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Ämterstress - Fragen, Antworten und Erfahrungen => Arbeitslos & Spass dabei => Thema gestartet von: Kuddel am 11:02:33 So. 27.Dezember 2015

Titel: über das System Hartz IV
Beitrag von: Kuddel am 11:02:33 So. 27.Dezember 2015
Ein lesenswerter Bericht in 4 Teilen:

ZitatSystem Hartz IV
"Wir statten Arbeitgeber mit billigem Menschenmaterial aus"

Ihm begegnen Alleinerziehende, die trotz eines Ingenieurdiploms keinen Job finden, oder Migranten, die die Verträge, die sie unterschreiben, nicht lesen können: Ein Arbeitsvermittler aus einem Berliner Jobcenter gewährt subjektive Einblicke in das System Hartz IV.


Von Hannah Beitzer, Berlin

Zu ihm kommen alleinerziehende Mütter, die trotz Hochschulabschlusses keinen Job finden. Selbständige Grafikdesigner mit einem monatlichen Gewinn von 200 Euro. Migranten, die die sittenwidrigen Verträge, die sie unterschreiben, nicht lesen können. Er verachtet Zeitarbeitsfirmen und staunt über die rassistischen Kommentare mancher Kollegen. Claus Meisner ist Arbeitsvermittler in einem Berliner Jobcenter.

Meisner, der eigentlich anders heißt, ist seit mehreren Jahren zuständig dafür, gemeinsam mit Menschen, die Arbeitslosengeld II empfangen, auf Jobsuche zu gehen oder sie in einer Fortbildung unterzubringen. Zu ihm kommen vor allem Arbeitslose über 25 Jahre, für die jüngeren gibt es eigene Vermittler. Auch für Jobsuchende über 55 Jahren gibt es in manchen Jobcentern spezielle Teams. Bei einem Treffen wird deutlich, wie sehr er mit vielem, was ihm in seinem Arbeitsalltag begegnen, hadert. Mehr und mehr Beispiele fallen ihm ein für das, was seiner Meinung nach falsch läuft. "Wir könnten hier noch bis zwei Uhr nachts sitzen", sagt er am Ende des Gesprächs. Subjektive Einblicke in das System Hartz IV von einem seiner Verwalter.

Akademiker: "Viele verkaufen sich unter Wert"


Mach' Abitur, geh' an die Uni - dann findest du auch einen guten Job. Ein Hochschulabschluss gilt als bester Schutz vor Hartz IV. Die Arbeitslosenquote unter Akademikern liegt bei weniger als drei Prozent. Claus Meisner trifft jedoch im Jobcenter immer wieder auf Akademiker. "Die meisten schämen sich und erklären erst einmal: Ich bin nicht so wie die anderen, die da draußen sitzen." Häufig trifft es Uni-Absolventen, die nach dem Abschluss nicht sofort einen Job finden und die nicht von ihren Eltern unterstützt werden können.

"Viele von ihnen verkaufen sich unter Wert", sagt er. Architekten, die für 1500 Euro brutto Vollzeit arbeiten. Grafikdesigner, die als Selbständige einen monatlichen Gewinn von 200 Euro ausweisen und deswegen aufstocken müssen. Absolventen, die in Werbeagenturen oder großen Verlagen ganze Kampagnen leiten - für ein Praktikumsgehalt von 500 Euro im Monat. Er berichtet von namhaften Unternehmen, die gut ausgebildete junge Leute von einem Praktikumsvertrag zum nächsten schieben.

"Einige meiner Kunden nehmen die Arbeitgeber auch noch in Schutz", sagt er. "Es sei im Moment eben eine schwierige Situation, und das Renommee eines großen Namens sei doch auch viel wert, heißt es dann." Dass diese großen Namen ordentlich Geld verdienen, wenn sie eine Kampagne von einem Praktikanten anstelle eines ordentlich bezahlten Festangestellten ausrichten lassen - das macht Meisner wütend. "Bei den Akademikern ist nicht das zu hohe Anspruchsdenken das Problem. Im Gegenteil: Ich muss oft das gar nicht mehr vorhandene Anspruchsdenken überhaupt erst wecken."

Meisner hat Hemmungen, Akademiker in solche Jobs zu vermitteln. Aber er sieht sich in einem Dilemma: "Ich werde von der Arbeitsagentur in eine Rolle gedrängt, in der ich gar nicht sein möchte." Denn seinem Arbeitgeber ist es erst einmal wichtig, die Arbeitslosenzahl zu senken, die Kunden in sozialversicherungspflichtigen Stellen unterzubringen. Da sei es egal, ob jemand 451 Euro oder 4510 Euro im Monat verdient - "Integration ist Integration".
http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/system-hartz-iv-wir-statten-arbeitgeber-mit-billigem-menschenmaterial-aus-1.2375543 (http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/system-hartz-iv-wir-statten-arbeitgeber-mit-billigem-menschenmaterial-aus-1.2375543)

Titel: Re:SZ über das System Hartz IV
Beitrag von: Kuddel am 11:06:47 So. 27.Dezember 2015
ZitatSystem Hartz IV
Alleinerziehende - Wer bietet Mutti-Schichten?


Empörung erlebt Meisner sehr selten. Dafür Resignation, manchmal Tränen. Wie soll es einem Menschen auch gehen, der ganz genau weiß, dass er nicht mehr loskommt vom Jobcenter? Die kommenden Jahre auf keinen Fall, vielleicht aber auch nie? Für viele alleinerziehende Mütter kommt diese Erkenntnis schnell, erzählt Meisner. Wer ein Kind hat und keinen Partner, das zeigen alle Studien, hat ein besonders großes Risiko, arm zu werden.

Alleinerziehende Mütter ohne hohe Qualifikation suchten häufig Jobs im Handel oder in der Gastronomie, erzählt Meisner. "Da gibt es aber bei den Unternehmern keinerlei Verantwortungsgefühl." Große Handelsketten zum Beispiel: Sie bieten fast nur noch Teilzeitstellen oder gleich Minijobs an. "Doch selbst wenn die Frauen nur zehn bis 15 Stunden die Woche arbeiten, sollen sie während der gesamten Öffnungszeiten verfügbar sein. Die Alleinerziehende fällt da komplett raus." Da kann er sie in noch so viele Weiterbildungsmaßnahmen stecken. "Die Alleinerziehende bleibt so lange arbeitslos, bis sie ein Unternehmen findet, das Mutti-Schichten anbietet."

Mutti-Schichten. Meisner stutzt, kurz nachdem das Wort aus seinem Mund ist, es hört sich für Außenstehende arg flapsig an. "Das ist nicht abwertend gemeint, so heißt das im Jargon." Meisner legt im Gespräch viel Wert darauf, nicht zynisch zu wirken, denkt die meisten seiner Sätze zu Ende, bevor er sie ausspricht, so dass sie beinahe druckreif beim Gegenüber ankommen. Dass er auf der Seite seiner Kunden steht, ist nicht zu überhören. Über sie spricht er bewusst respektvoll. Seine Angriffe auf alle, die seiner Meinung nach nicht empathisch genug mit ihnen umgehen, sind hingegen scharf und deutlich.

Meisner spricht respektvoll von seinen Kunden

Meisner berichtet nun von einer Kundin, die er seit einigen Monaten betreut. Wirtschaftsingenieurin, sehr guter Abschluss, Praktika bei großen Automobilunternehmen, optimale Bewerbungsunterlagen, perfekte Englischkenntnisse. Aber eben: alleinerziehende Mutter. "Ein Kind ist immer ein Ausfallrisiko, selbst wenn sie als Wirtschaftsingenieurin gar keine Früh- oder Spätschichten übernehmen muss." Trotzdem zögern die Arbeitgeber, stellen dann doch lieber einen jungen Mann ein, womöglich sogar mit geringerer Qualifikation.

Und das, obwohl Wirtschaftsingenieure doch so gefragt sind? "Ich frage mich immer, woher diese Informationen kommen", sagt Meisner lapidar. Wirtschaftsingenieure seien gesucht, ja. Aber eben nur solche, die sonst kein "Vermittlungshemmnis" mitbringen, wie es im Deutsch der Arbeitsagentur heißt. Seiner Kundin, die jeden Tag die Kraft aufbringen muss, weitere Bewerbungen zu schreiben und die Hoffnung nicht aufzugeben, bringen die Klagen der Unternehmer über zu wenig Fachpersonal also nichts.

In vielen Fällen bleibt den Müttern nur, sich mit jahrelanger Arbeitslosigkeit abzufinden. "Da gehört dann eben der Besuch in der Suppenküche am letzten Wochenende des Monats zum Alltag", sagt Meisner. Wütend machen ihn Außenstehende, die hier von der "sozialen Hängematte" sprechen, den Arbeitslosen vorwerfen, sich in ihrer Situation einzurichten. Denn sich damit zu arrangieren, erfordere viel Kraft, sei eine große Leistung, findet der Jobvermittler.
http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/system-hartz-iv-wir-statten-arbeitgeber-mit-billigem-menschenmaterial-aus-1.2375543-2 (http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/system-hartz-iv-wir-statten-arbeitgeber-mit-billigem-menschenmaterial-aus-1.2375543-2)
Titel: Re:SZ über das System Hartz IV
Beitrag von: Kuddel am 11:09:24 So. 27.Dezember 2015
ZitatSystem Hartz IV
Rassistische Kollegen, Ausbeutung von Migranten

Migranten werden häufig ausgebeutet


Polen? Arbeiten schwarz. "Zigeuner"? Vermehren sich wie Karnickel. Aussagen wie diese bekommt Claus Meisner erschreckend häufig von Kollegen zu hören. "Da ist von 'Negern' die Rede, Ressentiments und Vorurteile über die Kunden werden gepflegt." Nicht von allen Arbeitsvermittlern, natürlich. "Aber ich rede hier auch nicht von zwei oder drei Leuten. Und was wollen Sie von einem solchen Arbeitsvermittler erwarten?"

Zum Beispiel das: Eine Kundin, die kaum Deutsch versteht und außerdem Analphabetin ist, unterschreibt eine Eingliederungsvereinbarung, in der die Agentur für Arbeit sie dazu verpflichtet, sich zehnmal im Monat zu bewerben. "Sie unterschreibt dann in den paar Druckbuchstaben, die sie kann, einen Vertrag, den sie nicht versteht." Und kann ihn natürlich nicht erfüllen - denn wie soll sich jemand bewerben, wenn er nicht einmal ein Anschreiben verfassen kann? Schlimmstenfalls können dem Kunden dann die Bezüge gekürzt werden.

"Da soll einfach eine Quote erfüllt werden", sagt Meisner. Arbeitsvermittler werden von der Agentur dazu angehalten, möglichst viele Eingliederungsvereinbarungen abzuschließen. Das zähle für seinen Arbeitgeber mehr als die Frage, ob er als Vermittler Rücksicht auf die Bedürfnisse seiner Kunden nehme, ob der Kunde gar glücklich sei, sagt Meisner und klingt wütend dabei. Er schüttelt den Kopf, zündet sich eine Zigarette an.

Die Kollegen - fragwürdiges Menschenbild

Dabei seien gerade Analphabeten mit schlechten Deutschkenntnissen besonders auf die Hilfe ihrer Arbeitsvermittler angewiesen. "Je schlechter jemand die Sprache spricht, je schlechter er schreiben kann - desto größer ist auch die Gefahr, dass er ausgebeutet wird", sagt Meisner.

Nicht nur gegenüber Migranten haben viele seiner Kollegen Vorbehalte, so berichtet es Meisner. Die Gängelung, von der viele Empfänger von Arbeitslosengeld II berichten? Gibt es, sagt er. "Das ist oft subtil. Ich habe zum Beispiel eine Kollegin, die schaut ihren Kunden nie ins Gesicht, wenn sie mit ihnen spricht. Sie spricht mit dem Computer." Meisner spricht auch von Kollegen, die einen regelrechten Wettbewerb ausgerufen haben: Wer verhängt die meisten Sanktionen?

Viele Arbeitsvermittler, so erzählt es Meisner, könnten mit den Problemen und den anderen "Lebensentwürfen" ihrer Kunden nichts anfangen. "Sie glauben, dass sie die Vorzeige-Bürger sind, die das perfekte Leben haben. Und dass es ihre Aufgabe ist, ihre Kunden zu erziehen." Sie seien erst einmal grundsätzlich misstrauisch gegenüber dem, was ihr Gegenüber sagt und tut. Woher hat zum Beispiel der Hartz-IV-Empfänger diese teure Outdoor-Jacke? Einer Kundin wurde von einem seiner Vorgänger sogar die Reise in ihr Heimatland verwehrt, weil er nicht glauben wollte, dass tatsächlich die Mutter gestorben war.

In bestimmten Fällen kann auch er nicht anders, als Sanktionen zu verhängen, sagt Meisner: "Wenn jemand nicht zum Termin erscheint, ich eine Anhörung rausschicke, er wieder nicht antwortet - dann muss ich Sanktionen erlassen." Anhörung heißen die Briefe, die die Agentur an ihre Kunden schreibt, wenn die sich aus Sicht der Behörde etwas zuschulden kommen lassen. Meistens, so erzählt es Meisner, sind Depressionen der Grund, wenn einer nicht kommt. Viele seiner Kunden leiden unter Panikattacken, können ihr Bett nicht verlassen, die Briefe bleiben ungeöffnet im Briefkasten stecken. Mit der U-Bahn zum Arzt fahren, im Warteraum voller Menschen sitzen? Geht dann nicht mehr.

Geht es der Agentur nur um Kennzahlen?

Wenn er bemerkt, dass er einen depressiven Menschen vor sich hat, bricht Meisner schon einmal ein ungeschriebenes Arbeitsvermittler-Gesetz: Er gibt seine Durchwahl raus. "Für viele ist es dann leichter anzurufen und mit mir zu sprechen, bevor ich wieder so eine Anhörung in diesem drohenden Amtston rausschicke." Die Anhörungen sind Standardschreiben, aus den immer selben Textbausteinen zusammengebaut. "Für jemanden, der ohnehin schon psychische Schwierigkeiten hat, ist so ein Schreiben schrecklich."

Natürlich werde er auch misstrauisch, wenn jemand innerhalb eines Jahres zehn nahe Verwandte beerdigt und trotzdem bester Laune sei, schränkt Meisner ein, "nur weil jemand empathisch ist, ist er ja nicht blöd". Dennoch: Im Laufe des Gesprächs entsteht immer wieder der Eindruck, er habe innerlich die Seiten gewechselt. Von seinen Kunden spricht er freundlich und mitfühlend. Mit seiner Behörde hadert er.

Warum er den Job nicht aufgibt, wenn ihn so viele Dinge stören? Er habe in seiner Position genügend Freiheiten, Dinge anders zu machen als erwartet, sagt er. "Die Gespräche mit den Kunden finden ja unter vier Augen statt." Was natürlich auch mal zum Nachteil der Kunden ausgehen kann, wenn sie auf einen weniger wohlwollenden Vermittler treffen. "Die Frage, ob sie einen guten oder einen schlechten Vermittler bekommen, entscheidet sich allein am Anfangsbuchstaben ihres Nachnamens", sagt Meisner. Er hält sich für einen der guten.
http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/system-hartz-iv-wir-statten-arbeitgeber-mit-billigem-menschenmaterial-aus-1.2375543-3 (http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/system-hartz-iv-wir-statten-arbeitgeber-mit-billigem-menschenmaterial-aus-1.2375543-3)
Titel: Re:SZ über das System Hartz IV
Beitrag von: Kuddel am 11:11:51 So. 27.Dezember 2015
ZitatSystem Hartz IV
Die Arbeitgeber - Häufig profitiert der Chef


Natürlich gibt es auch unter seinen Kunden jene Menschen, die unfein "Sozialschmarotzer" genannt werden. "Sehr clevere Leute, die sich immer wieder entziehen." Häufiger als auf die viel beschriebene "soziale Hängematte" trifft Meisner aber auf einen anderen Fall. Kunden, die einem Minijob nachgehen, weiter Leistungen beziehen und in ihrer übrigen Zeit schwarz arbeiten. "In der Gastronomie ist das gang und gäbe. Die Unternehmer stellen die Leute auf 450-Euro-Basis ein, lassen sie aber mehr arbeiten."

Meisner setzt in solchen Fällen manchmal Qualifizierungsmaßnahmen an, damit seine Kunden außerhalb der legalen Arbeitszeit wenigstens am Rechner sitzen und Stellenanzeigen lesen, anstatt schwarz zu arbeiten. "Das ist manchen Arbeitgebern dann zu blöd - und plötzlich klappt es mit dem Vollzeit-Vertrag." Aber es gibt auch negative Beispiele, solche, wo der Chef sagt: Dann geh' doch.

Der Arbeitgeberservice - fragwürdiger Teil des Systems

"Wir statten Arbeitgeber mit billigem Menschenmaterial aus", kommentiert Meisner das, was seine Behörde tut. Als Beispiel nennt er das Weihnachtsgeschäft. "Da ruft ein großes Versandunternehmen aus dem Norden Berlins an: Hey, wir brauchen Leute. Dann trommelt die Agentur in Infoveranstaltungen Leute zusammen, schiebt sie in diese Jobs - obwohl völlig klar ist, dass sie nach dem Weihnachtsgeschäft wieder arbeitslos sein werden."

In der Reinigungsbranche, im Bereich Sicherheit und vor allem in der Zeitarbeit seien die Verhältnisse ebenso prekär. "Der Aufstieg der Zeitarbeit wäre ohne die Agenda 2010 nie möglich gewesen", sagt er. "Wir haben durch sie die Macht, die Menschen unter der Androhung von Sanktionen und einschneidender finanzieller Einbußen dazu zu treiben."

Keiner seiner Kunden käme etwa von sich aus auf die Idee, bei einer Zeitarbeitsfirma anzuheuern. "Allen Imagekampagnen zum Trotz hat die Branche den Ruf, den sie hat, zu Recht." Nach Ansicht von Meisner wollen Zeitarbeitsfirmen nur eins: Geld machen mit der Not von Menschen, die anderswo keine Arbeit finden. Die Sprungbrettfunktion, die der Zeitarbeit nachgesagt wird? Ein Mythos, ist sich Meisner sicher. Statistiken bestätigen seine Beobachtungen: Knapp die Hälfte der Zeitarbeiter kommt nicht über eine Beschäftigungsdauer von drei Monaten hinaus.

Der Arbeitgeber als König unter den Kunden

Unternehmen haben einen eigenen Ansprechpartner in der Arbeitsagentur - den sogenannten Arbeitgeberservice. Die Mitarbeiter des Arbeitgeberservices speisen unter anderem Stellenanzeigen in das interne System der Arbeitsagentur ein. Was da manchmal in internen Vermerken steht, die der Arbeitssuchende selbst nicht sieht, macht Meisner fassungslos. Da will ein Arbeitgeber "nur Deutsche" oder "nur attraktive, junge Frauen". Alles Einschränkungen, deretwegen Unternehmen in offiziellen Jobanzeigen eine Abmahnung kassieren würden, wegen des AGG, des Allgemeinen Gleichstellungsgesetzes.

Natürlich seien gewisse Anforderungen erlaubt, sagt er. Zum Beispiel gebe es Bürojobs, für die perfekte Deutschkenntnisse vonnöten seien - "aber dafür muss ich ja kein deutscher Staatsbürger sein". Doch was soll er tun? Aus Prinzip gegen die internen Vermerke verstoßen? "Das will ich nicht, weil ich dann meinem Kunden einen Auftrag für eine Bewerbung gebe, von dem ich weiß, dass sie sowieso keinen Erfolg haben wird."

Im schlimmsten Fall beschwert sich dann der Arbeitgeber beim Arbeitgeberservice und der Arbeitsvermittler bekommt einen Rüffel. Die Kontakte zu den Unternehmen sind wichtig für die Agentur, nur so gelingt es ihnen, Menschen zu "integrieren" wie es im Jargon heißt. Sie also - wenn auch nur kurz, häufig unter prekären Bedingungen - aus der Arbeitslosenstatistik zu halten. So stellt es zumindest Meisner dar. "Der Arbeitgeber ist der König unter den Kunden. Die anderen heißen nur so."
http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/system-hartz-iv-wir-statten-arbeitgeber-mit-billigem-menschenmaterial-aus-1.2375543-4 (http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/system-hartz-iv-wir-statten-arbeitgeber-mit-billigem-menschenmaterial-aus-1.2375543-4)
Titel: Re:SZ über das "System Hartz IV"
Beitrag von: Tiefrot am 15:31:32 So. 27.Dezember 2015
Grade der letzte Teil deckt sich mit meinen Erfahrungen.

Danke fürs Einstellen !
Titel: Re:SZ über das "System Hartz IV"
Beitrag von: Just B U am 18:47:47 Di. 29.Dezember 2015
Bei allem Erstaunen darüber, dass es anscheinend tatsächlich noch Vollstreckungsgehilfen der "job"center mit  - zumindest ansatzweise - menschlichen Zügen gibt, die sich trauen öffentlich ihre Meinung zu sagen (oder war das auch anonym?) stösst mir diese Passage im Text SEHR auf und zeigt doch wieder, woher der geistige Wind auch noch weht:

Zitat(...)

Natürlich gibt es auch unter seinen Kunden jene Menschen, die unfein "Sozialschmarotzer" genannt werden. "Sehr clevere Leute, die sich immer wieder entziehen." Häufiger als auf die viel beschriebene "soziale Hängematte" trifft Meisner aber auf einen anderen Fall. Kunden, die einem Minijob nachgehen, weiter Leistungen beziehen und in ihrer übrigen Zeit schwarz arbeiten. "In der Gastronomie ist das gang und gäbe. Die Unternehmer stellen die Leute auf 450-Euro-Basis ein, lassen sie aber mehr arbeiten."

Meisner setzt in solchen Fällen manchmal Qualifizierungsmaßnahmen an, damit seine Kunden außerhalb der legalen Arbeitszeit wenigstens am Rechner sitzen und Stellenanzeigen lesen, anstatt schwarz zu arbeiten.

(...)

...genau!
Die sollen nämlich lieber von den Arbeit"gebern"  ausgebeutet werden bzw. vom "job"center (dass ihnen dann oft von ihrem, durch einen der hochgelobten "sozialversicherungspflichtigen" Jobs sauer verdienten Armutslohn auch noch einen Teil abzieht)....

kotz
Titel: Re:SZ über das "System Hartz IV"
Beitrag von: Troll am 10:15:47 Mo. 18.Januar 2016
ZitatDie Aufstocker im Hartz IV-System: Milliardenschwere Subventionierung der Niedrigeinkommen und die (Nicht-)Lösung durch den gesetzlichen Mindestlohn

Rund 1,3 Millionen Erwerbstätige in Deutschland stockten 2014 ihr Einkommen mit Hartz-IV-Leistungen auf. Den Staat kostete diese Subventionierung von Niedrigeinkommen insgesamt 10,85 Milliarden Euro – das ist der höchste Wert seit der Wirtschaftskrise. Auch im Vergleich mit 2007 und 2008, den beiden Jahren vor der Wirtschaftskrise, musste der Staat deutlich mehr Geld aufwenden, um die Einkommen von Geringverdienern auf Hartz-IV-Niveau aufzustocken. Das kann man dem Beitrag Aufstocker vor Mindestlohn-Einführung: Staat subventionierte Niedrigeinkommen 2014 mit 10,85 Milliarden Euro entnehmen. Es handelt sich also um die Zahl vor der Einführung des gesetzlichen Mindestlohnes. Wer waren diese 1,3 Millionen Menschen? Es handelte sich bei 44 Prozent um sozialversicherungspflichtig Beschäftigte (in Voll- oder Teilzeit), 47 Prozent waren Minijobber und 9 Prozent gehörten zur Gruppe der Selbstständigen. Der durchschnittliche Betrag, den Bedarfsgemeinschaften mit einem oder mehreren Aufstockern monatlich ausbezahlt bekamen, ist in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen. 2014 waren es 776 Euro. Aber 2015 müsste alles besser geworden sein – oder?
Quelle: Aktuelle Sozialpolitik (http://www.aktuelle-sozialpolitik.blogspot.de/2016/01/10.html)

Quelle: NDS (http://www.nachdenkseiten.de/?p=30282#h08)

Der großzügige Sozialstaat finanziert keine "Faulheit" mehr sondern asoziale Unternehmen die nicht willens sind auskömmliche Löhne zu zahlen, ist das jetzt besser oder billiger für den Staat?
Rund 10 Mrd. Euro Lohnsubventionen, beim kurzen überschlagen kommt da auf jeden subventionierten Niedriglöhner ein ordentlicher Betrag zusammen der nicht konkurrenzfähigen Unternehmen geschenkt wird, wo sind die Marktschreier wenn man sie braucht, daß ist Wettbewerbsverzerrung vom feinsten. Von der direkten Umverteilung von Steuergeldern nach oben ganz zu schweigen.
Titel: Re:SZ über das "System Hartz IV"
Beitrag von: Rudolf Rocker am 10:22:04 Mo. 18.Januar 2016
Ein Unternehmen, das nicht in der Lage ist, seinen Mitarbeitern einen Lohn zu bezahlen von dem man leben kann, hat keine Existenzberechtigung.
Ohne den Zwang durch H4 würden solche Firmen vermutlich gar nicht genügend Mitarbeiter finden und müssten dann die Löhne erhöhen.

Titel: Re:SZ über das "System Hartz IV"
Beitrag von: Kuddel am 10:29:59 Mo. 18.Januar 2016
Staat und Wirtschaft Hand in Hand bei der Lohndrückerei.
Peter Hartz, Personalvorstand und Mitglied des Vorstands der Volkswagen AG hat dem Staat ein Gesetz untergeschoben, das sogar seinen Namen trägt.
Der DGB begleitet diese Schweinereien stets unterstützend.
Titel: Re:SZ über das "System Hartz IV"
Beitrag von: BGS am 12:47:40 Mo. 18.Januar 2016
Zitat von: Rudolf Rocker am 10:22:04 Mo. 18.Januar 2016
Ein Unternehmen, das nicht in der Lage ist, seinen Mitarbeitern einen Lohn zu bezahlen von dem man leben kann, hat keine Existenzberechtigung.
Ohne den Zwang durch H4 würden solche Firmen vermutlich gar nicht genügend Mitarbeiter finden und müssten dann die Löhne erhöhen.

Meine Rede. Schon immer. Alles ist besser, als von der deutschen Armutsindstrie ausgesogen und weggeworfen zu werden.

MfG aus -25° C

BGS
Titel: Re:SZ über das "System Hartz IV"
Beitrag von: Egoist am 16:43:39 Mo. 18.Januar 2016
 :( ich weiß nich - bei aller Kritikwürdigkeit unseres Sozialsystems ... Respekt - ich habe mich im Amt auch nicht immer respektiert gefühlt, aber das macht nicht so viel, denn bei der Arbeit ist das nicht durchgängig anders - wo also sollte der Grund sein über das Amt zu schimpfen. Verkäufer lästern über ihre Kunden, Altenpfleger über die Alten und Schüler über ihre Lehrer und umgekehrt ... die Welt ist so - wir sind so!

Ob das so genannte Harz System anders ist als das alte Sozialsystem war, meine Erfahrungen sprechen dagegen - Harz4 ist auch nur so ein Name um den sich Geschichten ranken. Früher war alles besser ist auch nur eine Legende. Wer mit offenen Augen Amerikanische Filme aus den 80ern schaut, oder Französische aus den neunzigern wird die sozialem Umstände dort bei näherem hinsehen nicht besser finden.
Und was den "Arbeitszwang" angeht - er ist die andere Seite des Leistungsstaates und es steht jedem frei auf Leistungen des Staates zu verzichten (aber immer schön an die Versicherungepflicht denken) - Solange der Staat auf Steuern aus Arbeitnehmerhand angewiesen ist, muss und darf er darauf verweisen, dass wir alle von Arbeit und deren Ergebnissen leben und dass jeder, der seine Existenz nicht diesem Prinzip zuwider bewältigt, sein Teil zum Ganzen dazu tut.
Es gibt ja verschiedene "ökonomische" Argumente, warum und wieso die Dinge so laufen und warum angeblich der Gürtel immer enger wird, in der Tat gehören die "Liberalisierungen" der 90er und 20der dazu - wenn es für ein Unternehemen günstiger wäre, eine Putzfrau zum Tariflohn einzustellen, als sie als Auftragskraft zu beschäftigen, wäre das hilfreich .. wenn der Arbeitsmarkt endlich wäre, wäre das hilfreich, aber so ist es eben nicht. Wer von Chinesischen Wanderarbeitern in italienischen Nähstuben weiß und von Bulgarischen Schlachtern auf dem Schlachthof in Attendorn, der ahnt, dass der Druck von allen Seiten kommt und das man als "Kugel" diesem am besten gewachsen ist.
Das Handeln der Bürokratie ist in diesem Zusammenhang wie das Werkeln kleiner Kapitalien wenig mehr, als die Karre noch ein wenig am Laufen zu halten - wohl wissend, das es nur eine Frage derZeit ist, bis es erneut schlimmer wird.






Titel: Re:SZ über das "System Hartz IV"
Beitrag von: schwarzrot am 18:10:33 Mo. 18.Januar 2016
Zitat von: Egoist am 16:43:39 Mo. 18.Januar 2016
:( ich weiß nich - bei aller Kritikwürdigkeit unseres Sozialsystems ... Respekt - ich habe mich im Amt auch nicht immer respektiert gefühlt, aber das macht nicht so viel, denn bei der Arbeit ist das nicht durchgängig anders - wo also sollte der Grund sein über das Amt zu schimpfen. Verkäufer lästern über ihre Kunden, Altenpfleger über die Alten und Schüler über ihre Lehrer und umgekehrt ... die Welt ist so - wir sind so!
Das stimmt nicht. 'Wir' sind nicht so! Wenn 'du' so bist, 'egoist', dann gilt das vielleicht für dich?
Zitat
Ob das so genannte Harz System anders ist als das alte Sozialsystem war, meine Erfahrungen sprechen dagegen - Harz4 ist auch nur so ein Name um den sich Geschichten ranken. Früher war alles besser ist auch nur eine Legende.
Stimmt auch nicht. Sozialhilfe fusste auf ganz anderen gesetzen und wurde (wenn die bedürftigkeit bestand) auch ohne 'sanktions'-drohung gewährt. Das existenzminimum war garantiert.
Für notfälle gab es zudem absicherungen. Bei H4 gibt es pauschalierungen und falsch/vollkommen illusorisch berechnete 'anspar'-posten: Wenn bei H4-empfängern was grösseres kaputt geht -pech gehabt!
Bei H4 ist gar nichts garantiert, ausser die systemimmanente schikaniererei und die ständige angst, dass wieder irgendwas passiert, auf das man nicht vorbereitet ist.
Zitat
Wer mit offenen Augen Amerikanische Filme aus den 80ern schaut, oder Französische aus den neunzigern wird die sozialem Umstände dort bei näherem hinsehen nicht besser finden.
Vielleicht solltest du etwas weniger hollywood-scheisse gucken? Ansonsten hast du recht, diese filme zeigen die realität -in Amerika(!), dort gibt es sowas wie sozialhilfe nicht. Und die französischen Film Noir-krimis zeigen auch nicht die realität, sondern die fantasiewirklichkeit von kleinkriminellen und verbrechern, denen sozialhilfe nicht genug gewesen wäre.
Zitat
Und was den "Arbeitszwang" angeht - er ist die andere Seite des Leistungsstaates und es steht jedem frei auf Leistungen des Staates zu verzichten (aber immer schön an die Versicherungepflicht denken)
Gute idee! Dann verzichten wir aber im gegenzug auch bitte auf sowas wie subventionen, steuergeschenke für die reichen, erbschaften, mit dem dieser staat garantiert, dass wer was hat, ganz anders startet, als die armen schlucker?
Zitat
- Solange der Staat auf Steuern aus Arbeitnehmerhand angewiesen ist, muss und darf er darauf verweisen, dass wir alle von Arbeit und deren Ergebnissen leben und dass jeder, der seine Existenz nicht diesem Prinzip zuwider bewältigt, sein Teil zum Ganzen dazu tut.
einfach mal etwas mehr lesen: https://de.wikipedia.org/wiki/Sozialstaatsprinzip (https://de.wikipedia.org/wiki/Sozialstaatsprinzip)
http://www.un.org/depts/german/menschenrechte/aemr.pdf (http://www.un.org/depts/german/menschenrechte/aemr.pdf)

Des weiteren, das problem der sinkenden löhne (gilt eh nicht für alle: die managerlöhne sind im gleichen zeitraum exorbitant gestiegen!) ist nicht die 'liberalisierung' und auch nicht 'der rote drache', wie gerne behauptet wird. Sondern in wirklichkeit die schwäche der dtsch. gewerkschaften, der mangelnde kritische verstand der dtsch. arbeiter in dieser richtung und eine verschlafene weiterentwicklung der produkte doitscher betriebe, also des managements, sowie der mangelnde politische wille das problem anders anzupacken.

Alles andere sind mythen der herrschenden, um den malochern den schwarzen peter zuzuschieben und an der lohnschraube zu drehen. Schade dass du diesen mist glaubst.

Hier gibts u.a. gegenpositionen dazu, (aus kapitalistenmunde!): http://www.zeit.de/2006/39/_Sind_wirklich_wir_die_Schuldigen_ (http://www.zeit.de/2006/39/_Sind_wirklich_wir_die_Schuldigen_)

Den rest deines textes lasse ich mal den anderen...   ::)
Titel: Re:SZ über das "System Hartz IV"
Beitrag von: Just B U am 13:14:01 Di. 19.Januar 2016
Schwarzrot, ich bewundere ja Deine Geduld (und auch die von noch ein paar anderen "alteingesessenen" Usern) und Deine Bereitschaft, den unterschiedlichsten Menschen/Usern - fast(!) egal was sie so schreiben - die Mechanismen dieses Systems zu erklären....

Ich hab' diese Geduld kaum noch...wenn ich sie denn je hatte... ::)

Liegt wohl an meinem südländischen Temperament... ;D

(...und/oder meinen mittlerweile temporär intervallmäßig teilweise etwas "zerfransten" Nerven...")
Titel: Re:SZ über das "System Hartz IV"
Beitrag von: counselor am 18:01:40 Di. 19.Januar 2016
ZitatEs gibt ja verschiedene "ökonomische" Argumente, warum und wieso die Dinge so laufen und warum angeblich der Gürtel immer enger wird, in der Tat gehören die "Liberalisierungen" der 90er und 20der dazu - wenn es für ein Unternehemen günstiger wäre, eine Putzfrau zum Tariflohn einzustellen, als sie als Auftragskraft zu beschäftigen, wäre das hilfreich .. wenn der Arbeitsmarkt endlich wäre, wäre das hilfreich, aber so ist es eben nicht. Wer von Chinesischen Wanderarbeitern in italienischen Nähstuben weiß und von Bulgarischen Schlachtern auf dem Schlachthof in Attendorn, der ahnt, dass der Druck von allen Seiten kommt und das man als "Kugel" diesem am besten gewachsen ist.
Es ist eine Eigenart des Kapitalismus, dass die Nachfrage nach Arbeitskräften relativ sinkt, obwohl die Gesamtmasse des Proletariats mit der Entwicklung des Kapitalismus wächst. Infolgedessen findet eine große Masse von Arbeitern keine Verwendung für ihre Arbeit. Eine zweite Eigenart des Kapitalismus ist, dass der durchschnittliche Lohnstandard tendenziell nicht steigt, sondern sinkt.
Titel: Re:SZ über das System Hartz IV
Beitrag von: schwarzrot am 21:23:12 Di. 19.Januar 2016
ZitatErbschaftsteuer: Deutschland lässt sich Milliarden entgehen

Von Nicolai Kwasniewski

Jedes Jahr werden in Deutschland Vermögen im Wert von 200 bis 300 Milliarden Euro vererbt oder verschenkt. Laut einer neuen DIW-Studie entgehen dem Fiskus dabei Milliardenbeträge - eine radikale Erbschaftsteuerreform sei daher überfällig.

Besitz ist in Deutschland sehr ungleich verteilt: Vorsichtigen Schätzungen zufolge besitzen die reichsten zehn Prozent knapp zwei Drittel der Nettovermögen, das reichste Prozent rund ein Drittel und die obersten 0,1 Prozent immer noch 16 Prozent. Das bedeutet umgekehrt: 90 Prozent der Bürger besitzen nur ein Drittel der Nettovermögen in Deutschland.

Ein Faktor vergrößert dieses Ungleichgewicht stetig: Erbschaften.

...

Deutschland erlebt gerade eine Erbschaftswelle, weil die geburtenstarken Jahrgänge aus den Dreißigerjahren ihre Vermögen vererben. Es sind Menschen, die in ihrer Karriere keinen Krieg und keine Hyperinflation erlebten, die erfolgreiche Unternehmen gründeten und vergleichsweise hohe Summen sparen konnten.

