Probearbeiten - wirklich unbezahlt?

Begonnen von Isnogud, 21:26:58 Do. 13.Oktober 2011

⏪ vorheriges - nächstes ⏩

Isnogud

moin liebe Gemeinde, folgendes: ich hab schon einige Male Probe gearbeitet. Das max waren mal 4 Tage. Aber die Zeit wurde immer vom Arbeitsamt bezahlt. Dh. ich hab nie "umsonst" gearbeitet. Hab immer ein Papier vom Amt gehabt, wo draufstand, das das Amt weiter für mich zahlt. Natürlich nur die Anzahl der Tage.
Nun die Frage: wie kann ich mich da wehren? Ich kann ja nicht sagen: hey umsonst gibts garnix. Aber damit kann ich ja nicht kommen, es gibt ja zumindest Alg. In meinem Fall 1.

Hab natürlich vieles gelesen, was es über Praktika und unbezahlte Arbeit und Probearbeit

Was ich dann bei meinem zukünftigen Arbeitgeber mach entscheide ich dann immer vor Ort. Arbeitsplatz ok? Wie ist der Chef? Kollegen nett? Arbeitszeiten, Arbeitsweg . . . . das übliche halt. Und entsprechend ist dann eben meine Arbeitsleistung. Will ich den Job? Oder nicht?

Also, was sag ich meiner SB? Oder meinem zukünftigen Chef? Isnogud
wer bei Regen Sonnenmilch kauft, weiß, das der Stuhl ein Baum war.

Eivisskat

Schwierig und diese Gratis-Probearbeitstage sind eh ein Unding.

Aber ich fände einen Job und eine Firma für mich unakzeptabel, wenn nicht wenigstens am Ende des Probetags ein paar Scheine rüberwachsen.

Denn auch wenn ich vielleicht nicht perfekt war, habe ich dennoch mit meiner Arbeit Werte geschaffen, die die der Firma (wie auch immer...) zu weiteren Verdiensten verhilft.

Eine Firma, die sich mit einem feuchten Händedruck und einem "wir melden uns" nach der Probearbeit verabschiedet wäre für mich gestorben, denn das empfände ich bereits im Vorfeld als Herabwürdigung meiner Person & meiner Leistung und sowas kann nicht gut gehen.

Besser wäre auf jeden Fall eine bezahlte Probezeit im Arbeitsvertrag auszumachen, so wie es jahrzehntelang gehandhabt wurde zur Zufriedenheit aller Beteiligten.

Fritz Linow

Zitat3.4.20
Stundenlohn von über 142,86 € erzielt – FAU Jena geht gegen Probearbeit vor

Bei den Probearbeitsstunden eines FAU-Mitglieds wurde in der Güteverhandlung vor dem Arbeitsgericht Gera (27.02.2020) entschieden, dass zwar kein Arbeitsverhältnis entstanden ist, aber trotzdem konnte ein ,,Aufwendungsersatz" in Höhe von 500 Euro durchgesetzt werden. Im betreffenden Fall wurde dreieinhalb Stunden in der Produktion eingelernt und mitgearbeitet, aber dann kein Arbeitsverhältnis in Aussicht gestellt. Diese Entscheidung zeigt, dass auch für sogenannte Einfühlungsverhältnisse, in denen der Bewerber/die Bewerberin einerseits einen Einblick in die zukünftige Tätigkeit bekommen soll, anderseits häufig unentschädigt arbeitet, Lohn(ersatz) erstritten werden kann. Jede Arbeitsaufnahme kann ein (mündliches) Arbeitsverhältnis begründen, was nicht einfach abgesagt werden kann.
Auch in diesem Fall bewirkte die Ankündigung öffentlichkeitswirksamer gewerkschaftlicher Aktionen ein Einlenken der Unternehmensführung.
https://jena.fau.org/2020/03/03/stundenlohn-von-ueber-14286-e-erzielt-fau-jena-geht-gegen-probearbeit-vor/


