibt keine Grenze nach unten, es gibt stets noch eine krassere Form der Ausbeutung. Unter nicht deutsch sein, kommt nicht Deutsch sprechen. Danach kommen die "Sans Papiers", die Migranten ohne Aufenthaltsrecht. Es geht bis zur klassischen Sklaverei hinab mit körperlicher Gewalt und ohne Bezahlung.

Und klar, man kann auch als Deutscher ganz unten ankommen. Das ändert aber nichts an der Existenz von Rassismus in der Arbeitswelt.

Hier kann man das Interview nochmal nachhören (2. Hälfte des Beitrags)

(https://abload.de/img/fhw_zhuwqaewouqformatemda5.jpg) (https://abload.de/image.php?img=fhw_zhuwqaewouqformatemda5.jpg)

https://anchor.fm/arbeitsunrecht/episodes/arbeitsunrecht-FM-Nr--1422-Tod-bei-ThyssenKrupp---Interview-Sleyman-Grcan-IG-BAU--Union-Busting-News-mit-Jessica-Reisner-e1qtg3p/a-a8so8er
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Kuddel am 17:37:15 Mo. 28.November 2022
Die Knochenmühle verschlingt weitere Arbeitskräfte.

Zitat(...) Nach einem erneuten schweren Arbeitsunfall bei Thyssenkrupp in Duisburg-Bruckhausen kämpft ein 23-Jähriger um sein Leben. Eine Überprüfung läuft.

Nach einem Arbeitsunfall im Warmbandwerk 1 auf dem Gelände von Thyssenkrupp-Steel (TKS) in Duisburg-Bruckhausen besteht für einen Arbeiter Lebensgefahr.

Wie die Polizei auf Nachfrage bestätigt, ereignete sich der Unfall bereits am vergangenen Montag, 21. November. Um 20.20 Uhr informierte ein Mitarbeiter der Unternehmenssicherheit die Polizei. Beamte fuhren das Industrieareal im Duisburger Norden an und nahmen die Ermittlungen auf. ,,Ein Fremdverschulden können wir ausschließen", berichtet Polizeisprecher Jonas Tepe jetzt.

Der 23 Jahre alte Betroffene wurde umgehend in eine Klinik gebracht. Dort kämpfen Mediziner auch eine Woche nach dem Vorfall noch um das Leben des TKS-Mitarbeiters.

Details zum Unfallhergang sind noch nicht bekannt. Das Amt für Arbeitsschutz der Bezirksregierung hat mit der Überprüfung begonnen.

Unfall bei Thyssenkrupp in Duisburg: Geplante Modenschau abgesagt

Thyssenkrupp-Steel sagte kurz nach dem Unfall die für den 2. Dezember geplante Modenschau ,,Der heißeste Laufsteg der Welt" ab(...)
https://www.nrz.de/staedte/duisburg/arbeitsunfall-bei-thyssenkrupp-mann-23-in-lebensgefahr-id237021617.html?fbclid=IwAR1AkJ7E18TQJaeXe2SqhNylFR1fzHM2BwP9VacCjVNKtAw4lDkbt0iqPDU
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Kuddel am 14:58:48 Mi. 30.November 2022
Ich würde mal sagen, es ist mehr als angebracht, sich mit Thema weiter zu beschäftigen:

Zitat»Fragt man sie nach Refats Tod, beharren die Beschäftigten darauf, dass es pro Jahr zehn bis fünfzehn solcher Fälle gibt, die das Unternehmen unter den Teppich kehrt.«

https://jacobin.de/artikel/warum-starb-refat-sueleyman-thyssenkrupp-leiharbeit-subunternehmen-ausbeutung-polina-manolova/
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 14:06:38 Do. 02.Februar 2023
Refat Suleyman ist nicht vergessen!

(https://www.atik-online.net/deutsch/wp-content/uploads/sites/3/2022/10/RefatSyuleyman.jpg)

Ein Flugblatt von GewerkschafterInnen und Antifa gemeinsam gegen Dummheit und Reaktion
https://gewantifa.wordpress.com/2023/01/22/der-tod-refat-suleyman-im-oktober-2022-kein-einzelfall/

Kritische Aktionäre zur Hauptversammlung 2023 Thyssenkrupp AG am 3. Februar
https://www.labournet.de/?p=208443
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: admin am 17:39:49 Fr. 03.Februar 2023
(https://abload.de/img/fn-7ujuxoaaofofformatjci4m.jpg) (https://abload.de/image.php?img=fn-7ujuxoaaofofformatjci4m.jpg)

Die heutige Veranstaltung "Handwerkskunst als (Über-)Lebensstrategie in Stolipinovo" beginnt mit einer Gedenkminute an Refat Süleyman, der aus bislang unbekannten Gründen am 14.10.22 bei Thyssenkrupp in Duisburg ums Leben kam.

(https://abload.de/img/fn-7u8uxwamrzrjformat3scd4.jpg) (https://abload.de/image.php?img=fn-7u8uxwamrzrjformat3scd4.jpg)

(https://abload.de/img/fn-7vbswqaaiwwpformatu5ih6.jpg) (https://abload.de/image.php?img=fn-7vbswqaaiwwpformatu5ih6.jpg)

Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 20:03:51 Sa. 04.März 2023
Frankreich: Kurierfahrer auf der Demo der gegen das Einwanderungsgesetz

(https://abload.de/img/fqyb76pxoaee0zkformatc9c8r.jpg) (https://abload.de/image.php?img=fqyb76pxoaee0zkformatc9c8r.jpg)

Parolen:
"BESTRAFT UBER"
"PAPIERE FÜR DIE LIEFERBOTEN"
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: admin am 12:01:46 Mo. 20.März 2023
Im Oktober 2022 starb der 26-jährige Refat Süleyman auf dem Werksgelände von Thyssen-Krupp in Duisburg während der Arbeit. Zu diesem Zeitpunkt war er erst seit kurzem als Leiharbeiter im Sub-Sub-Sub-Firmen-Geflecht des Konzerns tätig. Am So: Demo für Aufklärung & Gerechtigkeit

Lückenlose Aufklärung des Todes von Refat Süleyman!!!
Menschenwürdige Arbeitsbedingungen für alle Arbeitsmigrant*innen in der Industriereinigung!

Aufruf zur Demo am Sonntag 26.03.2023, 13:00 Uhr, vor der Staatsanwaltschaft, Koloniestr. 237 Duisburg


Fünf Monate sind seit dem tragischen Tod von Refat Süleyman vergangen, einem Industriereiniger, dessen Leiche am 17. Oktober 2022 auf dem Gelände des Thyssenkrupp Steel (TKS) Werks in Bruckhausen/ Duisburg gefunden wurde.

(https://abload.de/img/frp8mmjxwamuc9uformat0vfy6.jpg) (https://abload.de/image.php?img=frp8mmjxwamuc9uformat0vfy6.jpg)

Fünf lange Monate, in denen das Schweigen der Ermittlungsbehörden und des Unternehmens seinen Freunden und seiner Familie sowie der gesamten bulgarisch-türkischen Gemeinschaft keine Ruhe ließ.
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 11:42:39 Fr. 24.März 2023
Die Waz schreibt:
ZitatDas Amt für Arbeitsschutz hat seine Überprüfung zum Tod eines Arbeiters bei TKS in Duisburg-Bruckhausen abgeschlossen. Fragen bleiben.
https://www.waz.de/staedte/duisburg/toter-arbeiter-26-bei-thyssenkrupp-pruefung-abgeschlossen-id237975107.html

Der Rest verschwindet hinter der Paywall.

Die Aktivistin Polina Manolova schreibt: "Das Amt für Arbeitsschutz gibt an, bei seiner Prüfung des Todes von Refat Süleyman keine Hinweise auf die Ursache dafür zu finden. Indes weiteres Schweigen von Polizei und Staatsanwaltschaft.
✊🏽Deswegen: Kommt zum Protest am Sonntag 13 Uhr!!✊🏽
Vielleicht sollten die Herren auch mal einen Tag bei OPS & Eleman arbeiten, bevor sie die in der Community kursierenden Informationen als "wild" abtun."
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Kuddel am 11:54:22 Di. 28.März 2023
Es ist wichtig, daß solche Fälle nicht vergessen werden, sondern man weiterhin Aufklärung und Gerechtigkeit fordert.

(https://abload.de/img/fspnwwawyaqbyrxformatxlco3.jpg) (https://abload.de/image.php?img=fspnwwawyaqbyrxformatxlco3.jpg)

https://www.jungewelt.de/artikel/447713.html
https://rdl.de/beitrag/tod-eines-thyssenkrupp-arbeiters-nach-f-nf-monaten-noch-immer-ungekl-rt
https://perspektive-online.net/2023/03/arbeitsmord-hunderte-fordern-aufklaerung-und-gerechtigkeit-fuer-refat-sueleyman/
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Kuddel am 09:43:28 Fr. 31.März 2023
Eine sehr wichtige Meldung.
Seit Jahren sind rollende Sklavenbuden auf deutschen Autobahnen unterwegs. Es gibt kaum eine gewerkschaftliche Organisierung und Verdi sieht auch weg.

Jetzt gibt es einen spontanen Protest bei Darmstadt:

40 georgische und uzbekische Lkw-Fahrer eines poln. Firmenkonsortiums haben sich auf einer Raststätte bei Darmstadt versammelt u. protestieren gegen ihre Arbeitsbedingungen.

(https://abload.de/img/fsfjqa0xgaefveuformatjifc5.jpg) (https://abload.de/image.php?img=fsfjqa0xgaefveuformatjifc5.jpg)

(https://abload.de/img/fsfjqa5wibmesflformatghcs4.jpg) (https://abload.de/image.php?img=fsfjqa5wibmesflformatghcs4.jpg)

(https://abload.de/img/fsfjqayxwam55p_format40e2g.jpg) (https://abload.de/image.php?img=fsfjqayxwam55p_format40e2g.jpg)

Es würde Sinn machen, mal Kontakt aufzunehmen.
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Kuddel am 11:46:31 Fr. 31.März 2023
https://www.hessenschau.de/tv-sendung/osteuropaeische-lkw-fahrer-streiken-bei-darmstadt,video-181504.html

In meinen Augen ist das bereits jetzt ein geschichtsträchtiger Streik!
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Kuddel am 13:32:57 So. 02.April 2023
Der Streik hat sich ausgeweitet, es sollen inzwischen 55 Fahrer auf dem Rastplatz Gräfenhausen sein. Es soll diesen Streik schon seit längerem  (seit 2 Wochen?) geben, und er soll noch an anderen Orten stattfinden (Hannover, Südtirol und der Schweiz, insgesamt mehr als 100  Osteuropäer),  doch erst jetzt ist die Öffentlichkeit darauf aufmerksam geworden.

Die Fahrer haben es als Auseinandersetzung zwischen den betrügerischen Unternehmern und sich selbst gesehen, ohne sich dabei von jemandem vertreten zu fühlen. Deshalb war ihr Kampf kaum sichtbar, denn sie haben keine Transparente oder Schilder benutzt. Ihr Motto: "Entweder fahren wir alle, oder keiner."

Mir hat mal jemand gesagt, "Wenn Arbeiter anfangen selbst zu kämpfen, zieht das Leute aus Parteien und Organisationen an, wie Scheiße die Fliegen."

Als bisherige Unterstützer habe ich folgende ausgemacht.

dgb-news
Verdi-Kraftfahrerkreise
FNV-niederländische Gewerkschaft
RTDD-internationale Stiftung ,,Road Transport due Diligence"
Betriebsseelsorge
Jan Cremers, niederländischer Dozent, Soziologe und Politiker (Partei der Arbeit, niederländische sozialdemokratische Partei, Europäisches Parlament)

Bin derweil über weitere Unterstützer gestolpert:

Katholische Kirche
Verdi
Verdi Hessen
IG Bau
IG Metall

Auch den Gegenseite schlug auf: BLG Logistics Group, ein Großlogistiker macht sich Sorgen, daß Lieferketten reißen könnten. Man zeigte sich entgegenkommend und kümmert sich um die Reparatur einer defekten Dusche.

(https://abload.de/img/fsot678wiairuj5formatuacoa.jpg) (https://abload.de/image.php?img=fsot678wiairuj5formatuacoa.jpg)

Die Hilfe in Form von Lebensmitteln ist berührend. Einige der Helfer sind wirklich lebensnah und haben auch Geld und Tabak mitgebracht. Alle Achtung! Großartig!

(https://abload.de/img/fsfjqayxwam55p_format08eqp.jpg) (https://abload.de/image.php?img=fsfjqayxwam55p_format08eqp.jpg)

(https://abload.de/img/fsqosp2xoac19pyformatedfeo.jpg) (https://abload.de/image.php?img=fsqosp2xoac19pyformatedfeo.jpg)

(https://abload.de/img/fsogof4xoaisna5formatrlidp.jpg) (https://abload.de/image.php?img=fsogof4xoaisna5formatrlidp.jpg)

(https://abload.de/img/fspqfhqxsao70aqformato1f7g.jpg) (https://abload.de/image.php?img=fspqfhqxsao70aqformato1f7g.jpg)

(https://abload.de/img/fsobjobwyaeczm2formatkci1m.jpg) (https://abload.de/image.php?img=fsobjobwyaeczm2formatkci1m.jpg)

Solidarität!
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Onkel Tom am 18:34:06 So. 02.April 2023
Upps, wo kommen denn plötzlich die verdianer her ?

Haben sie überhaupt Mitspracherechte in den osteuropäischen
Logistik-Firmen ?

Diese Streikform "on the wild" finde ich ok, zumal es sich sofort in
der Aufragsabwicklung Der Firmenbosse bemerkbar macht.

Kann mir nicht vorstellen, da deutsche Gewerkschaften anbei aktzeptable
Lösungen vorbringen können. Ich hoffe, das Wort bleibt bei den
Streiker_innen selbst, damit nicht wieder faule Kompromisse für
"Friedenspflicht" sorgen sollen. Villeicht werden es noch mehr  ;)
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Kuddel am 12:15:08 Mo. 03.April 2023
Die Streiks bei Amazon in Deutschland sind zu einem großen Teil migrantisch.

https://twitter.com/_verdi/status/1642627277027459073
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Kuddel am 19:19:45 Mo. 03.April 2023
Die Usbekischen- und Georgischen Fahrer wissen was sie tun, lassen sich nicht mit windigen Versprechen abspeisen und halten zusammen, gewinnen sogar als Streikbrecher eingeplante Kollegen als Mitstreiter.

https://www.politnetz-darmstadt.de/node/32939
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Onkel Tom am 10:11:31 Di. 04.April 2023
Zitat :
Zitat..
Außerdem haben die Streikenden die beladenen LKWs durch die Leeren so eingekeilt, dass eine Weiterfahrt nur schwer zu bewerkstelligen ist.

Richtig so, Streikbruch unmöglich machen  :D
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Kuddel am 15:53:03 Di. 04.April 2023
Ein 6 min Beitrag beim Deutschlandfunk:

https://www.deutschlandfunk.de/ausbeutung-osteuropaeische-lkw-fahrer-streiken-fuer-ihren-lohn-dlf-9234c051-100.html
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Kuddel am 18:58:46 Di. 04.April 2023
ZitatMach mit, Bruder!
Viele der Amazon-Beschäftigte in Winsen kamen als Geflüchtete, jetzt bestreiken sie das größte Logistikzentrum Norddeutschlands.
https://www.zeit.de/gesellschaft/2023-04/amazon-warnstreik-logistikzentrum-winsen-luhe-arbeitsbedingungen
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 14:12:22 Mi. 05.April 2023
(https://abload.de/img/fs8rrtowcaajd9dformatpleos.jpg) (https://abload.de/image.php?img=fs8rrtowcaajd9dformatpleos.jpg)
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Kuddel am 16:43:08 Mi. 05.April 2023
Der Kampf geht weiter!

ich werde demnächst alles zusammenfassen, was ich an Infos zu diesem Arbeitskampf gefunden hab. Ich muß auch noch etwas korrigieren, was ich zuvor gechrieben habe.

Die Streikfront steht geschlossen und inzwischen haben sich weitere Fahrer hinzugesellt. Es stehen nun 62 LKW im Arbeitskampf auf dem Rastplatz Gräfenhausen. Es wurden wieder Lebensmittel und für die muslimischen Fahrer auch halal-Fleisch gespendet.
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Kuddel am 13:53:04 Fr. 07.April 2023
+++breaking news+++breaking news+++breaking news+++

ZitatSchlägertruppe aus Polen ist nach Gräfenhausen gekommen um den Fahrern ihre LKW's zu klauen. Großer Polizeieinsatz läuft. Gruppen wurden getrennt.
twittert Stefan Körzell, Mitglied im Geschäftsführenden DGB Bundesvorstand.

Die ersten Bilder vom Geschehen:

(https://abload.de/img/ftg1skywcameofkformatzpfvm.jpg) (https://abload.de/image.php?img=ftg1skywcameofkformatzpfvm.jpg)
Ich sehe deutsche Polizeiwagen und vermutlich polnische Bullen.

(https://abload.de/img/ftg1skbwaaaavmsformatmod0c.jpg) (https://abload.de/image.php?img=ftg1skbwaaaavmsformatmod0c.jpg)
Eine polnische Aufschrift. Ein polnischer Polizeiwagen?

(https://abload.de/img/ftg1skewwaafcgjformatkada7.jpg) (https://abload.de/image.php?img=ftg1skewwaafcgjformatkada7.jpg)
Eine ähnliche Szenerie hinter deutschem Polizeiflatterband.

(https://abload.de/img/ftg1skaxgae5nmzformatb6d22.jpg) (https://abload.de/image.php?img=ftg1skaxgae5nmzformatb6d22.jpg)
Ein polnischer Panzerwagen?

Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Onkel Tom am 15:36:11 Fr. 07.April 2023
Das ist ja krass und meiner Vermutung nach völlig Rechtswidrig, das nun
Bullen aus D und ausgerechnet Polen mit vermutlich von Ost-Logistik-Bonzen
gekauften Schlägerpack sich nun zum Streikbruch austoben (dürfen).

Liebe Streiker_innen. Lasst Euch bitte nicht davon einschüchtern.. LKWs
mit leerem Tank lassen sich schlecht klauen und es ist eine Frage der Zeit,
wann die deutsche Presse sich eeendlich dafür interessiert und die Diskussion
in der Öffentlichkeit los geht, Euer Problem zu lösen..

Naja, wenn ihr Lust dazu habt, könnt ihr auch gern hier darüber berichten, wie
die Sachlage ausschaut. Diese Diskussion hier allein wird Eure Forderungen nicht
lösen, ist aber ein guter Anfang im Bezug Öffentlichkeitsarbeit die Schwelle
der Nachrichten-Verschwiegenheit des Deutschen TV und der Presse zu durchbrechen.

Hat in anderen Auseinandersetzungen in der Vergangenheit z.B. gegen VW mit
ihrer Sucht Arbeiter_innen in China wie Sklaven zu behandeln, ganz gut geklappt.

Schaade das ihr so weit weg von Hamburg seid. Ich würde sowas z.B. auf der
Raststätte Stillhorn sofort unterstützen. Ich fand den Verrat an die
Brummifahrer_innen 1992 schon echt scheiße, weil ab da Lohndumping etc.
saloonfähig gemacht wurde..

Daumendrück und passt gut auf Euch auf. Gemeinsam seid ihr stark  ;)



Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Kuddel am 15:43:37 Fr. 07.April 2023
Ich wollte ja nochmal zusammenfassen, welche Infos ich zusammengetragen habe, ohne vor Ort zu sein.

Die Fahrer haben teilweise angeblich fast 2 Wochen gestreikt, bevor es von der deutschen Öffentlichkeit wahrgenommen worden ist. In Punkto Wahrnehmung und Öffentlichkeit verdient Faire Mobilität ein großes Lob. Ihre Fähigkeiten im Dolmetschen waren und sind wichtig.

(https://abload.de/img/ftbixaewcaev-ikformatgrex3.jpg) (https://abload.de/image.php?img=ftbixaewcaev-ikformatgrex3.jpg)

Es wurde berichtet, es gab auch streikende Fahrer in Hannover, Norditalien und der Schweiz. Ich habe mich umgehört, aber keine Bestätigung dafür gefunden.

(https://abload.de/img/fs5dwc7wwaeel29formatgtcd6.jpg) (https://abload.de/image.php?img=fs5dwc7wwaeel29formatgtcd6.jpg)
Das sind die Busse, mit denen man Streikbrecher rangekarrt hat. Die mitgebrachten Fahrer zeigten sich solidarisch und weigerten sich, als Streikbrecher zu arbeiten.

Es hat sich eine erstaunlich bunte Mischung an Unterstützern am Rastplatz Gräfenhausen:
dgb-news
Verdi-Kraftfahrerkreise
FNV-niederländische Gewerkschaft
RTDD-internationale Stiftung ,,Road Transport due Diligence"
Betriebsseelsorge
Jan Cremers, niederländischer Dozent, Soziologe und Politiker (Partei der Arbeit, niederländische sozialdemokratische Partei, Europäisches Parlament)
Katholische Kirche
Verdi
Verdi Hessen
IG Bau
IG Metall
DGB

(https://abload.de/img/ftbipwpxoae1rqlformatv2dlf.jpg) (https://abload.de/image.php?img=ftbipwpxoae1rqlformatv2dlf.jpg)

Für deutsche Augen mehr als ungewönlich:
Ein Wilder Streik. An einer Ecke eine Georgische Nationalfahne, an einer anderen die Usbekische. Dazwischen eine Verdifahne. An der LKW Rückwand: Ein Verdi-Banner mit der Aufschrift "wir streiken". Darunter: FNV (holländische Gewerkschaft) "in actie" (in Aktion).

(https://abload.de/img/ftbi08ix0amcck5formatw1dnj.jpg) (https://abload.de/image.php?img=ftbi08ix0amcck5formatw1dnj.jpg)

Die Unternehmen, LUKMAZ, AGMAZ and IMPERIA, für die die Fahrer arbeiten und die über 1000 Fahrzeugen haben sollen, arbeiten wiederrum im Auftrag der Großlogistiker Walter, C.H.Robinson und Sennder. An die Letzteren haben die Fahrer einen offenen Brief gerichtet:
(https://abload.de/img/ftbipwqx0aeqrhqformat2sivg.jpg) (https://abload.de/image.php?img=ftbipwqx0aeqrhqformat2sivg.jpg)

Die Unterstützung der Streikenden war lebensnah. Man brachte ihnen nicht nur Lebensmittel und Wasser, sondern auch Tabak und Geld. Die Kolleg*innen vom DGB Darmstadt und den Mitgliedsgewerkschaften vor Ort haben heute dafür gesorgt, dass die Lkw-Fahrer in Gräfenhausen WLAN haben. Egal wie man zur Politik der dort auftretenden Gewerkschaften stehen mag, in dieser Sache scheinen Leute vor Ort zu sein, die sich an die Grundlagen der Arbeiterbewegung zu erinnern und zeigen sich vorbehaltlos solidarisch. Ich empfinde es als sehr bewegend. Ich wünschte, es wäre immer so.

(https://abload.de/img/fs9l6owxoaahjmsformatcpe1m.jpg) (https://abload.de/image.php?img=fs9l6owxoaahjmsformatcpe1m.jpg)

Ich hatte mir aber weiter oben einen Faux Pas erlaubt. Ich schrieb BLG, was ein Großlogistiker ist, doch es hätte BGL heißen müssen und das ist noch eine andere Nummer. Das ist der Kapitalistenverband der Großspediteure. "Der BGL ist der Spitzenverband für Straßengüterverkehr, Logistik und Entsorgung in Deutschland mit Sitz in Frankfurt am Main." Der hat nicht nur mal schnell die Duschen reparieren lassen, ein befreundeteter LKW Fahrer hat mir erzählt, man hätte das Scheckbuch gezückt und 1000€ rübergeschoben. Gut, für diese Meldung habe ich keine Bestätigung, doch ich kann es mir vorstellen.

Ich halte das für glaubhaft, denn seit Jahren frage nicht nur ich mich, wie lange die brutal prekäre Arbeit auf deutschen Autobahnen weiterläuft, bis es knallt. Die Situation ist insgesamt hoch gespannt. Plötzlich ein mutiger Wilder Streik. Die Wirtschaft fürchtet Ausbreitung und einen Flächenbrand. Ich hoffe darauf!

Die Polizei kommt regelmäßig vorbei, um nach dem Rechten zu schauen. Man gibt sich freundlich und sieht keinen Grund zur Beanstandung.
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Kuddel am 16:19:52 Fr. 07.April 2023
Aktuelle Nachrichten von der Raststätte Gräfenhausen.

Den Bildern nach hatte ich vermutet, es wäre polnische Polizei gekommen.

Es handelte sich jedoch um Schlägertruppen der Detektei Rutkowski. Sie hatten nicht nur auf Fahrzeugen, die Polizeifahrzeugen ähneln, die Aufschrift des Unterstehmens. Der Clou ist jedoch, daß sie auch mit einem Panzerwagen angerückt sind. Sehr martialisch. Die können einfach damit über die Grenze kommen? Für ein Privatunternehmen ein krasser Auftritt.