Der deutsche Sozialstaat hat von diesen Erbschaften so wenig wie noch nie: Das Bundesverfassungsgericht hatte die großzügigen Ausnahmen von der Erbschaftsteuer für Unternehmenserben zwar vor gut einem Jahr gekippt, vor allem wegen der wachsenden Ungleichheit in Deutschland. Doch seitdem streitet die große Koalition über die Neuregelung - bisher ergebnislos.

Die Betroffenen dagegen nutzen jede Möglichkeit zum Steuersparen: Laut DIW wurden allein zwischen 2009 (als die Erbschaftsteuer zuletzt reformiert wurde) und 2014 Unternehmensvermögen in Höhe von 171 Milliarden Euro steuerfrei übertragen - davon 149 Milliarden als Schenkungen
...
http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/erbschaftsteuer-deutschland-laesst-sich-laut-diw-milliarden-entgehen-a-1072789.html (http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/erbschaftsteuer-deutschland-laesst-sich-laut-diw-milliarden-entgehen-a-1072789.html)

Um das mal in relation zu setzen...
ZitatIm Bundeshaushalt 2013 taucht das Arbeitslosengeld 2 zunächst mit 18.9 Milliarden Euro auf.

Bei genauerem Hinsehen fällt auf, dass fast die Hälfte dieser Summe, nämlich knappe 8 Milliarden Euro, nicht auf dem eigentlichen ALG2 beruhen, sondern aus den viel umstrittenen Eingliederungungs-Maßnahmen sowie der Verwaltungs- und Lohnkosten der Ämter bestehen.
Die eigentlichen Kosten belaufen sich somit nur auf weniger als 11 Milliarden Euro.

Gerne begeht man den Fehler und beendet die Rechnung spätestens hier.
Ein Hartz4 Empfänger verkonsumiert seine Bezüge jedoch unmittelbar und bezahlt dabei eine Vielzahl von indirekten Steuern.

Dabei u.a. natürlich Königin Mehrwertsteuer, welche gleich in allen Produkten noch zusätzlich integriert ist. Je nach Berechnungsmethode ergibt sich hieraus eine Besteuerung von 30-60%. Was nichts anderes bedeutet, als das 3-6 Milliarden, der knapp 11 Milliarden Euro direkt wieder an den Staat zurückfließen.

Hieraus ergibt sich, dass die eigentlichen Kosten von Hartz4, je nach Berechnungsmethode, bei lediglich 5-8 Milliarden Euro liegen. Was in etwa 2% des Bundeshaushalts einspricht.
Bei genauerer Betrachtung muss man zu dem Schluß kommen, dass Hartz 4 einer der kleinsten Posten im Bundeshaushalt ist oder zumindest sein sollte.
http://naja-also.blogspot.de/2014/09/was-hartz-iv-wirklich-kostet.html (http://naja-also.blogspot.de/2014/09/was-hartz-iv-wirklich-kostet.html)

Nur zwei drittel der angeblichen 'kosten für HartzIV' kommen bei den empfängern überhaupt an (laut B.Z., springerpresse!):
ZitatAm Dienstag steigt der Regelsatz für Hartz IV-Empfänger um vier auf 351 Euro im Monat. Würden alle dafür eingenommenen Steuermilliarden direkt bei Sozialgeldempfängern ankommen, könnte die Zuwendung sogar deutlich höher sein.

Nach Berechnungen des Instituts der Deutschen Wirtschaft bringen die Steuerzahler pro Empfänger im Schnitt (einschließlich geringer Zuwendung, etwa für Aufstocker) 6253 Euroim Jahr auf. Bei der betroffenen Person kommen davon aber nur 4007 Euro (64 %) an. Der Rest geht in Verwaltung, Arbeitsmaßnahmen und Versicherungsbeiträge. Allein der Bund zahlt für insgesamt 6,767 Millionen Sozialgeldempfänger derzeit 34,9 Mrd. Euro im Jahr.

Verwaltung einsparen

Und das sind die genauen Zahlen: Für Arbeitslosengeld II (ALG II) kommt der Bund auf, ebenso weitgehend für die übrigen Hartz IV-Kosten. Im Bundeshaushalt 2008 stehen dafür insgesamt 34,9 Mrd. Euro Leistungen für Arbeitssuchende zur Verfügung. Darin enthalten:

* Verwaltungskosten zur Durchführung der Grundsicherung für Arbeitssuchende: 3,6 Mrd. Euro.

* Zahlungen an Hartz-IV-Empfänger: 20,9 Mrd. Euro.

* Arbeitsmarktmaßnahmen zur Eingliederung in Arbeit: 6,4 Mrd. Euro.

* Zuschüsse für Unterkunft und Heizung: 4 Mrd. Euro.
kein link zur B.Z., nutze google, wenn du's brauchst.
Titel: Re: über das System Hartz IV
Beitrag von: Kuddel am 19:44:25 Mi. 18.September 2019
ZitatHartz-IV-Satz steigt um 1,9 Prozent
Die Bundesregierung hat eine Erhöhung des Hartz-IV-Satzes um acht Euro beschlossen. Alleinstehende Erwachsene erhalten ab Januar 2020 432 Euro im Monat.
Hartz-IV-Satz steigt um 1,9 Prozent
Die Bundesregierung hat eine Erhöhung des Hartz-IV-Satzes um acht Euro beschlossen. Alleinstehende Erwachsene erhalten ab Januar 2020 432 Euro im Monat.

8 Euro im Monat!?!

Kein Wunder, daß die Jobcenter nicht mehr ohne Securitypersonal klarkommen.
Die Menschen stehen mit dem Rücken zu Wand, sind am Ende und es wundert mich nicht, wenn sie durchdrehen.
So kann man nicht mit Menschen umgehen!
"Das Kabinett beschloss eine entsprechende Verordnung von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD)", heißt es in dem Text. Da wundert sich diese Dreckspartei, daß ihr die Wähler weglaufen. Ich frage mich sowieso, wer die überhaupt noch wählt.
Titel: Re: über das System Hartz IV
Beitrag von: counselor am 20:11:02 Mi. 18.September 2019
Das ist doch nur noch Verarschung!
Titel: Re: über das System Hartz IV
Beitrag von: Onkel Tom am 11:59:39 Do. 19.September 2019
Das verbessert die Lebensquallität der ALG-2-Bezieher_innen kein Millimeter.
Das Gegenteil ist der Fall, da durch die mikrigen Erhöhungen des Regelsatz nur
einen Teil der Inflation und Verteuerungsrate auffängt..

Jede Regelsatzanpassung wird von der Politik als Akt der Nächstenliebe präsentiert
und das anhand der zu geringen Regelsatzerhöhung eine Verschlechterung der
"relativen Kaufkraft" der Bezieher_innen einhergeht wird anbei gern unter dem
Teppich versteckt..

Jo, ALG-2-Bezieher_innen wieder mal veräppelt  :(
Titel: Re: über das System Hartz IV
Beitrag von: CubanNecktie am 15:06:22 Do. 19.September 2019
Hartz-IV ist kein Wohlfühlprogramm, man muss sich nur etwas recken und strecken und dann bekommt man auch einen fair bezahlten Job. Schon Kurt Beck meinte im April 2006: "Wenn Sie sich waschen und rasieren, haben Sie in drei Wochen einen Job."

So ist doch die Denke der meisten Politiker & Co. auch im Jahre 2019 noch die gleiche wie 2006 und 2002, 2002 als die Agendareformen ihren Anfang nahmen.

Besserung leider nicht in Sicht, zwar hat die SPD gute Verluste eingefahren, aber der Zuspruch zur braunen AFD macht mir Sorgen, andere neoliberale Parteien haben sich auch noch gut gehalten.
Titel: Re: über das System Hartz IV
Beitrag von: Kuddel am 15:26:11 Do. 19.September 2019
ZitatEin zynischer Neujahrsgruß vom Hartz-IV-Regime. Statt der bisherigen 426 wird es 432 Euro geben, für Erwachsene. Bei Kindern und Jugendlichen, deren Regelsatz ohnehin niedriger ist, sind es nur sechs Euro mehr, bei Kleinkindern fünf. Im Koalitionsvertrag steht: ,,Wir bekämpfen Kinderarmut". Abgesehen von der Tatsache, dass Kinder arm sind, weil ihre Eltern arm sind...

Man ist schon irgendwie resigniert, weil die Hartz IV Katastrophe schon so lange besteht.
Aber es funktioniert nicht. Man kann so nicht leben. Menschen gehen massenhaft kaputt daran.
Sie kämpfen sich irgendwie durch den Tag, da ist keine Kraft mehr, auch noch gegen das System der Veramung und Erniedrigung zu kämpfen. Das kann man ihnen nicht vorwerfen.

Kämpfen müssen andere. Leute, die bereit sind, den ungerechten Verhältnissen die Stirn zu bieten.
Zitat Aussicht auf Verelendung
Hartz-IV. Die neuen Zahlen zu den Sanktionen bezeugen eine unmenschliche Sozialpolitik. Genau die könnte verfassungswidrig sein
https://www.freitag.de/autoren/martina-mescher/aussicht-auf-verelendung

Hat der Freitag also Hoffnung, daß das Verfassungsgericht etwas für die Verdammten dieser Erde erkämpft? Sorry, die Hoffnung habe ich nicht.

Wir haben hier keine brauchbare Gelbwestenbewegung, nur ein paar Faschos, die sich gelb verkleidet haben.
Wir sollten sehen, mit wem wir gemeinsam Kämpfen können. Die Erwerbsloseninis allein können nicht viel ausrichten. Wir müssen dafür sorgen, daß bei jedem Arbeitskampf Hartz IV Thema ist. Auch die Arbeitenden müssen für das Ende des Hartz IV Terrors kämpfen. Hartz IV ist nicht nur ein Angriff auf die Erwerbslosen, sondern auch einer auf die Arbeitsbedingungen. Ohne Hartz IV gäbe es den Niedriglohnsektor nicht.
Titel: Re: über das System Hartz IV
Beitrag von: Tiefrot am 15:48:12 Do. 19.September 2019
Kuddel meinte:
ZitatWir müssen dafür sorgen, daß bei jedem Arbeitskampf Hartz IV Thema ist.
Auch die Arbeitenden müssen für das Ende des Hartz IV Terrors kämpfen.
+1, dürfte klar sein. An anderer Stelle hatte ich mich aber auch schon
zum Thema Standesdünkel geäußert. So lange es den gibt, sich jeder mit einem
Sklavenjob oder als Fußabtreter des Chefs noch als was Besseres sieht,
als ein Alg II Bezieher, so lange wird dieser Punkt schlecht bzw. gar nicht funktionieren.  >:(

Und bevor jemand meint, mir die Hucke voll hauen zu müssen: Das ist eigene Erfahrung.

ZitatHartz IV ist nicht nur ein Angriff auf die Erwerbslosen, sondern auch einer
auf die Arbeitsbedingungen. Ohne Hartz IV gäbe es den Niedriglohnsektor nicht.
Wobei nicht mal die Wirtschaft Wirtschaft begreift.
Diese ist bekanntlich ein Kreislauf, der durch H4 unterbrochen wurde.
Aber mach das mal Uninteressierten (nach meinem Gefühl die Mehrheit)  klar...
Titel: Re: über das System Hartz IV
Beitrag von: Kuddel am 18:23:37 Do. 19.September 2019
Zitat von: Tiefrot am 15:48:12 Do. 19.September 2019

An anderer Stelle hatte ich mich aber auch schon
zum Thema Standesdünkel geäußert. So lange es den gibt, sich jeder mit einem
Sklavenjob oder als Fußabtreter des Chefs noch als was Besseres sieht,
als ein Alg II Bezieher, so lange wird dieser Punkt schlecht bzw. gar nicht funktionieren.  >:(

Und bevor jemand meint, mir die Hucke voll hauen zu müssen: Das ist eigene Erfahrung.

Und jetzt kommt wieder Kuddel, um dir die Huke vollzuhauen.
Nein. Aber nichts ändert sich, wenn man es nicht verändert.
Es ändert sich eben nicht von selbst und deshalb habe ich geschrieben, was ich geschrieben habe.
Die verkackten Gewerkschaften nehmen diesen Kampf sicherlich nicht freiwillig auf, denn sie tragen ja den Hartz IV Dreck mit. Viele einfache Kollegen schimpfen hier und da und fangen trotzdem nicht an gegen diesen Mist aufzustehen. Mit Abwarten kommen wir nicht weiter. Wir müssen aktiv dagegen vorgehen. Leute mit Wut und Bewußtsein müssen vorpreschen, um andere mitzunehmen. Bei Daimler Bremen gab es immer eine Minderheit, die lautstark auf Betriebsversammlungen und auf Flugblattern sich gegen die schlechte Behandlung von Leiharbeitern und Werksvertrqaglern ausgesprochen hat. Die haben in einer Nachtschicht einen Wilden Streik aus Solidariät mit den Leiharbeitern angezettelt.
Ihre ganzen Aktionen waren stets gegen den Willen der Gewerkschaft.
Dazu braucht man Arsch in der Hose.

Es ist möglich, nur muß man selbst dahin, wo die Auseinandersetzungen stattfinden.
Hier zum Beispiel bei einem Protest gegen Lohndumping im Transportgewerbe:

(https://forum.chefduzen.de/proxy.php?request=http%3A%2F%2Fabload.de%2Fimg%2F040lmb8a.jpg&hash=e2beba55f1389439ecf504b7a4e94a21bea2c96b)
(https://forum.chefduzen.de/proxy.php?request=http%3A%2F%2Fabload.de%2Fimg%2F0290gpi7.jpg&hash=ee817db8c31bb2f76b12fcc1207791b82fd0c0b5)

Oder dieser gemeinsame Protest von Bauern und Erwerbslosen:

(https://www.abl-ev.de/typo3temp/_processed_/5/3/csm__Z2A5350---_830b6a0d4c.jpg)

Der war nur möglich, weil sie einander kurz zuvor bei einem Protest gegen Tönnies kennengelernt haben.

Sie haben bewiesen, daß es geht.
Man muß dahin gehen, wo Menschen Kämpfen und Kontakte knüpfen.

Die Streiks bei Amazon werden ebenfalls unabhängig von gewerkschaftlicher Kontrolle von den Beschäftigen organisiert. Die arbeiten gern mit externe Unterstützern zusammen und die wäre sicherlich offen für solche Forderungen.

Dazu muß man sich dahin bewegen. Und mit den Leuten reden.

Die Forderung zur Abschaffung von Hartz IV gehört in jeden Arbeitskampf.
Erwerbslose mit einem solchen Transparent könnten sich zu den Streikenden begeben.
Wenn wir uns nicht bewegen, wird sich nichts bewegen.
Arsch hoch!
Titel: Re: über das System Hartz IV
Beitrag von: Tiefrot am 22:43:40 Do. 19.September 2019
Alles gut Kuddel, seh ich nicht anders.
Vielleicht bin ich etwas daneben gegangen,
weil ich hier nur "Arbeitsgäule" um mich rum habe.  ::)
Titel: Re: über das System Hartz IV
Beitrag von: Onkel Tom am 11:03:53 Fr. 20.September 2019
Zitat von: Kuddel am 15:26:11 Do. 19.September 2019
...
Man ist schon irgendwie resigniert, weil die Hartz IV Katastrophe schon so lange besteht.
Aber es funktioniert nicht. Man kann so nicht leben. Menschen gehen massenhaft kaputt daran.
...

Das war meines Erachten schon von Anfang von H4 das Ziel. Alles, was die Ansprüche der
Wirtschaft nicht erfüllen kann oder keine lückenlose Berufsbiografie vorweisen kann darf
Dumpinglohnjobs "fressen" oder soll sich selbst von der Bildfläche verduften.

Alles von den Schöpfern schon 1996 geplant, mutwillig gewollt und ab 2005 praktiziert.

Hatte man das Thema " Hartz 4 tötet" etc. waren sofort Gegner da, die meinen, man wolle
damit den Holocaust verunglimpfen.. Heute ist es zu spät. Betroffene können sich immer
weniger wehren, weil die SGB-Gesetze und BA-Weisungen sicherstellen, das Erwerbslose
wie Menschen dritter Klasse seien..

Ich erinnere mich noch sehr gut daran, wie Antifa und Autonome dahinter her waren,
Flayer und Plakate, die zu Anti-H4-Aktionen aufriefen entfernt haben. Einzige Ausnahme
war bei alerta, (Erika und Rosal) mit denen es auch möglich wurde, eine Soliparty für
Anti-H4 in der roten Flora zu organisieren und erfolgreich zu wuppen.
Sorry, eine Tatsache, die heute keiner mehr wissen will und ja, großes Schweigen.

H4 ist wahrscheinlich das ausgeschlafenste Reform-Konzept, was bis auf wenige niemand
haben wollte. Es ist einschleimend unterwandernd und aushöhlend zu den Dingen die zu
Idealismus Selbstbestimmung Zuverlässigkeit und Planungsfähigkeit beitragen.

Das BA / JC - Gefilde braucht keine Anstalten, Gefängnisse oder gar Arbeitslager...
Betroffene gehen vorher schon kaputt daran und sein Gefängnis ist seine Wohnung, solange
sie zu halten ist. Diese Sinnlosmasnahmen und Persönlichkeitsspaltenden Programme
bezüglich "Zwangs-Selbstoptimierung" sorgen garantiert dafür, das vorzeitiges Ableben
eintritt. Es ist nur eine Frage der Zeit, wie lange man schon auf ALG 2 angewiesen ist.

2009 war es dann soweit, das einige H4-Empfänger_innen eine sogenannte H4-Pause
einlegen mussten, um nicht durch das JC Gemütmäßig drauf zu gehen.

HARTZ 4 HAT GEWONNEN. Mit legalen Methoden des Widerstand nicht mehr zu knacken.
Da müsste schon einiges an Remmi Demmi auf den Straßen organisiert werden und dann
die Frage, wer macht mit ?

Da komme ich auf eine alte Frage vom Euromayday zurück.. Wie streike ich als Erwerbslose ?

Viel Spaß, eine Antwort zu finden. Klar ist, das früher erwerbslose sich (in HH) gegen den
Wachstum der Dumpinglohnbranche einsetzten.. Heute ist der Kreis auf Unterstützung
deren angewiesen, die nicht von H4 gefesselt sind.

M.E. zu spät aber Hoffnung stirbt zuletzt..
Titel: Re: über das System Hartz IV
Beitrag von: admin am 22:26:38 So. 22.September 2019
(https://abload.de/img/65375982_410525052889c0kw9.jpg) (https://abload.de/image.php?img=65375982_410525052889c0kw9.jpg)
Titel: Re: über das System Hartz IV
Beitrag von: Heidi am 11:27:04 Mi. 25.September 2019
Ich möchte auch mal was dazu sagen, wenn ich darf....
Ich bin seit 13 Monaten arbeitslos und muss nächsten Monat auch H4 beantragen. Ich hab jetzt schon Angst davor, weil mir wahrscheinlich die Wohnung weggenommen wird, bzw. vom Amt nicht bezahlt wird (Neubau, zu groß, zu teuer).
Einen neuen Job in einer anderen Stadt, vielleicht auch weiter weg, so mehrere 100 km vom Wohnort?-Sehr gerne, lieber heut als morgen. Aber bekomme ich auch eine bezahlbare Wohnung? Wer gibt mir als H4-Bezieher eine Wohnung?
Ich bin der Meinung, dass unsere ReGIERenden gar nicht wissen, was dieses H4 noch für Auswirkungen auf das Leben eines jeden hat. Biste erst mal in die H4-Falle getappt, kannste dir gleich einen Strick nehmen oder dich vorn Zug schmeißen. Entschuldigung für diese Selbstmordgedanken, aber was bleibt übrig?

Was ich aber am perversesten finde, ist die Tatsache, dass die Verursacher für dieses H4 (SPD) immer noch gewählt werden. Mir scheint, der "deutsche Michel" vergisst und verzeiht zu schnell. Aber das liegt wohl in seiner Natur. Die Deutschen haben sich, so weit ich das mal im Geschichtsunterricht gelernt habe, NIE gegen die Obrigkeit aufgelehnt. Das wird dieses Volk auch nicht mehr lernen.
Nach diesem H4-Beschluß und Inkrafttreten dieses Gesetzes habe ich mich von dieser Partei abgewendet. Jaaaa, ich war mal früher eine "rote Socke". Ich sehe meine persönliche einzige Möglichkeit nur darin, dass Kreuz bei der Bundestagswahl an der richtigen Stelle zu machen. Aber da kommt doch schon wieder die nächste Frage: was ist die richtige Stelle? Wer gibt mir die Garantie, dass die nächste Partei nicht den gleichen Mist macht, oder sich mit anderen Parteien zusammenschließt, die nicht des Volkes Wille sind?

Was kann man tun?
Titel: Re: über das System Hartz IV
Beitrag von: Kuddel am 12:42:56 Mi. 25.September 2019
Moin Heidi,

du bist sicherlich nicht allein mit deinen Gedanken. Es sind unzählig viele Menschen in ähnlichen Situationen und da kommen einem diese Gedanken fast automatisch.

Man muß erst einmal aufpassen, daß man dabei nicht persönlich abkackt. Du hast ja die schwarzen Gedanken beschrieben, die man in der Situation bekommt. Bei einigen etwickeln sich bleibende psychische Schäden von der Hoffnungslosigkeit und den Erniedrigungen, die man als sozial Abgehängter in dieser Gesellschaft erfährt.

ZitatIch sehe meine persönliche einzige Möglichkeit nur darin, dass Kreuz bei der Bundestagswahl an der richtigen Stelle zu machen.
Ich halte es für keine gute Idee, seine gesamten Hoffnungen in eine Partei zu setzen. Keine Partei wäre im Moment in der Lage, selbst wenn sie wollte, die alles dominierende Macht der Wirtschaft zu durchbrechen. Aber selbst die sogenannten "linken" Parteien wollen das nicht einmal. Sie versuchen sich auch nur als Ärzte am Krankenbett des Kapitalismus und wollen unseren sozialen Niedergang ein wenig abfedern. Mehr nicht. Nach jahrzehntelangem Wahlboykott gehe ich wieder zur Wahl, aber nur aus rein symbolischen Gründen.

ZitatWer gibt mir die Garantie, dass die nächste Partei nicht den gleichen Mist macht, oder sich mit anderen Parteien zusammenschließt, die nicht des Volkes Wille sind?
Diese Garantie wird dir niemand geben können. Ich glaube auch nicht, daß ein echter Wandel der Verhältnisse im parlamentarischen Rahmen möglich ist. Wenn es einen Wandel geben sollte, dann nur durch massivem Druck von der Straße und aus den Betrieben.

Ich halte es für ein gewaltiges Problem, daß bei uns die (angeblich linken) Parteien wenig taugen und auch die Gewerkschaften ziemlich unbrauchbar sind. Der Versuch der Montagsdemos gegen Hartz IV ist nie auf andere Bevölkerungsgruppen übergesprungen, und blieb im überschaubaren und schrumpfenden Rahmen. So etwas, wie die Gelbwestenbewegung hat sich in Deutschland nie entwickelt. Die Versuche in der Richtung wurden von Nazis gekapert.

Erst einmal muß man sehen, daß man nicht persönlich untergeht. Aber einen Weg voran, wird es nicht durch irgendwelche Wahlergebnisse geben, sondern dadurch, daß sich Menschen zusammenschließen und gemeinsam für bessere Verhältnisse einstehen. Ich halte es für wohl eines der wichtigsten Dinge überhaupt, die wir diskutieren müssen: Wir finden wir zusammen? Wie können wir uns organisieren?
Es sollte keine neue Partei und in der Form offen sein, so daß sich Leute nicht abgeschreckt fühlen, die noch nie etwas mit "Politik" oder sozialen Auseinandersetzungen zu tun hatten.
Titel: Re: über das System Hartz IV
Beitrag von: Tiefrot am 10:34:32 Fr. 27.September 2019
Recht interessanter Punkt, wenn auch hier OT:
ZitatSo etwas, wie die Gelbwestenbewegung hat sich in Deutschland nie entwickelt.
Die Versuche in der Richtung wurden von Nazis gekapert.

Das war ja auch eine Aktion zum Fremdschämen.  ::)
Aber gut, unsereins kann wohl nur noch mehrheitlich andere nachäffen.
Eigene Einfälle ? Fehlanzeige.  >:(

@Heidi, werd erstmal selber stabil. So in der Luft zu hängen ist keine Basis
politisch nachzudenken. Drück' dir alle Viere.
Titel: Re: über das "System Hartz IV"
Beitrag von: rebelflori am 12:30:56 Fr. 27.September 2019
Zitat von: Heidi am 11:27:04 Mi. 25.September 2019
Nach diesem H4-Beschluß und Inkrafttreten dieses Gesetzes habe ich mich von dieser Partei abgewendet. Jaaaa, ich war mal früher eine "rote Socke". Ich sehe meine persönliche einzige Möglichkeit nur darin, dass Kreuz bei der Bundestagswahl an der richtigen Stelle zu machen. Aber da kommt doch schon wieder die nächste Frage: was ist die richtige Stelle? Wer gibt mir die Garantie, dass die nächste Partei nicht den gleichen Mist macht, oder sich mit anderen Parteien zusammenschließt, die nicht des Volkes Wille sind?
Werde erstmal wieder Gesund, alles andere würde dir eigentlich nur schaden.

Wenn Wahlen wirklich die einzige Möglichkeit für dich sind. Würde ich dir empfehlen die Partei zuwählen.
Es ist auf jeden Fall beruhigend, vorher sich zu entscheiden, was man macht.
Um sich dafür zu entscheiden, muss du eigentlich nur etwas Spass verstehen. ;)
Titel: Re: über das "System Hartz IV"
Beitrag von: Onkel Tom am 13:34:49 Mi. 02.Oktober 2019
Zitat von: Tiefrot am 10:34:32 Fr. 27.September 2019
...
Eigene Einfälle ? Fehlanzeige.  >:(
...

Finde ich nicht so, da z.B. ich doch bestimmt kein Einzelfall bin..

Unter dem Motto :

Gebe denen die Angst zurück, von denen Du sie bekommen hast !

Fällt mir so "fürchterlich" viel ein, wie man diesem H4 Bange beibringen könnte.

Jedoch ist damit die Frage von Mut zur Durchführung, Anerkennungsvoraussicht und
möglicher Mitstreiterschaft immer noch nicht geklärt.. Gegen H4 hilft m.E. eine ähnliche
Bewegung, wie die Antifa, wo es keine sogenannten Leithammel gibt..

Jc - Obertäuflisch Sit in Party.. Mitarbeiter eines Jobcenter in Blähdorf die Ersatz-Autoreifen
abhanden gekommen und Dankschreiben für die edle Spende an einem ALG-2-Empfänger
gefunden.. Sozialschnüffler morgens um 6 aus seinem Schlaf getrommelt, weil Erwerbslose
sehen wollten, wie er davon lebt..

Öhm, wo ist den die international so beliebte Kreativität aus D geblieben ? Muss ja nicht gleich
was Krimminelles werden etc.. Künstleriche Aktionsformen reichen ja bereits auch, um im Kopfe
eines  Außenstehenden Gedankengänge aus zu lösen, das H4 oberfaul ist..

Ich habe sone Spielchien mit Störaktionen auf Zeitarbeitsmessen gehabt und mir tat es
verdammt gut, auch JC-Mitarbeiter mit ner Fläppe zu bestaunen und zurückgrinsen zu können.

Nur alleine funzt das leider nicht.. Sollte mindestens zu zweit was wuppen, da man alleine ja
bekanntlicherweise schnell eingemacht wird..
Die Erhabenheit eine Sache gegen H4 gewuppt zu haben und wenn es noch so klein ist, heilt
so kleine Wunden, die man als Erwerbsloser immer wieder erfährt..

Es wäre ein möglicher Neuanfang H4 bekämpfen zu wollen..

Mit solidarischen Grüßen Onkel Tom  :)

Edit: Ach, heute ist ja wieder diese berüchtigte Propagandashow in HH ( Gokkel nach Jobwoche).
Kann "Uns Danny" ja froh sein, das ich ne Woche "Außer Betrieb" war.. Hatte zuvor überlegt, mal
wieder ne Schnuppertour zu machen, um das nächste Mal "alte Bekannte" zu treffen und gehörig
auf dem Sack zu gehen..
Titel: Re: über das "System Hartz IV"
Beitrag von: Tiefrot am 22:36:49 Mi. 02.Oktober 2019
Interessanterweise sind mir solche Sklaventreibermessen
aus meiner Ecke nicht bekannt. Auch nicht, das mir da was durch die Lappen gegangen wäre.

Aber wo du schon von bereits kleinen Aktionen sprichst -
stimmt, ich hatte ja dem JC vor einigen Jahren vorm Sozialgericht 'nen Scheitel gezogen.
Seitdem behandeln die mich auch ganz und gar anders. Zum Positiven.
Reihe ich in diese Frage auch mal ein.  ;D

Wäre vielleicht auch mal was für weitere H4 Bezieher,
wenn denen das "Amt" dumm kommt. Das Blöde ist,
und diesem Irrtum war ich auch aufgesessen, so eine Klage
z.B. gegen eine Sanktion wäre eine hoch komplizierte Sache.

Dem ist nicht. Wenn man das einer größeren Anzahl Leuten klar
machen könnte, und die für ihr Recht einige Hebel ziehen,
wäre H4 lange Geschichte. <----- Positives Ende.

Außerdem gehe ich den Leuten dort beim Termin damit auf den Zeiger,
das Arbeit ihren Mann zu ernähren hat. Mußbestimmung. Ohne wenn und aber.
Da diese Art Arbeitstellen jedoch praktisch nur noch auf Arbeitsverträgen basieren,
die 30 und mehr Jahre alt sind, haben die JC natürlich nichts in der Richtung zu bieten.

EGVen werden grundsätzlich nicht unterschrieben, so kannst du beim "Amt"
auch eher deine Punkte anbringen und -hab grade kein besseres Wort dafür- durchsetzen.
Incl. Ablehnen von Shicejobs. Am Anfang braucht es eine Sorte Mut, die
ich für meinen Teil eigentlich nicht (mehr) hatte. Es ist also nicht so einfach, wie es sich hier liest.

Sowas durchzuziehen lohnt sich aber, und sei es nur fürs Standing.  ;)

Sry, mußte jetzt mal raus.
Titel: Re: über das "System Hartz IV"
Beitrag von: Onkel Tom am 00:56:05 Do. 03.Oktober 2019
Zitat von: Tiefrot am 22:36:49 Mi. 02.Oktober 2019
...
Am Anfang braucht es eine Sorte Mut, die ich für meinen Teil eigentlich nicht (mehr) hatte.
Es ist also nicht so einfach, wie es sich hier liest.
...
Sowas durchzuziehen lohnt sich aber, und sei es nur fürs Standing.  ;)

Sry, mußte jetzt mal raus.

Klaro, Du hast Recht und mich wohl bestens verstanden. Mir ist anbei auch schon die
Puste ausgegangen..

Mein Slogan zum Umgang mit dem Mobcenter ist mehr dazu gedacht, sich dies zu
verinnerlichen und daraus neuen Mut und Kraft zu schöpfen.

Ich weiß, klingt ein wenig durchgeknallt, hat sich jedoch durch die Erfahrungen heraus
kristallisiert, die ich in einer Tagesklinik gemacht habe.. Zur Stressbewältigung gibt es
so einiges, was nach Selbstverarschung klingt aber das funktioniert ganz gut, solange
Mensch nicht bei dem Entschluss "Hauptsache Arbeit" landet..

Dann wäre sowas echte Selbstverarschung, die nur schädigt.. Die Essenz liegt anbei
auf dem Part, wie schaffe ich es, meine Ideale etc. vom Mobcenter nicht kaputt machen
zu lassen.. Gibt ja nunmal 2 verschiedene Formen von Stress. Distress und Eustress.

Distress hat JC ja reichlich auf Lager und macht kaputt..(Erhöhten Colosterolspiegel).
Im Falle des Erleben eventuell ein kleinen Gegenstand in der Hand haben und in der
Faust auf Tasche zusammenkneten, bis es schmerzt. Ein Legostein zum Beichspiel..
Dieser Schmerz lenkt vom gewollten emotionalen Schmerz, verabreicht vom SB ab..

Das funzt wirklich.. Andere tragen dazu ein Gummiband am Handgelenk, ziehen daran
und lassen es wieder aufklatschen.. Ich bevorzugte jedoch ein scharfkantigen Legostein,
was weniger auffällt.

Und der Eustress kommt auf, wenn man sowas anstellt, wie Aktionen gegen H4 oder
Leihbudenkram..

Aufklärung bezüglich H4-Pain zu reduzieren gibbet m.E. reichlich und genug..

Bedauerlicherweise machen zu wenig Gebrauch davon, weil Mut und Durchhaltevermögen
nicht mehr genug vorhanden sind.. Das ist ja der perfide Wille des H4-System..

Erwerbslose müssen sich wieder draußen treffen und gemeinsam Dinge anstellen, die
zudem auch noch Spaß machen können.. So manche Sekunden im Bezug Schadenfreude
hat mir manches Mal gleich für mehrere Monate neue Kraft und Mut verschafft..

Hatte ich damals nicht erwartet aber um so überraschender, wenn die Endophine sich
auch mal wieder blicken lassen..

Das H4-System weiß ganz genau, wie Menschen ticken und manipullierbar sind.. Ob es der
Elo auch weis oder begreifen wird, bezweifel ich, da als Abhilfe gegen Schmerz und Angst
oft nur Selbstmitleid übrig bleibt.

Sorry für die Töne, hoffe anbei, das Leser_innen anbei den Weg aus dem dunklen Tunnel
finden und wieder Licht zu sehen bekommen.

Dies war keine Küchenpsychologie sondern Anwendung, die ich beim Fachmann erlernt habe.

;)
Titel: Re: über das "System Hartz IV"
Beitrag von: Tiefrot am 16:10:31 Do. 03.Oktober 2019
@Onkel Tom, erstmal danke für die Blümchen.  :D

ZitatAufklärung bezüglich H4-Pain zu reduzieren gibbet m.E. reichlich und genug..
Stimmt. Habe momentan nur die keinste Ahnung,
ob Elos außerhalb von Beratungsstellen diese Aufklärung über den Weg kommt.

ZitatBedauerlicherweise machen zu wenig Gebrauch davon, weil Mut und Durchhaltevermögen
nicht mehr genug vorhanden sind.. Das ist ja der perfide Wille des H4-System..
Nuja, viele Info rennt auch etliche Runden um den Kirchturm,
oft ohne so recht zum Kern zu kommen.  Auch sowas killt Mut. ::)

ZitatErwerbslose müssen sich wieder draußen treffen und gemeinsam Dinge anstellen, die
zudem auch noch Spaß machen können.. So manche Sekunden im Bezug Schadenfreude
hat mir manches Mal gleich für mehrere Monate neue Kraft und Mut verschafft..

Hatte ich damals nicht erwartet aber um so überraschender, wenn die Endophine sich
auch mal wieder blicken lassen..
Oh ja, kann ich bestätigen.

ZitatDas H4-System weiß ganz genau, wie Menschen ticken und manipullierbar sind.. Ob es der
Elo auch weis oder begreifen wird, bezweifel ich, da als Abhilfe gegen Schmerz und Angst
oft nur Selbstmitleid übrig bleibt.
Da hilft vielleicht Wissen vermitteln.
Das Lesen und Verstehen von Gesetzen, was Pflicht ist (erstaunlich wenig)
und was des Elos Recht (trotz alledem) ist. Interesse an der Funktionsweise von H4 wecken,
Info in möglichst einfacher Form weitergeben.

Grade der letzte Punkt ist (mir) wichtig. Was hilft einem das Organigramm
einer Behörde, wenn jmd. gegen eine JC Aktion klagen muß / will ?
Überall liest du von von einem Riesen Brimborium mit Anwalt, Prozesskostenhilfe etc,
sowas schreckt ab ! Die Berichte sehn genau so aus, wer traut sich denn (unwissend)
an sowas ran ?

Was fehlt, ist Info nach dem Muster erstens, zweitens, drittens, A, B, C.
Was mir neben anderen Sachen an Musterschrieben und so über den Weg gelaufen ist,
da stehn mir nach gemachter Erfahrung die Haare zu Berge, viel zu kompliziert.

Das mal als unsortierter Gedankengang.
Titel: Re: über das "System Hartz IV"
Beitrag von: Onkel Tom am 20:27:14 Do. 03.Oktober 2019
Zitat von: Tiefrot am 16:10:31 Do. 03.Oktober 2019
...
Habe momentan nur die keinste Ahnung, ob Elos außerhalb von Beratungsstellen diese
Aufklärung über den Weg kommt.
...

Ja, diesbezüglich hat man ja die Erfahrung intus, wie schwerer Elo-Beratung gemacht wurde.
Stetige Gesetzesänderungen mussten "verarbeitet" werden und was man gegen machen kann,
ertüffteln.. Hausaufgaben, die eine komplette Freizeit fressen, wenn der Kern der Gruppe klein ist.
A bissel Teamwork schadet nicht..  :)
Weiter hat sich vieles dazu im Web verlagert..