MarcoW75

Ich habe mir inzwischen angewöhnt, bei "Probearbeiten" oder "Praktika" in Firmen,wo angeblich gerade Personal gesucht wird, sofort erstmal die dort angestellten Leute zu fragen, wieviel denn da dran ist und wieviele "Probearbeiter/Praktikanten" die in der letzten Zeit hatten. Oftmals fallen die aus allen Wolken und werden ziemlich gesprächig, was wirklich in diesen Firmen los ist. Wenn beispielsweise Probearbeiter/Praktikanten mit der Aussicht auf einen Job geködert werden, während die normalen Angestellten gerade Überstunden abfeiern, weil wenig zu tun ist, dann stinkt die Sache mit dem Job gewaltig. Manchmal ist auch die Kommunikation zwischen den Angestellten sehr aussagekräftig. Sprüche wie "Hallo Peter, wir haben *mal wieder* einen Praktikanten!" (oft gepaart mit einem genervten Augenrollen) sind ziemlich verräterisch, ob eine Firma solche Sachen einfach nur frech ausnutzt.  Ich habe solche Problearbeitstage/Praktika auch schon nach kurzer Zeit abgebrochen, als ich rausgekriegt habe, dass es nur hohle Phrasen waren.

ManOfConstantSorrow

Zitat von: MarcoW75 am 18:37:27 Mo. 08.Juni 2020
Ich habe solche Problearbeitstage/Praktika auch schon nach kurzer Zeit abgebrochen, als ich rausgekriegt habe, dass es nur hohle Phrasen waren.

Das muß man weiterverbreiten. Man muß den Leuten sagen, daß sie nur verarscht werden und sich keinesfalls irgendwelche Hoffnungen machen sollten.
Arbeitsscheu und chronisch schlecht gelaunt!

counselor

Bei uns im Betrieb wird es so gehandhabt, dass Bewerber auf eine Stelle einen Tag probearbeiten und danach wird entschieden, ob er oder sie eingestellt wird.
Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

vampyrella

Zur Probe arbeite ich nicht mehr.
Bei mir resultierte es zwar immer* in einem Arbeitsverhältnis, aber die Art wie Probe gearbeitet werden sollte macht den Unterschied: Ist die Arbeit angeleitet und vor allem begleitet von einem Mitarbeiter - super, lass ich gelten. Auch sollte es 1 -3 Stunden nicht überschreiten.
Wenn ich aber einfach "ins kalte Wasser" geworfen werden, wie es oft vorkam, dann geht so was nicht. Hatte schon, dass Probearbeit 2 Wochen gehen sollte und ab Tag 3 ist man dann vollwertig unbezahlt eingesetzt worden. Sowas geht nicht. Dafür ist die Probezeit da.

*immer = wenn ich selber das Probearbeiten nicht beendet habe.
o
L_/
OL This is Schäuble.
Copy Schäuble into your signature to help him on his way to Überwachungsstaat.

tleary

Zitat von: vampyrella am 16:42:29 Di. 15.Dezember 2020
Zur Probe arbeite ich nicht mehr.
Muß man auch nicht. Als erste Frage taucht schon einmal auf, wie und ob ich da überhaupt versichert bin. Dann: Was ist, wenn ich aus Unwissenheit einen großen Schaden anrichte? - Firmen können dich dann nämlich auf Schadenersatz verklagen. Und wenn du keine Privathaftplichtvers. hast, kann dich das für den Rest deines Lebens ruinieren.

Außerdem kannst du nicht unbezahlt zu Probearbeit gezwungen werden. - Auch nicht von Jobcenter & Co. Probearbeit ist immer freiwillig. Und dann die Masterfrage: Wofür gibt's dann überhaupt eine Probezeit? Die ist doch dafür da, um zu sehen, ob der Bewerber für die Stelle geeignet ist oder nicht. - Und zwar als Entscheidungsfindung auf beiden Seiten! Auch der Bewerber hat während dieser Zeit das Recht, ohne Angaben von Gründen jederzeit den Job zu quittieren.

Zitat von: counselor am 02:08:35 Di. 09.Juni 2020
Bei uns im Betrieb wird es so gehandhabt, dass Bewerber auf eine Stelle einen Tag probearbeiten und danach wird entschieden, ob er oder sie eingestellt wird.
Den einen Tag hat er dann trotzdem umsonst gearbeitet.
»Wir wissen, so wie es ist, kann es nicht weiter gehen. Aber es geht weiter.«
(Autor unbekannt)

  • Chefduzen Spendenbutton