(https://abload.de/img/fthfv_vxwae57giformat27ilt.jpg) (https://abload.de/image.php?img=fthfv_vxwae57giformat27ilt.jpg)

Es kam zu einem großen Polizeieinsatz. Die Polizei versucht beide Seiten auf Distanz zu halten.

(https://abload.de/img/fthfvuuxwacul0xformatqhfqt.jpg) (https://abload.de/image.php?img=fthfvuuxwacul0xformatqhfqt.jpg)

Die Detektei Rutkowski ist nicht gerade unbekannt. Laut WELT ist der Laden mit rechtsradikalem Hintergrund und kriminellen Aktivitäten aufgelöst worden, scheint aber wiederauferstanden zu sein: https://www.welt.de/print-welt/article231524/Polizei-verhaftet-beruehmten-Privatdetektiv.html

(https://abload.de/img/fthfvtwwwaaohetformata2dlu.jpg) (https://abload.de/image.php?img=fthfvtwwwaaohetformata2dlu.jpg)

Nun interessieren sich auch die Medien dafür:

(https://abload.de/img/fthfwqcwaaedsuwformatxuf5h.jpg) (https://abload.de/image.php?img=fthfwqcwaaedsuwformatxuf5h.jpg)

Wir sind gespannt!

Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Kuddel am 16:55:58 Fr. 07.April 2023
ZitatEskalation auf Raststätte Gräfenhausen
"Paramilitärische Einheiten" aus Polen bedrängen streikende Lkw-Fahrer
https://www.hessenschau.de/panorama/eskalation-auf-raststaette-graefenhausen-paramilitaerische-einheiten-aus-polen-bedraengen-lkw-fahrer-v2,eskalation-lkw-streik-100.html
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Kuddel am 17:06:44 Fr. 07.April 2023
Zitat von: Kuddel am 15:43:37 Fr. 07.April 2023Es wurde berichtet, es gab auch streikende Fahrer in Hannover, Norditalien und der Schweiz. Ich habe mich umgehört, aber keine Bestätigung dafür gefunden.

Das Labournet scheint andere Infos zu haben und berichtet: "rund 300 Fahrer der polnischen Gruppe Agmaz-Luk Maz protestieren in mehreren europäischen Ländern".

Es wäre interessant mehr zu erfahren.
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Onkel Tom am 17:22:45 Fr. 07.April 2023
Zitat von Kuddel

ZitatDen Bildern nach hatte ich vermutet, es wäre polnische Polizei gekommen.

Dachte ich erst auch und flog mir gleich die Hutkrempe hoch  ;)

Infos dazu aus dem labour-net :

https://www.labournet.de/branchen/dienstleistungen/speditionen/mind-55-lkw-fahrer-aus-georgien-und-usbekistan-streiken-auf-der-autobahnraststaette-bei-darmstadt-fuer-ihren-lohn-von-der-polnischen-firmengruppe-mazur/
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Fritz Linow am 17:25:40 Fr. 07.April 2023
Nach der Festnahme des Spediteurs und seiner Schlägertruppe:

(https://abload.de/img/darmstadtv5ixp.png) (https://abload.de/image.php?img=darmstadtv5ixp.png)
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Onkel Tom am 17:36:20 Fr. 07.April 2023
Hoppla, wie flott sich das Blatt wendet.  8)
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Kuddel am 17:56:47 Fr. 07.April 2023
Hach, wat is dat schön!

Schon lange nicht mehr von einem Bild so gerührt gewesen.
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Kuddel am 18:21:06 Fr. 07.April 2023
(https://abload.de/img/fthp7-jxwaiuwt4formatgddz0.jpg) (https://abload.de/image.php?img=fthp7-jxwaiuwt4formatgddz0.jpg)

ZitatPolnischer ,,Schlägertrupp" sorgt für Großeinsatz an der A5

Spektakuläre Eskalation des Lkw-Fahrer-Streiks auf dem Rastplatz Gräfenhausen West: Eine Security-Firma hat am Freitag gewaltsam versucht, Laster zu entwenden.
https://www.allgemeine-zeitung.de/lokales/kreis-darmstadt-dieburg/weiterstadt/lkw-fahrer-streik-polizeieinsatz-bei-graefenhausen-2453828

Zitat»War eine sehr brenzlige Situation«
Lasterstreik auf Raststätte – 16 Festnahmen nach Bedrohung

Lkw-Fahrer einer polnischen Spedition haben tagelang auf einem Rastplatz in Südhessen für mehr Lohn gestreikt. Ihrem Chef passte das gar nicht. Er rückte mit schusssicherer Weste, gepanzertem Auto und Schlägertrupp an. Dann kam die Polizei.
https://www.spiegel.de/panorama/graefenhausen-lasterstreik-auf-raststaette-16-festnahmen-nach-bedrohung-a-57772e7f-ea7f-4d09-89a4-54997a1d981b?utm_source=dlvr.it&utm_medium=twitter#ref=rss
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Nikita am 19:47:40 Fr. 07.April 2023
https://www.hessenschau.de/panorama/eskalation-auf-raststaette-graefenhausen-paramilitaerische-einheiten-aus-polen-bedraengen-lkw-fahrer-v2,eskalation-lkw-streik-100.html

Audio-Beitrag:
https://www.hessenschau.de/wirtschaft/lkw-streik-auf-raststaette-polizei-schlichtet-auseinandersetzungen,audio-80430~_story-eskalation-lkw-streik-100.html

Eskalation auf Raststätte Gräfenhausen
"Paramilitärische Einheiten" aus Polen bedrängen streikende Lkw-Fahrer

Seit Tagen streiken dutzende Lkw-Fahrer an der A5 bei Weiterstadt, unter anderem weil sie kein Geld bekommen. Jetzt wollte die zuständige polnische Spedition den Streik offenbar mit Gewalt beenden. Die Polizei musste mit einem Großaufgebot einschreiten, es kam zu Festnahmen.

Von Julian Moering

Seit Tagen harren rund 50 Lkw-Fahrer mit ihren Fahrzeugen auf der Autobahnraststätte Gräfenhausen an der A5 bei Weiterstadt (Darmstadt-Dieburg) aus. Sie sind in den Streik getreten, weil sie von der polnischen Großspedition, für die sie fahren, offenbar seit über 50 Tagen kein Geld gesehen haben. Am Karfreitag ist die Situation eskaliert.

Gegen 11 Uhr kam es zu handfesten Auseinandersetzungen, als sich der polnische Firmeninhaber in Begleitung mehrerer Personen Zutritt zu den abgestellten Lkw verschaffen wollte. Die Delegation glich dabei eher einer paramilitärischen Einheit denn einer Abordnung einer Spedition.

Polizei mit Großaufgebot vor Ort
Teils mit panzerähnlichen Fahrzeugen fuhren die Männer auf der Raststätte vor, einige trugen sogar vermeintlich schusssichere Westen. Sie hatten offenbar den Auftrag, die Lkw-Fahrer einzuschüchtern und die Lastwagen zur Not mit Gewalt zu entwenden. Stefan Körzell, Vorstandsmitglied des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), spricht auf Twitter von einer "Schlägertruppe aus Polen", die versucht habe, den Fahrern ihre Lkw zu "klauen".

Die Polizei war mit großem Aufgebot und Hunden vor Ort, um die drohende Eskalation zu verhindern. Den Einsatzkräften gelang es nach Polizeiangaben, den Konflikt unter Androhung des Einsatzes von Pfefferspray und Schlagstöcken zu schlichten. Insgesamt 16 Personen wurden vorläufig festgenommen. Gegen die Tatbeteiligten werde nun unter anderem wegen schweren Landfriedensbruchs, Bedrohung, Nötigung, versuchter gefährlicher Körperverletzung und Störung einer Versammlung ermittelt.

DGB-Vorstand fordert Konsequenzen
"Die Fahrer sind glücklich, dass sich die Situation entspannt", sagte Körzell, der den Vorfall vor Ort erlebt hat, am Nachmittag und bedankte sich für das rasche Eingreifen der Polizei. Die Gruppen seien mit einem Absperrband voneinander getrennt worden.

Der Besitzer habe nicht nur die Security-Leute mitgebracht, sondern in drei kleinen Bussen auch gleich Ersatzfahrer, so Körzell. Diese hätten erzählt, dass sie in der Nacht auf anderen Rastplätzen aus ihren eigenen Lastern geholt worden und nach Gräfenhausen gebracht worden seien.

"Dass der Inhaber der Spedition einen paramilitärischen Schlägertrupp inklusive Panzerfahrzeug nach Deutschland schickt, um mit martialischer Bedrohung einen Protest von Lkw-Fahrern zu beenden, ist ein ungeheuerlicher Vorgang", sagte Körzell. Das müsse Konsequenzen haben.

Protest gegen Arbeitsbedingungen
Dass die Spedition die Fahrer offenbar seit Wochen nicht bezahlt, ist nur einer der Gründe für den anhaltenden Protest. Die Männer, die zumeist aus Usbekistan, Georgien und anderen osteuropäischen Ländern stammen, wollen ihre Forderung nach fairer Bezahlung und menschenwürdigen Arbeitsbedingungen durchsetzen.

"Das sind keine normalen Arbeitsbedingungen, die wir haben", sagte einer der Streikenden. Ein anderer klagte: "Eigentlich habe ich drei Jobs. Ich sitze nicht nur hinter dem Steuer, ich muss auch die Be- und Entladung machen und bin für die Sicherheit verantwortlich." Dennoch warte er seit Wochen auf seinen Lohn. Teilweise bekämen Fahrer Reparaturen von ihrem Lohn abgezogen, das Geld, das sie für Essen bekommen, reiche vorne und hinten nicht.

Die Trucker sind nicht alleine: Gewerkschafter und Vereine aus der Umgebung haben Lebensmittel und Getränke gespendet, Verdi-Fahnen hängen als Zeichen der Solidarität an Lastwagenplanen. Berater des Netzwerks "Faire Mobilität" waren vor Ort und machen auch in sozialen Netzwerken auf den Protest der Fahrer aufmerksam.

(https://www.hessenschau.de/wirtschaft/lkw-fahrer-streik-100~_t-1680868188514_v-16to9__retina.jpg)

"Was wir hier erleben, ist leider ein Stück weit traurige Realität im Güterverkehr in Europa", sagte der hessische Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Michael Rudolph, der die Streikenden ebenfalls besuchte. Die Rechtslage sei eigentlich klar: "Es gilt der Lohn des Landes, in dem gefahren wird." Die Realität sei leider eine andere, so Rudolph. Es gebe viele Arbeitgeber, die Fahrer "für wesentlich weniger Geld durch Europa schicken". Diese Menschen würden nicht nur unter prekärsten Verhältnissen arbeiten, sondern auch leben.

Ruf nach besseren Kontrollen
Statt maximal zwei Wochen am Stück unterwegs zu sein, seien sie tatsächlich oft über Wochen und Monate in Europa auf den Fernstraßen und schliefen dann auch verbotenerweise nur in ihren Wagen. Hinzu komme: Laut ihren Verträgen seien die Fahrer wohl Scheinselbstständige.

Die geltenden Regeln müssten auch eingehalten und besser kontrolliert werden, so Rudolph. Der hessische DGB-Chef tritt noch für weitere Forderungen ein: "Wir wollen den Tarif des Landes, in dem entladen wird." Und noch etwas betont er: "Wir brauchen klare Regel dafür, dass Verstöße gegen das Mindestlohngesetz in Deutschland auch gegen die Arbeitgeber in Polen vollstreckt und durchgesetzt werden können."

SPD und Linke zeigen sich solidarisch
Ähnlich sieht das Günther Rudolph, Fraktionsvorsitzender der SPD im Landtag: "Wir brauchen dringend mehr Kontrollen und die Einhaltung geltenden Rechts, dazu bedarf es aber mehr Personal", sagte er am Freitag laut einer Mitteilung. "Leider sehen wir an dem Beispiel auf der Raststätte Gräfenhausen an der A5, dass Ausbeutung im Fernkraftverkehr auch in Deutschland immer noch an der Tagesordnung ist." Das Vorgehen des Spediteurs auf dem Rastplatz dürfe der Rechtsstaat nicht dulden.

Auch die hessische Linke äußerte sich zu den Vorgängen. "Wir stehen solidarisch an der Seite der streikenden Lkw-Fahrer in Gräfenhausen", sagte Landesvorsitzende Christiane Böhm. Wenn Arbeitgeber Arbeitskämpfe durch vermeintlich rechte Kräfte gewaltsam auflösen möchten, sei das ein Skandal, der an die "dunkelsten Momente der deutsche Geschichte" erinnere. Beobachter vor Ort hätten bei den Männern aus Polen einschlägige rechte Szenekleidung und Tätowierungen festgestellt, so Böhm.

Unklar ist, wie es jetzt auf dem Rastplatz Gräfenhausen weitergeht. Die Streikenden wollen ihre Arbeit wohl auch weiterhin nicht wieder aufnehmen.

Weitere InformationenSendung: hr-iNFO, 07.04.2023, 16 UhrEnde der weiteren Informationen
Veröffentlicht am 07.04.23 um 16:30 Uhr

Quelle: hessenschau.de, dpa/lhe
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Fritz Linow am 21:33:32 Fr. 07.April 2023
https://twitter.com/nicktamer36/status/1644409143653015555
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Onkel Tom am 02:29:20 Sa. 08.April 2023
Zitat aus dem Artikel der Allgemeinen Zeitung :

ZitatDie Polizisten nahmen insgesamt 19 Personen vorläufig fest, darunter auch den Speditionsinhaber.

Besser kann sich ein Bonze nicht mehr blamieren.. Lol
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Frauenpower am 17:20:21 Sa. 08.April 2023
"Brisant" auf ARD berichtet gerade davon. Es ist in den öffentlichen Medien angekommen.
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 18:47:47 Sa. 08.April 2023
Zitat von: Frauenpower am 17:20:21 Sa. 08.April 2023"Brisant" auf ARD berichtet gerade davon.

Und zwar hier: https://www.ardmediathek.de/video/brisant/lkw-streik-mehrere-festnahmen-an-a5/das-erste/Y3JpZDovL21kci5kZS9iZWl0cmFnL2Ntcy83M2ZjOTRlMS1mM2NhLTRlM2QtOWU5My1lMmQxMTkwY2VhMjM
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Kuddel am 20:53:47 Sa. 08.April 2023
Am besten lernt man am praktischen Beispiel, das ist besser als in der Schule.

Wir sollten uns klarmachen was Faschisten und Rechte wirklich sind.

Rechte haben das Image, die wütende Stimme des kleinen Mannes zu sein.

Das ist nicht wahr! Faschisten sind der militante Arm des Kapitals.

Die italienischen Faschisten fasste Mussolini 1919 zusammen und gab ihnen den Namen Fasci italiani di combattimento (wörtlich: ,,Italienische Kampfverbände") um mit ihnen gegen Kommunisten und Arbeiter vorzugehen. Diese Truppen schlugen Revolten von Landarbeitern im Auftrag von Großgrundbesitzern nieder und brachen Streiks im Auftrag von industriellen.

Heute sehen wir, daß Faschos gewalttätig gegen Umweltschützer vorgehen, gegen Feministische Kämpfe (inbesondere Türkei und Iran) und wieder gegen Arbeiterkämpfe, wie in Gräfenhausen.

So sieht der Chef der paramilitärischen "Rutkowski Patrol" aus, der seine Jungs auf die streikenden Trucker gehetzt hat.

(https://abload.de/img/rutkowski-polen-100_tgvdx6.jpg) (https://abload.de/image.php?img=rutkowski-polen-100_tgvdx6.jpg)

Ein schöner Bericht über diesen Verein:

https://www.hessenschau.de/panorama/wer-steckt-hinter-dem-angriff-auf-lkw-fahrer-der-polnische-detektiv-und-seine-miliz-v1,rutkowski-102.html

Faschisten und Mafia, da verschwimmen manchmal die Grenzen. Es gibt auch noch ältere Artikel über diesen zwielichten Laden, z.B.den hier:

https://www.welt.de/print-welt/article231524/Polizei-verhaftet-beruehmten-Privatdetektiv.html
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Fritz Linow am 21:16:38 Sa. 08.April 2023
Ey Caramba:

https://twitter.com/wolsanlim/status/1644577435118346241
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Onkel Tom am 23:21:50 Sa. 08.April 2023
Beeindruckend, die Soliaktion aus Korea.. 8)

Jo, diese "Rutkowski Patrol" kommt wie ein Schock rüber..

Aufgemacht wie ein Sondereinsatzkomando aus Polen und dahinter
rechte Socken, die für Geld alles machen.
Bin mal gespannt, was Justizia in D nun davon hält..

Ich hätte (mal vorgestellt) als Bulette  glatt den Panzerwagen
beschlagnahmt, bis ein Gericht entscheidet, ob dieses Ding unter
den Umständen überhaupt in D unterwegst sein darf..
Das kann (hoffentlich) lange dauern, bis der "Häutling" sein
Lieblingsspielzeugs wieder bekommt. Das täte bestimmt weh..

Naja, weiter Daumendrück für die Streikenden auf der Rastätte
Gräfenhausen  ;)
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: dagobert am 23:35:09 Sa. 08.April 2023
ZitatDer festgenommene polnische Speditionsinhaber und 18 seiner Sicherheitsmitarbeiter, die am Freitag gegen die streikenden Fahrer auf der Raststätte an der A5 bei Weiterstadt (Darmstadt-Dieburg) vorgehen wollten und von der Polizei gestoppt wurden, sind inzwischen wieder auf freiem Fuß, wie ein Polizeisprecher weiter sagte.
https://www.hessenschau.de/panorama/eskalation-auf-raststaette-graefenhausen-privat-miliz-aus-polen-bedraengt-streikende-lkw-fahrer-v6,eskalation-lkw-streik-100.html
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Kuddel am 16:07:23 So. 09.April 2023
Wow!
Mit Untertiteln noch besser.

Ansehen!!!

https://twitter.com/FaireMobilitaet/status/1644997714235498496
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Onkel Tom am 16:18:55 So. 09.April 2023
Zum Artikel aus der Hessenschau :
Zitat..
Seitens der Staatsanwaltschaft bestehe derzeit kein Kontakt zu den polnischen Behörden, da hierzu zum gegenwärtigen Zeitpunkt kein Bedarf bestehe, teilte ein Sprecher dem hr am Samstag mit.

Gehts noch ??

Zur Twittermeldung :

Bin gerührt und glänzen die Augen..  :)

Schaade, das my englisch grottenschlecht ist..
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Kuddel am 17:41:36 So. 09.April 2023
Für @Onkel Tom und alle, deren Englisch nicht so doll ist, eine etwas freie Übersetzung von mir:

Vorwort:

Solidarität von koreanischen Truckern (Mitglieder der KPTU-TruckSol Gewerkschaft) für die Fahrer des polnischen Konsortiums Lukmaz-Agmaz-Imperia, die bei zentralen multinationalen Konzernen unter Vertrag stehen. Sie befinden sich nun im Streik an der Raststätte Gräfenhausen in Deutschland und fordern, fair bezahlt und wie Menschen behandelt zu werden.

Redner: LKW Fahrer (aus Georgien und Uzbekistan) haben sich auf einem Rastplatz in Deutschland versammelt und streiken seit über 2 Wochen, um die Auszahlung der zurückgehaltenen Löhne und die Verbesserung ihrer unmenschlichen Arbeitsbedingungen zu fordern.

Deshalb machen wir ein Video von uns, wie wir Parolen rufen, um es ihnen zu senden und ihnen so unsere Unterstützung und Solidarität zu zeigen.

Ich hoffe, ich kann auf euch zählen und ihr die Parolen laut ruft, damit wir die Trucker in Europa stärken in ihrem Kampf gegen die erbärmlichen Arbeitsbedingungen.

Könnt ihr das? ,,KÄMPFT!"

Trucker in Europa: Bleibt stark!

Trucker: Bleibt stark!

Redner: Laßt es uns nochmal machen! Trucker in Europa!

Trucker: Bleibt Stark!

Redner: Das war gut! Nun laßt es uns in unserem normalen Style machen.

Laßt uns den Streik gewinnen durch die Kraft der Solidarität!

Trucker: LASST UNS DEN STREIK DURCH DIE KRAFT INTERNATIONALER SOLIDARITÄT GEWINNEN!

GEWINNT DEN STREIK!

SCHAFFT DIE SCHLIMMEN BEDINGUNGEN IN DER LKW BRANCHE AB!

KÄMPFT BIS ZUM ENDE!
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Kuddel am 17:44:49 So. 09.April 2023
P.S.: Es gibt inzwischen Übersetzungen in Georgisch und Russisch, die bereits in den Heimatländern der Fahrer im Umlauf sind.
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: counselor am 19:53:11 So. 09.April 2023
https://youtu.be/0XD6sO32XWY
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Frauenpower am 20:01:26 So. 09.April 2023
Die LKW Fahrer streiken weiter und werden dabei unterstützt. Die Festgenommenen seien wieder auf freiem Fuß.
ZitatSie bleiben standhaft: Auch nach einem verhinderten Übergriff durch die private Miliz eines berüchtigten polnischen "Detektivs" streiken Lkw-Fahrer an der A5 für würdige Arbeitsbedingungen. Die Solidarität mit ihnen wächst.

...

Unterdessen hatte die Petition der Fahrer an die Auftraggeber der polnischen Spedition erste Erfolge, wie Edwin Atema von der Europäischen Transportarbeitergewerkschaft, der von den Streikenden zum Mediator ernannt wurde, sagte. "Erste Unternehmen haben gesagt, dass sie die Zusammenarbeit eingestellt haben, als sie von den Arbeitsbedingungen erfuhren." Das sei zwar ein erster Erfolg, er hoffe aber, dass die Unternehmen nun ihren Einfluss geltend machten, um die Bezahlung der Fahrer durchzusetzen, sagte Atema.

Weitere Informationen
https://www.hessenschau.de/panorama/polizeipraesenz-und-kiloweise-nudeln-fuer-streikende-lkw-fahrer-an-der-a5-v2,streikende-lkw-fahrer-solidaritaet-100.html
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Kuddel am 20:48:01 So. 09.April 2023
Solidarität von Gräfenhausen nach Seoul!

https://twitter.com/ChefDuzen/status/1645129527763271681
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Onkel Tom am 22:27:07 So. 09.April 2023
@Kuddel

Vielen Dank für deine Übersetzung.

Jawollja, klingen die Grüße von den Streikenden auf der Raststätte nach
den Truckern in Korea genau so motivierend..
Erinnert mich auch a bissel an Fu Tinabo, (VW China) dem auch internationale
Solidarität erfuhr..  :D

Ob sich Streikende auch hier melden mit ihren Forderungen und so ? Ich hoffe es  ;D
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Kuddel am 18:52:25 Mo. 10.April 2023
Solidaritätsgruß der Independent Union of Service and Healthcare Workers in Georgien an die streikenden  LKW-Fahrer in Gräfenhausen:

ZitatSolidarity from our union to the Uzbek and Georgian truckers on strike working for the Polish company #Lukmaz #Agmaz #Imperia who are fighting for basic wages and even have been attacked by thugs who were hired by the company.
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Fritz Linow am 10:41:02 Di. 11.April 2023
Kleiner Hinweis auf andere Einsätze der Faschoschläger:

Zitat11.4.23
(...)
Schon zuvor seien die Fahrer eingeschüchtert worden. ,,Es gab auch Proteste von kleinen Fahrergruppen auf anderen Rastplätzen in Deutschland, zum Beispiel in Garbsen bei Hannover", erklärte Atemna. Dort habe man den Streik nach ähnlichen Einschüchterungen beendet. Einige seien anschließend nach Gräfenhausen gekommen. Ebenso seien Lkw-Fahrer aus Italien angereist. ,,Dort hat die Polizei nichts unternommen gegen die Schlägertrupps, anders als hier."
(...)
https://www.fr.de/rhein-main/streikende-lkw-fahrer-a5-darmstadt-polizeieinsatz-schlaegertrupps-attacke-92199139.html
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Kuddel am 14:09:24 Di. 11.April 2023
Es ist schon ein aufregender und wichtiger Thread geworden. Ich bin richtig aus dem Häuschen. Man kann hier so viel lernen.

(https://abload.de/img/atmjujghformatjpgname8uivh.jpg) (https://abload.de/image.php?img=atmjujghformatjpgname8uivh.jpg)

Es sind Migranten, die die Kultur der Klassenkämpfe hierzulande aufmischen. Die Deutschen sind scheinbar weiterhin obrigkeitshörig und gesetzestreu, wenn es ums Streiken geht. Und plötzlich tauchen irgendwelche Ausländer auf, die sich wehren, egal wie die Gesetzeslage aussieht. Sie wissen, daß niemand für ihre Rechte eintritt, wenn sie es nicht selbst tun und daß Solidarität eine Waffe ist.