Zitat
...
Nuja, viele Info rennt auch etliche Runden um den Kirchturm,
oft ohne so recht zum Kern zu kommen.  Auch sowas killt Mut. ::)
...

Erinnert mich an stunden andauernde Auseinandersetzung mit einer Mitstreiterin..

"Wir hängen mit H4 auf der Kirchturmspitze und sobald man sich bewegt, rutscht man ab.."

Anbei Rätzelraten, informieren und aufklären, wie man sich in manchen Dingen doch noch
" Am Vogel der Kirchturmspitze verankern" kann..
Genau so ne harte Nuß "Wie streike ich als Erwerbslose.."

EGV-Tamtam nervt gewaltig und bei dem Punkt bin ich froh, das dieses Thema im
Elo-Forum.org gut beakkert wird.

Zitat
...
Da hilft vielleicht Wissen vermitteln.
...
Info in möglichst einfacher Form weitergeben.
...
Grade der letzte Punkt ist (mir) wichtig. Was hilft einem das Organigramm
einer Behörde, wenn jmd. gegen eine JC Aktion klagen muß / will ?
Überall liest du von von einem Riesen Brimborium mit Anwalt, Prozesskostenhilfe etc,
sowas schreckt ab ! Die Berichte sehn genau so aus, wer traut sich denn (unwissend)
an sowas ran ?
...

Dieses "Bremborium ums SGB" ist nicht umsonst.. Sobald ein wichtiges Urteil fällt, wird
geköchelt was es bedeutet und schon geht der Sport des Ausprobierens los.

Zu Flugis habe ich mich nur ganz kurz und knackig gehalten. Von viel (Polit)Blablabla
in Anti H4 Blättern habe ich auch nicht viel von gehalten. Gegen Jobmessen stand nur
das auf dem Papier, was (Zwangs)Besucher_innen wirklich interersiert.
"Wie verhalte ich mich (obwohl ich kein Bock drauf habe) richtig, um nicht vom
Leiharbeitshai gebissen zu werden"..

Rein gesetzlich kann man sich ganz gut nach den SGB-Folien von Harrald Thomee
richten.

Was ich anbe jedoch für viel wichtiger halte, ist das vertrauliche persönliche Gespräch.
Der Nachteil per Internet ist, das Dinge, die man als Ratsuchender lieber für sich behalten
möchte, teils regelrecht aus der Nase gepopelt werden muss..
In dem Moment stellt sich oft heraus, das alles vorher erdachte schon wiedermal für die
Tonne ist. Weiter die Gefahr "Unkalkulierbares" an den Hakken zu haben.

Acht teils sehr brisannte Jahre durch und denke für mich persönlich es reicht. Lass mal
jüngere ran und wenn sie Fragen haben kann man gern mal nen Kaffee aufbrühen..
Titel: Re: über das "System Hartz IV"
Beitrag von: Tiefrot am 00:04:30 Fr. 04.Oktober 2019
Onkel Tom sagte:
ZitatWeiter hat sich vieles dazu im Web verlagert..
Meintest du "ins Web" ?
Falls ja, darin sehe ich auch ein Problem. Nun wird H4 in den jeweiligen Ecken
auch unterschiedlich gehandhabt. Schon von daher sind Foren und Themenseiten
mit etwas Vorsicht zu genießen.

ZitatEGV-Tamtam nervt gewaltig und bei dem Punkt bin ich froh, das dieses Thema im
Elo-Forum.org gut beakkert wird.
Hmja, ist aber einer der ganz wenigen Punkte, wo ich das Elo hilfreich fand.
Was es da sonst noch zu lesen gibt, geht mehr in Richtung Meinung und Erfahrungsberichte.
Das auch gut miteinander verrührt. Wer in der Scheiße steckt, dürfte eher nicht den Nerv haben,
das voneinander wieder zu trennen.

ZitatWeiter die Gefahr "Unkalkulierbares" an den Hakken zu haben.
Blöderweise liegt das in der Natur der Sache.
Gesetze und Vorschriften sind oft Auslegungssache, da haut man schnell daneben.

ZitatAcht teils sehr brisannte Jahre durch und denke für mich persönlich es reicht. Lass mal
jüngere ran und wenn sie Fragen haben kann man gern mal nen Kaffee aufbrühen..
Vom Elo mal abgesehn, habe ich mich in der Praxis nicht als Helfer betätigt,
bin dafür auch nicht mehr auf dem Stand. Dazu hatten sich einige meiner Tapeten auch wie
"so und nicht anders" gelesen. Wer Rat sucht, der fühlt sich am Ende auch wie blöde.

Wenn Jüngere da sind, braucht "unsere" Ecke sich keine Sorgen um fehlende Fachkräfte zu machen.  ;)
Titel: Re: über das "System Hartz IV"
Beitrag von: Onkel Tom am 14:25:12 Fr. 04.Oktober 2019
Zitat von: Tiefrot am 00:04:30 Fr. 04.Oktober 2019
...
Meintest du "ins Web" ?
Falls ja, darin sehe ich auch ein Problem. Nun wird H4 in den jeweiligen Ecken
auch unterschiedlich gehandhabt. Schon von daher sind Foren und Themenseiten
mit etwas Vorsicht zu genießen.
...

Das macht die Vielseitigkeit von Anti-H4 aus. Ein Pool gefüllt mit Menschen, die man
laut SGB auch induviduell zu "bedienen" hätte, was ja erfahrungsgemäß am meisten
in die Binsen geht.. Im Gegensatz ist Elo daran gehalten, sich induviduell zu wehren.

Themenseiten und Foren liefern meistens nur Ansätze.. Bei einem JC-Problem passt
es gut und beim nächsten wieder nicht.. Im Elo-Forum bürgert sich es auch immer
mehr ein, das Problem genauer zu untersuchen, statt gleich alles mögliche zu
servieren, was möglicherweise helfen könnte..

Zu Pappenheimer im Web ist es eine Frage der Zeit, die zu erkennen und das Problem
wird ja m.E. in dem Elo-Forum relativ gut gelöst.

Zitat
...
Was es da sonst noch zu lesen gibt, geht mehr in Richtung Meinung und Erfahrungsberichte.
Das auch gut miteinander verrührt. Wer in der Scheiße steckt, dürfte eher nicht den Nerv haben,
das voneinander wieder zu trennen.
...

Da sollte der Schreiberling auch verständlich machen, ob es sich um eine Erfahrung oder
sonst was handelt..  Das vermischen von Beschreibung und Bewertung ist genau so ein
Problem, Elo-Beratung einfacher wuppen zu können. Deswegen erlaube ich mir im
Elo-Forum auch mal etwas "dreist" zu kommunizieren, wenn es angebracht ist..

Zitat
...
Vom Elo mal abgesehn, habe ich mich in der Praxis nicht als Helfer betätigt,
bin dafür auch nicht mehr auf dem Stand. Dazu hatten sich einige meiner Tapeten auch wie
"so und nicht anders" gelesen. Wer Rat sucht, der fühlt sich am Ende auch wie blöde.

Wenn Jüngere da sind, braucht "unsere" Ecke sich keine Sorgen um fehlende Fachkräfte zu machen.  ;)

"so und nicht anders" ist ein wie ein Schachspiel zwichen JC und Elo.. Für alles andere, wie man H4
bekämpfen könnte kann das SGB uns mal..

Und genau da sieht es draußen auf der Straße so leer aus.. JC und Co kann sich gegenwärtig in
Sicherheit wiegen  :-\

Und zu deinem letzten Satz den makaberen Witz "Wo willst Du denn die ganzen Arbeitslosen her holen ?"
;)
Titel: Re: über das "System Hartz IV"
Beitrag von: Tiefrot am 17:14:10 Fr. 04.Oktober 2019
Die eingehende Problemanalyse beim Elo ist mir auch schon positiv aufgefallen.
Bleibt da nur zu hoffen, das sich die Fragesteller möglichst früh gemeldet haben.
Mitunter sitzt denen ja auch die Zeit im Nacken.

ZitatJC und Co kann sich gegenwärtig in Sicherheit wiegen  :-\
Würde ich nicht so pauschal sagen. Leider ist mir nicht bekannt,
wie viele Leute gegen JC Wahnsinn vorgehen. Aber ich werde das Gefühl nicht los,
es sind noch zu wenige. Und was hinter den Kulissen abgeht, werden wir im Regelfall nicht erfahren.
Schließlich macht ja keiner Reklame damit, wenn er vor dem SG erfolgreich war.

ZitatUnd zu deinem letzten Satz den makaberen Witz "Wo willst Du denn die ganzen Arbeitslosen her holen ?"
;D Aber die Frage ist gut. Es gibt etwa 6 Millionen davon.
Es würde mich schwer wundern, wenn sich nicht welche dafür interessieren
wie H4 funktioniert und mit diesem Wissen Sand ins Getriebe streuen können.  ;D
Titel: Re: über das "System Hartz IV"
Beitrag von: Onkel Tom am 18:54:03 Fr. 04.Oktober 2019
Zitat von: Tiefrot am 17:14:10 Fr. 04.Oktober 2019
Die eingehende Problemanalyse beim Elo ist mir auch schon positiv aufgefallen.
...

Das ist der wichtigte Punkt als Berater, diesen Part zuerst zusammen zu bekommen.
Schließlich kennt mann oft die Vorgeschichte nicht, die zum Problem führten, noch
kann man den Ratsuchenden in den Kopf schauen..
Aber anhand von den ersten Beiträgen des Ratsuchenden, kommt man schnell dahinter,
wie viel Standing bei Ratsuchenden vorhanden ist.

Ich habe mich anbei auf das Menschliche ein zu gehen fixiert und bin froh, wenn andere
Ratgeber dazu das "Passende SGB-Besteck" etc. liefern..

Ähm, Hab schon lange nix mehr vom Dagobert gelesen. Wäre interesannt auch seine
Meinung hier lesen zu können.  :)

Zitat
...
Würde ich nicht so pauschal sagen. Leider ist mir nicht bekannt,
...
Schließlich macht ja keiner Reklame damit, wenn er vor dem SG erfolgreich war.

Anbei habe ich nur an das JC, nicht SG oder SGB gedacht..
Gibt so ein Aufkleber von der FAU. Ein Bildchen Aktion und darunter der Satz:
"Und am Ende waren wir es, die Erwerbslosen".
Hätte m.E. schon im letzten Jahrzehnt losgehen müssen.. Jetzt spielen Gewöhnungs-
effekte und andere dusteren Dinge wie z.B. Verschwörungstheorien einen Streich  :-[

Zitat
...
Es würde mich schwer wundern, wenn sich nicht welche dafür interessieren
wie H4 funktioniert und mit diesem Wissen Sand ins Getriebe streuen können.  ;D

Interessieren tut sie das m.E. schon, doch da kommt mann schnell auf dem Punkt
zurück, was man sich zur Abwehr von JC-Ärgernissen zumuten kann / muss / will..

Nu haben wir die erste Runde im H4-Hamsterrad durch.. Hmm.. Und nu ?
Titel: Re: über das "System Hartz IV"
Beitrag von: Tiefrot am 19:07:17 Fr. 04.Oktober 2019
Onkel Tom äußerte:
ZitatÄhm, Hab schon lange nix mehr vom Dagobert gelesen. Wäre interesannt auch seine
Meinung hier lesen zu können.  :)
Darauf wäre ich auch mal neugierig.

Titel: erwerbslos nicht wehrlos
Beitrag von: Kuddel am 15:39:23 Di. 08.Oktober 2019
Verleihung des "Goldenen Haufens lächerlicher Scheiße"

(https://erwerbslos.blackblogs.org/wp-content/uploads/sites/1053/2019/10/gro%C3%9Fer_goldener_schei%C3%9Fe_mittel.jpg)

https://erwerbslos.blackblogs.org/2019/10/07/verleihung-des-goldenen-haufens-lacherlicher-scheise/

https://erwerbslos.blackblogs.org/wp-content/uploads/sites/1053/2019/10/Flyer-zum-Verteilen-Druck4.pdf

https://www.die-keas.org/PorzPennerParty

Titel: Re: über das "System Hartz IV"
Beitrag von: Onkel Tom am 17:44:44 Di. 08.Oktober 2019
Schön  ;D ;D ;D
Titel: Re: über das "System Hartz IV"
Beitrag von: Tiefrot am 18:13:54 Di. 08.Oktober 2019
Herrlich !  ;D
Titel: Re: über das "System Hartz IV"
Beitrag von: Onkel Tom am 18:46:24 Di. 08.Oktober 2019
Würde ich in Kölle leben, wäre ich garantiert dabei.. Die KEAs finde ich cool
und hoffe, das sie weiter am Ball vor Ort bleiben..

Letztes Mal, wo in Hamburg mit Scheiße gegen H4 gearbeitet wurde, war eine
Schubkarre voller echter Elefantenkötz und ein Cop wurde neben der Karre
beordert, weil befürchtet wurde, das damit gegen die Hamburger Arbeit geworfen
werden könnte.. War lustig, aber schon laange her..

Hut ab  8)
Titel: Re: über das "System Hartz IV"
Beitrag von: Kuddel am 18:54:10 Di. 08.Oktober 2019
Die KEAs sind ein tolles Vorbild für guten Erwerbslosenaktivismus, für ein Engagement mit Hand und Fuß.
Titel: Re: über das "System Hartz IV"
Beitrag von: Onkel Tom am 20:03:36 Di. 08.Oktober 2019
Ich möchte nicht wissen, was sone Aktionen so an Vorbereitungsenergie kostet, zumal
ist mir das anhand eigener Erfahrungen bewusst .
Gerade der Kapazitätsbedarf hat schon so manche Anti-H4-Aktionsgruppe keiner werden
und schließlich auflösen lassen.. Leider.

Gibt es noch die Gruppe "Die Überflüssigen" ? Die finde ich auch ok, habe aber
mindestens 10 Jahre nix mehr von denen mitbekommen..

Link: https://de.wikipedia.org/wiki/Die_%C3%9Cberfl%C3%BCssigen_(Gruppe) (https://de.wikipedia.org/wiki/Die_%C3%9Cberfl%C3%BCssigen_(Gruppe))

Erinnert mich alles an das ehemalige "Aktiondbündnis gegen 1 Euro Jobs" in Hamburg.
Rasannte und teils sportliche Überraschungsbesuche bei der Trägermafia..  :D

Es freut mich, mal wieder was von dieser Sorte von Protest (A bissel Fun mus auch dabei
sein..) lesen zu können und drücke den H4-Gegner_innen die Daumen, das alles gut geht
und nicht eher zu Grunde geht, bevor H4 nicht beerdigt ist  :)

Zu den Keas : https://www.die-keas.org/

;D
Titel: Re: über das "System Hartz IV"
Beitrag von: tleary am 13:21:02 Fr. 11.Oktober 2019
Zitat von: Tiefrot am 22:36:49 Mi. 02.Oktober 2019
Dem ist nicht. Wenn man das einer größeren Anzahl Leuten klar machen könnte, und die für ihr Recht einige Hebel ziehen,
wäre H4 lange Geschichte. <----- Positives Ende.
Leider nicht. Die Herrschenden würden dann nur die Gesetze dahingehend anpassen, daß der Klageweg zu teuer oder sonstwie unmöglich gemacht wird. Ums klarzustellen: Ich unterstütze natürlich jeden, der sich gegen das Hartz-IV-Unrecht wehrt. Aber es muß einem auch klar sein, daß dieses "asoziale Monster" nie und nimmer durch Klagen zu Fall gebracht werden kann. Das kann nur auf der Straße und politische Maßnahmen passieren.
Titel: Re: über das "System Hartz IV"
Beitrag von: Tiefrot am 15:04:35 Fr. 11.Oktober 2019
Nuja, das dieser Gedanke nicht zwingend H4 tötet,
hatte ich ja mit dem Positiven Ende gesagt. Was ich mit
Onkel Tom schon erörtert hatte, hat jedes Gesetz auch seine Schwachstellen.

Und die gilt es zu finden und zu nutzen - Neben dem Protest.  ;)
Titel: Re: über das "System Hartz IV"
Beitrag von: Onkel Tom am 15:29:37 Fr. 11.Oktober 2019
Jo, dieses ewige gefummel mit den Gesetzbüchern nervt und sind einseitig aufgesetze
Spielregeln, denen Elo niemals auf Augenhöhe kommt.. Scheiß H4-Hamsterrad !

Vor Ort des Protest gelten eigene Spielregeln, die sich H4-Gepeinigter konstruieren kann.

Dies endzieht sich dem "Kontrollig des JC" und gibt den Angstmachern, hier das JC das
zurück, was sie fabrizieren.   ;D 8)
Titel: Re: über das "System Hartz IV"
Beitrag von: Tiefrot am 15:34:10 Fr. 11.Oktober 2019
Nehmen wir noch dazu, jedes Gesetz wird mit jeder Veränderung komplizierter.
Schlagen wir sie mit ihren eigenen Waffen.  ;D
Titel: Re: über das "System Hartz IV"
Beitrag von: Onkel Tom am 15:49:21 Fr. 11.Oktober 2019
Zitat von: Tiefrot am 15:34:10 Fr. 11.Oktober 2019
Nehmen wir noch dazu, jedes Gesetz wird mit jeder Veränderung komplizierter.
Schlagen wir sie mit ihren eigenen Waffen.  ;D

So habe ich das zu den Anfängen von H4 auch gesehen, doch heute denke ich darüber,
das anbei der H4-Betroffene fast alle Energie im H4-Hamsterrad aufbringen muss, um der
Sanktionsfalle bis hin zur Obdachlosigkeit fern zu bleiben..

Das ganze H4-Konstrukt ist m.E. ein Abschaffungsprogramm für jenige, die dem
Ausbeutungsinteresse der Wirtschaft nicht Genüge sind.. Wer daran verreckt, kostet
ja nix mehr.. (3x Kotz..)

Hüstel..Eventuell kommt man so formuliert den Tatsachen näher, ohne historischer
Vergangenheiten zu verunglimpfen oder zu verharmlosen..  ::)
Titel: Re: über das "System Hartz IV"
Beitrag von: Tiefrot am 21:40:10 Fr. 11.Oktober 2019
Onkel Tom meinte:
ZitatHüstel..Eventuell kommt man so formuliert den Tatsachen näher, ohne historischer
Vergangenheiten zu verunglimpfen oder zu verharmlosen..  ::)
Ja, darauf kann man sich einigen.  :)
Titel: Re: über das "System Hartz IV"
Beitrag von: tleary am 02:25:03 Fr. 18.Oktober 2019
Jetzt musste ich doch noch einmal nach "Die Überflüssigen" googeln, nachdem ich von denen ehrlich gesagt noch nie etwas hörte. Muß dann wirklich schon länger her sein, daß sie aktiv waren. Hier eine Übersicht ihrer Aktionen, durchweg alle zu befürworten. So nach dem Motto "Macht denen Angst, die euch Angst machen":

Zitat
11. Oktober 2004, Berlin: 30 ,,Überflüssige" besetzen aus Protest gegen 1-Euro-Jobs die AWO-Landeszentrale Berlin.
18. Dezember 2004, Berlin: 50 ,,Überflüssige" dringen in das Berliner Nobelrestaurant Borchert ein, verteilen Flugblätter, auf denen die vorgesehenen Ausgaben für einen Arbeitslosengeld-II-Empfänger und die Preise in dem Restaurant gegenübergestellt werden, und bedienen sich an den Tellern der (regulären) Gäste.
23. März 2005, Berlin: Im Rahmen der Mai-Steine (kreative Auftaktaktionen für den 1. Mai) findet ein Lidl-Aktionstag statt, um gegen die Arbeitsbedingungen der Angestellten zu protestieren. Infolgedessen dringen die ,,Überflüssigen" in eine Lidl-Filiale ein.
1. Mai 2005, Hamburg: ,,Überflüssige" essen in Blankenese ein Bankett in einem Luxushotel leer und verteilen Flugblätter.
9. August 2005, Lüchow: ,,Zwangsräumung" des Büros eines Sozialamtsmitarbeiters, der für die Bearbeitung von Widersprüchen gegen Bescheide des Amtes zuständig ist.
11. August 2005, Darmstadt: Die ,,Überflüssigen" besuchen das Restaurant Orangerie und stören Bert Rürups Feier anlässlich des Erhaltens des Bundesverdienstkreuzes.
27. September 2005, Berlin: Pressekonferenz und Vorstellung der Broschüre ,,Diagnose Kapitalismus - Therapie Pause".
20. Oktober 2005, Berlin: Aufgrund von Prozessen gegen die ,,Überflüssigen" wird der Vorsitzende der AWO Berlin um 6 Uhr morgens geweckt, da dieser nicht bereit war, die Strafanzeigen wegen der AWO-Besetzung im Jahr 2004 zurückzuziehen.
16. November 2005, Bonn: ,,Weckaktion" bei Wolfgang Clement, der zuvor in Kritik geraten war, da er Arbeitslose als ,,Sozialschmarotzer" und ,,Parasiten" bezeichnet hat.
29. November 2005, Berlin: Die Verleihung der Auszeichnung ,,Reformer des Jahres" wird gestört und der ,,Preis für die teuerste, dreisteste und dümmste Propaganda des Jahres" wird an Gesamtmetall für die Erfindung der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft übergeben.
29. September 2006, Aschersleben (Sachsen-Anhalt): ,,Überflüssige" veranstalteten ein ,,All you can eat" im örtlichen Supermarkt.
17. November 2006, Köln: ,,Überflüssige" besuchten das Ausländeramt im Bezirksrathaus Köln-Kalk, um gegen die in ihren Augen inhumane Migrationspolitik der Bundesrepublik Deutschland und der Europäischen Union zu protestieren.
2. März 2009, Oldenburg: ,,Überflüssige" bewerfen Oldenburgs Oberbürgermeister Schwandner aus Protest gegen die Lokalpolitik mit Torten.[4]

Dazu gehörte schon Mut, solche Aktionen durchzuziehen. Zumal Polizei und Jusitz dabei immer Gewehr bei Fuß stehen, um die "Willensträger des Kapitalismus" zu schützen und solche Aktionen als "Terrorismus" dastehen zu lassen und zu verfolgen.
Titel: Re: über das "System Hartz IV"
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 09:01:18 Fr. 18.Oktober 2019
Außenstehende haben oftmals keine Ahnung, wie sich das System Hartz IV auf den Einzelnen auswirkt. Zu dem System gehören nicht nur die geringe Höhe der Kohle, der Umgang der Jobcenter mit den Kunden, sondern auch die Medien, die ein bestimmtes Bild von dem "Transfeleistungsbezieher" gemalt haben. Das Bild hat sich in die Köpfe der Bevölkerung eingebrannt. Hartz IV Bezieher sind Schmarotzer, unförmig, den ganzen Tag vorm übergroßen TV Bildschirm sitzend Fast Food fressend, saufend und ansonsten laut und unterbelichtet, haben viele Kinder und machen weitere .

Kaum noch jemand traut sich noch, sich öffentlich als erwerbslos zu outen.

Medien und Politik bemühten sich sogar darum, das "Sterbegeld" als luxuriös zu bezeichnen: Es reichte von "jammern auf hohem Niveau" bis "spätrömische Dekadenz".

Aus dem AfD Umfeld hieß es: Der Staat besticht die Unterschichten mit übetrieben hohen Sozialleitungen, um Unruhen zu verhindern.
Oder: Die Sozialleistungen in Deutschland sind so gut, daß die ganze Welt zu uns kommen will.

Ein Großteil der Menschen geht in der Hartz IV Maschinerie Stück für Stück vor die Hunde.
Begleitung zum Amt ist wichtig.

Es muß aber weiter das gesamte Hartz IV System angegriffen werden, zu dem eben auch Politik und Medien gehören. Die Aktionen der "Überflüssigen" waren vorbildlich.

Die SPD hat nur verbal von Hartz IV Abstand genommen. Sie hält an dem Terror gegen Erwerbslose fest.
Titel: Re: über das "System Hartz IV"
Beitrag von: Kuddel am 10:23:28 So. 20.Oktober 2019
(https://forum.chefduzen.de/proxy.php?request=http%3A%2F%2Fwww.labournet.de%2Fwp-content%2Fuploads%2F2013%2F09%2Fumverteilenhartz.jpg&hash=5eaa79838ea1c6c086b6995469faaf4c7b4267ff)
Titel: Re: über das "System Hartz IV"
Beitrag von: Kuddel am 18:39:54 Fr. 01.November 2019
Das SYSTEM HARTZ IV reicht weit über den Terror der Ämter hinaus.
Es arbeiten Ämter, Politik, Wirtschaft und Medien in einem gut geschmierten Räderwerk zusammen, um die Menschen in den Niedriglohnsektor zu zwingen und alles, was sich nicht in die Ausbeutungsmaschinerie einfügt, kaputtzumachen. Es werden dabei Menschen nicht nur erniedrigt, sondern im wahrsten Sinne des Wortes kaputtgemacht. Das gesellschaftliche Klima, das sich gegen die schwächsten der Gesellschaft richtet, wird von den Medien erst geschaffen.

Ich finde folgenden Kommentar noch sehr zahm und recht harmlos:
ZitatDie Darstellung von Armut ist einfach nur zynisch

Klischees bedienen, Quote machen: Formate wie ,,Hartz und herzlich" oder ,,Zahltag! Ein Koffer voller Chancen" stellen Menschen am Rande der Gesellschaft aus.


ARD und ZDF überlassen es weitgehend der privaten Konkurrenz, die gesellschaftliche Armut darzustellen. RTL 2 hat seine Sozialreportagen zum Markenkern des Senders erkoren. Von der erfolgreichsten Sendung ,,Hartz und herzlich" wurden mittlerweile schon 23 Folgen ausgestrahlt, und RTL hat für ,,Zahltag! Ein Koffer voller Chancen" und ,,Vera Int-Veen – zwischen Mut und Armut" wochenlang den gesamten Dienstagabend freigeräumt. Es lohnt sich, etwas genauer hinzuschauen.

Die produzierende Firma, Ufa Show & Factual dreht für RTL 2 bevorzugt an sozialen Brennpunkten wie der Eisenbahnsiedlung in Duisburg, den Benz-Baracken in Mannheim oder in den Plattenbauten von Bitterfeld-Wolfen. Mit der Kamera blicken wir nach ganz unten, in Abgründe. Gezeigt werden schreckliche Zustände. Die Kamera schweift durch zugemüllte Wohnungen, zeigt Dreck, Schimmel, ja Kot. Ausgiebig werden einzelne Protagonisten begleitet.
(...)
Jetzt ist er wieder unterwegs zu seinem Dealer, heißt es lapidar. In Mannheim sitzen vier Nachbarinnen zum Plausch zusammen. Sie halten den Gestank ihres ,,Problemnachbarn" Johann nicht mehr aus.

Bald schon sprechen sie nur noch darüber, wie lange der Alkoholiker überhaupt noch leben werde. Die Kamera zoomt auf den völlig abgemagerten Mann, der sich kaum noch an seinem Rollator halten kann. Ohne Scham wird draufgehalten. RTL 2 weidet sich an einem Extremismus des Elends.
(...)
https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/medien/hartz-iv-im-trash-tv-die-darstellung-von-armut-ist-einfach-nur-zynisch/25158294.html?utm_source=pocket-newtab

Die Entsolidarisierung der Gesellschaft ist gemacht. In diesem Klima werden Arme und Migranten totgeschlagen. Ohne die mediale Vorarbeit würde es die Gewalt nicht in diesem Ausmaß geben. Ich hasse die Medien noch mehr, als die Totschläger. Letztere sind teilweise selbst Opfer, doch die Medien wissen was sie tun.

Titel: Re: über das "System Hartz IV"
Beitrag von: Kuddel am 09:19:01 Do. 19.Dezember 2019
Lauter Lügen. Von wegen Abschaffung von Hartz IV.
Der Terror geht weiter.

ZitatHartz 4:
Jobcenter Frankfurt lässt Erwerbslose auf Geld warten – Es wird strenger geprüft

Seit dem Frühjahr müssen Hartz-4-Empfänger bei Anträgen dem Jobcenter mehr Kontoauszüge vorlegen. Das Frankfurter Arbeitslosenzentrum berichtet, dass das bei den Betroffenen zu teils existenziellen Problemen führt.


...Im Krankenhaus erreichte sie dann Post vom Jobcenter: Sie habe nicht ausreichend Kontoauszüge eingereicht und es gebe zudem einen unklaren Geldeingang auf ihrem Konto, hieß es. Hartz-4-Geld bekam sie erst mal keins. Und auch nach einer Anhörung gab es weiter Probleme. Sie habe große Sorgen, dass sie ihre Miete nicht regelmäßig zahlen könne, wenn sich die Auseinandersetzungen mit dem Amt hinzögen, sagt L. Ihr sei klar, wie schnell man bei Mietschulden seine Wohnung verliere. ,,Ich fühle mich völlig ausgeliefert."

... ,,Wir haben permanent Leute, die auf ihre Geld warten", sagt Rein. Offenbar habe das Jobcenter Frankfurt seinen Umgang mit den Leistungsempfängern zuletzt verändert. ,,Es sieht wie eine Verschärfung aus, auch für die Betroffenen."...
https://www.fr.de/frankfurt/hartz-4-frankfurt-prueft-deutlich-schaerfer-arbeitslose-warten-geld-zr-13346952.html
Titel: Re: über das "System Hartz IV"
Beitrag von: tleary am 19:16:00 Mi. 25.Dezember 2019
Das mit "Hartz IV abschaffen" war nur ein kurzes Intermezzo der neuen SPD-Vorsitzenden. Eventuell sogar von denen ernst gemeint, aber die Parteioberen und der rechte Parteiflügel sind natürlich insgeheim dagegen. Eine kluge Taktik von denen, nun 'mal den "linken" Flügel der SPD gewähren zu lassen. Nach den nächsten Wahlen wird man dann sagen können: "Seht ihr, euer Linkskurs richtet die Partei noch weiter zugrunde und war auch erfolglos. Somit Schluß damit!".

Maßstab fürs Wahlprogramm sind natürlich immer die Wahlprozente, mit denen man neues oder altes Wahlvieh rumkriegen (oder reinlegen?) kann. Es zählt immer nur der Erfolg, nach dem solch ein Verein im demokratischen Wahlzirkus von den Medien und den Mitgliedern selbst bemessen wird.

Wobei Erfolgsdenken bein einer Partei eigentlich irrelevant sein sollte, weil sie eben eine bestimmte Ideologie transportieren oder zu vermitteln hat.
Titel: Re: über das "System Hartz IV"
Beitrag von: Hartzhetzer am 05:49:50 Mo. 27.Januar 2020
Ist zwar etwas älter aber aktueller den je:

https://www.youtube.com/watch?v=9M5-Ut7cgGo&t=0s
Titel: Re: über das "System Hartz IV"
Beitrag von: Kuddel am 10:40:07 Do. 03.September 2020
ZitatHartz-IV-Sätze
Mangel für Millionen zementiert
Zum Leben entschieden zuwenig: Diakonie beklagt, dass die Grundsicherung schon für Alleinstehende um rund 160 Euro zu niedrig sei. Alleinerziehende seien noch schlechter dran.
https://www.jungewelt.de/artikel/385591.hartz-iv-s%C3%A4tze-mangel-f%C3%BCr-millionen-zementiert.html
Titel: Re: über das "System Hartz IV"
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 18:35:11 So. 25.Oktober 2020
ZitatALG II-Regelsätze:
1 Euro mehr monatlich für 6-13-Jährige

Weitgehend unbeachtet ob der noch immer herrschenden Pandemie wurden die neuen ALG II-Regelbedarfssätze für 2021 veröffentlicht. Für die Betroffenen eher ein schlechter Scherz denn echte Verbesserung
https://www.heise.de/tp/features/ALG-II-Regelsaetze-1-Euro-mehr-monatlich-fuer-6-13-Jaehrige-4936504.html
Titel: Re: über das "System Hartz IV"
Beitrag von: Kuddel am 12:02:55 Sa. 12.Dezember 2020
Für die Betroffenen sicherlich nichts neues. Und doch ein guter Artikel, der die Situation treffend zusammenfaßt:

ZitatCorona-Krise: ,,Menschen mit Hartz IV werden vergessen"

Helena Kilian-Steinhaus vom Verein ,,Sanktionsfrei" spricht über die Nöte von Hartz-IV-Empfängern während der Corona-Krise und das schwierige Thema Weihnachten.
https://www.fr.de/politik/hartz-4-sanktionen-corona-jobcenter-sanktionsfrei-weihnachten-menschen-vergessen-90127700.html

Titel: Re: über das "System Hartz IV"
Beitrag von: BGS am 11:16:54 So. 13.Dezember 2020
Es ist eine absolute Sauerei, was da läuft! Das beabsichtliche vielfache Leid scheint sich inzwischen sehr verfestigt zu haben. Wie kann so etwas wie "Hartz IV" bloss fast unangefochten angehen?!

MfG

BGS
Titel: Re: über das "System Hartz IV"
Beitrag von: Onkel Tom am 13:28:13 So. 13.Dezember 2020
Zitat von: BGS am 11:16:54 So. 13.Dezember 2020
...
Wie kann so etwas wie "Hartz IV" bloss fast unangefochten angehen?!
...

Widerstand gegen H4 ist zum Erliegen gekommen und Leute, die von H4 überleben müssen, beziehen sich
mittlerweile hauptsächlich nur noch auf die gesetzlichen Regelungen, die sowiso gegen sie gerichtet sind..

Schön und gut, wenn der Vereinzelte es schafft eine unertägliche Eingliederungsvereinbarung zu nichte schafft,
verschont ihn jedoch nicht vor weiteren von Selbstbestimmung beraubter Attacken.

Betroffene müssen sich wieder in Grüppchien zusammen tun und überlegen, wie sie dem H4-System Stress und
Protest entgegen bringen können.. Gibt da ja viele Bausstellen, die beakkert werden müssten, im Einzelkampf
um sich selbst allein jedoch nichts verändern.
Titel: Re: über das "System Hartz IV"
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 20:15:36 Sa. 28.August 2021
ZitatGerade einmal zehn Cent mehr am Tag sollen Hartz-IV-Beziehende nach Informationen der Deutschen Presseagentur ab 2022 bekommen. Der Regelsatz steigt dann um drei Euro auf monatlich 449 Euro, das entspricht einer Erhöhung von 0,67 Prozent. Für Kinder bis 13 Jahren sind demnach sogar nur zwei Euro mehr als aktuell vorgesehen. Damit werden nicht einmal die Preissteigerung ausgeglichen.
https://www.nd-aktuell.de/artikel/1156040.hartz-iv-noch-weniger-zum-leben.html
Titel: Re: über das "System Hartz IV"
Beitrag von: Tiefrot am 22:25:36 Mo. 30.August 2021
Passt zum CDU Wahlprogramm, siehe hier

https://www.youtube.com/channel/UCRprqV4FxwrWQJbZ0VLFS_g
Titel: Re: über das "System Hartz IV"
Beitrag von: Onkel Tom am 16:52:31 Di. 31.August 2021
Oh.. "Weltpolitik im Sinne des christlichem Menschenbild betreiben.." und ja, die bösen
Russen dürfen natürlich auch nicht fehlen.. Muss alles unternommen werden,das die
Russen D nicht wieder zur Bedrohung werden..

Jo, da kommt mir der Kaffee doch wieder hoch, hält ja keine Magenschleimhaut aus..

Sind wohl noch viel Wahlkampfstrategie von Adenauer vererbt vertreten.
Lackieren, spachteln und mit einem Zeigefinger auf "die Phösen" wedeln..

Zu den SGB-Leistungempänger_innen kann ich nur auf rot rot grün hoffen..

Ist ja nun einiges an BA/ JC-Gedöns nur "aufgeschoben" worden, um kein unruhiges
Gewässer des gegenwärtigem Wahlk(r)ampf zu bekommen..
Bin ja mal gespannt, was nach der Wahl mit den "Baustellen" Sanktionsgehabe und
Coachingzwängen geschieht.
Titel: Re: über das "System Hartz IV"
Beitrag von: Tiefrot am 15:54:25 Mi. 01.September 2021
R2G wäre grundsätzlich nicht schlecht... Wenn da nicht 2 Parteien
darin vertreten wären, denen wir Hartz IV zu verdanken haben,
und die nach wie vor daran festhalten. So oder so, in dieser Frage sehe
ich nichts besser werden. Und da wird auch die LINKE nicht groß was ändern.
Titel: Re: über das "System Hartz IV"
Beitrag von: Onkel Tom am 22:57:39 Mi. 01.September 2021
Ändern können es die Erwerbslosen nur selber, in dem sie sich zusammen tun
und beim Anrauschen der nächsten Verfolgungsmaßnahme den Handlangern
Sand ins Getriebe bringen.. Das Risiko ist halt das, was Elos davon abhält,
Forderungen zu stellen und durch zu setzen..
Dieses Maßnahmen-Schmierentheater funzt nur, weil es zu viele Opfer einfach
nur mit machen.