(https://abload.de/img/fy9m23-dformatjpgnamerlenz.jpg) (https://abload.de/image.php?img=fy9m23-dformatjpgnamerlenz.jpg)

Das deutsche System der Gesetze, Gewerkschaften und Betriebsräte hat sich bewährt. Das System der Ausbeutung läuft wie geschmiert und jeglicher Widerstand wird abgefedert und integriert. Man hat panische Angst davor, daß die Migranten, die außerhalb dieser Regeln kämpfen, zum Vorbild für andere werden. Die Politik hat das besser verstanden, als viele Linke.

Die letzten wilden Streiks waren von der Größe her recht überschaubar, doch die Reaktionen zeigen die politische Bedeutung


Beim Wilden Streik der Erntehelfer am Spargelhof Ritter bei Bonn schlug die rumänische Arbeitsministerin persönlich auf. Zum Wildcat Strike bei Gorillas in Berlin tauchte Bundesarbeitsmister Hubertus Heil zum Fototermin mit den Streikenden auf.

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Und nun, bei den wild streikenden Truckern an der Raststätte Gräfenhausen hat sich der sozialdemokratische Politiker Alexander Schweitzer (Minister für Arbeit, Soziales, Transformation und Digitalisierung Rheinland-Pfalz) blicken lassen und weitere Politker waren plötzlich superbetroffen und ach so solidarisch. "Wir als SPD-Fraktion stehen solidarisch an der Seite der LKW-Fahrer, die von Ausbeutung und miserablen Arbeitsbedingungen betroffen sind und einzig und allein für Gerechtigkeit und faire Arbeitsbedingungen streiken", sagte Günther Rudolph, Fraktionsvorsitzender der SPD im hessischen Landtag. Christiane Böhm, Wahlkreisabgeordnete in Südhessen der Fraktion DIE LINKE:"DIE LINKE steht solidarisch an der Seite der streikenden LKW-Fahrer in Gräfenhausen. Streiken ist ein Grundrecht." "Meine Solidarität gilt den streikenden Lkw-Fahrern", sagt der Vorsitzende des Bundestags-Verkehrsausschusses, Udo Schiefner (SPD). Der hessische SPD-Fraktionschef Günter Rudolph beklagte die ,,Ausbeutung und miserablen Arbeitsbedingungen" im Güterverkehr. Die Abgeordneten Martina Feldmayer und Torsten Leveringhaus waren am Sonntag am Rastplatz Gräfenhausen vor Ort, um ihre Solidarität mit den Truckern zu bekunden. Politiker:innen aus Hessen wie der Grüne Wolfgang Strengmann-Kuhn, der Sozialdemokrat Bijan Kaffenberger solidarisierten sich mit den Fahrern. Und ja, selbst ein CDU Politiker ist mit aufgesprungen, Dennis Radtke, Europa-Abgeordneter (CDU) für das Ruhrgebiet Ausschuss für Beschäftigung und soziale Angelegenheiten, Landesvorsitzender CDA NRW.
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Auch Bundesinnenministerin Nancy Faeser meldete sich plötzlich: ,,Für fairen Lohn und menschenwürdige Arbeit streikende Fernfahrer massiv zu bedrohen und einzuschüchtern, muss deutliche strafrechtliche Folgen haben."

Ist das nicht der Wahnsinn, was für eine Lawine ein WILDER STREIK von wenigen Dutzend Menschen lostreten kann?

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Und ich möchte mich wiederholen: Es ist der absolute Hammer, was für eine Welle echter Solidarität sich in diesem Zusammenhang entwickelt hat.

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Damit meine ich die Unterstützung vor Ort mit Lebensmitteln, Tabak, Geld, Diesel (für die Standheizungen), Anwesenheit, Gulaschkanone, Bierzeltbänken und vielem anderen.

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Es waren unorganisierte einzelne Menschen dabei, die einfach helfen wollten, aber auch die praktische Hilfe aus den Gewerkschaften, teilweise von höheren Funktionären, war großartig, rührend und wichtig.

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Es ist absolut ungewöhnlich hier in Deutschland und ich hoffe, es macht Schule.

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Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Kuddel am 15:40:34 Di. 11.April 2023
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Wenn ich nicht tanzen kann,
ist das nicht meine Revolution


Emma Goldmann
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Kuddel am 20:25:42 Di. 11.April 2023
SAT1 berichtet jetzt auch.

https://www.1730live.de/lkw-fahrer-streiken-auf-raststaette/

Erst hordenweise Politiker und jetzt die Medien. Die Gesamtsituation ist nicht neu. Dieser Horror in Punkto Arbeitsbedingungen und Verkehrssicherheit ist seit Jahren Normalität.

Das Besondere ist die mutige Gegenwehr der Fahrer.

Hier der Link auf einen recht informativen Artikel zum Thema:
https://www.wsws.org/de/articles/2023/04/09/last-a09.html?fbclid=IwAR0j1WjQj0xQeV6MesNLwl2BEOyVHKao0fAxjB7MP6pHxpjSA17Rmgp_edY
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Kuddel am 12:02:26 Mi. 12.April 2023
Nochmal: Gewerkschaftliche Solidarität

Verdi

Zitat(...) Doch anstatt auf die berechtigten Forderungen der Fahrer einzugehen, eskalierte die Situation am Karfreitag, als der polnische Unternehmer versuchte mit einem paramilitärisch anmutenden Schlägertrupp in einem gepanzerten Fahrzeug die Zugmaschinen der streikenden Fahrer an sich zu nehmen.

Das bedrohliche Auftreten des polnischen Unternehmers zeigt eindrucksvoll, mit welchen Methoden im internationalen Straßengütertransport gearbeitet wird. Die Arbeitnehmer*innen werden nicht nur um ihre Rechte auf dem deutschen Arbeitsmarkt und ihre Ansprüche betrogen, es wird auch versucht sie durch Einschüchterung mundtot zu machen.

Die Verwerfungen sind im internationalen Straßengütertransport kein Einzelfall: Arbeitszeitverstöße, Mindestlohnbetrug und menschenunwürdige Arbeitsbedingungen auf deutschen Straßen und Raststätten prägen den Arbeitsalltag der überwiegend aus Osteuropa oder aus Drittstaaten von außerhalb der EU stammenden Fahrer*innen. (...)
https://psl.verdi.de/branche/++co++430e8df0-d877-11ed-9bf1-001a4a160111 (mit Unterschriftenliste)

FAU

Zitat(...) Einige unserer Gewerkschaftsmitglieder waren heute vor Ort und haben Getränke, Obst, Süßigkeiten und solidarische Grüße an die Streikenden übergeben.

(https://abload.de/img/3-1024x1024nuihf.png) (https://abload.de/image.php?img=3-1024x1024nuihf.png)

In Gesprächen wurde berichtet, dass sich aktuell etwa 85-90 Fahrer im Ausstand befinden. Die Summe der ingesamt ausstehenden Löhne beliefe sich auf rund 250.000€

Die Streikenden, welche unter anderem von Kolleg*innen des Beratungsnetzwerk ,,Faire Mobilität" unterstützt werden, haben bekräftigt, dass sie die Streikversammlung erst auflösen werden, nachdem alle ausstehenden Löhne vollumfänglich gezahlt sind.

(https://abload.de/img/ftdu2z0wiaethzaformatrmcat.jpg) (https://abload.de/image.php?img=ftdu2z0wiaethzaformatrmcat.jpg)

Wir wünschen den Streikenden viel Ausdauer, Kraft und vollen Erfolg!
https://aschaffenburg.fau.org/?p=281
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 15:57:30 Mi. 12.April 2023
Rutkowski Patrol

Privatwirtschaftliche paramilitärische Schlägertruppe gegen Streikende.

Aus der Selbstdarstellung:

(https://abload.de/img/ftnr0llwyam4yznformatcdd6b.png) (https://abload.de/image.php?img=ftnr0llwyam4yznformatcdd6b.png)

(https://abload.de/img/ftoodqbwiaaoqr4formatkneen.jpg) (https://abload.de/image.php?img=ftoodqbwiaaoqr4formatkneen.jpg)

(https://abload.de/img/ftopgm0wcaabxb4formatwbfmp.png) (https://abload.de/image.php?img=ftopgm0wcaabxb4formatwbfmp.png)


Krzysztof Rutkowski
ehemaliger Detektiv, ehemaliger Abgeordneter und scheinbar immer noch im Besitz eines Diplomatenpasses, soll einen Panzerwagen für rund 3 Millionen Złoty erworben haben. Auch sonst scheint das Milizgeschäft zu laufen bei ihm.

Die Hessenschau hat sich das auch nochmal angeguckt:

https://youtu.be/JswYCwMSiWo



Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Fritz Linow am 20:40:21 Mi. 12.April 2023
https://twitter.com/joinasyndicate/status/1646203040699916288
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Kuddel am 10:43:20 Do. 13.April 2023
Solidarität!

ZitatSolidarität ist groß: Barbecue für streikende Lkw-Fahrer
...am Rastplatz Gräfenhausen haben sich Politiker:innen und Gewerkschafter:innen mit den Beschäftigten solidarisiert. An Ostern unterstützten sie die georgischen und usbekischen Fahrer bei einem Streik-Barbecue unter anderem mit Lebensmitteln.
https://www.fr.de/rhein-main/empoert-ueber-angriff-auf-streikende-lastwagenfahrer-an-autobahnraststaette-92201989.html?itm_source=story_detail&itm_medium=interaction_bar&itm_campaign=share

ZitatEdwin Atema von der niederländische Gewerkschaft FNV wurde von den Fahrern zum Verhandlungsführer gewählt. Atema berichtet gegenüber O|N, dass die Fahrer nach wie vor auf der Raststätte seien und weiter streiken. Ihnen gehe es "sehr schlecht." Sie seien laut Atema aber über die Hilfsbereitschaft der Menschen glücklich. So würden Autofahrer anhalten, und den Fahrer Essen und Geld schenken. Deutsche Lkw-Fahrer würden stoppen und die Kollegen mit Zigaretten versorgen. Die Solidarität sei enorm.

Am Mittwoch werden Gewerkschafter aus Georgien anreisen und mit den Fahrern vor Ort sprechen.
https://osthessen-news.de/n11743667/edwin-atema-zum-a-5-lkw-streik-den-fahrern-geht-es-sehr-schlecht.html

Eine internationalisierte Branche braucht internationalisierte Kämpfe!

ZitatWie lange wird der Streik noch weitergehen?

Die Männer sagen: So lange, bis sie ihr Geld haben. Der Unternehmer Mazur lässt sich bisher auf keine seriösen Verhandlungen ein.

Die Fahrer sind für multinationale Unternehmen wie VW, Mercedes oder Ikea unterwegs, mit DHL und anderen als zwischengeschalteten Speditionen. Diese Unternehmen müssen ihrer Verantwortung nachkommen – und zwar nicht nur, indem sie die Zusammenarbeit mit den Firmen von Lukasz Mazur einstellen. Diese Firmen sollten auch dazu beitragen, dass die zustehenden Löhne gezahlt werden. Dann geht dieser Protest sicherlich schneller zu Ende.
https://www.fr.de/rhein-main/brachiales-vorgehen-gegen-lkw-fahrer-gewerkschafterin-weirich-ist-erschrocken-und-auch-ueberrascht-92206482.html?itm_source=story_detail&itm_medium=interaction_bar&itm_campaign=share
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Kuddel am 15:32:51 Do. 13.April 2023
ZitatHilfe für Lkw-Fahrer verlangt

(https://abload.de/img/31432059-graefenhauserlcnw.jpg) (https://abload.de/image.php?img=31432059-graefenhauserlcnw.jpg)

Der Streik in Gräfenhausen hat eine Diskussion über bessere Arbeitsbedingungen und Entlohnung von Truckern ausgelöst. Der Vorschlag einer ,,Sozialmaut" soll geprüft werden.
https://www.fr.de/rhein-main/hilfe-fuer-lkw-fahrer-verlangt-92206366.html

Jede Menge hektischer Betriebsamkeit, da die Medien allerorts berichten und die Öffentlichkeit sich geschockt zeigt.

Dann diese Appelle an "die Politik". Da unterscheidet sich die Linkspartei nicht von den anderen. Wenn von den Gewerkschaften auch nicht mehr (für die Zukunft) kommt, ist es noch trauriger. Die einzige Perspektive ist, Druck von den Beschäftigten in der Branche aufzubauen. Verdi hat sich seit Jahrzehnten nur wenig um die Trucker gekümmert, die zu individualistisch und schwer organisierbar sind. Was wir in Gräfenhausen erfahren, ist keine Neuigkeit für diejenigen, die sich mit der Branche beschäftigen. Die kriminellen und menschenverachtenden, ausbeuterischen Strukturen sind seit Jahren Normalzustand.

Immerhin hat Faire Mobilität in dieser Sache mehr bewegt, als die riesige Verdi. Gewerkschaftsarbeit kann nicht einfach nur Mitglieder werben sein. Die unter sklavenähnlichen Bedingungen arbeitenden Osteuropäer und Asiaten sind die Basis kommender Arbeitskämpfe. Die werden ebensowenig gewerkschaftlich organisiert sein.
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Fritz Linow am 22:05:00 Do. 13.April 2023
Bei allem Politikergewimmel sollte Gerhard Trabert nicht untergehen (mit Filmchen):

Zitat13.4.23
Bandscheiben, Bluthochdruck, Zahnerkrankungen: Die streikenden Lkw-Fahrer an der A5-Raststätte Gräfenhausen klagen über Gesundheitsprobleme. Der Arzt Gerhard Trabert vom Verein "Armut und Gesundheit in Deutschland" hilft ihnen.
(...)
https://www.hessenschau.de/panorama/raststaette-graefenhausen-arztmobil-betreut-streikende-lkw-fahrer--v1,lkw-fahrer-streik-graefenhausen-100.html
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Onkel Tom am 23:57:29 Do. 13.April 2023
Die Unterstützung vom Doc Gerhard Trabert finde ich gut. Mit Zahnschmerzen etc. ist auch schlecht
streiken.. Ein "Zahnmobil", wie es für Obdachlose für Hamburg gibt, könnte sich da auch mal blicken
lassen  ;)

Mazur streitet die Lohnprellerei ab ?.. Schon im CD-Kerker ?

Eigendlich dürfte das kein Problem sein, die Lohnnachforderungen zu erfüllen, zumal ca.1000
Brummis für ihn unterwegst sind.. Aber klar verstanden, das es ihm jetzt "nur" um ein Kräftemessen
geht, wer das letzte Wort und Mache hat. Sein Auftritt auf der Raststätte war ja eindeutig.

Zu den Arbeitsbedingungen klagen Brummis ja allgemein um die Dinge was die Eigenversorgung
und sanitäre Gegebenheiten betrifft.
Was in den 80zigern noch "kostenlos" oder "vergünstigt" als Brummi genutzt werden konnte, wird
heute ordendlich die Kralle auf gehalten. (Tank & Rast und dessen Schwippsschwaderschaft..)
Autohöfe sind meist günstiger aber ohne Lohn auf Tasche geht nichts mehr.  >:(

Das mit dem Sozial-Found von 1 Cent pro Kilometer klingt nicht schlecht, reicht meiner
Vermutung nach jedoch nicht aus. Die EU-Politik muss endlich die Fehler beheben, die 1992
"Konkurrenz in der Logistikbrache entfesselt hat".

Ich bin dafür, das Gleichbehandlung von Trucker_innen auf europäischen Straßen "zugesichert"
werden sollte, um diese gegenwärtigen Zustände auch für die Zukunft zu beheben.
Aber dafür müsste wohl jede LKW-Achse in der EU still stehen, damit Verbesserungen statt
Verschlimmbesserungen umgesetzt werden.

Na gut, etwas weit gegriffen aber das die FAU auch dabei ist, finde ich Praxisbezogen sehr gut.
Kann verdi ja mal ne Scheibe von ablernen  :D

Und ja, Daumendrück, das die Streikenden zum Erfolg kommen  ;)
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Kuddel am 13:55:21 Fr. 14.April 2023
Der polnische Spediteur Lakasz Mazur zeigt, wo die unterschlagenen Lohnzahlungen geblieben sind:
(https://abload.de/img/ftqk6itwiaa6dvsformata0f01.jpg) (https://abload.de/image.php?img=ftqk6itwiaa6dvsformata0f01.jpg)

Rutkowski (Chef der paramilitärischen Schlägertruppe "Rutkowski Patrol") redet von Rechtsstaatlichkeit, aber seine maskierten Leute schämen sich, ihr Gesicht zu zeigen. Die geschätzte Höhe der Gehaltsnachzahlung beläuft sich auf etwa 250.000 Euro, die billigste Version des Lamborghini, den der Chef des Transportunternehmens fährt, kostet 380.000 Euro.
 
"Diebe, Banditen, Verbrecher"!

(https://abload.de/img/ftqy5n7wwaelsvtformatp3dm6.jpg) (https://abload.de/image.php?img=ftqy5n7wwaelsvtformatp3dm6.jpg)
Mazur, bezahle deine Arbeiter!

Kriminelle Spediteure, die ihre Fahrer um ihren Lohn betrügen, sehen sich im Recht und veranstalten eine Konferenz in der deutschen Botschaft in Warschau. Die Geschäftsführer von Agmaz/Lukmaz wollen sich heute dort über die Diskriminierung der polnischen Unternehmer durch Deutschland beschweren!

Die Polnische Basisgewerkschaft IP hat zu einem Protest an der Botschaft aufgerufen.

(https://abload.de/img/ftqupr7wiaaxst4format7pedx.jpg) (https://abload.de/image.php?img=ftqupr7wiaaxst4format7pedx.jpg)

Sie hat auch einen Livestream vom Protest eingerichtet: https://www.facebook.com/InicjatywaPracownicza/videos/197668449677815/

Der Polnische Staat steht nicht so auf kämpferische Gewerkschafter und Arbeiter und schickt seine Büttel im Antiterrorlook:

(https://abload.de/img/ftqyo_vx0ai9qanformatxccsh.jpg) (https://abload.de/image.php?img=ftqyo_vx0ai9qanformatxccsh.jpg)

Der Streik der Fahrer trägt Früchte! Seit fast 3 Wochen halten georgische und usbekische Arbeiter die Beschlagnahmung der Fahrzeuge ihrer Chefs auf, um ihren Lohn einzufordern. Heute hat der erste Fahrer die Überweisung erhalten. Die anderen warten noch - bis die Löhne gutgeschrieben sind, vorher wollen sie den Streik nicht abbrechen.

ZitatDie Arbeiterinitiative IP unterstützt die streikenden Fahrer voll und ganz und bleibt in Kontakt mit der Belegschaft und den sie unterstützenden Gewerkschaften in Deutschland.
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Kuddel am 15:53:01 Fr. 14.April 2023
ZitatSchlägerei* vor der deutschen Botschaft. Rutkowski gerät mit Gewerkschaftern aneinander

Krzysztof Rutkowski und seine Mitarbeiter haben heute eine Demonstration vor der deutschen Botschaft in Warschau organisiert. Sie protestieren damit gegen die Überschreitung der Befugnisse der deutschen Polizei, so die Detektiv-Berühmtheit. Auch Gewerkschafter der Arbeitnehmerinitiative traten mit einer Gegendemonstration vor der diplomatischen Vertretung auf. Es kam zu einer Schlägerei.


Heute Mittag fand vor der deutschen Botschaft in Warschau eine Demonstration von Krzysztof Rutkowski und seinen Leuten statt. Mit ihm erschienen u.a. seine Mitarbeiter in Sturmhauben. Zwei leistungsstarke Fahrzeuge seiner Detektei fuhren in die schmale Straße vor der diplomatischen Vertretung, wurden aber von den Polizeibeamten vor Ort zum Rückzug gezwungen.

(https://abload.de/img/ip1rkf31.jpg) (https://abload.de/image.php?img=ip1rkf31.jpg)

Rutkowski: Deutsche Polizeibeamte überschritten ihre Befugnisse

Die deutschen Polizeibeamten überschritten ihre Befugnisse auf dem Parkplatz in Graefenhausen, wo die Mitarbeiter des Rutkowski-Büros festgehalten wurden. Darüber hinaus haben sie sie unmenschlich behandelt, was zu einer Gefährdung ihrer Gesundheit und ihres Lebens geführt haben könnte, da sie unter anderem von Medikamenten abgeschnitten wurden. Wir haben in diesem Fall bereits eine Anzeige bei der Staatsanwaltschaft eingereicht", sagte er heute vor der deutschen Botschaft in Warschau.

Rutkowski: Deutsche Polizeibeamte überschritten ihre Befugnisse

Die deutschen Polizeibeamten überschritten ihre Befugnisse auf dem Parkplatz in Graefenhausen, wo die Mitarbeiter des Rutkowski-Büros festgehalten wurden. Darüber hinaus haben sie sie unmenschlich behandelt, was zu einer Gefährdung ihrer Gesundheit und ihres Lebens geführt haben könnte, da sie unter anderem von Medikamenten abgeschnitten wurden. Wir haben in diesem Fall bereits eine Anzeige bei der Staatsanwaltschaft eingereicht", sagte er heute vor der deutschen Botschaft in Warschau.

(...) Die Sensationslust und die Hetze der deutschen Gewerkschaften sollen zu einer gewissen Diskreditierung der polnischen Unternehmer in Deutschland führen, fügte der Detektiv hinzu.

Rutkowski betrat die deutsche Botschaft, wo er eine Petition über die unrechtmäßige Behandlung polnischer Bürger in diesem Land einreichte. Es ging um seine Mitarbeiter, die von der deutschen Polizei festgenommen und fast acht Stunden lang festgehalten wurden.

Gewerkschafter riefen: "Rechtsbrecher, Diebe, Banditen!".

(https://abload.de/img/ip2rlenu.jpg) (https://abload.de/image.php?img=ip2rlenu.jpg)

Auf der Seite der in Deutschland protestierenden Fahrer standen Gewerkschafter der Arbeiterinitiative IP, die ebenfalls vor die Botschaft zogen. Sie riefen Rutkowski und seinen Männern u.a. " Verbrecher", "Mazur, Mazur, zahlt das Geld", "Diebe, Banditen" zu.
(...)
https://wiadomosci.onet.pl/warszawa/protest-rutkowskiego-przed-ambasada-niemiec/6476sds?utm_source=tw_wiadomosci&utm_medium=social&utm_campaign=onetsg_fb

*Jemand hat darauf aufmerksam gemacht, daß es sich um einen Fehler durch die Maschinenübersetzung handeln kann.
"Awantura" wird mit "Schlägerei" übersetzt und hat noch inhaltich ähnliche Begriffe parat: "Prügelei", "Rauferei", "Handgemenge", "Krawall", "Randale".
Ich denke, es liegen die moderateren Übersetzungsalternativen näher an der Wahrheit, wie "Streit" oder "Auseindersetzung".
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Fritz Linow am 16:35:58 Fr. 14.April 2023
Dieser Rutkowski lebt in einer Parallelwelt. Gab es vor der Botschaft jetzt echt eine Schlägerei?
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Kuddel am 17:29:19 Fr. 14.April 2023
Zitat von: Fritz Linow am 16:35:58 Fr. 14.April 2023Gab es vor der Botschaft jetzt echt eine Schlägerei?

Meiner Meinung nach, nein. Viele Medien haben die reißerische Überschrift von Onet Warschau übernommen. Es waren sowohl Politiker der polnischen Linkspartei vor Ort, alsauch ein Haufen Journalisten, wahrscheinlich auch vom Fernsehen. Ich habe noch nicht ein einziges überzeugendes Bild einer Schlägerei gesehen. Ich denke, ein wenig Rangeln und Schubsen hier und da wurde journalistisch aufgepimpt.

Aber es gibt trotzdem eine ziemliche Welle, denn Rutkowski hat sich selbst zum Promi im Trash-TV gemacht, er fehlte in kaum einer Billigshow oder beim Reality TV, die Kamera war dabei, wo er angeblich böse Buben jagt, er sang auch Schnulzen im polnischen Fernehen und überhaupt, seine Kumpels vom Faschosender Patriot24 sorgten für Dauerpräsenz des polnischen Rambo im Fernshen und Internet.

Das Volk liebt Skandale und Abstürze von Promis.
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Frauenpower am 06:05:03 Sa. 15.April 2023
https://www.hessenschau.de/tv-sendung/lkw-fahrer-streik-an-der-a5,video-182026.html
ZitatSeit drei Wochen streiken Lkw-Fahrer aus Osteuropa auf einem Rastplatz an der A5 bei Weiterstadt. Sie fordern bessere Arbeitsbedingungen und den Lohn der letzten Monate. Jetzt hat wohl der erste Fahrer sein Geld bekommen.

Aber sie machen weiter, bis alle ihr Geld haben.

Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Kuddel am 08:29:59 Sa. 15.April 2023
Zitat von: Frauenpower am 06:05:03 Sa. 15.April 2023Aber sie machen weiter, bis alle ihr Geld haben.

Das ist echte Solidarität und zeigt, wie gut die LKW-Fahrer den Kampf gegen einen starken Gegner verstehen.
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Fritz Linow am 10:02:19 Sa. 15.April 2023
Aus Manila:

https://twitter.com/pistonph/status/1647133408576045057
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Kuddel am 10:13:13 Sa. 15.April 2023
Wow!
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Kuddel am 13:47:18 So. 16.April 2023
https://twitter.com/jojonas111/status/1647360459199094784
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Kuddel am 18:32:53 So. 16.April 2023
Ach, ich finde es wunderschön und aufregend.

Was auf einer Autobahnraststätte passiert, ist politischer und lehrreicher, als diverse politische Pamphlete.

(https://abload.de/img/ftwwxghwcaecujbformatipfth.jpg) (https://abload.de/image.php?img=ftwwxghwcaecujbformatipfth.jpg)

Arbeiter, die für die Gesellschaft unsichtbar waren, werden plötzlich zu politischen Akteuren, indem sie die Arbeit verweigern.

(https://abload.de/img/ft2k3nqwiau4v8aformat5tiui.jpg) (https://abload.de/image.php?img=ft2k3nqwiau4v8aformat5tiui.jpg)

Nun werden die richtigen Fragen öffentlich gestellt. Ein holländischer Gewerkschafter formulierte es so:
ZitatDie Lieferkette des europäischen Straßenverkehrs:

1. Fahrer Usbekistan 2. das Transportunternehmen AGMAZ Polen 3. LKW Walter Transport Österreich 4. IKEA Schweiz 5. Transportunternehmen Niederlande. Alle verdienen Geld wie verrückt. Aber der Fahrer aus Usbekistan?

(https://abload.de/img/_g9v4-onformatjpgnametqfii.jpg) (https://abload.de/image.php?img=_g9v4-onformatjpgnametqfii.jpg)

Es gibt inzwischen irre viele Medienberichte in dieser Sache. Man kommt gar nicht mehr hinterher.

(https://abload.de/img/ji3fvlkyformatjpgname4mi6u.jpg) (https://abload.de/image.php?img=ji3fvlkyformatjpgname4mi6u.jpg)

Will versuchen einiges zusammenzufassen und einzuschätzen.
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Frauenpower am 13:54:55 Mo. 17.April 2023
Inzwischengab es wohl weitere Lohn - Zahlungen.

https://www.fr.de/rhein-main/protest-von-lkw-fahrern-in-graefenhausen-streik-fuehrt-zu-ersten-zahlungen-92212220.html
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: AbenteuerKäse am 18:20:22 Di. 18.April 2023
Noch ein Artikel,
diesmal schlechtere Nachrichten
https://www.fr.de/rhein-main/protest-von-lkw-fahrern-in-graefenhausen-polnische-behoerde-prueft-spedition-92217441.html

Protest von Lkw-Fahrern: Erste Konsequenzen - Behörde prüft Spedition
Von: Gregor Haschnik
~5 Minuten

Der Streik der Lkw-Fahrer und die Verhandlungen auf der A5-Raststätte Gräfenhausen-West gehen weiter. Derweil meldet sich die polnische Kontrollbehörde zu Wort.

Weiterstadt – Die Verhandlungen zwischen den auf der Raststätte Gräfenhausen-West (Kreis Darmstadt-Dieburg) streikenden Lkw-Fahrern und ihrem polnischen Arbeitgeber sind am Montag (17. April) fortgesetzt worden, ebenso wie der Arbeitskampf. Laut Anna Weirich vom DGB-Projekt Faire Mobilität hat sich seit dem Wochenende nicht viel an der Situation geändert. Firmenchef Lukasz Mazur habe einigen, aber bei weitem nicht allen der aus Georgien und Usbekistan stammenden Fahrern Geld überwiesen, zum Teil jedoch nicht die geforderten Summen. Wie viele Beschäftigte in welchem Umfang bezahlt wurden, sei noch unklar. ,,Die Fahrer sind sich einig: Der Streik geht so lange weiter, bis alle ihren Lohn haben." Viele Betroffene kommunizierten im Laufe des Tages mit der Spedition, oft per Videokonferenz, und schauten, ob etwas auf ihren Online-Konten einging.

Weirich unterstrich, es brauche nachhaltige Lösungen gegen Ausbeutung bei Arbeitsmigration, etwa wirksamere Kontrollen. Zudem nahm sie die Auftraggeber in die Pflicht. Diese sollten Verantwortung übernehmen – auch wenn Zahlungen durch beauftragte Firmen ausbleiben. Als Reaktion auf eine Petition der Fahrer an die Kund:innen hätten einige davon die Zusammenarbeit mit dem Unternehmen für beendet erklärt, teils vorübergehend. Das seien erste Konsequenzen, die den Betroffenen aber kein Geld brächten.

Am Montag besuchte die EU-Abgeordnete Gabriele Bischoff (auf der Ladebühne) die Fahrer. dpa
Am Montag (17. April) besuchte die EU-Abgeordnete Gabriele Bischoff (auf der Ladebühne) die Fahrer. © dpa

Protest von Lkw-Fahrern in Gräfenhausen: EU-Abgeordnete besuchen Streikende

Am Montag besuchten drei EU-Abgeordnete die Streikenden, darunter Gabriele Bischoff (SPD), die im Ausschuss für Arbeit und Soziales sitzt, und erklärten sich solidarisch. Bischoff schloss sich den Forderungen nach Gesetzen ohne Schlupflöcher, intensiveren Kontrollen und fairen Löhnen im grenzüberschreitenden Güterverkehr an. Am Dienstag sollte das EU-Parlament über den Streik und die Ursachen debattieren.

Unterdessen nimmt die oberste polnische Kontrollbehörde für den Straßentransport die Firmengruppe offenbar in den Fokus, wie die Nachrichtenagentur PAP (Polska Agencja Prasowa) berichtete. Der zuständige Inspektor Alvin Gajadhur habe weitere Kontrollen angekündigt, sowohl auf der Straße als auch in den Geschäftsstellen. Nach Informationen der Agentur seien bereits bei früheren Prüfungen Verstöße, etwa gegen Regelungen zu Lenk- und Ruhezeiten, festgestellt und mit Geldstrafen geahndet worden.
Protest von Lkw-Fahrern in Gräfenhausen: Seit Monaten kein Gehalt erhalten

Die rund 60 Lkw-Fahrer streiken seit etwa vier Wochen in Weiterstadt-Gräfenhausen, weil sie nach eigenen Angaben teils seit Monaten kein Gehalt erhalten hätten. Auch seien sie scheinselbstständig beschäftigt, trügen einen großen Teil des unternehmerischen Risikos und bekämen für 13 bis 15 Stunden Arbeit nur einen Tagessatz von circa 80 Euro.

Mazur weist alle Vorwürfe zurück, sieht sich als Opfer, auch weil ihm durch nicht getätigte Lieferungen hohe Vertragsstrafen drohten, und hat Anzeige erstattet. Er habe stets korrekt und gesetzestreu gehandelt. Die Bedingungen seien in Ordnung; die Fahrer würden nicht ausgebeutet. Sie erhielten ihre Gehälter später, das hänge aber mit der Zahlungsabwicklung zwischen der Spedition und ihren Kunden zusammen.

Mit dieser Behauptung habe der Firmenchef zum wiederholten Male seine Aussagen geändert, sagte Stefan Körzell aus dem geschäftsführenden Bundesvorstand des DGB der FR. Das zeige die Unglaubwürdigkeit. Zudem habe er keine transparenten Abrechnungen vorgelegt. Die Streikenden hingegen könnten ihre Forderungen präzise darlegen. Auftraggeber, so Körzell, sollten aus moralischen Gründen, aber auch aufgrund der Lieferkettensorgfaltspflicht und des Mindestlohngesetzes nicht mit solchen Firmen zusammenarbeiten. (Gregor Haschnik)
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Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: counselor am 18:41:31 Di. 18.April 2023
Dass teilweise Löhne an einige Fahrer ausbezahlt wurden, halte ich für ein Spaltungsmanöver.
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: dagobert am 19:16:11 Di. 18.April 2023
Ich auch.
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: BGS am 20:21:11 Di. 18.April 2023
Dito.

MfG

BGS
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Fritz Linow am 23:50:57 Di. 18.April 2023
Verlogenes Politikerpack:

https://twitter.com/TerryReintke/status/1648345312384147456
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Kuddel am 19:05:46 Mi. 19.April 2023
Noch nicht alle Fahrer wurden ausbezahlt und nicht alle haben die Summen erhalten, die sie fordern. Bisher flossen insgesamt 197.345 €. Es fehlen noch 97.585 €. Die 2. Verhandlungsrunde hat begonnen.

(https://abload.de/img/fufxdicwwaezy-aformatxcerc.jpg) (https://abload.de/image.php?img=fufxdicwwaezy-aformatxcerc.jpg)

(https://abload.de/img/fufxdwmwwam_whfformat6ff1p.jpg) (https://abload.de/image.php?img=fufxdwmwwam_whfformat6ff1p.jpg)

(https://abload.de/img/fufxdn0xoaif191formatw5ebx.jpg) (https://abload.de/image.php?img=fufxdn0xoaif191formatw5ebx.jpg)
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Kuddel am 19:26:46 Mi. 19.April 2023
(https://abload.de/img/gr1tecjo.jpg) (https://abload.de/image.php?img=gr1tecjo.jpg)

,,Er wird zahlen", grinst Gima. ,,Wir haben ja seine Autos – und geben sie erst raus, wenn wir alle unser Geld haben. Ich glaube, er hat verstanden, dass wir bis zum Ende zusammenhalten werden."

(https://abload.de/img/gr2xxfwh.jpg) (https://abload.de/image.php?img=gr2xxfwh.jpg)

https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/lkw-streik-auf-der-a5-bei-graefenhausen-hau-den-lukasz
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Kuddel am 10:05:25 Do. 20.April 2023
Es gibt inzwischen irre viele TV Reportagen und Berichte in anderen Medien über diesen Wilden Streik. Vieles wiederholt sich da.

(https://abload.de/img/0ztaxwsjformatjpgname11d9n.jpg) (https://abload.de/image.php?img=0ztaxwsjformatjpgname11d9n.jpg)

Der Schweizer WOZ ist es gelungen, Neues zu berichten. Man ist dort näher an den Menschen, beschreibt das Lebensgefühl in dem Streikcamp, geht auf Zusammenhänge ein und auch auf die Versuche der Fahrer außerhalb Deutschlands zu protestieren.

Deshalb lesenswert!

https://www.woz.ch/2316/arbeitskampf/alle-raeder-stehen-still/!KYDKQ9DE9G1X
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Fritz Linow am 10:36:32 Do. 20.April 2023
ZitatKoba Kwantaliani erzählt von Anrufen anderer Trucker, die nach ihrem Erfolgsrezept fragten.

Das klingt spannend.
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Fritz Linow am 14:00:43 Sa. 22.April 2023
ZitatDer Streik der Fernfahrer an der Autobahnraststätte Gräfenhausen zwischen Frankfurt und Darmstadt droht zu eskalieren. Die Streikenden haben die Lohnverhandlungen abgebrochen, nachdem ihr Auftraggeber ein Ultimatum verstreichen ließ. Einige drohen nun mit Hungerstreik.
(...)
https://www.hessenschau.de/panorama/a5-raststaette-graefenhausen-lkw-fahrer-drohen-mit-hungerstreik-v1,fahrerstreik-graefenhausen-verhandlungen-abgebrochen-100.html
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Kuddel am 09:37:55 So. 23.April 2023
Solidarische Grüße aus Italien

https://youtu.be/7dZaGUT-weI
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Kuddel am 10:59:50 So. 23.April 2023
(https://abload.de/img/itfn1fqh.jpg) (https://abload.de/image.php?img=itfn1fqh.jpg)

Der Europäische Verband der Transportarbeitergewerkschaften ETF und der weltweite Verband ITF.
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Kuddel am 11:19:36 So. 23.April 2023
Die Schweizer Gewerkschaft UNIA berichtet:

ZitatVERSAMMLUNG IN BASEL

Begonnen hat es mit der plötzlichen Ansage des Arbeitgebers, den Sonntag nicht mehr zu bezahlen. Dabei liegt der Lohn ohnehin weit unter dem deutschen Mindestlohn, der auch den osteuropäischen Fahrerinnen und Fahrern zusteht. Diese stoppen daraufhin und kommen an verschiedenen Raststätten zusammen, auch in Südtirol und in der Nähe von Basel. Grigol Beridze* berichtet: «Wir sind ständig per SMS bedroht worden.» Er stand mit elf weiteren Fahrern in der Schweiz. «Drei haben sich bequatschen lassen und sind weitergefahren. Das versprochene Geld haben sie nie erhalten.» Die anderen sind nach Darmstadt weitergezogen. Der Fünfzigjährige fährt sonst jede Woche auf wechselnden Routen durch die Schweiz. Unter den Empfängern seiner Lieferungen: das Coop-Verteilzentrum in Niederbottigen bei Bern und das Post-Briefzentrum in Zürich Mülligen.
https://www.workzeitung.ch/2023/04/lastwagenfahrer-im-spontan-streik/
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Kuddel am 11:44:02 So. 23.April 2023
Der Beitrag von Spiegel TV ist ok.

https://youtu.be/jTUMCXdeuX8

Der Beitrag im ZDF Länderspiegel ist besser:

https://twitter.com/TaunusOnline/status/1649806168582225921
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Kuddel am 18:14:53 So. 23.April 2023
So einen Streik habe ich noch nie erlebt.

Ich denke mal, so mancher staunt.

Prekäre Arbeiter von außerhalb der EU treten in Deutschland in einen Wilden Streik und die Polizei taucht auf, findet das ok und schaut regelmäßig nach dem Rechten.

Der DGB erklärt sich solidarisch und die deutsche Polizei kommt zur Hilfe, als der Boß mit einem Schlägertrupp den Streik beenden will, beschützt die Streikenden und nimmt Schlägertrupp und Boß in Gewahrsam.

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Es kommt der deutsche Spediteursverband vorbei, läßt die Duschen in der Raststätte reparieren, erklärt seine Solidarität und spendet für die Streikenden.

Es setzt ein Helfertourismus zu den Streikenden ein und mit Bierbänken, Gulaschkanonone, Pavillonzelten und Grill sah es bald wie ein Volksfest aus.

Wenn man das jemandem erzählen würde, würde man wohl eingeliefert werden.   
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Kuddel am 19:54:19 So. 23.April 2023
Dieser Streik ist aber real.

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Und ich bin begeistert.

Ein befreundeter LKW Fahrer kann sich nicht so begeistern, er meint, es kann kein guter Kampf sein, wenn der Spediteursverband BGL ihn unterstützt.

Ich glaube, der BGL ist in der Bredouille. Er könnte ohne weiteres seine Verbindungen in die Politik nutzen und den illegalen Streik als Terror gegen die Deutsche Wirtschaft bezeichnen und den Arbeitskampf mit Polizeigewalt beenden lassen. Das birgt jedoch ein enormes Risiko. Es sind Tausende LKW aus dem Wilden Osten unterwegs, die nichts zu verlieren haben, denen auch der Lohn nur in Teilen oder gar nicht ausgezahlt worden ist. Wenn die dann auch noch auf die Barrikaden gehen würden, hätte nicht nur der Spediteursverband ein Problem, sondern die gesamte deutsche Wirtschaft.

Man will es sich nicht verscherzen mit dem osteuropäischen Fahrer, denn laut BGL fehlen in Deutschland 100.000 Fahrer. Die unsichtbaren Malocher lernen sich zu wehren und werden kämpferisch.

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Eine Horrovorstellung für die deutsche Wirtschaft.

Ein Flächenbrand kämpfender Arbeitsmigranten? Ein Wirtschaftskonzept der BRD wäre im Arsch.

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Soldidarität in Polen.

Jetzt zum Streik selbst. Es gibt so etwas, wie einen Klasseninstinkt. Auch hierzulande bei Leuten, die es weder gelernt, noch eigene Streikerfahrungen haben. Daß ein unabhängiger Streik ohne Unterstützung nicht funktionien kann, erschließt sich von selbst. Ich war begeistert von der Lebensnähe der Unterstützung. Man sorgte nicht allein für Speis und Trank, man brachte auch Tabak, denn die Streikenden sollen nicht nur überleben, sondern leben. Gleich zu Beginn stellte ein deutscher Fahrer ein Video online, in dem die Situation der defekten Duschen beschrieben wurde und gefragt wurde, ob nicht beispielsweise Sportvereine in der Gegend den Arbeitern ihre Duschräume zur Verfügung stellen könnten.

Die Unterstützung vom Arbeitnehmerflügel der Katholischen Kirche hat mir auch gefallen. Man kam vorbei, hat sich über die Übersetzungsoftware auf einem Smartphone verständigt und geholfen, wo man konnte, ohne das in die große Glocke zu hängen (im Gegensatz zu den unterstützenden Gewerkschaften).

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Es gab weitere lebensnahe Unterstützung, wie das Waschen der Klamotten von rund 70 Truckern.

Aber ich muß hier noch auf die gewerkschaftliche Unterstützung eingehen. Egal ob Faire Mobilität vom DGB und der Bundesregierung finanziert wird, die Unterstütung vor Ort, die Übersetzungsarbeit, die Infos, der Rat und Beistand, all das war eine unglaubliche Hilfe und verdient jeden Respekt.

Mir kann man keinerlei Nähe zu DGB nachsagen, aber ich bin positiv überrascht von dem solidarischen Einsatz von Stefan Körzell, Mitglied im Geschäftsführenden DGB Bundesvorstand. Anna Weirich (Faire Mobilität) und Stefan Körzell sind keine Revoluzzer, doch ich sehe sie als Sozialdemokraten im ursprünglichen Sinne, für die Solidarität für angegriffene Arbeiter etwas Normales ist. Auf solche Leute sollten wir nicht verzichten.

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Doch der Kampf und die Entscheidungen darüber muß in den Händen der Arbeiter bleiben.

Morgen lasse ich meine Gedanken weiter schweifen...

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Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Hartzhetzer am 07:19:33 Mo. 24.April 2023
https://www.youtube.com/watch?v=gSpZkin0oCY
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Kuddel am 11:37:52 Mo. 24.April 2023
Über 60, andere sagen über 70, rechtlose Trucker haben die deutsche Wirtschaft in der Zange. Ihre einzige Waffe: Ihr Zusammenhalt und die Solidarität von außen.

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Ja, ich hänge die Meßlatte hoch und sehe hier einen bedeutenden, wenn nicht geschichtsträchtigen Arbeitskampf.

Natürlich wäre es ein Leichtes, die Streikenden abzuräumen und abzuschieben.

Die Herrschende Klasse ist sich nicht immer einig. Man ist bisher gut gefahren mit sozialpartnerschaftlichen Gewerkschaften. Sie kriegen mit, wenn Arbeiter zu unruhig und wütend werden, dann gibt es ein Entgegenkommen und irgendwelche Kompromisse. So behält man die Kontrolle und die Ausbeutungsmaschinierie läuft ungehindert weiter.

Deshalb ist ein Teil der deutschen Herrschenden Klasse über Typen wie Elon Musk und Jeff Bezos, wenig erfreut, denn die wollen mit amerikanischer Hemdsärmeligkeit alles (Tesla und Amazon) ohne Gewerkschaften durchziehen.

Das deutsche Kapital läßt sich das System der Gewerkschaften und ihrer tariflichen Arbeitskämpfe einiges kosten, dafür hat man Ruhe im Karton. Die US Milliardäre sind da weniger weitsichtig und glauben, mit ihrem Größenwahn stets durchzukommen.

Im deutschen Straßentransport haben aber auch keine sozialpartnerschaftlichen Gewerkschaften etwas zu melden. Selbst der Staat spielt als Ordnungsfaktor eine geringe Rolle. In der Branche herrscht Chaos. Es ist nicht nur so, daß die Gewerkschaften sich zurückgezogen haben, die deutschen Fahrer sind mehrfach gescheitert sich längerfristig unabhängig zu organisieren. Nicht nur die Fahrer, auch die Spediteure sind untereinander zerstritten.

Keiner konnte es wirklich erkären, warum es so lange unter den Fahrern, die wie Dreck behandelt werden, so ruhig blieb. Man ist jetzt bereit, Entgegenkommen zu zeigen, ein Branchenvertreter der BGL heuchelt Solidarität. Die Politiker, die bisher die Deregulierung der Branche und der Extremausbeutung den Weg geebnet haben, spielen sich jetzt auf als Kämpfer für die Rechte migrantischer Arbeiter. Was für eine ekelhafte Heuchelei.

Ja, ich glaube echt, daß die Transportwirtschaft, die Bundesregierung und die EU vor einem harten repressiven Vorgehen zurückschrecken, da die Folgen nicht absehbar sind. Deshalb haben alle Kreide gefressen, zeigen angebliche Solidarität mit einem Wilden Streik und haben ihr Herz für kämpfende Arbeiter entdeckt.

So erkläre ich mir den augenblicklichen Zustand.

Die Streikenden sind bereit, noch eine Schippe nachzulegen. Es wurde ein Hungerstreik angedroht. Bei einer Pressekonferenz haben sie den Hintergrund des Konflikts erklärt. Sie halten nicht allein den kriminellen polnischen Spediteur für das Problem, sondern genauso die großen Auftraggeber, die sich ihre Hände in Unschuld waschen. Bei der Pressekonferenz wurde die Ladung für den US-amerikanischen Konzern General Electric gezeigt. Sie haben auch weitere Auftraggeber wie VW, Ikea und DHL genannt. Das sind die eigentlichen Verursacher der Extremausbeutung und der polnische Mafiaspediteur ist nur ihr Handlanger.

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Vorhang auf für die Presse...

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Wir haben es schwarz auf weiß...

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Frachtpapiere von General Electric

Der Konzern General Electric hat den UN Global Compact für verantwortungsvolle Unternehmensführung unterzeichnet. Papier mit dem man sich den Arsch abwischen kann. Der Konzern hat inzwischen angedroht, die Ware aus einem bestreikten LKW abholen zu lassen. Bisher ist es nicht passiert.

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The future is unwritten...

Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Onkel Tom am 11:49:35 Mo. 24.April 2023
Was stecken denn was für Schummelverträge zwischen den Logistikbonze und seinen Fahrern ??

450 Euronen Abzug für eine Krankenversicherung, die nicht existiert, sowie 700 Euronen
Pauschale für Schäden, die nicht unbedingt vorhanden sind, gar auftreten etc.. ?

Mich würde mal eine Übersetzung solch Abzocker-Vertrag interessieren und ob dies bezüglich
EU-Rechte überhaupt "legal" ist.. Muffelt ja richtig nach Betrug an den Fahrer_innen..
Gibt es überhaupt auch Fahrer_innen dort oder steht der Bonze nur auf Männer ?

Hoffentlich halten die Streikenden durch, bis der letzte offene Cent bezahlt worden ist.
Als Streikender wäre mir auch klar, das das Arbeitsverhältnis "zerrüttet" ist und der
Rausschmiss erfolgen würde.. Also den Bonze so lange wie möglich auf den Keks gehen..

Daumendrück  ;)
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Kuddel am 13:01:35 Mo. 24.April 2023
Zitat von: Onkel Tom am 11:49:35 Mo. 24.April 2023... ob dies bezüglich EU-Rechte überhaupt "legal" ist.. Muffelt ja richtig nach Betrug ...

Nein, das ist nicht legal. Es ist aber normal. Täglich gibt es hunderttausende Rechtsbrüche im deutschen Straßentransport. Es wird mit nicht verkehrssicheren Fahrzeugen gefahren, es werden Aufzeichnungsgeräte und Umweltmaßnahmen (AdBlue) manipuliert. Es werden unter dem Druck der Spediteure die Lenk- und Ruhezeiten nicht eingehalten. Es werden die Kabotagevorschriften (Transportdienstleistungen innerhalb eines Landes, die durch ein ausländisches Transportunternehmen erbracht werden) nicht eingehalten, die Rückkehrpflicht in Heimatland nach wenigen Tagen, die Pflicht am Wochenende nicht in eine Kabine sondern in einem Hotel zu schlafen, all das wird ignoriert, gebrochen.

Fahrer müssen Verträge unterschreiben in Sprachen, die sie nicht verstehen. Fahrer kennen die rechtliche Situation in den Ländern nicht, in denen sie fahren.

Wenn man die LKW von der Straße nehmen würde, die sich außerhalb des geltenden Rechts bewegen, dann wären die LKW Spuren auf den Autobahnen leer. Der Transport würde zusammenbrechen.

Die Organisation CamionPro hat all das recherchiert, belegt und in Pressekonferenzen publik gemacht. Das hat die Politik und die Justiz nie gejuckt.

Nur wegen des Streiks blicken nun große Medien auf solche Verträge, haben die Gewerkschafter und angereisten Politiker diese Verträge an Juristen weitergeleitet.