Eine Unterschriftverweigerung zum Coaching und sonstigen übergriffigen Scheiß
iat dagegen ein einfaches.. Und dubiose NLP-Anwandlungen lassen sich auch
sabotieren und diffamieren.

Die Devise "Nicht lange sabbeln sondern machen !" könnte die Mandel knacken.
Titel: Re: über das "System Hartz IV"
Beitrag von: Augustiner am 17:10:22 Mo. 20.September 2021
ZitatGerade einmal zehn Cent mehr am Tag sollen Hartz-IV-Beziehende nach Informationen der Deutschen Presseagentur ab 2022 bekommen. Der Regelsatz steigt dann um drei Euro auf monatlich 449 Euro, das entspricht einer Erhöhung von 0,67 Prozent. Für Kinder bis 13 Jahren sind demnach sogar nur zwei Euro mehr als aktuell vorgesehen. Damit werden nicht einmal die Preissteigerung ausgeglichen.

Das wurde die Tage nun auch in der Tagesschau verkündet. Realsatire, wenn es nicht so traurig wäre.

Zitat von: Tiefrot am 15:54:25 Mi. 01.September 2021
R2G wäre grundsätzlich nicht schlecht... Wenn da nicht 2 Parteien
darin vertreten wären, denen wir Hartz IV zu verdanken haben,
und die nach wie vor daran festhalten. So oder so, in dieser Frage sehe
ich nichts besser werden. Und da wird auch die LINKE nicht groß was ändern.

Wenn allein die Sanktionsregeln entschärft würden, wäre es schon ein Fortschritt. Hatte mich 2019, damals noch im Job, über das Urteil des BVG in Ansätzen gefreut. Wobei ja trotzdem weiterhin lustig nahezu alles weggekürzt werden kann, inklusive Krankenversicherung. Zumindest steht das noch aktuell in meiner "Eingliederungsvereinbarung", die ich bald immerhin nicht mehr beachten muss. Wobei es nur vom Regen in die Traufe geht.

Zitat von: Onkel Tom am 13:28:13 So. 13.Dezember 2020
Widerstand gegen H4 ist zum Erliegen gekommen und Leute, die von H4 überleben müssen, beziehen sich
mittlerweile hauptsächlich nur noch auf die gesetzlichen Regelungen, die sowiso gegen sie gerichtet sind..

Schön und gut, wenn der Vereinzelte es schafft eine unertägliche Eingliederungsvereinbarung zu nichte schafft,
verschont ihn jedoch nicht vor weiteren von Selbstbestimmung beraubter Attacken.

Betroffene müssen sich wieder in Grüppchien zusammen tun und überlegen, wie sie dem H4-System Stress und
Protest entgegen bringen können.. Gibt da ja viele Bausstellen, die beakkert werden müssten, im Einzelkampf
um sich selbst allein jedoch nichts verändern.

Das ist halt das Grundproblem. Zumal HartzIV nur diejenigen wirklich interessiert, die davon betroffen sind. Ich kenne einige bequem etwa im ÖD abgesicherte Personen, die sich im vergangenen Jahr noch darüber echauffierten, etwa ihren Impfstatus angeben zu müssen. Oder wegen anderen Dingen, weil das ja alles so gravierend in die Privatsphäre eingreife. Da dachte ich immer schon laut, ob die eigentlich irgendeine Ahnung haben, was HartzIV so bedeutet. Aber das sind ja die anderen, damit hat man nichts zu tun und kann schön wegsehen. Obwohl selbst solche Leute mehr und mehr mitbekommen, dass das Umfeld bröckelt und die Sicherheiten, an die man sich lange gewöhnt hatte, für viele eben nicht mehr gelten.
Titel: Re: über das "System Hartz IV"
Beitrag von: Tiefrot am 00:25:52 Di. 21.September 2021
Augustiner schrob:
ZitatWenn allein die Sanktionsregeln entschärft würden, wäre es schon ein Fortschritt.

Verstehe ich da was falsch, oder bist du wirklich so anspruchslos geworden ?
Ein Minimum kann und darf nicht gekürzt werden. Daher: Weg mit Sanktionen aller Art !
Erschwerend kommt hinzu, das die Sanktionen deshalb vorhanden sind, um dich
gefügig zu machen, dich davon abzuhalten nach auskömmlichem Lohn und
Arbeitsbedingungen zu fragen. Und damit wird auch das Prinzip "Hauptsache Arbeit" zementiert.

So sind die Leute zur Handelsware degradiert worden. Und das geht gar nicht.
Titel: Re: über das "System Hartz IV"
Beitrag von: BGS am 06:33:47 Di. 21.September 2021
Das "System Hartz IV" bringt auch Langzeitschäden mit, zumindest f. mich. Bin zwar nun viele Jahre nicht mehr davon betroffen (durch Emigration auf Schulden, nunmehr abbezahlt), doch tut es mir in täglich der Seele weh, zu sehen, wie dreist, existenzbedrohend  und verleumderisch in D. mit den Menschen unter HIV verfahren wurde und wird.

Auch misstraue ich seit den damaligen Begleitungen Betroffener jeglicher "amtlichen" Forderung sehr - egal von welcher "Behörde" und den Politikern / "Entscheidern" sowieso. Dies lässt keinen richtigen inneren Frieden mehr zu etc.

Muss zur Schicht in den kalten Hafen, doch wenigstens brauche ich hier vergleichsweise wenig, wenn auch recht hart, zu malochen und kann so manchem Kollegen seine Illusionen begründet nehmen, was z. B. das gelobte Land betrifft + ab und zu mal motivieren zu Widerstand.

MfG

BGS
Titel: Re: über das "System Hartz IV"
Beitrag von: Kuddel am 10:09:36 Di. 21.September 2021
Danke BGS für diese treffende Schilderung.
Hartz IV ist nicht nur ein Druckmittel des Staates, um im Auftrag der Wirtschaft Menschen in die Ausbeutungsmaschinerie zu zwingen. Es erzeugt eben nicht nur Druck, sondern es erniedrigt, demütigt und verletzt. Viele, die sich längere Zeit in der Hartz IV Mühle befinden, werden davon krank. Hartz IV produziert beschädigte und gebrochene Menschen.

Das von der rot-grünen Bundesregierung geschaffene "System Hartz IV" ist zutiefst menschenverachtend und muß weg!
Titel: Re: über das "System Hartz IV"
Beitrag von: Onkel Tom am 14:15:58 Di. 21.September 2021
d,accord

Harz 4 zerstört den lohnerwerbsahängigen Menschen und bedient sich mittlerweile dem
Handlangertum von Maßnamenträger, die obendrein ihre Opfer richtung "Hauptsache Arbeit",
egal wie niedrig das Lohnangebot ausschaut umerziehen wollen.

Hüstel.. Fachkräftemangel ? Nö, entweder durch JC MUTWILLIG dequallifiziert oder die jüngeren
sehen ein, "Ausbildung kannst Du in die Tonne treten, da später in D nicht gewürdigt wird
oder nur Chancen im Ausland offen lässt.." Das EGO der Arbeiterklasse in D geht fast leer aus.

Ich habe vollstes Verständnis, das nachwachsende Generationen "kein Bock haben". Wofür auch ?

Betroffene sollten oder m.E. müssen sich auf der Straße Gehör verschaffen. Hoffnungen allein in
Parteien / Politik zu setzen, reicht nicht.

::)
Titel: Re: über das "System Hartz IV"
Beitrag von: Kuddel am 14:46:34 Di. 21.September 2021
Ich bin dafür, nicht nur heurmzujammern. Die beste Medizin gegen krankmachende Verhältnisse ist immernoch Widerstand, am besten gemeinsamer Widerstand.

ZitatUnseren Protest zur Arbeitsagentur tragen!
Kundgebung gegen Hartz IV & Agenda 2010


Organisiert durch die Konterbande-MD, AntifaJugend, die FAU Magdeburg und andere Menschen, fand (...) eine Kundgebung vor der Arbeitsagentur in Magdeburg statt. Der Protest stand unter dem Motto "Nicht sparen bei den Armen, sondern streichen bei den Reichen! Kapitalismus funktioniert nur solange wir mitmachen."
https://www.fau.org/vor-ort/magdeburg/art_040922-215328

ZitatJobcenter: Tacheles e.V. redet auch ,,Tacheles" – und ruft zu Protest auf

(...) Am morgigen Freitag, 10.09.2021 ab 10:00 Uhr soll daher nun vor der Jobcenter Zentrale, Geschäftsstelle 5 in Barmen (Bachstr. 2) protestiert werden, um ,,dem Jobcenter Wuppertal deutlich machen, um was es uns geht."
https://wuppertal-total.de/stadtleben/jobcenter-tacheles-e-v-redet-auch-tacheles-und-ruft-zu-protest-auf/

Mir ist es wichtig, daran zu erinnern, daß man auch in einen Betrieb gehen kann, nicht in erster Linie, um Geld zu verdienen, sondern um dort für Unruhe zu sorgen, um einen Kampf zu führen, der vielleicht wichtiger ist, als der auf der Straße und der im Parlament.

Titel: Re: über das "System Hartz IV"
Beitrag von: Augustiner am 00:18:57 Mi. 22.September 2021
Zitat von: Tiefrot am 00:25:52 Di. 21.September 2021
Verstehe ich da was falsch, oder bist du wirklich so anspruchslos geworden ?
Ein Minimum kann und darf nicht gekürzt werden. Daher: Weg mit Sanktionen aller Art !
Erschwerend kommt hinzu, das die Sanktionen deshalb vorhanden sind, um dich
gefügig zu machen, dich davon abzuhalten nach auskömmlichem Lohn und
Arbeitsbedingungen zu fragen. Und damit wird auch das Prinzip "Hauptsache Arbeit" zementiert.

So sind die Leute zur Handelsware degradiert worden. Und das geht gar nicht.

Schon klar, ich stimme dem in allen Punkten vollkommen zu... HartzIV wurde ja vor allem auch deshalb "erfunden", um der deutschen Niedriglohn- und Zeitarbeitsindustrie (die es vor den "Reformen" in der Art gar nicht gegeben hat) stetig die "willigen" Arbeitskräfte zuzuführen und unter den Arbeitnehmern Ängste zu schüren, um berechtigte Forderungen nach höheren Löhnen, besseren Arbeitsbedingungen etc. niedrig zu halten.

De facto ist es aber momentan und wohl noch auf absehbare Zeit leider Realität. Nur deshalb empfände ich es schon als Erleichterung, wenigstens die Sanktionsmaßnahmen zu entschärfen. Und schon das würde wahrscheinlich eine Kampagne der Springer-Presse und der INSM nach der anderen bedeutet. An sich bin ich selbstverständlich auch der Ansicht, dass unter das Existenzminimum überhaupt nichts sanktioniert werden dürfte. Aber man muss ja immer im Blick haben, dass zum Beispiel die Vereine im neoliberal-konservativen Lager diesbezüglich noch ganz andere Vorstellungen haben. Unter denen würde sich das HartzIV-Regime sogar noch weiter verschärfen und "Ideen" dieser Art wurden ja auch immer wieder kolportiert.
Titel: Re: über das "System Hartz IV"
Beitrag von: Onkel Tom am 11:13:15 Mi. 22.September 2021
Nun hatte ja das Bundesverfassungsgericht beschieden, das maximal 30% des Regelsatz
gekürzt werden darf. Es stellt in der Tat schon eine Entschärfung dar, jedoch liegen Ideen
in den BA-Schubladen, die den "Vollsanktionsverbot" entgegen treten.

Bekommt ALG-2-Bezieher_in z.B. 30% Sanktion, weil die schon in der EGV festgehaltene
Maßnahme nicht angetreten wird, steht dem SB frei, die Sanktion statt 3 Monate zu
verhängen, diese auf ein Zeitraum von 1 Monat zu verkürzen, wenn Betroffene_r sich
nun den Interessen des JC-SB beugt..

Was ist das denn ? Wie Harrald Thomee auf seiner Infoveranstaltung schon andeutete, lautet
das Motto Sanktionierte können durch Kuschen die Sanktion abmildern. Wie bereits bei vielen
Erwerbslosen bekannt ist, gleichen EGV-Verhandlungen einem Pokerspiel für Elos, die sich im
Bezug SGB-Gedöns (besser) schlau gemacht haben..

Inzwichen hat es sich auch herumgesprochen, das das ALG-2 komplett eingestellt wird, wenn
sich Elo nach der 2ten Aufforderung zum Termin etc. nicht meldet. JC geht dann einfach davon
aus "Lebt der Anspruchsberechtigte noch ?" und stellt das ALG-2 mittels "Fehlender Mitwirkung"
ein, bis sich Elo beim JC meldet.

Die Option Selbstwertgefühle und Mitbestimmung von Elos brechen zu wollen, wird wohl
zunehmen, sofern Widerständler_innen auf die 30% weniger ALG-2 nicht verzichten können.

Naja, Mitte Oktober werden die Parteien die Katze aus dem Sack lassen, ob nun auf Sanktionen
verzichtet wird, was ich jedoch nicht glaube.

Die BA müsste z.B. ihr Vergabeverfahren im Bezug Maßnahmen völlig umkrempeln, was auch
eine Abspeckung der Erwerbslosenindustrie nach sich ziehen würde..

Auf reiner Freiwilligkeit werden sich ALG-Bezieher_innen wohl nicht auf "Aktivierungsmaßnahmen",
die 3..9 Monate andauern einlassen, die in erster Linie so konzipiert sind, Elos weich zu kochen,
jeden schlecht bezahlten Job an zu nehmen.

Ich spekkuliere mal darauf, das "aus erzieherischen Gründen" nicht auf Sanktionsmöglichkeiten
verzichtet wird und die "Kreativität der Jobcentren" noch seltsame Blüten treiben wird,
Einsparungen an passiven Leistungen wieder ausgleichen zu wollen..

Jo, erst über Jahre Erwerbslose fertig machen und nun verspricht sich BA und ihre Maßnahmenträger
an den Erwerbslosen pädagogisch und plüschologisch rum docktern zu können / wollen.

"Wir wollen Ihnen doch nur helfen.." und im Hinterkopf  "warte mal ab..Dich kriege ich auch noch.."

Es gibt also kein Grund, sich auf die Sanktionsbegrenzung zu entspannen..
Der Übergriff findet dann via Hirnklemptnerei statt.  :Q
Titel: Re: über das "System Hartz IV"
Beitrag von: Tiefrot am 19:39:34 Mi. 22.September 2021
@Onkel Tom, du liegst komplett richtig.
Konnte genau dieses in meinem Umkreis beobachten.  >:(
Titel: Re: über das "System Hartz IV"
Beitrag von: tleary am 02:06:55 Di. 19.Oktober 2021
Zitat von: Augustiner am 00:18:57 Mi. 22.September 2021
An sich bin ich selbstverständlich auch der Ansicht, dass unter das Existenzminimum überhaupt nichts sanktioniert werden dürfte.
Man sollte da wohl noch einen Schritt weiter gehen, und statt des ohnehin schon durch das Weglassen eines definierten Warenkorbs (Hartz-IV-Satz beträgt nur soundsoviel Prozent des Einkommens der untersten 20 % der Bevölkerung) zu niedrig angesetzten Existenzminimums gleich ein soziokulturelles Grundeinkommen fordern, das auch jemandem, der sich nicht unter das Ausbeutungsdiktat des Kapitals mehr stellen kann (oder will), ein menschenwürdiges Leben ermöglicht. Und das wäre dann ein Betrag (ohne Miete, aber mit Heizkosten), der sich im Bereich von wohl um die 1.000 € (statt der aktuell gezahlten 445) bewegen müsste.

Aber so wie es sich jetzt darstellt, wurde durch das Wahlergebnis ohnehin der Bock zum Gärtner gemacht. Denn die Hoffnung, daß von genau jenen beiden Parteien (SPD+Grüne), die damals Hartz-IV nach unten durchgesetzt haben, abgeschafft wird, war ja mehr als illusorisch. Die Ausrede, daß die FDP auf die Beibehaltung von Hartz-IV bestanden hat, kommt da natürlich mehr als gelegen.

In deren tiefsten Innern wissen nämlich sowohl Grüne als auch SPD, daß dieser ausbeuterische Kapitalismus niemals zu solcher Blüte käme, würde man nicht mit der Peitsche Hartz-IV drohen können, das den sozialen Absturz eines jeden Arbeiternehmers bereithält, wenn dieser sich nicht dem Lohn- und Arbeitsbedingungsdiktat eines Kapitalisten unterwirft.
Titel: Re: über das "System Hartz IV"
Beitrag von: Kuddel am 09:56:20 Di. 19.Oktober 2021
Zitat von: tleary am 02:06:55 Di. 19.Oktober 2021
...ein menschenwürdiges Leben ... im Bereich von wohl um die 1.000 € (statt der aktuell gezahlten 445)

Endlich ein vernünftiger Gedanke zu diesem Thema.
Titel: Re: über das "System Hartz IV"
Beitrag von: Bowie am 15:13:24 Di. 19.Oktober 2021
(https://abload.de/img/jvj2l.jpg) (https://abload.de/image.php?img=jvj2l.jpg)
Titel: Re: über das "System Hartz IV"
Beitrag von: BGS am 21:18:48 Di. 19.Oktober 2021
Ein menschenwürdiges Leben ohne entwürdigenden, unterbezahlten (Teilzeit-)Job in Deutschland?

Wann hat es sowas schon gegeben seit gezielter Abschaffung der ohnehin miesen "Arbeitslosenhilfe"?

MfG

BGS
Titel: Re: über das "System Hartz IV"
Beitrag von: Kuddel am 15:03:28 Fr. 22.Oktober 2021
Inge Hannemann auf twitter:

ZitatEin großer Unterschied zwischen HartzIV und zur damaligen Arbeitslosenhilfe (vor Agenda 2010) war der Eingriff in die Privatsphäre. Den gab es nicht. Kein Eingriff in die Lebensgemeinschaften, ob man umziehen möchte, sich beruflich umorientieren möchte. Kein Blick in den Wäscheschrank, keine Bevormundung in die Lebensplanung der Kinder, keine Pflicht zur Dequalifizierung der eigenen Ausbildung o. Studium, kein grundsätzliches Misstrauen gg. Erwerbslosigkeit. Ja, es gab Sperren.Aber nach ausführlicher Abwägung. Ihr erinnert euch?

Bei HartzIV geht es um mehr als um 3€. Es geht auch darum die Würde des Einzelnen wieder herzustellen u. deren Rechte wieder zurückzugeben. Auch, wenn es lange her ist. Es war nicht alles rosa damals, aber es war würdiger. Auch ich war mal arbeitslos, aber nicht würdelos.

Nun kann man sagen: Die Würde bin ich selbst. Ja. Wenn man die Kraft dafür hat. Wenn man nicht in Vollzeit mit dem Jobcenter beschäftigt ist. Klingt pathetisch. Das sind aber Erfahrungswerte aus sehr vielen Begleitungen und aus der Arbeit JC heraus.
Titel: Re: über das "System Hartz IV"
Beitrag von: Onkel Tom am 10:19:42 Sa. 23.Oktober 2021
Dazu folgende Frage..

Gehört Selbstwertgefühle und Mitbestimmung (Selbstbestimmung) auch zur Würde des Menschen ?
Wenn ja, warum ist das H4-System immer noch aktiv ?

Durch dem Wandel zum 01.01.2005 bekamen viele Sachbearbeiter_innen soo viel Macht über andere
Menschen in die Hand.. Gut 10% konnten damit nicht "vernünftig" umgehen, schlimmer noch wurden
sie zu echten Monster, aus Erfolgsgeilheit heraus ihre ALG-Leistungsberechtigten um ihre Ansprüche
zu prellen.

Für sie galt nur "Sparen an Sozialausgaben um jeden Preis" und waren sowas von kreativ, Erwerbslosen
ans Bein zu pissen.. Dies legte sich vorübergehend ein wenig, wie ein JC selbst auf dem Visier der
Staatsanwaltschaft stand und in den Funkfluren der Hamburger JCs ertönte "Eine Kollegin hat nun
eine Strafanzeige wegen Nötigung am Hintern."

Heute ist die Rechtslage zu ungunsten von Leistungsempfänger_innen fast ausentwickelt.
Viele Schreibtischtricks und EGV-Hinterlistigkeiten begleiten den Weg des Erwerbslosen.

Resignation oder "Da kann man sowiso nichts gegen machen" ist ein Weg des Erwerbslosen in den
finanziellen Abgrund und wer sich daran gewöhnt hat, kann 100x darüber beten und hoffen, das alles
besser wird..

Es tut sich also nichts und Mensch kommt auch nicht drumherum, den eigenen Popo zu erheben,
sich zu wehren und gegen dieses H4-Systen an zu stinken.

Schließlich ist ja nur das möglich, was von Opfern zugelassen wird.

Kinder machen z.B. bei den FfF-Demos Mut vor. Warum können Erwerbslose das nicht ?  ::)
Titel: Re: über das "System Hartz IV"
Beitrag von: Tiefrot am 19:47:07 Sa. 23.Oktober 2021
Onkel Tom fragte:
ZitatKinder machen z.B. bei den FfF-Demos Mut vor. Warum können Erwerbslose das nicht ?

Dazu kann ich nur eine Vermutung äußern.
Die meisten Zeitgenossen beziehen ihr Selbstwertgefühl daraus,
ein Rädchen in der Maschinerie zu sein. Das die heutige Maschinerie
aber mit immer weniger Rädchen auskommt, will denen nicht in den Kopf.

Und wenn denen dann auch noch eingeprügelt wird, als Elo wären sie
nur noch unnütze Esser, ducken sie sich lieber, weils Ärger ersparen kann.

Ist wie so eine Zwickmühle, du kommst da kaum raus.  >:(

[Edith hat noch was an OT gekillt...]
Titel: Re: über das "System Hartz IV"
Beitrag von: Kuddel am 09:17:16 So. 24.Oktober 2021
Das Selbstwertgefühl ist unbedingt Teil der menschlichen Würde.
Man kann es den Menschen nehmen, indem man ihnen ihre Entscheidungsmöglichkeiten, Mitbestimmung (Selbstbestimmung) und jegliche Freiräume einschränkt oder nimmt.

Inge Hannemann hat sehr gut beschrieben, wie das System Hartz IV genau das macht:
Zitat...der Eingriff in die Privatsphäre. Den gab es nicht. Kein Eingriff in die Lebensgemeinschaften, ob man umziehen möchte, sich beruflich umorientieren möchte. Kein Blick in den Wäscheschrank, keine Bevormundung in die Lebensplanung der Kinder, keine Pflicht zur Dequalifizierung der eigenen Ausbildung o. Studium, kein grundsätzliches Misstrauen gg. Erwerbslosigkeit. Ja, es gab Sperren. Aber nach ausführlicher Abwägung. Ihr erinnert euch?

Das System Hartz IV hinterläßt zahllose gebrochene, kaputte Menschen.
Ein Mensch ohne Würde führt kein Leben, er stoffwechselt nur.

So wie es im Moment aussieht, will die Ampelkoalition nur den Namen in Bürgergeld ändern, das Prinzip der entwürdigenden Behandlung Erwerbsloser bleibt.

Die Erwerbslosen befinden sich in einer Situation, in der ihnen Mut und Kraft fehlen, sich zu organisieren, um sich gemeinsam zu wehren. Sie sind in einer so schwachen Position, daß sie auch nur wenig ausrichten können. Deshalb ist es notwendig, den Umgang mit Erwerbslosen zu einem Thema zu machen, das nicht nur Erwerbslose etwas angeht.

Hartz IV war auch ein Angriff auf die Arbeitsbeingungen. Ohne Hartz IV hätte der Niedriglohnsektor nicht ausgeweitet werden können.
Titel: Re: über das "System Hartz IV"
Beitrag von: tleary am 04:59:59 Mo. 01.November 2021
Zitat von: Kuddel am 09:17:16 So. 24.Oktober 2021
Die Erwerbslosen befinden sich in einer Situation, in der ihnen Mut und Kraft fehlen, sich zu organisieren, um sich gemeinsam zu wehren. Sie sind in einer so schwachen Position, daß sie auch nur wenig ausrichten können. Deshalb ist es notwendig, den Umgang mit Erwerbslosen zu einem Thema zu machen, das nicht nur Erwerbslose etwas angeht.
Das ist sicher richtig. Aber wenn es um "Organisation von ELO's" geht, fehlt etwas grundsätzliches bei denen: Nämlich der Kontakt! Daß keiner vom anderen weiß, ist ein Riesenvorteil für die Gegenseite. Denn das wäre die Grundvoraussetzung für Austausch und evtuelle Aktionen.

Arbeitnehmer kommen jeden Tag an ihrem Arbeitsplatz mit ihresgeichen gezwungenermaßen zusammen. Arbeitslose hingegen werden einzeln in die Jobcenter geladen - dort "bearbeitet" - und gehen anschließend alleine wieder raus. Der Kontakt zu ihresgleichen fehlt da einfach.
Titel: Re: über das "System Hartz IV"
Beitrag von: Frauenpower am 10:12:56 Mo. 01.November 2021
Ein Anfang waere gemacht, wenn Beratungsstellen bzw helfende Anlaufstellen sich vernetzen wuerden und voneinander wuessten auch zwecks Austauschs und Oeffentlichkeitsarbeit.

Anlaufstelle in (BaWue) Freiburg:
https://www.friga-freiburg.de
Titel: Re: über das "System Hartz IV"
Beitrag von: counselor am 10:21:27 Mo. 01.November 2021
Der Kontakt könnte aber auch über gezielte Teilnahme an Maßnahmen (Bewerbertrainings etc) hergestellt werden. Dort kommen ELOs gezwungenermaßen zusammen.
Titel: Re: über das "System Hartz IV"
Beitrag von: Onkel Tom am 16:51:46 Di. 02.November 2021
Zitat von: Kuddel am 09:17:16 So. 24.Oktober 2021
Das Selbstwertgefühl ist unbedingt Teil der menschlichen Würde.
Man kann es den Menschen nehmen, indem man ihnen ihre Entscheidungsmöglichkeiten, Mitbestimmung (Selbstbestimmung) und jegliche Freiräume einschränkt oder nimmt.
...

Das System Hartz IV hinterläßt zahllose gebrochene, kaputte Menschen.
Ein Mensch ohne Würde führt kein Leben, er stoffwechselt nur.

So wie es im Moment aussieht, will die Ampelkoalition nur den Namen in Bürgergeld ändern, das Prinzip der entwürdigenden Behandlung Erwerbsloser bleibt.
...

Sorry, war wohl von der Ampel nichts anderes zu erwarten, das anbei nur die Makulatur
erneuert wird.
Wie will BA auch an seinen "dritten beauftragten" klarstellen, das Masnahmenverläufe
nicht mehr mit den Tool "Anreize" in Schwung gehalten werden dürfen ?

Und der Sanktionsspiegel bis maximal 30% reicht 100% aus, was z.B. "Abbruch einer
Masnahme ohne wichtigem Grund" vor dem Urteil des Bundesverfassungsgericht auch
mit 30% Sanktion beglückt wurde.

Ich sehe da leider keinerlei Eindämmungen der Masnahmenträger zum Thema
Umgang mit Teilnehmer_innen.. Wird alles beim alten bleiben  :P

Zitat
...
Die Erwerbslosen befinden sich in einer Situation, in der ihnen Mut und Kraft fehlen,
sich zu organisieren, um sich gemeinsam zu wehren.
...

Das JC-Tamtam raubt kontinuierlich Mut und Kraft, jedoch nicht die Neugierde..
Ich glaube, das man da andocken kann, um diesen Teufelskreislauf zu unterbrechen.

Hüstel.. Der Schwanz der Katze muss aus ihrem Maul gerissen werden, damit sie sich
nicht mehr im Kreise dreht.  ;)

Zitat
...
Sie sind in einer so schwachen Position, daß sie auch nur wenig ausrichten können.
...

Solange sie wie vom JC gewollt vereinzelt vor sich her kämpfen müssen ja.
Das legt sich jedoch relativ schnell, wenn sich eine Hand voll Elos regelmäßig
treffen..Frage anbei ist ja immer, wer macht den Anfang im Bezug organisieren ?

Zitat
...
Deshalb ist es notwendig, den Umgang mit Erwerbslosen zu einem Thema zu machen, das nicht nur Erwerbslose etwas angeht.
...

Mit Erwerbslosen sollte man genau so um gehen, wie mit allen anderen auch..

Hin und wieder bedarf jeder Mensch einen selbst gefundenen Assistenten, doch
die sind rar, da Projekte vorübergehend auch mal in Full-Time-Ehrentätigkeit
ausarten (können) .

Gruppen-Selbstläufer wird es dann, wenn Mitglieder_innen anhand der Gruppe
mentale und strategische Vorteile genießt und gegen H4-Terror bremst / gewinnt.
Dann kommen erst Mut und dann Kraft wieder zurück..

Schaade, wenn es in der Position dann nicht weiter gehen kann / will, politisch
aktiv zu werden.. Ich ließ den Spatz in der Hand dann auch weiter fliegen, weil
sich die Taube auf dem Dach schon unbemerkt verpisst hatte  ::)

SGB-K(r)ampf alleine reicht mir nicht..
Titel: Re: über das "System Hartz IV"
Beitrag von: Draisine am 18:02:25 Di. 02.November 2021
Zitat von: Onkel Tom am 16:51:46 Di. 02.November 2021

Ich sehe da leider keinerlei Eindämmungen der Masnahmenträger zum Thema
Umgang mit Teilnehmer_innen.. Wird alles beim alten bleiben  :P


Ganz im Gegenteil. Die Maßnahmen der Maßnahmenindustrie sind seit ca. 2 Jahren auf Übergriffigkeit hin getunt worden. Um das Potenzial zu testen, inwieweit sich das als machbar und effizient herausstellt, um mehr tatsächlich  mehr Informationen gegen den Teilnehmer zu ermitteln oder bei ihm versteckte oder angeblich verschüttete Hemmnisse zu lokalisieren. Und /oder das schon dadurch zu gwährleisten, um dem ahnungslosen Elo mal eben mit der Zuweisung zu einer Maßnahme gleich mal die meist grenzdebile Zielgruppendefinition dessen, die vorab nur aus Vermutungen der SB besteht, überzustülpen.

Der dazu meist schön frisierte Flyer verschleiert das gewollt. Aktuell sind die Jobcenter und das REZ der BA  in der Coronazeit enorm kreativ gewesen, was die "Erfindung" und Benennung neuer angeblicher Hemmnisse betrifft, natürlich vornehmlich aus eigener Sicht und zu derem eigenen Vorteil, um mehr Maßnahmeketten und damit unterbrechungsfreie Kennzahlen für LZA zu generieren. So mein entsetzter Eindruck, nach dem Studium der neuen Ausschreibungen für Maßnahmen in 2022 bzw. anhand deren neuen Ausschreibungen. 

Zitat von: Onkel Tom am 16:51:46 Di. 02.November 2021
Die Erwerbslosen befinden sich in einer Situation, in der ihnen Mut und Kraft fehlen,
sich zu organisieren, um sich gemeinsam zu wehren.
...

Vor allem fehlt denen das Wissen, wie das System funktioniert und der Überblick, inwiefern da jeder schon bislang tatsächlich hinters Licht geführt wurde, was Versprechungen oder Bedarfe nach Maßnahmen betrifft.

Dazu kommt, das jedes JC seine eigene Geschäftspolitik hat. Und damit eine eigene Art Kennzahlen im Sinne der GF zu tunen und den Elo dafür gefügig zu halten und parmanent neu an deren Gängelband weiterhin justieren zu wollen.

Brot und Spiele. Um das arbeitende Volk zu belustigen und gleichzeitig zu ermahnen Und dafür braucht es neue Spiele -äh Maßnahmen. Und die  sind leider 2022 enorm   
übergriffiger konzipiert worden.

Mit gesteigerter selbstherrlicher Attitüde.

Umso mehr Elos Widerstand zeigen, was man in den Beschreibungen durchaus erkennen kann, umso ärger mäkeln nun die JC, in den Ausschreibungen, -es fehle dem Teilnehmer an Mitwirkungsbereitschaft, welche in dessen Persönlichkeit begründet sei.

Da sind dann noch neuerdings die Litaneien, gegenüber den Trägern, wie angeblich unterentwickelt und nicht befähigt zur mittelfristigen Arbeitsaufnahme der Elo wäre. Das ist relativ neu. Und zeigt die zunehmende Frustation einzelner JC. Aber ohne jede Einsicht oder Befähigung zur Selbstkritik oder irgendein Bestreben, die Maßnahmen zu entschärfen.

Zitat von: Onkel Tom am 16:51:46 Di. 02.November 2021
Das JC-Tamtam raubt kontinuierlich Mut und Kraft, jedoch nicht die Neugierde..
Ich glaube, das man da andocken könnte um diesen Teufelskreislauf zu unterbrechen.

Solange Betroffene nicht einmal das aktuelle Arbeitsmarktprogramm Ihres JC kennen und sich zu einer EGV nicht vorab zu deren Weisungen informieren, da sehe ich eher nicht, dass die JC aktuell viel zu befürchten hätten.

Wobei die Jobcenter aktuell tatsächlich nur Papiertiger sind, wenn ich mir den Bedarf nach Schulungen über systemischer Eingliederung und den Schulungen für SB anschaue, wo der Elo an der EGV angeblich mitwirken soll. Die sind in 2021 ausgebucht!!, laut meiner Recherche.

Kein Wunder also, wenn SB mal eben  und immer noch EGVen nach Gutherrenart fabrizieren, die alle nur auf angeblich "Unmotivierte" nach Schema F zugeschnitten sind. EGV für Juristen  -von Juristen. Der VDK Rheinland Pfalz hatte zur Eingliederungsvereinbarung schon 2017 dazu eine interessante Broschüre:


Thema des Monats Eingliederungsvereinbarung, siehe hier.. (https://www.vdk.de/rheinland-pfalz/downloadmime/3736/Eingliederungsvereinbarung.pdf) (PDF-Datei)

Und was 2017 schon da so eingeschätzt wurde, das gilt aktuell immer noch. Es gibt tatsächlich wenig bis gar keine Verhandlungsbasis auf Augenhöhe mit dem SB, was die Inhalte der EGVen angeht. BSG Urteile bis 2016, die eine Änderung anmahnten, die interessieren die JC  bis heute wenig. Denn das Einlassen darauf könnte ja deren Kennzahlen Wettbewerb negativ beeinflussen. Und nachhaltige Eingliederung ist keine Kennzahl im Sinne der Jobcenter. Zudem werden ALG I Empfänger da bewusst bevorzugt, was die nachhaltige oder Eingliederung in den 1. Arbeitsmarkt überhaupt betrifft. Das ist kann jeder über die Seiten der IHK zum jeweiligen Arbeitsmarkt Seiner Stadt online einsehen jeden Monat bestätigt bekommen.

Ein wichtiger Tipp/Hinweis. Eine EGV ist mithin als mögliche Grundlage für eine ganzheitliche Maßnahme für den Elo als Grundlage zur Zustimmung der Ganzheitlichkeit  ungeeignet.

Denn zwar braucht das JC oder der Träger eine separate Zustimmung zum ganzheitlichen Modul. Dem Elo muss jedoch die Möglichkeit des Widerrufs dessen eingeräumt werden. Wenn ein Elo das trotzdem mittels EGV tun soll, dann hat er diese Möglichkeit nicht. Denn die EGV sieht das nicht vor.

Eine EGV kann weder in Teilen noch ganz widerrufen werden. Und die JC wissen das ganz genau. Und versuchen  das auch schamlos auszunutzen. Ansonsten kann das Modul der Ganzheitlichkeit verweigert werden. Das wissen die JC auch. Denn die private Selbstbestimmung aufzugeben oder /und oder aus dem privaten Nähkastchen zu plaudern- dazu kann niemand gezwungen werden. Es ist zudem zu 99 Prozent nicht integrationsrelevant.
Titel: Re: über das "System Hartz IV"
Beitrag von: tleary am 03:20:38 Sa. 20.November 2021
Zitat von: Onkel Tom am 16:51:46 Di. 02.November 2021
Solange sie wie vom JC gewollt vereinzelt vor sich her kämpfen müssen ja.
Das legt sich jedoch relativ schnell, wenn sich eine Hand voll Elos regelmäßig
treffen..Frage anbei ist ja immer, wer macht den Anfang im Bezug organisieren ?
Wie oben bereits von mir erwähnt, leben Arbeitslose eben vereinzelt. Und versuchen in der Öffentlichkeit und auch im Bekanntenkreis möglichst unentdeckt zu bleiben.