(https://abload.de/img/wrmecwlkformatjpgnamec4d1y.jpg) (https://abload.de/image.php?img=wrmecwlkformatjpgnamec4d1y.jpg)

Es ist nicht nur so, daß die EU zu träge und zu desinteressiert ist. Sie weiß von den Zuständen und will sie erhalten. Als vor einigen Jahren im nationalen Rahmen (habe leider vergessen ob es Belgien oder Holland war) konsequent kontolliert wurde und man dafür extra Personal einstellte, mußte diese Kampagne aufgrund von Druck durch die EU zurückgenommen werden. Es sei eine "Verzerrung der europäischen Wettbewerbsbediungen". In anderen Worten: Die Nichtkontrolle soll überall in Europa Normalität bleiben.

ZitatStreik in Gräfenhausen: EU-Parlament zeigt sich solidarisch mit Truckern
https://www.fr.de/wirtschaft/europa-solidarisch-mit-lkw-streik-92219357.html

Hahaha! 

Die rechtlosen Zustände auf den Straßen sind gewollt und zwar von denjenigen, die sich jetzt so geschockt und betroffen zeigen. Jetzt stehen sie unter öffentlichem Druck. Ich bin sicher, sie wünschen sich nichts sehnlicher, als eine schnelle und geräuschlose Lösung des Konflikts in Gräfenhausen.

Ich bin gespannt, ob es irgendwelche bleibenden Fortschritte in Deutschland und der EU gibt in Richtung Rechtstaatlichkeit im Transport. Meine Hoffnung hält sich in Grenzen.
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Kuddel am 13:40:14 Di. 25.April 2023
(https://abload.de/img/fujax3ywcaehefgformat92fer.jpg) (https://abload.de/image.php?img=fujax3ywcaehefgformat92fer.jpg)

Solidarität von der Elfenbeinküste
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: admin am 15:18:09 Mi. 26.April 2023
Breaking News

Es könnte der Sieg der Streikenden vor der Tür stehen. Faire Mobilität meldet:

"Es gibt eine Vereinbarung mit dem Arbeitgeber. Die Details werden jetzt ausgearbeitet. Heute, um 17.00 Uhr laden beteiligte Organisationen zu einer Pressekonferenz auf den Parkplatz ein."
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Kuddel am 18:54:13 Mi. 26.April 2023
VICTORY!!!

(https://abload.de/img/victory2rdsc.jpg) (https://abload.de/image.php?img=victory2rdsc.jpg)

Faire Mobilität vermeldet:

ZitatGräfenhausen - Die schriftliche Vereinbarung liegt vor, Mazur hat sich verpflichtet alle Zahlungen auf die Konten der Fahrer zu überweisen. Er werden keine rechtlichen Schritte gegen die Fahrer unternommen.
Solidarität gewinnt!
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: dagobert am 22:29:19 Mi. 26.April 2023
Glückwunsch an die Fahrer!
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Onkel Tom am 23:35:33 Mi. 26.April 2023
Das ist doch mal eine erfreuliche Nachricht  8)

Glückwunsch und "Holzauge bleib wachsam", das dem Bonze nicht doch noch
Schweinereien einfallen a la. Euch werde ich das noch zeigen..

Aktuelle Informationen vom Faire Mobilität. siehe hier.. (https://www.faire-mobilitaet.de/aktuell)

Mit solidarischen Grüßen Tom  ;)
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Frauenpower am 14:16:11 Do. 27.April 2023
Ich hätte noch weiter gestreikt, bis das Geld auch tatsächlich auf dem Konto ist!

Aber für die Zusage Daumen hoch!
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Kuddel am 14:26:42 Do. 27.April 2023
@Frauenpower: Ich hatte den gleichen Gedanken.
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Kuddel am 16:19:08 Do. 27.April 2023
Es ist wirklich nicht einfach, all das, was sich hier abgespielt hat, einzuordnen.

Ein Wilder Streik, der vom DGB unterstützt wird?

Ein Unternehmerverband, der sich positiv über diesen Arbeitskampf äußert?

Ein selbstorganisierter Arbeitskampf in Deutschland von Arbeitern aus Gerogien und Usbekistan (längst nicht mehr EU sondern ein zentralasiatischer Staat), der von der deutschen Polizei geschützt wird?

Ist da nicht irgendwas faul?
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Kuddel am 19:01:56 Do. 27.April 2023
Auch wenn die Überweisungen noch nicht auf den Konten der Fahrer sind, hält man die Unterschrift unter der Vereinbarung mit dem Mafiaspediteur für verbindlich und einen Sieg. Glauben wir das mal.

Es wird gefeiert.

(https://abload.de/img/fuqtt8mwabqhqqnformatcfif2.jpg) (https://abload.de/image.php?img=fuqtt8mwabqhqqnformatcfif2.jpg)

(https://abload.de/img/xblzanq6formatjpgname5gdc3.jpg) (https://abload.de/image.php?img=xblzanq6formatjpgname5gdc3.jpg)

(https://abload.de/img/fuqqiegwabauqixformat1pi0j.jpg) (https://abload.de/image.php?img=fuqqiegwabauqixformat1pi0j.jpg)

(https://abload.de/img/yvhotrduformatjpgname0zdgq.jpg) (https://abload.de/image.php?img=yvhotrduformatjpgname0zdgq.jpg)

Ich denke, das Geheimnis hinter dem Erfolg liegt erst einmal darin, daß die Fahrer zusammengehalten haben. Das ist in dem Truckermillieu alles andere als selbstverständich. Die Asphaltcowboys sind recht indiviualistisch davor und es gibt hierzulande keine Tradition kollektiver Kämpfe.

Es gab wohl mehrere glückliche Zufälle. Anna Weirich (Faire Mobilität) und Stefan Körzell (DGB) tauchten im rechten Moment auf und ihnen war das Wort Solidarität kein Fremdwort. Und der Holländer Edwin Atema von der Gewerkschaft FNV schien auch ok zu sein, die Streikenden haben ihn schließlich zu ihrem Verhandlungsführer gewählt.

Das ganze ist aber hierzulande schon befremdlich. Die Gewerkschaften sehen ihre Aufgabe eher darin, ein Ordnungsfaktor zu sein. Insbesondere der DGB hat nicht gerade den Ruf einer kämpferischen Gewerkschaft. Gewerkschaften tun normalerweise nur was für ihre Mitglieder und selbst da zeigen sie sich meist wenig engagiert.

Als Anna Weirich und Stefan Körzell die Sache in die Öffentlichkeit geschubst haben, wurde es ein Selbstläufer. Der Größenwahn und die Dummheit des Polnischen Spediteurs Mazur machten es mit seiner medialen Insznenierung mitsamt seiner möchtegern Privatmiliz "Rutkowski Patrol" zu einem Ereignis von globalem Interesse. Jetzt war es ein Riesending und alle wollten von dem Hype profitieren.

Gewerkschaften, die nie etwas mit LKW Fahrern am Hut hatten, tauchten auf und genauso scharenweise Politiker. Selbst die Grünen meinten, sich nun solidarisch zeigen zu müssen. Diese ganze Riege hat sich noch nie für die Arbeitsbedingungen migrantischer Arbeiter interessiert.

Es ist in sofern eine absurde Szenerie, weil die Streikenden von Gräfenhausen nicht etwa etwas neues sichtbar gemacht haben. Diese Zustände der Extremausbeutung sind seit Jahren Normalität im Transportsektor. Die Parteien der Politiker, die jetzt vor Solidarität förmlich platzen, haben mit zu dieser Situation beigetragen. Die Deregulierung der Transportwirtschaft wurde von ihnen durchgesetzt. Die Gewerkschaften, konkret Verdi, waren nicht willens, sich da querzustellen. Das Entstehen des Sklavenähnlichen Arbeitsverhältnisse im Transportsektor ist für jeden, den es interessiert, seit Jahren bekannt.

Es kommt noch eine weitere Besonderheit hinzu. Der Spediteursverband BGL hat Solidarität mit den Streikenden geheuchelt. Er hätte schon seit Jahren einschreiten können, wenn es ihm um menschliche Arbeitsbedingungen geganen wäre. Was hat ihn jetzt geritten, die Polizei dazu bewegen, die Streikenden zu akzeptieren und zu schützen?

Ich sehe da zwei mögliche Erklärungen.

1. Das radikale Preisdumping, das im Transport durchgesetzt worden ist, dient hautsächlich den großen Auftraggebern, wie die Autoindustrie, auch Handelsketten wie Lidl und Ikea, während die deutschen Spediteure unter den sinkenden Preisen leiden.

2. Seit Jahren haben sich die Arbeitsbedingungen der Fahrer so radikal verschlechtert, daß man es nur für eine Frage der Zeit hielt, wann ihnen der Kragen platzt und sie auf die Barrikaden gehen. Da diese unmenschlichen Bedingungen zehntausende Fahrer betreffen, fürchtet man einen Flächenbrand.

Deshalb das große Entgegenkommen den Fahrern von Gräfenhausen gegenüber. Wenn in dieser Branche eine Unruhe ausbrechen würde, hätte es Auswirkungen auf die gesamte Wirtschaft. Und nicht zu knapp. 60 Fahrern entgegenzukommen, das ist ein Fall für die Portokasse.

Auf politischer Ebene, auch in Brüssel, wird jetzt viel gequatscht.
ZitatStefan Körzell, Bundesvorstandsmitglied des DGB, der in den vergangenen Wochen mehrfach auf der Raststätte war, sagte am Mittwoch, die Fahrer hätten mit ihrer Aktion ,,auf ausbeuterische Arbeitsbedingungen hingewiesen, die leider die Regel in der europäischen Logistikbranche sind". In dieser dürfte nun einiges aufgewirbelt worden sein.
taz

Zitat,,Der Widerstand der Lkw-Fahrer in Gräfenhausen wirft auch ein Schlaglicht auf die Situation von Zehntausenden Fahrerinnen und Fahrern in der Europäischen Union", sagte die stellvertretende ver.di-Vorsitzende Andrea Kocsis.
...eine organisierte Verantwortungslosigkeit etabliert...
... das schamlose Ausnutzen und Brechen von EU-Regeln...
verdi

ZitatDer Europaabgeordnete Dennis Radtke (CDU) verwies auf geltendes europäisches Recht zu Arbeitsbedingungen.
...
Die Europaabgeordnete Gaby Bischoff (SPD), die am Montag die streikenden Fahrer besucht hatte, betonte, Verhältnisse wie die der Fahrer in Gräfenhausen dürften in Europa nicht Teil der Normalität sein.
...
,,Es gibt Speditionen in der EU, die die Ausbeutung ihrer Fahrer zum Geschäftsmodell gemacht haben, sagte die Grünen-Abgeordnete Terry Reintke.
https://www.fnp.de/hessen/europaparlament-diskutiert-ueber-fahrerstreik-in-graefenhausen-zr-92219311.html

Blablabla.

Die Verlogenheit liegt darin, daß es sich bei diesen Politikern um Täter handelt. Sie haben den Wild West Bedingungen den Boden geebnet. Jetzt tun sie erstaunt, welche Folgen das hat.

In erster Linie hoffen sie darauf, daß wieder Ruhe einkehrt. Ich kann mir auf minimale Verbesserungen vorstellen, um guten Willen zu demonstrieren und um mit damit ein wenig Druck aus der Branche zu nehmen.

Es wäre schon ein wichtiges Feld, hier politische Basisarbeit zu betreiben und weitere Kämpfe migrantischer Fahrer anzuzetteln, bzw. zu unterstützen... 
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Kuddel am 19:13:17 Do. 27.April 2023
Ich möchte noch ein paar Gedanken anfügen.

Für die deutschen Gewerkschaften war es eine Sache, mit der man sich schmücken konnte.

Aber die Leute, die von verschiedenen Gewerkschaften vorbeigekommen sind, die waren wohl auch echt ergriffen von dem Kampf, der krassen Ungerechtigkeit und dem Mut der Fahrer. Ich hatte den Eindruck, sie haben richtig Feuer gefangen. Endlich hatten sie es mit einem echten Arbeitskampf zu tun, wo Kapital und Arbeit in echter Konfrontation gegeneinander standen. Nicht diese langweilige DGB-Kacke mit den Ritualen des Warnstreiks, bei dem die schärfste Waffe die Trillerpfeife ist. Ich glaube, viele Gewerkschafter haben einen Sinn in dem Kampf gesehen und die Fahrer mit Herz und Seele unterstützt ohne Hintergedanken.
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Fritz Linow am 22:08:33 Do. 27.April 2023
Bei allem lobenswerten Einsatz von DGB-Funktionären und Faire Mobilität: Wenn durch wilde Truckerstreiks der Wirtschaftsstandort Deutschland gefährdet wäre, dann würde der DGB die ausstehenden Löhne aus der Portokasse bezahlen...hmmm...

Oder aber Spediteursverbände... oder letztendlich die Industrie als Auftraggeber. Es könnte auch ein grotesker Hilfeschrei von Mazur sein. Man steckt nicht drin, hoffentlich bekommen die Trucker ihr Geld. Wochenlang an der Autobahn bei Darmstadt ist schon scheiße genug.

(In irgendeinem der unzähligen Presseartikel stand, dass sich die Trucker an den georgischen Gewerkschaftsverband gewandt hatten, der dann wiederum den DGB informiert hatte, weiß aber nicht mehr, wo genau das stand)
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Hartzhetzer am 06:55:26 Fr. 28.April 2023
ZitatWochenlang an der Autobahn bei Darmstadt ist schon scheiße genug.
Ich denke bei weitem nicht so beschissen wie Wochenlang allein unter Termindruck 12 bis 15 Stunden täglich in Europa rumzugondeln und dafür noch nicht einmal bezahlt zu werden.
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Kuddel am 09:57:34 Fr. 28.April 2023
Es sind hohe Funktionäre der georgischen Gewerkschaft in Gräfenhausen aufgeschlagen, doch erst, als der Streik in Deutschland bereits Thema war. Sie haben dann auch ihre Fahne an einem LKW angebracht.

Es ist bei Streiks oftmals so, daß sie in einem Geflecht von Interessen stattfinden und es komplzierter ist, als eine Konfrontation von Kapital und Arbeit.

Deutsche Gewerkschafter kriegen feuchte Augen, wenn sie vom Kampf um die 35 Std-Woche 1984 erzählen. Es gibt da auch andere Einschätzungen: Die Deutsche Industrie habe die Auseinandersetzungen und den Lärm genutzt, um im Hintergrund die Produktion umzustrukturieren und zu flexibilisieren. Arbeitszeiten wurden weniger starr und die Leiharbeit wurde ausgeweitet, damit wurde die Produktion profitabler.

Ein befreundeter LKW Fahrer (bie Verdi organisiert) sagte mir, er gönne den Streikenden den Erfolg, aber ansonsten könne er sich für den Streik nicht begeistern. Ihm hätte es alles versaut, daß allen voran der Macker vom Spediteursverband aufgetaucht ist und sein Scheckbuch gezückt hat. (Ich bin nicht sicher, ob das mit dem Scheckbuch so stimmt.) Er hat jedenfalls den Behörden signalisiert, sich zurückzuhalten und deshalb zeigte die Polizei sich so freundlich.

Ich stehe jedoch uneingeschränkt auf Seiten der Streikenden. Die Symbolik, daß ein Wilder Streik in Deutschland möglich ist und erfolgreich sein kann, werde ich stets an die große Glocke hängen. Natürlich hat Stefan Körzell vom DGB-Vorstand die ganze Zeit behauptet, es sei alles nur möglich, weil der DGB sich hinter den Streik gestellt hat.

Mir platzt dabei die Hutschnur. Ich halte den DGB (und Verdi) für mitverantwortlich für die unmenschlichen Arbeitsbedingungen auf deutschen Straßen. Es ist eine unendliche Geschichte, wie Fahrer, die bessere Bedingungen erkämpfen wollten, von ihrer Gewerkschaft im Stich gelassen wurden. Wenn auf einmal ein Kampf da ist, hängt man sich mal eben dran, auch um die Lorbeeren dafür zu ernten.

Es erinnert mich daran, wie einst sich Franz Joseph Strauß solidarisch mit den LKW Fahrern erklärte, die den Brennerpaß blockiert hatten. Als ein Journalist ihn fragte, wie das denn angehen könne, denn er ließ die Blockaden von Friedensdemonstranten vor Atomwaffendepots abräumen. Ob es denn damit zu tun habe, daß man Demonstranten leichter von der Straße kriegt als LKW? Strauß grinste und sagte "ja".

Ich glaube, die Streikenden hatten da die beste Zeit ihres Arbeitslebens. Die Verpflegung konnte sich wirklich sehen lassen. Fahrer leiden normalerweise unter der Einsamkeit ihres Jobs. Sie wurden in Gräfenhausen ein verschworener Haufen, der durch den gemeinsamen Feind und ein gemeinsames Ziel über kulturelle- und sprachunterschiede funktionierte. Man diskutierte und feierte zusammen. Es waren auch Auszubildende dabei, die mitgefahren sind und keine Rolle bei der Arbeitsniederlegung spielten. Sie wollten nicht vorzeitig nachhause, sie wollten solidarisch bei dem Streik dabei sein und ich glaube, sie fanden es auch cool.

Trucker (auch Deutsche) leiden darunter, daß sie an der Rampe beim Liefern und bei Abholen der Ware entweder unsichtbar sind oder wie Dreck behandelt werden. In Gräfenhausen war Schluß damit. Sie waren Working Class Heroes und die Medien konnten nicht genug von ihnen kriegen.

Für mich sind zwei Dinge wichtig: Erstens, sie haben eigene Strukturen für ihren Kampf entwickelt und trotz der anwesenden Gewerkschafts- und Politprofis die Entscheidungen in ihrer Hand behalten. Zweitens: Die Solidarität von Außen. Sie hatten nicht den Luxus eines Streikgelds. Sie hatten nur ihre Entschlossenheit. Damit hätte man sie über kurz oder lang aushungern können. Es kamen Lebensmittel von den unterstützenden Gewerkshaften. Das ist löblich. Aber es brachten auch deutsche Fahrerkollegen etwas vorbei und besonders erwähnenswert ist die Unterstützung von einfachen Leuten aus dem Nachbarort Weiterstadt, die sich um Verpflegung kümmerten, teilweise selbstgebackene Kuchen mitgebracht haben. Da es in Deutschland normalerweise Streikgeld gibt, ist hier die Kultur der Strike Support Groups weigehend unbekannt. Diese Art der Hilfe hat sich von selbst entwickelt, außerhalb gewerkschaftlicher und linker Strukruren.

Jetzt kommt es darauf an, wieviel Einfluß diese Erfahrungen auf andere ausländische Fahrer in Deutschland haben.
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 11:22:05 Fr. 28.April 2023
https://twitter.com/Mjayvank/status/1651822228600758274
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Onkel Tom am 12:06:23 Fr. 28.April 2023
Ah ja, da zückt sich die "Portokasse" auch leichter, wenn es um sau teure Güter geht,
die termingerecht beim Empfänger eintrudeln sollen..

Ich finde den Trucker-Streik in Gräfenhausen sehr inspirierend, zumal auch deutlich wird,
das Gewerkschaft durch ein wilden Streik "aktiviert" werden kann.

ZitatJetzt kommt es darauf an, wieviel Einfluß diese Erfahrungen auf andere ausländische Fahrer in Deutschland haben.


Das hoffe ich auch für die einheimischen Trucker_innen, das sie Mut ergreifen.

Ist schon peinlich, das ausländische Trucker deutschen zeigen müssen, wie Arbeiter_in
sich durchsetzen kann..
Ein EU-weiter wilder Trucker-Streik würde mir sehr gefallen und amüsieren, wie deutsche
Gewerkschaften notgedrungen sich bemühen müssen, nicht ihr "offizielles" Gesicht zu
verlieren.

Arbeiter_in darf vieles, wenn die Bereitschaft da ist, auch auf Streikknete der
Gewerkschaft zu verzichten.. Besser das als sich auf faule Kompromisse der Gewerkschaft
diktieren zu lassen.

Tjo, Solidarität macht sich hier x mal besser als Vorgaben eines Gewerkschaftsfunktionär.

Schließlich hat die Gewerkschaft den Interessen der Arbeiter_innen zu folgen und nicht die
Arbeiter_innen dem Geschummel der Gewerkschaften..  :P

Allerdings habe ich anbei die Befürchtung, das bei wilden Streiks so wenig mit machen, das
es für Bonzen ein leichtes ist "Problem-Mitarbeiter" einfach zu ersetzen.

Wilder Streik, Bummelstreik und Vereitelung von mieserablen Arbeitsverhältnissen scheinen
in diesen modernen Zeiten wohl wirksamer als das, was Gewerkschaft und Politik so drauf hat.

Stell Dir vor, es gibt Arbeit und keiner geht hin.. Klingt etwas französich aber tut den
Bonzen an der richtigen Stelle weh und soll ja anbei richtig "auf Tasche kommen"

Gunter Gabriel - Hey Boss, ich brauch mehr Geld (1974)
https://www.youtube.com/watch?v=4jdSsljFgGo
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Kuddel am 12:47:17 Fr. 28.April 2023
Zitat von: Onkel Tom am 12:06:23 Fr. 28.April 2023Ich finde den Trucker-Streik in Gräfenhausen sehr inspirierend, zumal auch deutlich wird, das Gewerkschaft durch ein wilden Streik "aktiviert" werden kann.

Da hast du den Nagel auf den Kopf getroffen.

In diesem Zusammenhang hat sich der DGB gezeigt, wie ich ihn nicht kenne, spontan, lebensnah und solidarisch. Diese Hilfe war brauchbar und wichtig.

Bei dem Wilden Streik der Gorillas Essenskuriere in Berlin hat die Gewerkschaft Verdi ihre Solidarität verweigert.
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: BGS am 12:51:54 Fr. 28.April 2023
Glückwunsch an die Fahrer auch aus dem Norden!

MfG

BGS
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Kuddel am 19:23:33 Fr. 28.April 2023
Die Fahrer sind auf Nummer Sicher gegangen und ihnen reichte nicht das unterschriebene Dokument, sie zogen (laut taz) es vor zu warten, bis das Geld auf dem Konto eingetroffen ist.

ZitatDie Fahrer ihrerseits werden ihr Lkw-Lager in Gräfenhausen räumen, wenn die letzten noch ausstehenden Zahlungen eingetroffen sind.
https://taz.de/Lkw-Fahrer-Streik-in-Graefenhausen/!5930891/

Faire Mobilität vermeldet:

Aufbruch von Gräfenhausen. Das Geld ist auf den Konten eingegangen. Insgesamt 303.363,36 Euro. Mazur Schachmatt!
Die ersten Fahrer verlassen die Raststätte, auf der sie 5 Wochen gelebt und für ihre Rechte gekämpft haben.
Solidarität gewinnt!


(https://abload.de/img/pai0h9w8epgp6uzrformauhfdy.jpg) (https://abload.de/image.php?img=pai0h9w8epgp6uzrformauhfdy.jpg)
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: dagobert am 19:40:06 Fr. 28.April 2023
Zitat von: Onkel Tom am 12:06:23 Fr. 28.April 2023Stell Dir vor, es gibt Arbeit und keiner geht hin.
Es gab auch mal ein Lied, das so hieß.
Muss irgendwann in den 80ern gewesen sein.
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: counselor am 21:29:48 Fr. 28.April 2023
Herzlichen Glückwunsch an die Fahrer!
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Onkel Tom am 00:32:36 Sa. 29.April 2023
Schön, das es zu diesen Abschluss gekommen ist. Ich hoffe, das dieses
Lohnpreller-Game nicht wieder von vorne los geht. Glückwunsch den Fahrern.
Leider habe ich anbei gemischte Gefühle.

Cool war, das die Öffentlichkeit darauf wach gerüttelt wurde, wie es den
Trucker_innen so ergeht und das Geschehen eine Nacharbeit wert ist, da sich
wohl Dinge ereigneten, die Perspektiven erscheinen lässt, künftig viel
kraftvoller gegen die Lohndumperei und miese Arbeitsbedingungen zu kämpfen..

Schlecht fand ich, das sich Politiker dort im Scheinwerferlicht lackafften
und Solidarität heuchelten, die teilweise für die Zustände in der
Logistikbrance verantwortlich sind und bewusst bei behalten woll(t)en.

Ob dies damit der Vergangenheit zugeführt wird, bezweifel ich, da Politik
im Interesse der Wirtschaft das ganze Fahrwasser lieber ruhiger werden lassen
wollen und Versprechungen, die vor Ort gemacht wurden schnell vergessen werden,
statt sich die Arbeit zu machen und anbei den Bonzen auf die Füße zu treten..

Bedauerlich, das nicht noch mehr wilde Streiks entstanden sind. Truckerfirmen
gibbet ja zu genüge, wo Lohndrückerei und miese Arbeitsbedingungen an der
Tagesordnung stehen.