Das Geld eines Hartz-IV-Beziehers ist absichtlich so knapp bemessen, daß derjenige sich überlegen muß, ob er das Haus noch verlassen kann - oder doch besser weiter vor Glotze oder PC zuhause Platz nimmt. Denn allein schon das kostet Geld (Fahrticket). An einen in früherer Zeit zumindest ab und zu möglichen Ausflug in eine Kneipe oder Restaurant, um sich mit vielleicht verbliebenen Freunden von früher zu treffen, ist mittlerweile gar nicht mehr zu denken.

Treffpunkte für Arbeitslose gibt's seit langem überhaupt keine mehr. Früher, als ich jung war, konnte man in Zeitungen oder auf Plakaten oft zu Einladungen von Arbeitslosentreffs in der nächstgrößeren Kleinstadt lesen ... alles Geschichte. Spätestens seit Hartz-IV ist das alles verschwunden.

Als große Existenzbedrohung in den kommenden Jahren sehe ich die nun mittlerweile galoppierende Inflation, dem in keinster Weise mit Anhebungen des Hartz-IV-Satzes entsprochen wird. Da wird's künftig noch viele geben, die in die Verschuldung getrieben und in dunklen Wohnungen hausen müssen. Der restliche Geldmangel wird dann ja mehr oder weniger durch "Hunger" ausgeglichen werden.
Titel: Re: über das "System Hartz IV"
Beitrag von: Onkel Tom am 14:05:53 Sa. 20.November 2021
An den Hindernissen, magst Du etwas Recht haben, ist jedoch kein Grund, den Versuch
zu unterlassen, eine Hand voll Erwerbslose zusammen zu bekommen, sprich sich zu
organisieren, einen Treffpunkt an die Sonne zu bekommen u.s.w.

Dein Beitrag klingt nach Entschuldigungssuche dafür, mit dem Popo zu hause zu bleiben
und alles im Bezug H4 hin zu nehmen und nach außen die Klappe zu halten..

Ja, es gab eine Zeit, wo Medien jede Chance ergriff, ALG-2-Bezieher_innen öffentlich zu
diffamieren.. Hast Du dich mal gefragt, warum diese Hetze gegen Erwerbslose abgenommen
haben ?

Meines Erachten hat das abgenommen, weil es für die Allgemeinheit nicht mehr ganz so
glaubwürdig daher kommt, da ja bereits so viele Lohnerwerbsabhängige eigene negative
Erfahrungen gesammelt haben, das das gelache von Arno Dübel wie ein Märchienbuch rüber
kommt.. Es gibt also einige Dinge, die heute nicht mehr zur Diffamierung von Erwerbslosen
genutzt wird, da Beweise aus der Praxis eine ganz andere Sprache spricht und zur
Diffamierung des JC-Organismus umschlagen könnte..

Dank Corona hat sich die Vereinzelung von Erwerbslosen verschärft, wie man es anhand der
Neustrukturierung des Erwerbslosenforum (Elo-Forum.org), auch über Dinge aus zu tauschen,
die weniger mit der Systematik H4 zu tun hat (Of Topic-Bereiche).. erkennen/vermuten lässt.

Das mag der Regierung und H4-Profiteuren auch ganz recht zu sein, damit Elos im Web eine
Möglichkeit haben, ihren H4-Frust ab zu lassen. Ansonsten müssten ja tatsächliche Verursacher
des Problems dafür her halten oder ?

Doch dies ist subtil H4-Legitimationsförderung, da an völlig verkehrter Stelle "Abhilfe und
Beruhigungs-Pädagogik" abgefrufen werden kann.
Damit ist Elo erst recht in seinem Kämmerlein (freiwillig selbst) eingesperrt und das
Maulheldentum a la "Da muss man was gegen machen" und "Ich ziehe alles durch und lasse
mir nichts gefallen" kaum Gewicht hat..

Ganz knallhart bin ich von Elos auch etwas entäuscht, das sich nach meiner Einschätzung
nach, nur 1-3 % darunter befinden, die tatsächlich mehr wagen wollen, statt nur den
Papierkrieg mit ihrem Jobcenter als sportliche Angelegenheit bewältigen.

Damit kann der Erwerbslose keineswegs vom H4-Hamsterrad abspringen, sondern schafft
sich sogar ganz unbewusst ein Sperrgitter auf der offenen Seite des Hamsterrades.
Das SGB ist im Laufe der Zeit soweit geändert worden, das Willensbrechung der
Arbeiterklasse "was ganz normales und legitimiert sei" radikalaktzeptiert wird.

Neue Gedanken, wie gegen H4 agiert werden kann, fruchten besser, wenn man den
SGB-Teller etwas aus Seite schiebt und einen Blick auf den Teller schaut, der mit
Alternativen und eigenen (Gruppe-)Möglichkeiten befüllt ist, sich nicht mehr von den
Schikanierbuden (JCs) mobben zu lassen.

Deine Gedanken, das es anhand von dies und das nicht funktionieren kann, bewerte
ich als vorgeschobene Gründe, es nicht zu versuchen, mit gleichgesinnten
zusammen zu kommen..

Die Probe wurde während der Coronazeit durch geakkert und jo, Treffpunkte noch
im Freien (Open Air) und über den persönlichen Austausch viel effektiver, den Kampf
des einzelnen Betroffenen mit unterstützen zu können, hat gefruchtet..

Ich habe mich auf Grund des verlosenem Anschluss zum Elo-Forum ( Ich bin ausgetreten,
nicht raus geflogen !!) und dem Desinteresse auch politisch zu agieren von der Gruppe
verabschiedet.. In der Beziehung bin ich aber trotzdem stolz darauf, den Geburtshelfer
einer Mini-Elo-Gruppe geleistet zu haben.

Ich glaube,  das die jetztigen Mitglieder_innen weiter an ihrer Gruppe fest halten, da
zumindest das gegenseitige Begleiten zum JC gewährleistet ist und zum JC-Nüsse knacken
ist es immer besser, wenn mehrere Gehirne ihre Ideen in dem Topf von möglichen
Problemlösungen zu werfen..

Es ist also ein Irrglaube, allein vor dem JC zu stehen. Dieser Zustand wird also vom
Elo selbst gewählt..

Es ist also nicht soo kompliziert, gleichgesinnte zusammen zu bekommen.. Bis es sich
lohnt, Räumlichkeit dafür zu organisieren, muss man halt kreativ sein..

Trotz allem an meiner Kritik ein schönes WE  ;)
Titel: Re: über das "System Hartz IV"
Beitrag von: Draisine am 16:29:48 Sa. 20.November 2021
Zitat von: Onkel Tom am 14:05:53 Sa. 20.November 2021
... zum JC-Nüsse knacken
ist es immer besser, wenn mehrere Gehirne ihre Ideen in dem Topf von möglichen
Problemlösungen zu werfen..

Es ist also ein Irrglaube, allein vor dem JC zu stehen. Dieser Zustand wird also vom
Elo selbst gewählt..

Nur wer seinen Feind kennt, der kann ihn effizient bekämpfen. Generell tickt jedes JC intern anders. Jedoch agieren sich alle weiter mehr oder minder mies am Erwerbslosen ab. Das sehe ich an den Inhalten der geplanten Maßnahmen, mit erweiterten Zielgruppen Kriterien für 2022, wo die meisten dann mit noch mehr dreistem Anspruch vermehrt  in "Maßnahmeketten" Endlosschleifen dessen geparkt werden sollen. Wobei die Klischees der angedichteten (angeblichen) Hemmnisse   einem zunehmend pervertiert gesteigerten Menschenbild der Erfinder dessen entspricht. Da kann ich auch überwiegend keine Integrationsrelevanz erkennen.

Da wird von den SB bei Maßnahmen  mit "frisierten" Flyern aufgehübscht und der Elo wird inzwischen gekonnt manipuliert da hinein manövriert. Die gedrillten  IFK Apparatschicks agieren sich sozusagen nunmehr präventiv am Elo aus oder heucheln dazu das Eingehen auf "Wünsche" des Erwerbslosen vor.

Das verminderte" Bashing" von Erwerbslosen ist, meiner Meinung nach, aktuell der Pandemie geschuldet, weil dadurch auch temporär andere Kundschaft Zugang in Hartz IV bekommen hat. Damit die Jobcenter trotzdem  -bar jeden Zweifels und der Aufdeckung des sonstigem gesteigertem "Verheizungsanspruch" der Erwerbslosen in ALG II zugunsten der in ALG I - weiter intern verdeckt funktionieren, da haben jetzt schlaue Köpfe eine eigene übergeordnete PR Maschinierie entworfen bzw. für die Öffentlichkeitsarbeit vorgesehen:

https://www.sgb2.info/SharedDocs/Downloads/DE/Themen/Veranstaltungen/ideenratgeber-die-marke-jobcenter.html

Das ist im Vergleich zum tatsächlichen Umgang mit dem Erwerbslosen und der gesteigerten systemischen Intention der SB -der blanke Hohn. Denn das verlinkte "Werk"  badet in Selbstherrlichkeit und Ausblendung der Wirklichkeit von übergriffigen Zumutungen, wie Erwerbslose die Jobcenter und deren Mitarbeiter mehrheitlich erleben. 

Die Probleme der Erwerbslosen, die daraus resultieren, und deren Bewältigung  sind wesentlich komplexer geworden. Und ohne das Wissen darum, da ist die Gegenwehr nicht mehr so erfolgreich, weil die Schublade des ALG II fest bei den SG und in der Öffentlichkeit erweitert verankert wurde und weiter wird.

Die Vereinnahmung wird aktuell subtiler  -aber nicht weniger. Bedarf es da zur Abwehr dessen unbedingt irgendwelcher Stammtische oder realer Treffen? Zumal das Ende der Pandemie aktuell noch nicht in Sicht ist.

Ich spiele für mich die Trumpfkarte der Konfrontation der SB mit diesem Gegensatz aus und dem Wissen darüber. Das überforderte bisher jede IFK. Aber nicht jeder Elo hat Talent und Mut dazu, für eine offensive Gegenwehr

Jeder Elo kann sich das Wissen aneignen und entsprechend in seinem Jobcenter anwenden und umsetzen. Wollen oder können aber die meisten Elo leider nicht. Mit der aktiven Gegenwehr sind die meisten überfordert oder bevorzugen eher immer noch den Weg des geringsten Widerstands oder zweckdienlichen Kadavergehorsams.

Mit solchem Klientel ist ein effizienter Widerstand kaum möglich. Wissen ist Macht.
Das ist aber vielen Elo leider egal. Denn sonst würden nicht noch so viele Elo so viel
nicht integrationsrelevante  Sachlagen aus der Privatheit beim SB ausplaudern, aus denen die SB dann weiter Ideen für neue Maßnahmen notieren. Insofern ist das auch und weiterhin von zu vielen Elo selbstverschuldet. Denen dann aber auch kaum bewusst. wie auch sonst wenig. Wovon Jobcenter immens profitieren.

Neueste Übergriffigkeit ist die, das die Wohnung des Elo -in diversen Maßnahmebeschreibungen mit ganzheitlichem Inhalt -nur noch als aufzusuchende "Räumlichkeit" des Teilnehmers für den Träger tituliert wird. Sozusagen den Räumlichkeiten des Trägers angegliedert wird, insbesondere,wo eine hybride Durchführung ermöglicht werden soll. Und der potentielle Teilnehmer davon gar nichts ahnt oder im Detail vorher wahrheitsgemäß informiert wird.



Titel: Re: über das "System Hartz IV"
Beitrag von: tleary am 23:20:38 So. 21.November 2021
Zitat von: Onkel Tom am 14:05:53 Sa. 20.November 2021
Dein Beitrag klingt nach Entschuldigungssuche dafür, mit dem Popo zu hause zu bleiben
und alles im Bezug H4 hin zu nehmen und nach außen die Klappe zu halten..
Man verstößt ja mittlerweile gegen diverse Gesetze, tut man es nicht (zuhause bleiben und Popo nicht hochbekommen).
Titel: Re: über das "System Hartz IV"
Beitrag von: tleary am 00:07:50 Mo. 22.November 2021
Zitat von: Draisine am 16:29:48 Sa. 20.November 2021
https://www.sgb2.info/SharedDocs/Downloads/DE/Themen/Veranstaltungen/ideenratgeber-die-marke-jobcenter.html
Nach kurzem Überfliegen halte ich die Kopfarbeiter für die gefährlichste Spezies überhaupt.

Aber ab und an gibt's da auch was zu schmunzeln, wenn ein Akademikergehirn auf Hochtouren arbeitet:

Zitat
Drückt das Streumittel Wertschätzung aus?
Antwort: Nö. Für den Schnee bestimmt nicht. Für den ist es tödlich.

Und für solche Workshops, die über Jahre gehen, und woraus dann letztlich solch ein Machwerk rauskommt, werden Abermillionen an Steuergeldern und Versichertengeldern verschwendet.
Titel: Re: über das "System Hartz IV"
Beitrag von: Onkel Tom am 02:44:12 Mo. 22.November 2021
Zitat von: Draisine am 16:29:48 Sa. 20.November 2021
...
Nur wer seinen Feind kennt, der kann ihn effizient bekämpfen.


Selbstverständlich.. Der Feind, der Feinde durch Handlanger "bearbeiten" lässt..  ::)

Zitat
...
Das verminderte" Bashing" von Erwerbslosen ist, meiner Meinung nach, aktuell der Pandemie geschuldet, weil dadurch auch temporär andere Kundschaft Zugang in Hartz IV bekommen hat.
...

Dieser Zustand wurde ja auch "wie Urlaub" genossen.. Der Entzug dessen macht die Zeit reif..

Zitat
...
Das ist im Vergleich zum tatsächlichen Umgang mit dem Erwerbslosen und der gesteigerten systemischen Intention der SB -der blanke Hohn. Denn das verlinkte "Werk"  badet in Selbstherrlichkeit und Ausblendung der Wirklichkeit von übergriffigen Zumutungen, wie Erwerbslose die Jobcenter und deren Mitarbeiter mehrheitlich erleben.
...

Danke für den Kalauer-Link und war doch klar, das wieder mal die JC-Fassade neu gelackt wird..
Die rückwirkenden Repressionen für "Urlauber_innen" werden das nächste Potential sein, das
der Lack wieder abblättern lässt..

Zitat
...
Die Probleme der Erwerbslosen, die daraus resultieren, und deren Bewältigung  sind wesentlich komplexer geworden.
...
Die Vereinnahmung wird aktuell subtiler  -aber nicht weniger. Bedarf es da zur Abwehr dessen unbedingt irgendwelcher
Stammtische oder realer Treffen ? Zumal das Ende der Pandemie aktuell noch nicht in Sicht ist.
...

Und daher, wie von der Arbeitsmarktpolitik auch gezielt gewollt, in Zukunft der Kampf des Erwerbslosen um sich selbst
"ganzheitlich vereinahmend" Ausdehnung findet, um so dringlicher ist es, mit gleichgesinnten zusammen zu kommen.

Stammtische lassen sich ja auch Coronaschutz-kompatibel gestalten und sollten nicht als Hauptprogramm
im Saufgelage oder Selbstmitleid-Schnupftuchpartys ausarten.. Sorry, das letzte wird von JC-SBs gern argumentiert,
warum Selbsthilfe-Gruppen nichts bringen würden..   ::)

Zitat
...
Ich spiele für mich die Trumpfkarte der Konfrontation der SB mit diesem Gegensatz aus und dem Wissen darüber. Das überforderte bisher jede IFK. Aber nicht jeder Elo hat Talent und Mut dazu, für eine offensive Gegenwehr
...

Tjo, viel Hausaufgaben gemacht, um so eine "rote Karte" auf Tasche zu haben..
Dies anderen bei persönlichen Elo-Treffen weiter zu vermitteln klappt da schon
viel besser, als alles hinter der Glasscheibe (Monitor oder Taschenwanze)
erreichen / multiplizieren / gewinnen zu wollen.

Zitat
...
Jeder Elo kann sich das Wissen aneignen und entsprechend in seinem Jobcenter anwenden und umsetzen. Wollen oder können aber die meisten Elo leider nicht. Mit der aktiven Gegenwehr sind die meisten überfordert oder bevorzugen eher immer noch den Weg des geringsten Widerstands oder zweckdienlichen Kadavergehorsams.
...

Klar, aber Betroffene können von anderen Betroffenen dazu lernen oder auch
aufbauen lassen.. Diese Hilfestellungen sind via Online arg beschränkt und das
geht via Offline schon viel viel besser..

Zitat
...
Neueste Übergriffigkeit ist die, das die Wohnung des Elo -in diversen Maßnahmebeschreibungen mit ganzheitlichem Inhalt -nur noch als aufzusuchende "Räumlichkeit" des Teilnehmers für den Träger tituliert wird. Sozusagen den Räumlichkeiten des Trägers angegliedert wird, insbesondere,wo eine hybride Durchführung ermöglicht werden soll. Und der potentielle Teilnehmer davon gar nichts ahnt oder im Detail
vorher wahrheitsgemäß informiert wird.

Hmm...Wirklich ? Da kommt nun das nächste gefundene Fressen, solch durchgeknallter Ideen sabotierend
bei zu tragen..
Meine hartnäckige Abwimmeltaktik gegen dem Kabel-Deutschland-Vertreter würde ich gern mal an den
"aufsuchenden Dienst" austoben  ( Natürlich Abs.13 Abs.4 - SGB X-konform )..

Der Papierkram, der das anschließend rechtfertigen muss, ist ein Kinderspiel..
Kündigung der vertraglichen Verbindlichkeiten via 123 BGB, hilfsweise 119 BGB feddisch..

Sowas fruchtet, wenn Betroffene stabil bleiben, was eine Elo-Gruppe ja auch fördert..

;)
Titel: Re: über das "System Hartz IV"
Beitrag von: Draisine am 16:08:56 Mo. 22.November 2021
Zitat von: Onkel Tom am 02:44:12 Mo. 22.November 2021

Selbstverständlich.. Der Feind, der Feinde durch Handlanger "bearbeiten" lässt..  ::)

Grundsätzlich kennzeichnet  eine überhand nehmende Doktrin alle Absichten der Jobcenter aktuell. Das kann man mehr oder minder in den Beschreibungen diverser Jobcenter Maßnahmen vielfach bestätigt finden. Und wie das jeweilige Jobcenter da "tickt ", das gilt es vorher möglichst genau zu wissen, um eine Abwehr darauf ausrichten zu können.   


Zitat von: Onkel Tom am 02:44:12 Mo. 22.November 2021
Diese Hilfestellungen sind via Online arg beschränkt und das
geht via Offline schon viel viel besser..

Beschränkt sind die kurz nach Veröffentlichung meistens nicht -gewusst wo -zur richtigen Zeit  -am richtigen Ort. Es gibt  -meiner bisherigen Erfahrung nach nur ganz wenige JC, wo der öffentliche Zugang - für den einfachen Bürger ganz verwehrt wird oder nur kostenpflichtig gewährt wird. 

Von einem krassen Beispiel einer einzig als geplanter "Unterordnungsmaßnahme" und Umerziehungsmaßnahme für Elo, die sonst alle anderen Maßnahmen ablehnten oder alle anderen bisher keinen solchen Erfolg gebracht hatten, da habe ich mal den Zugang verlinkt.

Echt krass und sehr entlarvend, was diese OK in Sachsen  -ganz im Osten dessen, da so für Phantasien zugunsten der Fallmanager und Ansprüche (tatsächlich)gegen die Elo dort bald umzusetzen gedenkt. Meiner Meinung und Einschätzung nach.

In den Jobcentern sitzen vielerorts vermehrt anmaßende Betonköpfe, die die Arbeitsmarktfähigkeit des Elo einzig daran messen und durch Träger konditionieren lassen wollen, dass sich der Elo ganz dem SB dort unterordnet. 

Wenn Du dort - in jener Stadt in Sachsen  - wohnen würdest, dann wärest du sicher mit einer wesentlich anderen Kategorie von SB konfrontiert, als Du bisher aus Hamburg kennst. Wobei eben bei der folgenden Maßnahme Verlinkung Deine Gegenwehr so nicht klappen muss:
   
Zitat von: Onkel Tom am 02:44:12 Mo. 22.November 2021
Kündigung der vertraglichen Verbindlichkeiten via 123 BGB, hilfsweise 119 BGB feddisch..

Es gibt auch Jobcenter -wo andere Gegenwehr Seiten aufgezogen werden müssten. Und dann hilft  eben das Wissen um Details von solchen  Maßnahmen im Vrofeld ungemein, um gezielt dagegen anzugehn.

Guck es Dir am besten selbst an, als Beispiel, in der Leistungsbeschreibung zu dieser neuen Maßnahme  -in der besagten Stadt in Sachsen.

Klick auf der Seite der folgenden Verlinkung dann das grün unterlegte Feld  -mit der Bezeichnung
evergabe -an. Das führt zu den Unterlagen der Maßnahme Ausschreibung 
PersO:

https://www.kreis-goerlitz.de/Amtliches/Ausschreibungen.htm/03-Landratsamt/Aktuelles/Information-ueber-die-Vergabe-des-Dienstleistungsauftrages-Perspektiven-zeigen-Orientierung-entwickeln-PersO-2022.html?

Die Leistungsbeschreibung ist noch akuell frei einsehbar und kann sich jeder speichern. Hoffentlich ein Beispiel- Weckruf -  hoffentlich nicht nur für die bald Betroffenen oder den bislang unbeteiligten Elo, die das System Hartz iV bislang unterschätzen. Oder die Wichtigkeit um das Wissen der faktischen Inhalte von geplanten Maßnahmen. Jeder ist da seines Glückes Schmied -im Vorfeld dessen.



Titel: Re: über das "System Hartz IV"
Beitrag von: Onkel Tom am 17:32:34 Do. 25.November 2021
Danke für den Ausschreibungslink zur einer Verfolgungsbetreuungsmasnahme aus Sachsen..

Da muss ich dich leider endtäuschen, das das Maßnahmengefilde in Hamburg sanfter
ausfallen könnte..

Dieses modulare System gab es 2019 in HH auch schon.. (MAT-030). Made in Hamburg..
Das noch ein Modellversuch, mögliche Argumentationen, die Maßnahme zu verweigern den
Wind aus dem Segel nehmen zu wollen..

Ist und wird ja alles modular auf den Einzelfall angepasst und optimiert.. Allerdings wird
anbei Suggestion des Profiteurs a la "Wir haben da was bei / in Ihnen entdeckt und Sie sollten
das Modul mit machen wo wir ihre Privatsphäre ausschnüffeln und JC darüber berichten
können
" außer Acht gelassen wird..

Letztendlich geht es dem Maßnahmenträger ums Geld und die Möglichkeit zu nutzen, mit
nicht auf dem Einzelfall bezogen, überflüssige Module an Teilnehmer_innen zu bringen..
Das alles "nur freiwillig" aber "soll" .. Haha, bin darin erfahren, wie Leute (SBs und Anleiter_innen)
am Schreibtisch es immer wieder gelingt, ihren Kanidaten eine Unterschrift a la "alles freiwillig"
ab zu schwatzen..

Von Hospitation (Probierzeit, ob es passt) und vorzeitig "freiwilliger" repressionsfreier Beendigung
einer sinnlos daher kommende Maßnahme will von der Betreiberschaft keiner was wissen, es gar
unterdrücken und zensieren.. Papier ist ja geduldig..

Das würde Teilnehmer_in ja mehr Mitbestimmungsrecht einhauchen gelle ?..

Muss ja alles laut BA/JC/SB "gesteuert" werden und Diktat kann anbei keine Hinterfragungen bis
hin zur Kritik "gebrauchen" wie der Teufel das Weihwasser scheut..

16e/i und die 45er sind ja bundesweit gleichermaßen entwickelt und jo, kommt darauf an, in wie
weit die jeweilige Gegend, in der man lebt, ausgeschöpft wird oder gar noch dazu gehäufelt wird

Die Musik in den Ausschreibungen klingt deutlich nach Zynismus, Diktatur und Zwang..
Wenn Elo dessen Inhalte kennt, kann er besser kämpfen als gegen das " unbekannte" an zu kommen.
Titel: Re: über das "System Hartz IV"
Beitrag von: Kuddel am 10:56:19 Mi. 08.Dezember 2021
Zitat ,,Beim Bürgergeld bleibt die Armut politisch gewollt"
Der Sozialberater Ulrich Franz fürchtet, dass die Ampel-Reform von Hartz IV reiner Etikettenschwindel ist. Ein Gespräch über leere Kühlschränke, machtlose Grüne und fehlende Jobcenter-Besetzungen


(...) Die Erwerbslosen sind voll damit beschäftigt, ihren Alltag zu bewältigen! Die haben einen Regelsatz, mit dem sie sich kaum ernähren, geschweige denn am gesellschaftlichen oder politischen Leben teilhaben können. Man muss auch einfach sagen: Viele sind dafür schlicht viel zu müde! Durch die Kämpfe des Alltags. Und dennoch, es gibt immer wieder bundesweit dezentrale Aktionen von Erwerbslosen, die allerdings in den Medien wenig Niederschlag finden. (...)
https://www.freitag.de/autoren/elsa-koester/die-armut-bleibt

"Jobcenter-Besetzungen", ein inspirierender Aktionsvorschlag. Ich bin eh der Meinung, es muß über diesen individuellen Widerstand mit Widersprüchen bis hin zum Gang zum Sozialgericht hinausgehen. Man muß wieder sichtbar und hörbar werden. Gemeinsam, frech und laut.
Titel: Re: über das "System Hartz IV"
Beitrag von: Onkel Tom am 23:05:05 Mi. 08.Dezember 2021
@Kuddel

Du sprichst mir von der Seele. "Jobcenter-Besetzung" wäre ich sofort dabei, wie es damals
voll Laune gemacht hat, mit "Agenturschluss" dem Mobcenter auf die Pelle zu rücken.

Der Agenturschluss III (2008 ?) ist ein Projekt, was noch zu Schlapphütezeiten ausgeköchelt
wurde.. Geile und spannende Erinnerungen.. CD-Kram "staatlich geprüft", wie es ein
automomes Blättchien aus Berlin zu sagen pflegte  ;D

Nun zur Gegenwart zurück..

Erwerbslose "sollten" sich gegen Schreibtischkrieg vom Mobcenter wehren aber das
alleine reicht nicht. Habe schon Fransen am Mund, das Erwerbslose draußen in der
Öffentlichkeit laut werden müssen und wenn z.B. eine Demo vor dem Mobcenter endet,
damit die Thyrannen im Hause bemerken, nicht unbehelligt zu sein.

Ich nehme das Wort "müssen" nur sehr ungern im Mund, aber zum Thema hier treffend..

Viele Erwerbslose glauben anbei, das so was "eh kein Zweck" hat." Oje, ich könnte heulen,
was diesen Irrtum angeht. Sehr wohl erkämpft man sich Dinge zurück, das SBs bemerken,
das sie nicht alles anstellen können.

Die Erfahrungen haben wir gemacht, das öfter "besuchte" Jobcentren in HH weniger auf die
Kacke hauten, um Elos "Bezugslos" zu machen..

Bedenke Mensch doch einfach mal, das eine Aktion, egal was für eine, den Kritisierten zur
Reflektion seines Handeln anregt und anbei hoffentlich Gewissensbisse auftauchen.
Küschenplüschologisch finde ich solche Einflüsse sehr wertvoll, das Mobcenter-Mitarbeiter_innen
auch nur Menschen sind und durch "Besuch" auf dem Teppich zurück geholt werden können.

Die Zeiten haben sich geändert. Das Mobcenter verwaltet nur noch und der Maßnahmenträger
erledigt die Drecksarbeit..

Somit wurde eine Dienstleistung geschaffen, wo die Pain auf dem "Ziwielsektor" auslagert wurde.
Im schlechtesten Fall ist es der Maßnahmenträger schuld, wenn "Gewaltformen" ausgeübt wurden..

Was sich sehr gut als Alternative herausstellen könnte, einem ganovenhaften Maßnahmenträger
zu "besuchen" und zur Rede stellen, wenn denn Belegmaterial an die Sonne gekommen sind..

Aber da schweigen die meisten Erwerbslosen.. Früher habe ich regelmäßig Infos zu dubiosen
Vorgängen von Trägern erhalten und ggf. Ärger mitmachen können.. Vertraulichkeit garantiert
und nie ein_e Informant_in "verbrannt".  :)

Viele damaligen Maßnahmen-Ganoven sind nur auf Grund von Aktivitäten von wenigen Erwerbslosen
hoch gegangen.
Dauerte auch nicht lange, das sich die Presse zum "Kaufmannsladen" und "Mandalas malen"
interessierte.. Halte ich heute für immer noch möglich, das MTs medial "bearbeitet" werden können.

Ich finde H4-Trägerschaft als Protestadresse ideal, weil es soo viele gibt, die zu geizig auf Sicherheits-
personal sind und keine "Behörde" ist. Mit den Bullen kam ich anbei auch besser klar, wie z.B. bei den
Jobmessenaktionen.

Und dazu reichte meist eine Hand voll Mitstreiter_innen aus.  :)

Erwerbslose, Bildet Banden, tauscht Euch aus, soziale Kontaktpflege ist auch wichtig, was vom
H4-System vergönnt ist. Elos haben bestimmt was davon und gibt Kraft, künftig
Die Ängste an dem zurück zu geben, von dem Du sie erhalten hast.

Und das funzt ganz ohne körperlicher Gewalt.  ;) (Ausnahmen bestätigen die Regel.)

Die "Sit in" - Aktion von BASTA in Berlin finde ich auch cool und könnte wiederholt werden..
Kaffeklatsch im Jobcenter..

Upps wieder Fransen am Mund, duck und wech..  ;)
Titel: Re: über das "System Hartz IV"
Beitrag von: Kuddel am 11:24:27 Do. 09.Dezember 2021
Ja, ich halte die Situation der Erwerbslosen und die Erniedrigungsstrategien von Arbeitsagenturen und Jobcenter für sträflich vernachlässigt.

Wer etwas gegen Verarmung und Ausgrenzung unternehmen will, kommt um eine Auseinandersetzung mit dem System Hartz IV, das man mal kurz umbenannt hat, nicht umhin. Es geht nicht nur um die Erwerbslosen selbst, es geht dabei gleichzeitung um die Arbeitsbedingungen (ohne Hartz IV wäre die Ausweitung des Niedriglohnsektors nicht möglich gewesen), es geht dabei insgesamt um die gesellschaftlichen Verhältnisse, um die Würde des Menschen.

Deshalb halte ich es für richtig, das "Bürgergeld" (Neuhartz IV) zum Thema zu machen, wo man nur kann. In den Sozialen Bewegungen, in Parteien, in Gewerkschaften und in den Medien.

Faschos haben mehrfach die Türen von Jobcentern symbolisch mit Ytongsteinen vermauert und damit in der Öffentlichkeit richtig gepunktet. Warum kriegen wir sowas nicht hin?

Ich freue mich über die öffentlichen Aktionen der FAU Magdeburg und von der Stadtteil-Ini Solidarisch in Gröpelingen vor Jobcentern. Mehr davon! Überall!!
Titel: Re: über das "System Hartz IV"
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 10:59:54 Mi. 29.Dezember 2021
ZitatDer Verein Sanktionsfrei setzt sich für die Abschaffung von Hartz IV ein. Gründerin Helena Steinhaus erklärt im JACOBIN-Interview, warum es keine Politik für Arme gibt und weshalb das geplante Bürgergeld höhere Regelsätze braucht.
https://jacobin.de/artikel/lobby-gegen-armut-sanktionsfrei-helena-steinhaus-interview-hartz4-burgergeld-ampelkoalition/
Titel: Re: über das "System Hartz IV"
Beitrag von: DoSsy am 10:30:43 Di. 04.Januar 2022
Zu "machtlose Grüne" - Unterüberschrift zu Ulrich Franz - eine persönliche Anmerkung von mir aus eigener Erfahrung: Ich habe vor der Wahl 2021 einen Grünen-Politiker mit großen Ambitionen auf kommunaler Ebene in seiner Bürgersprechstunde aufgesucht. Ich habe ihm meine Erfahrungen mit dem JC geschildert. Er blickte mich mit großen Augen an und fragte mich dann allen Ernstes: "Und was kann ich da jetzt für Sie tun?" Wie bitte? Wir reden hier von einem JobCenter, das den Namen MobCenter nachweislich verdient.

Das war v o r der Wahl. Im Anschluss habe ich mich zu selbiger selbst hingeprügelt und natürlich diesen Verein nicht mehr gewählt.

Zu "lethargische/lasche/Selbstschuld"-Elos:
Habe vor Corona mit viel Aufwand versucht - online und offline - Menschen zu finden, die sich mit mir zu einer Selbsthilfe-Gruppe zusammenschließen. Mit dem Ziel, auch konstruktiv und gegenseitig stärkend zusammenzukommen und eben dem inneren (seelisch) und äußeren Elend etwas entgegenzusetzen. Dass sich kein einziger Mensch gemeldet hat, ist ein Fakt, keine Ausrede. So viel dazu.

Bei der Suche nach Unterstützung bin ich übrigens letztes Jahr auch in das Forum von Voldemort aka MB geraten. Ich konnte es gar nicht mehr selbst verlassen, weil ich ohne Grund und Vorwarnung gesperrt wurde. Auch dagegen setze ich mich zur Wehr im Rahmen dessen, was mir zur Verfügung steht. Nicht etwa, weil ich keine anderen und beileibe keine größeren Probleme habe. NEIN. Sondern weil ein solches Verhalten von einem angeblichen Unterstützer der Menschen am Rande der Gesellschaft ein ********** (von mir selbst so besternt) Skandal ist. Da werden gebeutelte Menschen entrechtet. Und sie werden benutzt - mein Profil samt in Form und Inhalt einwandfreien Posts ist gegen meinen Willen noch da, das Forum eigentlich um einen User dezimiert, aber nicht nach außen. Das ist das Allerletzte, denn hier wird bei mobcentervergleichbarem SB-Gebaren ja gleichzeitig vollmundig behauptet, Menschen am Rande der Gesellschaft ehrenamtlich zu unterstützen. Auch dies betreibt der Herr aus Bonn schon seit 10 Jahren, wie ein geschlossener Thread hier zeigt, und vermeintlich keiner wehrt sich. Vermeintlich.

Manchmal sieht man die Aktionen der Gegenwehr ja nicht. Manchmal antworten auch Kontaktierte nicht. Ja, sogar Aktivisten, die ein Elo mit Material versorgt oder dem Angebot, ehrenamtlich zu helfen, schweigen einfach. Als hätte man sich nie bei ihnen gemeldet und Wertvolles angeboten. Das ist dann auch wieder besonders hart, weil es das altbekannte, tief sitzende Gefühl nährt, nichts zu zählen, nichts wert zu sein. Irgendwann setzt der Mechanismus vom kleinen Elefanten an der Kette ein. Er könnte sich befreien, zerrt aber gar nicht mehr an der Fußfessel. Ist der Elefant deshalb "selbst schuld"? Oder ein Dummo?

Ich bitte also freundlichst darum, Shaming-Aussagen von den "Selbst-schuld-Elos" zu überdenken oder vielleicht sogar zurückzunehmen. Blaming und shaming bringen niemanden weiter, oder?

Und, ja, es kostet enorme Kraft, nicht den Lebensmut komplett zu verlieren. Enorme Kraft. Und es kostet auch viel Kraft, bestimmte Dinge zu unterlassen, um möglichst gesund zu bleiben. Dinge wie sich mit Genussmitteln zu betäuben beispielsweise. Oder sich gehen zu lassen, indem man sich mit Trostnahrung beruhigt. Oder oder oder.

Und noch ein Gedanke: Ich habe hier heute Stunden lang gelesen. Und es hat mich wieder aufgewühlt. Auch das reine Lesen und Antworten kostet manchmal Kraft und Überwindung... Dann ist es nicht "nur Internet" oder "Maulheldentum". Dann ist es der Wunsch, dieses Forum (oder ein anderes) zu bereichern im Rahmen der Möglichkeiten.

Auch hier die Bitte, das zu respektieren und auf Werturteile darüber, ob jemand "nur" schreibt, liest oder was auch immer zu verzichten.

Ich wiederum finde es auch gut und respektiere die Appelle, sich zusammenzuschließen. Mit und ohne Fussel am Mund :)
Titel: Re: über das "System Hartz IV"
Beitrag von: Onkel Tom am 15:36:17 Di. 04.Januar 2022
Zitat von: DoSsy am 10:30:43 Di. 04.Januar 2022
...
Zu "lethargische/lasche/Selbstschuld"-Elos:
Habe vor Corona mit viel Aufwand versucht - online und offline - Menschen zu finden, die sich mit mir zu einer Selbsthilfe-Gruppe zusammenschließen. Mit dem Ziel, auch konstruktiv und gegenseitig stärkend zusammenzukommen und eben dem inneren (seelisch) und äußeren Elend etwas entgegenzusetzen. Dass sich kein einziger Mensch gemeldet hat, ist ein Fakt, keine Ausrede. So viel dazu.
...

Wie bist Du denn genauer vorgegangen ? Gibt ja doch krasse Unterschiede was Umgebung(en) und Möglichkeiten betrifft.

Zitat
...
Bei der Suche nach Unterstützung bin ich übrigens letztes Jahr auch in das Forum von Voldemort aka MB geraten.
...
Irgendwann setzt der Mechanismus vom kleinen Elefanten an der Kette ein. Er könnte sich befreien, zerrt aber gar nicht mehr an der Fußfessel.
...

In der Tat kann der kleine Jumbo nichts dafür, eine Arbeitsmarktpolitische Fußkette am Bein zu haben..
Ich glaube, das jede_r erstmal schaut, wie Fußfessel entschärft werden kann und da hat sich der Weg des
H4-Widerstandes auf der SGB-Rechtsprechung konzentriert.. Andere Möglichkeiten wurden bis auf kleine
Ausnahmen aufgegeben..

Zitat
...
Ich bitte also freundlichst darum, Shaming-Aussagen von den "Selbst-schuld-Elos" zu überdenken oder vielleicht sogar zurückzunehmen. Blaming und shaming bringen niemanden weiter, oder?

Und, ja, es kostet enorme Kraft, nicht den Lebensmut komplett zu verlieren. Enorme Kraft. Und es kostet auch viel Kraft, bestimmte Dinge zu unterlassen, um möglichst gesund zu bleiben. Dinge wie sich mit Genussmitteln zu betäuben beispielsweise. Oder sich gehen zu lassen, indem man sich mit Trostnahrung beruhigt. Oder oder oder.
...

RTL und sonstiger TV-Balldreck schaue ich schon Ewigkeiten nicht mehr an.. Sie sind m.E. dafür verantwortlich,
dem "Hartzie" gesellschaftlich so ein schlechtes "Allgemeinimage" verpasst zu haben..

"Elo-Shaming" kann ich verstehen, könnte jedoch den medialen Trip damit umgehen, das Elo-Shaming ein
staatlich angelegtes Dreckspflaster gegen Wut ist..  ;)
Titel: Re: über das "System Hartz IV"
Beitrag von: counselor am 16:22:32 Di. 04.Januar 2022
@DoSsy,

Vielleicht kann man Dir auf der Montagsdemo weiterhelfen:

http://www.bundesweite-montagsdemo.de/

Kontakt zu den örtlichen Montagsdemos:
http://bundesweite-montagsdemo.de/?page_id=51
Titel: Re: über das "System Hartz IV"
Beitrag von: Paula_P am 18:13:24 Di. 04.Januar 2022
@DosSy:

Du hast einfach beim Forum von Voldemort aka MB nicht die Gruppenregeln richtig gelesen, dein Java Script ist nicht mehr aktuell, dafür kann doch MB nix ;) Und überhaupt anhand deines Verhaltens liegt es ja nur an dir, dass man dich sperren musste..... ;D

Nee im Ernst, die Kommentare vom Elo Forum Betreiber bei Trustpilot, sind einfach herrlich und haben mich sehr amüsiert.
Helga hat sich natürlich auch zu Wort gemeldet und findet Zensur toll- nicht das im Forum noch anarchistische Zustände herrschen......Anarchy ist ja so pöse.... :-[

Man muss aber zu Trustpilot noch anmerken, dass MB erst die Bewertungen kommentiert hat, nachdem ein User der ziemlich nieder gemacht wurde dort, seine Bewertung bei Trustpilot im Forum verlinkt hatte und andere daraufhin ebenfalls angefangen hatten, negativ das Elo Forum zu bewerten.
Einfach herrlich, wie in einer Daily Soap :)

Das Elo Forum war aber nicht immer so schlimm, wie es heute ist. Früher gab es dort wirklich gute und hilfreiche Ratschläge.
Jedoch hatte sich das Forumklima sehr negativ von 2-3 Moderatoren verändert und viele User gingen freiwillig oder endeten als "stummer Troll in Behandlung", selbst ein Mod wurde einfach gelöscht.

Jetzt sind nur total linientreue User übrig und wer auffällt mit anderer Meinung wird gleich angegangen.
Anscheinend ist das von MB auch so gewünscht, wie man anhand der Kommentare von ihm bei Trustpilot lesen kann.

Meine Erfahrungen mit vielen Hartz IV Beziehern ist ähnlich, wie deine. Ich habe mich früher sogar extra Maßnahmen zuweisen lassen, weil ich dachte, ich könnte so am besten anderen Elos aufklären. Das hat die aber alles nicht interessiert, sie meinten nur sie hätten Angst vor einer Sperre oder wollten einfach nur ihre Ruhe haben.
Vor der Pandemie habe ich auch gerne persönlich in der Eingangszone meine Unterlagen abgegeben, weil ich so die Möglichkeit hatte, mit anderen Elos ins Gespräch zu kommen.
Naja, das war aber eher zäh.
Eine erzählte mir mal, dass sie seit 3 Monaten kein Geld mehr kriegt, trotz AU und Krebserkrankung, ich riet ihr dringend zu einen Anwalt zu gehen. Da kam nur "jaja, ich gehe auch zu einen Anwalt."

Früher hatte ich mal eine größere Hartz IV Gruppe bei Facebook, ich sah diese Gruppe eher als eine Hilfe zur Selbsthilfe. Jedoch meldeten sich viele dann auch nie wieder, nachdem man ihnen Ratschläge gab und blieben Karteileichen in der Gruppe.

Es gibt leider nur sehr wenige Elos, die sich nichts vom Jobcenter gefallen lassen und sich zu wehren wissen. Daher ist das System leider noch immer so wie es ist....
Titel: Re: über das "System Hartz IV"
Beitrag von: DoSsy am 10:07:46 Mi. 05.Januar 2022
Danke Euch @Onkel Tom @counselor und @PaulaP

Beim Lesen

Zitat von: Paula_P am 18:13:24 Di. 04.Januar 2022
Eine erzählte mir mal, dass sie seit 3 Monaten kein Geld mehr kriegt, trotz AU und Krebserkrankung, ich riet ihr dringend zu einen Anwalt zu gehen. Da kam nur "jaja, ich gehe auch zu einen Anwalt."
hat es mir mal wieder die Sprache verschlagen. Da bin ich erstmal raus aus dem Forum. Ist leider für mich immer wie das erste Mal, so etwas zu lesen oder zu hören. Daran werde ich mich niemals gewöhnen, und ich werde es auch niemals verstehen, wie das alles seit so langer Zeit geschieht und größtenteils einfach hingenommen wird.

Aktuell weiß ich nicht genau, worauf ich mich jetzt konzentrieren soll. Habe in den vergangenen Monaten hauptsächlich Briefe und Mails geschrieben. An Uni-Institute. An Politiker unterschiedlicher Parteien. An zwei Aktivist*innen - von denen ich gar keine Antwort bekam, obwohl ich der einen vertraulich Material zur Verfügung gestellt hatte :( Null Reaktion. Das fühlt sich sehr sch... lecht an! Fast alle anderen haben mir geantwortet, auf eine warte ich noch. Auch das Schreiben kostet mich verdammt viel Überwindung, weil diese Scham da ist, selbst, wenn sie fehl am Platze ist, eigentlich. Genau das macht ja dieses zutiefst unmenschliche "System H. IV". Das Briefeschreiben ist und war eine sehr einsame Beschäftigung, aber nichts zu tun und in Starre zu verharren/passiv zu warten, kam und kommt auch nicht in Frage. Ich bin immer noch ein Mensch. Wie hat mein persönlicher Haupt-Voldemort Peter H. mal gesagt: "Jeder Arbeitsplatz hat ein Gesicht". Jeder Arbeitslosenplatz in diesem Land hat auch ein Gesicht. Und da sprechen wir noch nicht von den verdeckt Armen, die in keiner Statistik erfasst und unsichtbar sind.

Tja. So sieht es leider aus.

Ach ja, und ich habe bei zwei gewerkschaftlich/berufsverbandlich arbeitenden Organisationen eine Erfahrung als Eingabe gemacht... das mit dem (https://www.greensmilies.com/smile/smiley_emoticons_blush-pfeif2.gif). Ob die das verfolgen und/oder durch eigene Recherchen vertiefen oder es einfach unter den Tisch fallen lassen, werde ich nie erfahren. Denn ich bin in beiden nicht oder nicht mehr Mitglied. Die einen hatten mich gar nicht erst aufgenommen. Die anderen hatte ich verlassen... Trotzdem kann ich sie ja informieren, wenn ein großer Player einen Zulieferer beauftragt, der seine freien Mitarbeiter gnadenlos ausnutzt. Ich kann mir sogar vorstellen, dass der Große davon nichts weiß. Mir selbst hilft das alles nicht mehr, aber vielleicht anderen.
Titel: Re: über das "System Hartz IV"
Beitrag von: dagobert am 11:12:45 Mi. 05.Januar 2022
Zitat von: DoSsy am 10:07:46 Mi. 05.Januar 2022Ich kann mir sogar vorstellen, dass der Große davon nichts weiß.
Ich kann mir sogar vorstellen, dass der Große davon nichts wissen will.
Titel: Re: über das "System Hartz IV"
Beitrag von: Frauenpower am 11:44:24 Mi. 05.Januar 2022
Ich habe schon zwei Kundgebungen vor dem oertlichen Jobcenter organsiert. Mit an einer Hand abzaehlbaren Mitstreiter_innen, aber ok. Ich informierte eine soziale Einrichtung in der Naehe, die die armen Elos fuer einen Euro-job einstellten, bei  Qualifizierung und Vorstellungs -
Gespraech. (!)
Vor Ort erschien von der Einrichtung niemand, aber sie standen neugierig am Fenster, wie aufgescheuchte Hähne.
Persönliche Gründe ließen mich dann was Kundgebungen betrifft  pausieren.

Ich stand auch schon mal allein mit Plakat in der Hand vorm Jobcenter. Ist schon ne Weile her. Die meisten Passant_innen fanden es gut.
Ausgerechnet eine H4-Betroffene, graetschte mal negativ rein.

Dann mache ich noch die Erfahrung, dass man als wer, die sich mit dem Thema schon laenger gedanklich beschaeftigt, zuviel bei einer anderen Person voraussetzt an Basisverstaendnis. Die Person, die oft erst noch auf Ihre Wahrnehmung der eigenen Wuerde als Mensch aufmerksam gemacht zu  werden bedarf, braucht Zeit fuer die Erkenntnis , Eigeninitiative zu ergreifen, um bspw allein buerokratische Rechte wie Widerspruch schreiben wahrzunehmen.

Anwalt ist allerdings so ein Kapitel. Die wenigsten  Anwaelte machen gern fuer Beratungshilfe. Lehnen  das Z. T. wortwoertlich ab. Einer verlangte mal 200 Euro fuer einen Rechtsbeistand, obwohl ich ihm meinen H4 status mitteilte.
Er meinte, er koenne mir noch eine Abfindung  rausholen, worauf ich sagte, dass mir das  als Hearti angerechnet wird!
Ich benoetige derzeit einen Mietrechtsanwalt! Ich habe aber keine Kraft, das alles wieder ueber das Amtsgericht mit Kontoauszuegen laufen  zu lassen. Das steht auch demnaechst fuer das Jobcenter wieder an.

Die meisten haben null Ahnung, was Hass 4 bedeutet. Nach Außen ist der Schein gewahrt im Sinne von, dass es ja Geld und Hilfe fuer Elos gibt. Und nur dem Betroffenen wird der schikanöse Schraubstock offenbart. Außenstehende können und wollen es schier  nicht glauben.  H4 ist schließlich nicht Alg I sondern II im Bezug. Schon das entgeht  den meisten in der  Wahrnehmung.
Titel: Re: über das "System Hartz IV"
Beitrag von: Paula_P am 12:45:04 Mi. 05.Januar 2022
@Frauenpower:

Mit einem Mietrechtsanwalt würde ich sehr aufpassen. Schau dir den Anwalt sehr genau an und wenn du ein komsches Bauchgefühl hast, such dir einen anderen Anwalt.

Ich habe nämlich sehr schlechte Erfahrungen mit einem Fachanwalt für Mietrecht gemacht. Allerdings war der Richter auch parteiisch.
Jedenfalls habe ich leider zu spät gemerkt, dass der Anwalt nichts taugt, da war er mir, wegen der PKH, schon beigeordnet.

Dieser Anwalt hat bei google nur 5 Sterne Bewertungen, also danach kann man auch nicht immer gehen.
Titel: Re: über das "System Hartz IV"
Beitrag von: counselor am 13:05:14 Mi. 05.Januar 2022
Was Mietrecht angeht, würde ich zum Mieterbund gehen und mir dort einen Anwalt empfehlen lassen.
Titel: Re: über das "System Hartz IV"
Beitrag von: DoSsy am 15:08:37 Mi. 05.Januar 2022
Zitat von: Frauenpower am 11:44:24 Mi. 05.Januar 2022
Ich stand auch schon mal allein mit Plakat in der Hand vorm Jobcenter. Ist schon ne Weile her. Die meisten Passant_innen fanden es gut.
Ausgerechnet eine H4-Betroffene, graetschte mal negativ rein.

Wow, Respekt, Frauenpower. Das würde ich mich, glaube ich, nicht trauen.

Zitat von: Frauenpower am 11:44:24 Mi. 05.Januar 2022Dann mache ich noch die Erfahrung, dass man als wer, die sich mit dem Thema schon laenger gedanklich beschaeftigt, zuviel bei einer anderen Person voraussetzt an Basisverstaendnis. Die Person, die oft erst noch auf Ihre Wahrnehmung der eigenen Wuerde als Mensch aufmerksam gemacht zu  werden bedarf, braucht Zeit fuer die Erkenntnis , Eigeninitiative zu ergreifen, um bspw allein buerokratische Rechte wie Widerspruch schreiben wahrzunehmen.

Danke dafür. Ja, ich sehe es auch so. Wenn man da neu reingerät, ist man ja erst mal vollkommen erschlagen.

Zitat von: Frauenpower am 11:44:24 Mi. 05.Januar 2022
Anwalt ist allerdings so ein Kapitel. Die wenigsten  Anwaelte machen gern fuer Beratungshilfe. Lehnen  das Z. T. wortwoertlich ab. Einer verlangte mal 200 Euro fuer einen Rechtsbeistand, obwohl ich ihm meinen H4 status mitteilte.
Er meinte, er koenne mir noch eine Abfinden rausholen, worauf ich sagte, dass mir dad als Hearti angerechnet wird!

>:( Meine letzte Erfahrung mit einem Anwalt - von einer Partei angebotene kostenlose Beratung (nicht die Grünen, auch nicht die alte Tante) - war, dass jener mir auf meine Frage, wie lange denn eine mögliche Sanktion im Zuge meines BT-Troubles dauern könnte, nichts sagte. Dann rollte er seinen Stuhl zu einem PC und gab das ungelogen in eine Suchmaschine ein???!!! Ich nach Hause. Neue anwaltliche Beratung gesucht. Dachte, der mache das ehrenamtlich. Nach dem Motto "Einem geschenkten Gaul...", behielt ich meine Erfahrung für mich. Dann erfuhr ich, dass er dafür auch noch Geld bekommt.  Dafür habe ich viele Stunden investiert.
(https://www.greensmilies.com/smile/smiley_emoticons_pirat3.gif) (Das war auch nicht die Partei, falls jetzt jemand an die Piraten denkt  8))

Zitat von: Frauenpower am 11:44:24 Mi. 05.Januar 2022
Ich benoetige derzeit einen Mietrechtsanwalt! Ich habe aber keine Kraft, das alles wieder ueber dad Amtsgerucht mit Kontoauszuegen laufen  zu lassen. Das steht auch demnaechst fuer dad Jobcenter wieder an.

Bin auch bei einer Mieterorganisation und hatte dort schon gute Erfahrungen mit einem von deren Anwälten. Habe erst kürzlich mitbekommen, dass das JC diese Kosten übernimmt  :o äh hätte, Fahrradkette.

Zitat von: dagobert am 11:12:45 Mi. 05.Januar 2022
Ich kann mir sogar vorstellen, dass der Große davon nichts wissen will.

Jep, sehe ich auch so. Wäre ja iwie einen Versuch wert, die auch mal direkt zu kontaktieren... hm...
Mal schauen...
Titel: Re: über das "System Hartz IV"
Beitrag von: counselor am 17:23:07 Mi. 05.Januar 2022
ZitatIch habe schon zwei Kundgebungen vor dem oertlichen Jobcenter organsiert. Mit an einer Hand abzaehlbaren Mitstreiter_innen, aber ok.

Das haben wir von der Nürnberger Montagsdemo vor einigen Jahren auch gemacht. Die Erfahrung war, dass viele Betroffene sich aus Angst vor Nachteilen beim Jobcenter nicht in unsere Kontaktlisten eintragen wollten.
https://montagsdemo-nuernberg.jimdofree.com/
http://www.bundesweite-montagsdemo.com/
Titel: Re: über das "System Hartz IV"
Beitrag von: tleary am 01:22:21 Do. 06.Januar 2022
Gerade die Demos vor Jobcentern wären in meinen Augen die effektivsten. Auch wenn dann vielleicht viele ELO's gar nicht mitmachen wollen (oder sich nicht trauen). Aber allein daß die JC-Mitarbeiter sehen müssen, daß es auch Leute gibt, die sich wehren wollen, hat schon eine gewisse psychologische Wirkung. Und die Chefs von denen bekommen das ja auch zugetragen, daß "da draußen" irgendwas vor sich geht, was gegen ihr tolles Haus ist.
Titel: Re: über das "System Hartz IV"
Beitrag von: Onkel Tom am 02:52:28 Do. 06.Januar 2022
Das Mobcenter-Mitarbeiter ihre Nase an die Fensterscheibe pressen, wenn sie besucht werden,
durfte ich auch öfters erleben.. Wenn sie unbeobachtet bleiben, steigert das auch deren Niveau
"noch trickreicher zu agieren"..

In Hamburg sind über 20 Jobcentren vertreten und die am meisten (2005-2009) besucht wurden,
haben tatsächlich weniger Mist gebaut. Irgend ein Haus fand sich immer, wo gerade zu viel Unfug
lief und nach einer Aktion zeigten sich SBs gemäßigter.. Hängt natürlich auch von TL ab, die dann
doch ein Fuß vor die Tür trauten und nach Flugis fragten..

Das Leidensgenossen rein grätschen, kenne ich auch, war aber eher selten (ca. jedes 10te mal).

Naja, mit einer Kontaktliste würde ich auch nicht kommen, da Kontakte auf vertrauteren Plätzen
besser hergestellt werden können.. Zettelchien und Kulis sollten aber trotzdem nie fehlen..

Nach JC- und Maßnahmenträger-Aktionen habe ich mich später mehr auf Jobmessen-Störaktionen
speziallisiert..

Es bedarf ja nicht nur Sand für das JC-Getriebe.. Das ZAF-Getriebe ist ja gleich daneben mit JC verbandelt,
die dem Schwungrad H4 Umdrehungen geben..

Die Auswahl ist da doch recht groß, welches JC, Maßnahmenträger oder Jobmesse Besuch verdient..

Solche Zeiten könnten sich wiederholen (https://de.wikipedia.org/wiki/Die_%C3%9Cberfl%C3%BCssigen_(Gruppe))..
Titel: Re: über das "System Hartz IV"
Beitrag von: Kuddel am 18:10:16 Do. 06.Januar 2022
Zitat von: Frauenpower am 11:44:24 Mi. 05.Januar 2022
Ich habe schon zwei Kundgebungen vor dem oertlichen Jobcenter organsiert. Mit an einer Hand abzaehlbaren Mitstreiter_innen, aber ok. Ich informierte eine soziale Einrichtung in der Naehe, die die armen Elos fuer einen Euro-job einstellten, bei  Qualifizierung und Vorstellungs -
Gespraech. (!)
Vor Ort erschien von der Einrichtung niemand, aber sie standen neugierig am Fenster, wie aufgescheuchte Hähne.
Persönliche Gründe ließen mich dann was Kundgebungen betrifft  pausieren.

Ich stand auch schon mal allein mit Plakat in der Hand vorm Jobcenter. Ist schon ne Weile her. Die meisten Passant_innen fanden es gut.
Ausgerechnet eine H4-Betroffene, graetschte mal negativ rein.
(...)

Auch von mir ein alle Achtung und eine Verbeugung!

(https://media2.giphy.com/media/26Ff5qe6mGTvbXQyY/giphy.gif?cid=ecf05e47ogwq6ev9dk0o5xj6c3cwe438c091m7l7w78sx8j8&rid=giphy.gif&ct=g)

Das ist wirklich großartig, was du da gemacht hast!

Ach, ich wünschte, man würde dich da als Vorbild nehmen. Mir ist jemand, der praktische Aktionen auf die Beine stellt lieber, als 100 Leute, die im Internet sich radikal geben und denen jeder Protest zu klein und zu harmlos ist, und selber ihren Hintern nicht bewegen.

Auch Aktionen, die klein sind oder sogar scheitern, sind 1000x besser als die heiße-Luft-Radikalität. Diese Aktionen zeigen selbst in ihrem Scheitern, daß man sich bewegen kann. Solche Kleinaktionen sind die Basis, aus der Massenbewegungen entstehen können.

(https://media1.giphy.com/media/z6XSwQj34tEI/giphy.gif?cid=ecf05e477ki3auazgqnepoc8lzr8e1spd83l4dyd67maub8l&rid=giphy.gif&ct=g)
Titel: Re: über das "System Hartz IV"
Beitrag von: Nikita am 21:30:56 Do. 06.Januar 2022
Da man von Kuddel sonst kaum Lob gewohnt ist.  ;)
@Frauenpower Das ist ernst gemeint.
Titel: Re: über das "System Hartz IV"
Beitrag von: Frauenpower am 02:53:42 Fr. 07.Januar 2022
Danke, DoSsy, Kuddel und Nikita! Freue mich sehr ueber eure positive Rueckmeldung:)

Allein mit Plakat in der Hand dastehen, ist meine ich von der Meinungsfreiheit abgedeckt und allein dastehen bedeutete zu jenem  Zeitpunkt keine Kundgebung anmelden muessen. Aber das wird auch immer restriktiver. Egal, dann meldet man halt an.
Eine Kundgebung ist es dann ab drei oder schon zwei Leuten.

Ein Polizeiauto fuhr zufaellig vorbei. Als die mich sahen, verlangsamten sie, lasen, was auf dem Plakat stand und fuhren ohne auszusteigen dann weiter.

Ja, ich bin auch der Meinung, dass irgendwas tun besser ist, als gar nichts. Das Kleine  kann die Taube  vom Dach manchmal werden.

Als Hartz- Beziehende haben viele Angst, Kritik oeffentlich zu aeussern. Die duerfte aber von der Meinungsfreiheit gedeckt sein.
Wer die Wahl hat zwischen  Straße und kein Geld, waehlt lieber Hartz. Man hat keine wirkliche  Wahl, außer, man landet  wirklich auf der Straße. Oder in der  Prostitution. Oder auf  sonstige einem schadende  Abwege.
Kontaktlisten fuellen  die aus, die sich thematisch und rechtlich  sicher sind. Aber das es da eine Hemnschwelle gibt, kann ich mir gut vorstellen. Ist aber bei Demos nicht die Regel Counselor. Wieso Kontaktlisten?

@Counselor: als verdi-Mitglied hat man  wohl die Moeglichkeit einer Erstberatung beim DMB, das will ich mal versuchen noch.

@ Paula P. : naja, aufpassen kann ich, aber als Beduerftige habe ich nur wenig Spielraum. Und ich kenne auch Anwaelte, die einen sozialen Pakt durch irgendwas haben. Durch Unsinnstipps, oder zu sagen, wir sind nicht zustaendig gehen Sie zu x, kassieren die irgendwo was ab. Auf die Adresse von einem sind die deshalb als erstes ganz scharf!
Titel: Re: über das "System Hartz IV"
Beitrag von: counselor am 04:42:50 Fr. 07.Januar 2022
ZitatWieso Kontaktlisten?

Um die Leute zu unseren Aktionen einladen zu können. Wir wollen Mitstreiter gewinnen.
Titel: Re: über das System Hartz IV
Beitrag von: DoSsy am 09:53:17 Fr. 07.Januar 2022
Moinsen,

bin gerade hier im Thread zurückgegangen, weil ich dachte, ich hätte hier etwas zu Maßnahmen gegen MT gelesen. Dachte, es war von Onkel Tom. Hab es leider jetzt nicht mehr gefunden. (Vielleicht liegts an meiner mehr als besch******* Nacht mit 1000 Mal Aufwachen und massiven JC-Einschlafhemmnissen heute :( )

Was für Ideen gibt es denn, als Einzelner gegen einen Träger vorzugehen, der Teilnehmer zu falschen Orts- und Zeitangaben mit Unterschrift "überreden" will (nenne ich es mal) :Q . Das klang übrigens mehr als bedrohlich.

edit: gekürzt
Titel: Re: über das System Hartz IV
Beitrag von: Onkel Tom am 19:47:02 Fr. 07.Januar 2022
Moin  ;)

Von der BA finazierten Maßnahmen sind an den § § 61 SGB 2 (https://dejure.org/gesetze/SGB_II/61.html) gebunden und während und
zum Abschluss werden Beurteilungen des Teilnehmers erstellt und gehen zum SB / AV.

Das sind meines Erachten schlechte Voraussetzungen, einem Choach voll vertrauen zu können.
Ein Choach geht ja nicht nur systematisch an seinem "Kunden".. Der "Normalo-Choach" geht
auch auf die privaten Verhältnisse ein..

Mit dem "vertraglich freiwilligen" Zugang in einer Maßnahme muss MT an JC petzen und Insasse
hat dies zu zu lassen.. :-<

Wie im Nachbarforum ".. unterschreibe nichts und sacke ein !" rauf und runter gebetet wird, fängt
das "JC-Schach" schon an, Maßnahme zu vermeiden.. Salopp gesagt Vorbeugung von Reinfällen..

Anbei sollte auch noch der Sound "Ich bin da gewesen also wollte ich auch antreten.." hörbar sein
und da der Erstbesuch zu einem Maßnahmenträger gern unter den § 309 SGB 3 (https://www.gesetze-im-internet.de/sgb_3/__309.html) verabreicht werden,
heißt es dann dort hin, alles einsacken, ohne was zu unterzeichnen.
Nicht mal Empfangsbestätigungen, wie z.B. für ein Teilnehmer-USB-Speicherstick..

Da sind MTs empfindlich und versuchen ihren "Kanidaten" mit aller Kunst herum zu kriegen..

08-12 Uhr = gähnende Leere im Bürozimmer etc..
Es geht darum, vom MT eine schriftliche Abweisung zu bekommen.. Darf ruhig drin stehen,
das Unterzeichnung verweigert wurde..  ;)

Das Blöde am Autogrammhändchien ist, das z.B. eine unter Zwang verabreichte Maßnahme via EGV
per ersetzenden Verwaltungsakt sein OK kriegt, wenn nun beim MT Einverständnisse folgen würden.
Damit wäre ein Widerspuch zu einer EGV-VA auch sinnbefreit..

Nun gehts um eigener Kreativität, sich so zu verhalten, das MT entweder "bis morgen" zeit lässt und
am nächsten Tach "habe ich noch nicht durch.. verschlepp.. " oder gleich Schnappatmung bekommt
und Elo ohne alles einfach raus schmeißen will.

Im Nachbarthread gab es ein User (Nick = widerporst ?), der mal ein Tach im MT-Büro abhockte um
eine 45er Maßnahme sanktionsfrei ab zu blocken.. Solcher Tango ist nicht verschiebbar (https://www.gesetze-im-internet.de/sgb_2/__39.html) außer AU..

Hüstel.. Kontrollinstanzen zu MTs ? Kann man das essen ? Schwarze Schafe muss Elo selber erkennen
u.s.w..
Titel: Re: über das System Hartz IV
Beitrag von: Draisine am 00:02:00 Sa. 08.Januar 2022
Zitat von: DoSsy am 09:53:17 Fr. 07.Januar 2022
Moinsen,

bin gerade hier im Thread zurückgegangen, weil ich dachte, ich hätte hier etwas zu Maßnahmen gegen MT gelesen. Dachte, es war von Onkel Tom. Hab es leider jetzt nicht mehr gefunden.
Meinst du die Rubrik Zwangsmaßnahmen hier ? Ist erste Unterrubrik hier -über den Klick auf Infos + Urteile für Erwerbslose + Arbeitende.


Zitat von: DoSsy am 09:53:17 Fr. 07.Januar 2022
Moinsen,
Was für Ideen gibt es denn, als Einzelner gegen einen Träger vorzugehen, der Teilnehmer zu falschen Orts- und Zeitangaben mit Unterschrift "überreden" will
Anders gefragt - bestimmt naiv, ich ahne es schon - gibt es Kontrollinstanzen, die solche MT ins Visier nehmen? Wir reden ja vom System Ha(r)tz IV, zu dem dies gehört.
Plane Anfrage und Löschungsbegehren nach dem Datenschutzgesetz. Hat damit jemand Erfahrung?

Werde selbst zur Kontrollinstanz?.Erachte ich als sehr gute Idee, weil schon von mir  erfolgreich erprobte Abwehr Methode - im Vorfeld sowieso. Präventiv.

Indem ich ganz einfach die Ausschreibungen von deren Maßnahmen im Vorfeld einsehe(solange der freie Zugang begrenzt dann möglich ist) - dann downloade und speichere. Für den Fall der Fälle.

Dann kann einem danach weder das JC noch der Träger Märchen erzählen oder einem zweckdienlich diskriminierend falschen Zielgruppen zuordnen oder mit zensierten Flyern in die damit oftmals verbundene Maßnahmenkette überführen. Beruhigt auch ungemein. Denn man hat immer ein Maßnahme Abwehr As im Ärmel. Da kann der  oder die SB noch so gekonnt drumherum Werbung machen oder gar drohen..

Zudem weiß man dann mit der Kenntnis des faktischen, gesamten Inhaltes der Ausschreibungen mithin schon im Vorfeld, womit das Maßnahmen Hamsterrad bei seinem Jobcenter gerade am Laufen gehalten werden soll, meint, womit die Geschäftsleitung ihre Kennzahlen - im Wettbewerb der Jobcenter - auf Kosten der Erwerbslosen zu steigern gedenkt. Oder wie lange die Maßnahme beim JC laufen soll. Ab wann. Oder wie der Auftrag des Trägers zur Umsetzung der Maßnahme gestaltet ist. Kurioser Weise wissen das dann meistens nur die GF in Gänze. Die Coaches kennen da meistens nur ihren Part. War zumindest mal meine Erfahrung.

Übrigens wandeln die Jobcenter Aussagen der Erwerbslosen gerne zu neuen Bedarfen an Maßnahmen um. Verwenden das als "kreative  Stimuli", wie ich mal in der Leistungsbeschreibung  zu der Ausschreibung einer Maßnahme lesen konnte. Ja, da erfährt man, welche Klischees an angeblich integrationsrelevanten "Hemmnissen" die JC permanent dreist neu erfinden. Inzwischen las ich mich seit 20216 dazu quer durch Deutschland, was Maßnahmen der JC und einiger AfA betrifft.

Es gibt nur ganz wenige JC, deren Unterlagen gar nicht in Gänze zugänglich sind. Insofern kannst du mich auch gerne fragen, was mit der Maßnahme X vom JC Y wirklich beabsichtigt  ist. Für welche Zielgruppe. Quotenvorgabe -und die Sache mit dem Datenschutz.

Regulär hat der Träger - laut Ausschreibung der gE JC zumindest -die Vorgabe der Information der Teilnehmer über deren Rechte lt. DSGVO 13 -22  und bei allen Zustimmungen muss jederzeit ein Widerspruchrecht eingeräumt werden. Das betrifft auch die notwendige Zustimmung zu ganzheitlichen Modulen. Weil letzteres ansonsten einen unzulässigen  Eingriff in Dein Persönlichkeitsrecht und Dein Recht auf Selbstbestimmung darstellt.

Ebenso verhält es sich mit dem möglichen  Aufsuchen im häuslichen Umfeld. Auch das bedarf Deiner vorherigen schriftlichen Zustimmung.

Leider gibt es gewiefte Konzeptionen von Maßnahmen, die diese Zustimmung ersatzweise konkludent geballt in die Zustimmung zum Eingliederungsplan kanalisieren, was so nicht zulässig wäre. Auch wäre eine verlagerte Zustimmung dazu vom JC in einer EGV oder EGV-VA nicht zulässig, weil auch da  kein Widerspruchsrecht möglich ist. Das nutzen aber viele JC trotzdem dreist aus. Und ziehen potentielle Teilnehmer im Vorfeld da über den Tisch.

Eine EGV ist ohnehin tatsächlich von Juristen des JC für das JC konzipiert worden. Nichts mit Verhandlungen auf Augenhöhe !!

   
Zitat von: DoSsy am 09:53:17 Fr. 07.Januar 2022
Moinsen,

Ich wollte tatsächlich eine Einzelcoaching-Maßnahme machen.

Ist das ein gE Jobcenter? Dann wäre das, dem Namen nach, eine  Standardmaßnahme für die Zielgruppe mit starken multiplen Hemmnissen wo eine Eingliederung in den Arbeitsmarkt deswegen( angeblich) noch nicht möglich wäre, die deshalb die Teilnehmer enorm übergriffig so weit wie möglich privat ausforschen soll und dazu  -neuerdings auch andere BG Mitglieder, Familie Freunde.

Dazu hat aber weder das JC noch der Träger tatsächlich eine Handhabe. Trotzdem gibt es vereinzelt Dokumente einzelner Träger, wo der Teilnehmer dazu erweitert seine Zustimmung geben soll. Sozusagen über den Kopf und das Selbstbestimmungsrecht der anderen hinweg. 

Ansonsten bieten  kommunale JC  dazu sehr unterschiedliche Maßnahmen, wo das Wort Einzelcoaching dazu enthalten sein kann. Und damit nur kennzeichnet, dass die Maßnahme generell ganzheitlich ausgerichtet ist. Also eigentlich auch nicht für Zwangszuweisungen taugt. Das wird aber gerne mit herrischem Auftreten der Träger oder /und dem JC getarnt, dass es sich hier um eine ganzheitlicher Natur handelt, die eben nicht erzwungen werden darf.

Zitat von: DoSsy am 09:53:17 Fr. 07.Januar 2022
Moinsen,
Da ich aber ein mehrfach gebranntes Kind aus der Zeit des ALG I und der Prä-ALG II-Zeit bin, wollte ich dieses Mal unbedingt ein seriöses Unternehmen finden .. und hab damit so richtig ins Klo gegriffen.
Alle vom JC oder AfA finanzierten Einzelcoachings beeinhalten dadurch die Pflicht für den Träger, jegliches gesprochene Wort, jede Vertraulichkeit dem JC oder der AfA wortgetreu melden zu sollen. Auch die Träger, die über AVGS arbeiten. Insofern ist die Freiwilligkeit oder Seriosität deswegen nicht gegeben. Die Überlassung der Suche soll dann nur dem Anschein dessen dienlich sein und Deine private Gesprächigkeit zugunsten der JC oder AfA stimulieren. Wenn es anders nicht klappt.   

Zitat von: DoSsy am 09:53:17 Fr. 07.Januar 2022
Moinsen,
Besonders pikant, weil die mir von einer wiedermal Pseudo- und Fake-Unterstützer-Initiative empfohlen worden waren. Wem kann mensch eigentlich noch trauen, ganz ehrlich?! Entwickele echt langsam ein grundlegendes Misstrauen...

Bezahle Deinen Kurs selbst. Bei einem Anbieter, der sonst nicht für die AFA oder das JC arbeitet. Und selbst dann  -würde ich jeden Vertrag zweimal vorher prüfen lassen und eben nicht allzu viel Privates ausplaudern.
Titel: Re: über das System Hartz IV
Beitrag von: DoSsy am 10:02:09 Sa. 08.Januar 2022
Danke, Draisine, für Deine ausführliche Antwort.

Privat kann ich das inzwischen nicht mehr leisten angesichts der aktuellen Inflation-/Preisexplosionen und der 3-Euro-Erhöhung des Flegelsatzes 2022. Hatte 2021 eine Fortbildung als Fernstudium begonnen, die ich selbst finanziert habe. Kein wie auch immer gearteter Träger dahinter. Waren trotzdem letztlich auch wieder von mangelhafter Qualität und zweifelhafter Performance. Das erfährt mensch nun mal erst, wenn das Schiff abgelegt hat. Die Taten zeigen es, nicht die Worte. Bin nach kürzester Zeit ausgestiegen und zurückgeschwommen. Geld ist futsch. Gegenwert war 0. Nee, nicht 0... - 10, weil mich diese Bande weiter demoralisiert hat. Und ich auch das bezahlte Lehrgeld schmerzlichst vermisse. Das trug auch noch die Bauchbinde "Fair - Rabatte für Menschen auf Arbeitsuche" - ha ha ha. 5 Euro zum Futtern am Tag, fast 4 Euro für die selbstorganisierte Bildung... Ich kann gar nicht so viel essen, wie ich...