Den streikenden Truckern ist nichts an zu lasten, da sie ihr Ding Zielführend
durchgehalten und Versprechen nach Auslöhnung den Streik beenden, eingehalten
haben.
5 Wochen Soli, Mut und Kraft bewiesen und weitere Trucker auch aus anderen
Firmen brachten kein Mut auf, sich an zu schließen.

Schade aber ich gehe davon aus, das es unter den Trucker-innen weiter mächtig
brodelt und hoffe darauf, das künftige Aktionen in der Beziehung leichter auf
die Beine kommt, wie bisher.
Die Erfahrungen, die auf dem Rastplatz gemacht wurden, lassen sich bestimmt
auch auf andere Branchen transferieren und positiv nutzen.

Über den Einsprung der deutschen Gewerkschaft bin ich immer noch ein bissel
erstaunt und sieht man ja, das die allgemeine Haltung "wilder Streik = verboten
und blablub geht nicht !" wiederlegt wurde. Töffte, das wenigstens ein paar noch
in deutscher Gewerkschaft vertreten sind, die genug "Arsch in der Hose haben"
über den Tellerrand von Vorgaben schauen und probieren.. Danke  8)

Geht also doch !  :D
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Kuddel am 11:57:57 Sa. 29.April 2023
Zitat von: Onkel Tom am 00:32:36 Sa. 29.April 2023Bedauerlich, das nicht noch mehr wilde Streiks entstanden sind. (...)
5 Wochen Soli, Mut und Kraft bewiesen und weitere Trucker auch aus anderen
Firmen brachten kein Mut auf, sich an zu schließen.

Schade aber ich gehe davon aus, das es unter den Trucker-innen weiter mächtig
brodelt und hoffe darauf, das künftige Aktionen in der Beziehung leichter auf
die Beine kommt, wie bisher.

Ich wäre da nicht so pessimistisch, nur weil nicht sofort der nächste Streik losbricht.  Sowohl Aufstände, alsauch Wilde Streiks passieren nicht auf Zuruf. Sie entstehen spontan und haben die unterschiedlichsten Auslöser. Sie sind nicht planbar.

Die Erfahrungen von Gräfenhausen wurden öffentlich und sie werden sich weiterverbreiten in den Sozialen Netzwerken der Trucker diverser Nationalitäten.

Du siehst es ähnlich wie ich. Der siegreiche Arbeitskampf wird seine Spuren hinterlassen in den Diskussionen der ausgebeuteten Fahrer. Wir wissen nicht, wann es wieder knallt, es könnte vielleicht ein Jahr dauern, aber die soziale Situation wird weitere Kämpfe hervorbringen, dann aber mit dem Wissen von Gräfenhausen.
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Kuddel am 19:44:21 So. 30.April 2023
Die polnische Basisgewerkschaft IP twitterte:

ZitatDie Geschichte eines Fahrerstreiks der 90er erinnert uns daran: Es gibt keine illegalen oder legalen Streiks – nur gewonnene und verlorene Streiks. Die Kampftaktik der Georgier und Usbeken erwies sich als effektiv, die Unterstützung war ausreichend, Rutkowskis paramilitärische Miliz war nutzlos.

Die Fahrer würden Lkw und Waren 12 Stunden nach der Eingang der Überweisung zurückgeben. Ein wichtiger Faktor für die Änderung der Haltung des Transportunternehmens war der Druck von Fabriken und Lagern, deren Waren auf dem Parkplatz in Grafenhausen gepfändet wurden.

Es ist hilfreich, wenn es Kommentare aus einem anderen Blickwinkel (anderen Land) gibt.

Hier dreht sich die Diskussion bei Wilden Streiks hauptsächlich darum, ob man das darf. Dann wird herumlamentiert wo die beschissenen deutschen Streikgesetze herkommen. Ja, von einem Scheißnazi und diese Gesetze gelten immernoch. Jetzt will man gegen das Gesetz möglichst klagen, es von einem EU Gericht für ungültig erklären lassen. Damit beschäftigen sich hier Linke und auch Linksradikale.

Das ist dagegen so erfrischend: Es gibt keine illegalen oder legalen Streiks – nur gewonnene und verlorene Streiks.

Ja, die deutsche Kleinkarriertheit. Darf man das? Derweil finden überall auf der Welt Wilde Streiks statt, auch in Ländern, in denen es kein Streikrecht gibt und die Regierung autoritär und brutal ist. In China gibt es die größte Gewerkschaft der Welt, doch die vertritt nicht die Arbeiter, sie organisiert nur ein wenige Kulturarbeit. In China gibt es mehr Streiks als in Deutschland und das sind alles Wilde Streiks!

In Frankreich machen die Arbeiter die ganze Zeit Dinge, die sie bestimmt nicht "dürfen", sie blockieren mit brennenden Barrikaden, sie klemmen bei Bonzen und Polizeistationen den Strom ab, stürmen Luxusshops und Konzernzentralen...
Die haben bestimmt nicht um eine Genehmigung gebeten oder versucht sie einzuklagen.

Diese Beschlagnahmung der Trucks samt Ladung in Gräfenhausen ging in der Öffentlichkeit ziemlich unter, doch das ist ein wichtiges Ding, das den Truckern zum Sieg verholfen hat. Das würde sich auch keine deutsche gewerkschaft trauen...

Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: counselor am 22:18:00 So. 30.April 2023
ZitatJa, von einem Scheißnazi und diese Gesetze gelten immernoch.

Es gibt in Deutschland kein Gesetz, das selbständige Streiks verbietet. Das Streikrecht ist nicht gesetzlich geregelt, sondern es ist Richterrecht. Wobei die meisten Richter Recht auf Basis des Nipperdey-Gutachtens zu Streiks sprechen, das selbständige Streiks als irgendwo illegal einstuft. Nipperdey hatte sein Gutachten im Auftrag des DGB 1952 zum Zeitungsstreik erstellt.

Die Gewerkschaften haben aufgrund dieses Gutachtens Angst vor horrenden Schadenersatzforderungen, wenn sie zu außertariflichen Streiks aufrufen.

Deswegen unterstütze ich Bemühungen, dieses Nipperdey-Gutachten vor Gericht infrage zu stellen und auf europäischer Ebene zu Fall zu bringen.
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Kuddel am 14:12:02 Do. 04.Mai 2023
Dieser Streik war einzigartig. Vieles erschien zumindest ungewöhnlich. Die Polizei beschützt wild streikende ausländische Arbeiter, ein Vertreter des Unternehmerverbands BGL unterstützt die Streikenden, der DGB ist auch mit im Boot.

Ich habe in verschiedenen Runden darüber diskutiert. Es gab unterschiedliche Einschätzungen.

Ein interview des Transnational Social Strike mit einem polnischen LKW Fahrer gibt andere Einblicke in die Branche, die Konflikte und Kämpfe:

ZitatDie Räder des Streiks. Ein Interview über den Kampf der Lkw-Fahrer zwischen Polen und Deutschland

Wir veröffentlichen ein Interview mit Antek Wiesztort von der Gewerksvchaft Inicjatywa Pracownicza (IP), internationaler LKW-Fahrer mit Sitz in Poznan. In diesem Interview berichtet Antek über den Streik usbekischer und georgischer Lkw-Fahrer, der in den letzten Wochen in Deutschland gegen ihren polnischen Arbeitgeber stattfand. Wie dieses Interview zeigt, ziehen die Unternehmen aus den Unterschieden bei den Arbeitsbedingungen, Löhnen und Vorschriften auf dem europäischen Markt große Gewinne. In der Tat ist der polnische Logistiksektor - der für die Versorgung anderer Länder der Westeuropäischen Union von entscheidender Bedeutung ist - in hohem Maße auf die Beschäftigung von Wanderarbeitern angewiesen, die aufgrund ihrer Abhängigkeit von Visa oder Aufenthaltsgenehmigungen stärker der Ausbeutung ausgesetzt sind. In diesem Zusammenhang hat, wie Antek sagt, die Ankunft von Millionen ukrainischer Flüchtlinge nach Ausbruch des Krieges den polnischen Markt stark beeinträchtigt. Während die Regierung nicht in der Lage war, die Flüchtlinge zu unterstützen, begannen Millionen von ukrainischen Frauen in verschiedenen Sektoren zu arbeiten. Gleichzeitig drängen die Unternehmen die Regierung und die Europäische Union, ihr Problem des Arbeitskräftemangels durch die - oft illegale - Anwerbung von Migranten aus Asien zu lösen. Dieser Streik zeigt deutlich, wie komplex das Szenario ist, in dem wir gemeinsam kämpfen müssen, und dass daher eine transnationale Organisation notwendiger denn je ist, um die unterschiedlichen Bedingungen im europäischen Kontext zu verbinden. Trotz aller Schwierigkeiten, mit denen sie konfrontiert waren, haben die streikenden Fahrer eines Lkw-Parkplatzes in Gräfenhausen (Deutschland) zwei Tage nach diesem Interview, am 26. April, endlich gewonnen. Gemäß der Vereinbarung zahlte ihr Chef die von ihnen geforderten 300 Tausend Euro und erklärte, alle Anklagen gegen sie fallen zu lassen.

TSS: Wie hat dieser Streik begonnen und wie hat er sich entwickelt? Was sind die letzten Aktualisierungen?

Antek: Dies ist die fünfte Woche des Streiks. Letzte Woche haben zwei Drittel der Arbeiter ihren Lohn erhalten, aber der Streik geht weiter, bis alle ihren Lohn erhalten haben. Die Unternehmen, bei denen die Fahrer beschäftigt sind - Lukmaz, Agmaz und Imperia - sind polnisch, haben ihren Sitz in der Nähe von Krakau, Kraków, und gehören einer Familie Mazur. Sie sind Subunternehmer für große Fabriken und Lagerhäuser, darunter General Electric, Volkswagen und Ikea, sowie für kleinere Unternehmen, die ihr Budget durch Sozialdumping optimieren. Sie haben etwa tausend Lastwagen. Dieses Jahr hat Mercedes beschlossen, ihnen 375 Actros-Lkw zu leasen. Mazur ist nur ein Werkzeug für all diese internationalen Konzerne.

Die Fahrer sind in ganz Europa unterwegs, um Kabotage und Dreiländerverkehr in verschiedenen Ländern wie Deutschland, Italien, Frankreich und Spanien durchzuführen. In den letzten Märztagen hatten die Fahrer seit 50 Tagen kein Geld mehr erhalten.  Einige von ihnen haben auch nur einen Teil des Lohns für Januar erhalten. Dies ist keine Ausnahme. Verspätungen und Lohnkürzungen sind Teil der Arbeitsorganisation dieser Unternehmen. Am 20. März beschlossen ein Dutzend Fahrer, auf dem Parkplatz von Sterzing in der Nähe des Brenners in Italien und vierzig weitere in Gräfenhausen in Deutschland zu bleiben. Der Chef schickte ein Team, um mit den Fahrern in Sterzing zu verhandeln, aber sie kamen zu keinem Ergebnis. Auch die italienische Polizei meinte, ihr Streik sei illegal. Also schloss sich der Teil der Mannschaft, der in Sterzing war, der Mannschaft in Deutschland an, um dort zu streiken. Zu diesem Zeitpunkt waren sie etwa 40 Lkw und 60 Fahrer (die meisten von ihnen fahren in Doppelbesatzungen). Sie schrieben einen offenen Brief an den Chef, um einen Kompromiss zu erreichen, aber der Chef wollte nicht verhandeln. Stattdessen heuerte das Unternehmen am 7. April (Osterfreitag) eine paramilitärische Gruppe namens Rutkowski-Patrouille an, die zu diesem Lkw-Parkplatz in Deutschland fuhr und den Streik unterbrach. Rutowski ist ein berühmter Quasi-Detektiv und Paramilitär in Polen. Das erste Mal, dass er sich an der Unterbrechung von Streiks beteiligte, war bereits 1981. Als während der Solidarnosc-Bewegung das Kriegsrecht im Land eingeführt wurde, schloss sich der Gründer Rutowski der paramilitärischen Polizei an und spielte eine wichtige Rolle beim Streikbruch, wie er es 2023 in Gräfenhausen versuchte. Am 7. April fuhr der Chef mit Rutowskis Mannschaft und einem Bus voller neuer Fahrer, die die Streikenden ersetzen sollten, zu den Streikenden. Die Fahrer, die nach Deutschland geschickt wurden, wussten nicht, was vor sich ging, sie dachten nur, dass sie die Besatzung austauschen würden, was durchaus üblich ist. Doch der Plan des Chefs ging gründlich schief. Die paramilitärische Gruppe stieß auf den Widerstand der Fahrer. Es kam zu einem Zusammenstoß, der von den Medien aufgezeichnet wurde. Schließlich griff die deutsche Polizei ein, verhaftete die Paramilitärs und zwang sie, Deutschland zu verlassen. Darüber hinaus beschloss ein Teil der Fahrer, die zur Unterbrechung des Streiks geschickt worden waren, zu bleiben und sich den Streikenden anzuschließen. Somit befinden sich jetzt etwa neunzig Fahrer im Streik. Rutowski und die Geschäftsführung des Unternehmens beschlossen, eine Pressekonferenz vor der deutschen Botschaft in Warschau abzuhalten, um gegen die Verfolgung der polnischen Unternehmer durch deutsche Gewerkschaftsmitglieder, Medien und Polizei zu protestieren. Also gingen wir als IP (Inicjatywa Pracownicza - Arbeitnehmerinitiative) zusammen mit anderen Leuten hin, um die Konferenz zu blockieren. In der Zwischenzeit hat das Unternehmen einen deutschen Anwalt beauftragt, die Fahrer wegen Unterschlagung zu belangen. Die Unternehmen setzen den Chef wegen der im Lkw beförderten Waren unter Druck.

Tatsächlich halten die Fahrer nicht nur die Lkw an, sondern auch die transportierten Waren. Der Chef hat Angst, hohe Geldstrafen für die Lieferung zu zahlen. Nun ist es so, dass der Firmenchef beschlossen hat, den größten Teil des Geldes, 200.000 Euro, nur an einige zu zahlen, aber die Arbeiter wollen weiter streiken, bis alle ihren Lohn erhalten, insgesamt etwa 300.000.

Wie im lebenswichtigen Sektor und bei den landwirtschaftlichen Jobs, wo Wanderarbeiter beschäftigt werden, um die Lücken zu füllen und die Gesellschaft aufrechtzuerhalten, sind auch die streikenden Lkw-Fahrer meist Migranten aus Osteuropa. Woher kommen sie und wie hat sich dies auf die Arbeitsbedingungen und die Behandlung durch das Unternehmen ausgewirkt? Welche Rolle spielt die Situation der Arbeiter als Migranten bei ihrer Organisierung und ihren Forderungen?

Sie spielt eine große Rolle. Die Streikenden kommen hauptsächlich aus Georgien und Usbekistan. Das Unternehmen stellt aber auch Arbeiter von den Philippinen und aus Nepal ein. Das Problem ist nun, dass seit Montag die Visa der meisten Arbeiter ablaufen und sie nach Polen zurückkehren müssen. Sie haben ein Arbeitsvisum für ein polnisches Unternehmen, ein polnisches Visum, das es ihnen erlaubt, als Delegierte des Unternehmens außerhalb des Landes zu arbeiten. Das Unternehmen verlangt ca. 400 Euro für die Ausstellung aller Dokumente, und die Arbeitnehmer sind auf die Dokumente des Unternehmens angewiesen, um im Land bleiben zu können. Dadurch wird ihre Abhängigkeit und Ausbeutung noch verschlimmert. Aus diesem Grund wurde in Deutschland eine Klage gegen Lukmaz - Agmaz eingereicht, in der sie des Menschenhandels beschuldigt werden, da sie nicht nur schlechte Arbeitgeber, sondern auch Menschenhändler sind. Außerdem sind die Arbeitszeiten unterschiedlich. Für uns polnische internationale Lkw-Fahrer ist das übliche Arbeitssystem 2/1, 3/1, 4/1, was eine freie Woche bedeutet. Alternativ dazu wird uns angeboten, jedes Wochenende nach Hause zu fahren. Nach den EU-Vorschriften muss der Chef den Fahrern jedoch jedes Wochenende einen Aufenthalt außerhalb des Lkw garantieren, so dass es billiger ist, mich nach Hause zu schicken, um meine Arbeitskraft zu reproduzieren. Migranten haben keine Bleibe oder ein Zuhause, und dann ist es einfacher, sie mehrere Monate am Stück arbeiten zu lassen, ohne zur Basis zurückzukehren und im Lkw zu bleiben. In Deutschland darf man sonntags nicht mit dem Lkw fahren, und um das zu kompensieren, senken die Chefs die Löhne. Die Fahrer, die bei diesen Unternehmen angestellt sind, arbeiten und leben seit drei Monaten in einer Doppelbesatzung in der Kabine. Das Unternehmen macht damit riesige Gewinne, und die öffentlichen Einrichtungen kümmern sich nicht darum, denn es liegt im Interesse der westlichen Unternehmen, dass die Fahrer ständig hinter dem Steuer sitzen. Darüber hinaus werden alle von diesen Unternehmen angeheuerten Fahrer nicht mit normalen Verträgen, sondern mit einer Art "Schrottvertrag" eingestellt, der ihnen grundlegende Rechte wie bezahlten Urlaub und Krankheitsurlaub vorenthält. Das Ergebnis ist ganz ähnlich wie bei polnischen Fahrern, aber es wird mit anderen Mitteln verfolgt: Polnische Arbeitnehmer werden mit Verträgen eingestellt, aber der größte Teil des Lohns wird "unter der Hand" gezahlt, und der offizielle Lohn ist der Mindestlohn. Wenn wir also in Urlaub fahren wollen oder krank sind, wird unser Lohn auf der Grundlage des offiziellen Mindestlohns gezahlt. Es handelt sich also um unterschiedliche Strategien, um die Fahrer immer hinter den Rädern zu haben, was ein Grundpfeiler für das Funktionieren des internationalen Verkehrs in Europa ist.

Dieser Fall zeigt deutlich, wie die Unterschiede auf dem EU-Arbeitsmarkt ausgenutzt werden. In jedem EU-Land gelten andere Arbeitsverträge, Sozialvorschriften, Migrationsgesetze und Streikregelungen. Während wir in einigen EU-Ländern wie Deutschland und Frankreich eine Streikwelle erleben, ist der Streik in Polen praktisch verboten und wird gewaltsam behindert, wie Sie uns sagten. Wie werden diese internen Unterschiede innerhalb der EU ausgenutzt, um die Arbeitnehmer im Verkehrssektor auszubeuten? Wie wirkt sich die transnationale Dimension auf den Streik und die Mobilisierung aus?


Wir sehen eine Situation, in der es natürlich ungleiche Arbeitsbedingungen, eine ungleiche Verteilung der Sozialleistungen und ungleiche Regelungen bezüglich der Kampfmittel gibt. Der Unterschied ist in Bezug auf das Streikrecht offensichtlich, vor allem wenn wir uns ansehen, was in Frankreich und Deutschland passiert. In Polen wurden nach der massiven Streikwelle in den achtziger Jahren und dem systemischen Übergang zum Marktkapitalismus von den neuen Behörden starke gesetzliche Beschränkungen für die Organisation eines Streiks eingeführt. Man muss Verhandlungsrunden durchlaufen, dann eine Volksabstimmung mit 50 Prozent Beteiligung organisieren. Jede dieser Phasen wird häufig von den Bossen und den polnischen Gerichten behindert.

In der Transportbranche sind die französischen und anderen westlichen Fahrer relativ gut organisiert. Sie haben bessere Bedingungen für die Organisierung, weil sie meist für einen lokalen Markt arbeiten und es daher einfacher ist, enge Kontakte zu knüpfen. Lkw-Fahrer aus dem Osten hingegen sind meist international tätig. Im Jahr 2023 wird fast ein Drittel des internationalen Verkehrs in der EU von Lkw aus Polen abgewickelt. Mehr als 90 Prozent der Pakete, die in polnischen Amazon-Lagern verarbeitet werden, werden außerhalb Polens verschickt und verbraucht. Wir fungieren in Europa eher als billige Arbeitskräfte denn als Konsumenten und diese Arbeitsteilung hat sich seit 500 Jahren nicht geändert. Als LKW-Fahrer sind wir die Venen und Arterien der EU-Wirtschaft. Sozialdumping bei den Löhnen und allen anderen Rechten ist eine Methode, um uns immer hinter dem Lenkrad zu halten.

Auf Druck der westlichen Gewerkschaften hat das Europäische Parlament ein Gesetz mit der Bezeichnung "Mobilitätspaket" verabschiedet, das den entsandten Arbeitnehmern den gleichen Lohn wie den Arbeitnehmern des Ortes, an dem sie arbeiten, zukommen lassen soll. Entsante Arbeiter aus Polen arbeiten hauptsächlich im Bau- und Transportwesen. Wenn sie in Deutschland arbeiten, sollten sie den deutschen Mindestlohn erhalten, zuzüglich der zusätzlichen Kosten für den Aufenthalt im Land, z. B. für die Übernachtung dort. Aber die Arbeitgeber halten sich nicht daran. Diese Fahrer stellen sehr bescheidene Forderungen, sie verlangen nicht einmal, was sie nach dieser EU-Verordnung verdienen sollten. Ihre Forderungen stehen im Einklang mit dem Vertrag, den sie ohne die Umsetzung dieser neuen Verordnung hatten, sowie mit der Rückerstattung des Geldes, das sie für eine Versicherung bezahlt haben, die nie vom Chef bezahlt wurde. Unter solch unterschiedlichen Bedingungen ist es klar, dass wir nicht die gleichen Rechte haben. Wie auch immer, wir sagen, dass es keine legalen oder illegalen Streiks gibt, sondern nur Streiks, die gewonnen oder verloren werden.
Hier wird man für einen Streik kriminalisiert, aber man mobilisiert trotzdem weiter. Wir versuchen auch zu verstehen, wo es einfacher ist, nicht von der Polizei, paramilitärischen Gruppen usw. unterdrückt zu werden. Die Fahrer haben sich bewusst für einen Streik in Deutschland und nicht in Polen entschieden, weil die Rechte so ungleich verteilt sind.

Den georgischen und usbekischen Fahrern ist es auch gelungen, das größte Hindernis im internationalen Verkehr zu überwinden, nämlich dass sie ständig über ganz Europa verstreut sind. Früher hatte man nur einen CB-Funk für kurze Strecken. Jetzt können wir neue Mittel der Gruppenkommunikation nutzen, die es uns ermöglichen, miteinander in Kontakt zu bleiben und uns zu organisieren, während wir an verschiedenen Orten sind. Nach fünf Wochen Streik sind die anderen Fahrer in Polen immer mehr interessiert, wir halten sie auf dem Laufenden. Der Chef gab in einem Fernsehinterview zu, dass er von anderen Chefs in der Region stark unter Druck gesetzt wird, den Streik zu beenden, weil er ihre Fahrer zu einer militanten Haltung provoziert.

Auch wenn die Ukrainer nicht an diesem konkreten Streik beteiligt sind, so sind sie doch ein wichtiger Teil der Arbeitskräfte in Polen, sowohl als Beschäftigte in der Logistik als auch als Lkw-Fahrer. Wie hat sich der Beginn des Krieges in der Ukraine auf den polnischen Arbeitsmarkt ausgewirkt?

Im Februar letzten Jahres, zu Beginn des Krieges, haben wir eine doppelte Bewegung erlebt. Ich konnte das als Lkw-Fahrer beobachten. Viele männliche Arbeitskräfte kehrten in die Ukraine zurück, und gleichzeitig gab es natürlich eine große Migration von Frauen und Kindern nach Polen. Dadurch änderte sich die Zusammensetzung der Arbeitskräfte, auch im Transportsektor, wo plötzlich ein erheblicher Mangel an Arbeitskräften herrschte. Dieser Prozess wurde sogar von der Regierung anerkannt, die den Unternehmen, die ukrainische Männer einstellten, eine Entschädigung für den Verlust von Arbeitskräften gewährte. Viele Unternehmen erhielten diese Entschädigung, wir sprechen von Hunderten von Millionen Złoty. Die Bosse im Transportsektor hatten Probleme wegen des Mangels an Arbeitskräften, und sie begannen, die Regierung und das EU-Parlament zu drängen, die formelle Einstellung von Menschen aus dem Fernen Osten zu erleichtern: Philippinen, Nepal und Indien. Aber die Unternehmen, die dies tun - und es werden immer mehr - sind immer noch "Avantgarde", weil es Probleme mit der Qualifikation usw. gibt. Es ist nicht einfach, dies illegal zu tun, aber es werden Wege gefunden, es zu tun.

Auch der Zuzug von Millionen von Frauen hat die Zusammensetzung der Erwerbsbevölkerung verändert. Neben den vielen Frauen, die in der Pflege arbeiten, haben viele angefangen, in Lagern zu arbeiten. Die Unternehmen begannen auch, ukrainische Frauen als Fahrerinnen einzustellen. Vor dem Krieg konnte man kaum eine ukrainische Frau sehen, die international einen Lastwagen fuhr.

Unterstützt die Regierung die ukrainischen Flüchtlinge noch?