Tja, mal sehen, wie das ganze 2022 weitergeht und was ich als nächstes im Briefkasten finde...  :( >:(

Titel: Re: über das System Hartz IV
Beitrag von: DoSsy am 11:23:24 Fr. 14.Januar 2022
Zitat von: Draisine am 00:02:00 Sa. 08.Januar 2022
Alle vom JC oder AfA finanzierten Einzelcoachings beeinhalten dadurch die Pflicht für den Träger, jegliches gesprochene Wort, jede Vertraulichkeit dem JC oder der AfA wortgetreu melden zu sollen. Auch die Träger, die über AVGS arbeiten. Insofern ist die Freiwilligkeit oder Seriosität deswegen nicht gegeben. Die Überlassung der Suche soll dann nur dem Anschein dessen dienlich sein und Deine private Gesprächigkeit zugunsten der JC oder AfA stimulieren. Wenn es anders nicht klappt.   
(...)

Bezahle Deinen Kurs selbst. Bei einem Anbieter, der sonst nicht für die AFA oder das JC arbeitet. Und selbst dann - würde ich jeden Vertrag zweimal vorher prüfen lassen und eben nicht allzu viel Privates ausplaudern.

Heute sage ich nochmals danke @Draisine (https://www.greensmilies.com/smile/smiley_emoticons_hurra_fruehling1_tuerkis.gif). Deine Worte "Bezahle den Kurs selbst" haben nachgewirkt. Ich hatte trotz begrenzter Geld-Ressourcen eine Idee und habe den ersten Schritt gemacht, um sie unzusetzen. Vielleicht geht da was... Wäre ein Lichtblick. Und wenn nicht, habe ich etwas Konstruktives unternommen und das "kann ich (mir) nicht leisten" relativiert. Das ist auch schon positiv für mich.
Titel: Re: über das System Hartz IV
Beitrag von: Kuddel am 09:54:33 So. 20.Februar 2022
Hartz IV bedeutet schlichtweg, der Willkür des Jobcenters und seiner Mitarbeiter ausgesetzt zu sein.

Ein weiteres Beispiel:

ZitatBerliner WG
Hartz-IV: Jobcenter lehnt Antrag ab – wegen der Deko auf dem Balkon

In Berlin hat das Jobcenter einen Hartz IV-Antrag abgelehnt - wegen einer Dekoration auf dem Balkon. Bei Beobachtern sorgt das für Entsetzen.


Berlin - Einem Berliner Hartz IV*-Antragsteller ist offenbar sein Balkonschmuck zum Verhängnis geworden. Das berichtet die Erwerbsloseninitiative Basta. Die Person hat einen Hartz IV-Antrag gestellt, der vom Jobcenter abgelehnt wurde - weil sie angeblich mit ihrem WG-Mitbewohner in einer Bedarfsgemeinschaft zusammenlebt. Als Beweis führt das Jobcenter unter anderem eine Regenbogenflagge an, die am Balkon hängt.
https://www.fr.de/wirtschaft/jobcenter-hartz-iv-antrag-pruefung-hartz-4-bedarfsgemeinschaft-tn-91350303.html

Titel: Re: über das System Hartz IV
Beitrag von: Frauenpower am 14:26:39 So. 20.Februar 2022
Damit schindet das Jobcenter Zeit raus. Ist die Nicht-BG geklärt, könnte eine Rückzahlung seit Antragstellung stattfinden, für entstehende Mietschulden aber evtl nicht.

Kuddel: deine Gänsefüßchen in der Titelzeile...
Titel: Re: über das System Hartz IV
Beitrag von: Kuddel am 14:42:14 So. 20.Februar 2022
Besser?
Titel: Re: über das System Hartz IV
Beitrag von: Frauenpower am 18:23:39 So. 20.Februar 2022
Ja!
Titel: Re: über das System Hartz IV
Beitrag von: Kuddel am 12:05:24 Mo. 14.März 2022
ZitatMoin!
Heute vor 19 Jahren wurde durch rot-grün das ,,teile und herrsche" Prinzip mit der Agenda 2010 HartzIV in der Regierungserklärung durch Schröder verkündet. Gebracht hat es Armut, einen der größten gewollten Niedriglohnsektoren in Europa, Angst, Erwerbslosenklassismus
Inge Hannemann
Titel: Re: über das System Hartz IV
Beitrag von: Kuddel am 17:14:13 Do. 28.April 2022
Zitat(https://direkteaktion.org/wp-content/uploads/2022/04/buergergeld.png)

Realität vs. Marketing – ,,Bürgergeld" echt noch schlechter als angekündigt
Und: ein kleiner Beitrag zur Notwendigkeit gewerkschaftlicher Erwerbslosenorganisation


(...) Und auch beim großen sozialstaatlichen Marketingprojekt getauft ,,Bürgergeld", erweisen sich die wenigen Feigenblätter realer Verbesserungen als vollmundige Ankündigungsblasen, welche mutlosen und hinausgeschobenen Umsetzungen weichen mussten. Stichwort: Sanktionsmoratorium. Im Koalitionsvertrag kündigte die Bundesregierung noch mit der Einführung des ,,Bürgergeldes" ein einjähriges Pausieren der bei ,,Hartz IV" üblichen Kürzungen von Sozialleistungen an, die bislang verhängt wurden, wenn erwerbslose Leistungsbezieher*innen sich missliebig verhielten. Der Jubel angesichts dieses Vorhabens, hielt sich von vornherein in Grenzen. Sozialverbänden und Betroffenenorganisationen war mehrheitlich klar, dass die angekündigte Aussetzung der Leistungskürzungen kaum ein Anflug neu entdeckter Menschlichkeit gegenüber Langzeitarbeitslosen darstellte. (...)
https://direkteaktion.org/realitaet-vs-marketing-buergergeld-echt-noch-schlechter-als-angekuendigt/
Titel: Re: über das System Hartz IV
Beitrag von: Kuddel am 09:19:35 Mo. 16.Mai 2022
ZitatArbeitslosigkeit
"Ohne Sanktionen tanzen uns Hartz-Empfänger auf dem Kopf herum"

Es gibt Beifall dafür, dass Langzeitarbeitslosen bei Fehlverhalten so gut wie kein Geld mehr abgezogen werden soll. Doch die Praktiker in den Jobcentern sind entsetzt.
https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/hartz-iv-sanktionen-ampel-koalition-jobcenter-1.5585234?reduced=true

Hat jemand die Möglichkeit, hinter die Paywall zu schauen? Ich bin schon neugierig, was da steht.

Ansonsten: Ich würde gern das Scheitern der Erwerbslosenbewegung diskutieren. Es ist ein wichtiges Thema.
Die einen interessieren sich nicht dafür, die anderen wollen keine Kritik an der Erwerblosenbewegung zulassen.
Titel: Re: über das System Hartz IV
Beitrag von: Nikita am 11:39:44 Mo. 16.Mai 2022
Fullquote im Spoiler:

,,Das ist eine Katastrophe"

Es gibt Beifall dafür, dass Langzeitarbeitslosen bei Fehlverhalten so gut wie kein Geld mehr abgezogen werden soll.
Doch die Praktiker in den Jobcentern sind entsetzt: ,,Ohne Sanktionen tanzen uns Hartz-Empfänger auf dem Kopf herum"

von Alexander Hagelüken

[spoiler]Die Jobberaterin bittet um Anonymität, dann wählt sie ihre Worte weniger vorsichtig, als es ein Politiker tun würde. Zum Plan der Bundesregierung, die Sanktionen für Millionen Langzeitarbeitslose massiv zu lockern, sagt sie einfach: ,,Das ist eine Katastrophe". Wennsie künftig Jobs annehmen oder Auflagen erfüllen sollen, dann ,,tanzen uns Hartz-Empfänger auf dem Kopf herum".

Ob man Druck auf manche Arbeitslose ausüben soll oder nicht, darüber wird seit der Einführung von Hartz IV gestritten.
Die damalige rot-grüne Regierung wollte 2005 erreichen, dass Jobsuchende gefördert, aber auch gefordert werden. Bei
Fehlverhalten kann das Geld gekürzt werden. Sozialverbände argumentieren, solche Sanktionen träfen oft Menschen, die nicht gut lesen können, psychisch krank sind oder Drogen nehmen. Druckverschärfeihre Lage nur. Der Verein Sanktionsfrei will Arbeitslosigkeit ,,angstfrei" gestalten:,,Unsere Vision istein bedingungsloses Grundeinkommen".

Die Anfeindungen gegen sie könnten wieder zunehmen, glauben Jobcenter-Mitarbeiter

Wirtschaftsverbände dagegen lehnen es ab, die Sanktionen zu lockern. Dies widerspreche dem Hartz-Grundsatz: ,,Das
Fördern und Fordern hate ntscheidend beigetragen, Langzeitarbeitslosigkeit zu reduzieren und Menschen nachhaltig in den Arbeitsmarkt zu integrieren", gibt die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw) zu bedenken.
Die Ampel-Koalition will Hartz IV durch ein Bürgergeld ablösen, das human und wertschätzend sein soll. Auf dem Weg dort
hin setzten jetzt die Grünen durch, dass die meisten Sanktionen länger als geplant ausgesetzt werden sollen–bis Mitte 2023. Nur wenn ein Langzeitarbeitsloser Termine versäumt, soll es noch einen Geldabzug von zehn Prozent geben. Aber nur, wenn er mehrmals nicht kommt. Zwischen Grünen, SPD und FDP gibt es über die Lockerungen Meinungsunterschiede.
Einhellig ist die Meinung der Mitarbeiter im Jobcenter, die das künftig jeden Tag umsetzen sollen. ,,Ziemlich daneben",,,leichtfertig", so lauten die Kommentare der Praktiker, die offiziell nicht einfach so mit jemandem von einer Zeitung reden dürfen.

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weisen darauf hin, dass die Bedingungenfür Langzeitarbeitslose ohnehin verändert
wurden. Wenn jemand neu Hartz IV bezieht, wird sein mögliches Vermögen vorerst nicht angerechnet. Auch eine nach den
Regeln zu teure Wohnung wird erst mal weiter finanziert. Und der Hartz-Betrag wird bei Verstößen gegen Auflagen um höchstens 30 Prozent gekürzt. Nun aber auf fast alle Sanktionen zu verzichten, finden die Mitarbeiterinnen der
Jobcenter falsch. Sie betonen, die meisten Langzeitarbeitslosen machten bereitwillig mit. Sie halten es nur bei einer
Minderheit Unwilliger für notwendig, notfalls Druck auszuüben, um diese Menschenwieder in den Arbeitsmarkt zu bringen.
Zuletzt wurden etwa 1,5 Prozent der 3,5 Millionen arbeitsfähigen Hartz-IV-Empfänger sanktioniert. Sie müssen künftig
nur selten Geldeinbußen befürchten, unabhängig vom Verhalten. Ohne Sanktionen könnte sich auch das Verhalten einer weit größeren Gruppe verändern, warnen Praktiker: Für etwa 20 Prozent der Hartz-Bezieher seien mögliche Sanktionen der Grund, warum sie sich an Auflagen hielten – bisher. Die Sorge darüber, wie es in Zukunft läuft, reicht bis in die Spitze der Bundesagentur für Arbeit. Wenn ein Arbeitsloser künftig ein Jobtraining oder eine Qualifikation machensoll, geht er womöglich einfach nicht hin.

,,Alles, was die Arbeitsberater an direktem Kontakt und Verlässlichkeit aufgebaut haben, droht wegzufallen", sagt ein Fachmann.
Und die letztverbleibende Sanktion, für den Fall, dass ein Hartz-Empfänger einen Termin versäumt? Wirkungslos, so der
Fachmann. Das erste Mal habe der Arbeitslose künftig,, einen Freischuss", es gibt keine Sanktion. Das Jobcenter müsse dann mit ihm klären, warum er nicht kam und ihm gleichzeitig sagen, dass dies folgenlos bleibt. Beim zweiten Versäumnis ist es möglich, Hartz um zehn Prozent zu kürzen. Beim dritten Mal aber wieder nicht, weil nach dem derzeitigen Verständnis künftig nur einmal zehn Prozent Abzug möglich sind. ,,Die Leute werden denken, ich muss nicht mehr zum Jobcenter gehen", erwartet der Fachmann. Keine Sanktionen mehr für die Unwilligen? Das sei ungerecht gegenüber der
Mehrheit der Hartz-Empfänger, die klaglos die Auflagen erfülle. Umfragen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsfor-
schung zeigten, dass sogar die meisten Langzeitarbeitslosen für ein Mindestmaß an Sanktionen seien.

Der FDP und Teilen der SPD geht es eigentlich zu weit, dass die Geldabzüge nun ein Jahr lang so gut wie aufgehoben werden sollen. Politiker dieser Parteien weisen darauf hin, sie hätten quasi im Gegenzug durchgesetzt, dass die Sanktionen beim Bürgergeld ab Mitte 2023 wieder eingeführt werden. Und zwar mit Geldabzügen von bis zu 30 Prozent. Das sei eine deutliche Absage an das Ziel der Grünen, das Bürgergeld fast wie ein bedingungsloses Grundeinkommen auszugestalten.
Die Mitarbeiterin eines Jobcenters fragt sich, ob sie so leicht zu den Sanktionen zurückkehren kann: ,,Wie soll das gehen? Ein Jahr lang gibt es so gut wie keine Geldabzüge. Dann sagt man den Arbeitslosen:Wenn Ihr jetzt nicht mitmacht, gibt es
wieder 30 Prozent Abzug. Das versteht doch keiner!"

Für diesen Montag hat der Bundestag Sachverständige geladen, sich zu den Plänen für Hartz IV zu äußern. Ob das noch et
was verändert? Eine Praktikerin sagt, die Frage der Sanktionen sei zuletzt befriedet gewesen. Die auf 30 Prozent reduzierten Abzüge, die ja nur wenige Unwilligebekommen, seien kein großes Thema mehr gewesen. ,,Die Abschaffung der Sanktionen kocht alles wieder hoch", fürchtet sie. ,,Die Anfeindungen gegen Mitarbeiter der Jobcenter, die eine Zeit sehr häufig waren, werden wieder zunehmen."[/spoiler]
Titel: Re: über das System Hartz IV
Beitrag von: dagobert am 12:03:28 Mo. 16.Mai 2022
Solche Propaganda-Artikel werden in den nächsten Monaten noch öfter kommen. Das "Bürgergeld" soll ja nicht zu bürgerfreundlich werden.
Titel: Re: über das System Hartz IV
Beitrag von: Nikita am 14:24:01 Mo. 16.Mai 2022
Eine Katastrophe ist es, dass Jobcenter-Mitarbeiter nicht selbst fordern, dass das faschistische Sanktionssystem aufgegeben wird. Wer die Sanktionen als Jobcenter-Mitarbeiter braucht, ist schlecht in seinem Job und charakterlich ungeeignet diesen auszuführen.
Titel: Re: über das System Hartz IV
Beitrag von: admin am 14:49:46 Mo. 16.Mai 2022
Ich hatte in den Anfangszeiten von chefduzen mal angeregt, eine Kampagne zu starten, um die Diskussion unter den Jobcenterbeschäftigten zu entfachen, in der Hoffnung, daß wir unter ihnen auch Mitstreiter gegen die erniedrigenden Maßnahmen finden.

Es ging darum, sie selbst als Ausgebeutete zu sehen und anzusprechen, als Menschen, die vielleicht morgen selbst ihren Job verlieren und auf der anderen Seite des Schreibtischs stehen. Ich hielt es für wichtig, auch ihre Arbeitsbedingungen anzusprechen und solidarisch mit Forderungen für bessere Arbeitsbedingungen zu sein. Wenn ich mit anderen diese Idee diskutierte, gab es zwar keinen Gegenwind, keine Gegenargumente, aber niemand schien wirklich Verständnis für diese Herangehensweise zu haben. Ich stand dann wie doof da und weder Leute von Erwerbsloseninis, noch von der FAU waren bereit, das Flugblatt zu verteilen.

Man hat sich darauf eingeschossen, den Sachbearbeiter als Feind zu sehen und sich an ihm abzuarbeiten.
Das ist in meinen Augen ein sinnloser, zermürbender und unpolitischer Kampf, der nicht zu einer Abschaffung des Hartz IV Regimes führen kann.
Titel: Re: über das System Hartz IV
Beitrag von: götzb am 18:18:51 Mo. 16.Mai 2022
Der Artikel mit den auf den Kopf tanzen, liest sich verstörend.
Letztlich kommt das immer noch so herüber, als haben Arbeitslose artig zu sein, und brav allen zu folgen was das Jobcenter fordert.
Also eine bürgerliche Erziehungsanstalt. Wo die Eltern das Arbeitsamt darstellen.

Und wenn diese "Praktikerin" paar auf die Nuss bekommt, von Arbeitslosen die zum Termin zwangshaft vorgeladen wurde ?
Ist es dann immer noch positiv wenn Termine erzwungen werden ?????


Hier auch was noch aus der SZ- ich dachte mal dies ist eher ein linkes
Medium und so was ist mehr von der FAZ oder dem Focus zu erwarten:



[spoiler]

https://www.sueddeutsche.de/meinung/hartz-iv-sanktionen-jobcenter-foerdern-und-fordern-die-gruenen-1.5583725

Die Grünen setzen durch, dass es kaum noch Sanktionen gibt, falls jemand die Hilfe des Jobcenters ablehnt.
Viele Fachleute sind gegen diesen Plan. Mit Recht.

Gerade Hartz-IV-Empfänger darf man nicht leichtfertig bestrafen. Menschen, die ohnehin nur vom Existenzminimum leben, kann eine Geldkürzung vom Amt in Not stürzen, sie kann dazu führen, dass sie hungern, frieren oder an der falschen Stelle sparen, etwa bei der Bildung ihrer Kinder. Sie kann sie nach Schicksalsschlägen weiter entmutigen, kann das Vertrauen in den Berater des Jobcenters erschüttern, mit dem sie doch zusammenarbeiten sollen, um wirtschaftlich wieder auf die eigenen Beine zu kommen.

Und dennoch: Es ist ein Fehler, dass die Ampel-Koalitionäre die Sanktionen jetzt weitestgehend abschaffen wollen, für ein Jahr. Nur noch zehn Prozent Abzug soll es geben (statt 30 Prozent bisher), und das auch nur, wenn Hartz-IV-Bezieher mehrmals Termine verpasst haben. Sanktionen mit Sorgfalt zu verhängen - das ist etwas anderes, als die Möglichkeiten für Strafen derart zu beschneiden. Denn es gibt auch die anderen Fälle: zum Beispiel Menschen, die schwarzarbeiten und die staatliche Stütze als Zusatzeinkommen begreifen.

"Fördern und Fordern", das war die Grundidee, als das Hartz-System gegen viele Widerstände durchgesetzt wurde. Nun soll das Fordern vor allem auf Betreiben der Grünen entkernt werden, sie wollen sich auch sozialpolitisch profilieren - und zwar gegen das bei vielen ungeliebte "Hartz-IV-Regime". Sie tun dies sehendes Auges gegen den Rat vieler Praktiker und Behörden. Ob Arbeitsagentur, Städtetag oder sogar der Sozialverband Deutschland - sie alle haben sich dafür ausgesprochen, Sanktionen als letztes Mittel beizubehalten. Weil sie in manchen Fällen eben doch geboten sind, auch wenn die Verweigerer und Trickser erfahrungsgemäß nur eine kleine Minderheit sind.
Die Grundannahme der Grünen ist einfach falsch

Die Ampel-Pläne würden die Zusammenarbeit mit dem Jobcenter zu einer weitgehend freiwilligen Veranstaltung machen. Der Staat leistet weiterhin Unterstützung, macht Angebote für den Ausstieg aus der Stütze, organisiert mitunter teure Fortbildungen auf Staatskosten. Ob sie dann angenommen werden, steht dem Hartz-Bezieher künftig im Prinzip frei. Dieses Modell geht letztlich von der Annahme aus, dass alle Hilfe-Bezieher, die arbeiten können, durchweg in eine reguläre Beschäftigung kommen wollen und dafür nur die Hilfe des Staates brauchen - aber keinen Druck. Wenn aber jemand beispielsweise jeden Monat 1100 Euro von der Gemeinschaft erhält, ist es dann unzumutbar, dass er oder sie sich gelegentlich bei dem Berater im Jobcenter blicken lässt, um darüber zu sprechen, wie man wieder in Arbeit kommt?

Den Jobcentern die Instrumente des Forderns zu nehmen, ist nicht mal im Interesse aller Hilfsbedürftigen. Ja, Sanktionen können schmerzen und den Mangel verschlimmern. Sie können Hilfebezieher aber auch erst dazu bringen, sich auf eine Beratung einzulassen, auf Hilfestellung, auf Sprachkurse, auf eine medizinische Behandlung - auch wenn sie bisher üble Erfahrungen mit Behörden gemacht haben. Sie können Arbeitslose aus ihrer Isolation reißen, aus einer Lage, in der sie selbst keine Perspektive mehr kennen - andere aber schon. Manchmal braucht es einen solchen Impuls, um dem Leben nach Arbeitslosigkeit und Abstieg eine andere Richtung zu geben. Eine große Gefahr der jetzigen Pläne besteht darin, dass der Staat diese Menschen nicht mehr erreicht.



[/spoiler]



Titel: Re: über das System Hartz IV
Beitrag von: Onkel Tom am 18:48:40 Mo. 16.Mai 2022
Naja, ob man den Artikel als Propaganda bezeichnen sollte, bezweifel ich.

Ich habe mir heute die Anhörung im Sozialausschuss rein gezogen und es wurde ja im JC Recklinghausen
eine Mitarbeiter_innenbefragung durchgeführt, wo sich ca 79 % dafür ausgesprochen haben, Sanktionen
bei zu behalten.

Mein Bauchgefühl nach, wird sich die Regierung pur nach dem Urteil des BVG orientieren und ich dachte
zunächst, das dieses Sanktionsmoratorium schon seid 01.01.2022 in Kraft sei aber Irrtum. Nichtbefolgen
von Einladungen zum persönlichen Erscheinen = 10% Sanktion (Telefontermine davon freufreu ausgeschlossen)
oder die Verweigerung zur Annahme einer "Intregrationsmaßnahme" weiter wie bisher seid BVG zu 30%
sanktioniert wird..

Scheele, altes Haus und ehemaliger Ein-Euro-Job-Betreiber.. Hat wohl nicht so ganz geklappt, verschlossen
zu bleiben Nööch   ;D ;D ;D

Diese Ausschusssitzung (https://www.bundestag.de/arbeit#url=L2Rva3VtZW50ZS90ZXh0YXJjaGl2LzIwMjIva3cyMC1wYS1hcmJlaXQtc296aWFsZXMtaGFydHppdi04OTM2ODY=&mod=mod871500) (etwas runter scrollen..) dauert zwar 1,5h aber auch für unpolitische Elos interesannt,
da man sich im Anschluss keiner Illusion mehr hergeben muss, was die Presse so alles dazu (verzerrt) schreibt.

Jo, diese übereifrige Freude als Elo mal sorgenfrei Pause machen zu können lag nur daran, das die
Noppenkugel mitgespielt hat. Dubiose Ausscheibungen zu Psychoklapptus-Maßnahmen sind ja schon raus
und ich nehme an, das dieser Part künftig höher gefahren wird a la "Ganzheitliche Verfolgungsbetreuung".

Gut geschulter Elo dürfte dann wissen, das seine Unterschrift für die Elo-Industrie Gold wert ist und wenn es
kein Entrinnen geben sollte, sich damit befasst, Maßnahmentagebuch zu schreiben und nach der Zeit könnten
Dubiositäten Richtung NLP als wichtiger Grund zum frühzeitigem Austritt herangeführt werden.
(§ 65 SGB 1 Absatz 1 Satz 2 (https://www.gesetze-im-internet.de/sgb_1/__65.html))

Interesannt für Elos, die nur Pech in der Arbeitswelt haben und ansonsten im Kopf fit sind, wo kein "Bedarf"
nach Plüschologie und Hausbesuche festgestellt werden können, aber "erfunden" werden könnten.

Ja, diese scheiß Knete spielt ja immer die Hauptrolle, so viel "Betreuungsgsbedürftige" zu haben, wie es eben
geht.

Betreffende Mitarbeiter_innen der Jobcentren, die so reden, befürchten halt Machtverlust und ja, nach 15 Jahren
regiedes H4-Regime wird es wohl auch eine Zeit lang dauern, diesen "Ökonomiefaschismus" wieder aus den
Köpfen raus zu bekommen.

Was admin anspricht, kann ich mich auch noch blass dran erinnern und solch einem Projekt spricht meines
Erachten nichts dagegen, weil die derzeitige "Fallzahl" die sie haben, den gesetzlichen Ansprüchen nicht
gerecht werden kann, was ja auch der Vertreter des DGB andeutete.

Auf Entspannung zu setzen sehe ich anbei kein Grund.. Nun ist Elo gefragt, was daraus zu wuppen ist..  ;)
Titel: Re: über das System Hartz IV
Beitrag von: Frauenpower am 05:49:55 Di. 17.Mai 2022
Wie es laufen kann, sah man bei Inge Hannenann. Bleibt die Frage, was wäre, wenn sich mehr zusammentun.
Viele haben einfach die erzieherische Haltung abgespeichert, wer nicht spurt, muss bestraft werden. Außerdem hat ein ganzes Studium es nicht geschafft, eine andere Einstellung gewinnen zu lassen. Viele durchlaufen ja ein Studium der Universität der Agentur für Arbeit.
http://www.hdba.de/start

Und bitte, soll das ein Witz  sein, wenn es heißt im verlinkten Artikel "die PRAKTIKER der Jobcenter??? Schulabschluss und Studium oder Verwaltungsausbildung, Schreibtischarbeitsplatz für standardsierte Gesprächsverläufe . Quereinsteiger mag es vielleicht im Bereich Alg II geben.

Ich stehe vor einer Mauer aus Verwaltung. Die Sachbearbeitenden mauern. Was nicht im Computer steht, existiert nicht. Was in Facebook bei Kund_innen steht kann allerdings schon existieren.

Titel: Re: über das System Hartz IV
Beitrag von: Onkel Tom am 09:32:34 Di. 17.Mai 2022
Was lässt Du dich denn von einem Artikel, also Informationen aus dritter Hand, die auch
noch daran interresiert ist noch a bissel Blut und Riss in ihren Zeilen zu verbauen,
soo hochziehen ? Grünau, genau dass soll mit sowas erreicht werden..

Wenn was gegen H4 unternommen werden will, sind Emmotionen völlig fehl am Platz und ja,
die meisten Elos lassen sich durch Schmutzfingerblätter auch noch so konfuß machen, das sie
vom Gedanken, sich mit anderen zusammen zu tun, ab kommen.

Habe wahrhaftig kein Bock darauf, mich über jedes geschriebene Wort von Assi-Artikeln auf zu
regen, da ich meine Energie sinnvoller investieren möchte.

Nimm dir die 1,5h Zeit.. Es lohnt sich..  ;)
Titel: Re: über das System Hartz IV
Beitrag von: Nikita am 11:05:46 Mi. 18.Mai 2022
@admin
ZitatMan hat sich darauf eingeschossen, den Sachbearbeiter als Feind zu sehen und sich an ihm abzuarbeiten.

Das ist eine bequeme Falle. Das Feindbild gibt oberflächliche Motivation und gaukelt eine Einfachheit vor, die nicht da ist. Es hilft aber auch der Psyche, schwierige Situationen zu überstehen.
Titel: Re: über das System Hartz IV
Beitrag von: Frauenpower am 15:56:09 Mi. 18.Mai 2022
Ja, man sollte sich nicht auf den SB einschießen, aber es nicht menschenwürdig auf eine Mauer an Menschlichkeit zu prallen, wie es dem / der SB aufgetragen  ist sich zu verhalten.
Eine Leck-mich-am-Arsch-Freundlichkeit kann auch eine Alternative sein,da sie dem / der Elo am wenigsten schadet. Die Gesetzgebung muss geändert werden! Der / die SB ist ja nur Lakai_in des Gesetzes.
Titel: Re: über das System Hartz IV
Beitrag von: counselor am 16:19:31 Mi. 18.Mai 2022
ZitatDie Gesetzgebung muss geändert werden! 

Die Gesetzgebung wird nicht wesentlich geändert, weil die Kapitalverbände, insbesondere der BDI es nicht will. Daher ist es notwendig, die Machtstrukturen und letztlich das kapitalistische System infrage zu stellen, wenn man etwas an der Situation der Erwerbslosen ändern will.
Titel: Re: über das System Hartz IV
Beitrag von: Onkel Tom am 16:41:06 Mi. 18.Mai 2022
Die Gesetze werden gegenwärtig geändert.. 2005 passte der Kommentar von
counselor noch. Ist heute veraltet, weil kapitalistische Ziele via Hatz 4 weitgehend
erreicht wurden und nun das ganze ein neuen Deckmantel Namens Bürgergeld
bekommt.
Das Arbeitgebervertreter alte Scheiße beibehalten wollen, liegt auf der Hand
sprich wegen Gewinnmaximierung.

Das nicht besonders viel zu Gunsten für Elos herum kommen wird, liegt auch daran,
das Elos nicht auf die Straße gehen und Proteste machen.. Kein Wunder, das sich
anbei Politärsche im Glauben rühmen, das es den Elos doch ganz gut ergeht.
Das dem nicht so ist, ergab ja die 5000 Zuschriften an Tacheles, um das BVG
ein Eindruck darüber zu geben, was da wirklich los ist..

Elos müssen genau so auf dem Busch klopfen, wie Umweltaktivisten..Ist so.. ;)
Titel: Re: über das System Hartz IV
Beitrag von: Kuddel am 18:11:32 Mi. 18.Mai 2022
Zitat von: Onkel Tom am 16:41:06 Mi. 18.Mai 2022
Elos müssen genau so auf dem Busch klopfen, wie Umweltaktivisten..Ist so.. ;)

Wovon redest du?
Wo warst du seit 2005?
Elos sind nicht organisierbar. Da kann man 1000x wiederholen, daß sie doch kämpfen sollten und müßten. Sie werden sich nicht als Erwerbslose zusammentun.

Wenn man den staatlichen Terror gegen diejenigen, die sich nicht in der Ausbeutungsmühle befinden, wirksam bekämpfen will, muß man das in anderer Form und in anderen Konstallationen und Bündnissen versuchen.

Elos sind angreifbar und haben nach einiger Zeit eine angegriffene Psyche. Sie wollen unsichtbar bleiben und sich der ihnen feindlichen Welt entziehen. An ihnen gehen die gutgemeinten Aufrufe zum Kampf vorbei.
Titel: Re: über das System Hartz IV
Beitrag von: Onkel Tom am 10:05:25 Fr. 20.Mai 2022
Zitat von: Kuddel am 18:11:32 Mi. 18.Mai 2022
Zitat von: Onkel Tom am 16:41:06 Mi. 18.Mai 2022
Elos müssen genau so auf dem Busch klopfen, wie Umweltaktivisten..Ist so.. ;)

Wovon redest du?

Von Protest von Erwerbslosen..

Zitat
Wo warst du seit 2005?

Noch bei den Montagsdemonstranten dabei, umgestiegen zum Erwerbslosenforum-Eimsbüttel
und Aktionsbündis gegen Ein-Euro-Jobs. Ab 2006 bei ZAF-Jobmessen-Störaktionen.

Zitat
Elos sind nicht organisierbar. Da kann man 1000x wiederholen, daß sie doch kämpfen sollten und müßten. Sie werden sich nicht als Erwerbslose zusammentun.

Das sehe ich nicht so.. Wenn die Scham überwunden ist, das man auf staatliche Hilfen angewiesen
ist, könnte die Bereitschaft zu Protesten besser gehen. (Hartz 4 die rote Karte zeigen 2006 in Berlin..)

Zitat
Wenn man den staatlichen Terror gegen diejenigen, die sich nicht in der Ausbeutungsmühle befinden, wirksam bekämpfen will, muß man das in anderer Form und in anderen Konstallationen und Bündnissen versuchen.

Solidarische Bündnisse sind ein guter Ansatz dazu, darf von ratsuchenden Elos jedoch nicht als
sogenannter Dienstleistungsservice empfunden werden. Dies laugt Bündnisse auf Zeit aus.

Zitat
Elos sind angreifbar und haben nach einiger Zeit eine angegriffene Psyche. Sie wollen unsichtbar bleiben und sich der ihnen feindlichen Welt entziehen. An ihnen gehen die gutgemeinten Aufrufe zum Kampf vorbei.

Nicht alle..  ::)
Titel: Re: über das System Hartz IV
Beitrag von: Kuddel am 10:18:47 Fr. 20.Mai 2022
Zitat von: Onkel Tom am 10:05:25 Fr. 20.Mai 2022
Zitat von: Kuddel am 18:11:32 Mi. 18.Mai 2022
Zitat von: Onkel Tom am 16:41:06 Mi. 18.Mai 2022
Elos müssen genau so auf dem Busch klopfen, wie Umweltaktivisten..Ist so.. ;)

Wovon redest du?

Von Protest von Erwerbslosen..

Genau diesen Protest gibt es nicht.
Der Kampf gegen das System Hartz IV (auch unter dem Namen "Bürgergeld") ist jedoch wichtiger denn je.

Ich halte es für wichtig, das Scheitern der bisherigen Strategie und Kämpfe anzuerkennen, damit man überlegen kann, wie man erfolgreicher organisiert und kämpft.
Titel: Re: über das System Hartz IV
Beitrag von: Onkel Tom am 10:43:51 Fr. 20.Mai 2022
Und warum scheitern Anlaufversuche zum H4-Protest ?

Was führte anfänglich dazu, den H4-Widerstand zu schwächen und letztendlich zum
Erliegen zu bringen ?

Und was könnte die gegenwärtige Situation ändern ?
Titel: Re: über das System Hartz IV
Beitrag von: tleary am 05:42:01 Mo. 23.Mai 2022
https://www.katja-kipping.de/de/article/1177.aktuelle-studie-von-irene-becker-zum-existenzminimum.html

Zur Höhe von Hartz-IV: Das wären damals vor 6 Jahren schon 632 € gewesen. Mittlerweile wohl locker 700 € als menschenwürdiges Existenzminimum. Tatsächlich gerade mal 450 €. Naja, die Tafeln werden momentan ohnehin schon überrannt. Natürlich kommt von der Bundesregierung da wieder gleich die Forderung, ausgerechnet die menschenunwürdigen Tafeln besser zu unterstützen. Klar, ist ja auch um Milliarden billiger als den Hartz-IV-Satz um 250 € heraufzusetzen.

Titel: Re: über das System Hartz IV
Beitrag von: BGS am 06:16:13 Mo. 23.Mai 2022
Geld wäre locker mehr als genug da, s. a. geplante masslose Aufrüstung etc.

Es mangelt m. E. an Menschlichkeit und dem Willen Allen ihre Würde zuzugestehen.

MfG

BGS
Titel: Re: über das System Hartz IV
Beitrag von: dagobert am 10:26:58 Mo. 23.Mai 2022
Zitat von: tleary am 05:42:01 Mo. 23.Mai 2022
Zur Höhe von Hartz-IV: Das wären damals vor 6 Jahren schon 632 € gewesen. Mittlerweile wohl locker 700 € als menschenwürdiges Existenzminimum.
Die Linke hat für 2022 einen Regelbedarf von 687€ errechnet.
https://forum.chefduzen.de/index.php/topic,330965.msg374980.html#msg374980
Titel: Re: über das System Hartz IV
Beitrag von: tleary am 02:21:53 Di. 24.Mai 2022
Zitat von: Frauenpower am 05:49:55 Di. 17.Mai 2022
Wie es laufen kann, sah man bei Inge Hannenann. Bleibt die Frage, was wäre, wenn sich mehr zusammentun.
Du glaubst doch nicht im Ernst, dass sich eine erklekliche Anzahl dieser Vasallen je dafür ausspricht, ihr Machtinstrument schlechthin zur Gängelung und Gefügigmachung der ELO's freiwillig aus der Hand zu geben. Die hätten ja dann aus Sicht der Geschäftsführung der BA voll ihren Job verfehlt. Denn zum "Helfen" sind die ohnehin nicht da. Geht auch gar nicht, weil für Langzeitarbeitslose einfach kein Bedarf am Markt ist.
Titel: Re: über das System Hartz IV
Beitrag von: Kuddel am 12:28:35 Di. 24.Mai 2022
Du beweist mal wieder, daß du keine Ahnung von sozialen und politischen Kämpfen hast.
Leute, die einen bestimmten Job tun oder die einer politischen Strömung nachlaufen, sind nicht von Geburt an "Schergen", "Vasallen", "Faschos" oder sonstwie an eine bestimmte Ausrichtung und Funktion gebunden. Sie können ihre Meinung und ihr Verhalten ändern.

Genau das gilt es zu erreichen.