Nicht wirklich. Am Anfang hatte die Regierung aufgrund der jahrzehntelangen Privatisierung der öffentlichen Infrastruktur nicht die Mittel, um Flüchtlinge zu unterstützen, und es gab einen historischen Moment im Februar, März und April, als Hunderttausende von Menschen, vor allem in den Großstädten, Flüchtlinge in ihren eigenen Wohnungen aufnahmen. Dies war eine Massenbewegung. Das Einzige, was die Regierung tun konnte, war, den Menschen, die diese Frauen und Kinder in ihren Häusern aufnahmen, eine Entschädigung zu zahlen.
https://www.transnational-strike.info/2023/05/03/the-wheels-of-the-strike-an-interview-on-the-truck-drivers-struggle-between-poland-and-germany/
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Kuddel am 20:29:31 Do. 04.Mai 2023
Vom 24. bis 26. April 2023 fand in Berlin die 6. ordentliche Bundesfachbereichskonferenz des ver.di-Fachbereichs Postdienste, Speditionen und Logistik statt. Da lief der Wilde Streik noch und der Rastplatz Gräfenhausen wurde online zugeschaltet mit einem Livebericht vom Ort des Geschehens.

Das Thema hat durchaus Druck auf diese Konferenz ausgeübt und in den Forderungen wird Bezug genommen auf die Ereignisse in Gräfenhausen.

Letztendlich sind die aufgestellten Forderungen gut gemeint, aber lest selbsrt: "In Anbetracht der offensichtlichen Unkenntnis von multinationalen Unternehmen über die Vorgänge und beteiligten Glieder der Lieferkette, sollten Maßnahmen..."

Es "sollten" Maßnahmen ergriffen werden? Man "könnte" etwas verbessern...?
Es bleibt alles windelweich. Viele der Forderungen gibt es seitens der Fahrer schon seit Jahren. Es kommt nun drauf an, daß man etwas durchsetzt und nicht nur irgendwelche Vorschläge macht.

Die Korrekte Abwicklung des Transports mit Einhaltung aller Sicherheits- und Arbeitsbestimmungen muß vom Auftragnehmer selbst garantiert werden, ohne die Verantwortung auf Subauftragnehmer abwälzen zu können. Das Sub-Sub-System im Transportwesen ist eines der größten derzeitigen Probleme und muß bekämpft werden.

Kontrollen.
Um wirkungsvolle Kontrollen durchführen zu können, fehlt es dem Bundesamt für Logistik und Mobilität (BAG) an Personal. Das müßte eingestellt werden, bevor man mehr Kontrollen fordert.
Bei den Kontrollen muß garantiert werden, daß sie nicht gegen die Fahrer eingesetzt werden. Strafen und möglicherweise auch Deportationen von ausländischen Fahrern dürfen nicht im Rahmen der Kontrollen durchgesetzt werden. Es geht um die Verantwortung der Spediteure und Auftraggeber.

Hier kann man die gutgemeinten, aber ohne Durchsetzungswillen formulierten Forderungen von Verdi nachlesen: https://psl.verdi.de/branche/++co++ccbf5d80-e381-11ed-9c1a-001a4a160110
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Kuddel am 14:47:42 Mo. 08.Mai 2023
Der Streik selbst ist vorbei, doch er schlägt weitere Wellen.

(https://abload.de/img/graefdtcao.jpg) (https://abload.de/image.php?img=graefdtcao.jpg)

Wohl kaum ein Streik in Deutschland wurde weltweit mit so viel Aufmerksamkeit beobachtet, wie der Wilde Truckerstreik von Gräfenhausen.

Solifotos aus aller Welt:

(Die ITF war aber nicht gut in der Beschriftung der veröffentlichten Bilder. Manchmal ist der Ort des Protests unklar.)

(https://abload.de/img/fuk5kiwwaaacrp8formativdga.jpg) (https://abload.de/image.php?img=fuk5kiwwaaacrp8formativdga.jpg)
Palästina

(https://abload.de/img/fuk5kirwaaecznaformat4ti53.jpg) (https://abload.de/image.php?img=fuk5kirwaaecznaformat4ti53.jpg)
Tunesien

(https://abload.de/img/fujayt1xwaalwfuformatfne73.jpg) (https://abload.de/image.php?img=fujayt1xwaalwfuformatfne73.jpg)
UK?

(https://abload.de/img/fujaxjwwwaqduskformatndixv.jpg) (https://abload.de/image.php?img=fujaxjwwwaqduskformatndixv.jpg)
Bangladesch?

Die Debatte geht weiter und es ist in der Transportwirtschaft eine Unruhe eingekehrt, die von der Politik wieder beruhigt werden soll:
ZitatNach dem Ende des Trucker-Streiks in Gräfenhausen sucht der Bundestag nach einer praxistauglichen Lösung für ausländische Lkw-Fahrer.
https://www.fr.de/wirtschaft/kampf-gegen-ausbeutung-auf-der-strasse-92260886.html?itm_source=story_detail&itm_medium=interaction_bar&itm_campaign=share

Wir sollten weiter ein Auge darauf haben und uns eigene Gedanken dazu machen.
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: BGS am 23:02:26 Mo. 08.Mai 2023
Zitat von: Kuddel am 20:29:31 Do. 04.Mai 2023... .

Die Korrekte Abwicklung des Transports mit Einhaltung aller Sicherheits- und Arbeitsbestimmungen muß vom Auftragnehmer selbst garantiert werden, ohne die Verantwortung auf Subauftragnehmer abwälzen zu können. Das Sub-Sub-System im Transportwesen ist eines der größten derzeitigen Probleme und muß bekämpft werden.

Kontrollen.
Um wirkungsvolle Kontrollen durchführen zu können, fehlt es dem Bundesamt für Logistik und Mobilität (BAG) an Personal. Das müßte eingestellt werden, bevor man mehr Kontrollen fordert.
Bei den Kontrollen muß garantiert werden, daß sie nicht gegen die Fahrer eingesetzt werden. Strafen und möglicherweise auch Deportationen von ausländischen Fahrern dürfen nicht im Rahmen der Kontrollen durchgesetzt werden. Es geht um die Verantwortung der Spediteure und Auftraggeber.

... .

Den Nagel auf den Kopf getroffen, Danke.

MfG

BGS
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Kuddel am 06:40:39 Di. 09.Mai 2023
Mir ist bewußt, daß "mehr Kontrollen" eine problematische Forderung ist. Es ist schon so, daß die Fahrer diese Forderung mehrheitlich unterstützen, weil der Alltag im Transport unterhalb der gesetzlichen Regeln passiert. So sind im Grunde Bullen und deren Kontrollen eine Unterstützung der prekär arbeitenden Fahrer. Das ist eine Folge absoluter Schwäche des Fahrenden Personals in der kriminellen Branche.

Es ist unglücklich, denn es war ja die Politik, die mit der Deregulierung der Branche für diese Wildwest Bedingungen auf der Straße gesorgt hat. Jetzt die Politik aufzufordern, helfend einzugreifen, verursacht Bauchschmerzen. Es ist, so lange die Masse der Fahrer nicht organisiert und kaum kämpferisch ist, eine Kröte, die man wohl erstmal schlucken muß. Die Durchsetzung der gesetzlichen Regeln für LKW und deren Fahrer würden für viele eine spürbare Verbesserung der Arbeitsbedingungen bedeuten.

In diesem Video (32 min) werden die realen Bedingungen von Fahrerseite recht gut beschrieben:

https://www.youtube.com/watch?v=r1UH4tHeRMM

Da wird noch etwas angesprochen, was ich bei der Forderung nach Kontrollen vergessen habe zu erwähnen. Es gibt 3 verschiedene Behörden, die für Kontrollen zutändig sind. Polizei - verkehrstechnische Überwachung, z.B. Ladungssicherung. Zoll - Sozialversicherung, theoretisch auch Mindestlohn, den auch ausländische Fahrer in Deutschland bekommen sollten. BAG - Mautkontrollen, Kontrollen der Frachtpapiere. Es gibt nicht nur zu wenig Personal für Kontrollen, sie selbst haben viele bürokratische Hürden.

Ich weiß nicht, ob ich es schonmal erwähnt habe: Es gab einen Fahrerprotest vor der BAG und in der Behörde hatte man es nicht für nötig gehalten, jemanden vor die Tür zu schicken, um die Forderung nach mehr Kontrollen entgegen zu nehmen. Das spricht Bände.

Die momentane Hektik seitens der Politik zeigt, daß die Streik von Gräfenhausen mehr war, als eine Auseinandersetzung mit dem Ausbeuter Mazur. Man fürchtet die ausländischen Fahrer auf deutschen Autobahnen. Man schiebt Panik, der Wilde Streik könnte Schule machen.
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: krapotke am 17:40:03 Di. 09.Mai 2023
@Kuddel weißt Du wann die Interviews aufgezeichnet worden sind?
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Kuddel am 18:10:03 Di. 09.Mai 2023
Wenn du das (bzw. die beiden) Interview(s) mit den russischen Untertiteln meinst, dann haben sie bereits ein paar Jahre auf dem Buckel, 4 Jahre dürfte es her sein. Bis auf ein paar Details sind die Informationen noch gültig und geben sowieso einen heute noch zutreffenden Gesamteindruck.
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: dagobert am 14:08:11 Mi. 10.Mai 2023
Auf youtube findet sich in der Beschreibung zum (letzten hier verlinkten) Video ein Hinweis auf einen Besuch russischer LKW-Fahrer in Deutschland.
Hier im Forum findet sich eine dazu passende Meldung mit Datum von März 2017.
https://forum.chefduzen.de/index.php?topic=328596.msg327237#msg327237

Da irgendwann scheint das Video also entstanden zu sein.
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Kuddel am 18:18:15 Do. 11.Mai 2023
Fundstück:

Eine ungewöhnlich gute Analyse der Situation, die zu dem Kampf von Gräfenhausen geführt hat.

ZitatLetzte Ausfahrt Gräfenhausen

Polnische paramilitärische Schlägertrupps gegen LKW-Fahrer auf einer Autobahn-Raststätte in Hessen – was ist los auf deutschen Autobahnen? Und was hat die EU damit zu tun?


Es sind Szenen, die einen eher an Guadalajara als an Gräfenhausen denken lassen: Fast sechs Wochen lang streikten und protestierten 60 LKW-Fahrer aus Georgien und Usbekistan auf der Autobahnraststätte Gräfenhausen bei Darmstadt, weil sie über 50 Tage keinen Lohn von ihrem polnischen Arbeitgeber, dem polnischen Unternehmer Lukasz Mazur, erhalten hatten. Immerhin ging es um eine Gesamtsumme von über 300.000 Euro. Am Karfreitag tauchte dieser Unternehmer mit einem Schlägertrupp und einem gepanzerten Fahrzeug auf der Raststätte auf – mit dem Ziel, den Fahrern die Lastwagen abzunehmen. Die Polizei griff ein und nahm 19 Personen vorübergehend fest, darunter den Unternehmer und seine Mitarbeiter, die danach Strafanzeigen erhielten.

DGB-Vorstandsmitglied Stefan Körzell, der die Streikenden besuchte, bezeichnete dies als ,,ungeheuerlichen Vorgang" und richtete eine Reihe von Forderungen an die Regierung, insbesondere mehr und zielgerichtete Kontrollen in der Branche, um geltendes Recht durchzusetzen. Andere, insbesondere EU-Abgeordnete, sprachen sogar von ,,moderner Sklaverei". Das sind starke Worte zu einer Zeit, in der für ,,westliche Werte" sogar Kriege geführt werden.

,,Moderne Sklaverei" in der EU, die vor zehn Jahren noch den Friedensnobelpreis bekommen hat, als Anerkennung für viele Jahrzehnte Frieden, Versöhnung und Demokratie?

Aber Fahrer ein Jahr lang ununterbrochen in ihren Lastwagenkabinen festzuhalten, ihnen Lohn zu verweigern oder sie in Scheinselbständigkeit zu halten, ist das Gegenteil von sozialen Frieden – es ist kriminell, wirtschaftskriminell.

Die EU zur wettbewerbsfähigsten Region machen

Tatsächlich hat die EU versucht, die schlimmsten Praktiken mit Richtlinien einzufangen. Andererseits bietet das Vertragsrecht die entsprechenden Umgehungsmöglichkeiten. Werkverträge, Scheinselbständigkeit und Sub-Unternehmerketten gehören zu den Instrumenten, welche die EU hoffähig gemacht hat.

Und die Beitrittsländer aus dem Osten nutzen dies selbstverständlich ebenso aus wie bisherige EU-Mitglieder. Es ist kein Zufall, dass es ein polnischer Unternehmer war, der die Streiks und die Zwischenfälle in Gräfenhausen zu vertreten hat. Polnische Spediteure bestreiten rund 20 Prozent der EU-Frachtkapazitäten. Ein wachsender Anteil der beteiligten LKW-Fahrer geht aber bereits über die EU hinaus: Von 228.000 Fahrerbescheinigungen für nicht-EU-Arbeitskräfte wurden allein in Polen 103.000, und in Litauen 67.000 Bescheinigungen ausgestellt. In Polen selbst ist ein Drittel der Fahrer nicht aus der EU.

Und hier kommt als nächstes das Lieferkettenproblem ins Spiel. Große und bekannte Unternehmen wie VW, Ikea oder DHL vergeben gerne Aufträge an solche Firmengruppen, um Geld zu sparen. In der Öffentlichkeit bestreiten sie dies aber. Auch der Vorsitzende des Verkehrsausschusses des Bundestags Udo Schiefner, SPD, beklagt dies und fordert die von seiner Partei gestellte Regierung auf, ,,wettbewerbsverzerrende und unfaire" Arbeitsbedingungen stärker zu bekämpfen. Und bekämpfen heißt hier: verstärkte und wirksame Kontrollen.

Wenn es aber zum obersten Ziel der EU-Politik gehört, die ,,Wettbewerbsfähigkeit" zu fördern, dann mutieren Kontrollen schnell zur lästigen Fessel. Arbeits- und Sozialrechte gehören aus dieser Sicht immer schon zu den Fesseln.

Spätestens seit dem Lissabon-Vertrag von 2007 will Brüssel die EU zur ,,wettbewerbsfähigsten Region der Welt" und die Arbeitsverhältnisse fit für die Globalisierung machen. Das Schlagwort ist ,,Flexicurity". Dieses Konzept von 2007, sagt Heide Pfarr vom Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut der Hans-Böckler-Stiftung (WSI), nährt den Verdacht, dass es lediglich um den Abbau von Schutzrechten der Beschäftigten gehe, während die Stärkung sozialer Sicherheit nur papierenes Versprechen bleibe. Pfarr: ,,Der Verdacht liegt nahe, die Diskussion um Flexicurity könnte zur Verschleierung und Rechtfertigung weiterer Deregulierungsvorhaben dienen."

Durch den Ukrainekrieg hat der Einfluss der USA auf die EU noch einmal stark zugenommen. Und mit diesem wachsenden Einfluss schreitet auch die ,,Amerikanisierung der Arbeitsverhältnisse" in der EU voran. Dazu muss man wissen, dass die USA von den 207 Arbeitsrechten der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) nur 12 anerkannt haben, und auch die Sozial- und Arbeitsrechte der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der UNO nicht anerkennen.

Insoweit wirft der Streik der georgischen und usbekischen LKW-Fahrer in Gräfenhausen nicht nur ein Licht auf die Nutznießer unsozialer Arbeitsverhältnisse, sondern auch auf den Zustand einer EU, die sich im Ukrainekrieg als Leuchtturm der Menschenrechte inszeniert.

Letztlich ist der Vorfall auf der Autobahnraststätte nur die Spitze des Eisbergs: kriminelle Praktiken sind Teil unseres Wirtschaftssystems, weil sie schlicht besonders profitabel sind, solange sie nicht aufgedeckt werden. Und damit das so bleibt, muss nur dafür gesorgt werden, dass Kontrollen des Rechts so wenig wie möglich die Geschäfte behindern.

Ob es Geldwäsche ist, Cum-Ex oder WIRECARD: Mit Kontrollen befasste Experten können ein Lied davon singen, wie sie von ihrer eigenen Behörde im Zaum gehalten werden. Zuletzt beschrieb die Steuerfahnderin Birgit Orth in ihrem Bestseller ,,Als Steuerfahnderin auf der Spur des Geldes" diese Vorfälle.

Wenn die Staatsanwaltschaft Osnabrück gegen das Bundesfinanzministerium wegen ,,Strafvereitelung im Amt" ermittelt, dann stellt sich die Frage, inwieweit Kontrollen von Staatsseite überhaupt erwünscht sind, wenn dadurch die Profitabilität von Unternehmen beeinträchtigt wird.

Insofern haben die LKW-Fahrer aus dem 4.000 km entfernten Georgien und dem über 5.000 km entfernten Usbekistan einen dringend benötigten Spiegel geliefert, den wir auch nutzen sollten.
https://makroskop.eu/15-2023/grafenhausen-eu-wirtschaftskriminalitat/

Der Text ist voller treffender Beschreibungen, die ich einzeln herausnehmen möchte, um sie diversen Leuten um die Ohren zu hauen.

Wenn man über den ausbeuterischen Spediteur so schimpft, sollte man nicht vergessen, daß die EU erst den Rahmen für diese Extremausbeutung geschafft hat.

"...dann stellt sich die Frage, inwieweit Kontrollen von Staatsseite überhaupt erwünscht sind, wenn dadurch die Profitabilität von Unternehmen beeinträchtigt wird."

Besser hätte man die Situation nicht beschreiben können. Wir können also schon ahnen, was bei den Forderungen nach besseren Kontrollen herauskommen wird...
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Kuddel am 19:41:15 So. 14.Mai 2023
Die Frage der Einordnung dieses Streiks ist sicherlich nicht abschließend geklärt.

Dieser Streik wurde aber medial durchgekaut, auch weltweit, wie es kaum einem Streik in D mit Hundertausenden oder Millionen Streikenden passiert. In Gräfenhausen waren es nur rund 60 Streikende.

Ja, ich halte den Streik für historisch. Deshalb diese Aufregung. Selbst in den konservativen Medien und Wirtschaftsblättern verkniff man sich Hähme und Hetze, man berichtete ungewöhnlich gut informiert und sachlich. Man versuchte selbst herauszufinden, was sich da zusammenbraut.

Die Fahrerwelt ist derart atomisiert und eingeschüchtert, da ließen die letzten Jahre die Vermutung zu, man kann mit denen einfach alles machen. Die Abwärtzspirale hat sich jedoch so weit weitergedreht, daß eine natürliche Grenze irgendwann auftauchen mußte. Null-Lohn funzt nicht als dauerhaftes Geschäftsmodell.
ZitatIch habe gespürt, dass dieser Fall ein besonderer und sehr wichtiger ist. Fahrer haben unter solchen und ähnlichen miserablen Bedingungen – zumindest in der Theorie und meistens auch in der Praxis – eine sehr schwache Position. Sie sind abhängig von ihrem Arbeitgeber, etwa was Geld, Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis sowie ihr Dach über dem Kopf angeht. Wer sich auflehnt, kann schnell alles verlieren. Es ist eine Form von Menschenhandel. Wenn Fahrer streiken, muss ihre Situation extrem schlimm und ihre Entschlossenheit enorm sein.
ZitatManchmal hielten andere Trucker an und gaben ihnen Zigaretten oder etwas zu essen. Beeindruckt hat mich auch die Solidarität unter den Streikenden. Sie kommen aus unterschiedlichen Ländern, sprechen unterschiedliche Sprachen und haben zusammengehalten, miteinander diskutiert und gemeinsam entschieden.
https://www.fr.de/wirtschaft/es-ist-menschenhandel-sagt-edwin-atema-zum-lkw-streik-in-graefenhausen-92271596.html
ZitatMenschen wie die Streikenden von Gräfenhausen veränderten die Branche, so Edwin Atema gegenüber der taz. Sie hätten über die Grenzen Deutschlands hinaus aufgezeigt, was im Straßentransport vor sich geht. Auf Twitter schrieb Atema am Mittwochabend: ,,Diese Fahrer wurden von der Firma wie Tiere oder leichte Beute behandelt – aber sie haben sich wie ein Löwenrudel gewehrt und gewonnen."
https://taz.de/Lkw-Fahrer-Streik-in-Graefenhausen/!5930891/

ZitatDer großen Freude über den Sieg in Gräfenhausen tut das keinen Abbruch. Verhandlungsführer Atema betonte die Bedeutung dieses Erfolges für die Branche. Die Fahrer hätten »Deutschland und Europa aufgezeigt, was in der Branche vor sich geht«, sagte er am Mittwochnachmittag. »Menschen wie sie verändern die Branche.«
https://www.nd-aktuell.de/artikel/1172792.lkw-fahrer-in-graefenhausen-streik-in-graefenhausen-lkw-fahrer-mit-sieg.html

Die Geschlossenheit, die absolute Solidarität, das war nicht nur für diese Branche unüblich. Sie haben beschlossen, nicht zu gehen, bevor der Letzte Fahrer das ausstehende Geld auf dem Konto hat. Das war cool. Es war erfolgreich und das hat Strahlkraft.

Das letzte Zitat geht nicht zu unrecht von einer Wirkung über die deutschen Landesgrenzen hinaus aus.

Es wurde berichtet, daß die Streikenden Anfragen von Fahrern unterschiedlicher Nationalität bekamen, wie man einen solchen Kampf führt. Es gibt zehntausende Fahrer in ultraprekären Verhältnissen und dort wird nun diskutiert...

(to be continued)



Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Kuddel am 17:21:18 Mo. 15.Mai 2023
(https://abload.de/img/3tqgg_eeformatjpgname3dexb.jpg) (https://abload.de/image.php?img=3tqgg_eeformatjpgname3dexb.jpg)
Verabschiedung von den Mitstreitern.

(https://abload.de/img/ja60uhmsformatjpgnamehudzu.jpg) (https://abload.de/image.php?img=ja60uhmsformatjpgnamehudzu.jpg)
Die Abreise der Trucker hinterläßt mich melancholisch.



Es bleibt die Frage, was man von den Haltungen der Gewerkschaften, der Parteien und der Bundesregierung, der EU und der Spediteursverbände hält. Sie verhielten sich ja untypisch. Es wird auf einen Wilden Streik nicht einfach eingeschlagen. Man läßt ihn gewähren. Man zeigt Verständnis. Man zeigt Solidarität.

(https://abload.de/img/kopfkratz-smiley-1_26jris4.gif) (https://abload.de/image.php?img=kopfkratz-smiley-1_26jris4.gif)

Es war ja die EU selbst, die die Abwärtsspirale verursacht hat. Transportpreis- und Lohndumping waren eine direkte Folge der Liberalisierung der Branche.

Der Kommentar von Herbert Storn ist hilfreich:

Der Fall Gräfenhausen ist auch ein Lehrstück über die Globalisierung der Transportwirtschaft:
ZitatPolnische Spediteure bestreiten rund 20 Prozent der EU-Frachtkapazitäten. Ein wachsender Anteil der beteiligten LKW-Fahrer geht aber bereits über die EU hinaus: Von 228.000 Fahrerbescheinigungen für nicht-EU-Arbeitskräfte wurden allein in Polen 103.000, und in Litauen 67.000 Bescheinigungen ausgestellt. In Polen selbst ist ein Drittel der Fahrer nicht aus der EU.

Hier nun über die EU als Akteur in diesem Wirtschaftskrimi:
Zitat(...) EU-Abgeordnete, sprachen sogar von ,,moderner Sklaverei". Das sind starke Worte zu einer Zeit, in der für ,,westliche Werte" sogar Kriege geführt werden. (...)

Werkverträge, Scheinselbständigkeit und Sub-Unternehmerketten gehören zu den Instrumenten, welche die EU hoffähig gemacht hat. Und die Beitrittsländer aus dem Osten nutzen dies selbstverständlich ebenso aus wie bisherige EU-Mitglieder. (...)

Wenn es aber zum obersten Ziel der EU-Politik gehört, die ,,Wettbewerbsfähigkeit" zu fördern, dann mutieren Kontrollen schnell zur lästigen Fessel. Arbeits- und Sozialrechte gehören aus dieser Sicht immer schon zu den Fesseln.

Spätestens seit dem Lissabon-Vertrag von 2007 will Brüssel die EU zur ,,wettbewerbsfähigsten Region der Welt" und die Arbeitsverhältnisse fit für die Globalisierung machen. Das Schlagwort ist ,,Flexicurity". Dieses Konzept von 2007 (...) nährt den Verdacht, dass es lediglich um den Abbau von Schutzrechten der Beschäftigten gehe (...).

Durch den Ukrainekrieg hat der Einfluss der USA auf die EU noch einmal stark zugenommen. Und mit diesem wachsenden Einfluss schreitet auch die ,,Amerikanisierung der Arbeitsverhältnisse" in der EU voran. Dazu muss man wissen, dass die USA von den 207 Arbeitsrechten der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) nur 12 anerkannt haben, und auch die Sozial- und Arbeitsrechte der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der UNO nicht anerkennen.