Die Soldaten, die noch mit Hurra für Kaiser und Vaterland in den 1. Weltkrieg gezogen sind, haben irgendwann die Rote Fahne gehißt und den Kaiser zum Teufel gejagt.

In der Iranischen Revolution haben die Soldaten ihre Befehle verweigert und nicht auf die demonstrierenden Menschen geschossen. Die Änderung des Bewußtseins und des Verhaltens ist der Schlüssel zu gesellschaftlichen Veränderungen.
Titel: Re: über das System Hartz IV
Beitrag von: Kuddel am 12:30:31 Di. 24.Mai 2022
Inge Hanneman schrieb: "Die Sanktionen für ein Jahr auszusetzen, ändert an dem Machtverhältnis zwischen JC u. Arbeitssuchenden noch nichts. Sie müssen dauerhaft ausgesetzt und Hartz IV nicht nur umbenannt, sondern das entstandene System der Demütigung grundlegend verändert werden."
Titel: Re: über das System Hartz IV
Beitrag von: Tiefrot am 23:46:58 Di. 24.Mai 2022
Ein zentraler Grund für H4, Sanktionen, etc. war die Verbilligung der Arbeit.
Ist es auch heute noch. Von Kapitalistenseite wird niemand dieses Instrument
aus der Hand geben. Und da der Staat, bzw. die Politische Ebene in allererster
Linie die Interessen des Kapitals unterstützt, brauchen "wir" von denen nichts erwarten.

Jedenfalls nicht ohne Druck.
Titel: Re: über das System Hartz IV
Beitrag von: Kuddel am 19:15:27 Sa. 04.Juni 2022
Hier ein paar Bilder was einem Alleinstehenden nach ALG2-Regelsatz täglich zusteht.


Nahrung und alkoholfreie Getränke: 5,19€
(https://abload.de/img/dsjm1.jpg) (https://abload.de/image.php?img=dsjm1.jpg)

Freizeit/Unterhaltung/Kultur: 1,46€
(https://abload.de/img/yxku4.jpg) (https://abload.de/image.php?img=yxku4.jpg)

Post/Telekommunikation: 1,34€
(https://abload.de/img/b6keq.jpg) (https://abload.de/image.php?img=b6keq.jpg)

Bekleidung/Schuhe: 1,24€
(https://abload.de/img/s4jq7.jpg) (https://abload.de/image.php?img=s4jq7.jpg)

Wohnen/Energie/Wohninstandhaltung: 1,27€
(https://abload.de/img/s0j1e.jpg) (https://abload.de/image.php?img=s0j1e.jpg)

Innenausstattung/Haushaltsgeräte und -gegenstände: 0,91€
(https://abload.de/img/zuk57.jpg) (https://abload.de/image.php?img=zuk57.jpg)

andere Waren/Dienstleistungen: 1,19€
(https://abload.de/img/y3k8o.jpg) (https://abload.de/image.php?img=y3k8o.jpg)

Verkehr: 1,34€
(https://abload.de/img/9jkxo.jpg) (https://abload.de/image.php?img=9jkxo.jpg)

Gesundheitspflege: 0,57€
(https://abload.de/img/lpkk5.jpg) (https://abload.de/image.php?img=lpkk5.jpg)

Beherbergungs- und Gaststättendienstleistungen: 0,39€
(https://abload.de/img/o0j1v.jpg) (https://abload.de/image.php?img=o0j1v.jpg)

Und der beste zum Schluss!
Bildung: 0,05€
(https://abload.de/img/m0k7z.jpg) (https://abload.de/image.php?img=m0k7z.jpg)
Titel: Re: über das System Hartz IV
Beitrag von: dagobert am 20:19:09 Sa. 04.Juni 2022
Zitat von: Kuddel am 19:15:27 Sa. 04.Juni 2022
Hier ein paar Bilder was einem Alleinstehenden nach ALG2-Regelsatz täglich zusteht.

...

Beherbergungs- und Gaststättendienstleistungen: 0,39€
(https://abload.de/img/o0j1v.jpg) (https://abload.de/image.php?img=o0j1v.jpg)
Wobei anzumerken ist, dass diese Position drastisch gekürzt wurde, da nach Ansicht der Bundesregierung nur der reine "Warenwert" regelbedarfsrelevant ist.
Wirklich mal ausgehen ist nicht vorgesehen.
Titel: Re: über das System Hartz IV
Beitrag von: Draisine am 14:17:18 So. 05.Juni 2022
Zitat von: dagobert am 20:19:09 Sa. 04.Juni 2022
Wirklich mal ausgehen ist nicht vorgesehen.

Dazu fehlt den meisten sowieso die Zeit. Jedenfalls denen, die erst einmal 16 Jahre zum Wäsche waschen mit der Hand verdonnert werden. Trotzdem..

ZitatDer Anwalt der Klägerin hielt die Regelungen für verfassungswidrig. Für ,,weiße Ware", also größere Haushaltsgeräte, seien im Regelsatz monatlich nur 1,60 Euro vorgesehen. Dann müsste sie 16 Jahre lang für eine neue Waschmaschine sparen. Das sei völlig unrealistisch.

Die ,,weiße Ware" sei ein unregelmäßiger Bedarf und hätte gar nicht im Regelsatz berücksichtigt werden dürfen. Auch ein Darlehen helfe nicht weiter, da auf diese Weise das soziokulturelle Existenzminimum unterschritten werde.

Es nutzte nichts. Denn:

ZitatDass die Betroffenen ,,eigenverantwortlich" aus ihrem Regelsatz ein Neugerät ansparen sollen, stelle kein Verstoß gegen Verfassungsrecht dar.Urteilte am Donnerstag, 19. Mai 2022, das Bundessozialgericht (BSG) in Kassel (Az.: B 8 SO 1/21 R).

Quelle: https://www.gegen-hartz.de/urteile/sozialhilfe-kein-anspruch-auf-eine-neue-waschmaschine-laut-urteil

Solche Urteile verdeutlichen mir einmal mehr -eine langfristige Eingliederung von ALG II Empfängern kann tatsächlich gar nicht beabsichtigt sein. Denn ansonsten gäbe es solche Urteile nicht. ALG II ist tatsächlich Selektion zugunsten von ALG I Empfängern, mindestens, nach meiner gefestigten Überzeugung. Und die Jobcenter Theaterbühnen, wo der ALG II Empfänger dann vom Staat open End zugewiesen wird. :Q

Und das ist nur die Sachlage bei Verschleiß. Es gibt dazu auch eine Anzahl Gerätschaften, die selbst bei Erstausstattung und auch generell verweigert werden, wie aus dem Link ersichtlich wird:

https://www.alg-i.de/wissenswertes/anspruch-unter-der-lupe-zahlt-das-jobcenter-einen-fernseher/

"Was gehört außerdem nicht zur Grundausstattung der Wohnung?
Wie das TV-Gerät sind auch Spielekonsolen und Computer ausgeschlossen."

"Extras, die der persönlichen Unterhaltung und dem Vergnügen dienen, sind keine Grundbedürfnisse, was zur Folge hat, dass Jobcenter hierfür kein Geld bereitstellen."

Insofern sollen dann wohl auch weiter Bewerbungen mit der Hand geschrieben werden? Denn mit PC würden das dann der Unterhaltung und dem Vergnügen dienen?

Mich beschleicht ein ungutes Gefühl. Entspringt die Konzeption von ALG II etwa nur der fixen Idee erzkatholischer Würdenträger? Ironie off...
Titel: Re: über das System Hartz IV
Beitrag von: Tiefrot am 01:03:53 Mo. 06.Juni 2022
ZitatEntspringt die Konzeption von ALG II etwa nur der fixen Idee erzkatholischer Würdenträger? Ironie off...
Mal ganz unironisch betrachtet, Nein.
Es geht vielmehr darum, in wie weit Menschen kapitalistisch verwertbar sind.
Und das ist  bei Alten, Kranken und Arbeitslosen, etc. nicht der Fall.
Aber verhungern lassen kann man sie auch (noch) nicht, also wird daran gearbeitet,
das "Problem" möglichst billig zu halten. Einen anderen Zweck hat Hartz IV nicht.

Mensch als Ware eben.  :Q
Titel: Re: über das System Hartz IV
Beitrag von: tleary am 06:06:07 Mo. 06.Juni 2022
Zitat von: Kuddel am 12:28:35 Di. 24.Mai 2022
Du beweist mal wieder, daß du keine Ahnung von sozialen und politischen Kämpfen hast.
Und du beweist, dass du einem völlig unrealistischen Wunschdenken nachgehst. Der gesunde Egoismus des Menschen wird nie dazu führen, für die Interessen anderer (der Arbeitslosen) die bequeme, finanziell gut ausgestaltete Existenz zu riskieren. Das kann auch von einem Arbeitsamtsberater (oder wie die heutzutage heißen) gar nicht erwartet werden. Die Befreiung von ihrer Unterdrückung - und das hat ja bekanntlich schon Marx konstatiert - können und sollen nur die direkt davon betroffenen, nämlich die Arbeitslosen leisten. Jede andere Hoffnung auf eine "Befreiung von oben", und dazu sind auch die Arbeitsamtsberater oder die von dir zitierten Soldaten im Iran zu sehen, kann und wird es niemals geben.

Zitat
Leute, die einen bestimmten Job tun oder die einer politischen Strömung nachlaufen, sind nicht von Geburt an "Schergen", "Vasallen", "Faschos" oder sonstwie an eine bestimmte Ausrichtung und Funktion gebunden. Sie können ihre Meinung und ihr Verhalten ändern.
Von Geburt an natürlich nicht. Aber per Auftrag vom Herrschaftssystem. Dafür werden sie bezahlt. Erfüllen sie diese Aufgabe nicht, werden sie wahlweise gerügt, abgemahnt, an eine andere unwichtigere Stelle zwangsversetzt oder eben als letzten Schritt... entlassen.
Es geht auch gar nicht darum, das ganze moralisch zu werten und diese Menschen irgendwie als "schlecht" hinzustellen, da gebe ich dir Recht. Sie haben vom System ganz einfach gewisse Vorschriften bei der Behandlung des nicht benötigten Teils der Arbeiterklasse zugewiesen bekommen, und an die haben sie sich zu halten. Tun sie das nicht, wegen irgendwelcher "Gewissensbisse", moralischer oder politischer Vorbehalte, werden sie von ihrer Funktion mittelfristig entfernt oder zumindest dazu gedrängt. Deine zitierte Hannemann ist dafür ja geradezu ein Paradebeispiel.
Im übrigen ist es so wie Tiefrot es sagt: Im Kapitalismus sind die Arbeitslosen ein zu viel an menschlicher Arbeitskraft, für die am Markt keine Nachfrage besteht. Diese würde nach den Regeln des Marktes vernichtet (durch Verhungern) werden. Da dies aus staatsrechtlichen Gründen in den industrialisierten Ländern (noch) nicht möglich ist, füttert man sie so mit so wenig Geld wie möglich durch.
Im Entwicklungsland Philippinen ist man da schon den nächsten Schritt gegangen, indem man diese "unnützen Esser", die sich dort ihren Lebensunterhalt nur noch auf staatlich nicht erlaubte Weise (Drogenhandel, Diebstahl etc.) verdienen können, sogar gezielt durch die Polizei und zivile Ordnungshüter ermordet.
Die Stellung der Arbeiterschaft durch "sich wehren", um ihre Lage zu verbessern, verschlechtert sich durch das stetig wachsende Überangebot an menschlicher Arbeitskraft bei 7 Mrd. Menschen dann auch quasi täglich. Man könnte nun natürlich vernünftigerweise die Arbeitsleistung pro Mensch der tatsächlich notwendigerweise zu produzierenden Güter aufteilen, wo dann wohl so etwas wie 2 bis 3 Stunden-Arbeitstag herauskommen würde.
Aber solange dieser Weltkapitalismus über so viele Gewaltmittel verfügt, um solche (Arbeiter-)Aufstände - die weltweit ohnehin schon seit Jahrzehnten so gut wie gar nicht mehr stattfinden - meist schon im Keim zu ersticken, ist das alles ins Reich der Fabel zu verweisen.

Also, ich sehe eigentlich nur noch den "Big Bang" auf uns zukommen. Irgendein großer (Atom-)Krieg, der dann alles beseitigt. Zugegeben, die schlechteste aller Lösungen. Aber *eventuell* kommt danach wirklich ein besseres, mehr an den echten Bedürfnissen der Menschen orientiertes Wirtschaftssystem nach. - Oder eben nichts mehr.

Man sieht das ja auch schon ganz deutlich am Horizont heraufziehen, dass die Konkurrenz der Staaten im Kapitalismus eine militärische Auseinandersetzung zur Folge haben wird. Wahlweise der westliche, die Weltwirtschaft momentan dominierende Block entweder mit Russland und/oder China den Kampf um die Vorherrschaft militärisch ausfechtet.
Titel: Re: über das System Hartz IV
Beitrag von: Draisine am 02:23:48 Fr. 17.Juni 2022
Aktuell ist nunmehr klar: Die 200 Euro "Einmalzahlung für den Monat Juli 2022" (§ 73 SGB II), die wird für ALG II Empfänger im Juli 2022 ausgezahlt.

ZitatZum Ausgleich der mit der COVID-19-Pandemie in Zusammenhang stehenden Mehraufwendungen sowie etwaig bestehender finanzieller Mehrbelastungen in Anbetracht aktueller Preissteigerungen erhalten

und

ZitatKinder, Jugendliche und junge Erwachsene die Arbeitslosengeld II, Sozialgeld oder Leistungen für Bildung und Teilhabe nach dem SGB II beziehen, erhalten ab Juli 2022 bis zur Einführung der Kindergrundsicherung einen monatlichen Sofortzuschlag in Höhe von 20,00 EUR


Quelle: Weisung -in Abstmmung mit dem BMAS

https://www.arbeitsagentur.de/datei/weisung-202206005_ba147518.pdf
Titel: Re: über das System Hartz IV
Beitrag von: Frauenpower am 12:59:19 So. 19.Juni 2022
Yeah!!!!! Jüppppieieieie!!!!! :) 😁
Titel: Re: über das System Hartz IV
Beitrag von: Onkel Tom am 18:50:12 So. 19.Juni 2022
Tropfen Wasser auf heißen Stein wie damals, als Corona ausbrach..  :-\
Titel: Re: über das System Hartz IV
Beitrag von: tleary am 05:33:23 Do. 23.Juni 2022
Zitat von: Frauenpower am 12:59:19 So. 19.Juni 2022
Yeah!!!!! Jüppppieieieie!!!!! :) 😁
Du bist immer für 'nen Lacher gut. Nehme an, das "Yippie" war ernst gemeint.
Titel: Re: über das System Hartz IV
Beitrag von: Kuddel am 16:36:52 Fr. 15.Juli 2022
ZitatDie Sozialverbände (...) plädierten aber für eine Anhebung um 230 Euro im Monat. Ein wirklich armutsfestes Bürgergeld müsse derzeit bei mindestens 678 Euro pro Monat liegen, erklärte der Paritätische Wohlfahrtsverband.
https://www.deutschlandfunk.de/fdp-lehnt-erhoehung-der-hartz-iv-saetze-ab-102.html
Titel: Re: über das System Hartz IV
Beitrag von: Frauenpower am 17:50:02 Fr. 15.Juli 2022
Zitat von: tleary am 05:33:23 Do. 23.Juni 2022
Zitat von: Frauenpower am 12:59:19 So. 19.Juni 2022
Yeah!!!!! Jüppppieieieie!!!!! :) 😁
Du bist immer für 'nen Lacher gut. Nehme an, das "Yippie" war ernst gemeint.

Ja
Titel: Re: über das System Hartz IV
Beitrag von: tleary am 17:00:15 Sa. 16.Juli 2022
Zitat von: Kuddel am 16:36:52 Fr. 15.Juli 2022
ZitatDie Sozialverbände (...) plädierten aber für eine Anhebung um 230 Euro im Monat. Ein wirklich armutsfestes Bürgergeld müsse derzeit bei mindestens 678 Euro pro Monat liegen, erklärte der Paritätische Wohlfahrtsverband.
https://www.deutschlandfunk.de/fdp-lehnt-erhoehung-der-hartz-iv-saetze-ab-102.html
Selbst diese Erhöhung um 230 € wird in einigen Monaten schon von der Realität eingeholt werden, und nicht mehr ausreichen. Nur so als Beispiel: 1 Liter Milch (also ein Grundnahrungsmittel, das eigentlich jeder Mensch braucht für seine Ernährung) war vor 2 Wochen beim Aldi noch für 84 Cent zu haben. Nun kostet der Liter 1,09 €. Macht eine Preiserhöhung von satten 30 % ! Und das war nur die Erhöhung innerhalb der letzten 4 Wochen. Es gab ja schon etwas geringere die Monate vorher. Milch war jetzt nur ein Beispiel. Ist bei mehr oder weniger allen Lebensmitteln ähnlich hoch.

Rechnet man 30 % auf den Hartz-IV-Satz, kommt man auf 135 €. Die jüngsten Preiserhöhungen sind in diesen geforderten Regelsatzerhöhungen noch gar nicht mit einberechnet. Somit müssten eigentlich 230 + 135 € = 395 € mehr gefordert werden.

449 € + 395 € = 844 € als Grundsicherung. So oder so ähnlich müssten die Forderungen der Sozialverbände auch lauten. Sind ohnehin keine echten Interessenvertreter der Arbeitslosen, sondern mehr oder weniger selbsternannte. Denn einen eigenen Interessenverband für Hartz-IV-Empfänger gibt's ja gar nicht.

Mein Vorschlag: Am besten gleich eine Verdoppelung des Hartz-IV-Satzes auf 900 €, dann werden wengistens die bis dahin erfolgten Preiserhöhungen bis zum Inkrafttreten noch einigermaßen abgefangen. - Und das ist kein Witz, sondern Ernst gemeint. Denn die absichtliche Verzögerungstaktik der Politik allein wenn es um Inflationsausgleichserhöhungen geht, ist ja ohnehin unterträglich.
Titel: Re: über das System Hartz IV
Beitrag von: BGS am 20:43:46 Di. 26.Juli 2022
Ich befürchte, dass es im System Hartz IV gewollt ist, Menschen zu erniedrigen, kleinzumachen, Ihre Grundrechte einzuschränken und sie regelrecht fertig zu machen bei mehrjährigem Bezug.

Es ist ein Unding, dass durch Hartz IV Millionen Leute aussortiert und letztendlich ihrer Würde beraubt werden!

Einen eigenen Interessenverband für Hartz-IV-Empfänger gibt es bis heute nicht, da den Betroffenen quasi die Möglichkeit genommen ist, den ständigen Zumutungen der ARGEN zu entkommen und den Kopf frei zu bekommen von den täglichen Sorgen.

Die vielen gewählten Politiker, welche das System Hartz IV immer noch stützen und erhalten wollen sind Unmenschen.

MfG

BGS
Titel: Re: über das System Hartz IV
Beitrag von: Frauenpower am 10:14:00 Mo. 01.August 2022
https://die-linke-konstanz.de/2022/05/30/moderne-zeiten-ii-stigmatisierung-erpressung-disziplinierung-die-andere-seite-der-sozialen-haengematte/

"Stigmatisierung, Erpresung, Disziplinierung - die andere Seite der sozialen Hängematte"
Titel: Re: über das System Hartz IV
Beitrag von: Kuddel am 12:24:10 Mo. 01.August 2022
Heute tritt Andrea Nahles ihr neues Amt als Leiterin der Bundesanstalt für Arbeit an.
Titel: Re: über das System Hartz IV
Beitrag von: Frauenpower am 13:08:54 Mo. 01.August 2022
Oh, das ging ja völlig an mir vorbei :o
Auf was müssen wir uns da jetzt einstellen??
https://youtu.be/N_N8Mf0ARO8
Titel: Re: über das System Hartz IV
Beitrag von: Onkel Tom am 08:16:12 Di. 02.August 2022
Scheele war schon echt gruselig und bei Nahles mache ich mir keine Hoffnungen,
das es mit dem Mobcenter humaner wird. Der Harzer Käse bekommt nur eine neue
Verpackung und ja einen neuen Namen und alles kann wieder von vorn versaubeutelt
und verschärft werden.
Titel: Aw: über das System Hartz IV
Beitrag von: Frauenpower am 12:12:54 Mo. 29.August 2022
Ne, nicht wirklich. Manches akzeptiert Nahles, aber in einem Radio - Interview schnappte ich auf, dass sie weiterhin für die Mitwirkungspflicht sei.

Die Linke fordert sofort 200 Euro mehr für H4 Beziehenden.
https://www.hartziv.org/news/20220627-649-euro-die-linke-fordert-umgehend-200-euro-mehr-hartz-iv/

Die Inflation bedeutet 6 Tag kein Essen im H Bezug.
https://www.hartziv.org/news/20220803-sechs-tage-hungern-dank-hartz-iv-und-inflation/


Armutsbericht 2021:
https://www.hartziv.org/news/20220630-166-prozent-armutsquote-noetig-waeren-sofort-200-euro-mehr-hartz-iv/

Außerdem muss jede, r Langzeitarbeitslose sofort eine Umschulung bzw Berufssusbildung und Qualifizierung beginner können, wenn das vom Elo gewünscht ist. Sofort!
Auch Studium für Langzeitarbeitslose ohne Abi oder sonstigen zig Zugangsvoraussetzungen muss möglich werden!

Arbeitslose können Fachkräfte werden!
https://jessica-tatti.de/aus-arbeitslosen-koennen-fachkraefte-werden

Und die entmenschte  Vorgehensweise im  Jobcenter muss sofort beendet werden!
Titel: Aw: über das System Hartz IV
Beitrag von: Onkel Tom am 16:18:08 Mo. 29.August 2022
Wiso sollte Nahles humaner werden, wenn sie damals schon die
Leiharbeitnehmerschaft mit dem Arbeitnehmerüberlassungsgesetz.
ums Eck herum, übers Ohr gehauen hat ?

Ohne dem könnte möglicherweise die Forderung nach Equal Pay
schon beschlossen sein.

Es ist ja wieder das Thema Geld im Vordergrund, benachteiligende
Zustände zu beschließen. Wird bei Erwerbslosen wohl auch nicht
besser sein..
Titel: Aw: über das System Hartz IV
Beitrag von: Draisine am 16:29:18 Mo. 29.August 2022
Frau Nahles hatte schon damals auch Regelungen gegen Langzeitarbeitslose massiv verschärft:

https://nrw.verdi.de/themen/erwerbslose/++co++f15c4a54-08a5-11e6-ac97-52540059119e

Das wirkt bis heute ätzend nach. Die Frau war und ist vollkommen ungeeignet.Nach meiner Meinung.
Titel: Aw: über das System Hartz IV
Beitrag von: Kuddel am 16:55:19 Mo. 29.August 2022
Die Frau arbeitet im Auftrag der Wirtschaft und macht dabei einen guten Job.
Titel: Aw: über das System Hartz IV
Beitrag von: Draisine am 17:26:25 Mo. 29.August 2022
Die "Folgen" werden wir -hoffentlich -weiterhin und verstärkt sehen.:

https://janson-karikatur.de/wp-content/uploads/2018/02/Deutschlandtrend-18-02-16-rgb.jpg

Wenn sie das Heer der über 5 Millionen Arbeitslosen "übersieht" oder  blindem Aktionismus unterzieht.

Nahles und die "Wirtschaft":
https://janson-karikatur.de/wp-content/uploads/2022/08/Cannabis-Legalisierung-22-08-18-rgb-scaled.jpg
Titel: Aw: über das System Hartz IV
Beitrag von: Kuddel am 09:56:27 Di. 27.Dezember 2022
Endlich mal Zahlen:

ZitatMarko Raimund ist Fitnesstrainer, Vater - und lebt seit acht Jahren unter dem Existenzminimum. Warum er und mehr als zwei Millionen andere Menschen auf staatliche Unterstützung verzichten.
https://www.sueddeutsche.de/politik/hartz-iv-grundsicherung-verzicht-1.5720953?reduced=true

Es sind also mehr als 2 Millionen Menschen, die auf Geld verzichten, das ihnen zusteht. So stark ist die Angst, dem Staat oder der Gesellschaft "auf der Tasche zu liegen".
Titel: Aw: über das System Hartz IV
Beitrag von: Onkel Tom am 16:06:38 Di. 27.Dezember 2022
Paywall  :(

Ich glaube nicht, das es nur am Stolz von Lohnerwerbsabhängigen liegt.

Erinnerungen mit Frischerwerbslosen sprechen oft die Sprache
"Was bilden die sich vom Jobcenter blos ein ? Ich lasse mich doch nicht
wie ein Kleinkind behandeln und drangsalieren !!"

Vermutlich macht es die Hälfte aus, die ALG-2 beziehen würden aber
verzichten, weil sie kein Bock auf diffamierende Behandlung haben.
Dieser Anteil wird wohl steigen, wenn es künftig mehr Wohngeld gibt.
Titel: Aw: über das System Hartz IV
Beitrag von: Nikita am 21:55:19 Di. 27.Dezember 2022
Fullquote-Paywall-befreit:

Sozialstaat:
Hartz IV? - "Dafür bin ich zu stolz"

27. Dezember 2022, 3:33

Marko Raimund ist Fitnesstrainer, Vater - und lebt seit acht Jahren unter dem Existenzminimum. Warum er und mehr als zwei Millionen andere Menschen auf staatliche Unterstützung verzichten.

Von Roland Preuß, Berlin

Wie ist das, wenn man acht Jahre lang unter Hartz-IV-Niveau lebt, unter dem offiziellen Existenzminimum? "Irgendwie bekommt man es immer hin", sagt Marko Raimund. Sogar ein bisschen Auszeit. "Für den Urlaub fahr' ich zu einem Kumpel, der irgendwo ein Haus draußen hat. Das geht schon, wenn man Kumpels hat." Aber Mallorca sei natürlich nicht drin.

Dass bei Marko Raimund nur wenig drin ist, hat auch damit zu tun, dass er keine Grundsicherung vom Jobcenter bezieht, obwohl er sie bekommen könnte. Jeder, der weniger zum Leben hat als die Höhe der Grundsicherung, besser bekannt als Hartz IV, hat grundsätzlich ein Recht auf staatliche Unterstützung. Diesen Herbst wurde hitzig darüber diskutiert, ob viele Menschen Grundsicherung bekommen - und vom neuen Jahr an Bürgergeld -, die es eigentlich nicht nötig haben. Weil sie Zigtausende Euro auf dem Konto liegen haben. Oder weil sie in einer großen Wohnung leben und trotzdem Bürgergeld erhalten werden. Und sich dann auf Staatskosten dem Müßiggang hingeben könnten.

Viel häufiger aber sind die Fälle, in denen Menschen auf Hartz-IV-Leistungen verzichten, obwohl sie Geld vom Staat erhalten könnten. "Studien kommen zu dem Ergebnis, dass etwa 35 bis 40 Prozent der anspruchsberechtigten Menschen ihr Recht auf Grundsicherung nicht in Anspruch nehmen", sagt Kerstin Bruckmeier. Sie forscht beim Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in Nürnberg zu Menschen in der Grundsicherung. Rechnet man dies um auf die offiziell 3,8 Millionen arbeitsfähigen Hartz-IV-Bezieher, so geht es um etwa 2,5 Millionen Menschen. Sozialverbände wie die Diakonie gehen sogar von noch mehr Menschen aus, die trotz Bedürftigkeit keine Stütze beantragen. Warum verzichten sie?

Man müsste sich vor dem Amt "nackig" machen. Das wollte er nicht
Marko Raimund heißt in Wirklichkeit anders, er fürchtet negative Folgen, wenn er seinen wahren Namen öffentlich macht. Der Berliner arbeitet als Trainer in einem Fitnessstudio, doch seine 1300 Euro netto im Monat reichen nicht. Er ist geschieden und muss für zwei Kinder Unterhalt zahlen, zwei Jahre lang hatte ihm das Jobcenter zusätzlich Geld bewilligt, bis 2014.

In jenem Jahr fängt seine Geschichte des Verzichts an, mit einem schönen Ereignis. Er wird noch mal Vater, zieht mit seiner neuen Partnerin zusammen. Für das Jobcenter lebt er jetzt in einer "Bedarfsgemeinschaft", also zusammen in einem Haushalt mit anderen. Und da zählt jedes Einkommen, auch das seiner Freundin, die in einem Gesundheitsberuf arbeitet. Das Jobcenter schickt einen Packen Formulare, damit es alles neu berechnen kann. Gut 1100 Euro Hartz IV würde die Familie derzeit bekommen, dazu die Miete - der Arbeitslohn würde zum Großteil abgezogen.

Raimund ist ein sportlicher Typ. Im Videotelefonat blickt einem ein trainierter 50-Jähriger mit grauem, vollem Haar und markanten Falten entgegen, bald setzt sich neugierig seine kleine Tochter dazu. Der Lohn seiner neuen Partnerin wäre mit einberechnet worden für den Unterhalt an seine älteren Kinder, sagt Raimund. "Meine Freundin sagte: Ich habe doch mit deinen Alimenten nichts zu tun! Sie wollte das nicht." Beide hätten sie sich vor dem Amt "nackig" machen müssen, um vielleicht 200 Euro im Monat mehr zu bekommen, sagt Raimund. "Dafür bin ich zu stolz." Die 200 Euro kann Raimund nur schätzen, er hat den Antrag nie gestellt.

"Es gibt eine ganze Reihe von Gründen, warum die Menschen auf Grundsicherung verzichten. Viele schämen sich, scheuen den Aufwand der Antragstellung oder sie beharren darauf, es trotz der schwierigen Lage selbst zu schaffen", sagt Kerstin Bruckmeier vom IAB. Andere möchten nicht, dass Angehörige oder Partner ihr Einkommen offenlegen müssen, so wie bei Marko Raimund.

Ein Teil der Berechtigten, die keinen Antrag stellen, wisse schlicht nicht, dass sie ein Recht auf Grundsicherung haben, sagt Bruckmeier. Etwa Studierende, die nach dem Abschluss noch keine Stelle gefunden haben, dann aber nicht beim Jobcenter anklopfen, sondern lieber bei den Eltern, um den Engpass zu überbrücken. "In den meisten Fällen geht es um Menschen, die nur geringe Ansprüche auf Unterstützung haben." Zum Beispiel, weil sie in Teilzeit arbeiten. Bei denen sich also die Frage stellt: Lohnt sich der Aufwand? Und lohnt sich das Risiko, dann von Freunden oder Verwandten als "Hartzer" aufgezogen zu werden?

Bei Marko Raimund ist diese Angst greifbar. Als er sich auf eine Anfrage bei der Diakonie hin meldet, verwendet er von Anfang an einen anderen Namen und möchte seinen wahren nicht nennen. Zu groß scheint ihm die Gefahr, dass ihm das in seinem Beruf schaden könnte. Ein Fitnesstrainer, der als Bedürftiger dasteht? Das möchte der Berliner unbedingt vermeiden. Selbst zu einem Videotelefonat lässt sich Raimund erst nach einer Diskussion ein. So wird er sichtbar, und man könnte seine wahre Identität leichter herausfinden.

"Die haben eine riesige Angst, dass es bald die ganze Stadt weiß."
Auf dem Land oder in kleineren Städten fürchteten sich die Menschen noch mehr vor dem Outing als Sozialfall als in Metropolen wie Berlin, sagt Michael David, Sozialexperte bei der Diakonie Deutschland. "Die haben eine riesige Angst, dass es bald die ganze Stadt weiß." Seiner Erfahrung nach gibt es auch Leute, die die Möglichkeit sozialer Unterstützung vom Staat bewusst ausblenden; selbst wenn es nur darum geht, dass das Jobcenter den Arbeitslohn aufstockt. "Die reden gar nicht darüber, weil es für sie sehr kränkend wäre, auf Hilfe angewiesen zu sein."

Für Marko Raimund böte der 1. Januar einen Anlass, noch mal mit seiner Freundin zu reden. Denn dann muss er deutlich mehr Unterhalt zahlen für seine Söhne. Es wird finanziell noch knapper. Aber, so lässt er durchblicken, er möchte sich darüber nicht streiten. "Ich habe es aufgegeben, Sozialleistungen zu beantragen. Ich will das nicht weiter diskutieren, ich werde eher noch eine zusätzliche Schicht im Fitnessstudio einlegen."

Es wird schon gehen, so wie bisher auch - und durch den gemeinsamen Haushalt spare man ja auch Geld, sagt er. Fürs Alter kann Raimund allerdings nichts zurücklegen. "Ich habe eine Lebensversicherung, aber das sind nur ein paar Groschen", sagt Raimund. In die Rentenversicherung zahlt er nichts ein, er arbeitet nicht als Angestellter, sondern als Selbständiger auf Honorarbasis. Gut möglich, dass er später, im Rentenalter, auf Grundsicherung im Alter angewiesen ist, das Hartz IV für Senioren. Dafür muss man einen Antrag stellen. Und das Sozialamt prüft dann, ob man Vermögen hat oder weitere Einkommensquellen wie Mieteinnahmen. Und es prüft, was die Partnerin verdient.

Zitat von: Kuddel am 09:56:27 Di. 27.Dezember 2022Endlich mal Zahlen:

ZitatMarko Raimund ist Fitnesstrainer, Vater - und lebt seit acht Jahren unter dem Existenzminimum. Warum er und mehr als zwei Millionen andere Menschen auf staatliche Unterstützung verzichten.
https://www.sueddeutsche.de/politik/hartz-iv-grundsicherung-verzicht-1.5720953?reduced=true

Es sind also mehr als 2 Millionen Menschen, die auf Geld verzichten, das ihnen zusteht. So stark ist die Angst, dem Staat oder der Gesellschaft "auf der Tasche zu liegen".
Titel: Aw: über das System Hartz IV
Beitrag von: dagobert am 22:36:04 Di. 27.Dezember 2022
Zitat von: Kuddel am 09:56:27 Di. 27.Dezember 2022Endlich mal Zahlen:
ZitatMehr als jeder Dritte verzichtet auf Hartz IV
https://forum.chefduzen.de/index.php?msg=290964

Zitat5 Millionen beantragen kein Hartz IV
https://forum.chefduzen.de/index.php?msg=322744

Zitat von: dagobertAndersrum gerechnet:
Würde wirklich jeder seinen Anspruch geltend machen, wäre die Zahl der Leistungsbezieher um mindestens (!) die Hälfte höher.
https://forum.chefduzen.de/index.php?msg=334771

ZitatViel mehr Kinder von Armut betroffen als offiziell bekannt
https://forum.chefduzen.de/index.php?msg=340537
Titel: Aw: über das System Hartz IV
Beitrag von: Onkel Tom am 17:15:54 Mi. 28.Dezember 2022
@Nikita, vielen Dank. ;)

Da lag mein Bauchgefühl ja schon nah drann. Das mit "dem nackig machen",
hatte ich nicht daran gedacht aber verständlich, das viele diese
Prozedur nicht mitmachen wollen.
Titel: Aw: über das System Hartz IV
Beitrag von: Fritz Linow am 17:14:33 Sa. 25.Februar 2023
(https://abload.de/img/jc_ki9ye1j.png) (https://abload.de/image.php?img=jc_ki9ye1j.png)
Kieler Express, 25.2.23
Titel: Aw: über das System Hartz IV
Beitrag von: Onkel Tom am 12:38:18 So. 26.Februar 2023
Ohje, den Elos Zukunft durch KI bestimmen, dirigieren ?
Anbei auf Wissensschatz von Pädagogik und Plüschologie zurück zu greifen,
hat doch schon auf der Analogebene schlecht gefunzt.
Es wird dann immer wie Gaier auf "Softskills" gelauert und KI müsste ja
dann zum Ergebnis kommen "Lerne xy und Du wirst deines Arbeitsleben glücklich"

Dem Team müsste man den Stecker ziehen, wie eine automatisierte Überwachung und
Analyse des Menschen ermöglichen. "DTP kann ja noch viel mehr.." Kotzeimer.
Titel: Aw: über das System Hartz IV
Beitrag von: Tiefrot am 13:18:54 So. 26.Februar 2023
Ich weiss grade nicht, wer den Song gebracht hat, aber sucht mal nach Computer N°9.
Der Text beschreibt ausnehmend gut, was von KI zu erwarten ist.

So viel sei gesagt, uns wird diese Technikgläubigkeit noch schwer im Magen liegen.  >:(
Titel: Aw: über das System Hartz IV
Beitrag von: Kuddel am 19:44:39 So. 26.Februar 2023
ZitatLeben in Armut
»Sie wurden vom Asozialamt in den Tod getrieben«

Über die Folgen der Hartz-IV-Politik, die sich mit dem Bürgergeld nicht geändert hat.


(https://abload.de/img/177850y7fen.jpg) (https://abload.de/image.php?img=177850y7fen.jpg)
Gedenken an die »Opfer der Agenda 2010« auf dem Leopoldplatz in Berlin-Wedding
https://www.jungewelt.de/artikel/445685.html