(Alle Zitate aus: https://makroskop.eu/15-2023/grafenhausen-eu-wirtschaftskriminalitat/ )

Das kann einen fassungslos machen. Die EU ist eine mafiöse Organisation, die die Interessen der Wirtschaft vertritt mit dem Ziel, die Rechte der Beschäftigten zu beschneiden. Der Mensch: nur noch Humankapital oder Kostenfaktor. Die EU hat sich bereits aktiv quergestellt, als es von einzelnen EU Staaten Versuche gab, den LKW Verkehr vermehrt zu kontrollieren.

Die Transportbranche

Von den deutschen Fahrern ist zur Zeit kaum mit kollektivem Widerstand zu rechnen, man ist zu zerstritten. Der Anteil ausländischer Fahrer auf deutschen Straßen nimmt stark zu, ohne die migrantischen Arbeitskräfte würde der Transportsektor nicht mehr funktionieren.

Das mag ähnlich aussehen in der Altenpflege, in der Landwirtschaft oder der Bauindustrie. Würden dort die Migranten die Arbeit niederlegen , kämen ganze Branchen zum Stillstand. Das würde Profite schmälern, Spargel verfaulen lassen, Bauprojekte könnten ihre Termine nicht einhalten und Alte und Kranke würden leiden und sterben. Das wäre für die Wirtschaft zu verkraften, denn insgesamt würde der Laden weiterlaufen.

Würde die Transportbranche ins Stocken geraten, würde die gesamte Wirtschaft darnieder liegen. Das wäre das maximale Horrorszenario der Kapitalisten.

Das gilt es zu vermeiden. An dieser Front will man keine Fehler machen. Man hat zwar ein weites Spektrum an Repressionsmaßnahmen, man kann Truckern die Fahrerlaubnis entziehen, sie zusammenknüppeln oder in den Knast schicken. Das bringt den Transport aber nicht wieder ins Laufen.

Jetzt werden die ganzen Vermittler und Abfederungsspezialisten benötigt. Und genau das bekamen (und bekommen) wir jetzt zu sehen. Große Betroffenheit und Betriebsamkeit in den Parteien und Parlamenten. Die Grünen kamen mit Deligierten an die Streikfront. Selbst der CDU Politiker Dennis Radke erkannte sein Herz für Trucker. Es gab Live-Video-Schaltungen zu den Streikenden und nun werden Fahrer in Parteibüros und Parlamente geladen. Es ist ja so schockierend, wie mit den Fahrern auf deutschen Straßen umgegangen wird, das wußte man nicht und da muß man jetzt ganz dringend was gegen tun.

Bullshit! Nichts von den "schockierenden" und "skandalösen" Arbeitsbedingungen war neu oder unbekannt. Jeder, der es wissen wollte, konnte sich darüber informieren, man braucht nur ein wenig zu googlen oder gelegentlich fernzusehen. Die Infos zu den sklavenähnlichen Arbeits- und Lebensbedingungen standen nie im Giftschrank. Wer diese prekäre Arbeitswelt nicht kennt, hat bewußt weggesehen.

Jetzt nochmal zur Rolle der Gewerkschaften:
Man sollte es sich nicht zu leicht machen, denn in diesem Zusammenhang ist vieles Widersprüchlich.

Natürlich kennen wir Gewerkschaften als Organsationen der Befriedung, die das System der Ausbeutung mit ihren Vermittlungen und Regeln schützen und dafür sorgen, damit alles im kontrollierbaren Rahmen bleibt.

Es wäre aber falsch, sie als einfach Arbeiterverräter abzutun. Der DGB hat acht Mitgliedsgewerkschaften mit insgesamt knapp sechs Millionen Gewerkschaftsmitglieder. Die 6 Millionen sind ja nicht alle blöd, sie haben eigene Vorstellungen und nutzen die Möglichkeiten, die sie innerhalb dieser Strukturen haben.

Gerade der Fall Gräfenhausen war ja nix Inszeniertes. Alle sind überrascht worden (ok, es hatten Fahrer Kontakt zum holländischen FNV Road Transport aufgenommen).

Ich halte das Zurstellesein von Anna Weirich von Faire Mobiltät und Stefan Körzell vom DGB Vorstand für glückliche Zufälle. Egal was man von ihren Organisationen halten mag, sie zeigten in ihrem Verhalten und ihrem persönlichen Engagement eine zutiefst solidarische Haltung. Das war wichtig und sollte nicht kleingeredet werden.

Dann kamen ja Leute von diversen Gewerkschaften, auch solchen, die keinen sonderlich guten Ruf haben. Deren Lebensmittelspenden und praktische Hilfe waren super. Ich hatte den Eindruck, daß die Gewerkschafter bei der Auseinandersetzung von Gräfenhausen richtig aufblühten. Endlich konnten sie mal was richtig sinnvolles machen, nicht diese scharchige, bürokratische, deutsche Gewerkschaftsarbeit. Da gab es klare Fronten. Ein Ausbeuterschwein, das seine Arbeiter beklaut und bedroht und auf der anderen Seite Arbeiter, die wahrlich nichts anderes haben, als ihre Solidarität. Ich bin mir sicher, daß sie mitgenommen von der Situation und glücklich waren, hier Partei ergreifen zu können, egal von welcher Organisation sie kamen. So etwas prägt auch Menschen.

Möge die Zukunft noch viele solcher Fälle bringen, an denen die Beteiligten lernen und wachsen können.

Die Situation von Gräfenhausen war ja eine Besondere. Lukasz Mazur war ein geeignetes Feindbild. Er war derart selbstherrlich, kriminell und dumm, daß er sich mit seinem paramilitärischen ,,Rutkowski Patrol" Einsatz selbst ins Knie schoß. Das machte weltweit Furore und in Polen hatten selbst die konservativen Medien nicht ein Fünkchen Sympathie dafür.

Es ging nicht gegen die Transportindustrie als solche. Im Gegenteil, die von der EU vorangetriebene Liberalisierung hat derweil schmerzhafte Folgen für die Deutschen Speditionen, die dem Preisdumping aus dem Osten nicht mehr standhalten können. Einem Teil der deutschen Transportwirtschaft ist es zu heavy geworden und man war nicht undankbar für den Wilden Streik, der als Stopschild dieser Entwicklungen auftauchte. Ich bin mir sicher, daß in diesem Fall Kapitalisten dem Streik etwas positives abgewinnen konnten. Die Transportbranche ist derart chaotisch und unreguliert, da sind nicht nur die Fahrer unorganisiert, die Spediteure haben trotz BGL (Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik) wenig Organisation und noch weniger Plan.

Es gibt jetzt tatsächlich eine große Betriebsamkeit bei Politik, Wirtschaft und Gewerkschaften. Ich glaube nicht, daß die Gewerkschaften, bzw. speziell Verdi, sich nun um die Organisierung der Fahrer kümmert. Das Klientel ist ihnen zu schwierig.

Die Deutsche Transportwirtschaft würde gern höhere Profite machen, sie stehen aber unter massiven Druck der Autoindustrie und der Großdiscounter, die wollen nur billig, billig, billig.

Alle 3 (Wirtschaft, Politik und Gewerkschaften) wollen am liebsten Ruhe im Karton. Ein Reißen der Lieferketten, das müssen sie irgendwie verhindern. Die migrantischen Arbeiter:innen sind der große Unsischerheitsfaktor. Sie sind schwer einzuschätzen. In Gräfenhausen haben sie bewiesen, daß sie genz- und sprachübergreifend kämpfen können. Sie waren umringt von Gewerkschaftern und Politikern, sie wählten eine holländischen Gewerkschafter als Verhandlungsführer, doch sie gaben die Entscheidungsgewalt nicht aus ihrer Hand. Sie entschieden in Abstimmungen.

Das dürfte dem Kapital einen Schock versetzt haben, selbst wenn es nur ein paardutzend Trucker waren. Wenn das nun Schule machen würde?

Ich gehe schon davon aus, daß es tatsächlich ein paar Änderungen geben wird, auch welche, die die Fahrer zu spüren bekommen. Ich denke, die Verbesserungen werden halbgar und nur der Furcht vor weiteren Truckerprotesten geschuldet sein. Alles weitere ist wieder Spiel der Kräfte.

Ich bin überzeugt, daß Kämpfe der migrantischen Millieus die wichtigsten Kräfte in den sozialen und klassenkämpferischen Auseinandersetzungen hierzulande sein werden. Wenn wir die herrschenden Verhältnisse zum Tanzen bringen wollen, müssen wir solche Kämpfe unterstützen und uns an ihnen beteiligen. Letztendlich funktioniert sowas am besten, wenn man in Leben und Alltag Verbindungen und Kontakte hat.
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Kuddel am 12:53:21 Mi. 17.Mai 2023
Auch der AK hat sich Gedanken gemacht über diesen einzigartigen Arbeitskampf:

ZitatBesonders war der Streik in mehrfacher Hinsicht. Erstens: Die ausgebeutetsten und rechtlosesten Kollegen im Geflecht der Transportlogistik haben ihn geführt. Zweitens: Sie haben gewonnen, ohne Abstriche. Drittens: Sie haben enorme Solidarität aus der Region erfahren. Die mediale Aufmerksamkeit war nach anfänglicher Ignoranz durchgängig hoch. Viertens: Auch DGB-Gewerkschaften und der DGB selbst haben, neben der niederländischen FNV, die den Verhandlungsführer Edwin Atema stellte, den Streik unterstützt. Und das, obwohl es sich um einen nicht-normierten Konflikt handelte.

All diese Dinge sind keineswegs selbstverständlich. Wir denken daher, dass es sich lohnt zusammenzutragen, welche Faktoren dazu beigetragen haben, dass in Gräfenhausen ein Sieg möglich war. (...)
https://www.akweb.de/bewegung/brummi-plenum-an-der-raste-streik-in-graefenhausen-endet-mit-sieg/
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Onkel Tom am 12:17:11 Do. 18.Mai 2023
Zitat von: Kuddel am 17:21:18 Mo. 15.Mai 2023Die Situation von Gräfenhausen war ja eine Besondere. Lukasz Mazur war ein geeignetes Feindbild. Er war derart selbstherrlich, kriminell und dumm, daß er sich mit seinem paramilitärischen ,,Rutkowski Patrol" Einsatz selbst ins Knie schoß.

War der Auslöser dafür, das sich die "Normalo-Press" dafür interessierte. Ein schönes
Geschmäckle anbei ist, das sich "Öffentlichkeitswirksamkeit" bewährt. In Erinnerung an unserem
anfänglichem Irrtum, das die polnischen Buletten dort mit einem Panzerfahrzeug blicken lassen,
drehte sich um 180 Grad, das gleichsam verdeutlichte, wie "polnische Unternehmerschaft" drauf
kommen können. Millitanz zeigte sich als Streikbrechertum. Das ist wohl neu in D..

Der Vergleich, wo wie Trucker_innen "entlohnt" oder beschissen werden, macht bestimmt sichtbar,
wat "der Lappen" oder "Bock" so wert ist, sollte jedoch mal zu denken geben, das Konkurrenz
gegen jeden einzelnen Trucker_in zum Einsatz kommt.
Erst sind es  Beneluxstaaten, die "Kilometerfresser" billiger machten.. Heute spielt sich das
ganze auf "halb Rassistisch" ab, in dem sich Trucker_innen fremder Nationen nicht riechen können.

Das war bei diesem Brummistreik ganz anders.. Da ging es nicht darum, woher er kommt.  :)

Ja, da täte es den Zusammenhalts-Feeling mal besser, von der "nationalen Denke" wieder runter
zu kommen, Euch vernetzen und Euch genau so verteidigt, wie "im wilden Westen", wie es z.B.
die Prostituierten auch taten "Fahre nicht unter xy Betrag pro km.."
(Kleiner Transfair-Gedanke)  ;)
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Kuddel am 18:52:37 Do. 18.Mai 2023
Ein paar Anmerkungen.

ZitatErst sind es  Beneluxstaaten, die "Kilometerfresser" billiger machten..
Die Beneluxstaaten hatten/haben ein höheres Lohnniveau als Deutschland. Deshalb haben zahllose deutsche Fahrer da angeheuert. Der Liberalisierungsdruck aus Brüssel war aber so massiv, daß da auch Preise und Löhne in die Knie gingen und viele Kleinspediteure pleite gegangen sind.

Man braucht gar nicht eine antirassistische und antinationalistische Haltung einzufordern. Sie wurde hier gelebt. Es waren Fahrer unterschiedlicher Nationalität, unterschiedlicher Sprache und Religion, die 100% zusammengehalten haben. Die Solidarität war international. Es haben einzelne Fahrer unterschiedlicher Nationalität den Kollegen Kleinigkeiten (wie Zigarretten) spendiert. Es kamen Gewerkschafter aus diversen Ländern zum Ort des Streiks und Solibotschaften kamen von rund um den Globus.

Übrigens, es war kein "Bummelstreik". Ein Bummelstreik wäre "Dienst nach Vorschrift", alles langsam, aber im legalen Rahmen.

Es war ein knallharter Wilder Streik mit einer Besonderheit: Es wurde Arbeitsmaterial und Ladung besetzt und beschlagnahmt als Faustpfand. Die beladenen LKW wurden von leeren LKW so eingeparkt, daß man sich nicht mal eben abholen kann. Die Fahrer haben mit körperlichem Einsatz die Erstürmung der LKW durch die polnische Schlägertruppe. Das ist schon knallhart, klingt eher nach Frankreich und unmöglich in Deutschland.

Zitatwie es z.B. die Prostituierten auch taten "Fahre nicht unter xy Betrag pro km.."

Ich verstehe, was du meinst. Es ist aber das große Problem der deutschen Fahrer, die argumentieren selbst so. Sie sagen immer, sie brauchen keine Gewerkschaft und keinen kollektiven Kampf. Sie geben immer mächtig damit an, daß sie selbst ganz tolle Bedingungen für sich ausgehandelt hätten. Es scheint in D nur Fahrer zu geben, die alle Superarbeitsbedingungen haben.

Die Schuld am Niedergang der Löhne haben immer die anderen. Die anderen Deutschen Fahrer und erst recht die Osteuropäischen. Die fahren alle viel zu billig und machen die Preise kaputt, so argumentieren sie. Also hassen sie nicht ihre Bosse, sondern ihre Kollegen. Das ist seit Jahren das große Problem.
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Onkel Tom am 13:41:35 Fr. 19.Mai 2023
Zitat von: Kuddel am 18:52:37 Do. 18.Mai 2023Man braucht gar nicht eine antirassistische und antinationalistische Haltung einzufordern.
Sie wurde hier gelebt. Es waren Fahrer unterschiedlicher Nationalität, unterschiedlicher Sprache und Religion, die 100% zusammengehalten haben.
Die Solidarität war international. Es haben einzelne Fahrer unterschiedlicher Nationalität den Kollegen Kleinigkeiten (wie Zigarretten) spendiert. Es kamen Gewerkschafter aus diversen Ländern zum Ort des
Streiks und Solibotschaften kamen von rund um den Globus.

Übrigens, es war kein "Bummelstreik". Ein Bummelstreik wäre "Dienst nach Vorschrift", alles langsam,
aber im legalen Rahmen.

Antinationalismus hatte ich von den streikenden Truker_innen nicht eingefordert.
Dies gilt eher von den einheimischen Fahrer_innen eingefordert, da anbei mit
Konkurrenzdenke unter den Fahrer_innen geschürt wird / würde, denn :

Zitat von: Kuddel am 18:52:37 Do. 18.Mai 2023Sie sagen immer, sie brauchen keine Gewerkschaft und keinen kollektiven Kampf. Sie geben immer mächtig damit an, daß sie selbst ganz tolle Bedingungen für sich ausgehandelt hätten. Es scheint in D nur Fahrer zu geben, die alle Superarbeitsbedingungen haben.

Die Schuld am Niedergang der Löhne haben immer die anderen. Die anderen Deutschen Fahrer und erst recht die Osteuropäischen. Die fahren alle viel zu billig und machen die Preise kaputt, so argumentieren sie. Also hassen sie nicht ihre Bosse, sondern ihre Kollegen. Das ist seit Jahren das große Problem.

Das bekommt man viel zu oft zu hören und wenn der Wutpegel darauf groß genug wird, ist der Schritt
"Scheiß Ausländer machen uns die Preise kaputt" nur ein Katzensprung und nicht weit von Rassismus-
denke entfernt.

Ja, das ist ja typisch deutsch.. Sind die größten und die dollsten und wenn es um die Wurst geht,
macht sich Differenz zwischen "Maulheldentum" und aktives Vorgehen breit..

Hmm, bekomme anbei ein Dejavue. Haben wir vor ein paar Jahren schon mal auf diese fast gleiche Art
und Weise darüber diskutiert ? Da kamen wir jedoch darauf, das sich viele einheimischen Fahrer_innen
eine Scheibe vom "Rubberduck"den rbellierenen Truckerfahrer abschneiden sollten.

Von der Millitanzattacke von Arbeitgeber mal abgesehen, fand ich den Zusammenhalt der streikenden
Fahrern schon vor dem Auftritt von dieser "Privat-Patrol" sehr beeindruckend und ein töffte Lehrfilm,
wie Streikender es richtig macht, seine Forderungen durch zu setzen.

Ich hoffe, das die Fahrer-innen trotz ihres Erfolges weiter vernetzt bleiben, weil zwischen Versprechen
auf Repressionen zu verzichten, doch nach einiger Zeit des "medialen" Vergessens ohne Garantie ist.
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Kuddel am 13:58:30 Fr. 19.Mai 2023
Ja, du beschreibst es völlig korrekt.
Das größte Problem sind die deutschen Fahrer. Die sind wirklich sehr schlimm auf Einzelkämpfertum. Fast alle träumen sie von "französischen Verhältnissen", sind aber nicht bereit, sich einmal zusammenzuraufen. Dafür schimpfen sie gern auf osteuropäische Kollegen.

Gräfenhausen brachte aber selbst an der Front ein paar Lichtblicke. Es gab eine ganze Reihe deutscher Kollegen, die sich solidarisch gezeigt haben, manchmal mit kleinen Gesten und Geschenken, aber vereinzelt auch mit praktischem Engagement.

Ich setze erst einmal auf die osteuropäischen (und noch weiter östlichen) Berufskraftfahrer. Dort ist noch richtig Druck auf dem Kessel und daß ein Kampf in Deutschland erfolgreich sein kann, gibt ihnen sicherlich zu denken.

Unter deutschen Fahrern sind ihre kleinen Organisationsstrukturen und Stammtische weitgehend zerbröselt. Ein paar gibt es noch. Ich halte es für sinnvoll, mit ihnen Kontakt zu halten, selbst wenn sie etwas komisch drauf sein mögen. Etwas revolutionäres ist von ihnen vorerst nicht zu erwarten.
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Kuddel am 20:15:25 Di. 04.Juli 2023
Es bleibt im Nachhinein unterhaltsam:

Nach einem Übergriff gegen streikende Lkw-Fahrer auf der Autobahnraststätte Gräfenhausen ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen eines möglichen Verstoßes gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz.

Ihr polnischer Arbeitgeber versuchte, den Streik mit Gewalt zu beenden und beauftragte dafür den in Polen prominenten Detektiv Krzysztof Rutkowski. Gemeinsam mit 18 Sicherheitsmitarbeitern der "Rutkowski Patrol" fuhr der Spediteur an Karfreitag unter anderem mit einem panzerähnlichen Fahrzeug auf der Raststätte vor, um die Lkw zurückzuholen.

Das schwarze Allrad-Fahrzeug der Marke AMZ TUR VI, auf dem der Name "Rutkowski Patrol" steht, ist inzwischen im Fokus der Ermittlungsbehörden - wegen eines möglichen Verstoßes gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz.

Zudem werde wegen des Verdachts des besonders schweren Landfriedensbruchs, des Verstoßes gegen das Versammlungsgesetzes und des Verdachts der Körperverletzung weiter gegen die Personen ermittelt, die während des Übergriffs im April vor Ort gewesen sind. Die Ermittlungen dauerten noch an, so die Staatsanwaltschaft.

https://www.hessenschau.de/panorama/mit-panzerwagen-bei-lkw-streik-hat-polnische-privat-miliz-gegen-kriegswaffenkontrollgesetz-verstossen--v1,lkw-streik-ermittlungen-100.html
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Kuddel am 18:08:49 So. 23.Juli 2023
Die Stimmung unter den Arbeitsmigranten ist angespannt.

Die Trucker in Gräfenhausen sind nicht die Einzigen, die verarscht wurden und stinksauer sind. Auf dem Rastplatz Gräfenhausen sind es im Moment wohl über 40 Fahrer, die um ihren Lohn kämpfen. Wir sollten aber nicht vergessen, daß es Tausende sind, die auf den Autobahnen unterwegs sind und um Teile ihres Lohns betrogen wurden.

Den aktuellen Wilden Streik in Gräfenhausen gibt es nur, weil der Erfolg ihrer Kollegen im April ihnen Mut gemacht hat, es auch zu versuchen.

Ich träume davon, daß es ein Flächenbrand wird. Daß auch andere den Kampf aufnehmen. Nicht nur Trucker, auch Erntearbeiter und Bauarbeiter, die in glühender Sonne schuften.

Was können wir tun, um den Arbeitsmigranten überall Mut zu machen?


P.S.: Beim Gräfenhausen Streik im Frühjahr reisten auch Aktivsten der Initiative Stolipinovo in Europa an den hessichen Rastplatz.

(https://abload.de/img/fujqzwvx0aanahoformat58dgf.jpg) (https://abload.de/image.php?img=fujqzwvx0aanahoformat58dgf.jpg)

Es handelt sich um eine Initiative Bulgarischer Arbeitsmigranten. Sie gehörten zu den Organisatoren der großen Proteste nach dem Tod des bulgarischen Leiharbeiters Refat Süleyman bei ThyssenKrupp Duisburg.

(https://abload.de/img/stalipinovo-bildxlcn9.jpg) (https://abload.de/image.php?img=stalipinovo-bildxlcn9.jpg)

Sie sind in dieser Sache weiter aktiv.
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 13:18:32 Do. 03.August 2023
(https://abload.de/img/wide__840x472__deskto5bcsn.jpg) (https://abload.de/image.php?img=wide__840x472__deskto5bcsn.jpg)

"Stolipinovo in Europa" begrüßt das neue Dossier in "die Zeit" zum Tod von Refat Süleyman im Thyssenkrupp Werk Duisburg unter möglicherweise "eklatante(n) Verletzungen(n) gegen Arbeitssicherheitsvorschriften", und zur Ausbeutung in der Industriereinigung
https://shorturl.at/kQSTX (Schranke)

Wir möchten aber auch auf problematische Darstellungen und Lücken im Artikel hinweisen und diese richtig stellen.

Siehe dazu unser Statement anbei und auf unserer Facebook-Seite https://shorturl.at/jIJMN
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: admin am 17:31:59 Sa. 12.August 2023
Am 14. Oktober 2022 ist Refat Süleyman im Werk von ThyssenKrupp verschwunden. Drei Tage später wurde seine Leiche von einem bulgarischen Kollegen gefunden.

Zum Jahrestag will die Organisation Initiative Stolipinovo in Europa an den Tod des Leiharbeiters erinnern, zu dem noch viele Fragen offen sind.

(https://abload.de/img/179037d6frg.jpg) (https://abload.de/image.php?img=179037d6frg.jpg)

chefduzen steht in Kontakt zu Stolipinovo in Europa und wird die Kampagne unterstützen, an den Tod des Arbeitsmigranten erinnern und einen vom Stahlunternehmen gewünschten Schlußstrich nicht hinzunehmen.

Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: Frauenpower am 19:40:15 Di. 15.August 2023
In Herne demonstrierten am Montag Flüchtlinge, weil sie ihre Anliegen mit der zuständigen Behörde nicht klären können mangels Erreichbarkeit neudeutsch "Personalmangel"
https://www1.wdr.de/nachrichten/ruhrgebiet/demo-vor-auslaenderbehoerde-herne-104.html
Titel: Aw: Migrantischer Widerstand
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 18:15:45 Sa. 04.November 2023
Bezahlung ist Glücksache!

ZitatBauarbeiter kämpfen um ihren Lohn

Knapp drei Monate arbeiten zwölf serbische Männer auf einer Baustelle in Baden-Württemberg. Am Ende fehlen ihnen 25.000 Euro. Kein Einzelfall.


...Am 18. Mai endet der Auftrag der zwölf ganz plötzlich: Sie werden morgens angerufen, der Chef sagt ihnen, sie sollen ihre Sachen von der Baustelle holen und gehen. Geld bekommen sie für Mai keines. Sie fragen nach, auch telefonisch beim Chef, mehrmals. ,,Der hat jedes Mal gesagt, dass das Geld überwiesen wird", sagt Ivica M. Doch es kommt nichts. ...
https://taz.de/Serbische-Arbeitnehmer-in-Backnang/!5966390/